09.09.2024 bis 27.09.2024 2024 September – Frankreich, Bretagne
2024 Mai – Schweden und Norwegen bis zum Vestkapp
2024 Mai – Schweden und Norwegen bis zum Vestkapp
04.05.2024 bis 22.05.2024
Die Bilder folgen noch ! Versprochen 🙂
Tag 1 – Samstag, 4. Mai 2024
Abfahrt: 11.25 Uhr
Tachostand: 47.860 km
Reichweite: 1109 km
Gas: voll
Tank: voll
Strom: 96 Prozent
Es geht wieder los. Nachdem der Frühling viel zu lange eher ein schmuddeliger Herbst gewesen war und kaum zu Kurzausflügen am Wochenende eingeladen hatte, ist es in diesem Jahr tatsächlich das erste Mal, dass wir den T-Rex von der Leine lassen. Umso mehr kribbelt es uns schon in den Fingern (nee, eigentlich überall), endlich wieder losfahren zu können. Die beiden Weißstörche, die am Autobahnkreuz Oldenburg-Nord zufällig genau über uns kreisen, deuten wir als Winke-Winke-Abschiedskommitee. Mit solchen Begegnungen kann es gerne weitergehen… Bis zum Fahrertausch schaffen wir es in einem Rutsch und ohne größere Staus bis nach Flensburg. Auf dem (für Womos etwas kleinteilig aufgebauten) Parkplatz des Förde-Parks legen wir den dazugehörigen Zwischenstopp ein. Ein Einkauf mit ergänzenden Lebensmitteln ist auch noch drin, dann geht es wieder auf die Bahn – Kurs Dänemark und Brücken-Hopping nach Schweden. Die Strategie des strammen Fahrens zum Start geht auf: Gegen 21.15 Uhr rollen wir auf unseren ersten Übernachtungsplatz nahe Helsingborg, direkt am Öresund mit Blick auf das Hamlet-Schloss im dänischen Helsingør (wenn es denn heute nicht so diesig wäre). Hier waren wir vor zwei Jahren schon mal. Und wir sind offenbar nicht die einzigen, die diese kleine Randparkplatz-Perle von Laröd für sich entdeckt haben. Aber am Södra Kustvägen ist genug Ausweichplatz, um sich nicht gegenseitig auf die Pelle zu rücken. Auch ein paar junge einheimische Feierbiester (es ist schließlich Samstagabend) bevölkern die Umgebung, vor allem den langen Badesteg, aber das geht ziemlich gesittet zu. Gegen 23 Uhr sind auch die letzten Pkw und Sonder-Schleichfahrzeuge (erkennbar am roten Heck-Dreieck) verschwunden, und wir haben unsere Bratkartoffeln verdrückt. Noch einen Eintrag ins Fahrtenbuch, dann Abba-Musik an und Beine hoch. Angekommen im Urlaub!
Tag 2 – Sonntag, 5. Mai 2024
Abfahrt: 11.20 Uhr
Tachostand: 48.644 km
Reichweite: 728 km
Heut‘ ist Sonntag – heißt: Ausschlafen, Rührei-Frühstück, Spaziergang am Wasser. Und jetzt ist auch das Hamlet-Schloss zu sehen. Entspannte Wochenend-Ruhe mit Anglern, Picknickern, Nordic Walkern und Kurz-ins-Wasser-Springern (wohl noch etwas kalt, das nasse Verbindungsstück zur Ostsee). Irgendwann reißen wir uns los. Wir wollen ja noch weiter nordwärts bis nach Värmland. Knapp vier Stunden später steuern wir auf den Parkplatz bei der Dalaborg am Vänersee, um uns die Beine zu vertreten. Ein nettes Plätzchen haben wir da erwischt. Rabengekrächze begleitet uns auf dem Pfad zur einzigen Mittelalter-Burg von Dalsland (oder dem, was davon noch übrig ist), quer über eine ziemlich nette Picknick-Zone mit allem Drum und Dran (Tische, Bänke, Grillstellen und sogar noch einem Stapel Rest-Feuerholz). Gut eine Stunde vebringen wir hier mit traumhaftem Seeblick. Auf der Weiterfahrt kommen wir an einer supertollen Äggbod (Eierbude an einem Bauernhof) vorbei – Bråna Gårdsägg, geöffnet: täglich 6 bis 22 Uhr. Leider haben wir nicht genügend Schweden-Bares dabei, um eine ganze Eier-Palette (Mindestabnahme) mitreisen zu lassen und mit der Swish-App können wir mangels eines schwedischen Bankkontos auch nicht zahlen. Also bleibt es bei der reinen Besichtigung. Keine Dreiviertelstunde später sind wir zwar immer noch nicht in Värmland, stehen dafür aber am immer wieder schön anzusehenden Håverud Aquädukt. Die Kanalboot-Saison hat zwar noch nicht begonnen und das Infozentrum schon zu, dafür können wir in vollkommener Ruhe und Idylle auf dem Gelände herumspazieren. Zur Hochsaison dagegen stapeln sich hier die Bustour-Ladungen. Auf dem zentralen Sammelparkplatz von Håverud darf man allerdings nicht über Nacht stehen bleiben, deshalb parken wir noch mal um. Der Rastplatz „oben“ an der Brücke über dem Aquädukt sieht vielversprechend aus. Dort bekommen wir noch zwei-, dreimal Gesellschaft von kurz pausierenden Autofahrern (darunter ein lustiger Mann mit Rocker-Bart und Mini-Hund in einem Straßenschlitten im Style der California Highway Patrol), danach haben wir den Platz für uns. Perfekt! Später rauscht zwar strömender Regen heran, ansonsten aber ist es in der Nacht erstaunlich still am Aquäduktvägen.
Tag 3 – Montag, 6. Mai 2024
Abfahrt: 9.45 Uhr
Tachostand: 49.022 km
Reichweite: 280 km
Frühstück mit Aussicht hinunter aufs Aquädukt. Kann der Tag besser beginnen? Aber irgendwann ist auch mal aufgemampft. Und das nächste Ziel wartet schon: die Felsritzungen von Högsbyn am Råvarp-See, nur knapp 20 Minuten Autofahrt entfernt. Wir mäandern auf schmalen Wegen zum recht großzügigen Wanderparkplatz mit komfortablem Toilettenhaus und begeben uns auf den Erkundungspfad Richtung See. Die Felsritzungen am Wegesrand sind ohne großes Gekletter erreichbar und von Holzstegen flankiert, haben aber schon bessere Zeiten gesehen. Da müsste mal wieder jemand mit dem roten Farbtopf ‚ran, zum Auffrischen der kultischen Bronzezeit-Graffiti. Trotzdem ist das Ganze einen Ausflug wert. Infotafeln helfen Geschichtsinteressierten auf die Sprünge. Und die Lage am See ist einmalig. Noch schöner wäre es bei Sonnenschein, aber man kann nicht alles haben. Eine knappe Stunde später ist der T-Rex on the Road again. Kurs Nordwest – nach Baldersnäs Herrgård in Dals Långed. Das Herrenhaus im Norden von Dalsland ist zwar heute ein Hotel, doch im Park und Wäldchen drumherum dürfen sich auch Nicht-Hotelgäste tummeln. Hübsch hier und – da auch hier noch keine Saison ist – extrem ruhig. Heißt allerdings auch, dass die Kunsthandwerker-Lädchen und das Café noch verrammelt sind. Wir drehen dafür eine Runde übers Gelände, bewundern die alten Bäume und steigen zur Sjögrotta am See herab. Alles ein bisschen verwunschen. Auf dem großen Wanderparkplatz unten am See könnte man auch über Nacht stehen bleiben. Wir jedoch brechen nach anderthalb Stunden Spazier-Rast wieder auf. Doch ohne einen Abstecher nach Åmål wollen wir Dalsland nicht hinter uns lassen. Am Hafen gibt es einen offiziellen Bezahl-Stellplatz in Deluxe-Lage auf einer kleinen Landzunge, etwas versetzt daneben aber auch einen größeren Gemischt-Parkplatz für den Gratis-Zwischenstopp. Als besonderes I-Tüpfelchen findet sich genau dazwischen auch noch eine Ver- und Entsorgungsstation, die auch für Durchreisende kostenlos nutzbar ist – dem schwedischen Wohnmobilclub sei Dank. Wir schicken den T-Rex zum Wasserlassen und zur Kassetten-Entleerung,stellen ihn anschließend auf dem Langzeitparkplatz ab und spazieren in die süße kleine Altstadt. Zum Abschluss springen wir noch kurz in den zentralen ICA-Supermarkt und erjagen etwas Wiener Bröd für den Nachmittagstee. Der muss aber noch ein wenig warten. Zuerst wollen wir Karlstad und damit Värmland erreichen. Eine knappe Stunde später ist es so weit. Wir entern den großen, direkt am Vänersee gelegenen Parkplatz neben dem Stadtpark Mariebergsskogen. Da die sechs Stellflächen, die extra für Womos vorgesehen sind, bereits besetzt sind, stellen wir uns ans andere Ende, wo schon ein norwegisches Wohnmobil in einer Normalbucht (aber mit Platz für Überhang hinten) steht. Das können wir auch! Danach: erst mal eine Kumme Tee und das mitgebrachte Wiener Bröd auf den Tisch. Die eine Hälfte der Plunderteichen traditionell mit Vanilleklecks in der Mitte, die andere mal ganz experimentell mit Zitronenfluffcreme gefüllt. Boah! Lecker!!! Während wir so die Beine hochlegen, trudeln auf dem Parkplatz immer mehr Menschen mit Yogamatte ein. Da steht wohl ein Fitnesskurs im Park an. Richtig kombiniert! Yoga ist allerdings nicht angesagt. Stattdessen steht rustikales Treppenlaufen, Crunchen und Liegestützemachen an. Wir dagegen begnügen uns später mit einer abendlichen Spazierrunde durch den vorderen Teil des Parks. Es gibt einen Kiosk, der noch geöffnet hat, eine Badestelle sowie Cafés, Restaurant,Kinderzoo,Minigolfbahn und Naturum, die jetzt um 19 Uhr aber schon geschlossen sind. Also erkunden wir stattdessen die Stationen des kleinen Experimentiergartens und bewundern Springbrunnen und Skulpturen. Den Rest heben wir uns für den nächsten Morgen auf.
Tag 4 – Dienstag, 7. Mai 2024
Abfahrt: 12.29 Uhr
Tachostand: 49.165 km
Reichweite: 180 km
Gesagt – getan! Unser Morgenspaziergang in Mariebergsskogen führt uns als Erstes zu den Tieren von Lillskogen: Värmland-Schafe, Gotland-Kaninchen und andere regionale Viecher von der Kuh bis zum Pferd mampfen noch etwas verschlafen in ihren Gehegen. Dafür sind Eichelhäher, Eichhörnchen, Elster, Feldsperling, Meise und Kleiber, die in den Bäumen herumturnen, schon putzmunter. Ein paar historische Gebäude aus der Gegend bilden ein kleines Freilichtmuseum – darunter eine Sägemühle, die mal nicht mit Wasser-, sondern Windkraft funktioniert. Das Ganze ist eine Erfindung von der Halbinsel Värmlandsnäset, wo Wasserkraft rar war. So, jetzt aber erst mal zurück zum T-Rex, wo wir uns eine Kakaorunde zum Aufwärmen gönnen. War doch recht frisch gerade. Und außerdem müssen wir noch etwas Zeit überbrücken, denn das Naturum (so heißen in Schweden die Besucherzentren der Nationalparks) öffnet erst um 11 Uhr. Drinnen empfängt uns eine kleine interaktive Ausstellung über die värmländische Flora und Fauna auf zwei Etagen mit Panoramafenster-Blick hinaus auf die Seenlandschaft. Im dazugehörigen Café süppeln zwei ältere Damen die Tagessuppe zum reduzierten Seniorenpreis. Wir dagegen suchen den Kinosaal im ersten Stock auf, wo uns ein 14-minütiger Film (auf Wunsch auch auf Englisch) auf eine Kurzreise durch die Natur der Region mitnimmt. Anschließend lockt noch ein Rundgang auf Stegen durch das umliegende Feuchtgebiet. Herrlich. Doch nun lockt die Kunst. Dazu satteln wir den T-Rex und lassen ihn Richtung Karlstad-Zentrum rollen. Hinter der Kunsthalle Sandgrund des Aquarellmalers Lars Lerin (Jahrgang 1954) dürfen auch Wohnmobile kostenlos parken, wenn man ein Ticket für die Ausstellung kauft: 100 kr pro Person/geöffnet Di bis So 11 bis 16 Uhr. Diese ist hauptsächlich den Werken Lerins gewidmet, der nicht nur einer der bekanntesten Aquarellisten Skandinaviens ist (wir wussten gar nicht, dass man sooo großformatig mit dieser Technik arbeiten kann), sondern auch höchst kreative Collagen geschaffen hat. Mit am besten gefallen uns seine Lofoten-Aquarelle und die selbstgemalte Bibliothek. Ein kleines Museumscafé mit lustiger Kaffeeservice-Sammlung gibt esv weiterzuziehen. Kurs: Arvika. Eine Stunde später sind wir an unserem nächsten Übernachtungsplatz angelangt: einer großen Wohnmobil-Parkfläche direkt am See (oder besser Bucht, denn der Kyrkviken ist mit dem Glafsfjord verbunden) – zwar ohne jegliche Ver- und Entsorgungsstation, dafür aber komplett gratis. Unter Norwegern aber offenbar längst kein Geheimtipp mehr, den Nummernschildern zufolge. Kaum haben wir Handbremse angezogen, kommt die Sonne heraus. Auf einmal sind es 15 Grad. Also: Stühle raus! Wir chillen und lesen, ein Haubentaucher taucht, die Spatzen werden vorwitziger, bis uns die aufziehenden Wolken zurück ins Womo treiben. Nach dem vorgezogenen Pfannkuchen-Abendbrot ist ein Verdauungsspaziergang fällig. Die Innenstadt ist nicht weit entfernt. Wir stellen fest: Arvika ist ein nettes Städtchen mit überraschenden Läden, Skulpturen, Wandgemälden und etwas aus der Zeit gefallenen Konditoreien. Doch nun, huschhusch, zurück zum Womo. Das Abendprogramm wartet: Beim ersten ESC-Halbfinale in Malmö wollen wir wenigstens virtuell dabei sein.
Tag 5 – Mittwoch, 8. Mai 2024
Abfahrt: 10.55 Uhr
Tachostand: 49.243 km
Reichweite: 140 km
Blauer Himmel begrüßt uns zum Aufwachen. „Unser“ Museum öffnet aber erst um 11 Uhr. Wir können es also langsam angehen. Auch ein Morgenspaziergang am Kyrkviken und zur Street-Art am Wegesrand ist vorher noch drin. Dann wird es Zeit für die Drinnen-Kunst. Wir nehmen Kurs auf das Rackstad-Museum, das der gleichnamigen Künstlerkolonie gewidmet ist. Diese entstand zu ähnlicher Zeit (Anfang des 20. Jahrhunderts) und in ähnlicher Ausprägung wie die Künstlerkolonie in Worpswede im heimischen Norddeutschland. Das lässt auf spannende Vergleiche hoffen. Vorher müssen wir allerdings erst mal ordentlich mit dem T-Rex herumkreiseln, bis wir auf dem nur sehr punktuell womo-tauglichen Museumsparkplatz eine passende Lücke (mit hinten Überhang) finden. Denn ausgerechnet heute knöpft sich gerade das kommunale Grünpflege-Geschwader den Wald hinterm Museum vor und hat dort entsprechend schweres Gerät geparkt. Und ein paar Anwohner scheinen da auch über Nacht geparkt zu haben. Zum Glück,denn davon verschwinden jetzt einige mit dem Auto zur Arbeit oder sonst wohin. Im Museum (Kungsvägen 11, geöffnet: dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr, normaler Eintritt: 140 kr) führt uns ein netter Herr kurz und kompakt in die Entstehung und Geschichte der Rackstad-Kolonie ein. Wir erfahren: Das Ganze fing mal mit der Möbeltischlerei der Brüder Eriksson und speziell deren Stühlen an. Auch der jüngste Bruder Christian erlernte zunächst den Beruf des Möbeltischers, arbeitete einige Zeit in Hamburg, ging dann aber nach Paris und wurde erfolgreicher Bildhauer. Seine Rückkehr ins ländliche Schweden war weniger erfolgreich. Seine junge Frau, eine Pariserin, vermisste die Großstadt, und Arbeit gab es hier auch eher wenig. Also Umzug nach Stockholm, wo er als Professor lehren konnte. Als eine seiner Schülerinnen und ihr Mann, Maria und Gustaf Fjæstad, ganz im Geiste der aufkommenden Nationalromantik etwas Bezahlbares zum Leben und Arbeiten auf dem Land suchten, stellte Eriksson ihnen seine Künstlerbutze in Taserud bei Arvika zur Verfügung. Kostenlos! Die Geburtsstunde der Kolonie. Denn im Dunstkreis der Fjæstads siedelten sich weitere Künstler am nahen Racken-See an. Daher der Name Rackstad übrigens. Das Museum selbst ist schön luftig aufgebaut und gibt einen guten Überblick über die Vielfalt dieser schwedischen Arts-und-Crafts-Bewegung. Die besagte Künstlerbutze Oppstuhage wiederum ist eigentlich nur an besonderen Tagen im Sommer geöffnet. Doch wir haben Glück. Weil die ehrenamtliche Oppstuhage-Spezialistin gerade sowieso dort zu tun hat, dürfen wir mit hinein – und bekommen noch eine supertolle Führung dazu. Hatten wir gar nicht erwartet. So aber lassen uns die Infos über das Atelier- und Wohnhaus Christian Erikssons gedanklich bis ins nordschwedische Kiruna reisen. Wo wir ja auch schon zweimal mit dem Womo Stippvisite gemacht haben. Jetzt werden die Fäden zusammengeführt, denn die Außenskulpturen der großen Holzkirche von Kiruna stammen aus Erikssons Bildhauerwerkstatt. Nun muss aber ja gerade die komplette Stadt wegen des Erzabbaus drei Kilometer nach Osten „verschoben“ werden, also auch die 1903-1912 erbaute Kirche. Die soll tatsächlich im Ganzen wandern – im Sommer 2025 soll es losgehen. Dafür müssen die Figuren besonders präpariert und gesichert werden. Und das ist unerwartet extraknifflig geworden, weil man festgestellt hat, dass es am neuen Standort im Schnitt einige Grad kälter ist. Verrückt aber wahr. Danach dürfen wir uns auch noch in Ruhe in den anderen Räumen umschauen. Echt toll, diese Museumscrew. Und Feuer und Flamme für ihre Aufgabe. Trotzdem müssen wir uns jetzt langsam mal losreißen. Der T-Rex braucht Bewegung, vor allem aber erstmal neuen Treibstoff. So präpariert, sausen wir in Richtung Fryken-See, um bei Selma Lagerlöf vorbeizuschauen. In Östra Ämtervik steuern wir den kleinen Friedhof mit dem schmucklos-wuchtigen Familiengrab der Literaturnobelpreisträgerin an, spazieren zwischen uralten Grabkreuzen umher, die schon Flechten angesetzt haben, und machen dann noch eine Kurve an der Selma-Lagerlöf-Büste vorbei zur Kirche. Drinnen kann man Knöpfchen drücken und sich unter anderem auch auf Deutsch etwas zur Geschichte und Ausstattung von Östra Ämterviks Kyrka erzählen lassen. Eine Besonderheit ist der Koffer von Paul Gustaf Andreios Lidback (1778-1857), dem Vorbild für den Onkel Eberhard in Selma Lagerlöfs „Gösta Berlings Saga“. In dem Koffer liegen Ridbacks Bibelübersetzung und weitere Manuskripte, die laut seinem Testament erst im Jahr 1900 geöffnet werden sollten, wenn die Welt bereit ist für seine Gedanken. Hat man dann auch, aber gleich wieder zugemacht. Herr Ridback war wohl doch zu fortschrittlich. Jetzt haben wir Hunger. Also ein Stückchen zurück nach Sunne. Der Imbiss Nya Sunnegrillen zwischen Sundsbron und Strandvägen hat nicht nur einen geräumigen Parkplatz vor der Tür, sondern auch einen leckeren Köttbullar- und einen ebensolchen Hamburger-Teller für uns im Angebot. Dann fordert der T-Rex unsere Aufmerksamkeit. Weil der Gratis-Womo-Stellplatz von Sunne keine Ver- und Entsorgung hat, steuern wir nordwärts zum Rastplatz Tossebergsklätten, der mit einem Klohäuschen im Blockhütten-Style inklusive Latrintömning aufwartet samt Außengalerie und Blick auf den Fryken. Interessant gestaltet. Unser nächster Halt heißt Torsby, gewissermaßen letzter Außenposten Värmlands. Schnell noch eine Runde durch den Coop am Stadtrand, dann nehmen wir den örtlichen Womo-Stellplatz im Zentrum an den Bahngleisen (zweckmäßig mit Grauwasser-Entleerung) in Beschlag. Zur besten Teezeit. Bedeutet: Kluntje in die Tasse, das frisch erworbene Plundergebäck auf den Tisch und – geniiießen. Und weil das Wetter draußen gerade ungemütlich wird, schenken wir uns diesmal die Abendspazierrunde.
Tag 6 – Donnerstag, 9. Mai 2024
Abfahrt: 11.55 Uhr
Tachostand:c49.374 km
Reichweite: 851 km
Heute ist Christi Himmelfahrt. Also starten wir in den Tag mit einem ordentlichen Feiertagsfrühstück mit Rührei und schwedischem Rundbrot. Im Anschluss lassen wir einen Morgenspaziergang durchs diesige Torsby folgen. Durch die von Läden gesäumte Hauptstraße geht es – vorbei am saisonal noch unbesetzten Turistbyrå (als Ersatz dient ein anderes Byrå, nämlich eine Kommode mit Prospekten drin) zum zentralen Platz mit Shabby-Geistervillen aus Holz und zum Park mit Automuseum und Musikbrücke (wer darüber läuft, löst einen Mechanismus aus und bekommt (in unserem Fall zumindest) schwedischsprachige Countrymusik auf die Ohren. Witzig, und immer gibt es ein anderes Lied. Am späteren Vormittag sind wir zurück am Stellplatz und satteln den T-Rex für die Weiterfahrt. Die führt nun grob westwärts. Dabei passieren wir das Finnskogscentrum in Lekvattnet das aber leider erst im Juni öffnet. Doch auch von außen ist das Besucherzentrum und Museum zur Kultur und Geschichte der Waldfinnen, die im 17. Jahrhundert als Auswanderer die Gegend besiedelten. Seither heißt das Gebiet im schwedisch-norwegischen Grenzgebiet Finnskogen (Finnenwald). Hier soll es auch Wölfe und Bären geben. Doch die halten sich bei unserer Passage vornehm zürück. Gegen 13.30 Uhr treffen nach einigen Irrwegen wegen Baustellen und Sperrungen an der Festung von Kongsvinger ein. Wir parken auf dem Parkplatz am Museum und spazieren durchs Festungstor mitten hinein in die sternförmige Anlage von 1681, von deren Wall aus man einen schönen Blick auf den Fluss Glomma hat. Eine Stunde später schicken wir den T-Rex wieder auf die Bahn, legen aber in Skarnes noch einen Wassertankstopp an der K-Circle-Tanke ein (den Schlüssel für den Gratis-Schluck gibt’s an der Kasse). Auf der Weiterfahrt gelingt immerhin ein halbguter Schnappschuss vom architektonisch kühn in die Landschaft hineingestellten Kunstmuseum Kistefos. Nach all der Kunst in den letzten Tagen auf schwedischer Seite lassen wir diesmal einen Besuch aus und steuern stattdessen direkt nach Hønefoss, wo der gleichnamige Wasserfall mitten durch die Stadt rauscht und poltert. Der heutige Feiertag beschert uns eine nahezu abgabefreie Übernachtung auf dem zentralen Womo-Parkplatz Tippen (Arnemannsveien 5, Hønefoss Bru 1b – zehn Abteile). Weil wir aber den Platz nicht schon um 7 Uhr am nächsten Morgen wieder räumen wollen, werfen wir 20 Kronen per Kreditkarte ein. Das verschafft uns Luft bis 8.10 Uhr. Doch nun wollen wir uns den Wasserfall aus der Nähe ansehen. Wir spazieren treppauf und treppab einmal fast ganz herum um das Wasserkraftpaket, das in seiner heutigen Form 1978 kraftwerkstechnisch gebändigt wurde. Am Storelva bewundern wir das lustige moderne Gebäude „Gledeshuset“ und die ebenfalls interessant-moderne Kirche im „Rücken“ des Womo-Parkplatzes. Es folgt eine Kurz-Inspektion des Service-Häuschens (Ver- und Entsorgung mit Grauwasser-Abfluss). Nach einem frühen Abendbrot mit Tim-und-Struppi-Marathon im Fernsehen ist noch eine Abendspazierrunde zum nahen Tufteparken (mit Draußen-Gym, Springbrunnen und Musikmuschel) drin und über den Friedhof an der Kirche, die wie ein frisch gelandetes Ufo aussieht. Auf einmal: aufgeregtes Möwen-Kraweel. Huch! Da brütet doch tatsächlich nur eine Armlänge entfernt eine knopfäugige Sturmmöwe auf einem mit Efeu bewachsenen Grabstein! So, jetzt aber – huschhusch – ins Womo. Das zweite ESC-Halbfinale startet… muss einfach sein.
Tag 7 – Freitag, 10. Mai 2024
Abfahrt: 8.15 Uhr
Tachostand: 49.593 km
Reichweite: 731 km
Vor der Abfahrt gönnen wir dem T-Rex noch eine Ehrenrunde zum Service-Häuschen, dann huschen wir auf dem Riksvei 7 Richtung Gol. Fürs Frühstück krallen wir uns den Rastplatz Krøderfjorden (Ankunft: 8.58 Uhr). Dann geht es weiter nach Gol, wo wir erst unserem geliebten Biltema (mit Panorama-Blick zur Stabkirche im benachbarten Wikingerpark) und dann der Tanke einen Besuch abstatten. Auf dem Rv. 7 gondeln wir aus dem Hallingdal nun immer weiter aufwärts, erreichen über die Siedlung Haugastøl die schneebedeckte Hardangervidda (Europas größtes Hochgebirgsplateau), schrauben uns bis auf 1150 Meter Höhe über dem Meeresspiegel und hinterlassen einen kleinen T-Rex-Fußabdruck in Form unseres Aufklebers an der zentralen Infotafel inmitten der weißen Weiten. Gegen 15.30 Uhr nehmen wir den Abzweig von der 7 zum Fossli Hotel und parken den T-Rex auf dem nächsten größeren Karrée, um uns zu Fuß zu einem beeindruckenden Naturschauspiel aufzumachen, dem Vøringsfossen – Norwegens wohl bekanntestem Wasserfall (abgesehen von den Sieben Schwestern am Geirangerfjord). Die Fallhöhe ist mächtig: 183 Meter. Auf 145 Metern stürzt das Wasser im freien Fall herab. Von verschiedenen Aussichtsplattformen und einer freischwebenden Brücke kann man dem Spektakel nahekommen. Einfach toll! Zwei Stunden gehen herum wie nichts! Aber irgendwann wollen weiter, auch wenn man auf dem Platz über Nacht stehen bleiben könnte. Doch uns lockt das Hardangervidda Natursenter in Øvre Eidfjord. Da kommen wir zwar nicht mehr zur Öffnungszeit an, können uns aber schon mal gemütlich auf den Parkplatz stellen und das kulturhistorische Erlebniszentrum am nächsten Morgen entern. Ein erster Fotorundgang um das mal wieder höchst interessant gestaltete Gebäude ist aber noch drin.
Tag 8 – Samstag, 11. Mai 2024
Abfahrt: 12.05 Uhr
Tachostand: 49.841 km
Reichweite: 1564 km
Um 10 Uhr öffnet das Naturzentrum. Vorab drehen wir aber erst mal eine Runde durch den Touri-Shop gegenüber. Ansichtskarten und Briefmarken kaufen, auch wenn das Porto nach Europa sauteuer ist. Dafür dürfen wir noch von der frisch aufgeschnippelten Elch-Salami kosten. Statt der Wurst, die sehr lecker war, nehmen wir aber lieber einen Magneten für den Kühlschrank mit. Nun aber wirklich – hinein ins Hardangervidda-Infomuseum. Und das ist richtig schön kompakt über drei Ebenen aufgebaut. Ganz unten beginnt der Rundgang zum Thema Geologie, darüber folgen Flora, Fauna und Kultur und ganz oben kommt das Klima zum Zuge. Alles prima zum Selbstentdecken mit Texten auch auf Deutsch. Aber dank der prima Einführung von Museums-Saisonkraft Fatma aus Finnland an der Kasse fühlen wir uns noch einmal extragut präpariert. Fatma, die übrigens auch mal in Berlin studiert und einen Freund aus Oldenburg hatte (ha, die Welt ist klein!), startet dann auch noch für uns im Panorama-Kinosaal den superduper Drohnenfilm zum „Mitfliegen“ über die Hardangervidda. 25 Minuten purer Genuss. Einen zusätzlichen Kurzfilm zum Thema norwegische Kunst und Landschaft gibt es ein Stockwerk höher. Rund um informiert, traben wir zwei Stunden später zurück zum T-Rex, schreiben die erste Ansichtskarte und steuern dann den nächsten Ort auf der Route an: Eidfjord. Dass dieser Mini-Ort ein regelmäßiger Haltepunkt für Kreuzfahrtschiffe ist, merkt man an jeder Ecke – auch wenn gerade kein schwimmender Riese da ist. Tolle Fjord-Lage, alles super aufgeräumt und super ausgestattet, alle nötigen Läden und Cafés kompakt in der Nähe. Dazu das weltgrößte Turbinenrad (natürlich von Statkraft) zum Bestaunen. Und einen Briefkasten für unsere Ansichtskarte finden wir auch noch, direkt am Joker-Supermarkt, der gleichzeitig Poststelle ist. Weiter geht es nun nach Dale bzw. Dalekvam, wo uns das Strickpulli-Outletcenter und Museum von Dale of Norway (Sandlivegen 2) lockt. Eine Stunde lang stöbern wir durchs Sortiment, bewundern die ausgestellten Pullimodelle für die Olympischen Spiele und Skiweltmeisterschaften der letzten Jahrzehnte und versetzen uns in der ehemaligen Kantine in frühere Fabrikzeiten zurück. Den Weg, den wir danach einschlagen, müssen wir allerdings nachträglich auf die schwarze Liste setzen: die 569 über Mo i Modalen zur E39. Wir hatten überlegt,den „kleinen Preikestolen“(die Felsformation Slottet) zu erwandern. Nach rund einer Stunde Herzschlag-Fahrt auf überwiegend einspurigen Gebirgs- Serpentinen plus spontan auftauchendem Gegenverkehr (auch im Tunnel!) lassen wir das dann aber mal gepflegt sein. Auch wenn die Aussicht streckenweise grandios und Mo ein niedlicher Ort ist. Nur blöd, wenn man das eben nicht so recht genießen kann. Innerlich machen wir drei Kreuze, als die Straße wieder breiter wird. Gegen 16.30 Uhr lassen wir den T-Rex in Haugsvær auf den hübschen kleinen Picknick-Rastplatz neben dem Joker-Lebensmittelladen (wieder mit Briefkasten) austrullern. Der Laden hat zwar leider schon um 16 Uhr die Schotten dicht gemacht, aber der Briefkasten darf später unsere restlichen Ansichtskarten schlucken, die wir zum Tee am Picknicktisch schreiben – mit Aussicht hinunter auf den kleinen Ort am Fjord, einem Arm des Masfjords. Am Platz gibt es etwas weiter am Rand auch eine Tankstelle, einen lustigen Imbiss-Pavillon aus Holz, der aber gerade leer und zum Verkauf steht. Gleich mit drangeflanscht am Joker-Laden: Duschraum und Toiletten. Um die Ecke finden wir zudem einen Wasseranschluss und ein Holzhüttchen, vor dem man Grau- und Schwarzwasser loswerden kann. Und die Sat-Schüssel hat auch Empfang (heute ist das ESC-Finale). Perfekt!
Tag 9 – Sonntag, 12. Mai 2024
Abfahrt: 11.25 Uhr
Tachostand: 50.014 km
Reichweite: 674 km
Wenn der Platz schon all diese T-Rex-Annehmlichkeiten bietet, dann nutzen wir sie auch. So fit gemacht, trägt er uns fast in Nullkommanix zum Fähranleger am Sognefjord in Oppedal. Von dort wollen wir nach Lavik übersetzen. Auch hier spurt brav die Mautbox, die wir mit einem Extra-Vertrag für die westnorwegischen Fähren samt „aufgeladenem“ Mindestbetrag verknüpft haben. Heißt: Wir fahren aufs Schiff und später wieder hinunter, ohne uns um etwas Anderes kümmern zu müssen als um die Einwink-Signale der Decksleute. Gut 20 Minuten dauert die Mini-Kreuzfahrt. Von Lavik aus steuern wir über Førde nach Vassenden. Dort, am Westende des Jølstravatnet, schnappen wir uns etwa eine Stunde später den Rastplatz kurz hinter dem Abzweig zum Astruptunet – dem Künstlerhaus des Malers Nikolai Astrup (1880-1928), populär in Norwegen, kaum bekannt in Deutschland (trotz Ausstellung 2017 in der Emder Kunsthalle). Wir parken hinter einem ESC-Sieger-Camper (= aus der Schweiz) und entern das superschöne Picknick-Areal mit modernem Sprungbrett in den See und einem Astrup-Rahmen als Fotopoint mit Durchblick aufs Wasser und die schneebedeckten Gipfel am Horizont. Die Sonne scheint. Auf den Stufen der Holzterrasse am Ufer lässt es sich ein Stündchen aushalten. Dann wollen wir nachsehen, wie der Blick durch den Astrup-Rahmen am anderen Ende des Sees aussieht. Dazu legen wir in Skei einen weiteren Fotostopp ein. In der nahe gelegenen Circle-K-Tankstelle sacken wir noch Wiener Bröd zum Tee ein und machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Übernachtungsplatz: den Wanderparkplatz am Stardalselva. Dort empfängt uns Flussdelta-Feeling abseits der Europastraße 39, mit Bergen und Wasserfällchen drum herum und einer kleinen Flusskies-Insel vor unserer Nase. Während wir unsere wohlverdiente Teezeit abhalten, bekommen wir zum Schluss auch noch Besuch von neugierigen, durstigen Kühen. Von unserem Tee müssen aber nichts abgeben. Ist ja genug Wasser da.
Tag 10 – Montag, 13. Mai 2023
Abfahrt: 10.30 Uhr
Tachostand: 50.145 km
Reichweite: 801 km
So wie der Tag gestern geendet hat, beginnt er heute auch: mit Kuhglocken-Geläut. Nach einem zünftigen Frühstück geht es wieder auf Tour. Nach 20 Minuten Fahrt lockt uns aber schon ein erster Fotostopp. In Gloppen werfen wir einen gepflegten Blick auf das Utvikfjell. Fünf Minuten später wartet schon die nächste umwerfende Aussicht am Skjørbakkane Utsiktspunkt direkt vor einer dieser typisch norwegischen Haarnadelkurven. Dort gibt es sogar eine Schautafel, auf der wir unseren Aufkleber hinterlassen können. Nun aber wollen wir weiter nach Stryn, denn der T-Rex benötigt eine neuen Gastank-Füllung und dort gibt es eine LPG-Tankstelle (Automat mit Karte). So präpariert, geht es weiter Richtung Vestkapp. Doch gegen 13 Uhr knurrt unser Magen. Passenderweise lacht uns an der E39 ein Rastplatz mit Ausguck an. Dort schieben wir uns ein Kurzpicknick mit 3 auf Wasser und Berge zwischen die Kiemen. Der nächste Fotostopp lauert im nächsten größeren Ort: Nordfjordeid. Wir parken auf einem der zentralen Shopping-Parkplätzchen, schlendern an der Uferpromenade entlang, kaufen im Rema-Supermarkt noch was zum späteren Verspachteln und schauen eine Runde an der denkmalgeschützen Kirche und im nahen Biltema vorbei. Das Sagastad-Museum, in dem eine Rekonstruktion des größten Wikingerschiffs Norwegens gezeigt wird, hat geschlossen. Heute ist eben kein „Cruise Day“ mit Touri-Schwemme. Auch gut. Mehr Platz für uns, um an den lustigen Deko-Buchstaben am Fjord ein Erinnerungsfoto zu machen. Nun aber ruft endgültig das Vestkapp. Und das bedeutet erneut: Serpentinen-Fahren. Vor allem die letzten fünf Kilometer erfordern Konzentration. Zum Glück ist die Schmalspur aber gut und weithin einsehbar. Das erleichtert das Ausweichen bei Gegenverkehr in die entsprechend angelegten Buchten, Trotzdem ist Aufpassen angesagt, weil die Kante am Rand doch recht abschüssig ist. Man will ja nicht im Graben landen. Gegen 16.50 Uhr aber haben wir es geschafft. Wir stehen am Vestkapp. Auf dem größeren Parkplateau unterhalb der Kap-Kappe richten wir uns später für die Nacht ein. Doch die letzten kurvigen 200 Meter bis ganz nach oben zum (noch geschlossenen) Restaurant-Café schaffen wir auch noch. Wir gönnen dem T-Rex ein Päuschen am Rande des kleinen Parkplatzes und stromern einmal kreuz und quer übers Plateau. Wir bewundern die beiden brandneuen, kühn an den Hang gebauten Übernachtungshütten mit Panoramafenstern (die eine heißt passenderweise Sonnenaufgang, die andere Sonnenuntergang, dazwischen liegt das wohl westlichste Klohäuschen Norwegens), erklimmen das darüberliegende Gräserfeld,schlendern zwischen Steintürmchen und Radarstation hin und her und können uns gar nicht sattsehen am 360-Grad-Panorama. Die Lerchen tirillieren dazu, was das Zeug hält. Zurück am Café-Restaurant, das auch einen kleinen Souvenirshop beherbergt (wie wir durch die Glasfenster erkennen können), sind noch ein Erinnerungsfoto vom wettergegerbten Vestkapp-Holzlogo (dazugehörige GPS-Daten: N62°11’18“ 5°7’33“) und eine Sitzprobe auf der traumhaft gelegenen Außenterrasse Pflicht. Dann platzieren wir den T-Rex wieder ein Deck tiefer, wo mehr Platz für Womos ist, und richten uns für den Abend ein. Hier kann man prima zur Ruhe kommen, später noch gekrönt von einem wahren Sonnenuntergangs-Theater. Schööööön!!!
Tag 11 – Dienstag, 14. Mai 2024
Abfahrt: 11.10 Uhr
Tachostand: 50.351 km
Reichweite: 195 km
So ist das manchmal mit geografischen Extrempunkten. Bevor es zu neuen Zielen gehen kann, muss man erst mal wieder genau den Weg zurück, auf dem man gekommen ist. In Leikanger finden wir am Wegesrand eine kostenlose Entsorgung für die Bordtoilette (Station Nedre Sjåstad). Und, schwupps, sind wir wieder in Nordfjordeid. Dort sehen wir, dass gerade die „Aida nova“ im Fjord liegt. Wir fahren zum zentralen Parkplatz gegenüber von Jysk und stehen praktisch Nase an Kussmund. Die Kreuzfahrt-Touristen strömen vorbei, die meisten davon Deutsche, die ganz schön große Augen machen, als sie in dieser dich recht entlegenen Ecke ein deutsches Kennzeichen sehen. Dann gehen wir selbst auf der Promenade flanieren und finden prompt eine verlorene Aida-Passenger-Kids-Clubkarte eines zweijährigen Mädchens. Die Gelegenheit, Karmapunkte zu sammeln. Wir schlendern Richtung Terminal, finden im Touristen-Gewusel vor den Ausflugsbussen tatsächlich drei Cruise-Mitarbeiter, bei denen wir die Karte abgeben können. Danach gönnen wir uns ein paar Ansichtskarten und einen Magneten im Touri-Shop und füllen im parkplatz-nahen Rema-Supermarkt unsere Vorräte auf. Im T-Rex schnell noch zwei Karten geschrieben. Den Briefkasten dazu gibt es in der erstaunlich weitläufigen Einkaufspassage neben den Rema. Doch wir wollen ja heute noch weiter. Eine Stunde später rollen wir auf den Parkplatz des Nationalparkzentrums Jostedalsbreen in Oppstryn. Das hat normalerweise bis 16 Uhr geöffnet. Doch heute ist ja Cruise Day, daher schließt das Zentrum erst um 17 Uhr. Wir schauen uns aber nur im Shop um, denn 120 Kronen pro Nase sind uns für die Restzeit trotzdem noch zu teuer. Aber das Wetter ist schön, die Lage im Tal am See auch. Also vergnügen wir uns nach einer Runde Tee mit Wiener Bröd und weiterem Kartenschreiben im T-Rex eine Weile draußen. Zum Schluss wagen wir uns auch in den See, kommen aber nur bis zu den Knöcheln. Soooo kalt! Kein Wunder, ist ja alles Gletscherwasser aus den Bergen ringsum. Schon nach wenigen Sekunden spürt man die Füße nicht mehr. Schnell wieder ans Ufer. Hui, jetzt kribbelt’s aber. Wir machen noch ein paar weitere Kneippgänge. Jedesmal halten wir es ein klein wenig länger aus. Langsam nähert sich der Abend. Wir überlegen, ob wir über Nacht hier stehen bleiben und am nächsten Morgen doch noch ins Center gehen. Allerdings stehen da wieder Camping-verboten-Schilder. Auch wenn wir ja nicht wirklich campen, sondern nur parken, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt. Nicht ganz so weit weg, soll es übernachtungsgeeignete Rastplätze am Riksvei 15 geben. Also los. Und dann das! Eben noch 23 Grad und Frühsommer-Feeling, einen halbe Stunde und einen langen Tunnel später stehen wir auf einmal wieder in einer Schneelandschaft. Temperatur: nur noch 12 Grad. Und laut Straßenschild muss man auch wieder mit Rentieren rechnen. Auf den ersten von uns ausgeguckten Rastplatz kommen wir wegen der zugeschneiten Auffahrt gar erst drauf. Aber Platz zwei am Søndre Lagervatnet bei Skjåk auf dem Weg nach Grotli ist halbwegs befahrbar. Weil es schon 20 Uhr ist, haben wir keine Lust mehr zum Weitersuchen. Dann schmeißen wir heute Nacht eben die Heizung an.
Tag 12 – Mittwoch, 15. Mai 2024
Abfahrt: 11.11 Uhr
Tachostand: 50.540 km
Reichweite: 180 km
Nach Ausschlafen und Frühstück im Schnee verlassen wir das Hochplateau wieder. Nur eine knappe Viertelstunde später hat uns am Viewpoint Billingen endgültig der Frühsommer wieder. Wir schleichen uns mit dem T-Rex von hinten an den rauschenden Bach heran, parken am Wegesrand und spazieren zur Brücke mit idyllischem Wirtshaus und Kulturwanderweg. Der wäre 3,1 Kilometer lang und schlängelt sich zu diversen Kunstwerken hoch. Wir belassen uns beim Erkunden der „Brücken-Etage“ am Eingang zum Nationalpark Reinheimen. Noch mal eine Viertelstunde später stehen wir auf der nächsten Brücke über dem nächsten Wildwasserfluss, dem Dønfoss. Den T-Rex haben wir am nahen Coop geparkt, wo wir später auch noch die Altpapierstation auf dem Parkplatz nutzen. Über den Fluss führt für die Fußgänger eine Art Skywalk, jedenfalls sieht man durch das Gitter das Wasser unter den Füßen durchbrodeln. Zurück am Coop plaudern wir kurz mit einem Extrem-Radler-Paar, die am überdachten Picknicktisch Rast machen. Die beiden kommen aus München, sind aber nicht dort losgeradelt, sondern in Bergen. Ihr Ziel ist Trondheim, dann geht es mit dem Flugzeug wieder nach Hause. Wir erzählen von unseren Trondheim-Erfahrungen, wünschen uns gegenseitig eine gute Fahrt und ziehen weiter. Wieder wird es eine Kurzetappe. Nach 25 Minuten parken wir mit dem T-Rex vor der Stabkirche von Lom und drehen eine Besichtigungsrunde über den Friedhof. Echt schön gelegen. Der Ort selbst ist nicht groß, aber offebar ein beliebter Sommerfrische-Ort. Ganz schön viele Cafés, Läden und Aktivitäten hier. An der zentralen Esso-Tanke gibt es eine kostenlose Entsorgungsstation für uns (nur Wasserzapfen würde kosten: 20 Kronen für fünf Minuten). Einkaufen wollen wir aber im nächsten größeren Ort, in Otta. Der liegt schon im Gudbrandsdal. Der T-Rex kommt auf dem zentralen Parkplatz mit Womo-Abteil (plus Service-Station) an der Johan Nygårds gate zum Stehen. Nach dem Lebensmittel-Auffüllen geht es noch ans Wasserauffüllen, dann setzen wir Kurs auf Lillehammer. Dort treffen wir am späteren Nachmittag ein. Das heißt: Wir können erst mal frei vor der Haakons Halle parken. Stehen darf man aber nur bis 2 Uhr nachts. Zum Übernachten müssen wir uns also etwas anderes suchen. Aber zuerst wollen wir ein paar Stündchen Olympia-Nostalgie tanken. Wobei wir uns erst mal verwundert die Augen reiben, weil wir die Fackelmännchen von 1994 nicht entdecken können. Etwa abgebaut? Nicht ganz. Als wir nachsehen gehen, was es mit dem Bagger und der Baustelle am bisherigen Standort auf sich hat, sehen wir die metallenen Aufsteller am Boden liegen. Verschrottet wurden sie also zumindest (noch) nicht. Wir setzen unseren Spaziergang Richtung Olympiapark fort – bei herrlichstem Sonnenschein und 25 Grad. Rekord auf dieser Reise bislang. Auf dem Sportplatz findet gerade ein Fußballspiel statt. Fein! Da gucken wir mal zu. Irgendwann aber setzt der Teedurst ein. Und wir haben ja noch frisches Wiener Bröd auf Lager. Also zurück zum Womo, eine Runde Mümmeln und Rückweg-Pläne für Schweden schmieden. Gegen 20 Uhr gewinnt noch mal der Ehrgeiz die Oberhand. Die Abendwanderung führt diesmal zu den Olympia-Sprungschanzen inklusive jener Arena, in der 1994 die Winterspiele eröffnet wurden. Und weil wir in diesem Norwegen-Urlaub noch gar keinen Berg bestiegen haben, müssen jetzt die Endlostreppen links und rechts der beiden Schanzen herhalten. Toller Blick ins Tal, auf Lillehammer und den Mjösasee im Licht der nun gaaanz langsam sinkenden Sonne. Aber auf Skiern würden wir da nicht hinunter wollen. Also geht es zu Fuß wieder treppab und zurück zum T-Rex. Schließlich brauchen wir ja auch noch einen Platz zum Übernachten. Zum Glück wissen wir schon, wo. Nämlich dort, wo wir in den Vorjahren bisher immer nur zur Frühstücks- oder zur Mittagspause hin sind: Hamar. Der Badeplatz am See ist zwar kein Geheimtipp mehr, schon gar nicht bei den campingverrückten Norwegern, aber es gibt trotzdem eine geräumige Lücke für uns. Juhu!
Tag 13 – Donnerstag, 16. Mai 2024
Abfahrt: 13.15 Uhr
Tachostand: 50.838 km
Reichweite: 862 km
Ausschlafen muss heute natürlich sein. Und dann ein ausgiebiger Spaziergang am See, der im Vergleich zum letzten Mal randvoll mit Wasser ist. Wir hängen noch ordentlich Chillzeit dran, bevor wir dann am späteren Mittag wieder aufbrechen. Gut, dass wir die Batterien so noch mal aufgeladen haben, denn bei Oslo herum stehen wir wie befürchtet im Stau – und der hält sich leider auch noch, als wir Richtung Moss und Larkollen am Oslofjord abzweigen. Wir kämpfen uns gefühlt stundenlang durch den nervigen Stop-and-Go-Feierabendverkehr. Doch das Durchhalten lohnt sich. Larkollen ist einfach ein süßer kleiner Holzvillen-Ort in idyllischer Fjordlage, einst (um 1700 herum) ein wichtiger Segelschiff-Hafen – heute eine beliebte Sommerfrische mit nur einem einzigen Hotel, aber ordentlich Strand und Schärenfelsen vor Ort. Da tummeln sich auch die Seehunde gern im Wasser, wie wir gerade anhand eines besonders verspielten Exemplars in der Bucht am Støtvig-Hotel feststellen können. Später testen wir noch den Dänemarkstrand hinter dem Wald am Campingplatz, der auch als Surfspot vermerkt ist. Doch mit Wind ist an diesem Tag nicht viel, eher Sonne und Relaxen. Interessant: Auf dem Waldparkplatz entdecken wir am Zugang zum Strandweg ein paar Extratonnen mit Müllbeuteln zum Mitnehmen, damit am Strand später nichts liegenbleibt. Gute Idee. Die Nacht wollen wir jedoch woanders verbringen. Und wir müssen auch noch einrechnen, dass am nächsten Tag Nationalfeiertag ist und somit so ziemlich alle Läden geschlossen sind. Und wir möchten auch am Freitag nicht Wiener-Bröd-los sein. Das haben sich wohl auch andere schon gedacht. Erst im dritten Supermarkt am Wegesrand sind wir vollversorgt. Nun aber nichts wie hin zum Mærrapanna Friluftsområde, westlich von Fredrikstad am äußeren Oslofjord. In dem Naturreservat mit Badeplatz sollen Norwegens schönste Schären liegen. Das müssen wir natürlich überprüfen. Aber nicht mehr komplett heute noch. Nach unserer Ankunft gegen 19 Uhr auf dem großen Parkplatz am vorgelagerten Wäldchen ist zwar noch ein Kurzspaziergang drin. Doch der führt uns erst mal „nur“ zum niedlichen Bootshafen. Dann gewinnt der Hunger und treibt uns zum Abendprogramm zurück zum Womo.
Tag 14 – Freitag, 17. Mai 2024
Abfahrt: 13 Uhr
Tachostand: 51.086 km
Reichweite: 644 km
Wir lassen den Feiertag gemütlich angehen. Dann packen wir ein bisschen Frühstücks-Proviant ein und wandern diesmal Richtung Badeplatz und Schärenküste. Die empfängt uns mit einem Jumbo-Liegestuhl aus Holz in Orange. Von hier aus könnte man ausgiebig Klippenklettern gehen und über eine Leiter ins kalte Nass steigen. Wir stromern jedoch linksherum über die große Spiel- und Liegewiese, lassen die Grillplatz-Nischen rechts liegen und setzen von dieser Seite zum Erklimmen der Felsen an. Ein Schwalbenschwanz begleitet uns flatternd ein kleines Stück. Von irgendwoher wehen auf einmal Trommelwirbel und Spielmannszug-Klänge heran. Wir suchen uns ein nettes Sitzplätzchen, lauschen dem entfernten Festumzug, mümmeln unser Mini-Frühstück und genießen die maritime Aussicht. Doch irgendwann müssen wir weiter. Schweden ruft. Knapp zwei Stunden später mäandern wir die Westküste hinab bis zum Waldparkplatz am „Roten Superkrieger“ von Tanum. Denn wir haben noch mal Lust auf Felsritzungen. Sind immerhin Unesco-Weltkulturerbe. Ein schöner Holzsteg führt zu einer schnuckeligen Theatertribüne, auf der man sich den besten Blick auf die riesige, rot ausgemalte Ritzung im Stein suchen kann. Weiter hinein im Wald findet man zur Abwechslung auch mal weiß markierte Hüssi-Pferde. Erklärtafeln (auch in Deutsch) machen das Bild komplett. Übernachten wäre zwar schön hier, ist aber nicht erlaubt. Also steuern wir Fjällbacka an, das nur eine Viertelstunde entfernt ist. Am Rande des berühmten Westküsten-Ortes, in dem schon Hollywood-Legende Ingrid Bergman gern auf-(oder unter-?)tauchte, liegt der Gratis-Stellplatz unserer Wahl. Der besticht im Moment zwar eher durch staubigen Baustellen-Charme, aber die Sonne lacht vom Himmel, und der Fußweg ins Zentrum ist nicht wirklich weit. Aber erst mal machen wir es wie unsere schwedischen, deutschen und französischen Stehnachbarn und holen die Klappstühle heraus. Dazu gibt es ein Schälchen Norweger-Eis aus dem Kühlfach. Yummieh! Noch ein bisschen rutschen lassen, dann lockt der Ort. Der Spaziergang zur Kirche und den terrassenartig an der wuchtigen Schärenfelsenküste klebenden Holzhäuschen dahinter dauert zehn bis 15 Minuten. Fjällbacka ist nicht nur herrlich verwinkelt, sondern zu dieser Jahreszeit auch die Stadt des Flieders. Überall duftet es danach – bis auf den Bereich ganz unten am Hafen, wo all die Cafés, Restaurants und Bars versammelt sind. Da riecht es nach Pizza und Fisch. Ein kurzer Gang zum Ingrid-Bergman-Platz (mit dazugehöriger Büste) muss natürlich auch sein. Nicht weit davon entfernt beginnt über eine Fels- und Holztreppe der Aufstieg hinauf zur Felsenschlucht Kungsklyftan mit vier eingeklemmten Felsbrocken (hier lief Ronja Räubertochter im Film durch die Wolfsklamm in den Mattiswald). Ein bisschen Kletterei ist dabei schon nötig, mit normalen Sportschuhen machbar, Wanderboots wären allerdings besser gewesen. Egal, muss man eben ein bisschen mehr auf seine Zehen aufpassen. Nerviger sind jedoch die Mücken, die jetzt mehr und mehr auf ihre Abendrunde gehen. Also fix wieder hinaus aus der Schlucht, noch ein bisschen Schaufensterbummel und dann zurück zum T-Rex.
Tag 15 – Samstag, 18. Mai 2024
Abfahrt: 10.11 Uhr
Tachostand: 51.216 km
Reichweite: 1057 km
Ohne Hast und Eile brechen wir die Zelte ab und setzen unseren Weg nach Süden fort. In Höhe von Ljungskile steuern wir den örtlichen Rastplatz an, wo wir eine „Latrintömning“ vornehmen können. Das ist schnell erledigt. Nun aber heißt es erst mal fahren-fahren-fahren. In der Region Halland haben wir uns ein besonderes Pausenplätzchen ausgesucht: den Abenteuerpark Kungsbygget in Våxtorp. Dort gibt es nämlich eine der wenigen schwedischen Sommerrodelbahnen, dazu noch eine Zipline, Kletterturm und einen Hochseilgarten. Aber wir wollen vor allem rodeln. Wir lösen erst mal nur ein Ticket zum Probefahren (79 kr), schnappen uns einen Helm vom Sammelanhänger (Rodelbahn-Helmpflicht kennen wir aus Deutschland zwar nicht, aber gut…) und reihen uns in die Warteschlange ein. Am Zugseil geht es dann schnurstracks den Hang hinauf, es folgt eine kleine Kurve, in der der Haken abfliegt und man selbst den Steuer- bzw. Bremsknüppel übernimmt, und dann – huiiiiiii – geht es Kurve um Kurve 935 Meter hinunter. Das hat Spaß gemacht. Wir wollen mehr. Deshalb gönnen wir uns jetzt den Zehnerpack (fünf Fahrten für jeden, Preis pro Fahrt: 59 kr). Wir fliegen durch die Blechbahn, und wie im Fluge vergeht die Zeit. Zack, ist es 16.55 Uhr. Und wir müssen ja noch einen Schlafplatz ansteuern. Zum Glück wissen wir was Feines in der Nähe: unseren bewährten Platz am Meer, Mellbystrand. Gegen 17.20 Uhr sind wir da und fahren mitten drauf. Weil Wochenende und das Wetter klar und sonnig ist, sind wir nicht die einzigen hier. Die meisten sind aber mit dem Pkw da. Wir suchen uns einen Standort, wo wir keinem die Sicht nehmen und holen die Stühle heraus. Was gibt es Besseres als einen Abend am Wasser? Neben uns wirbelt ein verliebtes Pärchen zu schwedischer Countrymusik aus der Musikbox tanzend über den Sand. Andere gehen auf Muschelsuche oder stürzen sich in die frisch temperierten Fluten. Aber immerhin haben wir 28 Grad Außentemperatur. Mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang klingt der Tag aus.
Tag 16 – Sonntag, 19. Mai 2024
Abfahrt: 14.33 Uhr
Tachostand: 51.550 km
Reichweite: 617 km
Heute steigt das Thermometer zwar nur bis auf 21 Grad. Dafür haben wir uns in den Kopf gesetzt, heute mal ins Wasser zu gehen. Dank unsere Neopren-Shortys ist die Überwindung nicht allzu groß. Allerdings müssen wir erst mal ein ganzes Stück hineinwatenm bis man ordentlich schwimmen kann. Ist eben ein Familienstrand mit wenig Tiefgang auf den ersten Metern. Aber wir meistern diese Herausforderung. Danach genießen wir noch eine ganze Weile das Strandleben, bis wir am frühen Nachmittag genug haben. Eine Ehrenrunde über den nächsten Strandabschnitt wollen wir aber noch drehen. Keine gute Idee! Wir geraten zu dicht an die Wasserkante und fahren uns an der einzigen angematschten Stelle im Sand fest. Zum Glück ist eine dreiköpfige schwedische Familien zur Stelle. Mit vereinten Kräften graben wir den versackten Vorderreifen frei und schieben den T- Rex rückwärts aus der Kuhle. Unser Dank wird den Dreien auf ewig nachschleichen. Erleichtert kratzen wir endgültig die Strand-Kurve, legen aber noch einen Zwischenstopp am ICA Stormarknad in Mellby ein und eine Tank-Stippvisite am Rastplatz Hallandsåsen, wo wir außerdem noch den Wassertank am Serviceschrank auffüllen können. Perfekt! Eine Viertelstunde später steht noch ein Biltema-Besuch in Ängelholm auf unserer Liste. Der prima Insektenlöser für die Windschutzscheibe muss mit, Torftöpfchen für den Garten und zwei Kanister „Spolarvättske“ als Scheibenwischerwasser. Im Restaurant mampfen wir zum Schluss noch eine große Portion Köttbullar mit Preiselbeeren und Pressgurka-Salat. Ein Beutel Wiener Bröd wandert in unser Proviantfach, dann lassen wir den T-Rex wieder von der Leine. Eine gute Stunde später schlappen wir am Schloss Trolleholm vorbeim das jedoch in Privatbesitz und daher (wie der Park) nicht öffentlich zugänglich ist. Der etwas liegende Parkplatz behagt uns nicht als Übernachtungsquartier, also fahren wir zum nächsten Schloss: Torup. Gut eine halbe Stunde entfernt. Weil die womo-tauglichen Randplätze auf dem Parkplatz Dansbanavägen schon durch grillende arabische Großfamilien belegt sind, die gefühlt alle einzeln mit dem SUV gekommen sind, schnappen wir uns eben einen weniger schattigen Platz auf der etwas beengteren Parkfäche davor an der Zufahrt. Aber mit Überhang hinten heraus passt es. Und wir haben einen ganz netten Blick auf den Jagdpavillon und einen Ententümpel. Fünf Minuten zu Fuß in die andere Richtung liegt unser eigentliches Ziel: der Schlosspark. Dieser ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Zeit für einen kurzen Foto-Rundgang ist also noch. Sooo viel duftender Flieder!!! Auch das Schlossgebäude ist imposant. Es gehört zu den am besten erhaltenen Renaissance-Schlössern Skandinaviens. Die ursprüngliche Geschichte des Schlosses reicht allerdings bis in die Zeit um 980 zurück. Zwar wurde danach eine Menge daran herumgebaut, Teile der mittelalterlichen „Basics“ sind aber noch erkennbar. Darum herum breiten sich ein Buchenwald und ein hübscher Park aus. Den wollen wir mit weniger Zeitdruck im Nacken aber erst am nächsten Tag erkunden. Dafür noch ein paar Infos zum Schloss: Dieses wurde in seiner heutigen Erscheinung ab dem 16. Jahrhundert hergerichtet. Da hatten hier in Skåne noch die Dänen das Sagen. Entsprechend gehörte eine Zeitlang auch das dänische Königshaus zu den Besitzern. Zwischendurch verfiel es jedoch, wurde dann aber im 19. Jahrhundert unter der neuen Besitzerfamilie Coyet saniert. 1970 kaufte die Stadt Malmö das Schloss mit weiteren dazugehörigen Gebäuden, dem Park, dem Wald und landwirtschaftlichen Flächen. Die Familie durfte das Schloss aber erst noch weiternutzen. Die letzten Mitglieder zogen 2012 aus, so dass seither größere Teile des Schlossparks für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Nun aber, bevor die Tore abgeschlossen werden: zurück zum T-Rex. Abendbrot. Heia. Gute Nacht.
Tag 17 – Montag, 20. Mai 2024
Abfahrt: 11.45 Uhr
Tachostand: 51.713 km
Reichweite: 367 km
So, jetzt noch mal in Ruhe den Schlosspark erkunden. Wir drehen die große Runde vorbei an Brunnen, Wassergraben, Flieder, exotischen Bäumen, riesigen Buchen, moderner Kunst, Seeterrasse, Kräutergarten, Hopfengarten und Streuobstwiese. Das Schlosscafè gegenüber sparen wir uns mal, Wir wollen noch ein bisschen ans Meer. Aber wenn schon, dann richtig, nämlich an die südlichste Spitze Schwedens. Die ist nur eine Dreiviertelstunde entfernt. In Smygehuk angekommen, könnten wir das Womo mit etwas Mühe an den hinteren Rand des offiziellen Parkplatzes am Zugang zum Hafen quetschen. Wir sind aber mal etwas bequem und wählen die große Wiesenfreifläche links daneben, die zum Köpmansmagasin gehört, dem alten Speicherhaus, das heute eine Galerie für lokales Kunsthandwerk ist. Da soll man laut behördlicher Anordnung eigentlich schon seit ein paar Jahren keine Fahrzeuge mehr drauf abstellen, aber die Besitzer haben Einspruch eingelegt und dulden sogar, dass Wohnmobile dort über Nacht stehen, wie wir anhand etlicher entspannter Camping-Schweden erkennen können. Wir dagegen wollen ja nur mal gucken (und kaufen) gehen. Denn es gibt noch zwei weitere Lädchen dort: Blumen, Deko, Mitbringsel, Socken und Krimskrams. Und alles mit superschöner Aussicht. Da wäre es Sünde, nicht noch eine Spazierrunde am Wasser bis zum Hafen zu machen, vorbei an historischen Kalköfen, moderner Kunst, Bötchen und Cafés mit einer Ehrenrunde zu Uma Thurmans Omi, die 1930 vom Künstler Axel Ebbe in die Statue „Famntaget“ (Die Umarmung) verwandelt wurde. Danach noch schnell Nils Holgerssons Leitgans Akka (ebenfalls in Bronze) guten Tag gesagt, die einen weiteren Kunsthandwerk-Shop bewacht, und dann – husch-husch – zum T-Rex. Gerade noch rechtzeitig vor dem großen Regenguss. Den warten wir noch gemütlich ab, bevor wir uns auf die Suche nach unserem nächsten strandnahen Übernachtungsplatz machen. Wir versuchen unser Glück in Gislövs Läge, doch da ist Camping verboten, dem durchgestrichenen Wohnmobil auf dem Schild zufolge. Na gut,dann wieder ein Stückchen zurück nach Böste zum Badeplatz mit geräumiger Parkfläche davor. Ein kurzer Weg führt durch die Dünen ans Wasser, das uns in fast karibischen Farben entgegenleuchtet. Davor weißer Sandstrand. Ja, super! Besser geht’s doch nicht! Und bis auf ein Pause machendes Handwerkerfahrzeug sind wir gerade die einzigen auf dem Platz. Hier bleiben wir. Gesagt, getan und Essen gemacht. Nach dem Rutschenlassen nehmen wir dann noch eine ausgiebige Tunkung in der Ostsee vor. Herrlich! Inzwischen haben sich ein weiteres deutsches und ein französisches Wohnmobil auf dem Platz hinzugesellt. Aber, hey, ist ja auch Platz genug. Zumindest, bis später am Abend die Deutschland-Fähre in Trelleborg anlegt. Auf einmal strandet hier ein Womo nach dem anderen. Ist offenbar doch kein Geheimtipp mehr. Bis spät in die Nacht quetschen sich noch Womos hinzu, die anderswo nicht mehr untergekommen sind. Was für ein Glück, dass wir so früh hier gelandet sind.
Tag 18 – Dienstag,21. Mai 2024
Abfahrt: 9.55 Uhr
Tachostand: 51.776 km
Reichweite: 380 km
Wir wollen heute dahin, wo die anderen gestern hergekommen sind: nach Trelleborg. Aber nicht zur Fähre, sondern zur (zu einem Viertel) rekonstruierten Wikingerburg Trelleborg. Das kleine Museum (Västra Vallgatan 6, mit Shop und Café) hat im Mai zwar dienstags und mittwochs geschlossen, aber die Außenanlage ist rund um die Uhr geöffnet. Wir lassen uns auf dem Holzpfad zur Burg ein bisschen was von den Fröschen am Tümpelrand vorquaken und klettern ein bisschen auf dem Burgwall herum. Was man als Wikinger-Touri eben so tut. Doch so langsam müssen wir uns jetzt doch von Schweden verabschieden – jedoch nicht ohne einen letzten Einkauf. Es stehen schließlich noch ein paar nahrhafte Mitbringsel auf unserer Liste. Die besorgen wir im ICA Kvantum in Vellinge südlich von Malmö – und witzigerweise Geburtsort des Bildhauers Axel Ebbe (1868-1941), mit dem wir ja gestern indirekt schon eine Begegnung hatten. Nachdem wir ordentlich zugelangt haben, heißt es „hej då, Sverige“. Ohne weitere Umwege nehmen wir Kurs auf die Öresundbrücke und Dänemark. An der Mautstation wartet allerdings noch eine unvorhergesehene Herausforderung auf uns. Denn wir landen in einer Spur, in der genau vor uns ein schwedisches Auto mit einem uralten Ehepaar darin nicht mehr in Gang kommt. Unsere Mautbox ist schon „eingeloggt“, also können wir jetzt vermutlich nicht ohne doppelte Abrechnung die Spur wechseln. Und die beiden scheinen fremde Hilfe zu brauchen. Klare Sache, dass sich Ansgar die Sache mal anschaut, als die alte Dame aussteigt und fragt, ob er vielleicht das Fahrzeug zum Starten bewegen kann. Schien erst so, als würde sie lieber nach einem schwedischen Helfer Ausschau halten wollen, aber die Kommunikation sollte ja nicht das Problem sein. Tatsächlich ist die Lösung schnell gefunden. Die Fahrerin hatte sich für das Hantieren am Terminal aus dem Fenster heraus ab- und nicht wieder angeschnallt. Und dann ist im Auto die Wegfahrsperre aktiv geworden. Nach dem Angurten klappt’s auch wieder mit dem Anlassen. Ansgar fährt das Auto noch eben durch die offene Schranke und für die Übergabe aus der „Flugbahn“. Den Herrschaften fällt sichtlich ein großer Stein vom Herzen und wissen jetzt, woran es lag. Das passiert denen bestimmt so schnell nicht wieder. Und wir haben Karmapunkte gesammelt. Eine Dreiviertelstunde später legen wir eine letzte Shopping-Rast ein, beim Spangsberg-Fabrikshop in Tåstrup (Tåstrupgårdsvej 22), 18 Kilometer westlich von Kopenhagen. Dort wollen wir uns probehalber mal mit Flødeboller eindecken. Wörtlich übersetzt: Sahnebälle, sind aber Schaumküsse, quasi die dänischen Dickmanns, aber in noch viel mehr Geschmacksrichtungen. Aber die haben auch noch eine Menge anderen gemeinen Süßkram, darunter Marzipan, Lakritz, Konfekt und Nougat-Marienkäfer (Mariehøner). Zwei Mix-Schachteln müssen mit und noch ein bisschen was anderes. Passt alles so gerade noch in den Kühlschrank. Auf dem Autobahn-Rastplatz Kongsted Nord ist zum Schluss noch mal Gelegenheit, unserem T-Rex eine Komplett-Entsorgung zukommen zu lassen. In Nyborg finden wir eine günstige Uno-X zum Tanken und kurz vor der kleinen Beltbrücke einen schön begrünten Rastplatz für einen Zwischenmampf. Danach noch ein bisschen Ausspannen, bevor es um 16 Uhr weitergeht. Theoretisch könnten wir jetzt die viereinhalb Stunden bis nach Hause durchfahren. Doch kurz vor Neumünster haben wir keine Lust mehr. Unsere Schnellsuche in der Womo-App wirft uns den Einfelder See als möglichen Übernachtungsplatz aus. Gebongt! Gegen 18.30 Uhr finden wir den angegebenen Parkplatz (Strandallee 29) zwischen Segel- und Kanuclub, wo tatsächlich Wohnmobile erlaubt sind. Und einige stehen da auch schon. Wir reihen uns locker ein, schräg gegenüber der Nautilus (ok, ist nicht das U-Boot von Kapitän Nemo, sondern Segelboot auf Trailer, aber immerhin…). Noch ein kurzer Abendspaziergang, bevor die Mücken kommen, dann: Austrullern im T-Rex.
Tag 19 – Mittwoch, 22. Mai 2024
Abfahrt: 9.40 Uhr
Tachostand: 52.278 km
Reichweite: 640 km
Heute wird nicht mehr lang gefackelt. Jetzt geht es in einem Rutsch nach Hause. Wir kommen staufrei durch. Drei Stunden später schnuppert der T-Rex wieder Salzluft am Deich. Nach Hause kommen ist auch schön!
2023 September – Bis zu den Lofoten
2023 September – Bis zu den Lofoten – Schweden/Norwegen
Tag 1 – Sonntag, 3. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 41719 km, Reichweite: 1062 km
Nach zwei Süd-Touren ist es mal wieder Zeit für den hohen Norden. Auch, wenn es schon nach kurzer A29-Strecke eine Komplettsperrung wegen einer Brückenbaustelle samt verstopfter Umleitung gleich eine ganze Stunde Zeit kosten und auch im Elbtunnelbereich Baustellen-Chaos herrscht (noch mal eine Stunde Verlust), schaffen wir es immerhin zum späten Nachmittag hin (also kurz nach 17 Uhr) bis kurz hinter die Storebæltbrücke bei Korsør. Dort erkunden wir zuerst den Picknickplatz beim alten Fähranleger samt Schiffsmonument und dänischer East-Side-Gallery. Später wechseln wir auf einen geräumigen Randstreifen vor dem Parkplatz des Isbådsmuseum auf Halsskov Odde. Dort hat man einen schönen Blick auf Bucht und Brücke. Auf der Landzunge warten Tisch und Bank auf Picknicker, und einen Strand (mit Extra-Parkplatz) gibt es auch in der Nähe. Zum Übernachten eigentlich perfekt. Weil sich gerade auch der Himmel lila zu verfärben beginnt, entscheiden wie spontan: Für heute reicht’s mit der Fahrerei. Wir bleiben hier.
Tag 2 – Montag, 4. September
Abfahrt: 9.06 Uhr, Tachostand: 42279 km, Reichweite: 319 km
Jetzt wollen wir aber endlich nach Schweden. Über Öresundbrücke und E6 geht es heute geschmeidiger voran als an Tag 1. Nach einem Zwischen-Tankstopp beim Väla-Einkaufszentrum nahe Helsingborg rollen wir um 13 Uhr auf unseren Lieblings-Autostrand vom letztem Jahr: Mellbystrand. Die Landschaft ist noch so, wie sie uns 2022 schon so gut gefallen hat, aber an der Infrastruktur wird gerade neu geschraubt. Während wir uns einen Zwischenimbiss mit Seeblick machen, knabbert rechts hinter uns an der Zufahrt zwischen den Dünen ein Bagger die alte Toiletten-Holzhütte weg. Neue schicke Abfalltrenn-Container gibt es schon und einen neu abgezäunten Bereich, wo man letztes Jahr noch mit dem Auto stehen konnte, der aber wahrscheinlich jetzt als Abstellkarrée für Räder gedacht ist. Auch die Picknick-Tische auf dem Strand scheinen neu arrangiert zu sein. Der Optik und Entspannung tut’s keinen Abbruch. Wir beobachten das Picken der Watvögel und das Möwen- und Nebelkrähen-Gekabbel um die Krebsreste, die vorherige Strandbesucher vom Picknick übriggelassen haben. Natürlich muss auch noch ein Strandspaziergang sein und die hoch über allem thronende Dünen-Bank einer Sitzung unterzogen werden. Schwuppdiwupp sind drei Stunden herum. Um 16.20 Uhr lassen wir den T-Rex wieder von der Leine. Eine Dreiviertelstunde später – bei Halmstad – gucken wir, was der Strandabschnitt Lilla Köpenhamn so hergibt. Nett und sicher toll zum Baden (auch hier links und rechts kilometerlang sauberer Sandstrand), aber nix zum Übernachten, finden wir. Außerdem ist es dafür noch viel zu früh. Ein paar Kilometer Richtung Norden schaffen wir noch. Wir lassen Falkenberg, Varberg, Kungsbacka und damit die Region Halland hinter uns, passieren Göteborg, wechseln bei Kungälv auf die E45 und landen gegen 19.15 Uhr in Lilla Edet. Unseren Stellplatz für die Nacht finden wir auf dem kleinen Schotter-Parkplatz vor Ströms Schlosspark. Bevor wir es uns jedoch im T-Rex gemütlich machen, ist noch ein Spaziergang zum Wasser fällig. Schließlich liegt der Göta älv samt Schleuse gleich um die Ecke. Wo wir schon mal da sind, erklimmen wir auch noch die dazugehörige Brücke, lassen den schmucken kleinen Yachthafen links und das Wasserkraftwerk (erbaut 1918, in Betrieb genommen 1926) rechts liegen und gelangen so ins kleine Zentrum von Lilla Edet mit Läden, Pizzeria und einem ICA-Supermarkt. Letzteren steuern wir etwas später an, nachdem wir einen Ambulanz-Hubschrauber vorbeigelassen haben (der gerade auf der Wiese vor der örtlichen Turnhalle landet und kurz darauf mit seiner per Rettungswagen herbeigefahrenen Passagierin wieder abhebt. Bepackt mit Proviant für die nächsten Tage geht es wieder zurück zum T-Rex, wo es nun wirklich Zeit fürs Abendbrot wird. Da kommt das gerade frisch eingekaufte Polarbröd gerade recht – genau wie das blätterteig-plundrige Wiener Bröd zum Nachtisch. Lecker!
Tag 3 – Dienstag, 5. September
Abfahrt: 10.04 Uhr, Tachostand: 42779 km, Reichweite: 768 km
Wir starten in den Tag mit einem Rundgang durch den Schlosspark. Dort gibt es Spiel- und Sportgerät für jedes Alter, eine Menge Picknickbänke und überraschend hübsche Mülleimer. Für uns müssen je eine Runde auf dem Auf- und Ab-Karussell und auf der Mini-Tretbahn genügend, wir wollen ja weiter nach Dalsland, genauer: nach Bengtsfors. Um kurz vor 12 parken wir den T-Rex auf dem unteren Parkplatz nahe der Jugendherberge in der Dalsgatan und spazieren zwischen den ersten Ausläufern des Freilichtmuseums Gammelgården (das größte Westschwedens, Eintritt: 100 SEK für Erwachsene, 50 SEK für Kinder) den Majberg hinauf zum einzigen Strohmuseum Schwedens, Halmens Hus. Der Eintritt hier ist frei, die Aussicht von der Kaffeeterrasse im Obergeschoss auf die Wald- und Seenlandschaft samt Dalslandkanal-Schleuse einmalig, die Ausstellung zur Geschichte der Strohflechterei unten im Museum kompakt und anschaulich und der Strohshop voller kleiner (und größerer) Kunstwerke – vom geflochtenen roten Flusskrebs über stattliche Julböcke bis hin zu Klein-Ida, die vom Michel aus Lönneberga gerade an der berühmten Fahnenstange hochgezogen wird. Schwer, sich loszureißen. Aber wir wollen heute ja noch einen Troll einsammeln. Das passende Objekt dafür steht knapp eine Stunde entfernt in Årjäng. Wir vertäuen den T-Rex in einer der fünf Womo-Parkbuchten am ZOB, der hier Resecentrum heißt, und spazieren Richtung Hotell Årjäng, dessen Vorplatz vom acht Meter hohen Årjängstroll bewacht wird – Schuhgröße laut Erklärschild: 3,5 Meter. Klar! Aber Schwedens größter Troll ist er vermutlich schon und für seine 51 Jahre durchaus jung geblieben. Muss man auch, wenn man zum Teil Rutsche für die Kleinsten ist. Wir für unseren Teil reiten noch eine imaginäre Runde auf den steinernen Pferdchen schräg gegenüber (jaja, der Spieltrieb), schnappen uns dann wieder den T-Rex und rollen weiter – schnurstracks über die Grenze nach Norwegen, über den Haldenkanal rüber, bis wir am Nachmittag im 7000-Seelen-Ort Mysen landen. Die kleine Stadt muss ein besonderes Herz für Wohnmobilisten haben. Nicht nur, dass uns eine freundliche Fußgängerin gleich die alternative Route zum kostenlosen Womo-Stellplatz (mit Gratis-Stromanschluss!) zeigt, als wir ratlos vor der aufgerissenen Straße zum Stehen kommen, die sonst direkt dorthin geführt hätte. Es gibt auch noch eine eigene, idyllisch zwischen Friedhof und Fluss gelegene separate, nigelnagelneue Ver- und Entsorgungsstation in der Nähe. Ebenfalls gratis. Cool! Hier bleiben wir. Später am Abend stromern wir durch die interessant illuminierte Innenstadt, die überraschend viele ansehnliche Ecken, Gebäude, Skulpturen, Plätze, ein original Kino von 1958, eine original Cola-Fassadenwerbung aus der gleichen Zeit und eine nicht ganz so originale Holzstabkirche von 1903 aufbietet. Diese Kleinstadt ist echt eine Entdeckung! Und wahrscheinlich haben wir noch nicht einmal alles gesehen. Aber so langsam ruft uns die T-Rex-Heia. Daher für heute: gute Nacht, John-Boy!
Tag 4 – Mittwoch, 6. September
Abfahrt: 9.23 Uhr, Tachostand: 43004 km, Reichweite: 559 km
Wer wie wir irgendwann innerhalb von drei Wochen Urlaub noch die Lofoten erreichen will, muss zwischendurch auch mal Strecke machen. Das gehen wir heute an. Aber Guckstopps zwischendurch müssen sein. Den ersten legen wir gute anderthalb Stunden später auf dem Rastplatz Andelva Süd ein. Der wurde nicht nur – wie so viele norwegische Rastplätze – mit kühn-moderner Architektur zurechtdesignt, sondern hat auch einen eigenen Badestrand mit Steg, Picknickplätzen, kleinem Rundwanderweg und Kletternetz-Spielplatz. Hier lässt es sich eine Weile aushalten. In Hamar (etwa eine Stunde Fahrt entfernt) wollen wir uns dann das angucken, was wir letztes Jahr ausgelassen haben: die eingeglaste Domruine, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde, nach der Reformation an Bedeutung verlor und im Dreikronenkrieg im 16. Jahrhundert von den Schweden zusammen mit dem ehemaligen Bischofshof (der nun königlich dänisch-norwegischer Stützpunkt war) in Brand geschossen wurde. Danach verfiel das Ganze weiter, bis die Norweger Mitte des 19. Jahrhunderts ihre nationalromantische Ader entdeckten und sich erste Initiativen darum bemühten, die verbliebenen Reste zu erhalten. Die Idee, einen Schutzbau darum zu errichten, entstand aber erst Ende der 1980er. Bis zur Einweihung brauchte es dann noch mal zehn Jahre. Aber der lange Atem hat sich gelohnt. Entstanden ist ein imposantes Gesamtkunstwerk, eingebettet in den riesigen Museumspark Domkirkeodden direkt am Mjøsasee mit Freilichtmuseum und Archäologischem Museum (Hedmarkmuseum). Letzteres kostet Eintritt, aber der gesamte Außenbereich ist frei zugänglich. Auf dem großen Parkplatz davor kann man für 40 Kronen einen ganzen Tag stehen, und es gibt sogar Extra-Buchten für Wohnmobile. Wir haben nur für eine Stunde am Automaten gelöhnt, denn unsere etwas verspätete lange Mittagspause wollen wir auf „unserem“ bewährten Badestellen-Parkplatz am See in der Nähe des Eisenbahnmuseums (nicht mal fünf Autominuten entfernt) verbringen. Da sind wir letztes Jahr ja auf Reisende aus der Heimat (Sande/Friesland) getroffen. Und was für ein Kennzeichen sehen wir diesmal zwischen all den anderen Womos aus Norwegen? WHV. Nicht im Ernst! Hier muss ein Nest sein! Nachdem wir gemütlich eine Runde Pfannkuchen vertilgt und danach einen Spaziergang ans Wasser unternommen haben, geht es auf die Bank am See zum Reisebericht-Austausch mit dem Ehepaar aus F’groden. Die zwei sind schon einige Wochen unterwegs zwecks Ostsee-Umrundung. Die Lofoten, zu denen wir ja erst noch hinwollen, haben sie dabei noch in der Ferienzeit erwischt. War wohl ziemlich überlaufen dort, Campingplätze voll und kaum eine Freisteh-Bucht ohne Camper. Na, hoffentlich ist das wieder ausgedünnt, wenn wir dort landen. Ein paar Tage sind es aber ja auch noch bis dahin. Zumindest ein Stückchen Weg wollen wir allerdings heute noch schaffen. Deshalb reißen wir uns später am Nachmittag los und kurven mit T-Rex erst mal weiter Richtung Lillehammer. Gut eine Stunde später entern wir unseren Übernachtungsparkplatz vom letzten Jahr, direkt vor den Hallen des einstigen Olympiazentrums. Inzwischen stehen aber neue Schilder dort, die das Parken einschränken. Ein bisschen Herumgondeln und das sportliche Outdoor-Treiben beobachten, ist aber noch drin, bevor wir den T-Rex noch ein Stück weiter nach Norden jagen. Spät am Abend finden wir ein letztes Plätzchen im Womo-Abteil des Rastplatzes mit dem lustigen Namen Krekke. Da es schon dunkel ist, muggeln wir uns fix ein und verschieben die Erkundung des Plätzchens am See auf morgen.
Tag 5 – Donnerstag, 7. September
Abfahrt: 12 Uhr, Tachostand: 43333 km, Reichweite: 984 km
Dieser Morgen beginnt grau und diesig, was dem Landschaftserlebnis allerdings keinen Abbruch tut. Der Nebel wabert dekorativ um die Berge, die den spiegelglatten Losna-See säumen. Aber wir befinden uns hier ja auch schon im Gudbrandsdal, dem längsten Tal Norwegens und Schauplatz des berühmten Ibsen-Dramas Peer Gynt. Da darf das grandios aussehen! Der Rastplatz mit seinem (nachts interessant beleuchten) Weg ans Wasser samt Spielplatz und Sitzwürfeln in Türkis bietet dazu einen modernen Kontrast. Wir lassen die friedliche Stille noch ein wenig wirken, bis sich der Vormittag dem Ende zuneigt. Zeit zum Aufbruch. Nächste Station, nur eine Viertelstunde weiter nördlich: die Stabkirche von Ringebu. Die ist nicht nur eine größten unter den 28 noch erhaltenen Stabkirchen in Norwegen, sondern hat auch noch ein besonderes Markenzeichen: den leuchtend roten Dachreiter. Den erhielt die Kirche aber erst 1630 beim Umbau. Der älteste Teil des Gebäudes wurde dagegen schon um 1220 herum errichtet, darunter auch das im Drachenschiff-Stil geschnitzte Westportal. Hinein kommen wir aber nicht, denn die Besichtigungs-Saison außerhalb der Gottesdienst ist seit Ende August vorbei. Außerdem laufen gerade Sanierungsarbeiten. Der Rundgang um den stattlichen Holzbau lohnt trotzdem. Allein wegen der herrlichen Lage mit Blick ins Tal, der historischen Grabstein-Galerie auf dem umliegenden Friedhof und kurzem Weg zur Bilderausstellung im benachbarten Pfarrhaus (die wir aber auslassen). Dafür testen wir noch eben den nachgebauten Schandpfahl vor der Toiletten-Scheune. Ein bisschen Mittelalter-Horror muss sein! Auch nicht uninteressant: Die Stabkirche Ringebu gehört zu den sogenannten Wahlkirchen, in denen 1814 überall im Land Vertreter für die Reichsversammlung in Eidsvoll gekürt wurden. Dort wiederum wurde dann am 17. Mai die erste norwegische Verfassung verabschiedet. Die gilt übrigens heute noch als die modernste Verfassung Europas. So! Genug Historie! Weiter geht’s! Eine halbe Stunde später stehen wir auf dem Rastplatz Mellomsdokka bei Vinstra und bewundern die Stromschnellen des Gudbrandsdalslågens. Danach gönnen wir dem T-Rex einen längeren Auslauf – schnurstracks Richtung Dovrefjell. Moschusochsen, die ja hier irgendwo herumtoben sollen, sichten wir unterwegs zwar nicht, dafür nach anderthalb Stunden Fahrt durch bergschöne Landschaft einen nigenagelneuen Rastplatz im Naturreservat Fokstumyra mit interessantem Ausguck in Bilderbuch-Lage: Storrhusranden. Das müssen wir uns näher anschauen! Wir gesellen uns zu ein, zwei Reisemobilen am Rand und erklimmen das schick-asymmetrische Holzkonstrukt mit dem schönen Namen Rullesteinen (der Kieselstein). Wie schön ist das denn hier?! Das kann man gar nicht beschreiben. Das muss man gesehen haben! Allein der Blick in die Weite hinweg über schon fast herbstbunte Bäume hin zu den schneebemützten Höhenzügen des Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalpark inklusive der Snøhetta, dem höchsten Berg Norwegens außerhalb des Jotunheim-Gebirges. Himmlisch! Genauso wie der Blick in die andere Richtung zu einem idyllischen kleinen See. Der Rastplatz selbst wartet mit dem neuesten Komfort samt Entsorgungsstation für Wohnmobile auf. Das Klohäuschen lässt sich zwar nur mit Bankkarte öffnen, kostet aber nichts. Es wird nur gezählt, versichert uns der nette Techniker, der gerade noch mal alles überprüft. Nachdem auch der T-Rex frisch abgeputzt ist, geht’s wieder weiter. Nächste Station: Biltema Oppdal. In dem Auto- und Baumarkt ist ein Hot-Dog-Gelage Pflicht. Außerdem geht unsere Handseife zur Neige, und ein bisschen Bordtechnik muss ergänzt werden. Unseren Platz für die Nacht finden wir im selben Ort, auf dem versteckt und ruhig liegenden Naturparkplatz der Gondelbahn „Hovden-Expressen“. Da gerade weder Sommer- noch Skisaison ist, haben wir den Platz ganz für uns. Und die Kühe auf der nahen Alm bimmeln uns ein Abendlied dazu.
Tag 6 – Freitag, 8. September
Abfahrt: 10.45 Uhr, Tachostand: 43536 km, Reichweite: 926 km
Für unser erstes Tagesziel heute müssen wir erst mal Strecke machen und uns möglichst elegant an Trondheim vorbeimogeln. Wir müssen ja nicht extra durch die Stadt und Maut dafür löhnen, wenn wir uns da gar nicht weiter aufhalten. Gelingt uns einigermaßen, trotz des gegenwärtigen Baustellen-Labyrinths. Und einen schönen Blick auf den Trondheimsfjord bekommen wir obendrein. So mäandern wir uns Etappe für Etappe Richtung Hegra und dann noch mal einen abenteuerlich kurvig-engen Weg hinauf (natürlich muss uns dabei ein Reisebus entgegenkommen, aber mit Spiegel-Einklappen und Millimeter-Schleichfahrt gelingt die Passage) bis zur Hegra-Festung. Errichtet wurde diese 1908-1910 gegen eventuelle schwedische Angriffe nach Auflösung der früheren Personalunion von Norwegen und Schweden. Gebraucht wurde die Anlage dann aber erst 1940 während der deutschen Besetzung. Zwei Monate lang verteidigten sich hier 284 norwegische Soldaten und die Widerstandskämpferin Anne Margrethe Strømsheim (Lotta fra Hegra) 25 Tage und Nächte lang gegen die Besatzer. Als die norwegische Einheit am 5. Mai 1940 kapitulierte, war sie die letzte Bastion des Widerstandes im südlichen Norwegen. Ein bisschen erinnert uns das Fort ja an die Maginot-Linie in Frankreich – nur eben auf einem Berg. Aber die Atmosphäre ist genauso gruselig- bedrückend, wenn man sich das Ganze unter Beschuss vorstellt. Trotzdem ist es ein Erlebnis, auf eigene Faust die dunklen Betongänge zu durchstreifen und in die Geschütztürme zu klettern. Dazu draußen als Kontrast die friedliche Natur. Wir hören und sichten sogar einen Schwarzspecht. Anderthalb Stunden verbringen wir am Ende hier, dann wagen wir wieder die Mäanderfahrt abwärts – diesmal ohne Gegenverkehr (huff!). Die folgende nächste Etappe führt uns eine gute halbe Stunde später nach Steinvikholmen am Åsenfjord, einem nordöstlichen Ausläufer des Trondheimsfjord. Oder besser gesagt: im Fjord. Denn bei Steinvikholmen handelt es sich um eine Inselburg, errichtet ab 1525 im Auftrag des letzten Erzbischofs Norwegens. Praktischerweise führt eine Holzbrücke vom Festland hinüber, direkt von einem Parkplatz aus, auf dem gegen Gebühr auch Wohnmobile stehen dürfen. Die Übernachtung würde 150 Kronen kosten (kulinarische Versorgung gäbe es im nahegelegenen Dorf-Hofladen) Fürs reine Parken sind lediglich 30 Kronen per Umschlag in den Schlitz am aktuell unbemannten Kiosk zu stecken. Danach rufen Brücke und Mini-Insel zum Erkundungsspaziergang. Historische Erklärtafeln erzählen uns davon, wie die zwischenzeitlich dem Verfall und Steinraub preisgegebene Festung am Ende doch gerettet und wiederaufgebaut wurde. Danach ist Ausruhen und Lesen im T-Rex angesagt. So aufgetankt, wollen wir uns dann aber noch ein bisschen näher an unser Fernziel jenseits des Polarkreises heranpirschen. Bei Levanger legen wir eine Stunde später auf dem Serviceplatz Gråmyra schnell noch einen Ver- und Entsorgungsstopp ein (direkt auf einem Lkw-Parkplatz an der E6, alles gratis). Dann schicken wir den T-Rex für eine weitere halbe Stunde auf die Piste, denn als Nachtquartier haben wir uns den schön gelegenen Parkplatz zwischen Friedhof und Kirche von Stiklestad ausgeguckt. Gefällt uns, hier bleiben wir.
Tag 7 – Samstag, 9. September
Abfahrt: 11.17 Uhr, Tachostand: 43785 km, Reichweite: 682 km
Wenn man schon vis-à-vis der Kirche parkt, und die auch noch an einem Ort von nationaler Bedeutung steht (weil hier durch die Schlacht von Stiklestad die vollständige Christianisierung und damit auch die Reichswerdung Norwegens besiegelt wurde), sollte man auch mal hineingucken. Leider ist abgeschlossen. Doch wir haben Glück. Gerade als wir die Kirche umrundet haben und schon weiter zum nächsten interessanten Bauwerk gehen wollen, kommt uns ein Mann in historischer Kluft mit einem Tross Studenten oder Schüler im Schlepptau entgegen. Das sieht ja mal nach einer amtlichen Führung aus. Wir fragen nach, ob die Gruppe in die Kirche will und bekommen das Signal, dass wir mit hinein dürfen, er die Führung aber nur auf Norwegisch hält. Kein Problem für uns. Hauptsache, hinein! Die alte Steinkirche (errichtet ab Mitte des 12. Jahrhunderts) kann sich auch von innen sehen lassen – mal ganz abgesehen davon, dass sie auf dem Gelände gebaut wurde, wo der später heiliggesprochene König Olav 1030 in besagter Schlacht fürs Christentum fiel. Die angeblich genaue Stelle markiert ein Findling hinter dem Altar. Nach eingehender Begutachtung ziehen wir weiter, umkreisen die benachbarte Kapelle des Heiligen Olavs – einem zur russisch-orthodoxen Kirche umgebauten Hofgebäude aus dem 18. Jahrhundert – und klappern danach das weitere Gelände ab. Der Mittelalterhof Stiklastadir steht höchst dekorativ in der Gegend herum. Über dem nahen Amphitheater, das für das alljährliche Schauspiel vom Heiligen Olav reserviert ist, wacht ein entsprechend heroisches Reiterstandbild. Vom Hügel mit der Olavsstøtta (Olav-Stütze) aus, Norwegens ältestem Denkmal von 1807, blickt man rechts zur kleinen katholischen St. Olavs Kapelle und links zum Nationalen Kulturzentrum, das nicht nur ein Museum sondern auch ein großes Hotel, Restaurant und Café beherbergt. Also alles da, was das Besucherherz begehrt. Und im Winter gibt es hier auch noch einen Weihnachtsmarkt. Bestimmt sehr stimmungsvoll. Aber sooo lange können wir nun wirklich nicht bleiben. Und der T-Rex scharrt schon mit den Hufen. Nordnorwegen ruft. Unterwegs müssen wir ihn aber doch vorher noch mal rechts ranfahren lassen. Mystisch heranwabernder Nebel über dem Angelfluss bei Namsskogan verlangt unsere fotografische Aufmerksamkeit. Knapp 20 Minuten später durchfahren wir das Tor nach Nordnorwegen (Porten til Nord-Norge), unter stilisierten Polarlichtern hindurch. Das lässt ja schon mal hoffen. Erst aber landen wir nach knapp einstündiger Weiterfahrt durch einsame Landschaft auf dem Parkplatz mit Restaurant und Kunsthandwerk-Laden direkt am Wasserfall von Laksforsen. Den müssen wir uns natürlich mal näher anschauen. Ein schmaler und steiler Schleichweg führt hinunter zu den Felsen mit dem tosend herabschäumenden Fluss. Da dampft ordentlich Sprühnebel durch die Luft. Das macht Lust auf was Deftiges. Also ab in den T-Rex zu Kartoffelsuppe mit Geflügelknackwurst und dann Einmuggeln mit Hörbuch.
Tag 8 – Sonntag, 10. September
Abfahrt: 9.25 Uhr, Tachostand: 44058 km, Reichweite: 439 km
Wir sagen Tschüß zum Wasserfall der Lachse und überreden den T-Rex zu einem Katzensprung nach Mosjøen. Dort nutzen wir als Erstes die Ver- und Entsorgungsstation hinter der Shell-Tanke an der E6. Unser Womo muss nämlich dringend mal wohin. Das ist in einer Viertelstunde erledigt. Eben noch abputzen, und dann ab ins Zentrum. Wir parken kostenlos am Kulturhus in der Strandgata, von wo es nicht mehr weit ist bis zur Sjøgata. Dort wollen wir uns die längste alte Holzhaus-Galerie Europas ansehen. Das erste Fotomotiv lauert allerdings schon gleich um die Ecke: die alte Shell-Tankstelle von 1933, die heute ein kleiner Außenposten des örtlichen Vefsn Museums ist. Danach spazieren wir zu den rund 100 bunten Holzhäusern in Doppelreihe, die unter anderem auch die Touri-Info, das Wohnzimmer-Café Gilles, einen Laden für Musikinstrumente, das Landhandel-Lokal Vikgården, die und andere Galerie und ein ironisch-witziges Zentrum für unnütze Erfindungen beherbergen. Auch das schon erwähnte Vefsn Museum ist hier zu finden, verteilt über mehrere schmucke Stelzenhäuser, die mit den Füßen malerisch im Vefsnfjord stehen. Leider hat das meiste außerhalb der Saison sonntags geschlossen, aber auch von außen gibt es viel zu entdecken. Wir drehen noch eine Schleife durch den moderneren Teil der Innenstadt – nämlich durch die parallel verlaufende Fußgängerzone – und entern dann wieder das Wohnmobil, um das nächste Etappenziel anzusteuern: Mo i Rana. Gleich neben dem Bahnhof dürfen wir für begrenzte Zeit gratis parken. Das reicht für eine Spazierpause am Wasser. Durch einen Fußgängertunnel mit lustigen Wandmalereien gelangen wir zur Uferpromenade, wo sich die Skulptur „Havmannen“ die Wellen des Ranfjord um die Beine spülen lässt. Der stramm stehende Meermann aus Granit ist ein Werk des englischen Künstlers Antony Gormley. Von ihm kennt man zum Beispiel auch den berühmten „Angel of the North“ in Gateshead bei Newcastle. Nachdem wir noch die witzigen Betonliegen ausprobiert haben (okay, nur bequem, wenn man sich im richtigen Winkel platziert), machen wir den Gang ums Karrée komplett und werfen um 13 Uhr erneut den Motor an. Ab jetzt wird es arktisch, denn wir wollen zum Polarsirkelsenter (Polarkreiszentrum). Je näher wir kommen, desto karger wird die Landschaft. Weil sich aber zwischendurch auch mal die Sonne durch den regengrauen Tag schiebt, können wir kurz vor dem Ziel tatsächlich durch ein veritables Regenbogen-Tor fahren. Perfekt! Um 14.10 Uhr rollen wir auf den Parkplatz vor dem 1990 eröffneten Polarkreiszentrum. Wohnmobile mit wanderfreudiger Crew (immerhin kann man hier ausgiebig durch den Nationalpark Saltfjell-Svartisen stromern) dürfen drei Tage kostenlos stehenbleiben. Wir wandern erst mal um das samisch angehauchte Gebäude herum, das Verkaufsraum, Café und Infocenter zugleich ist. Drum herum sind gleich diverse Globen (ähnlich wie der am Nordkap) und ein riesiges Steinmännchen-Feld zu finden. Und einen grandiosen Rundblick übers Saltfjell bekommen wir auch noch dazu. Aber nun – husch-husch – hinein ins Zentrum, wo es alles gibt, was das Touri-Herz begehrt. Vom Kühlschrank-Magneten bis zum Norweger-Pulli. Vom Polarkreis-Diplom bis zum Sonder-Poststempel. Dazu eine ausgestopfte Tierlandschaft als Selfie-Hintergrund und einen XXL-Briefkasten für die sondergestempelten Ansichtskarten. Für Nordlicht-Fans gibt es noch einen Kinosaal mit entsprechenden bewegten Bildern. Über den grauen Streifen im Fußboden, der den magischen Breitengrad 66°33’55“ markiert, balancieren wir zurück zur Eingangshalle, um ins Café abzubiegen. Denn wir haben Hunger auf norwegische Waffeln mit Erdbeerkompott und Sahne. Danach wollen Karten geschrieben und auf den Weg geschickt werden. Apropos: Auch der T-Rex will da wieder hin. Ist ja auch erst 17.15 Uhr, da schaffen wir noch ein Stückchen. Anderthalb Stunden später entern wir den recht idyllischen E6-Rastplatz von Rognan und schlagen unser Nachtlager zwischen Servicehäuschen und Picknick-Area auf.
Tag 9 – Montag, 11. September
Abfahrt: 7.15 Uhr, Tachostand: 44318 km, Reichweite: 1514 km
Gegen 6.50 Uhr weckt uns Maschinenlärm. Kurzer Blick durchs Fenster. Okay, es sind Baustellen-Aktivitäten zu erwarten. Also suchen wir uns für Morgenwäsche und Frühstück ein anderes Plätzchen. Nach kurzer Fahrt – ein Stück zurück – auf der E6, geht es in enger Kurve rechts ab auf den Folkeveien 812 ins „Gebirge“. Ab jetzt wandeln wir in moderaten Schleifen bei sechs bis acht Prozent Steigung auf dem „Kulturvei“ Richtung Misvær – mit einem Wanderparkplatz nach dem anderen. Wir entscheiden uns für den Nybrua Rasteplass am Fluss Brekkelva, denn dort gibt es sogar ein Extra-Picknick-Plätzchen am Skywalk-Steg zum und über den Fluss sowie witzige Holzkunst rund um die Plumpsklo-Hütte samt Tür zum Nirgendwo. Der Angel- und Pausenbalkon mitten über dem Fluss verfügt nicht nur über Grillstellen, in der Nähe liegt auch das Holz dafür bereit – kostenlos. Allerdings mögen wir unser Frühstück lieber ungegrillt. Dann lockt die Küste. Wir wollen zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Nach knapp einer Stunde Fahrt finden wir ein Plätzchen unterhalb der Saltstraumenbrücke, wo der T-Rex bequem und kostenlos parken kann. Natürlich haben wir uns vorher den Gezeitenkalender angeguckt, damit wir es auch ordentlich strömen sehen, wenn die Flut sich dreht. Dazu müssen wir aber noch ein paar hundert Meter durch die Botanik, vorbei an einem kleinen idyllischen See hinunter zu den Klippen. Dort hat sich neben einem angelnden Vater-Tochter-Gespann schon eine Schar Schaulustiger rund um das kleine Spitzhut-Seezeichen eingefunden. Es rauscht und strudelt, und auch die Enten und Möwen sind nicht doof und kreiseln kraftsparend zu ihrer schwimmenden Nahrung. Und irgendwie sieht es so aus, als hätten sie einen Heidenspaß am Karussellfahren. Fast eine Stunde lang lassen wir das Naturphänomen auf uns wirken, spazieren dann noch ein bisschen Richtung Saltstraumen Hotel, das aber aktuell für normale Gäste geschlossen und stattdessen Quartier für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist. Dann binden wir den T-Rex wieder los, denn nun steht ein Clas-Ohlson-Besuch an, mit dem wir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre Bodø-Moskenes überbrücken wollen. Am Einkaufscenter Bodø City Nord können wir auf dem Parkplatz beim Obs!-Baumarkt drei Stunden kostenlos längsseits am Rand parken. Dann geht’s zum Shoppen. Gute Entscheidung, denn draußen regnet es sich langsam ein. Fast auf den Punkt drei Stunden später rollen wir weiter zum Fähranleger. Obwohl es bis zur Abfahrt noch etwas mehr als zwei Stunden hin sind, sind die ersten Wartespuren (inklusive der mit den reservierten Tickets) schon gut gefüllt. Hm, ob wir da wohl noch mit aufs Schiff passen? Wir werden es sehen. Erst mal machen wir es uns mit Tee, Croissants und ein bisschen TV gemütlich. Dann endlich kommt Bewegung im Vorbestell-Bereich, kurz darauf auch bei den Spontanfahrern, zumindest in der ersten Spur. Als sich der Uhrzeiger immer mehr auf die 16.45 zu bewegt, werden wir doch ein bisschen kribbelig. Denn noch immer nicht ist die Fährmitarbeiterin an unserem Fenster aufgetaucht, um die Daten für die Schiffstour aufzunehmen. Zwar hat sich inzwischen bis zu unserer Spur vorgearbeitet, doch genau vor uns bekommt die Check-In-Tante offenbar neue Anweisungen auf ihr Headset-Knöpfchen im Ohr und dreht ab. Neiiiiin! Nicht, dass die Fähre jetzt schon komplett belegt ist. Dann müssten wir bis zur nächsten Abfahrt um 1 Uhr nachts warten. Dann Hoffnung. Die Frau kommt zurück. Und stellt ein rotes Hütchen vor die T-Rex-Schnauze. Oje! Alle anderen in den Reihen rechts von uns und in der Spur vor uns rollt nach und nach los. Doch dann kehrt die Tante doch noch einmal zurück, fotografiert und registriert unser Kennzeichen, hält uns einen Minirekorder vors Gesicht, damit wir unsere Namen auf „Band“ sprechen und gibt grünes Licht fürs Entern. Juhu! An Bord heißt es dann, husch-husch, Proviant-Rucksack und Kamera geschnappt und hinauf zur Fahrgast-Lounge getrabt. In der zweiten Reihe vor dem großen Panoramafenster ist noch was frei. Dann legt die Fähre auch schon ab. Also schnell noch mal zum Heck aufs Außendeck, Fotos machen. Alles Grau in Grau und nieselig-dunstig, aber das stört uns nicht. Nach dem Sattsehen geht es zurück in die Sesselreihe. Sattwerden bleibt aber Thema. Die Grillwurst mit Pommes in der Bordkantine sieht lecker aus, also gönnen wir uns das entsprechende Gedeck. Zum Nachtisch kommt das Wiener Brød aus dem Rucksack auf das Klapptischen. Danach ist ausgiebig zum Chillen – mit nichts um uns herum als dem Atlantik und dem dazugehörigen Seegang. Nach etwa drei Stunden tauchen langsam die zackigen Berge der Lofoten aus dem Dunst auf. Um 20 Uhr legen wir an. Wir strömen mit dem Strom vom Autodeck, setzen „Segel“ Kurs Süd und versuchen als Erstes, auf dem zwei Minuten entfernten Wanderparkplatz in Sørvågen was zu werden. Aber dort will man offenbar keine Wohnmobile und Camper mehr, seitdem der Platz Eingang in die Reiseführer-Literatur gefunden hat. Kann man angesichts der nahen und engen Wohnbebauung dort auch verstehen. Also fahren wir weiter südwärts – nach Å, dem südlichsten Ort der Lofoten. Wir passieren das für die Saison leider schon geschlossene Tørfiskmuseum (wo die Geschichte des legendären Trockenfischs erzählt wird) und landen gleich hinter dem folgenden Tunnel auf einem großen Parkplatz, wo es nun definitiv nicht mehr für Autos weitergeht. Aber weiter als bis hierhin wollen wir auch nicht. Denn es ist Zeit fürs Nachtlager-Aufschlagen. Zum Glück ist noch ordentlich Tee in der Thermoskanne. Da müssen wir nicht noch mal den Herd anschmeißen. Gegen 21.30 Uhr locken uns dann aber merkwürdige Maschinengeräusche doch noch mal aus dem Womo. So werden wir Zeuge, wie der schon erwähnte Tunnel „shampooniert“ wird. Naja, eingeseift wird er nicht, aber mit Wasser und Hochdruck von oben bis unten sauber gespritzt, nachdem ein Bürstenfahrzeug vollmechanisch die Wände abgeschrubbelt hat. Wir fragen nach und erfahren: Alle Tunnel der Inselgruppen werden auf diese Weise geputzt – alle zwei Monate komplett, alle zwei Monate nur „unten herum“. Witzig!
Tag 10 – Dienstag, 12. September
Abfahrt: 11.26 Uhr, Tachostand: 44435 km, Reichweite: 935 km
Wenn man schon mal im Ort mit dem kürzesten Namen der Welt und am südlichsten Zipfel der Lofoten weilt, sollte man sich dort auch näher umgucken. Gesägt – Tun getan! Gut gummiert gegen den Bindfaden-Regen stiefeln wir über einen gewundenen Wanderweg erst mal dorthin, wo die Felskanten schroff in den Atlantik abfallen. Dann kehren wir zurück zum Parkplatz und folgen dem kleinen Fußweg hinunter ins Dorf und zum Fischerei-Museum, wobei die Übergänge fließend sind, denn der ganze Ort ist praktisch Museum. In der dazugehörigen Bäckerei gönnen wir uns zwei der berühmten Zimtschnecken zum Mitnehmen. Die gibt es in einer Spezialpapiertüte mit dem Rezept darauf. Zum Nachbacken, wie cool! Wir spazieren weiter zum Aussichtspunkt, von dem man in die eine Richtung zum Torrfiskmuseum vor grandioser Spitzberg-Kulisse und in die andere Richtung auf die typischen Robuer blickt, die traditionellen rot-weißen Fischerhütten. Nach etlichen Rundum-Fotosessions geht es zurück zum T-Rex. Den wollen wir jetzt nämlich zum „Austreten“ nach Reine schicken, passender Name. Die Großreinemache-Station (höhö) befindet sich direkt am Hafen, was auf den Lofoten heißt: Schöner geht’s kaum! Und die legendären XXL-Stockfischgestelle stehen ebenfalls dekorativ in der Nähe herum. Auch danach auf der E10 weiter Richtung Norden jagt ein Fotopunkt den nächsten – was sich schon von Weitem anhand der tüchtig vollen Parkbuchten inklusive exzessiv filmender und knipsender Menschen erkennen lässt. Krass! Wie muss es hier erst im Sommer sein?! Jetzt aber finden auch wir ein paar schöne Stellen. Am Knotenpunkt Fredvang zweigen wir versuchshalber nach links ab, rollen über zwei recht steile und schmale Bogenbrücken (huh – Abenteuer) und wieder zurück. Denn auf dem nahen Parkplatz wollen wir Tee „mit Brücken-Aussicht“ trinken. Später am Nachmittag schauen wir uns an, was der Aussichtspunkt Rambergstranda zu bieten hat. Das sind: eine kreisrunde Aufstellfläche, auf der man zur Not auch über Nacht stehen könnte – ein Holzbohlenweg zum Strand – und eine tolle Sand-Wasser-Berge-Bucht. Mit einer Handvoll schöner Muscheln kehren wir zum T-Rex zurück.
Wir wollen nämlich noch einen Rastplatz auf seine Nächtigungsqualitäten hin überprüfen, den Rasteplass Flakstad. Die Kurzinspektion ergibt: super Extra-Stellplätze für Wohnmobile mit Blick auf Strand und Wasser! Plus schickes Toilettenhäuschen. Nur ist uns nicht ganz klar, ob die Schilder mit der Maximalparkdauer an der Einfahrt zur „Kleinparkerspur“ auch für den Womo-Nebenzweig gilt. Also kurven wir wieder ein Stückchen zurück, denn dort gab es das ein oder andere Randplateau. Am angenehmsten finden wir einen Kiesplatz, der auf GoogleMaps als „Public Parking Midnight Sun Viewpoint“ firmiert. Einige (etwas unscheinbare) Kriegsrelikte des Atlantikwalls gibt es auch. Doch uns langt die schöne Aussicht und der genügende Abstand zur E10.
Tag 11 – Mittwoch, 13. September
Abfahrt: 10.35 Uhr, Tachostand: 44487 km, Reichweite: 792 km
Der nächste Morgen begrüßt uns tatsächlich mit blauem Himmel und ein bisschen Sonne. Das verlangt nach einem Früh-Spaziergang durch die Küstenbotanik. Gute Entscheidung, denn später schüttet es wieder – inklusive Regenbogen-Intermezzo. Eine der Regenpausen nutzen wir, für einen Halt auf der Rastplatz Skrede, der nicht nur mit einer tollen Aussicht, sondern auch poppig-bunte Sitzgruppen angeben kann. Beim näheren Erkunden entdecken wir auch noch ein stilisiertes Wikingerschiff an der Felswand. Da hat sich der Designer aber Mühe gegeben! Als nächstes schauen wir am Haukalandstrand vorbei. Andere hatten diese Idee auch schon. Der Parkplatz ist entsprechend überfüllt. Für ein paar schöne Fotos vom Strand inklusive türkisfarbenem Special Effect wagen wir mal das Abenteuer „Parken in zweiter Reihe“. Nicht optimal, aber wir sind auch schnell wieder weg. Über Stock und Stein und Berg und Tal mäandern wir zurück zur E10 und entern um die Mittagszeit das Lofotr Vikingmuseum in Borg. Wir bekommen gratis Kopfhörer für unsere Smartphones ausgeliehen, die wir per QR-Code zum Audioguide umfunktionieren. Das ist echt mal smart! Und das Museum ist auch top. Das moderne Eingangsgebäude erinnert an ein umgedrehtes Wikingerschiff. Darin findet sich neben Café und Museumsshop die Ausstellung mit den Funden der archäologischen Ausgrabungen in Borg und Umgebung von 1983 bis 1989. Gleich daneben liegt das längste rekonstruierte Langhaus der Welt inklusive Duft der „Marke“ Holz und Teer. Dort finden die museumspädagogischen Angebote statt, bei denen man quasi selber ins Wikingerwams schlüpfen kann. Schön gemacht und nicht überfrachtet. Fast drei Stunden verbringen wir hier. Dann zieht es uns weiter. Nach Svolvær, dem Hauptort der Lofoten. Wir brauchen neue WC-Tankflüssigkeit. Also auf zum einzigen Biltema der Inselgruppe. Weil es dort etwas beengter als auf dem Festland ist, darf man vor dem Autoteile-Baumarkt nur zwei Stunden gratis parken und muss dafür außerdem ein 0-Kronen-Ticket aus dem Automaten ziehen. Das kriegen wir hin! Auch ein Schnell-Einkauf im nahen Rema-Supermarkt und Bewundern der dort erhältlichen lokalen Spezialitäten wie Stockfisch in Tüten und Komplettfisch aus der Tiefkühltruhe ist noch drin. Dann geht es erneut auf Schlafplatzsuche. Wir versuchen unser Glück in Kabelvåg, passieren ein weiteres Mal die schicke Lofotenkathedrale, die größte Kirche Nordnorwegens, die dazu noch aus Holz gebaut ist, und landen schließlich auf dem ruhig und gar nicht so hässlich gelegenen Schotterparkplatz nahe des Lofotmuseet, das wiederum neben dem Lofotenaquarium und gegenüber der Galleri Espolin liegt. Also voll das kulturelle Zentrum! Für heute aber sind wir durch mit dem Forscherdrang,
Tag 12 – Donnerstag, 14. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 44593 km, Reichweite: 745 km
Unser Morgenspaziergang führt uns an den (noch geschlossenen) Museen vorbei zum Seehütten-Hotel „Nyvågar Rorbuhotel“, das wirklich sehenswert in der Landschaft steht. Dann schieben wir den T-Rex „on the road again“. Am Austnesfjord finden wir einen Rastplatz mit „Latrintömning“ fürs Womo und Steg mit Aussicht für uns. Mitten im Fjord guckt uns eine kleine Insel mit der Kapelle von Sildpollneset darauf an, darum herum: alpine Küstenlandschaft. Von dort weichen wir einfach mal von der Hauptroute ab und drehen eine große Außenkurve über den Weg der Mitternachtssonne (Midnattsolveien). Der führt unter anderem über eine abenteuerlich schmale Strecke mitten durchs Wasser des Grunnfjørfjord und über die Mini-Insel Storholmen. Zum Glück gibt es die eine oder andere Ausweichbucht – falls Gegenverkehr kommt. Tut es natürlich. Aber alles geht gut. So gondeln wir Kurve für Kurve Richtung Fiskebøl, wo wir gegen Mittag am Fähranleger ankommen. Dank unserer Mautbox samt Extra-Fährvertrag kommen wir (wie schon auf der Route Bodø-Moskenes) unbürokratisch, bargeldfrei und außerdem zum halben Preis an Bord. Abfahrt Richtung Melbu ist pünktlich um 13.15 Uhr. Nachdem wir uns zuerst ein bisschen an Deck herumgedrückt haben, um den Lofoten fotografisch „Tschüß“ zu sagen, entern wir die Cafeteria. Die Menükarte lässt uns keine andere Wahl: Grillwurst-Alarm! Knapp eine Dreiviertelstunde später sind wir nicht nur auf den Vesterålen, sondern stehen auch schon auf dem Parkplatz im Hafen von Stokmarknes, gleich zwischen Hurtigrutenmuseum und Hurtigruten-Terminal. Am Kai liegt auch gerade eines der brandneuen LNG-Kreuzfahrtschiffe des neuen Postschiffrouten-Anbieters Havila Kystruten, die Havila Castor. Unsere Reise geht aber in die Vergangenheit, sprich: zu den Anfängen der legendären Schiffsroute zwischen Bergen, Nordkap und Kirkenes. An der Museumskasse treffen wir auf Florian, einen nach Norwegen ausgewanderten Bayern, der uns auch gleich eine begeisterte Kurz-Einführung in den Aufbau des Museums gibt. Einen Papierplan gibt es auch noch an die Hand. So präpariert, umrunden wir das 1993 ausgemusterte Kreuzfahrtschiff Finnmarken, lernen anhand der flankierenden Ausstellungen unter anderem, wie die Küstenbevölkerung in den 80ern auf die Barrikaden ging, als überlegt wurde, die Hurtigrute einzustellen. Wir lesen von örtlichen Kaffeeclubs, die nur zum Kaffeetrinken an Bord gehen und davon, wie die Schiffsflotte in der Zeit der deutschen Besetzung eingesetzt und durch die Bomben der Alliierten dezimiert wurde – und davon, wie es nach dem Krieg weiterging. Alles in anschaulichen und vor allem gut verdaulichen Häppchen serviert. Auch ein kleines Kino-Päuschen ist möglich – dank der Langzeit-Dokumentation des norwegischen Fernsehens über die Fahrt der MS Nordnorge vom 16. bis 22. Juni 2011 von Bergen nach Kirkenes („Hurtigruten minutt for minutt“). Das Ganze läuft in Dauerschleife, ist aber natürlich nicht in der regulären Öffnungszeit zu schaffen. Dafür steht der Film im Guinness-Buch der Rekorde – als die längste ununterbrochene Live-TV-Dokumentation der Welt. Und das Ganze macht Lust, jetzt endlich die MS Finnmarken zu entern. Dazu muss man aber erst noch ein weiteres Ausstellungsabteil durchlaufen. Und das beamt einen erst einmal zurück in die Dampfschiffzeit, als die Postschiffroute „erfunden“ wurde. Das war 1893. In dem Jahr rief Kapitän Richard Wirth die Hurtigrute ins Leben, die schnelle Route für Transporte aller Art entlang der Küste. Im Museum erzählt Herr Wirth das (virtuell) sogar selbst. Auch ein zweistöckiges Originalsegment des Dampfschiffs Finnmarken von 1912, dem allerersten Schiff der klassischen Postschiffroute, kann durchstöbert werden – bestehend aus Herren-Salon, Damen-Salon und Erster Klasse. Später erfahren wir von Florian, dass dieses Segment nur durch einen aufmerksamen Museumsbesucher wieder „nach Hause“ gekommen ist. Eigentlich war das Dampfschiff nach der Ausmusterung nämlich zur Verschrottung in die Niederlande verkauft worden. Dieses Teil landete aber offenbar nicht in der Schrottpresse, sondern wurde für einen Ponyhof „abgezweigt“ und dort als Aufenthaltsraum genutzt. Dort entdeckte es dann der Besucher im Urlaub. Was für ein Zufall! Nun wollen wir aber auf die große Finnmarken von 1956. Alle Etagen und fast alle Winkel des Schiffs stehen einem zum Selbsterkunden offen. Den Maschinenraum bekommen wir per Führung zu sehen. Da ist Florian wieder im Einsatz, von dem wir außerdem noch einen Outlet-Shopping-Tipp und einen Gute-Chance-auf-Polarlichter-Hinweis für die kommende Nacht mitnehmen. Nach gut drei kurzweiligen Stunden im Museum verabschieden wir uns und lassen den T-Rex nordwärts Richtung Sortland traben, dem Hauptort der Vesterålen-Insel Langøya. Einen Platz für die Nacht finden wir noch ein Stückchen weiter, jenseits der Sortlandbrücke auf dem erhöht liegenden Rastplatz Sigerfjord auf der Nachbarinsel Hinnøya mit Blick übers Wasser und auf die Ausläufer der „blauen Stadt“. Dort machen wir es uns erst mal gemütlich. Was in diesem Fall heißt: Wir rühren mal einen schönen Pott grüner Götterspeise für später an. Und weil es draußen abends schon ganz schön frostig wird (und unser Kühlschrank vom letzten Einkauf noch so voll ist), stellen wir den werdenden Wackelpudding zum Abkühlen durch die Oberluke aufs Dach. Guuuut, dass wir das gemacht haben! Denn sonst hätten wir ein paar Stunden später vielleicht das Beste an diesem Tag verpasst: das Nordlicht! Tatsächlich! Beim „Wiedereinholen“ des Puddings sehen wir geisterhaft wehende Vorhänge am Himmel. In Grün, wie von der Götterspeise heraufbeschworen! Wahnsinn! Eine Premiere für uns, an der wir uns gar nicht sattsehen können. Auch wenn die Sphärenklänge fehlen, die die im Fernsehen immer darunterlegen, wenn Polarlichter gezeigt werden. Aber das fällt uns erst später auf. Erst mal sind wir auch so völlig geflasht von dem Spektakel am Himmel. Was für ein schöner Abschluss heute!
Tag 13 – Freitag, 15. September
Abfahrt: 11 Uhr, Tachostand: 44714 km, Reichweite: 705 km
Heute lassen wir es mal wieder etwas langsamer angehen. Wir fahren spät los, machen dafür aber früher Rast. Der kleine Picknickplatz an der Saksvoll bru zwischen Stakksvoll und Kongsvika liegt so idyllisch am Wegesrand und die Sonne scheint so schön. Da müssen wir uns einfach ans Wasser setzen und ein bisschen Insel-Landschaft tanken (wir befinden uns auf Hinnøya, der größten Insel Norwegens, wenn man Spitzbergen außer Acht lässt). Nachdem wir das ausgiebig getan haben, wollen wir einen der Florian-Tipps in die Tat umsetzen: den Outlet-Shop von Bjerkvik ansteuern und nach Norwegerstrick durchforsten. Eine gute Stunde später sind wir am Ziel und finden tatsächlich die erhofften Norwegersocken zum Mitbringen. Der ältere Herr an der Kasse kann uns außerdem den nächsten Postkasten für unsere Ansichtskarten empfehlen (beim Rema-1000-Supermarkt zwei Straßen weiter um die Ecke). Danach widmen wir uns dem Florian-Tipp Nummer 2 und entern die lokale Hamburger-Bräterei “ Den lille Kjøkken“, die in der Region offenbar ein Begriff ist – so voll, wie es dort ist. Mit Warteschlange bis zur Tür. Aber wenn alle (einschließlich der finnischen Urlauberfamilie vor uns) so geduldig warten, muss sich das wohl lohnen. Und genauso ist es, stellen wir fest, als wir mit unseren Hawaii- und Superburger samt Spezialsoße gemütlich im Wohnmobil vermümmeln. Übernachten wollen wir hier aber nicht, deshalb brechen wir gegen 17 Uhr noch einmal auf, Kurs Schweden – also schnurstracks (ok, mit großer Kurve) ostwärts. Die Landschaft wird wieder karger, aber das hat offenbar nicht nur für uns seinen Reiz. Die tupfenartig im Fjäll zwischen Seen und Felsen verteilten Wochenend-, Angel- und Skihütten-Siedlungen links und rechts der E10 sprechen Bände. Wir finden trotzdem einen ruhigen Rastplatz mit genügend Abstand zu den Hüttendörfern, nicht weit von einem Gedächtnisort (Krigsminne) der Kommune Narvik. Eine Steinstele erinnert an jene jugoslawischen Lager-Häftlinge, die im Krieg die Straße von Narvik Richtung Kiruna in Schweden bauen mussten – unter entsprechenden Bedingungen. Nicht alle, die dabei umkamen wurden gefunden, daher gilt das Gebiet heute als Kriegsgräberfeld. Das muss man erst mal verdauen, auch wenn wir natürlich wissen, dass die dunklen Schatten der deutschen Vergangenheit bis in die verlassensten Ecken Europas reichten. In der Nacht gibt es dafür noch einmal einen Stimmungsaufheller: grün wabernde Nordlichter. Jaaaa!
Tag 14
Samstag, 16. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 44935 km
Reichweite: 719 km
Heute morgen bei Abfahrt noch in Norwegen, nicht ganz 40 Minuten später schon am Wasserfall Silverfallet beim Wintersport-Ort Björkliden in Schwedisch-Lappland. Vom Rand-Parkstreifen aus spazieren und klettern wir auf unserer Straßenseite der E10 den Hang entlang des Wasserfalls einmal halb hinauf, genießen die Aussicht, talpen den Fußweg dann wieder hinunter und landen per Unterführung auf der anderen Straßenseite, wo es am Wasserfall weiter hinunter bis zum Torneträsk geht, dem sechstgrößten See Schwedens. Wir haben Glück mit dem Wetter: blauer Himmel. Die Sonne scheint und bringt alles zum Glitzern. Das Naturdenkmal Lapporten (die Lappenpforte, ein sogenanntes Trogtal) ist klar zu erkennen. So lässt es sich aushalten. Eine Stunde später geht’s weiter. Unser nächstes Zwischenziel liegt aber gleich um die Ecke: Abisko. Da haben wir uns bei einer früheren Reise schon mal das Naturum angeschaut. Doch heute ist ein strahlender Herbsttag, der nach einer Fahrt mit der Seilbahn verlangt. Fast zehn Minuten dauert die Fahrt in der letzten original erhalten Sesselbahn vom Schweizer Fabrikat Brändle, hoch hinauf auf den 1169 Meter hohen Nuolja (oder Njullá, wie die Nordsami sagen). Die Fahrt endet allerdings „schon“ auf etwa 900 Metern an der Aurora Sky Station, ist aber ein atemberaubendes Erlebnis mit einer ebensolchen Rundumsicht auf die herbstlich gefärbte Fjälllandschaft und dem tiefblauen Tjörneträsk zu Füßen des Berges. Wer mag, kann noch weiter hinauf wandern. Uns reicht der Nahbereich zum „Kreiseln“ und Gucken inklusive Sprung ins Café mit seiner grandiosen Aussichtsterrasse. Aber irgendwann muss es doch wieder abwärts gehen. Am frühen Nachmittag lassen wir den T-Rex wieder von der Leine, der aber langsam mal „austreten“ muss. Deshalb rollen wir eine Stunde später auf den Rastplatz Pessisjåkka, wo wir früher schon gut und ruhig übernachtet haben. Wir nutzen diesmal aber nur die Latrintömning-Kabine für die Entsorgung. Das Tanken erledigen wir anderthalb Stunden später in Skaulo, nachdem wir zuvor in Kiruna abgeblitzt sind. Ist halt nicht so einfach, in einer Stadt die richtige Kurve zu kriegen, die wegen der Erzvorkommen im Boden gerade Stück für Stück um fünf Kilometer versetzt wird (bis 2040 komplett). Da kommt auch das Navi nicht mehr mit und lotst uns zu Tankstellen, die nicht mehr in Betrieb sind. Nach Skaulo steuern wir zunächst Porjus an. Nach all den bisherigen unendlichen Weiten Lapplands hat der Ort was Puppenstubenartiges. Aber am innerörtlichen Rastplatz ist es uns für den T-Rex doch zu eng. Und eigentlich müssten wir Frischwasser auffüllen, was es dort nicht gibt. Also fahren wir noch ein Stück weiter bis zum Rastplatz Laponia (kurz vor Haraudden/Jokkmokk), direkt am See Vajkijaure mit Picknick- und Grillstellen, wenn auch keinerlei Ver- und Entsorgung. Aber hier muss man einfach übernachten!
Tag 15
Sonntag, 17. September
Abfahrt: 10.20 Uhr
Tacho: 45291 km
Reichweite: ca. 1000 km
Wenn wir schon mal bei Jokkmokk unterwegs sind, muss natürlich auch ein Kurzstopp am Polarkreis-Zentrum sein. Wir erwischen zwar irgendwie immer die Zeit, in der das Café und der Shop geschlossen sind, aber wir bekommen am Rasthäuschen immerhin etwas Wasser abgezapft (was man inzwischen nur noch mit Gießkanne machen darf) und hinterlassen unseren T-Rex-Aufkleber in der umfangreichen Sticker-Sammlung aus aller Welt am Polcirkeln-Schild. Dann ruft Luleå oder besser gesagt: das benachbarte Kirchdorf Gammelstaden. Auf dem (uns schon bekannten) Besucherparkplatz zwischen Freilichtmuseum und Lappland-Spezialitäten-Shop picknicken wir, dann geht es auf eine kurze Runde durch die kleine Holzhaus-Stadt, die heute Weltkulturerbe ist. Dazu gibt es auch eine schicke interaktive Ausstellung über der Touristen-Information – Schaustube inklusive. Anschließend nehmen wir Kurs auf Piteå, wo wir tatsächlich eine der in Nordschweden doch rar gesäten LPG-Gas-Tankstellen finden. Die OKQ8-Säule wirkt zwar ziemlich in die Jahre gekommen, funktioniert aber. Es folgt noch ein netter Schwatz mit der Tankstellen-Wartin, dann will der T-Rex wieder Auslauf. An diesem Tag schaffen wir es noch bis zum Ostsee-Badeplatz Harrbäckssand, wo auch Wohnmobile gegen Spende im Briefumschlag übernachten dürfen. Gepflegt und instand gehalten wird die Stelle nämlich vom örtlichen Wochenendhäuschen-Verein. Uns beschert das eine idyllisch-ruhige Nacht mit Direktblick aufs Wasser. Herrlich!
Tag 16
Montag, 18. September
Abfahrt: 11.10 Uhr
Tachostand: 45635 km
Reichweite: 619 km
Heute geht es stramm südwärts bis Örnsköldsvik (Einkaufsstopp beim Coop), dann zum Nationalpark Skuleskogen (Teepause im Wald), dann über die Högakusten-Hängebrücke (Fotostopp). Auf dem großen Rastplatz am Südende könnte man auf den Extra-Stellflächen für Caravans und Reisemobile auch übernachten und am nächsten Morgen die Frühstücksgelegenheit im Café des nahen Hotels Höga Kusten nutzen. Wir sind stark in Versuchung, entscheiden uns dann aber doch nach einem letzten Blick auf das Weltnaturerbe Hohe Küste (die sich immer noch jedes Jahr um acht Millimeter hebt), ein paar weitere Kilometer gutzumachen. Tanken wollen wir lieber auch noch mal. Um 19.30 Uhr schließlich entern wir den – etwas verschlungen zu erreichenden – Parkplatz Magasinsgatan in Härnösand. Dort gesellen wir uns zu ein paar Wohnmobilen, die sich im „Camper-Abteil“ (am Rande eines kleinen Parks mit Freiluftaktivitäten) schon eingerichtet haben. Wir gönnen uns noch einen Abendspaziergang zum benachbarten, schön illuminierten Bootshafen, bewundern die kreativen Minigolfbahn-Aufbauten, dann ruft das Feierabend-Programm im T-Rex.
Tag 17
Dienstag, 19. September
Abfahrt: 10.30 Uhr
Tachostand: 45982 km
Reichweite: 1084 km
Schade! Pladdernder Dauerregen verhindert weitere Erkundungen vor Ort. Wären gern noch zum Automuseum mit seinen dekorativen Oldtimern davor geschlendert und auch noch ein Stück in die schmucke Innenstadt hinein. Ein Freilichtmuseum mit Gratis-Eintritt hätte es auch hier gegeben. So aber steuern wir stattdessen Richtung Sundsvall und pilgern zum dortigen Biltema plus Hotdog-Station, bevor es auf der E4 weiter südwärts geht. Vor Söderhamn allerdings schlagen wir uns nach rechts „in die Büsche“. Durch Wald-Wald-Wald (und zwischendurch See) sowie über Bollnäs und Furudal, wo uns ein Riesen-Holzkerl vor dem Camping-Hüttendorf Ore Fritidsby Rätsel aufgibt (wer ist der Klavier spielende Typ?), gelangen wir schließlich nach Dalarna und zum Siljan-See. Ein Blick auf die Uhr: kurz nach 16 Uhr. Das reicht noch für einen entspannten Besuch bei Leksands Knäckebröd und dem dazugehörigen Fabrikladen, der sich seit unserem letzten Besuch ganz schön gemausert hat und neben den berühmten „Wagenrädern“ von Knäckebrot nun noch mehr regionale Spezialitäten für Küche, Haus und Garten anbietet (bis zum Speiseeis für die heimische Kühltruhe). Eine Knäcketeria (hihi, witzig) mit Draußen-Café gibt es inzwischen auch, flankiert natürlich vielen roten Dala-Holzpferdchen. Kurz vor Ladenschluss (18 Uhr) rollen wir „vom Hof“ und fünf Minuten später schon auf unseren bewährten Übernachtungsplatz auf dem Rastplatz Leksand an der „Bundesstraße“ 70 – mit schönen Nischen fürs Womo, Ver- und Entsorgung, museal präsentiertem Kirchboot, Erklärtafeln und Picknickhütte. Nur das Klohäuschen scheint gesperrt zu sein. Aber da haben wir ja selbst was dabei. So! Abendbrot!
Tag 18
Mittwoch, 20. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 46353 km
Reichweite: 618 km
Was wir beim letzten Aufenthalt hier noch versäumt haben, wird jetzt nachgeholt: einen Spaziergang zum nahen Wäldchen mit langer steiler Holztreppe hinab bis zum Fluss Österdalälven, der am südlichen Ende des Siljans aus dem See abfließt. Idylle pur mit Holzsteg zum Angeln, Rasten und im Sommer vermutlich auch zum Schwimmen. Dafür ist es jetzt aber zu herbstlich. Und wir wollen ja noch eine Runde Shoppen, wenn die größte Clas-Ohlson-Butik samt Gründer-Museum und Outlet-Center Hjultorget schon mal in der Nähe sind. Auch eine Hot-Dog-Mahlzeit im Clas-Ohlson-Café muss sein. Danach durchstöbern wir den Iittala-Fiskars-Laden nach brauchbaren Souvenirs. Wer hier nichts findet, ist selber schuld! Eine Mumin-Sammeltasse (Super-Spezial-Sonderangebot!) muss ebenfalls mit. Danach noch schnell in den benachbarten Hemköp, denn es gibt ja auch verzehrbare Mitbringsel. Dann geht es weiter stramm nach Süden, bis wir am Vättersee angekommen sind. Unser heutiges Übernachtungsquartier finden wir auf dem Rastplatz Brahehus, im Extra-Abteil für Wohnmobile.
Tag 19
Donnerstag, 21. September
Abfahrt: 9.50 Uhr
Tachostand: 46723 km
Reichweite: 207 km
Zeit für eine Morgenrunde! Durch eine Unterführung geht es auf die andere Seite der E4. Dort erwartet uns – 180 Meter oberhalb des Sees – schon die Ruine von Schloss Brahehus. Errichtet wurde das Schloss auf dem Grännaberg ab 1637 von Per Brahe für seine Frau Kristina. Diese erlebte die Vollendung des Baus, der erst 20 Jahre später fertig war, allerdings nicht mehr. Und so wurde das Schloss danach vor allem für Gäste der Familie Brahe genutzt. Es hatte zwei quadratische Ecktürme. Der Prunksaal lag mit Blick in Richtung Gränna. 1708 jedoch brannte das Schloss nieder. Immerhin blieb aber noch so viel davon übrig, dass die Ruine heute einen spektakulären Aussichtspunkt bietet. Wir stromern kreuz und quer durch die historischen Mauerreste, bewundern den tollen Blick über den See. Dann reißen wir uns los, denn im Gebäude der Raststätte wollen wir mal nachsehen, was die Polkagriskokeri an Lutschstangen-Vielfalt bereithält. Nach dem Einkauf geht es wieder auf die E4. In Huskvarna schieben wir noch einen Tankstopp ein. In Landskrona steht ein letzter Biltema-Besuch an: Der T-Rex braucht ein neues Lämpchen fürs Rücklicht. Den Nachmittag verbringen wir an diesen superschönen und supersonnigen Tag auf einem Randplätzchen direkt am Öresund (Södra Västkustvägen bei Habo Ljung), wie geschaffen für eine Chill- und Lesepause, während auf dem Wasser die Surfer vor der Horizont-Kulisse von Kopenhagen ihre Bahnen ziehen. Zum Übernachten zieht es uns aber weiter. Gegen 18 Uhr erkunden wir, ob der Parkplatz am Aussichtspunkt Luftkastellet in Linhamn sich eignet. Scheint wegen des Panoramablicks auf die Öresundbrücke ein beliebter Ausflugs- und Picknickort zu sein. Auch der eine oder andere Reisebus legt hier einen Fotostopp ein. Dürfte keine ganz ruhige Nacht werden, zumal sich im Luftkastell-Gebäude an diesem Abend irgendein Firmenevent mit Catering anzubahnen scheint. Aber wir haben diesmal keine Lust, uns noch was anderes zu suchen. Stattdessen steht ein Abendspaziergang auf die Landzunge Richtung Brücke an, die man allerdings kletternd erobern muss, weil große Steinquader davor gestapelt sind – Betreten auf eigene Gefahr. Wer lieber die Draufsicht von oben hat, findet vom Parkplatz aus aber auch einen Spazier-, Rad- und Joggingpfad einmal um den „Berg“ (mit Leuchtfeuer) herum. So schleicht der Abend heran und mit ihm ein Sonnenuntergang erster Güte. Zwar kommt es später Richtung Nacht zum schon befürchteten Parkplatz-Cruisen einiger in jeder Hinsicht tiefergelegter Hirnis, aber ansonsten haben wir es mit unserem Rückzugsquartier in der hinteren Reihe und dicht am „Berg“ eigentlich ganz gut getroffen.
Tag 20
Freitag, 22. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 47081 km
Reichweite: 566 km
Heute heißt es Brücken-Dreisprung über die Öresund-, Storebælt- und Lillebæltbro und – nach einer Mittagspause auf dem Rastplatz am Sønderjyske Motorvej bei Kolding: „Tschüß, Skandinavien!“ In Fahrdorf legen wir noch einen Tankstopp ein, bevor wir am Nachmittag den quadratisch-praktischen (sprich: nüchtern-zweckmäßigen), aber dafür auch kostenlosen Wohnmobilstellplatz am Hintereingang des Cittiparks Kiel (Mühlendamm) ansteuern. So übel ist der gar nicht. Wir haben auf jeden Fall Lust auf die Shopping Mall. Lang nicht mehr in einer Buchhandlung gewesen, auf der Eisdielen-Empore laufen wir einem lustigen Servier-Roboter im Katzenlook vor den Bug und neben dem Haupteingang lädt der KitchenAid-Truck zur Dessert-Verkostung ein.
Tag 21
Samstag, 23. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 47506 km
Reichweite: 1121 km
Sutje starten wir in den letzten Tag unserer September-Tour und genießen noch einmal das T-Rex-Rollgefühl. Ein bisschen Schweden-Feeling muss aber auch noch mal sein. Deshalb nehmen wir am Mittag noch einen Köttbullar-Stopp bei Ikea in Stuhr-Brinkum mit. Dann geht es heimwärts Richtung Küste. Schön war’s!
Abschluss-Tachostand: 47809 km
2023 April – Osterbesuch in Baden-Württemberg
2023 April – Osterbesuch in Baden-Württemberg
Tag 1
Gründonnerstag, 6. April
Abfahrt: 22.10 Uhr
Tachostand: 34030 km
Reichweite: 1117 km
Über Ostern steht ein Besuch bei der Verwandtschaft in Baden-Württemberg an. Hatten zwar ursprünglich einen Kurztrip nach Dänemark im Sinn, aber dann kam die Einladung aus dem Süden. Und Womo macht ja flexibel. Also fix noch mal umgeplant. Da wir an Gründonnerstag noch arbeiten müssen, aber am Karfreitag trotzdem nicht zu spät in Steinheim an der Murr eintrudeln wollen, entscheiden wir uns für eine Abendabfahrt nach vollbrachtem Tagewerk. Gesägt, tun getan! Bis kurz nach 1 Uhr halten wir durch, dann suchen wir uns ein Plätzchen für die Nacht in Hövelhof (Paderborn/NRW). Dort gibt es ein nettes Parkplatz-Abteil für Wohnmobile, gleich in der Nähe des Bahnhofs. Dass das aber kein Geheimtipp mehr in der Szene ist, lässt sich nicht übersehen. Die sechs extrabreiten Spezialbuchten mit Stromanschluss (50 Cent pro kWh) sind alle belegt. Zum Glück finden wir dahinter noch ein paar freie Normalbuchten, wo man sich rückwärts mit Überhang auch ganz gut hinstellen kann. Die Nacht ist trotz Gleisnähe erstaunlich ruhig.
Tag 2
Karfreitag, 7. April
Abfahrt: 10.55 Uhr
Tachostand: 34267 km
Reichweite: 690 km
Nach gemächlichem Start in den neuen Tag mit Mini-Morgenspaziergang und Frühstück rollen wir weiter Richtung Süden – an Frankfurt und Heilbronn vorbei bis zur Familienresidenz im Landkreis Ludwigsburg mit freiem Blick auf Acker, Weinberge, Kleinbottwar und Burg Schaubeck. Zur besten Teezeit kommen wir dort an und dürfen unser Quartier mit freundlicher Genehmigung des Nachbarn auf der einzigen noch freien Wiese der Wohnsiedlung aufschlagen. Den Rest des Tages verbringen wir mit gemütlichem Beisammensein.
Tag 3
Karsamstag, 8. April
Der T-Rex darf sich ausruhen. Wir steigen nach opulentem Familienfrühstück auf die „Kleinkutsche“ um, besuchen erst die Weingärtnergenossenschaft Aspach (der Family-Zweig vom Niederrhein braucht Nachschub für die Vorratskammer) und dann die Kreisstadt Ludwigsburg mit dem Residenzschloss. An letzterem schlendern wir nur am Rande vorbei, linsen durch den Zaun in den Schlossgarten, wenden uns für unseren Spaziergang aber lieber dem barocken Jagd- und Lustschlösschen Favorite zu – praktisch vis-à-vis. Im dazugehörigen Park lässt es sich trefflich lustwandeln. Das Schloss selbst wurde von 1717 bis 1723 von Herzog Eberhard Ludwig erbaut (der dafür natürlich seine „Lakaien“ hatte). Die Entwürfe lieferte der italienische Hofbaumeister Donato Giuseppe Frisoni. Man gönnt sich ja sonst nichts. Ist aber hübsch geworden – und bunt. Ab 1806 wurde der Schlosspark in einen Tiergarten mit Wild, Gämsen und Hirschen verwandelt. Später geriet das Schmuckkästchen in Vergessenheit und verfiel, bis es in den 1980er-Jahren wiederbelebt, restauriert und neu ausgestattet wurde. Seit 1983 ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und war zeitweise sogar Drehort für die TV-Talkshow Nachtcafé. Uns zieht es danach noch einmal kurz in den frei begehbaren Innenhof des Ludwigsburger Schlosses, dann ruft die heimische Essenstafel und später die Osternacht.
Tag 4
Ostersonntag, 9. April
Ostern ist irgendwie voll das Frühstücksfest. Aber man kann ja nicht immer nur futtern! Mit der Familien-Kleinkarawane (das Womo pausiert erneut) steuern wir diesmal nach Stuttgart. In der Landeshauptstadt ist Tag der offenen Baustelle. Und nicht nur wir wollen wissen, wie es um den werdenden Tiefbahnhof Stuttgart 21 bestellt ist. Mit den Massen strömen wir durch den extra angelegten Besucher-Parcours und bis hinauf auf den Aussichtsturm mit Ausstellung. Schon imposant – trotz der ökologisch umstrittenen Vorgeschichte. Ein Stadtbummel durch den Oberen Schlossgarten vorbei an Schauspiel, Staatsoper, Kunstverein, Neuen und Alten Schloss zum Hans-im-Glück-Brunnen komplettiert unseren Besuch. Draußen am gegenüberliegenden Café Deli (Geißstraße 7) lassen wir uns für eine Kaffeepause nieder. Danach mäandern wir zur Königsstraße, der unbestrittenen Haupteinkaufsstraße Stuttgarts und immerhin 1,2 Kilometer lang, und suchen uns den Weg zurück zu unserem Parkhaus. Eine Dreiviertelstunde später sind wir wieder in Steinheim zum nächsten Ostergelage…
Tag 5
Ostermontag, 10. April
Abfahrt: 9.40 Uhr
Tachostand: 34721 km
Reichweite: 971 km (nach Tankstopp in Murr)
Ein letztes Mal Frühstücken, dann satteln wir den T-Rex für die Heimfahrt. Dass wir auf der Autobahn allein wären, können wir nicht gerade behaupten. Wen wundert’s: Osterrückreise-Verkehr. Entsprechend gemächlich geht es voran, und Pause muss man ja auch mal machen. Aber mit dem Womo ist ja sowieso der Weg das Ziel. Gegen 18 Uhr sind wir wieder zu Hause. Die erste Tour des Jahres ist beendet – mit 35395 km auf dem Tacho.
2022 Oktober – Frankreich und Nordspanien
2022 Oktober – Frankreich und Nordspanien
24. Oktober – Tag 1
Start: 11.25 Uhr
Heute beginnt für uns und den T-Rex ein neues Womo-Abenteuer:
Wir wollen an die Atlantikküste, aber so südlich wie noch nie zuvor. Das Becken von Arcachon und die Düne von Pilat waren bisher das Weiteste, was wir etwa vor acht Jahren (damals noch ohne Wohnmobil) in dieser Hinsicht erreicht haben. Nun wollen wir den T-Rex bis zur baskischen Küste in Südwestfrankreich und weiter bis nach Nordspanien traben lassen. Mal sehen, wie weit westwärts wir in den rund zweieinhalb Reisewochen kommen… Dazu müssen wir aber erstmal ordentlich Kilometer machen, schließlich liegt noch ein gutes Stück Deutschland und Belgien dazwischen. Also: Los geht’s! Über die A29 zur A1 und dann im Schlängelflug durch NRW Richtung Aachen und belgische Grenze. Am kleinen grünen Rastplatz Welkenrath an der A3/E40 kurz hinter Eupen legen wir eine Futterpause ein. Draußen scharwenzelt ein zerrupftes Huhn herum, als wüsste es ganz genau, dass die Menschen hier regelmäßig was in die Natur krümeln. Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf der Piste, denn wir wollen es heute noch bis in die Gegend von Reims schaffen. Unterwegs erhaschen wir (noch in Belgien) im Vorbeifahren einen atemberaubenden Blick auf den Ort Dinant mit Schlucht, Fluss (Maas) und steilen Felsenklippen wie aus einem Karl-May-Buch. Was für eine coole Lage. Müssen wir uns mal für eine andere Reise merken. Wir rollen weiter Richtung Ardennen und lassen auch die pittoresk klingenden „Grottes de Neptune“ bei Couvin links liegen. Wenig später passieren wir auf der A304 die französische Grenze und feiern eine gute halbe Stunde später ein Wiedersehen mit dem Jumbo-Wildschwein von Woinic (wenn auch ohne Foto-Stopp, denn das haben wir schon 2017 bei unserer ebenfalls noch womo-losen Fahrt zum Disneyland Paris erledigt). Um punkt 19.49 Uhr erreichen wir den angepeilten Wohnmobil-Stellplatz in Sainte-Imoges südlich von Reims, auf dem die meisten Nischen zwar schon belegt sind (in Frankreich, Belgien und den Niederlanden sind noch Herbstferien). Auf dem Randstreifen ist aber noch ein Plätzchen für uns frei. Perfekt!
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Stellplatz-Info: Saint-Imoges, Rue de la Briqueterie, Nischen mit Strom (2 Euro/kwh) für etwa acht Mobile, ohne Strom auch für ein paar mehr. Es gibt Frischwasser (2 Euro), eine Entsorgung und eine kleine Mülltrenn-Station. Das reine Übernachten ist kostenlos. Darum herum: Wiese, Wald, Picknicktische, Wanderweg, Tafel mit Infos zum nahe gelegenen Dorf. Schön ruhig.
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25. Oktober – Tag 2
Start: 11.30 Uhr
Nach dem Ausschlafen, einem ausgiebigen Rundgang über den Platz und einem gemütlichen Frühstück rüsten wir uns für die Weiterfahrt – Kurs: Südwest. Bei Gien im Loire-Tal bekommt der T-Rex Hunger. Und wir auch. Ist ja auch schon 15 Uhr. Am Stadtrand finden wir einen unserer heißgeliebten Carrefour-Märkte samt Diesel-Tankstelle. Wir selbst gönnen uns frisch erjagtes Baguette-Brot. Eine gute Stunde später setzen wir die Fahrt fort – auch wenn Giens Innenstadt sicher einen Besuch wert wäre, aber auch die Loire ist noch mal ein eigenes Womo-Reiseziel für sich. Sonst schaffen wir es ja nie bis Spanien – schon gar nicht auf der langsameren Mautfrei-Route. Fällt aber schon schwer, die Kurve nicht zu machen. Doch wir bleiben standhaft und rollen zwei Stunden nach der Abfahrt bei Luant auf dem idyllisch an einem Angelsee gelegenen „Parking La Rigolette“ hinter dem gleichnamigen Gasthaus ein, wo wir heute über Nacht bleiben wollen. Letzteres macht allerdings gerade die Schotten dicht. Also gibt es nach einem kurzen Abendspaziergang auf der „Angler-Promenade“ (mit Anglern) selbstgemachte Pfannkuchen à la T-Rex.
=== Stellplatz-Info: Luant, Parking La Rigolette, Chemin de l’Etang Duris, Übernachtung kostenlos, mit V/E-Säule, Kinderspielplatz, Picknicktische am Angelsee.
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26. Oktober – Tag 3
Start: 8.59 Uhr
Nach Morgen-Spaziergang (wir befinden uns hier übrigens im ‚Parc naturel regional de la Brenne‘) und Frühstück nehmen wir heute die gut eine Stunde südlich gelegene Porzellanstadt Limoges ins Visier. Wir binden den T-Rex auf dem Parkplatz der Wassersport-Basis (10 Rue Victor Duruy) an und holen die Fahrräder aus der Heckgarage. Auf dem Radweg am Fluss Venant entlang geht es bis zur Brücke Pont Saint Etienne, dann oben herum bis zur Pont-Neuf und rechts ab Richtung Zentrum. Auch auf den normalen Straßen, wo es streckenweise eigene Fahrradstreifen gibt, lässt es sich ganz gut fahren, denn die Autofahrer erweisen sich als überwiegend rücksichtsvoll und geduldig und überholen nur bei genügend Abstand. Vorbildlich! So mäandern wir erst mal zum prachtvollen Rathaus.
Schräg gegenüber befindet sich das Aquarium (2 Boulevard Gambetta), dessen Eingang in ein stadtmauer-ähnliches Gebilde eingebettet ist. Interessante bauliche Gestaltung. Während wir die lustigen modernen Bullaugen-Bilder an der Wand bewundern, spricht uns eine ältere Französin auf unsere Räder an. Ob das Elektro-Räder seien. Als wir verneinen, lobt sie unseren „sportiven“ Einsatz (immerhin gibt es in Limoges doch einige Steigungen) und erzählt – so meinen wir auf Basis unserer rudimentären Französisch-Kenntnisse herauszuhören -, dass sie selbst schon über 80 ist, viel für ihre Bewegung tut und daher immer noch gut zu Fuß ist. Wir wünschen ihr weiterhin viel Glück dabei, dann trennen sich unsere Wege wieder.
Zu Rad schlängeln wir uns weiter bis zur Altstadt, erkunden das Quartier de la Boucherie mit den alten und schiefen Fachwerkhäusern. Das Metzgereiviertel ist eines der ältesten noch erhaltenen Stadtviertel mit Ursprüngen im Mittelalter. Mittendrin befindet sich ein süßer kleiner Platz mit Kreuz, Mini-Kalvarienberg und Kapelle (Saint-Aurélien). Ein Teil der angrenzenden Fachwerkfassaden werden gerade restauriert, aber in das Konstrukt aus Gerüsten wurde eine schmale Baustellen-Passage mit Querstegen hineinoperiert, auf denen man die kleinen Läden in den Häusern trotzdem erreichen kann. Über den Hauptsteg kommen wir (schiebend) sogar mit dem Fahrrad weiter, bewundern das antiquarische Buchgeschäft gleich dahinter, das wie frisch aus Harry Potters Winkelgasse hergebeamt wirkt und entdecken gleich um die Ecke auch noch einen kleinen Backstand mit Buttercroissants.
Da müssen wir natürlich Wegzehrung mitnehmen. Noch ein, zwei Ecken weiter finden wir uns auf dem Platz (Place de la Motte) mit den Markthallen wieder. Wir schließen die Drahtesel ab und schlendern croissant-knuspernd erst einmal zur nahen Kirche St. Michel des Lions (Place St.-Michel), erbaut zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Manche halten sie für noch schöner als die Kathedrale, die wir auf dem ersten Stück des Hinwegs am Fluss Vienne aber mal samt des Botanischen Gartens links liegen lassen haben. Uns gefällt die Kirche vom „Löwen-Michel“ aber auch ohne den direkten Vergleich. Nach dem Besuch lassen wir einen Rundgang durch die Markthalle folgen, die außen mit einem Fries aus 368 Porzellantafeln geschmückt ist. Spannend, was an all den Ständen mit Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Käse und Co. so an Besonderheiten zu entdecken ist.
Für uns wird es aber langsam Zeit, sich wieder in den Sattel zu schwingen. Unter bereits installierter Weihnachtsbeleuchtung hindurch (etwas speziell angesichts der warmen Oktober-Temperaturen) und am schicken Bahnhof vorbei, der regelmäßig im Ranking der schönsten Bahnhöfe Frankreichs und Europas Erwähnung findet, drehen wir die Außenkurve zurück zum Parkplatz mit dem T-Rex. Um 12.15 Uhr rollen wir mit dem Womo weiter, auf mautfreien Nebenwegen Richtung Dordogne. Unser Zwischenziel ist Montignac mit der nachgebauten Höhle von Lascaux. Der Weg schlängelt sich teilweise durch canyon-artige Landschaft hindurch – erneut ein Hauch von Karl May. Witzig. Am Zielort, den wir knapp anderthalb Stunden später erreichen, ergattern wir einen der letzten beiden freien Plätze auf dem extra ausgewiesenen Womo-Parkplatz P2. Wir begeben uns auf den ausgeschilderten, sechsminütigen Fußweg zum Höhlen-Zentrum, das architektonisch sehr interessant in die ländliche Idylle gesetzt worden ist.
Allerdings bleibt es beim Besuch des reichlich mit Kunsthandwerk und Souvenirs bestückten Museumsshops und dem Erklimmen der Dachterrasse, denn zum einen ist es recht voll (wegen der Herbstferien) und ohne geführte Gruppe erhält man keinen Zutritt zu den Höhlenmalereien und Ausstellungen – und zum anderen ist der Eintritt mit 22 Euro pro Kopf doch etwas happig. Weil sich außerdem der Hunger bemerkbar macht, steuern wir nach dem Shopbesuch stattdessen den Scheunen-Imbiss auf halbem Rückweg zum T-Rex an und nehmen uns zwei Portionen Pommes Frites zum gemütlichen Verspeisen mit.
Nachdem das erledigt ist, geht es gegen 15 Uhr wieder auf Fahrt. Unterwegs wird in Thenon noch schnell getankt und später im Intermarché in St.-Denis-de-Pile (schon im Département Gironde) noch was fürs Abendessen eingekauft. Um 19.50 Uhr entern wir den großen Parkplatz am Vogelreservat Le Teich, auf dem es eine Extra-Sektion gibt, die für Womos geeignet ist. Leider wissen das auch andere, denn es sind im Prinzip nur noch zwei Lücken frei, die wegen der hereinragenden Zweige und Äste von den flankierenden Bäumen etwas tricky anzusteuern sind. Aber mit ein wenig mehr Rangieren als sonst geht auch das. Angekommen! Unser Hacksteak-Abendbrot aus der Pfanne haben wir uns nach all den Kilometern heute mehr als verdient.
=== Stellplatz-Info: Le Teich, Parking Réserve Ornithologique du Teich, Rue du Port BP 11, Übernachtung kostenlos, Wasserhahn auf Wiese (langer Schlauch hilfreich; Wasser stark gechlort), wegen Hafennähe nachts nicht immer ruhig
===
27. Oktober – Tag 4
Start: 9.17 Uhr
Wir starten mit neuem Wasser im Tank, aber ohne Frühstück. Das wollen wir uns nämlich an unserem ersten Ziel des Tages gönnen, im Wald an der Dune du Pilat. 20 Minuten später treffen wir mit dem T-Rex auf dem für Womos ausgewiesenen Bereich P3 des offiziellen Dünen-Besuchsparkplatz ein (Zugang Schrankenanlage/Bezahlticket; Gebühr: erste 1/2 Stunde kostenlos, dann acht Euro für vier Stunden in der Hochsaison, vier Euro für vier Stunden in der Nebensaison).
Wir starten – wie geplant – erst mal mit einem gemütlichen „Petit Déjeuner“, bestehend aus Baguette, Ciabatta und Tee, mit Ausguck in den Pinienwald inklusive Kunststückchen von einem ebenfalls frühstückenden Kleiber an der Rinde. Dann schnüren wir die Trekking-Schuhe und schlagen den ausgeschilderten Weg zur Dünen-Treppe ein – vorbei an neuen bzw. noch in Bau befindlichen Holzbuden deluxe (für Service, Info und Imbiss). Auch ein größer angelegtes Umweltinformationszentrum im modernen Hexenhaus-Stil entsteht gerade (geplante Eröffnung 2023). Derweil füllen sich die Parkplätze mehr und mehr. Die Herbstferien machen sich auch hier bemerkbar. Viele Familien mit Kindern sind unterwegs. Aber auf der gigantischen Düne ist ja tüchtig Platz. Wieder einmal bietet sich eine grandiose Aussicht, nachdem man sich erst durch den tiefen Sand und dann die Stufen der flexibel aufstellbaren Treppe (muss ja mit der Düne mitwandern) hinaufgekämpft hat.
Der Himmel hält sich zwar etwas bedeckt und wartet mit einer leichten Tröpfchenbewässerung auf, aber trotzdem ist es angenehm warm und luftig. Ein netter Franzose bietet an, ein Foto von uns beiden zu machen. Wir revanchieren uns mit einem Gegenfoto. Dann stapfen wir weiter über den Dünenkamm, links die Pinienwälder, wo im Sommer noch schlimme Brände wüteten (die erwarteten Kahlschläge sehen wir aber nicht, dafür eher trockene braune Passagen im Grün) – rechts das blasse Türkis des Bassin d’Arcachon.
Und vor uns auf dem Sandrücken Karawanen von Ausflüglern. Man kann sich kaum sattsehen am Panorama (obwohl wir ja 2013 schon mal hier waren, damals aber noch ohne Wohnmobil). Schwuppdiwupp sind fast zwei Stunden herum.
Um kurz vor zwölf sind wir wieder am T-Rex, schütten eine ganze Menge Sand aus den Schuhen, süppeln den restlichen Tee vom Frühstück auf und legen eine kleine Foto-Versende-Session Richtung Heimat ein.
Eine Stunde später passieren wir die Ausfahrt-Schranke (haben unsere vierstündige Platzzeit also ganz gut ausgenutzt) und rollen südwärts durch Pinienwald-Einsamkeit, auf einer teils schnurgeraden Parallelroute zum Militärgebiet. Streckenweise erinnert uns das Ganze an unsere Fahrt durch Finnland 2021 Richtung Nordkap – erst recht, als unterwegs ein Fuchs unseren Weg kreuzt. Gegen 15.45 Uhr haben wir uns erfolgreich durch den vor Biarritz immer dichter werdenden Stadtverkehr gekreiselt und rollen im „Vorort“ Anglet vor die Schranke des Stellplatzes „Aire de Camping-Car des Corsaires“. Per Kreditkarte löhnen wir 7,10 Euro inklusive Kurtaxe für zwei Personen. Den drauf ausgeworfenen Bon mit QR-Code muss man aber dann noch mal extra vor den Scanner halten, wie wir nach ein paar Rätselsekunden ob der weiterhin geschlossenen Schranke dann doch feststellen. Wir drehen eine Erkundungsrunde über den großen Platz, der schon ganz gut belegt ist (das Wochenende nähert sich…). Aber bei 70 Womo-Stellflächen findet sich trotzdem noch Auswahl. Wir „binden“ den T-Rex an, dann lautet das Motto „Nicht lang fackeln, Räder satteln“. An der Versorgungsstation füllen wir unsere Trinkfläschchen noch mit (definitiv weniger gechlortem) „Aqua potable“, dann rollen wir los. Ein kleiner Schleichweg führt hinunter zum Strand des Corsaires.
Weiter unten wählen wir den nach links abzweigenden Weg zur Promenade, wechseln (weil man dort nicht radeln soll) auf den Parallelweg, der über längere Strecken hinweg direkt über die Pkw-Parkplätze führt. So steuern wir zunächst „La Chambre d’Amour“ an. Die Grotte ist Schauplatz einer alten lokalen Romeo-und-Julia-Geschichte und liegt hinter dem gleichnamigen Strand mit dem „Belambra“, einem Riesenhumpen von Hotel, das wir (inspiriert durch die Las-Vegas-Räuberpistole „Ocean’s 11“ vom TV-Abend zuvor) natürlich gleich in „Bellagio“ umtaufen.
Danach wartet als nächster Zwischenstopp der Leuchtturm von Biarritz auf uns (Eintritt: fünf Euro pro Person). Immer nur zehn Personen gleichzeitig dürfen hinauf. Während wir auf unseren Törn warten, bekommen wir ein paar Kurz-Infos vom Mitarbeiter am Entrée – unter anderem, dass 248 Stufen auf uns warten, der 1834 erbaute Leuchtturm zwar nicht mehr für die Schifffahrt im Einsatz, aber noch voll funktionstüchtig ist und abends weiter seinen Leuchtstrahl ausschickt. Noch aber ist es hell.
Oben angekommen, 73 Meter über dem Meer, empfängt uns ein toller Rundum-Blick. Unten rollen die Wellen, dahinter das bergige Panorama der baskischen Küste. Das Sattgucken dauert eine ganze Weile. Aber bis 18 Uhr wollen ja noch weitere Besucher dieses Erlebnis auskosten, deshalb machen wir uns wieder auf den Weg. Bergab Richtung Zentrum. Unterwegs schauen wir auf eine Runde in der Kirche Sainte-Eugénie am gleichnamigen Platz vorbei, dann rollen wir weiter herum um den Port des Péscheurs, vorbei am Aquarium zum berühmten Rocher de la Vierge, ohne den ein Besuch in Biarritz nur halb so schön wäre. Über die von Gustave Eiffel erbaute Eisenbrücke betreten wir diesen bizarren Felsvorsprung im Meer, über dem eine Marienstatue als Schutzheilige für die Fischer thront.
Rings herum donnert ein Brecher nach dem anderen heran, darüber verfärbt sich langsam der Himmel im Schein der untergehenden Sonne, während wir auf die blauen Berge Richtung Spanien gucken. Eine tolle Atmosphäre, die mit uns noch viele andere Flaneure an diesem superwarmen Oktober-Abend genießen. Auf der Rücktour machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Geschäftsstraßen, gondeln am Grande Plage vorbei, legen weitere Fotostopps ein, um das Wellenspiel vor mondäner Hotelkulisse einzufangen.
Bergauf mühen wir uns danach wieder Richtung Anglet, vorbei an Nobelvillen und Leuchtturm. Zwischen dem Vent d’Ouest-Café und Les Sables d’Or verfolgen wir ein letztes Mal das wuchtige Naturschauspiel der Abendbrecher (Sprühregen-Gischt inklusive), bevor uns Kakao, Baguette und Co. kurz vor 20 Uhr wieder zum T-Rex locken.
==Stellplatz-Info: Anglet, Aire de Camping-Car des Corsaires, Boulevard des Plages 62-64, V/E inklusive, kein Strom, Direktpfad zum Strand
==
28. Oktober – Tag 5
Start: 15.00 Uhr
Heute ist Ausschlafen angesagt, dann Morgentoilette – und das auch beim T-Rex. An der Ver- und Entsorgungsstation füllen wir auch noch ein paar leere Wasserflaschen, damit wir einen komfortablen Teewasser-Vorrat haben. Nach einem gemütlichen Frühstück und einem Plausch mit unseren Platznachbarn aus Duisburg und Finnland (Letztere haben sich ein Holzdeck zum Entspannen auf das Dach ihres Vans gebaut) schnappen wir uns gegen 11.30 Uhr die Räder und rollen zum „Hausstrand“ des Womo-Stellplatzes, diesmal am Abzweig rechts herum zur Promenade. Handtuch ausgebreitet und erst mal hingesetzt, um die Lage zu checken. Okay, Schwimmen wird wegen der hohen Wellen nicht gehen, aber Kneippkur für Fortgeschrittene und Wogenhüpfen (oder besser Gegenstemmen). Eine drahtige alte Französin empfiehlt uns die beste (weil „wirbellose“ und damit gefahrloseste) Stelle. Gut zwei Stunden halten wir es so aus. Dann wird es langsam Zeit zum Aufbrechen. Nach dem Trockenlegen, Entsanden Tee für uns und Diesel für den T-Rex begeben wir uns wieder auf die Reisepiste.
Entlang der Basque Corniche mit vielen tollen Kurven und Ausblicken aufs Meer erreichen wir um 17.15 Uhr den von uns vorher ausgeguckten Parkplatz in Zumaia – heißt: Wir haben endgültig Neuland erreicht. Spanien! Wir suchen uns ein schönes Plätzchen im urbanen, industriell-angerosteten Umfeld und finden eines am Straßenrand mit Flussblick. Gar nicht so übel, die Lage. Der Rad- und Gehweg in die Innenstadt führt direkt an unserer „Haustür“ vorbei. Wir beobachten zunächst das Wassersport-Treiben jenseits der Brücke, unter der man prima zur Paddel- und Ruderbasis des örtlichen Vereins durchgucken kann. Dann gibt die Sonne noch mal alles und treibt uns ein letztes Mal an diesem Tag aufs Rad. Am Fluss entlang geht es zum Hafen, über die Brücke zur süßen kleinen Innenstadt und auf die Promenade Richtung Atlantik. Um zur Eremitage San Telmo mit Blick auf die Gesteinsformation Flysch zu gelangen, müssen wir noch ein bisschen bergauf kurven. Aber das Panorama am Ziel ist es wert.
Nicht umsonst wurden auch einige Game-of-Thrones-Szenen hier gedreht (auch wenn wir das selbst gar nicht geguckt haben und überhaupt nicht mitreden können – aber so steht’s im Reiseführer). Tolle Abendatmosphäre – auch auf dem Weg zurück, wo gerade auf der kleinen Plaza ein DJ auf einer Bühne musikalische Action macht. Zurück am Womo haben wir uns das Nudel-Abendessen mit Tee redlich verdient.
29. Oktober – Tag 6
Start: 8.54 Uhr
Wir starten früh, weil wir versuchen wollen, auf dem großen, aber wohl sehr beliebten Womo-Stellplatz Area di Kobetamendi in Bilbao ein Plätzchen zu ergattern. Um 10.44 Uhr stehen wir vor der Rezeption. Doch Pustekuchen. Obwohl wir etliche freie Parzellen sichten, lautet die Auskunft „ausgebucht“. Ab dem späten Mittag könnten wir noch mal nachfragen, ob jemand seine Reservierung nicht wahrgenommen hat. Auch die freundliche Fürsprache des Schweizers, dem wir in Biarritz bei der sperrigen Ausfahrt am Plages des Corsaires geholfen haben und der kurz vor uns offenbar noch Platz-Glück ohne Reservierung gehabt hat, bringt nichts. Er wäre extra für uns auf der großzügigen Stellfläche so zur Seite gerückt, dass wir da auch noch hätten stehen können. Aber die Concierge hat strikte Anweisungen. Also kurven wir den Berg wieder halb hinunter und stellen uns vor einer Müllumladestation auf den Seitenstreifen hinter einen dort rastenden Lkw, um uns neu zu sortieren. Unser anschließender Versuch, von der nahen Bushaltestelle aus ins Zentrum von Bilbao zu fahren, misslingt leider ebenfalls – a) weil Corona-Masken im Womo vergessen und b) weil uns der Busfahrer signalisiert, dass das Risiko für ein Strafticket der Polizei hoch ist, wenn wir mit dem Womo dort stehenbleiben. Hmmm… was nun? Die Mitarbeiter der Müllstation können uns auch nicht sagen, ob man das Stehenbleiben riskieren kann. Bilbao will uns offenbar nicht, also beschließen wir, nach einem nachgeholten Schnellfrühstück weiterzufahren. Auf verschlungenen Wegen drunter und drüber lotst uns das Navi durch Bilbaos Straßengewirr – wenn auch nur zu 80 Prozent erfolgreich. Aber nach einem falschen Abzweig bekommen wir so zumindest noch ein bisschen was von Bilbaos Innenstadt zu sehen. Gegen 13.02 Uhr aber landen wir wohlbehalten am Plan-B-Ort: Bakio. Der offizielle Womo-Platz müsste allerdings durch eine Schranke passiert werden, wofür man sich wiederum erst eine App herunterladen muss. Ist uns zu umständlich, also versuchen wir es zuerst am Straßenrand. Doch leider ist der T-Rex dafür etwas zu breit um die Hüften. Etwa zwei Kilometer vom Strand entfernt finden wir dafür einen geschützt liegenden Touristen-Parkplatz in der Nähe des Txakoli-Museums und des Fußballplatzes.
Auch eine kleine Sortierstation für den Reisemüll ist am Ort. Perfekt! Wir schnappen unsere Badesachen und satteln die Räder und strampeln zum Strand. Dort machen wir es uns erst einmal auf dem Badetuch gemütlich und beobachten die Lage (=die Wellen). Sieht nicht so wild aus wie in Biarritz, also wagen wir es. Angenehm frisch, aber nicht so kalt wie befürchtet. Gepflegte Schwimmzüge sind aber auch hier nicht drin – also wieder Brecherhüpfen (auch wenn es doch eher Wellen sind). Macht auch Spaß! Doch irgendwann reicht es. Gegen den Sog zu strampeln, ist auf Dauer ziemlich anstrengend und macht Hunger. Nach dem Trocknen auf der Mauer der Promenade rollen wir ein bisschen herum, auf der Suche nach einem Imbiss. In den umliegenden Café-Bars hat die Küche aber gerade zugemacht. Es gibt gerade nur Trinkbares und fischige Snacks. Nix für uns. Stattdessen entern wir den kleinen Carrefour-City an der Ecke, decken uns mit ein paar Vorräten und Stangenbrot zum Sofortknuspern ein. Letzteres erledigen wir wieder an der Strandpromenade.
Ein paar Meter von uns entfernt steigt eine Open-Air-Party auf der Terrasse einer der Strandvillen. Scheint eine Privatfeier mit Partypeople jenseits der 50/60 zu sein. Sind gut drauf, die Feierbiester! Dann rollen wir zurück zum T-Rex für eine kleine Siesta. Abends steigen wir erneut aufs Rad, messen noch einmal die Strandpromenade und gönnen uns – während das Licht langsam schwindet – beim Capra-Stand ein Mega-Eis mit zwei Kugeln in der Waffel zu je vier Euro. Lecker! Dann ruft das Womo. Feierabend!
30. Oktober – Tag 7
Start: 8.47 Uhr
Heute ist Sonntag. Das verlangt nach einem Frühstück mit Meerblick. Also steuern wir Richtung Laredo. Kurz vor dem Ziel lockt uns der Panorama-Blick auf den Ort noch für einen Mini-Fotostopp an der Straßenrand, dann mengulieren wir uns durch bis zur Landspitze El Puntal. Der Parkplatz dort geht nahtlos in den Sandstrand über – wie geschaffen für unser Frühstücksvorhaben und einen ausgiebigen Verdauungsspaziergang danach.
Gegen Mittag reißen wir uns los und nähern uns knapp eine Stunde später dem städtischen Womo-Stellplatz von Santander, ruhig gelegen zwischen Hochschulgebäuden und einem Park (Parque de las Llamas), kostenlos – und bereits proppevoll! Aber die Ver- und Entsorgungsstation ist frei. Das nutzen wir. Noch während der T-Rex das volle Programm bekommt, können wir auf dem vorderen Randstreifen einen Übergangsstehplatz klarmachen. Dort haben schon etliche Womos und Camper ein Ausweichlager aufgeschlagen. Wir sind uns allerdings nicht ganz sicher, wie wir die Hinweisschilder dort deuten sollen. Sieht nach einem Parkverbot für Fahrzeuge über 1,8 Tonnen aus, es gibt allerdings einen Ausnahme-Hinweis, der sich auf Womos beziehen könnte. Noch während wir rätseln, macht ein Spanier auf dem eigentlichen Platz eine Lücke frei und lässt sich freundlicherweise so viel Zeit damit, dass wir gleich übernehmen können, ohne dass Neuankömmlinge dazwischenfunken. Juhu. Man muss auch mal Glück haben! Im Anschluss stellen wir gleich mal die Räder raus, denn natürlich wollen wir ein bisschen was von der Stadt und der Strandpromenade abgrasen.
Auf unserer Elf-Kilometer-Tour sehen wir: den Strand El Sardinero mit allerlei Aussichtspunkten und dem Park „Jardines de Piguio“, vor dem auch gerade die Britannien-Fähre nach Plymouth aufkreuzt.
Danach passieren wir auf komfortablem Radweg die Plaza de Italia, erreichen den nächsten Aussichtspunkt mit Blick auf die Halbinsel La Magdalena samt jungem Neptun links und nachgebauten Galeonen rechts davor.
Dann schießen wir quer, was allerdings ordentlich Steigung bedeutet – Ziel: Zentrum. Hätten wir mal besser die flachere Außenkurve genommen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Naja. Die Cafés und Bars, die wir schließlich finden, haben – mal wieder – gerade ihre Küche geschlossen. An die spanischen Zeiten werden wir uns so schnell wohl nicht mehr gewöhnen. Also kurven wir wieder abwärts Richtung Wasser, gelangen so zu einem kleinen Fähranleger, zum Hafenkran und zum Ufo-ähnlichen Centro Botin.
An der Strand-Kurve entlang steuern wir sachte wieder Richtung „Heimat“, legen aber noch einen ausgiebigen Zwischenstopp am Restaurante Maremondo (Plaza de Italia) ein. Wir lassen uns im Café-Bereich an der Straße nieder, gönnen uns Cola und Cappuccino und bekommen ein Schälchen Chips und ein superleckeres Mini-Blätterteighörnchen noch gratis dazu.
In dem Café könnte man auch ganz gut frühstücken, sehen wir beim Blick in die englisch-sprachige Menükarte im Internet (Zugang per QR-Code auf den Tischen). Dagegen ist das von uns angepeilte Nachmittagsgebäck (Käsekuchen und Apfelstrudel) leider schon ausverkauft. Also muss das andere Bestellte erst mal langen. Nach dem Genießen gehen wir noch eine Runde im angeschlossenen Bäcker-Feinkostladen bummeln, nehmen eine Packung „Sabaios Pasiegos y Quesadas“ und ein rustikales Stangenbrot für die Abendmampferei im T-Rex mit. Dann schwingen wir uns ein letztes Mal für heute in den Sattel und starten durch zum Womo. Dort wartet ein chilliger Ausklang mit Retro-TV (Die Straßen von San Francisco), Spazierrunde um den Platz und Langlegen.
31. Oktober – Tag 8
Start: 9.47 Uhr
Regentropfen klopfen uns ein Aufwachlied. Gemütlich machen wir uns fertig, verspeisen die letzten beiden Äpfel aus dem Alten Land samt Müsli und lassen den T-Rex ein bisschen ins Landesinnere traben. Knapp 40 Minuten später treffen wir auf dem Parkplatz des Museo de Altamira ein. Der zweite Höhlen-Versuch nach Montignac. Und diesmal haben wir noch eine Extra-Portion Glück. Wie uns die Mitarbeiterin an der Kasse verklickert, ist heute ein „special day“ (= der Tag vor Allerheiligen, der hier ein Feiertag ist). Und darum wird heute kein Eintritt verlangt. Wie cool ist das denn?! Weil es bis zu unserem Zeitfenster für den Besuch der „Neuen Höhle“ noch etwas hin ist, laden wir uns den empfohlenen Englisch-Online-Guide aufs Handy und schauen schon mal kurz in die Museumsausstellung. Doch schwuppdiwupp ist es 10.50 Uhr und wir reihen uns in die Wartezone vor dem „Höhleneingang“ ein. Zur Einführung gibt es einen kurzen Erklärfilm, dann geht es zu den originalgetreu nachgemalten Malereien und Zeichnungen.
Vor allem die Bison-Darstellungen gefallen uns. Eine sieht sogar aus wie ein Cartoon. Die Audioguide-App hilft beim Entdecken weiterer Details und Feinheiten. Beeindruckend! Wir können uns kaum losreißen, müssen es irgendwann aber doch. Und der große Rest vom Museum wartet ja auch noch… Fast zwei Stunden später entern wir den Museumsshop, finden ein paar Mitbringsel und quetschen zwei Souvenirmünzen.
Danach drehen wir noch kleine Runde übers Außengelände mit den beiden ursprünglichen Sammlungsgebäuden (vom Ende des 19. Jahrhunderts und von 1973) und dem Eingang zur Originalhöhle, der aber für Touristen versperrt ist, weil zu viel Besucher-Atemluft den Malereien nicht guttut. Dann fahren wir weiter. Unser nächster Halt gut eine Stunde später führt uns zum Playa de la Griega von Colunga, wo wir buchstäblich in die Fußstapfen unseres T-Rex treten.
Denn auf dem Felsplateau, das wir nach 800 Metern Auf-und-Ab-Wanderung vom Strandparkplatz aus erreichen, sieht man genau das: fossile Abdrücke von Dino-Mauken – umrahmt von Sandstrand und Pinienwald. Auch bei Regen schön – und wir bekommen noch einen Regenbogen dazu.
Gegen 16 Uhr brechen wir wieder auf und steuern – weil wir mächtig Hunger haben – erst mal einen womotauglichen Parkplatz in Llastres an. Wobei erst der zweite Anlauf erfolgreich ist. Die erste Platz-Empfehlung aus dem Womo-Reiseführer entpuppt sich als kein Vergnügen – enge, kurvige Bergauf-Fahrt zum Aussichtspunkt am Restaurant El Mirador, wo wohl gerade auch noch alle gleichzeitig Essen gehen. Wir schlängeln uns so gut es geht über den vollen Parkplatz, untersuchen auch den versteckt dahinter liegende Rasenplatz lieber nicht auf Standfestigkeit, sondern steuern die schmale Einbahnstraße wieder bergab und landen ein paar Kurven später auf dem offiziellen Wohnmobil-Übernachtungsplatz La Raxada. Jetzt ist erst mal ein Stündchen Essen und Chillen angesagt. Zum Übernachten wollen wir uns aber noch was Anderes suchen. Noch ein Stündchen später rollen wir auf den Parkplatz El Riconin von Gijon, nachdem wir im Zentrum wahre Heerscharen an Halloween-Gestalten an uns haben vorbeiziehen sehen. Auch auf dem Parkplatz (mit allerhand extragroßen Parklücken für Womos) sichten wir verkleidete Familien auf dem Party-Rück- (oder Hin-?)weg. Wir selbst schnappen Handy und Fotoapparat und machen einen Abendspaziergang durch den „Atlantischen Botanischen Garten“ zur Uferpromenade an der Bahia de San Lorenzo, wo beeindruckende Skulpturen und ein „erleuchteter“ Blick auf Gijon auf Ablichtung warten. Ein schönes windzerzaustes Erlebnis zum Ausklang des Tages.
1. November – Tag 9
Start: 9.50 Uhr
Wir wechseln den Parkplatz und kurven dazu noch einmal durch das Zentrum, um in die Nähe der Polizeistation und des Playa Poniente zu kommen. Das Ganze hat natürlich einen Grund: Wir wollen zum Eisenbahnmuseum „Museo del Ferrocarril de Asturias“. Der Eintritt ist frei, wie uns der freundliche Herr am Eingang selbst ganz begeistert versichert und uns trotzdem mit einem Ticket versieht. Einen Lageplan bekommen wir auch noch dazu, denn auf dem weitläufigen Gelände (dem ehemaligen Nordost-Bahnhof) gibt es allerhand zu entdecken – vor allem schöne restaurierte Loks und Waggons, dazu viele historische „Umzu-Objekte“ bis hin zur Billett-Druckmaschine.
Danach spazieren wir eine Runde zum Strand und genießen den Blick aufs blaue Meer. Zurück im Womo, geht es ans Pläneschmieden. Denn wenn wir – wie eigentlich gedacht – weiter bis ans westliche Ende Spaniens fahren, erwarten uns fallende Temperaturen und ungemütliches Wetter. Wenn wir aber noch etwas bleiben, haben wir es noch warm. Also bleiben wir, steuern aber diesmal den offiziellen Womo-Stellplatz von Gijon an. Der liegt in direkter Hafennähe und ist gar nicht übel, sowohl von der Lage am Strand als auch von der Ausstattung her.
Neben Stromsäulen und einer Ver- und Entsorgungsstation finden wir beim Erkunden einen Service-Automaten-Container („Nomadas Service“). Das hatten wir bisher auch noch nicht. Hier gibt es tatsächlich alles Notwendige per Kreditkarte aus dem Automaten: von der Stromsäulen-Aktivierung über alle möglichen Womo-Reinigungsmittel, Ersatzteile und Wasserschlauch-Adapter bis hin zu Dosengetränken und dem asturischen Bohnen-Nationalgericht aus der Konserve. Cool! Aber wir wollen jetzt erst mal aus Bordmitteln unser Frühstück nachholen – ist schließlich schon Mittag (hihi). Danach erkunden wir auch diesen Strandabschnitt, der nur durch eine Pinien-Allee-Promenade samt Picknick-Tischen vom Stellplatz getrennt ist und über Draußen-Duschen, Spielgeräte und weiter entfernt auch Fitnessgeräte für jedermann verfügt. Ein Café gibt es auch – mit mal wieder sehr meeresfrucht- und fischlastigen Acht-Euro-Gerichten. Ein bisschen Huhn sichten wir auch. Aber wir haben ja gerade gegessen. Wir suchen uns stattdessen eine schöne Bank am Outdoor-Gym, lesen und beobachten das Strandgeschehen. Ein paar ältere Leute trainieren an den Geräten oder treten in die Pedale, die vor zweien der Sitzbänken installiert sind. So lässt es sich entspannen – auch wenn trotz Sonne kein T-Shirt-Wetter mehr herrscht. Am Nachmittag kehren wir zum T-Rex zurück und entscheiden, auch diese Nacht noch hier zu verbringen. So können wir am nächsten Morgen bei auflaufendem Wasser die nahegelegenen „Bufones de Pria“ besuchen, die wir auf dem Hinweg noch ausgelassen haben. Mal schauen, ob wir die Wasserfontänen zu sehen bekommen…
2. November – Tag 10
Start: 8.32 Uhr
Wir starten früh, damit wir rechtzeitig zum höchsten Punkt der Flut bei den „Bufones“ sind. Exakt eine Stunde später landen wir auf dem geräumigen und noch ziemlich leeren Besucherparkplatz. Gut für den T-Rex. Bis zu den Felsenkaminen sind es aber noch etwa zehn Minuten Fußweg durchs Dorf (mit Stehenbleiben und Fotosmachen).
Dann hören wir sie schon donnern und rauschen, bevor wir überhaupt in Sichtweite sind. Die atlantischen Brecher, die an der hohen Steilküste zerschellen und ihre entweichende Gischt durch Spalten und Löcher im Gestein nach oben sprühen und pusten, begleitet von einem unheilvollen Zischen. Die Kühe, die davor auf einer eingezäunten „Bergwiese“ grasen, lassen sich davon allerdings nicht beeindrucken und kauen gelassen weiter. Putzig! Wir dagegen sind schier begeistert von dem Naturereignis vor großartiger Felsenkulisse. Allerdings ist es gar nicht so leicht, das Hochsprühen im richtigen Moment mit der Kamera einzufangen – so, dass es auch sichtbar ist. Sind ja schließlich keine Geysire. Aber Kraft zum Steine-Ausspucken hat das Phänomen trotzdem.
Wie im Fluge ist inzwischen der Mittag herangerauscht – Zeit zum Aufbruch. In Torrelavega finden wir anderthalb Stunden später und nach ein bisschen Schlängel-Irrfahrt einen Carrefour zum Einkaufen (auch wenn wir wegen der Höhenschranken auf dem Lidl-Platz eine Straße weiter parken müssen). Danach nehmen wir wieder grob Kurs auf Santander, fahren aber vorher links ab nach Liencres und zu einem der größten Wanderdünengebiete Spaniens. Der Weg führt zunächst durch einen urigen Pinienwald, in dem ein schöner Parkplatz eine schöne Steh-Alternative bieten würde, sollte der Dünen-Platz nichts sein. Ist er aber!
Zu besten Nachmittagszeit (15.05 Uhr) parken wir den T-Rex zum Erkunden erst mal etwas abseits jener Extra-Kurve, wo sich schon einige Wohn- und Sufermobile zusammengemuggelt haben. Der kurze Spaziergang in die Dünen überzeugt uns. Wir bleiben und finden für den T-Rex ein nettes geschütztes Plätzchen neben den anderen Campern. Nachdem wir einen Teil unseres Carrefour-Einkaufs aufgemümmelt haben (Baguette), werfen wir uns die Neopren-Anzüge über. Das Wellenhüpfen wartet. Denn auch hier springt einem der Atlantik kühn entgegen. Die Wellen rollen und brechen aber doch wieder anders. Nach ein bisschen Gucken, wagen wir eine erste „Kneippkur“ auf dem Strandabschnitt rechts der geschlossenen Strandbar. Aber erst die zweite Stelle weiter links herum in einer Bucht unterhalb des Womo-Platzes gefällt uns.
Hier steht der atlantischen Erfrischung nun nichts mehr im Wege. Herrlich. Und gar nicht kalt. Aber der Sog ist stark. Ein paar Mal fegt es uns von den Beinen. Po-Surfen Richtung Strand. Warum nicht?! Doch irgendwann sind wir ausge-po-wert, schlappen zurück zur Treppe, spülen dort unter der kalten Dusche das Salz ab und verspeisen nach dem Trockenlegen im T-Rex das restliche Baguette – natürlich nicht ohne einen großen Pott Tee.
3. November – Tag 11
Start: 9.52 Uhr
Nach einer morgendlichen Klön- und Fotorunde reißen wir uns los von diesem schönen windzersausten Ort. Wir wollen mit großen T-Rex-Schritten wieder Richtung Frankreich. Aber vorher wartet noch eine Extra-Kurve an die Küste nördlich von Bilbao. Gegen Mittag erreichen wir einen ersten Aussichtspunkt hoch über der Küste. Es windet ganz schön auf dem Randparkplatz, aber die Aussicht auf die felsige Costa Vasta lässt zu wünschen übrig. Wir sind ja auch noch nicht wirklich am Ziel. Das befindet sich etwa zehn Minuten weiter westwärts: San Juan de Gaztelugatxe. Für Wohnmobile ist die Parksituation zwar etwas schwierig, doch mit etwas Glück und Geschick „schieben“ wir den T-Rex auf einem Mini-Parkplatz vor der Einfahrt zum Restaurant Eneperi mit dem Hinterteil voran in eine Eckbucht, in der wir die anderen Autos nicht behindern. Leider zieht es jetzt immer mehr zu, Regen kündigt sich an – also husch-husch zumindest bis zum diesmal wirklich lohnenswerten Aussichtspunkt, der allerdings auch schon einen strammen Fußmarsch bedeutet. Dafür hat man hier einen tollen Blick auf die Insel, die wie ein schlafender Drache im Atlantik liegt.
Kein Wunder, dass sie als Insel Drachenstein in die Kultserie „Game of Thrones“ Eingang gefunden hat. Zum Glück sind ein paar gute Aufnahmen schon im Kasten, als es jetzt richtig zu regnen beginnt. Jetzt aber schnell zurück zum T-Rex – okay, am Quetschmünzen-Kurbelautomaten muss noch ein Zwischenstopp sein, aber dann nix wie ins Trockene! Um 14 Uhr werfen wir wieder den Motor an und setzen unseren Weg Richtung Grenze fort. Aber bis Biarritz schaffen wir es heute nicht mehr. Deshalb steuern wir den Mirador Jaizkibel bei Hondarribia an. Das Plateau des 455 Meter hohen Berges erreichen wir nach kurviger Nebelfahrt. Auf dem Parkplatz vor einer schicken Ruine mit Rundbogen-Durchblick stehen sind wir nicht die einzigen Camper, obwohl es hier ziemlich bläst und pustet. Aber was die können, können wir auch, und so stürmisch wie letztes Jahr am Nordkap wird es ja wohl nicht werden. Also wird erst mal unerschrocken Tee gekocht, während der Wind zumindest ein bisschen den Blick aufs Meer freigibt. Ansonsten herrscht dicke Suppe mit dunklen Regenwolken. Da kann man es sich einfach nur drinnen gemütlich machen. Das Erkunden der Gegend kommt morgen. Die Nacht wird dann allerdings doch noch ziemlich nordkap-like. T-Rex wird ganz schön durchgerüttelt und mit Regen beworfen. Die Sturmböen müssen Ausläufer des Hurrikans „Martin“ sein, von dem wir in den Wetternachrichten der Tagesschau erfahren haben. Hu! Aber auch die anderen Vans und Womos harren aus. Am Morgen gegen 6 Uhr ist es immer noch nicht viel besser. Kann man nix machen – außer noch mal eine Mütze Schlaf zu nehmen.
4. November – Tag 12
Start: 10 Uhr
Als wir erwachen, brodelt immer noch die graue Suppe draußen. Kurz vor 9 Uhr lässt der Regen etwas nach und wir wagen einen schnellen Ausflug – erst zum Ausguck mit Panorama-Erklärtafel hinter der Ruine, wo wir auf Hondaribbia heruntergucken, dann auf die kleine Anhöhe mit dem Wehrturm Santa Barborra.
Dessen Tür ist zwar verschlossen, aber auch vom Fuße dieser Ruine kann man den grandiosen Blick erahnen, der sich einem hier bei klarer Sicht und Sonnenschein bietet. Selbst jetzt kann man bis nach Frankreich blicken. Kein Wunder, dass der Küsten-Jakobsweg hier entlangführt. Und über die Grenze wollen wir jetzt auch. Biarritz ist erneut unser Ziel. Aber diesmal wollen wir versuchen, einen Gratis-Randplatz hinter dem „Bellaggio“ zu ergattern. Wir erinnern uns: So haben wir in „Ocean’s 11“-Manier den Hotelklotz von Anglet – das „Belambra“ – umgetauft. Zuvor ereilt uns erstmals in diesem Urlaub eine Grenzkontrolle. In der Grenzstadt Irun, will der französische Grenzer mal kurz ins Womo gucken. Eine Sekundensache, dann dürfen wir weiter. In Biarritz ist massig Platz, was uns erst etwas verwundert, sich dann aber fix erklärt. Denn wegen des stürmischen Wetters sind sämtliche Strände gesperrt. Wir stromern trotzdem noch ein bisschen an der Promenade entlang und genießen die Aussicht.
Da wir aber nun mal nicht ins Wasser dürfen, können wir auch genauso gut weiter die Küste hoch fahren. Das tun wir. In Mimizan an der Promenade Fleuries finden wir eine Lücke auf dem Parkplatz und vertreten uns auf der angrenzenden Blumeninsel (erreichbar über eine Holzbrücke) die Beine. Tatsächlich blüht die eine oder andere Pflanze in den frei zugänglichen botanischen Garten noch. Auch einige lustige Bananenbäume posieren für ein Foto.
Unseren Stellplatz für die Nacht suchen wir uns jedoch woanders – in La Teste-de-Buch auf dem offiziellen Womo-Stellplatz direkt an der Straße nach Arcachon. Nicht ganz so lauschig, aber doch annehmbar. Ist sowieso schon dunkel, und wir können hier Wasser zapfen und entsorgen . Also bleiben wir.
5. November – Tag 13
Start: 14.35 Uhr
Erste Maßnahme des heutigen Tages: Entsorgung. Zweite Maßnahme: Versorgung – aber nicht für den T-Rex, sondern für uns. Um die Ecke gibt es nämlich nicht nur einen Lidl-Markt, wo wir uns schon mal Zutaten für eine abendliche Hähnen-Schnetzelpfanne sichern, sondern auch eine süße kleine Bäckerbutze (S. Laffite), wo es frischen Nachschub für das noch ausstehende Frühstück gibt.
Danach geht es aufs Rad und auf dem recht komfortablen Radweg an vielen schmucken Villen vorbei schnurstracks nach Arcachon hinein und dort auf die Jagd nach Postkarten, Briefmarken und Mitbringseln.
Richtige Ansichtskarten sind allerdings Mangelware. Zwei annehmbare finden sich immerhin im Touri-Büro, die Marken dazu sind im Postamt um die Ecke zu bekommen. Danach wartet ein Schnüster-Durchgang durch die hübschen Geschäfte.
Auf der Pier am Becken von Arcachon laden schmucke Bänke zum Rasten und Kartenschreiben ein – und Walfluke, Riesenrad und Co. zum Fotografieren.
Am frühen Nachmittag kommt dann noch einmal der T-Rex zu seinem Recht (Brauchwasser raus, Frischwasser rein), dann darf er wieder auf die Piste. Kurs: Nord. Bei Lacanau lockt noch mal ein Supermarkt-Stopp, dann steuern wir Le-Pin-Sec bei Naujac-sur-Mer an – einen Strand, den wir damals bei unserer Medoc-Reise 2013 noch kurz vor Schluss als kleinen wilden Geheimtipp entdeckt hatten. Das aber, so merken wir, ist nicht mehr der Fall. Die ehemalige „Strand-Westernstadt“ hat ordentlich Infrastruktur dazubekommen, unter anderem einen Wohnmobil-Campingplatz mit Schranke und vollautomatischer Bezahlung. Wir stellen uns aber nur kurz am Rande des normalen Pkw-Parkplatzes (mit Höhenschranken) ab, weil wir ja nur mal über die Düne talpen und gucken wollen. Tatsächlich erkennen wir einiges wieder (darunter die bunt bemalten Bunkerruinen im Sand), und dieser Abschnitt ist immer noch so schön wie früher. Wir stromern ein bisschen umher und saugen Atmosphäre ein, bis es Zeit wird, weiterzuziehen.
Unser Reiseführer hat uns Appetit auf einen Gratis-Übernachtungsplatz in Soulac-sur-Mer gemacht, doch dort ist übernachten nicht mehr erlaubt, wenn wir die Schilder richtig deuten. Und in Casino-Nähe wäre man auch zu sehr auf dem Präsentierteller. Der neue Bezahlplatz in der Nähe der Sportarena sagt uns auch nicht recht zu. Aber wir finden einen ruhigen Parkpatz, der mit „Public Parking“ beschildert ist, aber offenbar irgendwie zum Baine Café Soulac am Plage des Najades gehört. Das wiederum ist laut Google gerade vorübergehend geschlossen, wobei nicht ganz ersichtlich ist, ob damit die Saison schon komplett beendet ist. Wahrscheinlich schon, aber wir gehen trotzdem mal gucken – nach einer schnellen Runde zum Strand, um das Abendrot am Himmel noch einzufangen.
Die Menükarte des Cafés sieht ansprechend aus. Man könnte vormittags brunchen, wenn denn offen wäre. Aber jetzt gibt es erst mal Abendbrot im T-Rex und einen Kurzplausch mit Steh-Tipps für die zu erwartende windige Nacht von einem Mitcamper, der diesen Platz wohl auch für sich zum Bleiben entdeckt hat. Immerhin gibt es hier auf halbem Wege zum Café sogar ein nutzbares Dusch- und Toilettenhäuschen. Wir haben es hier also gar nicht schlecht getroffen. Wie schön!
6. November – Tag 14
Start: 10.15 Uhr
Nach erholsamer Nacht wollen wir zum Frühstücken etwas näher ans Meer. Deshalb fahren wir eine Einfahrt weiter – wieder auf die Straße zum Casino, aber diesmal eben nicht bis ganz zum Ende, sondern nur bis zu einem Eckparkplatz gleich vorne an, der sonst wohl vor allem bei Surfern und Joggern beliebt ist. An diesem Sonntagmorgen aber steht da nur unser nächtlicher Platznachbar, der morgens schon eher losgerollt war. Witzig. Aber es ist ja auch eine super Stelle mit Direktblick auf Strand und Wasser. Vor dem Spachteln muss aber erst mal eine Fotorunde gedreht werden. Auch hier gibt es einen bemalten Weltkriegsbunker am Strand.
Dann siegt der Hunger. Es gibt Kakao, Rührei und Baguette, gefolgt von entspanntem Herumlümmeln und Gucken. Tatsächlich dösen wir ein wenig weg. Da klopft es gegen 12.30 Uhr auf einmal an die Fensterscheibe. Ein Familienvater ist mit seinem Auto und seinen beiden kleinen Töchtern darin im Sand nebenan steckengeblieben. Ob wir helfen könnten… Natürlich können wir. Gemeinsam (mit Gaby am Steuer – die Männer schieben) bugsieren wir das Fahrzeug im Rückwärtsgang im dritten Anlauf tatsächlich aus der Sandwehe (oder wie man das nennen soll). Eine gute Tat am Sonntag. Das zählt doch bestimmt doppelt??! Um 14.30 Uhr sind auch wir abfahrbereit. Über Bordeaux (drum herum und dran vorbei) ist mal wieder ein Kilometer-Fresstag angesagt. Wir schaffen es bis Bessines-sur-Gartempe in der Region Nouvelle-Aquitaine, wo es einen zentralen Parkplatz mit Womo-Abteilung samt Ver- und Entsorgung gibt. Gegen 19.30 Uhr haben wir uns zurechtgemuggelt. Wo wir hier genau gelandet sind, erkunden wir morgen.
7. November – Tag 15
Start: 10 Uhr
Unser Morgenspaziergang durch den Ortskern und zur Saint-Léger-Kirche ist schnell erledigt. So groß ist der Ort schließlich nicht. Beim Bäcker Maison Faurie aber tobt der Bär. Trotz der Warteschlange hinter uns hat der Jungbäcker Geduld mit uns. Die Vielfalt ist aber auch groß hier. Nebenbei lernen wir, dass wir „avec pavot“ bestellen müssen, wenn wir Mohn auf dem Baguette haben wollen. Wollen wir.
Nach dem Frühstück im T-Rex geht es wieder auf die Bahn – über Saint-Maur/Chateauroux (Tankstopp) Richtung Valençay im Val de Loire. Dort gönnen wir uns eine Schloss-Besichtigung mit Audioguide. Der einstige Wohnsitz des berühmten Talleyrand aus dem Geschichtsunterricht (Ex-Außenminister Napoleons) ist eine beeindruckende Anlage – auch wenn man deutlich merkt, dass da so einiges für den Erhalt getan werden muss (was auch getan wird, dem eingerüsteten Eckturm des Nebentraktes zufolge). Trotzdem finden wir tolle Gebäude und Gartenanlagen vor plus historischem Weinkeller wie aus dem Bilderbuch.
Einschließlich Nutzung der Tiptop-Toiletten und des Museumsshops verbringen wir fast drei Stunden beim Schloss. Ginge sicher noch länger, wenn man den Park noch ausgiebiger durchstreift und den dortigen „Aire de pique-nique“ nutzt. Wir wollen aber noch anderthalb Stunden Richtung Auxerre fahren und treffen gegen 17.45 Uhr in Saint-Fargeau im Burgund ein. Der dortige Wohnmobilplatz ist ein gemütliches Extra-Abteil des Zentralparkplatzes, schön im Grünen gelegen und nicht weit weg von den Sehenswürdigkeiten des 1500-Seelen-Ortes. Aber zunächst erkunden wir das nähere Umfeld. Gleich neben dem Womo-Bereich steht ein putziges offenes Fachwerkhaus mit Picknick-Tischen und WC (sauber!).
Weiter rechts herum sollte auf der Ecke außerdem ein Kebap-Laden sein. Ist er auch, hat aber leider zu – wie so ziemlich jedes Lokal und Restaurant, das wir in der Dorfmitte und umzu ansteuern. Es ist eben Montag. Offen haben nur die „Getränkeschuppen“ und eine kleine Thai-Klitsche, die zwar etwas schlicht aussieht, uns aber mit ihrer Menü-Karte draußen anlockt – vor allem, weil man das Ganze auch zum Mitnehmen bekommt. Wir zwängen uns höflich an drei betagten Franzosen vorbei, die gleich hinterm Eingang an der Bar stehen und erkundigen uns bei der freundlichen imbiss-Chefin, was denn essenstechnisch so geht. Während sie das Bestellte (zweimal Nudeln mit Hühnchen und als Vorspeise sechs Teigtäschchen mit Dip) zubereitet, erleben wir ein bisschen Dorf-Treffpunkt mit. Jedenfalls scheint das halbe Viertel kurz mal hereinzuschneien und bei Wirtin Christine hallo zu sagen. Als wir wenig später mit unserem Tragetäschchen weiterstromern, sehen wir, dass nebenan vor einer geschlossenen Pizzeria tatsächlich ein 24-Stunden-Pizzaautomat gestanden hätte. Interessant, aber wir sind happy mit unserer Entscheidung. Jetzt müssen wir nur noch ab durch die Mitte (buchstäblich) und durch das Stadttor mit dem Glockenturm, dann sind wir auch fast schon wieder beim T-Rex im grünen Parkplatz-Abteil, das superruhig gelegen ist und auch noch eine Ver- und Entsorgungsstation bietet. Top! Wie das Essen, das unser Chill-Out-Programm einleitet.
8. November – Tag 16
Start: 10.25 Uhr
Die morgendliche Spazierrunde führt zum Briefkasten – Postkarte einstecken – und zum Schloss, das uns am Vorabend in der Dunkelheit glatt durchgerutscht ist, obwohl es mitten im Ort steht.
Wir gucken aber nur von außen, denn heute steht statt Geschichte Shopping auf der Liste. Aber nicht hier, sondern im Outlet-Center McArthurGlen in Troyes, wo wir gegen 12.30 Uhr ankommen. Wir parken auf einem Parkplatz quer dahinter, der unserem T-Rex am Rand auch eine Schotterfläche ohne gemauerte Parkbuchten bietet. Auf der anderen Seite vom Center gibt es zwar einen großen umzäunten Wohnmobil-Stellplatz. Für den müsste man sich aber erst einen Pin-Zugangscode an der Info (nahe Haribo) holen. Sicher gut, wenn man über Nacht bleiben will. Wollen wir aber nicht. Was wir dagegen wollen: Einmal durch (fast) alle Läden schnüstern. Von Adidas über Aigle und Le Coq Sportif bis Samsonite ist alles dabei. Okay: Armor Lux und Saint James findet man im anderen Outlet-Center Marques Avenue südlich von Troyes (wir befinden uns nördlich), dafür punktet das „McArthur“ mit dem Happymacher schlechthin, den vielen glückseligen Mienen nach zu urteilen: dem Lindt-Shop (mit Kakao-Ausschank). Wie im Fluge sind vier Stunden herum. Unsere letzte Tat des Tages – nach einem weiteren Schwung Kilometern Richtung Grenze – wird die Stellplatz-Suche sein. Fündig werden wir in Mutigny, auf einem ruhigen Plätzchen mit Blick über Massen von Weinreben bis hinunter ins Tal – nicht weit weg von einem offenbar blitzblankneuen Nobelhobel von Hotel („Loisium en Champagne“). Ansonsten hat der Ort nur 193 Einwohner. Heißt: Eine erholsame Nacht ohne Lärm, Hektik und Puhei ist garantiert. Ommmmm!
9. November – Tag 17
Start: 10.02 Uhr
Irgendwo in der Nähe muss es Esel geben. Jedenfalls schallt am nächsten Morgen ab und zu ein I-ah herüber. Den Urheber bekommen wir aber bei unserer kurzen Runde ums Womo nicht zu Gesicht, denn auf zwei Seiten wird der Platz durch ein dichtes Wäldchen begrenzt. Schade (was den Esel anbelangt). Aber sonst echt nett hier.
Fast schade, dass wir keinen Champagner trinken, denn dafür dürfte es hier in der Gegend um Reims ein paar dufte Verkostungsstellen geben. Uns jedoch zieht es nach dem Frühstück weiter – erstmal nach Sedan, wo wir ein letztes Mal auf französischem Boden tanken und die letzte Groß-Supermarkt-Chance nutzen, um den leckeren Kakao mit dem Fohlen drauf (Poulain Grand Arome) zu besorgen, dazu ein letztes Baguette für uns zum Schnabulieren und allerhand Weihnachts-Schoki als Mitbringsel. Eine kurze Runde zu Fuß durchs Zentrum ist auch noch drin, wo aber gerade allerseits Mittagsruhe herrscht (nicht mal die Touri-Info hat geöffnet).
Also starten wir jetzt endgültig durch nach Belgien, Hauptrichtung Lüttich, dann Aachen. Gegen 16 Uhr rollen wir auf den Parkplatz unserer persönlichen Apfelsaft-Pilgerstätte: den Obstverkauf Kallen bei Schloss Dyck. Mehrere Fünf-Liter-Kartons Premiumsaft müssen mit – und weitere kulinarische Mitbringsel. Danach steuern wir den Parkplatz vor dem Nikolauskloster an und lassen uns vom „niederrheinischen“ Teil der Familie zu einem gemeinsamen Pizza-Gelage aufpicken. Um 22 Uhr sind wir müde, satt und glücklich – und wieder im Womo.
10. November – Tag 18
Start: 8.25 Uhr
Um 7 Uhr gönnen wir uns (erneut in Familienbegleitung) die Frühmesse im Nikolauskloster. Nach einem gemeinsamen Frühstück, mit den Nikolauskloster-Brüdern, trennen sich unsere Wege wieder.
Wir lassen den T-Rex von der Leine und sind – nach Entsorgungsrunde und Chlorreste-Ausspülen aus dem Wassertank – gegen 13.30 Uhr wieder zurück am heimischen Stall.
Gefahrene Kilometer insgesamt laut GPS-Logbuch: 4893 km