2023 September – Bis zu den Lofoten

2023 September – Bis zu den Lofoten – Schweden/Norwegen

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Tag 1 – Sonntag, 3. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 41719 km, Reichweite: 1062 km

Nach zwei Süd-Touren ist es mal wieder Zeit für den hohen Norden. Auch, wenn es schon nach kurzer A29-Strecke eine Komplettsperrung wegen einer Brückenbaustelle samt verstopfter Umleitung gleich eine ganze Stunde Zeit kosten und auch im Elbtunnelbereich Baustellen-Chaos herrscht (noch mal eine Stunde Verlust), schaffen wir es immerhin zum späten Nachmittag hin (also kurz nach 17 Uhr) bis kurz hinter die Storebæltbrücke bei Korsør. Dort erkunden wir zuerst den Picknickplatz beim alten Fähranleger samt Schiffsmonument und dänischer East-Side-Gallery. Später wechseln wir auf einen geräumigen Randstreifen vor dem Parkplatz des Isbådsmuseum auf Halsskov Odde. Dort hat man einen schönen Blick auf Bucht und Brücke. Auf der Landzunge warten Tisch und Bank auf Picknicker, und einen Strand (mit Extra-Parkplatz) gibt es auch in der Nähe. Zum Übernachten eigentlich perfekt. Weil sich gerade auch der Himmel lila zu verfärben beginnt, entscheiden wie spontan: Für heute reicht’s mit der Fahrerei. Wir bleiben hier.

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Tag 2 – Montag, 4. September
Abfahrt: 9.06 Uhr, Tachostand: 42279 km, Reichweite: 319 km

Jetzt wollen wir aber endlich nach Schweden. Über Öresundbrücke und E6 geht es heute geschmeidiger voran als an Tag 1. Nach einem Zwischen-Tankstopp beim Väla-Einkaufszentrum nahe Helsingborg rollen wir um 13 Uhr auf unseren Lieblings-Autostrand vom letztem Jahr: Mellbystrand. Die Landschaft ist noch so, wie sie uns 2022 schon so gut gefallen hat, aber an der Infrastruktur wird gerade neu geschraubt. Während wir uns einen Zwischenimbiss mit Seeblick machen, knabbert rechts hinter uns an der Zufahrt zwischen den Dünen ein Bagger die alte Toiletten-Holzhütte weg. Neue schicke Abfalltrenn-Container gibt es schon und einen neu abgezäunten Bereich, wo man letztes Jahr noch mit dem Auto stehen konnte, der aber wahrscheinlich jetzt als Abstellkarrée für Räder gedacht ist. Auch die Picknick-Tische auf dem Strand scheinen neu arrangiert zu sein. Der Optik und Entspannung tut’s keinen Abbruch. Wir beobachten das Picken der Watvögel und das Möwen- und Nebelkrähen-Gekabbel um die Krebsreste, die vorherige Strandbesucher vom Picknick übriggelassen haben. Natürlich muss auch noch ein Strandspaziergang sein und die hoch über allem thronende Dünen-Bank einer Sitzung unterzogen werden. Schwuppdiwupp sind drei Stunden herum. Um 16.20 Uhr lassen wir den T-Rex wieder von der Leine. Eine Dreiviertelstunde später – bei Halmstad – gucken wir, was der Strandabschnitt Lilla Köpenhamn so hergibt. Nett und sicher toll zum Baden (auch hier links und rechts kilometerlang sauberer Sandstrand), aber nix zum Übernachten, finden wir. Außerdem ist es dafür noch viel zu früh. Ein paar Kilometer Richtung Norden schaffen wir noch. Wir lassen Falkenberg, Varberg, Kungsbacka und damit die Region Halland hinter uns, passieren Göteborg, wechseln bei Kungälv auf die E45 und landen gegen 19.15 Uhr in Lilla Edet. Unseren Stellplatz für die Nacht finden wir auf dem kleinen Schotter-Parkplatz vor Ströms Schlosspark. Bevor wir es uns jedoch im T-Rex gemütlich machen, ist noch ein Spaziergang zum Wasser fällig. Schließlich liegt der Göta älv samt Schleuse gleich um die Ecke. Wo wir schon mal da sind, erklimmen wir auch noch die dazugehörige Brücke, lassen den schmucken kleinen Yachthafen links und das Wasserkraftwerk (erbaut 1918, in Betrieb genommen 1926) rechts liegen und gelangen so ins kleine Zentrum von Lilla Edet mit Läden, Pizzeria und einem ICA-Supermarkt. Letzteren steuern wir etwas später an, nachdem wir einen Ambulanz-Hubschrauber vorbeigelassen haben (der gerade auf der Wiese vor der örtlichen Turnhalle landet und kurz darauf mit seiner per Rettungswagen herbeigefahrenen Passagierin wieder abhebt. Bepackt mit Proviant für die nächsten Tage geht es wieder zurück zum T-Rex, wo es nun wirklich Zeit fürs Abendbrot wird. Da kommt das gerade frisch eingekaufte Polarbröd gerade recht – genau wie das blätterteig-plundrige Wiener Bröd zum Nachtisch. Lecker!

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Tag 3 – Dienstag, 5. September
Abfahrt: 10.04 Uhr, Tachostand: 42779 km, Reichweite: 768 km

Wir starten in den Tag mit einem Rundgang durch den Schlosspark. Dort gibt es Spiel- und Sportgerät für jedes Alter, eine Menge Picknickbänke und überraschend hübsche Mülleimer. Für uns müssen je eine Runde auf dem Auf- und Ab-Karussell und auf der Mini-Tretbahn genügend, wir wollen ja weiter nach Dalsland, genauer: nach Bengtsfors. Um kurz vor 12 parken wir den T-Rex auf dem unteren Parkplatz nahe der Jugendherberge in der Dalsgatan und spazieren zwischen den ersten Ausläufern des Freilichtmuseums Gammelgården (das größte Westschwedens, Eintritt: 100 SEK für Erwachsene, 50 SEK für Kinder) den Majberg hinauf zum einzigen Strohmuseum Schwedens, Halmens Hus. Der Eintritt hier ist frei, die Aussicht von der Kaffeeterrasse im Obergeschoss auf die Wald- und Seenlandschaft samt Dalslandkanal-Schleuse einmalig, die Ausstellung zur Geschichte der Strohflechterei unten im Museum kompakt und anschaulich und der Strohshop voller kleiner (und größerer) Kunstwerke – vom geflochtenen roten Flusskrebs über stattliche Julböcke bis hin zu Klein-Ida, die vom Michel aus Lönneberga gerade an der berühmten Fahnenstange hochgezogen wird. Schwer, sich loszureißen. Aber wir wollen heute ja noch einen Troll einsammeln. Das passende Objekt dafür steht knapp eine Stunde entfernt in Årjäng. Wir vertäuen den T-Rex in einer der fünf Womo-Parkbuchten am ZOB, der hier Resecentrum heißt, und spazieren Richtung Hotell Årjäng, dessen Vorplatz vom acht Meter hohen Årjängstroll bewacht wird – Schuhgröße laut Erklärschild: 3,5 Meter. Klar! Aber Schwedens größter Troll ist er vermutlich schon und für seine 51 Jahre durchaus jung geblieben. Muss man auch, wenn man zum Teil Rutsche für die Kleinsten ist. Wir für unseren Teil reiten noch eine imaginäre Runde auf den steinernen Pferdchen schräg gegenüber (jaja, der Spieltrieb), schnappen uns dann wieder den T-Rex und rollen weiter – schnurstracks über die Grenze nach Norwegen, über den Haldenkanal rüber, bis wir am Nachmittag im 7000-Seelen-Ort Mysen landen. Die kleine Stadt muss ein besonderes Herz für Wohnmobilisten haben. Nicht nur, dass uns eine freundliche Fußgängerin gleich die alternative Route zum kostenlosen Womo-Stellplatz (mit Gratis-Stromanschluss!) zeigt, als wir ratlos vor der aufgerissenen Straße zum Stehen kommen, die sonst direkt dorthin geführt hätte. Es gibt auch noch eine eigene, idyllisch zwischen Friedhof und Fluss gelegene separate, nigelnagelneue Ver- und Entsorgungsstation in der Nähe. Ebenfalls gratis. Cool! Hier bleiben wir. Später am Abend stromern wir durch die interessant illuminierte Innenstadt, die überraschend viele ansehnliche Ecken, Gebäude, Skulpturen, Plätze, ein original Kino von 1958, eine original Cola-Fassadenwerbung aus der gleichen Zeit und eine nicht ganz so originale Holzstabkirche von 1903 aufbietet. Diese Kleinstadt ist echt eine Entdeckung! Und wahrscheinlich haben wir noch nicht einmal alles gesehen. Aber so langsam ruft uns die T-Rex-Heia. Daher für heute: gute Nacht, John-Boy!

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Tag 4 – Mittwoch, 6. September
Abfahrt: 9.23 Uhr, Tachostand: 43004 km, Reichweite: 559 km

Wer wie wir irgendwann innerhalb von drei Wochen Urlaub noch die Lofoten erreichen will, muss zwischendurch auch mal Strecke machen. Das gehen wir heute an. Aber Guckstopps zwischendurch müssen sein. Den ersten legen wir gute anderthalb Stunden später auf dem Rastplatz Andelva Süd ein. Der wurde nicht nur – wie so viele norwegische Rastplätze – mit kühn-moderner Architektur zurechtdesignt, sondern hat auch einen eigenen Badestrand mit Steg, Picknickplätzen, kleinem Rundwanderweg und Kletternetz-Spielplatz. Hier lässt es sich eine Weile aushalten. In Hamar (etwa eine Stunde Fahrt entfernt) wollen wir uns dann das angucken, was wir letztes Jahr ausgelassen haben: die eingeglaste Domruine, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde, nach der Reformation an Bedeutung verlor und im Dreikronenkrieg im 16. Jahrhundert von den Schweden zusammen mit dem ehemaligen Bischofshof (der nun königlich dänisch-norwegischer Stützpunkt war) in Brand geschossen wurde. Danach verfiel das Ganze weiter, bis die Norweger Mitte des 19. Jahrhunderts ihre nationalromantische Ader entdeckten und sich erste Initiativen darum bemühten, die verbliebenen Reste zu erhalten. Die Idee, einen Schutzbau darum zu errichten, entstand aber erst Ende der 1980er. Bis zur Einweihung brauchte es dann noch mal zehn Jahre. Aber der lange Atem hat sich gelohnt. Entstanden ist ein imposantes Gesamtkunstwerk, eingebettet in den riesigen Museumspark Domkirkeodden direkt am Mjøsasee mit Freilichtmuseum und Archäologischem Museum (Hedmarkmuseum). Letzteres kostet Eintritt, aber der gesamte Außenbereich ist frei zugänglich. Auf dem großen Parkplatz davor kann man für 40 Kronen einen ganzen Tag stehen, und es gibt sogar Extra-Buchten für Wohnmobile. Wir haben nur für eine Stunde am Automaten gelöhnt, denn unsere etwas verspätete lange Mittagspause wollen wir auf „unserem“ bewährten Badestellen-Parkplatz am See in der Nähe des Eisenbahnmuseums (nicht mal fünf Autominuten entfernt) verbringen. Da sind wir letztes Jahr ja auf Reisende aus der Heimat (Sande/Friesland) getroffen. Und was für ein Kennzeichen sehen wir diesmal zwischen all den anderen Womos aus Norwegen? WHV. Nicht im Ernst! Hier muss ein Nest sein! Nachdem wir gemütlich eine Runde Pfannkuchen vertilgt und danach einen Spaziergang ans Wasser unternommen haben, geht es auf die Bank am See zum Reisebericht-Austausch mit dem Ehepaar aus F’groden. Die zwei sind schon einige Wochen unterwegs zwecks Ostsee-Umrundung. Die Lofoten, zu denen wir ja erst noch hinwollen, haben sie dabei noch in der Ferienzeit erwischt. War wohl ziemlich überlaufen dort, Campingplätze voll und kaum eine Freisteh-Bucht ohne Camper. Na, hoffentlich ist das wieder ausgedünnt, wenn wir dort landen. Ein paar Tage sind es aber ja auch noch bis dahin. Zumindest ein Stückchen Weg wollen wir allerdings heute noch schaffen. Deshalb reißen wir uns später am Nachmittag los und kurven mit T-Rex erst mal weiter Richtung Lillehammer. Gut eine Stunde später entern wir unseren Übernachtungsparkplatz vom letzten Jahr, direkt vor den Hallen des einstigen Olympiazentrums. Inzwischen stehen aber neue Schilder dort, die das Parken einschränken. Ein bisschen Herumgondeln und das sportliche Outdoor-Treiben beobachten, ist aber noch drin, bevor wir den T-Rex noch ein Stück weiter nach Norden jagen. Spät am Abend finden wir ein letztes Plätzchen im Womo-Abteil des Rastplatzes mit dem lustigen Namen Krekke. Da es schon dunkel ist, muggeln wir uns fix ein und verschieben die Erkundung des Plätzchens am See auf morgen.

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Tag 5 – Donnerstag, 7. September
Abfahrt: 12 Uhr, Tachostand: 43333 km, Reichweite: 984 km

Dieser Morgen beginnt grau und diesig, was dem Landschaftserlebnis allerdings keinen Abbruch tut. Der Nebel wabert dekorativ um die Berge, die den spiegelglatten Losna-See säumen. Aber wir befinden uns hier ja auch schon im Gudbrandsdal, dem längsten Tal Norwegens und Schauplatz des berühmten Ibsen-Dramas Peer Gynt. Da darf das grandios aussehen! Der Rastplatz mit seinem (nachts interessant beleuchten) Weg ans Wasser samt Spielplatz und Sitzwürfeln in Türkis bietet dazu einen modernen Kontrast. Wir lassen die friedliche Stille noch ein wenig wirken, bis sich der Vormittag dem Ende zuneigt. Zeit zum Aufbruch. Nächste Station, nur eine Viertelstunde weiter nördlich: die Stabkirche von Ringebu. Die ist nicht nur eine größten unter den 28 noch erhaltenen Stabkirchen in Norwegen, sondern hat auch noch ein besonderes Markenzeichen: den leuchtend roten Dachreiter. Den erhielt die Kirche aber erst 1630 beim Umbau. Der älteste Teil des Gebäudes wurde dagegen schon um 1220 herum errichtet, darunter auch das im Drachenschiff-Stil geschnitzte Westportal. Hinein kommen wir aber nicht, denn die Besichtigungs-Saison außerhalb der Gottesdienst ist seit Ende August vorbei. Außerdem laufen gerade Sanierungsarbeiten. Der Rundgang um den stattlichen Holzbau lohnt trotzdem. Allein wegen der herrlichen Lage mit Blick ins Tal, der historischen Grabstein-Galerie auf dem umliegenden Friedhof und kurzem Weg zur Bilderausstellung im benachbarten Pfarrhaus (die wir aber auslassen). Dafür testen wir noch eben den nachgebauten Schandpfahl vor der Toiletten-Scheune. Ein bisschen Mittelalter-Horror muss sein! Auch nicht uninteressant: Die Stabkirche Ringebu gehört zu den sogenannten Wahlkirchen, in denen 1814 überall im Land Vertreter für die Reichsversammlung in Eidsvoll gekürt wurden. Dort wiederum wurde dann am 17. Mai die erste norwegische Verfassung verabschiedet. Die gilt übrigens heute noch als die modernste Verfassung Europas. So! Genug Historie! Weiter geht’s! Eine halbe Stunde später stehen wir auf dem Rastplatz Mellomsdokka bei Vinstra und bewundern die Stromschnellen des Gudbrandsdalslågens. Danach gönnen wir dem T-Rex einen längeren Auslauf – schnurstracks Richtung Dovrefjell. Moschusochsen, die ja hier irgendwo herumtoben sollen, sichten wir unterwegs zwar nicht, dafür nach anderthalb Stunden Fahrt durch bergschöne Landschaft einen nigenagelneuen Rastplatz im Naturreservat Fokstumyra mit interessantem Ausguck in Bilderbuch-Lage: Storrhusranden. Das müssen wir uns näher anschauen! Wir gesellen uns zu ein, zwei Reisemobilen am Rand und erklimmen das schick-asymmetrische Holzkonstrukt mit dem schönen Namen Rullesteinen (der Kieselstein). Wie schön ist das denn hier?! Das kann man gar nicht beschreiben. Das muss man gesehen haben! Allein der Blick in die Weite hinweg über schon fast herbstbunte Bäume hin zu den schneebemützten Höhenzügen des Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalpark inklusive der Snøhetta, dem höchsten Berg Norwegens außerhalb des Jotunheim-Gebirges. Himmlisch! Genauso wie der Blick in die andere Richtung zu einem idyllischen kleinen See. Der Rastplatz selbst wartet mit dem neuesten Komfort samt Entsorgungsstation für Wohnmobile auf. Das Klohäuschen lässt sich zwar nur mit Bankkarte öffnen, kostet aber nichts. Es wird nur gezählt, versichert uns der nette Techniker, der gerade noch mal alles überprüft. Nachdem auch der T-Rex frisch abgeputzt ist, geht’s wieder weiter. Nächste Station: Biltema Oppdal. In dem Auto- und Baumarkt ist ein Hot-Dog-Gelage Pflicht. Außerdem geht unsere Handseife zur Neige, und ein bisschen Bordtechnik muss ergänzt werden. Unseren Platz für die Nacht finden wir im selben Ort, auf dem versteckt und ruhig liegenden Naturparkplatz der Gondelbahn „Hovden-Expressen“. Da gerade weder Sommer- noch Skisaison ist, haben wir den Platz ganz für uns. Und die Kühe auf der nahen Alm bimmeln uns ein Abendlied dazu.

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Tag 6 – Freitag, 8. September
Abfahrt: 10.45 Uhr, Tachostand: 43536 km, Reichweite: 926 km

Für unser erstes Tagesziel heute müssen wir erst mal Strecke machen und uns möglichst elegant an Trondheim vorbeimogeln. Wir müssen ja nicht extra durch die Stadt und Maut dafür löhnen, wenn wir uns da gar nicht weiter aufhalten. Gelingt uns einigermaßen, trotz des gegenwärtigen Baustellen-Labyrinths. Und einen schönen Blick auf den Trondheimsfjord bekommen wir obendrein. So mäandern wir uns Etappe für Etappe Richtung Hegra und dann noch mal einen abenteuerlich kurvig-engen Weg hinauf (natürlich muss uns dabei ein Reisebus entgegenkommen, aber mit Spiegel-Einklappen und Millimeter-Schleichfahrt gelingt die Passage) bis zur Hegra-Festung. Errichtet wurde diese 1908-1910 gegen eventuelle schwedische Angriffe nach Auflösung der früheren Personalunion von Norwegen und Schweden. Gebraucht wurde die Anlage dann aber erst 1940 während der deutschen Besetzung. Zwei Monate lang verteidigten sich hier 284 norwegische Soldaten und die Widerstandskämpferin Anne Margrethe Strømsheim (Lotta fra Hegra) 25 Tage und Nächte lang gegen die Besatzer. Als die norwegische Einheit am 5. Mai 1940 kapitulierte, war sie die letzte Bastion des Widerstandes im südlichen Norwegen. Ein bisschen erinnert uns das Fort ja an die Maginot-Linie in Frankreich – nur eben auf einem Berg. Aber die Atmosphäre ist genauso gruselig- bedrückend, wenn man sich das Ganze unter Beschuss vorstellt. Trotzdem ist es ein Erlebnis, auf eigene Faust die dunklen Betongänge zu durchstreifen und in die Geschütztürme zu klettern. Dazu draußen als Kontrast die friedliche Natur. Wir hören und sichten sogar einen Schwarzspecht. Anderthalb Stunden verbringen wir am Ende hier, dann wagen wir wieder die Mäanderfahrt abwärts – diesmal ohne Gegenverkehr (huff!). Die folgende nächste Etappe führt uns eine gute halbe Stunde später nach Steinvikholmen am Åsenfjord, einem nordöstlichen Ausläufer des Trondheimsfjord. Oder besser gesagt: im Fjord. Denn bei Steinvikholmen handelt es sich um eine Inselburg, errichtet ab 1525 im Auftrag des letzten Erzbischofs Norwegens. Praktischerweise führt eine Holzbrücke vom Festland hinüber, direkt von einem Parkplatz aus, auf dem gegen Gebühr auch Wohnmobile stehen dürfen. Die Übernachtung würde 150 Kronen kosten (kulinarische Versorgung gäbe es im nahegelegenen Dorf-Hofladen) Fürs reine Parken sind lediglich 30 Kronen per Umschlag in den Schlitz am aktuell unbemannten Kiosk zu stecken. Danach rufen Brücke und Mini-Insel zum Erkundungsspaziergang. Historische Erklärtafeln erzählen uns davon, wie die zwischenzeitlich dem Verfall und Steinraub preisgegebene Festung am Ende doch gerettet und wiederaufgebaut wurde. Danach ist Ausruhen und Lesen im T-Rex angesagt. So aufgetankt, wollen wir uns dann aber noch ein bisschen näher an unser Fernziel jenseits des Polarkreises heranpirschen. Bei Levanger legen wir eine Stunde später auf dem Serviceplatz Gråmyra schnell noch einen Ver- und Entsorgungsstopp ein (direkt auf einem Lkw-Parkplatz an der E6, alles gratis). Dann schicken wir den T-Rex für eine weitere halbe Stunde auf die Piste, denn als Nachtquartier haben wir uns den schön gelegenen Parkplatz zwischen Friedhof und Kirche von Stiklestad ausgeguckt. Gefällt uns, hier bleiben wir.

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Tag 7 – Samstag, 9. September
Abfahrt: 11.17 Uhr, Tachostand: 43785 km, Reichweite: 682 km

Wenn man schon vis-à-vis der Kirche parkt, und die auch noch an einem Ort von nationaler Bedeutung steht (weil hier durch die Schlacht von Stiklestad die vollständige Christianisierung und damit auch die Reichswerdung Norwegens besiegelt wurde), sollte man auch mal hineingucken. Leider ist abgeschlossen. Doch wir haben Glück. Gerade als wir die Kirche umrundet haben und schon weiter zum nächsten interessanten Bauwerk gehen wollen, kommt uns ein Mann in historischer Kluft mit einem Tross Studenten oder Schüler im Schlepptau entgegen. Das sieht ja mal nach einer amtlichen Führung aus. Wir fragen nach, ob die Gruppe in die Kirche will und bekommen das Signal, dass wir mit hinein dürfen, er die Führung aber nur auf Norwegisch hält. Kein Problem für uns. Hauptsache, hinein! Die alte Steinkirche (errichtet ab Mitte des 12. Jahrhunderts) kann sich auch von innen sehen lassen – mal ganz abgesehen davon, dass sie auf dem Gelände gebaut wurde, wo der später heiliggesprochene König Olav 1030 in besagter Schlacht fürs Christentum fiel. Die angeblich genaue Stelle markiert ein Findling hinter dem Altar. Nach eingehender Begutachtung ziehen wir weiter, umkreisen die benachbarte Kapelle des Heiligen Olavs – einem zur russisch-orthodoxen Kirche umgebauten Hofgebäude aus dem 18. Jahrhundert – und klappern danach das weitere Gelände ab. Der Mittelalterhof Stiklastadir steht höchst dekorativ in der Gegend herum. Über dem nahen Amphitheater, das für das alljährliche Schauspiel vom Heiligen Olav reserviert ist, wacht ein entsprechend heroisches Reiterstandbild. Vom Hügel mit der Olavsstøtta (Olav-Stütze) aus, Norwegens ältestem Denkmal von 1807, blickt man rechts zur kleinen katholischen St. Olavs Kapelle und links zum Nationalen Kulturzentrum, das nicht nur ein Museum sondern auch ein großes Hotel, Restaurant und Café beherbergt. Also alles da, was das Besucherherz begehrt. Und im Winter gibt es hier auch noch einen Weihnachtsmarkt. Bestimmt sehr stimmungsvoll. Aber sooo lange können wir nun wirklich nicht bleiben. Und der T-Rex scharrt schon mit den Hufen. Nordnorwegen ruft. Unterwegs müssen wir ihn aber doch vorher noch mal rechts ranfahren lassen. Mystisch heranwabernder Nebel über dem Angelfluss bei Namsskogan verlangt unsere fotografische Aufmerksamkeit. Knapp 20 Minuten später durchfahren wir das Tor nach Nordnorwegen (Porten til Nord-Norge), unter stilisierten Polarlichtern hindurch. Das lässt ja schon mal hoffen. Erst aber landen wir nach knapp einstündiger Weiterfahrt durch einsame Landschaft auf dem Parkplatz mit Restaurant und Kunsthandwerk-Laden direkt am Wasserfall von Laksforsen. Den müssen wir uns natürlich mal näher anschauen. Ein schmaler und steiler Schleichweg führt hinunter zu den Felsen mit dem tosend herabschäumenden Fluss. Da dampft ordentlich Sprühnebel durch die Luft. Das macht Lust auf was Deftiges. Also ab in den T-Rex zu Kartoffelsuppe mit Geflügelknackwurst und dann Einmuggeln mit Hörbuch.

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Tag 8 – Sonntag, 10. September
Abfahrt: 9.25 Uhr, Tachostand: 44058 km, Reichweite: 439 km

Wir sagen Tschüß zum Wasserfall der Lachse und überreden den T-Rex zu einem Katzensprung nach Mosjøen. Dort nutzen wir als Erstes die Ver- und Entsorgungsstation hinter der Shell-Tanke an der E6. Unser Womo muss nämlich dringend mal wohin. Das ist in einer Viertelstunde erledigt. Eben noch abputzen, und dann ab ins Zentrum. Wir parken kostenlos am Kulturhus in der Strandgata, von wo es nicht mehr weit ist bis zur Sjøgata. Dort wollen wir uns die längste alte Holzhaus-Galerie Europas ansehen. Das erste Fotomotiv lauert allerdings schon gleich um die Ecke: die alte Shell-Tankstelle von 1933, die heute ein kleiner Außenposten des örtlichen Vefsn Museums ist. Danach spazieren wir zu den rund 100 bunten Holzhäusern in Doppelreihe, die unter anderem auch die Touri-Info, das Wohnzimmer-Café Gilles, einen Laden für Musikinstrumente, das Landhandel-Lokal Vikgården, die und andere Galerie und ein ironisch-witziges Zentrum für unnütze Erfindungen beherbergen. Auch das schon erwähnte Vefsn Museum ist hier zu finden, verteilt über mehrere schmucke Stelzenhäuser, die mit den Füßen malerisch im Vefsnfjord stehen. Leider hat das meiste außerhalb der Saison sonntags geschlossen, aber auch von außen gibt es viel zu entdecken. Wir drehen noch eine Schleife durch den moderneren Teil der Innenstadt – nämlich durch die parallel verlaufende Fußgängerzone – und entern dann wieder das Wohnmobil, um das nächste Etappenziel anzusteuern: Mo i Rana. Gleich neben dem Bahnhof dürfen wir für begrenzte Zeit gratis parken. Das reicht für eine Spazierpause am Wasser. Durch einen Fußgängertunnel mit lustigen Wandmalereien gelangen wir zur Uferpromenade, wo sich die Skulptur „Havmannen“ die Wellen des Ranfjord um die Beine spülen lässt. Der stramm stehende Meermann aus Granit ist ein Werk des englischen Künstlers Antony Gormley. Von ihm kennt man zum Beispiel auch den berühmten „Angel of the North“ in Gateshead bei Newcastle. Nachdem wir noch die witzigen Betonliegen ausprobiert haben (okay, nur bequem, wenn man sich im richtigen Winkel platziert), machen wir den Gang ums Karrée komplett und werfen um 13 Uhr erneut den Motor an. Ab jetzt wird es arktisch, denn wir wollen zum Polarsirkelsenter (Polarkreiszentrum). Je näher wir kommen, desto karger wird die Landschaft. Weil sich aber zwischendurch auch mal die Sonne durch den regengrauen Tag schiebt, können wir kurz vor dem Ziel tatsächlich durch ein veritables Regenbogen-Tor fahren. Perfekt! Um 14.10 Uhr rollen wir auf den Parkplatz vor dem 1990 eröffneten Polarkreiszentrum. Wohnmobile mit wanderfreudiger Crew (immerhin kann man hier ausgiebig durch den Nationalpark Saltfjell-Svartisen stromern) dürfen drei Tage kostenlos stehenbleiben. Wir wandern erst mal um das samisch angehauchte Gebäude herum, das Verkaufsraum, Café und Infocenter zugleich ist. Drum herum sind gleich diverse Globen (ähnlich wie der am Nordkap) und ein riesiges Steinmännchen-Feld zu finden. Und einen grandiosen Rundblick übers Saltfjell bekommen wir auch noch dazu. Aber nun – husch-husch – hinein ins Zentrum, wo es alles gibt, was das Touri-Herz begehrt. Vom Kühlschrank-Magneten bis zum Norweger-Pulli. Vom Polarkreis-Diplom bis zum Sonder-Poststempel. Dazu eine ausgestopfte Tierlandschaft als Selfie-Hintergrund und einen XXL-Briefkasten für die sondergestempelten Ansichtskarten. Für Nordlicht-Fans gibt es noch einen Kinosaal mit entsprechenden bewegten Bildern. Über den grauen Streifen im Fußboden, der den magischen Breitengrad 66°33’55“ markiert, balancieren wir zurück zur Eingangshalle, um ins Café abzubiegen. Denn wir haben Hunger auf norwegische Waffeln mit Erdbeerkompott und Sahne. Danach wollen Karten geschrieben und auf den Weg geschickt werden. Apropos: Auch der T-Rex will da wieder hin. Ist ja auch erst 17.15 Uhr, da schaffen wir noch ein Stückchen. Anderthalb Stunden später entern wir den recht idyllischen E6-Rastplatz von Rognan und schlagen unser Nachtlager zwischen Servicehäuschen und Picknick-Area auf.

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Tag 9 – Montag, 11. September
Abfahrt: 7.15 Uhr, Tachostand: 44318 km, Reichweite: 1514 km

Gegen 6.50 Uhr weckt uns Maschinenlärm. Kurzer Blick durchs Fenster. Okay, es sind Baustellen-Aktivitäten zu erwarten. Also suchen wir uns für Morgenwäsche und Frühstück ein anderes Plätzchen. Nach kurzer Fahrt – ein Stück zurück – auf der E6, geht es in enger Kurve rechts ab auf den Folkeveien 812 ins „Gebirge“. Ab jetzt wandeln wir in moderaten Schleifen bei sechs bis acht Prozent Steigung auf dem „Kulturvei“ Richtung Misvær – mit einem Wanderparkplatz nach dem anderen. Wir entscheiden uns für den Nybrua Rasteplass am Fluss Brekkelva, denn dort gibt es sogar ein Extra-Picknick-Plätzchen am Skywalk-Steg zum und über den Fluss sowie witzige Holzkunst rund um die Plumpsklo-Hütte samt Tür zum Nirgendwo. Der Angel- und Pausenbalkon mitten über dem Fluss verfügt nicht nur über Grillstellen, in der Nähe liegt auch das Holz dafür bereit – kostenlos. Allerdings mögen wir unser Frühstück lieber ungegrillt. Dann lockt die Küste. Wir wollen zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Nach knapp einer Stunde Fahrt finden wir ein Plätzchen unterhalb der Saltstraumenbrücke, wo der T-Rex bequem und kostenlos parken kann. Natürlich haben wir uns vorher den Gezeitenkalender angeguckt, damit wir es auch ordentlich strömen sehen, wenn die Flut sich dreht. Dazu müssen wir aber noch ein paar hundert Meter durch die Botanik, vorbei an einem kleinen idyllischen See hinunter zu den Klippen. Dort hat sich neben einem angelnden Vater-Tochter-Gespann schon eine Schar Schaulustiger rund um das kleine Spitzhut-Seezeichen eingefunden. Es rauscht und strudelt, und auch die Enten und Möwen sind nicht doof und kreiseln kraftsparend zu ihrer schwimmenden Nahrung. Und irgendwie sieht es so aus, als hätten sie einen Heidenspaß am Karussellfahren. Fast eine Stunde lang lassen wir das Naturphänomen auf uns wirken, spazieren dann noch ein bisschen Richtung Saltstraumen Hotel, das aber aktuell für normale Gäste geschlossen und stattdessen Quartier für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist. Dann binden wir den T-Rex wieder los, denn nun steht ein Clas-Ohlson-Besuch an, mit dem wir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre Bodø-Moskenes überbrücken wollen. Am Einkaufscenter Bodø City Nord können wir auf dem Parkplatz beim Obs!-Baumarkt drei Stunden kostenlos längsseits am Rand parken. Dann geht’s zum Shoppen. Gute Entscheidung, denn draußen regnet es sich langsam ein. Fast auf den Punkt drei Stunden später rollen wir weiter zum Fähranleger. Obwohl es bis zur Abfahrt noch etwas mehr als zwei Stunden hin sind, sind die ersten Wartespuren (inklusive der mit den reservierten Tickets) schon gut gefüllt. Hm, ob wir da wohl noch mit aufs Schiff passen? Wir werden es sehen. Erst mal machen wir es uns mit Tee, Croissants und ein bisschen TV gemütlich. Dann endlich kommt Bewegung im Vorbestell-Bereich, kurz darauf auch bei den Spontanfahrern, zumindest in der ersten Spur. Als sich der Uhrzeiger immer mehr auf die 16.45 zu bewegt, werden wir doch ein bisschen kribbelig. Denn noch immer nicht ist die Fährmitarbeiterin an unserem Fenster aufgetaucht, um die Daten für die Schiffstour aufzunehmen. Zwar hat sich inzwischen bis zu unserer Spur vorgearbeitet, doch genau vor uns bekommt die Check-In-Tante offenbar neue Anweisungen auf ihr Headset-Knöpfchen im Ohr und dreht ab. Neiiiiin! Nicht, dass die Fähre jetzt schon komplett belegt ist. Dann müssten wir bis zur nächsten Abfahrt um 1 Uhr nachts warten. Dann Hoffnung. Die Frau kommt zurück. Und stellt ein rotes Hütchen vor die T-Rex-Schnauze. Oje! Alle anderen in den Reihen rechts von uns und in der Spur vor uns rollt nach und nach los. Doch dann kehrt die Tante doch noch einmal zurück, fotografiert und registriert unser Kennzeichen, hält uns einen Minirekorder vors Gesicht, damit wir unsere Namen auf „Band“ sprechen und gibt grünes Licht fürs Entern. Juhu! An Bord heißt es dann, husch-husch, Proviant-Rucksack und Kamera geschnappt und hinauf zur Fahrgast-Lounge getrabt. In der zweiten Reihe vor dem großen Panoramafenster ist noch was frei. Dann legt die Fähre auch schon ab. Also schnell noch mal zum Heck aufs Außendeck, Fotos machen. Alles Grau in Grau und nieselig-dunstig, aber das stört uns nicht. Nach dem Sattsehen geht es zurück in die Sesselreihe. Sattwerden bleibt aber Thema. Die Grillwurst mit Pommes in der Bordkantine sieht lecker aus, also gönnen wir uns das entsprechende Gedeck. Zum Nachtisch kommt das Wiener Brød aus dem Rucksack auf das Klapptischen. Danach ist ausgiebig zum Chillen – mit nichts um uns herum als dem Atlantik und dem dazugehörigen Seegang. Nach etwa drei Stunden tauchen langsam die zackigen Berge der Lofoten aus dem Dunst auf. Um 20 Uhr legen wir an. Wir strömen mit dem Strom vom Autodeck, setzen „Segel“ Kurs Süd und versuchen als Erstes, auf dem zwei Minuten entfernten Wanderparkplatz in Sørvågen was zu werden. Aber dort will man offenbar keine Wohnmobile und Camper mehr, seitdem der Platz Eingang in die Reiseführer-Literatur gefunden hat. Kann man angesichts der nahen und engen Wohnbebauung dort auch verstehen. Also fahren wir weiter südwärts – nach Å, dem südlichsten Ort der Lofoten. Wir passieren das für die Saison leider schon geschlossene Tørfiskmuseum (wo die Geschichte des legendären Trockenfischs erzählt wird) und landen gleich hinter dem folgenden Tunnel auf einem großen Parkplatz, wo es nun definitiv nicht mehr für Autos weitergeht. Aber weiter als bis hierhin wollen wir auch nicht. Denn es ist Zeit fürs Nachtlager-Aufschlagen. Zum Glück ist noch ordentlich Tee in der Thermoskanne. Da müssen wir nicht noch mal den Herd anschmeißen. Gegen 21.30 Uhr locken uns dann aber merkwürdige Maschinengeräusche doch noch mal aus dem Womo. So werden wir Zeuge, wie der schon erwähnte Tunnel „shampooniert“ wird. Naja, eingeseift wird er nicht, aber mit Wasser und Hochdruck von oben bis unten sauber gespritzt, nachdem ein Bürstenfahrzeug vollmechanisch die Wände abgeschrubbelt hat. Wir fragen nach und erfahren: Alle Tunnel der Inselgruppen werden auf diese Weise geputzt – alle zwei Monate komplett, alle zwei Monate nur „unten herum“. Witzig!

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Tag 10 – Dienstag, 12. September
Abfahrt: 11.26 Uhr, Tachostand: 44435 km, Reichweite: 935 km

Wenn man schon mal im Ort mit dem kürzesten Namen der Welt und am südlichsten Zipfel der Lofoten weilt, sollte man sich dort auch näher umgucken. Gesägt – Tun getan! Gut gummiert gegen den Bindfaden-Regen stiefeln wir über einen gewundenen Wanderweg erst mal dorthin, wo die Felskanten schroff in den Atlantik abfallen. Dann kehren wir zurück zum Parkplatz und folgen dem kleinen Fußweg hinunter ins Dorf und zum Fischerei-Museum, wobei die Übergänge fließend sind, denn der ganze Ort ist praktisch Museum. In der dazugehörigen Bäckerei gönnen wir uns zwei der berühmten Zimtschnecken zum Mitnehmen. Die gibt es in einer Spezialpapiertüte mit dem Rezept darauf. Zum Nachbacken, wie cool! Wir spazieren weiter zum Aussichtspunkt, von dem man in die eine Richtung zum Torrfiskmuseum vor grandioser Spitzberg-Kulisse und in die andere Richtung auf die typischen Robuer blickt, die traditionellen rot-weißen Fischerhütten. Nach etlichen Rundum-Fotosessions geht es zurück zum T-Rex. Den wollen wir jetzt nämlich zum „Austreten“ nach Reine schicken, passender Name. Die Großreinemache-Station (höhö) befindet sich direkt am Hafen, was auf den Lofoten heißt: Schöner geht’s kaum! Und die legendären XXL-Stockfischgestelle stehen ebenfalls dekorativ in der Nähe herum. Auch danach auf der E10 weiter Richtung Norden jagt ein Fotopunkt den nächsten – was sich schon von Weitem anhand der tüchtig vollen Parkbuchten inklusive exzessiv filmender und knipsender Menschen erkennen lässt. Krass! Wie muss es hier erst im Sommer sein?! Jetzt aber finden auch wir ein paar schöne Stellen. Am Knotenpunkt Fredvang zweigen wir versuchshalber nach links ab, rollen über zwei recht steile und schmale Bogenbrücken (huh – Abenteuer) und wieder zurück. Denn auf dem nahen Parkplatz wollen wir Tee „mit Brücken-Aussicht“ trinken. Später am Nachmittag schauen wir uns an, was der Aussichtspunkt Rambergstranda zu bieten hat. Das sind: eine kreisrunde Aufstellfläche, auf der man zur Not auch über Nacht stehen könnte – ein Holzbohlenweg zum Strand – und eine tolle Sand-Wasser-Berge-Bucht. Mit einer Handvoll schöner Muscheln kehren wir zum T-Rex zurück.
Wir wollen nämlich noch einen Rastplatz auf seine Nächtigungsqualitäten hin überprüfen, den Rasteplass Flakstad. Die Kurzinspektion ergibt: super Extra-Stellplätze für Wohnmobile mit Blick auf Strand und Wasser! Plus schickes Toilettenhäuschen. Nur ist uns nicht ganz klar, ob die Schilder mit der Maximalparkdauer an der Einfahrt zur „Kleinparkerspur“ auch für den Womo-Nebenzweig gilt. Also kurven wir wieder ein Stückchen zurück, denn dort gab es das ein oder andere Randplateau. Am angenehmsten finden wir einen Kiesplatz, der auf GoogleMaps als „Public Parking Midnight Sun Viewpoint“ firmiert. Einige (etwas unscheinbare) Kriegsrelikte des Atlantikwalls gibt es auch. Doch uns langt die schöne Aussicht und der genügende Abstand zur E10.

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Tag 11 – Mittwoch, 13. September
Abfahrt: 10.35 Uhr, Tachostand: 44487 km, Reichweite: 792 km

Der nächste Morgen begrüßt uns tatsächlich mit blauem Himmel und ein bisschen Sonne. Das verlangt nach einem Früh-Spaziergang durch die Küstenbotanik. Gute Entscheidung, denn später schüttet es wieder – inklusive Regenbogen-Intermezzo. Eine der Regenpausen nutzen wir, für einen Halt auf der Rastplatz Skrede, der nicht nur mit einer tollen Aussicht, sondern auch poppig-bunte Sitzgruppen angeben kann. Beim näheren Erkunden entdecken wir auch noch ein stilisiertes Wikingerschiff an der Felswand. Da hat sich der Designer aber Mühe gegeben! Als nächstes schauen wir am Haukalandstrand vorbei. Andere hatten diese Idee auch schon. Der Parkplatz ist entsprechend überfüllt. Für ein paar schöne Fotos vom Strand inklusive türkisfarbenem Special Effect wagen wir mal das Abenteuer „Parken in zweiter Reihe“. Nicht optimal, aber wir sind auch schnell wieder weg. Über Stock und Stein und Berg und Tal mäandern wir zurück zur E10 und entern um die Mittagszeit das Lofotr Vikingmuseum in Borg. Wir bekommen gratis Kopfhörer für unsere Smartphones ausgeliehen, die wir per QR-Code zum Audioguide umfunktionieren. Das ist echt mal smart! Und das Museum ist auch top. Das moderne Eingangsgebäude erinnert an ein umgedrehtes Wikingerschiff. Darin findet sich neben Café und Museumsshop die Ausstellung mit den Funden der archäologischen Ausgrabungen in Borg und Umgebung von 1983 bis 1989. Gleich daneben liegt das längste rekonstruierte Langhaus der Welt inklusive Duft der „Marke“ Holz und Teer. Dort finden die museumspädagogischen Angebote statt, bei denen man quasi selber ins Wikingerwams schlüpfen kann. Schön gemacht und nicht überfrachtet. Fast drei Stunden verbringen wir hier. Dann zieht es uns weiter. Nach Svolvær, dem Hauptort der Lofoten. Wir brauchen neue WC-Tankflüssigkeit. Also auf zum einzigen Biltema der Inselgruppe. Weil es dort etwas beengter als auf dem Festland ist, darf man vor dem Autoteile-Baumarkt nur zwei Stunden gratis parken und muss dafür außerdem ein 0-Kronen-Ticket aus dem Automaten ziehen. Das kriegen wir hin! Auch ein Schnell-Einkauf im nahen Rema-Supermarkt und Bewundern der dort erhältlichen lokalen Spezialitäten wie Stockfisch in Tüten und Komplettfisch aus der Tiefkühltruhe ist noch drin. Dann geht es erneut auf Schlafplatzsuche. Wir versuchen unser Glück in Kabelvåg, passieren ein weiteres Mal die schicke Lofotenkathedrale, die größte Kirche Nordnorwegens, die dazu noch aus Holz gebaut ist, und landen schließlich auf dem ruhig und gar nicht so hässlich gelegenen Schotterparkplatz nahe des Lofotmuseet, das wiederum neben dem Lofotenaquarium und gegenüber der Galleri Espolin liegt. Also voll das kulturelle Zentrum! Für heute aber sind wir durch mit dem Forscherdrang,

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Tag 12 – Donnerstag, 14. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 44593 km, Reichweite: 745 km

Unser Morgenspaziergang führt uns an den (noch geschlossenen) Museen vorbei zum Seehütten-Hotel „Nyvågar Rorbuhotel“, das wirklich sehenswert in der Landschaft steht. Dann schieben wir den T-Rex „on the road again“. Am Austnesfjord finden wir einen Rastplatz mit „Latrintömning“ fürs Womo und Steg mit Aussicht für uns. Mitten im Fjord guckt uns eine kleine Insel mit der Kapelle von Sildpollneset darauf an, darum herum: alpine Küstenlandschaft. Von dort weichen wir einfach mal von der Hauptroute ab und drehen eine große Außenkurve über den Weg der Mitternachtssonne (Midnattsolveien). Der führt unter anderem über eine abenteuerlich schmale Strecke mitten durchs Wasser des Grunnfjørfjord und über die Mini-Insel Storholmen. Zum Glück gibt es die eine oder andere Ausweichbucht – falls Gegenverkehr kommt. Tut es natürlich. Aber alles geht gut. So gondeln wir Kurve für Kurve Richtung Fiskebøl, wo wir gegen Mittag am Fähranleger ankommen. Dank unserer Mautbox samt Extra-Fährvertrag kommen wir (wie schon auf der Route Bodø-Moskenes) unbürokratisch, bargeldfrei und außerdem zum halben Preis an Bord. Abfahrt Richtung Melbu ist pünktlich um 13.15 Uhr. Nachdem wir uns zuerst ein bisschen an Deck herumgedrückt haben, um den Lofoten fotografisch „Tschüß“ zu sagen, entern wir die Cafeteria. Die Menükarte lässt uns keine andere Wahl: Grillwurst-Alarm! Knapp eine Dreiviertelstunde später sind wir nicht nur auf den Vesterålen, sondern stehen auch schon auf dem Parkplatz im Hafen von Stokmarknes, gleich zwischen Hurtigrutenmuseum und Hurtigruten-Terminal. Am Kai liegt auch gerade eines der brandneuen LNG-Kreuzfahrtschiffe des neuen Postschiffrouten-Anbieters Havila Kystruten, die Havila Castor. Unsere Reise geht aber in die Vergangenheit, sprich: zu den Anfängen der legendären Schiffsroute zwischen Bergen, Nordkap und Kirkenes. An der Museumskasse treffen wir auf Florian, einen nach Norwegen ausgewanderten Bayern, der uns auch gleich eine begeisterte Kurz-Einführung in den Aufbau des Museums gibt. Einen Papierplan gibt es auch noch an die Hand. So präpariert, umrunden wir das 1993 ausgemusterte Kreuzfahrtschiff Finnmarken, lernen anhand der flankierenden Ausstellungen unter anderem, wie die Küstenbevölkerung in den 80ern auf die Barrikaden ging, als überlegt wurde, die Hurtigrute einzustellen. Wir lesen von örtlichen Kaffeeclubs, die nur zum Kaffeetrinken an Bord gehen und davon, wie die Schiffsflotte in der Zeit der deutschen Besetzung eingesetzt und durch die Bomben der Alliierten dezimiert wurde – und davon, wie es nach dem Krieg weiterging. Alles in anschaulichen und vor allem gut verdaulichen Häppchen serviert. Auch ein kleines Kino-Päuschen ist möglich – dank der Langzeit-Dokumentation des norwegischen Fernsehens über die Fahrt der MS Nordnorge vom 16. bis 22. Juni 2011 von Bergen nach Kirkenes („Hurtigruten minutt for minutt“). Das Ganze läuft in Dauerschleife, ist aber natürlich nicht in der regulären Öffnungszeit zu schaffen. Dafür steht der Film im Guinness-Buch der Rekorde – als die längste ununterbrochene Live-TV-Dokumentation der Welt. Und das Ganze macht Lust, jetzt endlich die MS Finnmarken zu entern. Dazu muss man aber erst noch ein weiteres Ausstellungsabteil durchlaufen. Und das beamt einen erst einmal zurück in die Dampfschiffzeit, als die Postschiffroute „erfunden“ wurde. Das war 1893. In dem Jahr rief Kapitän Richard Wirth die Hurtigrute ins Leben, die schnelle Route für Transporte aller Art entlang der Küste. Im Museum erzählt Herr Wirth das (virtuell) sogar selbst. Auch ein zweistöckiges Originalsegment des Dampfschiffs Finnmarken von 1912, dem allerersten Schiff der klassischen Postschiffroute, kann durchstöbert werden – bestehend aus Herren-Salon, Damen-Salon und Erster Klasse. Später erfahren wir von Florian, dass dieses Segment nur durch einen aufmerksamen Museumsbesucher wieder „nach Hause“ gekommen ist. Eigentlich war das Dampfschiff nach der Ausmusterung nämlich zur Verschrottung in die Niederlande verkauft worden. Dieses Teil landete aber offenbar nicht in der Schrottpresse, sondern wurde für einen Ponyhof „abgezweigt“ und dort als Aufenthaltsraum genutzt. Dort entdeckte es dann der Besucher im Urlaub. Was für ein Zufall! Nun wollen wir aber auf die große Finnmarken von 1956. Alle Etagen und fast alle Winkel des Schiffs stehen einem zum Selbsterkunden offen. Den Maschinenraum bekommen wir per Führung zu sehen. Da ist Florian wieder im Einsatz, von dem wir außerdem noch einen Outlet-Shopping-Tipp und einen Gute-Chance-auf-Polarlichter-Hinweis für die kommende Nacht mitnehmen. Nach gut drei kurzweiligen Stunden im Museum verabschieden wir uns und lassen den T-Rex nordwärts Richtung Sortland traben, dem Hauptort der Vesterålen-Insel Langøya. Einen Platz für die Nacht finden wir noch ein Stückchen weiter, jenseits der Sortlandbrücke auf dem erhöht liegenden Rastplatz Sigerfjord auf der Nachbarinsel Hinnøya mit Blick übers Wasser und auf die Ausläufer der „blauen Stadt“. Dort machen wir es uns erst mal gemütlich. Was in diesem Fall heißt: Wir rühren mal einen schönen Pott grüner Götterspeise für später an. Und weil es draußen abends schon ganz schön frostig wird (und unser Kühlschrank vom letzten Einkauf noch so voll ist), stellen wir den werdenden Wackelpudding zum Abkühlen durch die Oberluke aufs Dach. Guuuut, dass wir das gemacht haben! Denn sonst hätten wir ein paar Stunden später vielleicht das Beste an diesem Tag verpasst: das Nordlicht! Tatsächlich! Beim „Wiedereinholen“ des Puddings sehen wir geisterhaft wehende Vorhänge am Himmel. In Grün, wie von der Götterspeise heraufbeschworen! Wahnsinn! Eine Premiere für uns, an der wir uns gar nicht sattsehen können. Auch wenn die Sphärenklänge fehlen, die die im Fernsehen immer darunterlegen, wenn Polarlichter gezeigt werden. Aber das fällt uns erst später auf. Erst mal sind wir auch so völlig geflasht von dem Spektakel am Himmel. Was für ein schöner Abschluss heute!

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Tag 13 – Freitag, 15. September
Abfahrt: 11 Uhr, Tachostand: 44714 km, Reichweite: 705 km

Heute lassen wir es mal wieder etwas langsamer angehen. Wir fahren spät los, machen dafür aber früher Rast. Der kleine Picknickplatz an der Saksvoll bru zwischen Stakksvoll und Kongsvika liegt so idyllisch am Wegesrand und die Sonne scheint so schön. Da müssen wir uns einfach ans Wasser setzen und ein bisschen Insel-Landschaft tanken (wir befinden uns auf Hinnøya, der größten Insel Norwegens, wenn man Spitzbergen außer Acht lässt). Nachdem wir das ausgiebig getan haben, wollen wir einen der Florian-Tipps in die Tat umsetzen: den Outlet-Shop von Bjerkvik ansteuern und nach Norwegerstrick durchforsten. Eine gute Stunde später sind wir am Ziel und finden tatsächlich die erhofften Norwegersocken zum Mitbringen. Der ältere Herr an der Kasse kann uns außerdem den nächsten Postkasten für unsere Ansichtskarten empfehlen (beim Rema-1000-Supermarkt zwei Straßen weiter um die Ecke). Danach widmen wir uns dem Florian-Tipp Nummer 2 und entern die lokale Hamburger-Bräterei “ Den lille Kjøkken“, die in der Region offenbar ein Begriff ist – so voll, wie es dort ist. Mit Warteschlange bis zur Tür. Aber wenn alle (einschließlich der finnischen Urlauberfamilie vor uns) so geduldig warten, muss sich das wohl lohnen. Und genauso ist es, stellen wir fest, als wir mit unseren Hawaii- und Superburger samt Spezialsoße gemütlich im Wohnmobil vermümmeln. Übernachten wollen wir hier aber nicht, deshalb brechen wir gegen 17 Uhr noch einmal auf, Kurs Schweden – also schnurstracks (ok, mit großer Kurve) ostwärts. Die Landschaft wird wieder karger, aber das hat offenbar nicht nur für uns seinen Reiz. Die tupfenartig im Fjäll zwischen Seen und Felsen verteilten Wochenend-, Angel- und Skihütten-Siedlungen links und rechts der E10 sprechen Bände. Wir finden trotzdem einen ruhigen Rastplatz mit genügend Abstand zu den Hüttendörfern, nicht weit von einem Gedächtnisort (Krigsminne) der Kommune Narvik. Eine Steinstele erinnert an jene jugoslawischen Lager-Häftlinge, die im Krieg die Straße von Narvik Richtung Kiruna in Schweden bauen mussten – unter entsprechenden Bedingungen. Nicht alle, die dabei umkamen wurden gefunden, daher gilt das Gebiet heute als Kriegsgräberfeld. Das muss man erst mal verdauen, auch wenn wir natürlich wissen, dass die dunklen Schatten der deutschen Vergangenheit bis in die verlassensten Ecken Europas reichten. In der Nacht gibt es dafür noch einmal einen Stimmungsaufheller: grün wabernde Nordlichter. Jaaaa!

Tag 14
Samstag, 16. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 44935 km
Reichweite: 719 km

Heute morgen bei Abfahrt noch in Norwegen, nicht ganz 40 Minuten später schon am Wasserfall Silverfallet beim Wintersport-Ort Björkliden in Schwedisch-Lappland. Vom Rand-Parkstreifen aus spazieren und klettern wir auf unserer Straßenseite der E10 den Hang entlang des Wasserfalls einmal halb hinauf, genießen die Aussicht, talpen den Fußweg dann wieder hinunter und landen per Unterführung auf der anderen Straßenseite, wo es am Wasserfall weiter hinunter bis zum Torneträsk geht, dem sechstgrößten See Schwedens. Wir haben Glück mit dem Wetter: blauer Himmel. Die Sonne scheint und bringt alles zum Glitzern. Das Naturdenkmal Lapporten (die Lappenpforte, ein sogenanntes Trogtal) ist klar zu erkennen. So lässt es sich aushalten. Eine Stunde später geht’s weiter. Unser nächstes Zwischenziel liegt aber gleich um die Ecke: Abisko. Da haben wir uns bei einer früheren Reise schon mal das Naturum angeschaut. Doch heute ist ein strahlender Herbsttag, der nach einer Fahrt mit der Seilbahn verlangt. Fast zehn Minuten dauert die Fahrt in der letzten original erhalten Sesselbahn vom Schweizer Fabrikat Brändle, hoch hinauf auf den 1169 Meter hohen Nuolja (oder Njullá, wie die Nordsami sagen). Die Fahrt endet allerdings „schon“ auf etwa 900 Metern an der Aurora Sky Station, ist aber ein atemberaubendes Erlebnis mit einer ebensolchen Rundumsicht auf die herbstlich gefärbte Fjälllandschaft und dem tiefblauen Tjörneträsk zu Füßen des Berges. Wer mag, kann noch weiter hinauf wandern. Uns reicht der Nahbereich zum „Kreiseln“ und Gucken inklusive Sprung ins Café mit seiner grandiosen Aussichtsterrasse. Aber irgendwann muss es doch wieder abwärts gehen. Am frühen Nachmittag lassen wir den T-Rex wieder von der Leine, der aber langsam mal „austreten“ muss. Deshalb rollen wir eine Stunde später auf den Rastplatz Pessisjåkka, wo wir früher schon gut und ruhig übernachtet haben. Wir nutzen diesmal aber nur die Latrintömning-Kabine für die Entsorgung. Das Tanken erledigen wir anderthalb Stunden später in Skaulo, nachdem wir zuvor in Kiruna abgeblitzt sind. Ist halt nicht so einfach, in einer Stadt die richtige Kurve zu kriegen, die wegen der Erzvorkommen im Boden gerade Stück für Stück um fünf Kilometer versetzt wird (bis 2040 komplett). Da kommt auch das Navi nicht mehr mit und lotst uns zu Tankstellen, die nicht mehr in Betrieb sind. Nach Skaulo steuern wir zunächst Porjus an. Nach all den bisherigen unendlichen Weiten Lapplands hat der Ort was Puppenstubenartiges. Aber am innerörtlichen Rastplatz ist es uns für den T-Rex doch zu eng. Und eigentlich müssten wir Frischwasser auffüllen, was es dort nicht gibt. Also fahren wir noch ein Stück weiter bis zum Rastplatz Laponia (kurz vor Haraudden/Jokkmokk), direkt am See Vajkijaure mit Picknick- und Grillstellen, wenn auch keinerlei Ver- und Entsorgung. Aber hier muss man einfach übernachten!

Tag 15
Sonntag, 17. September
Abfahrt: 10.20 Uhr
Tacho: 45291 km
Reichweite: ca. 1000 km

Wenn wir schon mal bei Jokkmokk unterwegs sind, muss natürlich auch ein Kurzstopp am Polarkreis-Zentrum sein. Wir erwischen zwar irgendwie immer die Zeit, in der das Café und der Shop geschlossen sind, aber wir bekommen am Rasthäuschen immerhin etwas Wasser abgezapft (was man inzwischen nur noch mit Gießkanne machen darf) und hinterlassen unseren T-Rex-Aufkleber in der umfangreichen Sticker-Sammlung aus aller Welt am Polcirkeln-Schild. Dann ruft Luleå oder besser gesagt: das benachbarte Kirchdorf Gammelstaden. Auf dem (uns schon bekannten) Besucherparkplatz zwischen Freilichtmuseum und Lappland-Spezialitäten-Shop picknicken wir, dann geht es auf eine kurze Runde durch die kleine Holzhaus-Stadt, die heute Weltkulturerbe ist. Dazu gibt es auch eine schicke interaktive Ausstellung über der Touristen-Information – Schaustube inklusive. Anschließend nehmen wir Kurs auf Piteå, wo wir tatsächlich eine der in Nordschweden doch rar gesäten LPG-Gas-Tankstellen finden. Die OKQ8-Säule wirkt zwar ziemlich in die Jahre gekommen, funktioniert aber. Es folgt noch ein netter Schwatz mit der Tankstellen-Wartin, dann will der T-Rex wieder Auslauf. An diesem Tag schaffen wir es noch bis zum Ostsee-Badeplatz Harrbäckssand, wo auch Wohnmobile gegen Spende im Briefumschlag übernachten dürfen. Gepflegt und instand gehalten wird die Stelle nämlich vom örtlichen Wochenendhäuschen-Verein. Uns beschert das eine idyllisch-ruhige Nacht mit Direktblick aufs Wasser. Herrlich!

Tag 16
Montag, 18. September
Abfahrt: 11.10 Uhr
Tachostand: 45635 km
Reichweite: 619 km

Heute geht es stramm südwärts bis Örnsköldsvik (Einkaufsstopp beim Coop), dann zum Nationalpark Skuleskogen (Teepause im Wald), dann über die Högakusten-Hängebrücke (Fotostopp). Auf dem großen Rastplatz am Südende könnte man auf den Extra-Stellflächen für Caravans und Reisemobile auch übernachten und am nächsten Morgen die Frühstücksgelegenheit im Café des nahen Hotels Höga Kusten nutzen. Wir sind stark in Versuchung, entscheiden uns dann aber doch nach einem letzten Blick auf das Weltnaturerbe Hohe Küste (die sich immer noch jedes Jahr um acht Millimeter hebt), ein paar weitere Kilometer gutzumachen. Tanken wollen wir lieber auch noch mal. Um 19.30 Uhr schließlich entern wir den – etwas verschlungen zu erreichenden – Parkplatz Magasinsgatan in Härnösand. Dort gesellen wir uns zu ein paar Wohnmobilen, die sich im „Camper-Abteil“ (am Rande eines kleinen Parks mit Freiluftaktivitäten) schon eingerichtet haben. Wir gönnen uns noch einen Abendspaziergang zum benachbarten, schön illuminierten Bootshafen, bewundern die kreativen Minigolfbahn-Aufbauten, dann ruft das Feierabend-Programm im T-Rex.

Tag 17
Dienstag, 19. September
Abfahrt: 10.30 Uhr
Tachostand: 45982 km
Reichweite: 1084 km

Schade! Pladdernder Dauerregen verhindert weitere Erkundungen vor Ort. Wären gern noch zum Automuseum mit seinen dekorativen Oldtimern davor geschlendert und auch noch ein Stück in die schmucke Innenstadt hinein. Ein Freilichtmuseum mit Gratis-Eintritt hätte es auch hier gegeben. So aber steuern wir stattdessen Richtung Sundsvall und pilgern zum dortigen Biltema plus Hotdog-Station, bevor es auf der E4 weiter südwärts geht. Vor Söderhamn allerdings schlagen wir uns nach rechts „in die Büsche“. Durch Wald-Wald-Wald (und zwischendurch See) sowie über Bollnäs und Furudal, wo uns ein Riesen-Holzkerl vor dem Camping-Hüttendorf Ore Fritidsby Rätsel aufgibt (wer ist der Klavier spielende Typ?), gelangen wir schließlich nach Dalarna und zum Siljan-See. Ein Blick auf die Uhr: kurz nach 16 Uhr. Das reicht noch für einen entspannten Besuch bei Leksands Knäckebröd und dem dazugehörigen Fabrikladen, der sich seit unserem letzten Besuch ganz schön gemausert hat und neben den berühmten „Wagenrädern“ von Knäckebrot nun noch mehr regionale Spezialitäten für Küche, Haus und Garten anbietet (bis zum Speiseeis für die heimische Kühltruhe). Eine Knäcketeria (hihi, witzig) mit Draußen-Café gibt es inzwischen auch, flankiert natürlich vielen roten Dala-Holzpferdchen. Kurz vor Ladenschluss (18 Uhr) rollen wir „vom Hof“ und fünf Minuten später schon auf unseren bewährten Übernachtungsplatz auf dem Rastplatz Leksand an der „Bundesstraße“ 70 – mit schönen Nischen fürs Womo, Ver- und Entsorgung, museal präsentiertem Kirchboot, Erklärtafeln und Picknickhütte. Nur das Klohäuschen scheint gesperrt zu sein. Aber da haben wir ja selbst was dabei. So! Abendbrot!

Tag 18
Mittwoch, 20. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 46353 km
Reichweite: 618 km

Was wir beim letzten Aufenthalt hier noch versäumt haben, wird jetzt nachgeholt: einen Spaziergang zum nahen Wäldchen mit langer steiler Holztreppe hinab bis zum Fluss Österdalälven, der am südlichen Ende des Siljans aus dem See abfließt. Idylle pur mit Holzsteg zum Angeln, Rasten und im Sommer vermutlich auch zum Schwimmen. Dafür ist es jetzt aber zu herbstlich. Und wir wollen ja noch eine Runde Shoppen, wenn die größte Clas-Ohlson-Butik samt Gründer-Museum und Outlet-Center Hjultorget schon mal in der Nähe sind. Auch eine Hot-Dog-Mahlzeit im Clas-Ohlson-Café muss sein. Danach durchstöbern wir den Iittala-Fiskars-Laden nach brauchbaren Souvenirs. Wer hier nichts findet, ist selber schuld! Eine Mumin-Sammeltasse (Super-Spezial-Sonderangebot!) muss ebenfalls mit. Danach noch schnell in den benachbarten Hemköp, denn es gibt ja auch verzehrbare Mitbringsel. Dann geht es weiter stramm nach Süden, bis wir am Vättersee angekommen sind. Unser heutiges Übernachtungsquartier finden wir auf dem Rastplatz Brahehus, im Extra-Abteil für Wohnmobile.

Tag 19
Donnerstag, 21. September
Abfahrt: 9.50 Uhr
Tachostand: 46723 km
Reichweite: 207 km

Zeit für eine Morgenrunde! Durch eine Unterführung geht es auf die andere Seite der E4. Dort erwartet uns – 180 Meter oberhalb des Sees – schon die Ruine von Schloss Brahehus. Errichtet wurde das Schloss auf dem Grännaberg ab 1637 von Per Brahe für seine Frau Kristina. Diese erlebte die Vollendung des Baus, der erst 20 Jahre später fertig war, allerdings nicht mehr. Und so wurde das Schloss danach vor allem für Gäste der Familie Brahe genutzt. Es hatte zwei quadratische Ecktürme. Der Prunksaal lag mit Blick in Richtung Gränna. 1708 jedoch brannte das Schloss nieder. Immerhin blieb aber noch so viel davon übrig, dass die Ruine heute einen spektakulären Aussichtspunkt bietet. Wir stromern kreuz und quer durch die historischen Mauerreste, bewundern den tollen Blick über den See. Dann reißen wir uns los, denn im Gebäude der Raststätte wollen wir mal nachsehen, was die Polkagriskokeri an Lutschstangen-Vielfalt bereithält. Nach dem Einkauf geht es wieder auf die E4. In Huskvarna schieben wir noch einen Tankstopp ein. In Landskrona steht ein letzter Biltema-Besuch an: Der T-Rex braucht ein neues Lämpchen fürs Rücklicht. Den Nachmittag verbringen wir an diesen superschönen und supersonnigen Tag auf einem Randplätzchen direkt am Öresund (Södra Västkustvägen bei Habo Ljung), wie geschaffen für eine Chill- und Lesepause, während auf dem Wasser die Surfer vor der Horizont-Kulisse von Kopenhagen ihre Bahnen ziehen. Zum Übernachten zieht es uns aber weiter. Gegen 18 Uhr erkunden wir, ob der Parkplatz am Aussichtspunkt Luftkastellet in Linhamn sich eignet. Scheint wegen des Panoramablicks auf die Öresundbrücke ein beliebter Ausflugs- und Picknickort zu sein. Auch der eine oder andere Reisebus legt hier einen Fotostopp ein. Dürfte keine ganz ruhige Nacht werden, zumal sich im Luftkastell-Gebäude an diesem Abend irgendein Firmenevent mit Catering anzubahnen scheint. Aber wir haben diesmal keine Lust, uns noch was anderes zu suchen. Stattdessen steht ein Abendspaziergang auf die Landzunge Richtung Brücke an, die man allerdings kletternd erobern muss, weil große Steinquader davor gestapelt sind – Betreten auf eigene Gefahr. Wer lieber die Draufsicht von oben hat, findet vom Parkplatz aus aber auch einen Spazier-, Rad- und Joggingpfad einmal um den „Berg“ (mit Leuchtfeuer) herum. So schleicht der Abend heran und mit ihm ein Sonnenuntergang erster Güte. Zwar kommt es später Richtung Nacht zum schon befürchteten Parkplatz-Cruisen einiger in jeder Hinsicht tiefergelegter Hirnis, aber ansonsten haben wir es mit unserem Rückzugsquartier in der hinteren Reihe und dicht am „Berg“ eigentlich ganz gut getroffen.

Tag 20
Freitag, 22. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 47081 km
Reichweite: 566 km

Heute heißt es Brücken-Dreisprung über die Öresund-, Storebælt- und Lillebæltbro und – nach einer Mittagspause auf dem Rastplatz am Sønderjyske Motorvej bei Kolding: „Tschüß, Skandinavien!“ In Fahrdorf legen wir noch einen Tankstopp ein, bevor wir am Nachmittag den quadratisch-praktischen (sprich: nüchtern-zweckmäßigen), aber dafür auch kostenlosen Wohnmobilstellplatz am Hintereingang des Cittiparks Kiel (Mühlendamm) ansteuern. So übel ist der gar nicht. Wir haben auf jeden Fall Lust auf die Shopping Mall. Lang nicht mehr in einer Buchhandlung gewesen, auf der Eisdielen-Empore laufen wir einem lustigen Servier-Roboter im Katzenlook vor den Bug und neben dem Haupteingang lädt der KitchenAid-Truck zur Dessert-Verkostung ein.

Tag 21
Samstag, 23. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 47506 km
Reichweite: 1121 km

Sutje starten wir in den letzten Tag unserer September-Tour und genießen noch einmal das T-Rex-Rollgefühl. Ein bisschen Schweden-Feeling muss aber auch noch mal sein. Deshalb nehmen wir am Mittag noch einen Köttbullar-Stopp bei Ikea in Stuhr-Brinkum mit. Dann geht es heimwärts Richtung Küste. Schön war’s!

Abschluss-Tachostand: 47809 km

2023 April – Osterbesuch in Baden-Württemberg

2023 April – Osterbesuch in Baden-Württemberg

Tag 1
Gründonnerstag, 6. April
Abfahrt: 22.10 Uhr
Tachostand: 34030 km
Reichweite: 1117 km

Über Ostern steht ein Besuch bei der Verwandtschaft in Baden-Württemberg an. Hatten zwar ursprünglich einen Kurztrip nach Dänemark im Sinn, aber dann kam die Einladung aus dem Süden. Und Womo macht ja flexibel. Also fix noch mal umgeplant. Da wir an Gründonnerstag noch arbeiten müssen, aber am Karfreitag trotzdem nicht zu spät in Steinheim an der Murr eintrudeln wollen, entscheiden wir uns für eine Abendabfahrt nach vollbrachtem Tagewerk. Gesägt, tun getan! Bis kurz nach 1 Uhr halten wir durch, dann suchen wir uns ein Plätzchen für die Nacht in Hövelhof (Paderborn/NRW). Dort gibt es ein nettes Parkplatz-Abteil für Wohnmobile, gleich in der Nähe des Bahnhofs. Dass das aber kein Geheimtipp mehr in der Szene ist, lässt sich nicht übersehen. Die sechs extrabreiten Spezialbuchten mit Stromanschluss (50 Cent pro kWh) sind alle belegt. Zum Glück finden wir dahinter noch ein paar freie Normalbuchten, wo man sich rückwärts mit Überhang auch ganz gut hinstellen kann. Die Nacht ist trotz Gleisnähe erstaunlich ruhig.

Tag 2
Karfreitag, 7. April
Abfahrt: 10.55 Uhr
Tachostand: 34267 km
Reichweite: 690 km

Nach gemächlichem Start in den neuen Tag mit Mini-Morgenspaziergang und Frühstück rollen wir weiter Richtung Süden – an Frankfurt und Heilbronn vorbei bis zur Familienresidenz im Landkreis Ludwigsburg mit freiem Blick auf Acker, Weinberge, Kleinbottwar und Burg Schaubeck. Zur besten Teezeit kommen wir dort an und dürfen unser Quartier mit freundlicher Genehmigung des Nachbarn auf der einzigen noch freien Wiese der Wohnsiedlung aufschlagen. Den Rest des Tages verbringen wir mit gemütlichem Beisammensein.

Tag 3
Karsamstag, 8. April

Der T-Rex darf sich ausruhen. Wir steigen nach opulentem Familienfrühstück auf die „Kleinkutsche“ um, besuchen erst die Weingärtnergenossenschaft Aspach (der Family-Zweig vom Niederrhein braucht Nachschub für die Vorratskammer) und dann die Kreisstadt Ludwigsburg mit dem Residenzschloss. An letzterem schlendern wir nur am Rande vorbei, linsen durch den Zaun in den Schlossgarten, wenden uns für unseren Spaziergang aber lieber dem barocken Jagd- und Lustschlösschen Favorite zu – praktisch vis-à-vis. Im dazugehörigen Park lässt es sich trefflich lustwandeln. Das Schloss selbst wurde von 1717 bis 1723 von Herzog Eberhard Ludwig erbaut (der dafür natürlich seine „Lakaien“ hatte). Die Entwürfe lieferte der italienische Hofbaumeister Donato Giuseppe Frisoni. Man gönnt sich ja sonst nichts. Ist aber hübsch geworden – und bunt. Ab 1806 wurde der Schlosspark in einen Tiergarten mit Wild, Gämsen und Hirschen verwandelt. Später geriet das Schmuckkästchen in Vergessenheit und verfiel, bis es in den 1980er-Jahren wiederbelebt, restauriert und neu ausgestattet wurde. Seit 1983 ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und war zeitweise sogar Drehort für die TV-Talkshow Nachtcafé. Uns zieht es danach noch einmal kurz in den frei begehbaren Innenhof des Ludwigsburger Schlosses, dann ruft die heimische Essenstafel und später die Osternacht.

Tag 4
Ostersonntag, 9. April

Ostern ist irgendwie voll das Frühstücksfest. Aber man kann ja nicht immer nur futtern! Mit der Familien-Kleinkarawane (das Womo pausiert erneut) steuern wir diesmal nach Stuttgart. In der Landeshauptstadt ist Tag der offenen Baustelle. Und nicht nur wir wollen wissen, wie es um den werdenden Tiefbahnhof Stuttgart 21 bestellt ist. Mit den Massen strömen wir durch den extra angelegten Besucher-Parcours und bis hinauf auf den Aussichtsturm mit Ausstellung. Schon imposant – trotz der ökologisch umstrittenen Vorgeschichte. Ein Stadtbummel durch den Oberen Schlossgarten vorbei an Schauspiel, Staatsoper, Kunstverein, Neuen und Alten Schloss zum Hans-im-Glück-Brunnen komplettiert unseren Besuch. Draußen am gegenüberliegenden Café Deli (Geißstraße 7) lassen wir uns für eine Kaffeepause nieder. Danach mäandern wir zur Königsstraße, der unbestrittenen Haupteinkaufsstraße Stuttgarts und immerhin 1,2 Kilometer lang, und suchen uns den Weg zurück zu unserem Parkhaus. Eine Dreiviertelstunde später sind wir wieder in Steinheim zum nächsten Ostergelage…

Tag 5
Ostermontag, 10. April
Abfahrt: 9.40 Uhr
Tachostand: 34721 km
Reichweite: 971 km (nach Tankstopp in Murr)

Ein letztes Mal Frühstücken, dann satteln wir den T-Rex für die Heimfahrt. Dass wir auf der Autobahn allein wären, können wir nicht gerade behaupten. Wen wundert’s: Osterrückreise-Verkehr. Entsprechend gemächlich geht es voran, und Pause muss man ja auch mal machen. Aber mit dem Womo ist ja sowieso der Weg das Ziel. Gegen 18 Uhr sind wir wieder zu Hause. Die erste Tour des Jahres ist beendet – mit 35395 km auf dem Tacho.

2022 Oktober – Frankreich und Nordspanien

2022 Oktober – Frankreich und Nordspanien

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24. Oktober – Tag 1
Start: 11.25 Uhr

Heute beginnt für uns und den T-Rex ein neues Womo-Abenteuer:
Wir wollen an die Atlantikküste, aber so südlich wie noch nie zuvor. Das Becken von Arcachon und die Düne von Pilat waren bisher das Weiteste, was wir etwa vor acht Jahren (damals noch ohne Wohnmobil) in dieser Hinsicht erreicht haben. Nun wollen wir den T-Rex bis zur baskischen Küste in Südwestfrankreich und weiter bis nach Nordspanien traben lassen. Mal sehen, wie weit westwärts wir in den rund zweieinhalb Reisewochen kommen… Dazu müssen wir aber erstmal ordentlich Kilometer machen, schließlich liegt noch ein gutes Stück Deutschland und Belgien dazwischen. Also: Los geht’s! Über die A29 zur A1 und dann im Schlängelflug durch NRW Richtung Aachen und belgische Grenze. Am kleinen grünen Rastplatz Welkenrath an der A3/E40 kurz hinter Eupen legen wir eine Futterpause ein. Draußen scharwenzelt ein zerrupftes Huhn herum, als wüsste es ganz genau, dass die Menschen hier regelmäßig was in die Natur krümeln. Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf der Piste, denn wir wollen es heute noch bis in die Gegend von Reims schaffen. Unterwegs erhaschen wir (noch in Belgien) im Vorbeifahren einen atemberaubenden Blick auf den Ort Dinant mit Schlucht, Fluss (Maas) und steilen Felsenklippen wie aus einem Karl-May-Buch. Was für eine coole Lage. Müssen wir uns mal für eine andere Reise merken. Wir rollen weiter Richtung Ardennen und lassen auch die pittoresk klingenden „Grottes de Neptune“ bei Couvin links liegen. Wenig später passieren wir auf der A304 die französische Grenze und feiern eine gute halbe Stunde später ein Wiedersehen mit dem Jumbo-Wildschwein von Woinic (wenn auch ohne Foto-Stopp, denn das haben wir schon 2017 bei unserer ebenfalls noch womo-losen Fahrt zum Disneyland Paris erledigt). Um punkt 19.49 Uhr erreichen wir den angepeilten Wohnmobil-Stellplatz in Sainte-Imoges südlich von Reims, auf dem die meisten Nischen zwar schon belegt sind (in Frankreich, Belgien und den Niederlanden sind noch Herbstferien). Auf dem Randstreifen ist aber noch ein Plätzchen für uns frei. Perfekt!

bild: fr-s

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Stellplatz-Info: Saint-Imoges, Rue de la Briqueterie, Nischen mit Strom (2 Euro/kwh) für etwa acht Mobile, ohne Strom auch für ein paar mehr. Es gibt Frischwasser (2 Euro), eine Entsorgung und eine kleine Mülltrenn-Station. Das reine Übernachten ist kostenlos. Darum herum: Wiese, Wald, Picknicktische, Wanderweg, Tafel mit Infos zum nahe gelegenen Dorf. Schön ruhig.
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25. Oktober – Tag 2
Start: 11.30 Uhr

Nach dem Ausschlafen, einem ausgiebigen Rundgang über den Platz und einem gemütlichen Frühstück rüsten wir uns für die Weiterfahrt – Kurs: Südwest. Bei Gien im Loire-Tal bekommt der T-Rex Hunger. Und wir auch. Ist ja auch schon 15 Uhr. Am Stadtrand finden wir einen unserer heißgeliebten Carrefour-Märkte samt Diesel-Tankstelle. Wir selbst gönnen uns frisch erjagtes Baguette-Brot. Eine gute Stunde später setzen wir die Fahrt fort – auch wenn Giens Innenstadt sicher einen Besuch wert wäre, aber auch die Loire ist noch mal ein eigenes Womo-Reiseziel für sich. Sonst schaffen wir es ja nie bis Spanien – schon gar nicht auf der langsameren Mautfrei-Route. Fällt aber schon schwer, die Kurve nicht zu machen. Doch wir bleiben standhaft und rollen zwei Stunden nach der Abfahrt bei Luant auf dem idyllisch an einem Angelsee gelegenen „Parking La Rigolette“ hinter dem gleichnamigen Gasthaus ein, wo wir heute über Nacht bleiben wollen. Letzteres macht allerdings gerade die Schotten dicht. Also gibt es nach einem kurzen Abendspaziergang auf der „Angler-Promenade“ (mit Anglern) selbstgemachte Pfannkuchen à la T-Rex.

bild: fr-s

=== Stellplatz-Info: Luant, Parking La Rigolette, Chemin de l’Etang Duris, Übernachtung kostenlos, mit V/E-Säule, Kinderspielplatz, Picknicktische am Angelsee.
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26. Oktober – Tag 3
Start: 8.59 Uhr

bild: fr-s

Nach Morgen-Spaziergang (wir befinden uns hier übrigens im ‚Parc naturel regional de la Brenne‘) und Frühstück nehmen wir heute die gut eine Stunde südlich gelegene Porzellanstadt Limoges ins Visier. Wir binden den T-Rex auf dem Parkplatz der Wassersport-Basis (10 Rue Victor Duruy) an und holen die Fahrräder aus der Heckgarage. Auf dem Radweg am Fluss Venant entlang geht es bis zur Brücke Pont Saint Etienne, dann oben herum bis zur Pont-Neuf und rechts ab Richtung Zentrum. Auch auf den normalen Straßen, wo es streckenweise eigene Fahrradstreifen gibt, lässt es sich ganz gut fahren, denn die Autofahrer erweisen sich als überwiegend rücksichtsvoll und geduldig und überholen nur bei genügend Abstand. Vorbildlich! So mäandern wir erst mal zum prachtvollen Rathaus.

bild: fr-s

Schräg gegenüber befindet sich das Aquarium (2 Boulevard Gambetta), dessen Eingang in ein stadtmauer-ähnliches Gebilde eingebettet ist. Interessante bauliche Gestaltung. Während wir die lustigen modernen Bullaugen-Bilder an der Wand bewundern, spricht uns eine ältere Französin auf unsere Räder an. Ob das Elektro-Räder seien. Als wir verneinen, lobt sie unseren „sportiven“ Einsatz (immerhin gibt es in Limoges doch einige Steigungen) und erzählt – so meinen wir auf Basis unserer rudimentären Französisch-Kenntnisse herauszuhören -, dass sie selbst schon über 80 ist, viel für ihre Bewegung tut und daher immer noch gut zu Fuß ist. Wir wünschen ihr weiterhin viel Glück dabei, dann trennen sich unsere Wege wieder.

bild: fr-s

Zu Rad schlängeln wir uns weiter bis zur Altstadt, erkunden das Quartier de la Boucherie mit den alten und schiefen Fachwerkhäusern. Das Metzgereiviertel ist eines der ältesten noch erhaltenen Stadtviertel mit Ursprüngen im Mittelalter. Mittendrin befindet sich ein süßer kleiner Platz mit Kreuz, Mini-Kalvarienberg und Kapelle (Saint-Aurélien). Ein Teil der angrenzenden Fachwerkfassaden werden gerade restauriert, aber in das Konstrukt aus Gerüsten wurde eine schmale Baustellen-Passage mit Querstegen hineinoperiert, auf denen man die kleinen Läden in den Häusern trotzdem erreichen kann. Über den Hauptsteg kommen wir (schiebend) sogar mit dem Fahrrad weiter, bewundern das antiquarische Buchgeschäft gleich dahinter, das wie frisch aus Harry Potters Winkelgasse hergebeamt wirkt und entdecken gleich um die Ecke auch noch einen kleinen Backstand mit Buttercroissants.

bild: fr-s

Da müssen wir natürlich Wegzehrung mitnehmen. Noch ein, zwei Ecken weiter finden wir uns auf dem Platz (Place de la Motte) mit den Markthallen wieder. Wir schließen die Drahtesel ab und schlendern croissant-knuspernd erst einmal zur nahen Kirche St. Michel des Lions (Place St.-Michel), erbaut zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Manche halten sie für noch schöner als die Kathedrale, die wir auf dem ersten Stück des Hinwegs am Fluss Vienne aber mal samt des Botanischen Gartens links liegen lassen haben. Uns gefällt die Kirche vom „Löwen-Michel“ aber auch ohne den direkten Vergleich. Nach dem Besuch lassen wir einen Rundgang durch die Markthalle folgen, die außen mit einem Fries aus 368 Porzellantafeln geschmückt ist. Spannend, was an all den Ständen mit Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Käse und Co. so an Besonderheiten zu entdecken ist.

bild: fr-s

Für uns wird es aber langsam Zeit, sich wieder in den Sattel zu schwingen. Unter bereits installierter Weihnachtsbeleuchtung hindurch (etwas speziell angesichts der warmen Oktober-Temperaturen) und am schicken Bahnhof vorbei, der regelmäßig im Ranking der schönsten Bahnhöfe Frankreichs und Europas Erwähnung findet, drehen wir die Außenkurve zurück zum Parkplatz mit dem T-Rex. Um 12.15 Uhr rollen wir mit dem Womo weiter, auf mautfreien Nebenwegen Richtung Dordogne. Unser Zwischenziel ist Montignac mit der nachgebauten Höhle von Lascaux. Der Weg schlängelt sich teilweise durch canyon-artige Landschaft hindurch – erneut ein Hauch von Karl May. Witzig. Am Zielort, den wir knapp anderthalb Stunden später erreichen, ergattern wir einen der letzten beiden freien Plätze auf dem extra ausgewiesenen Womo-Parkplatz P2. Wir begeben uns auf den ausgeschilderten, sechsminütigen Fußweg zum Höhlen-Zentrum, das architektonisch sehr interessant in die ländliche Idylle gesetzt worden ist.

bild: fr-s

Allerdings bleibt es beim Besuch des reichlich mit Kunsthandwerk und Souvenirs bestückten Museumsshops und dem Erklimmen der Dachterrasse, denn zum einen ist es recht voll (wegen der Herbstferien) und ohne geführte Gruppe erhält man keinen Zutritt zu den Höhlenmalereien und Ausstellungen – und zum anderen ist der Eintritt mit 22 Euro pro Kopf doch etwas happig. Weil sich außerdem der Hunger bemerkbar macht, steuern wir nach dem Shopbesuch stattdessen den Scheunen-Imbiss auf halbem Rückweg zum T-Rex an und nehmen uns zwei Portionen Pommes Frites zum gemütlichen Verspeisen mit.

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Nachdem das erledigt ist, geht es gegen 15 Uhr wieder auf Fahrt. Unterwegs wird in Thenon noch schnell getankt und später im Intermarché in St.-Denis-de-Pile (schon im Département Gironde) noch was fürs Abendessen eingekauft. Um 19.50 Uhr entern wir den großen Parkplatz am Vogelreservat Le Teich, auf dem es eine Extra-Sektion gibt, die für Womos geeignet ist. Leider wissen das auch andere, denn es sind im Prinzip nur noch zwei Lücken frei, die wegen der hereinragenden Zweige und Äste von den flankierenden Bäumen etwas tricky anzusteuern sind. Aber mit ein wenig mehr Rangieren als sonst geht auch das. Angekommen! Unser Hacksteak-Abendbrot aus der Pfanne haben wir uns nach all den Kilometern heute mehr als verdient.
=== Stellplatz-Info: Le Teich, Parking Réserve Ornithologique du Teich, Rue du Port BP 11, Übernachtung kostenlos, Wasserhahn auf Wiese (langer Schlauch hilfreich; Wasser stark gechlort), wegen Hafennähe nachts nicht immer ruhig
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27. Oktober – Tag 4
Start: 9.17 Uhr

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Wir starten mit neuem Wasser im Tank, aber ohne Frühstück. Das wollen wir uns nämlich an unserem ersten Ziel des Tages gönnen, im Wald an der Dune du Pilat. 20 Minuten später treffen wir mit dem T-Rex auf dem für Womos ausgewiesenen Bereich P3 des offiziellen Dünen-Besuchsparkplatz ein (Zugang Schrankenanlage/Bezahlticket; Gebühr: erste 1/2 Stunde kostenlos, dann acht Euro für vier Stunden in der Hochsaison, vier Euro für vier Stunden in der Nebensaison).

bild: fr-s  bild: fr-s

Wir starten – wie geplant – erst mal mit einem gemütlichen „Petit Déjeuner“, bestehend aus Baguette, Ciabatta und Tee, mit Ausguck in den Pinienwald inklusive Kunststückchen von einem ebenfalls frühstückenden Kleiber an der Rinde. Dann schnüren wir die Trekking-Schuhe und schlagen den ausgeschilderten Weg zur Dünen-Treppe ein – vorbei an neuen bzw. noch in Bau befindlichen Holzbuden deluxe (für Service, Info und Imbiss). Auch ein größer angelegtes Umweltinformationszentrum im modernen Hexenhaus-Stil entsteht gerade (geplante Eröffnung 2023). Derweil füllen sich die Parkplätze mehr und mehr. Die Herbstferien machen sich auch hier bemerkbar. Viele Familien mit Kindern sind unterwegs. Aber auf der gigantischen Düne ist ja tüchtig Platz. Wieder einmal bietet sich eine grandiose Aussicht, nachdem man sich erst durch den tiefen Sand und dann die Stufen der flexibel aufstellbaren Treppe (muss ja mit der Düne mitwandern) hinaufgekämpft hat.

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Der Himmel hält sich zwar etwas bedeckt und wartet mit einer leichten Tröpfchenbewässerung auf, aber trotzdem ist es angenehm warm und luftig. Ein netter Franzose bietet an, ein Foto von uns beiden zu machen. Wir revanchieren uns mit einem Gegenfoto. Dann stapfen wir weiter über den Dünenkamm, links die Pinienwälder, wo im Sommer noch schlimme Brände wüteten (die erwarteten Kahlschläge sehen wir aber nicht, dafür eher trockene braune Passagen im Grün) – rechts das blasse Türkis des Bassin d’Arcachon.

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Und vor uns auf dem Sandrücken Karawanen von Ausflüglern. Man kann sich kaum sattsehen am Panorama (obwohl wir ja 2013 schon mal hier waren, damals aber noch ohne Wohnmobil). Schwuppdiwupp sind fast zwei Stunden herum.

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Um kurz vor zwölf sind wir wieder am T-Rex, schütten eine ganze Menge Sand aus den Schuhen, süppeln den restlichen Tee vom Frühstück auf und legen eine kleine Foto-Versende-Session Richtung Heimat ein.

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Eine Stunde später passieren wir die Ausfahrt-Schranke (haben unsere vierstündige Platzzeit also ganz gut ausgenutzt) und rollen südwärts durch Pinienwald-Einsamkeit, auf einer teils schnurgeraden Parallelroute zum Militärgebiet. Streckenweise erinnert uns das Ganze an unsere Fahrt durch Finnland 2021 Richtung Nordkap – erst recht, als unterwegs ein Fuchs unseren Weg kreuzt. Gegen 15.45 Uhr haben wir uns erfolgreich durch den vor Biarritz immer dichter werdenden Stadtverkehr gekreiselt und rollen im „Vorort“ Anglet vor die Schranke des Stellplatzes „Aire de Camping-Car des Corsaires“. Per Kreditkarte löhnen wir 7,10 Euro inklusive Kurtaxe für zwei Personen. Den drauf ausgeworfenen Bon mit QR-Code muss man aber dann noch mal extra vor den Scanner halten, wie wir nach ein paar Rätselsekunden ob der weiterhin geschlossenen Schranke dann doch feststellen. Wir drehen eine Erkundungsrunde über den großen Platz, der schon ganz gut belegt ist (das Wochenende nähert sich…). Aber bei 70 Womo-Stellflächen findet sich trotzdem noch Auswahl. Wir „binden“ den T-Rex an, dann lautet das Motto „Nicht lang fackeln, Räder satteln“. An der Versorgungsstation füllen wir unsere Trinkfläschchen noch mit (definitiv weniger gechlortem) „Aqua potable“, dann rollen wir los. Ein kleiner Schleichweg führt hinunter zum Strand des Corsaires.

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Weiter unten wählen wir den nach links abzweigenden Weg zur Promenade, wechseln (weil man dort nicht radeln soll) auf den Parallelweg, der über längere Strecken hinweg direkt über die Pkw-Parkplätze führt. So steuern wir zunächst „La Chambre d’Amour“ an. Die Grotte ist Schauplatz einer alten lokalen Romeo-und-Julia-Geschichte und liegt hinter dem gleichnamigen Strand mit dem „Belambra“, einem Riesenhumpen von Hotel, das wir (inspiriert durch die Las-Vegas-Räuberpistole „Ocean’s 11“ vom TV-Abend zuvor) natürlich gleich in „Bellagio“ umtaufen.

An der Promenade ist derweilen die Wellenmaschine in Action…

Danach wartet als nächster Zwischenstopp der Leuchtturm von Biarritz auf uns (Eintritt: fünf Euro pro Person). Immer nur zehn Personen gleichzeitig dürfen hinauf. Während wir auf unseren Törn warten, bekommen wir ein paar Kurz-Infos vom Mitarbeiter am Entrée – unter anderem, dass 248 Stufen auf uns warten, der 1834 erbaute Leuchtturm zwar nicht mehr für die Schifffahrt im Einsatz, aber noch voll funktionstüchtig ist und abends weiter seinen Leuchtstrahl ausschickt. Noch aber ist es hell.

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Oben angekommen, 73 Meter über dem Meer, empfängt uns ein toller Rundum-Blick. Unten rollen die Wellen, dahinter das bergige Panorama der baskischen Küste. Das Sattgucken dauert eine ganze Weile. Aber bis 18 Uhr wollen ja noch weitere Besucher dieses Erlebnis auskosten, deshalb machen wir uns wieder auf den Weg. Bergab Richtung Zentrum. Unterwegs schauen wir auf eine Runde in der Kirche Sainte-Eugénie am gleichnamigen Platz vorbei, dann rollen wir weiter herum um den Port des Péscheurs, vorbei am Aquarium zum berühmten Rocher de la Vierge, ohne den ein Besuch in Biarritz nur halb so schön wäre. Über die von Gustave Eiffel erbaute Eisenbrücke betreten wir diesen bizarren Felsvorsprung im Meer, über dem eine Marienstatue als Schutzheilige für die Fischer thront.

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Rings herum donnert ein Brecher nach dem anderen heran, darüber verfärbt sich langsam der Himmel im Schein der untergehenden Sonne, während wir auf die blauen Berge Richtung Spanien gucken. Eine tolle Atmosphäre, die mit uns noch viele andere Flaneure an diesem superwarmen Oktober-Abend genießen. Auf der Rücktour machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Geschäftsstraßen, gondeln am Grande Plage vorbei, legen weitere Fotostopps ein, um das Wellenspiel vor mondäner Hotelkulisse einzufangen.

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Bergauf mühen wir uns danach wieder Richtung Anglet, vorbei an Nobelvillen und Leuchtturm. Zwischen dem Vent d’Ouest-Café und Les Sables d’Or verfolgen wir ein letztes Mal das wuchtige Naturschauspiel der Abendbrecher (Sprühregen-Gischt inklusive), bevor uns Kakao, Baguette und Co. kurz vor 20 Uhr wieder zum T-Rex locken.

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==Stellplatz-Info: Anglet, Aire de Camping-Car des Corsaires, Boulevard des Plages 62-64, V/E inklusive, kein Strom, Direktpfad zum Strand
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28. Oktober – Tag 5
Start: 15.00 Uhr

Heute ist Ausschlafen angesagt, dann Morgentoilette – und das auch beim T-Rex. An der Ver- und Entsorgungsstation füllen wir auch noch ein paar leere Wasserflaschen, damit wir einen komfortablen Teewasser-Vorrat haben. Nach einem gemütlichen Frühstück und einem Plausch mit unseren Platznachbarn aus Duisburg und Finnland (Letztere haben sich ein Holzdeck zum Entspannen auf das Dach ihres Vans gebaut) schnappen wir uns gegen 11.30 Uhr die Räder und rollen zum „Hausstrand“ des Womo-Stellplatzes, diesmal am Abzweig rechts herum zur Promenade. Handtuch ausgebreitet und erst mal hingesetzt, um die Lage zu checken. Okay, Schwimmen wird wegen der hohen Wellen nicht gehen, aber Kneippkur für Fortgeschrittene und Wogenhüpfen (oder besser Gegenstemmen). Eine drahtige alte Französin empfiehlt uns die beste (weil „wirbellose“ und damit gefahrloseste) Stelle. Gut zwei Stunden halten wir es so aus. Dann wird es langsam Zeit zum Aufbrechen. Nach dem Trockenlegen, Entsanden Tee für uns und Diesel für den T-Rex begeben wir uns wieder auf die Reisepiste.

bild: fr-s

Entlang der Basque Corniche mit vielen tollen Kurven und Ausblicken aufs Meer erreichen wir um 17.15 Uhr den von uns vorher ausgeguckten Parkplatz in Zumaia – heißt: Wir haben endgültig Neuland erreicht. Spanien! Wir suchen uns ein schönes Plätzchen im urbanen, industriell-angerosteten Umfeld und finden eines am Straßenrand mit Flussblick. Gar nicht so übel, die Lage. Der Rad- und Gehweg in die Innenstadt führt direkt an unserer „Haustür“ vorbei. Wir beobachten zunächst das Wassersport-Treiben jenseits der Brücke, unter der man prima zur Paddel- und Ruderbasis des örtlichen Vereins durchgucken kann. Dann gibt die Sonne noch mal alles und treibt uns ein letztes Mal an diesem Tag aufs Rad. Am Fluss entlang geht es zum Hafen, über die Brücke zur süßen kleinen Innenstadt und auf die Promenade Richtung Atlantik. Um zur Eremitage San Telmo mit Blick auf die Gesteinsformation Flysch zu gelangen, müssen wir noch ein bisschen bergauf kurven. Aber das Panorama am Ziel ist es wert.

bild: fr-s

Nicht umsonst wurden auch einige Game-of-Thrones-Szenen hier gedreht (auch wenn wir das selbst gar nicht geguckt haben und überhaupt nicht mitreden können – aber so steht’s im Reiseführer). Tolle Abendatmosphäre – auch auf dem Weg zurück, wo gerade auf der kleinen Plaza ein DJ auf einer Bühne musikalische Action macht. Zurück am Womo haben wir uns das Nudel-Abendessen mit Tee redlich verdient.

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29. Oktober – Tag 6
Start: 8.54 Uhr

Wir starten früh, weil wir versuchen wollen, auf dem großen, aber wohl sehr beliebten Womo-Stellplatz Area di Kobetamendi in Bilbao ein Plätzchen zu ergattern. Um 10.44 Uhr stehen wir vor der Rezeption. Doch Pustekuchen. Obwohl wir etliche freie Parzellen sichten, lautet die Auskunft „ausgebucht“. Ab dem späten Mittag könnten wir noch mal nachfragen, ob jemand seine Reservierung nicht wahrgenommen hat. Auch die freundliche Fürsprache des Schweizers, dem wir in Biarritz bei der sperrigen Ausfahrt am Plages des Corsaires geholfen haben und der kurz vor uns offenbar noch Platz-Glück ohne Reservierung gehabt hat, bringt nichts. Er wäre extra für uns auf der großzügigen Stellfläche so zur Seite gerückt, dass wir da auch noch hätten stehen können. Aber die Concierge hat strikte Anweisungen. Also kurven wir den Berg wieder halb hinunter und stellen uns vor einer Müllumladestation auf den Seitenstreifen hinter einen dort rastenden Lkw, um uns neu zu sortieren. Unser anschließender Versuch, von der nahen Bushaltestelle aus ins Zentrum von Bilbao zu fahren, misslingt leider ebenfalls – a) weil Corona-Masken im Womo vergessen und b) weil uns der Busfahrer signalisiert, dass das Risiko für ein Strafticket der Polizei hoch ist, wenn wir mit dem Womo dort stehenbleiben. Hmmm… was nun? Die Mitarbeiter der Müllstation können uns auch nicht sagen, ob man das Stehenbleiben riskieren kann. Bilbao will uns offenbar nicht, also beschließen wir, nach einem nachgeholten Schnellfrühstück weiterzufahren. Auf verschlungenen Wegen drunter und drüber lotst uns das Navi durch Bilbaos Straßengewirr – wenn auch nur zu 80 Prozent erfolgreich. Aber nach einem falschen Abzweig bekommen wir so zumindest noch ein bisschen was von Bilbaos Innenstadt zu sehen. Gegen 13.02 Uhr aber landen wir wohlbehalten am Plan-B-Ort: Bakio. Der offizielle Womo-Platz müsste allerdings durch eine Schranke passiert werden, wofür man sich wiederum erst eine App herunterladen muss. Ist uns zu umständlich, also versuchen wir es zuerst am Straßenrand. Doch leider ist der T-Rex dafür etwas zu breit um die Hüften. Etwa zwei Kilometer vom Strand entfernt finden wir dafür einen geschützt liegenden Touristen-Parkplatz in der Nähe des Txakoli-Museums und des Fußballplatzes.

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Auch eine kleine Sortierstation für den Reisemüll ist am Ort. Perfekt! Wir schnappen unsere Badesachen und satteln die Räder und strampeln zum Strand. Dort machen wir es uns erst einmal auf dem Badetuch gemütlich und beobachten die Lage (=die Wellen). Sieht nicht so wild aus wie in Biarritz, also wagen wir es. Angenehm frisch, aber nicht so kalt wie befürchtet. Gepflegte Schwimmzüge sind aber auch hier nicht drin – also wieder Brecherhüpfen (auch wenn es doch eher Wellen sind). Macht auch Spaß! Doch irgendwann reicht es. Gegen den Sog zu strampeln, ist auf Dauer ziemlich anstrengend und macht Hunger. Nach dem Trocknen auf der Mauer der Promenade rollen wir ein bisschen herum, auf der Suche nach einem Imbiss. In den umliegenden Café-Bars hat die Küche aber gerade zugemacht. Es gibt gerade nur Trinkbares und fischige Snacks. Nix für uns. Stattdessen entern wir den kleinen Carrefour-City an der Ecke, decken uns mit ein paar Vorräten und Stangenbrot zum Sofortknuspern ein. Letzteres erledigen wir wieder an der Strandpromenade.

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Ein paar Meter von uns entfernt steigt eine Open-Air-Party auf der Terrasse einer der Strandvillen. Scheint eine Privatfeier mit Partypeople jenseits der 50/60 zu sein. Sind gut drauf, die Feierbiester! Dann rollen wir zurück zum T-Rex für eine kleine Siesta. Abends steigen wir erneut aufs Rad, messen noch einmal die Strandpromenade und gönnen uns – während das Licht langsam schwindet – beim Capra-Stand ein Mega-Eis mit zwei Kugeln in der Waffel zu je vier Euro. Lecker! Dann ruft das Womo. Feierabend!

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30. Oktober – Tag 7
Start: 8.47 Uhr

Heute ist Sonntag. Das verlangt nach einem Frühstück mit Meerblick. Also steuern wir Richtung Laredo. Kurz vor dem Ziel lockt uns der Panorama-Blick auf den Ort noch für einen Mini-Fotostopp an der Straßenrand, dann mengulieren wir uns durch bis zur Landspitze El Puntal. Der Parkplatz dort geht nahtlos in den Sandstrand über – wie geschaffen für unser Frühstücksvorhaben und einen ausgiebigen Verdauungsspaziergang danach.

bild: fr-s bild: fr-s

Gegen Mittag reißen wir uns los und nähern uns knapp eine Stunde später dem städtischen Womo-Stellplatz von Santander, ruhig gelegen zwischen Hochschulgebäuden und einem Park (Parque de las Llamas), kostenlos – und bereits proppevoll! Aber die Ver- und Entsorgungsstation ist frei. Das nutzen wir. Noch während der T-Rex das volle Programm bekommt, können wir auf dem vorderen Randstreifen einen Übergangsstehplatz klarmachen. Dort haben schon etliche Womos und Camper ein Ausweichlager aufgeschlagen. Wir sind uns allerdings nicht ganz sicher, wie wir die Hinweisschilder dort deuten sollen. Sieht nach einem Parkverbot für Fahrzeuge über 1,8 Tonnen aus, es gibt allerdings einen Ausnahme-Hinweis, der sich auf Womos beziehen könnte. Noch während wir rätseln, macht ein Spanier auf dem eigentlichen Platz eine Lücke frei und lässt sich freundlicherweise so viel Zeit damit, dass wir gleich übernehmen können, ohne dass Neuankömmlinge dazwischenfunken. Juhu. Man muss auch mal Glück haben! Im Anschluss stellen wir gleich mal die Räder raus, denn natürlich wollen wir ein bisschen was von der Stadt und der Strandpromenade abgrasen.

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Auf unserer Elf-Kilometer-Tour sehen wir: den Strand El Sardinero mit allerlei Aussichtspunkten und dem Park „Jardines de Piguio“, vor dem auch gerade die Britannien-Fähre nach Plymouth aufkreuzt.

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Danach passieren wir auf komfortablem Radweg die Plaza de Italia, erreichen den nächsten Aussichtspunkt mit Blick auf die Halbinsel La Magdalena samt jungem Neptun links und nachgebauten Galeonen rechts davor.

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Dann schießen wir quer, was allerdings ordentlich Steigung bedeutet – Ziel: Zentrum. Hätten wir mal besser die flachere Außenkurve genommen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Naja. Die Cafés und Bars, die wir schließlich finden, haben – mal wieder – gerade ihre Küche geschlossen. An die spanischen Zeiten werden wir uns so schnell wohl nicht mehr gewöhnen. Also kurven wir wieder abwärts Richtung Wasser, gelangen so zu einem kleinen Fähranleger, zum Hafenkran und zum Ufo-ähnlichen Centro Botin.

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An der Strand-Kurve entlang steuern wir sachte wieder Richtung „Heimat“, legen aber noch einen ausgiebigen Zwischenstopp am Restaurante Maremondo (Plaza de Italia) ein. Wir lassen uns im Café-Bereich an der Straße nieder, gönnen uns Cola und Cappuccino und bekommen ein Schälchen Chips und ein superleckeres Mini-Blätterteighörnchen noch gratis dazu.

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In dem Café könnte man auch ganz gut frühstücken, sehen wir beim Blick in die englisch-sprachige Menükarte im Internet (Zugang per QR-Code auf den Tischen). Dagegen ist das von uns angepeilte Nachmittagsgebäck (Käsekuchen und Apfelstrudel) leider schon ausverkauft. Also muss das andere Bestellte erst mal langen. Nach dem Genießen gehen wir noch eine Runde im angeschlossenen Bäcker-Feinkostladen bummeln, nehmen eine Packung „Sabaios Pasiegos y Quesadas“ und ein rustikales Stangenbrot für die Abendmampferei im T-Rex mit. Dann schwingen wir uns ein letztes Mal für heute in den Sattel und starten durch zum Womo. Dort wartet ein chilliger Ausklang mit Retro-TV (Die Straßen von San Francisco), Spazierrunde um den Platz und Langlegen.

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31. Oktober – Tag 8
Start: 9.47 Uhr

Regentropfen klopfen uns ein Aufwachlied. Gemütlich machen wir uns fertig, verspeisen die letzten beiden Äpfel aus dem Alten Land samt Müsli und lassen den T-Rex ein bisschen ins Landesinnere traben. Knapp 40 Minuten später treffen wir auf dem Parkplatz des Museo de Altamira ein. Der zweite Höhlen-Versuch nach Montignac. Und diesmal haben wir noch eine Extra-Portion Glück. Wie uns die Mitarbeiterin an der Kasse verklickert, ist heute ein „special day“ (= der Tag vor Allerheiligen, der hier ein Feiertag ist). Und darum wird heute kein Eintritt verlangt. Wie cool ist das denn?! Weil es bis zu unserem Zeitfenster für den Besuch der „Neuen Höhle“ noch etwas hin ist, laden wir uns den empfohlenen Englisch-Online-Guide aufs Handy und schauen schon mal kurz in die Museumsausstellung. Doch schwuppdiwupp ist es 10.50 Uhr und wir reihen uns in die Wartezone vor dem „Höhleneingang“ ein. Zur Einführung gibt es einen kurzen Erklärfilm, dann geht es zu den originalgetreu nachgemalten Malereien und Zeichnungen.

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Vor allem die Bison-Darstellungen gefallen uns. Eine sieht sogar aus wie ein Cartoon. Die Audioguide-App hilft beim Entdecken weiterer Details und Feinheiten. Beeindruckend! Wir können uns kaum losreißen, müssen es irgendwann aber doch. Und der große Rest vom Museum wartet ja auch noch… Fast zwei Stunden später entern wir den Museumsshop, finden ein paar Mitbringsel und quetschen zwei Souvenirmünzen.

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Danach drehen wir noch kleine Runde übers Außengelände mit den beiden ursprünglichen Sammlungsgebäuden (vom Ende des 19. Jahrhunderts und von 1973) und dem Eingang zur Originalhöhle, der aber für Touristen versperrt ist, weil zu viel Besucher-Atemluft den Malereien nicht guttut. Dann fahren wir weiter. Unser nächster Halt gut eine Stunde später führt uns zum Playa de la Griega von Colunga, wo wir buchstäblich in die Fußstapfen unseres T-Rex treten.

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Denn auf dem Felsplateau, das wir nach 800 Metern Auf-und-Ab-Wanderung vom Strandparkplatz aus erreichen, sieht man genau das: fossile Abdrücke von Dino-Mauken – umrahmt von Sandstrand und Pinienwald. Auch bei Regen schön – und wir bekommen noch einen Regenbogen dazu.

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Gegen 16 Uhr brechen wir wieder auf und steuern – weil wir mächtig Hunger haben – erst mal einen womotauglichen Parkplatz in Llastres an. Wobei erst der zweite Anlauf erfolgreich ist. Die erste Platz-Empfehlung aus dem Womo-Reiseführer entpuppt sich als kein Vergnügen – enge, kurvige Bergauf-Fahrt zum Aussichtspunkt am Restaurant El Mirador, wo wohl gerade auch noch alle gleichzeitig Essen gehen. Wir schlängeln uns so gut es geht über den vollen Parkplatz, untersuchen auch den versteckt dahinter liegende Rasenplatz lieber nicht auf Standfestigkeit, sondern steuern die schmale Einbahnstraße wieder bergab und landen ein paar Kurven später auf dem offiziellen Wohnmobil-Übernachtungsplatz La Raxada. Jetzt ist erst mal ein Stündchen Essen und Chillen angesagt. Zum Übernachten wollen wir uns aber noch was Anderes suchen. Noch ein Stündchen später rollen wir auf den Parkplatz El Riconin von Gijon, nachdem wir im Zentrum wahre Heerscharen an Halloween-Gestalten an uns haben vorbeiziehen sehen. Auch auf dem Parkplatz (mit allerhand extragroßen Parklücken für Womos) sichten wir verkleidete Familien auf dem Party-Rück- (oder Hin-?)weg. Wir selbst schnappen Handy und Fotoapparat und machen einen Abendspaziergang durch den „Atlantischen Botanischen Garten“ zur Uferpromenade an der Bahia de San Lorenzo, wo beeindruckende Skulpturen und ein „erleuchteter“ Blick auf Gijon auf Ablichtung warten. Ein schönes windzerzaustes Erlebnis zum Ausklang des Tages.

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1. November – Tag 9
Start: 9.50 Uhr

Wir wechseln den Parkplatz und kurven dazu noch einmal durch das Zentrum, um in die Nähe der Polizeistation und des Playa Poniente zu kommen. Das Ganze hat natürlich einen Grund: Wir wollen zum Eisenbahnmuseum „Museo del Ferrocarril de Asturias“. Der Eintritt ist frei, wie uns der freundliche Herr am Eingang selbst ganz begeistert versichert und uns trotzdem mit einem Ticket versieht. Einen Lageplan bekommen wir auch noch dazu, denn auf dem weitläufigen Gelände (dem ehemaligen Nordost-Bahnhof) gibt es allerhand zu entdecken – vor allem schöne restaurierte Loks und Waggons, dazu viele historische „Umzu-Objekte“ bis hin zur Billett-Druckmaschine.

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Danach spazieren wir eine Runde zum Strand und genießen den Blick aufs blaue Meer. Zurück im Womo, geht es ans Pläneschmieden. Denn wenn wir – wie eigentlich gedacht – weiter bis ans westliche Ende Spaniens fahren, erwarten uns fallende Temperaturen und ungemütliches Wetter. Wenn wir aber noch etwas bleiben, haben wir es noch warm. Also bleiben wir, steuern aber diesmal den offiziellen Womo-Stellplatz von Gijon an. Der liegt in direkter Hafennähe und ist gar nicht übel, sowohl von der Lage am Strand als auch von der Ausstattung her.

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Neben Stromsäulen und einer Ver- und Entsorgungsstation finden wir beim Erkunden einen Service-Automaten-Container („Nomadas Service“). Das hatten wir bisher auch noch nicht. Hier gibt es tatsächlich alles Notwendige per Kreditkarte aus dem Automaten: von der Stromsäulen-Aktivierung über alle möglichen Womo-Reinigungsmittel, Ersatzteile und Wasserschlauch-Adapter bis hin zu Dosengetränken und dem asturischen Bohnen-Nationalgericht aus der Konserve. Cool! Aber wir wollen jetzt erst mal aus Bordmitteln unser Frühstück nachholen – ist schließlich schon Mittag (hihi). Danach erkunden wir auch diesen Strandabschnitt, der nur durch eine Pinien-Allee-Promenade samt Picknick-Tischen vom Stellplatz getrennt ist und über Draußen-Duschen, Spielgeräte und weiter entfernt auch Fitnessgeräte für jedermann verfügt. Ein Café gibt es auch – mit mal wieder sehr meeresfrucht- und fischlastigen Acht-Euro-Gerichten. Ein bisschen Huhn sichten wir auch. Aber wir haben ja gerade gegessen. Wir suchen uns stattdessen eine schöne Bank am Outdoor-Gym, lesen und beobachten das Strandgeschehen. Ein paar ältere Leute trainieren an den Geräten oder treten in die Pedale, die vor zweien der Sitzbänken installiert sind. So lässt es sich entspannen – auch wenn trotz Sonne kein T-Shirt-Wetter mehr herrscht. Am Nachmittag kehren wir zum T-Rex zurück und entscheiden, auch diese Nacht noch hier zu verbringen. So können wir am nächsten Morgen bei auflaufendem Wasser die nahegelegenen „Bufones de Pria“ besuchen, die wir auf dem Hinweg noch ausgelassen haben. Mal schauen, ob wir die Wasserfontänen zu sehen bekommen…

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2. November – Tag 10
Start: 8.32 Uhr

Wir starten früh, damit wir rechtzeitig zum höchsten Punkt der Flut bei den „Bufones“ sind. Exakt eine Stunde später landen wir auf dem geräumigen und noch ziemlich leeren Besucherparkplatz. Gut für den T-Rex. Bis zu den Felsenkaminen sind es aber noch etwa zehn Minuten Fußweg durchs Dorf (mit Stehenbleiben und Fotosmachen).

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Dann hören wir sie schon donnern und rauschen, bevor wir überhaupt in Sichtweite sind. Die atlantischen Brecher, die an der hohen Steilküste zerschellen und ihre entweichende Gischt durch Spalten und Löcher im Gestein nach oben sprühen und pusten, begleitet von einem unheilvollen Zischen. Die Kühe, die davor auf einer eingezäunten „Bergwiese“ grasen, lassen sich davon allerdings nicht beeindrucken und kauen gelassen weiter. Putzig! Wir dagegen sind schier begeistert von dem Naturereignis vor großartiger Felsenkulisse. Allerdings ist es gar nicht so leicht, das Hochsprühen im richtigen Moment mit der Kamera einzufangen – so, dass es auch sichtbar ist. Sind ja schließlich keine Geysire. Aber Kraft zum Steine-Ausspucken hat das Phänomen trotzdem.

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Wie im Fluge ist inzwischen der Mittag herangerauscht – Zeit zum Aufbruch. In Torrelavega finden wir anderthalb Stunden später und nach ein bisschen Schlängel-Irrfahrt einen Carrefour zum Einkaufen (auch wenn wir wegen der Höhenschranken auf dem Lidl-Platz eine Straße weiter parken müssen). Danach nehmen wir wieder grob Kurs auf Santander, fahren aber vorher links ab nach Liencres und zu einem der größten Wanderdünengebiete Spaniens. Der Weg führt zunächst durch einen urigen Pinienwald, in dem ein schöner Parkplatz eine schöne Steh-Alternative bieten würde, sollte der Dünen-Platz nichts sein. Ist er aber!

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Zu besten Nachmittagszeit (15.05 Uhr) parken wir den T-Rex zum Erkunden erst mal etwas abseits jener Extra-Kurve, wo sich schon einige Wohn- und Sufermobile zusammengemuggelt haben. Der kurze Spaziergang in die Dünen überzeugt uns. Wir bleiben und finden für den T-Rex ein nettes geschütztes Plätzchen neben den anderen Campern. Nachdem wir einen Teil unseres Carrefour-Einkaufs aufgemümmelt haben (Baguette), werfen wir uns die Neopren-Anzüge über. Das Wellenhüpfen wartet. Denn auch hier springt einem der Atlantik kühn entgegen. Die Wellen rollen und brechen aber doch wieder anders. Nach ein bisschen Gucken, wagen wir eine erste „Kneippkur“ auf dem Strandabschnitt rechts der geschlossenen Strandbar. Aber erst die zweite Stelle weiter links herum in einer Bucht unterhalb des Womo-Platzes gefällt uns.

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Hier steht der atlantischen Erfrischung nun nichts mehr im Wege. Herrlich. Und gar nicht kalt. Aber der Sog ist stark. Ein paar Mal fegt es uns von den Beinen. Po-Surfen Richtung Strand. Warum nicht?! Doch irgendwann sind wir ausge-po-wert, schlappen zurück zur Treppe, spülen dort unter der kalten Dusche das Salz ab und verspeisen nach dem Trockenlegen im T-Rex das restliche Baguette – natürlich nicht ohne einen großen Pott Tee.

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3. November – Tag 11
Start: 9.52 Uhr

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Nach einer morgendlichen Klön- und Fotorunde reißen wir uns los von diesem schönen windzersausten Ort. Wir wollen mit großen T-Rex-Schritten wieder Richtung Frankreich. Aber vorher wartet noch eine Extra-Kurve an die Küste nördlich von Bilbao. Gegen Mittag erreichen wir einen ersten Aussichtspunkt hoch über der Küste. Es windet ganz schön auf dem Randparkplatz, aber die Aussicht auf die felsige Costa Vasta lässt zu wünschen übrig. Wir sind ja auch noch nicht wirklich am Ziel. Das befindet sich etwa zehn Minuten weiter westwärts: San Juan de Gaztelugatxe. Für Wohnmobile ist die Parksituation zwar etwas schwierig, doch mit etwas Glück und Geschick „schieben“ wir den T-Rex auf einem Mini-Parkplatz vor der Einfahrt zum Restaurant Eneperi mit dem Hinterteil voran in eine Eckbucht, in der wir die anderen Autos nicht behindern. Leider zieht es jetzt immer mehr zu, Regen kündigt sich an – also husch-husch zumindest bis zum diesmal wirklich lohnenswerten Aussichtspunkt, der allerdings auch schon einen strammen Fußmarsch bedeutet. Dafür hat man hier einen tollen Blick auf die Insel, die wie ein schlafender Drache im Atlantik liegt.

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Kein Wunder, dass sie als Insel Drachenstein in die Kultserie „Game of Thrones“ Eingang gefunden hat. Zum Glück sind ein paar gute Aufnahmen schon im Kasten, als es jetzt richtig zu regnen beginnt. Jetzt aber schnell zurück zum T-Rex – okay, am Quetschmünzen-Kurbelautomaten muss noch ein Zwischenstopp sein, aber dann nix wie ins Trockene! Um 14 Uhr werfen wir wieder den Motor an und setzen unseren Weg Richtung Grenze fort. Aber bis Biarritz schaffen wir es heute nicht mehr. Deshalb steuern wir den Mirador Jaizkibel bei Hondarribia an. Das Plateau des 455 Meter hohen Berges erreichen wir nach kurviger Nebelfahrt. Auf dem Parkplatz vor einer schicken Ruine mit Rundbogen-Durchblick stehen sind wir nicht die einzigen Camper, obwohl es hier ziemlich bläst und pustet. Aber was die können, können wir auch, und so stürmisch wie letztes Jahr am Nordkap wird es ja wohl nicht werden. Also wird erst mal unerschrocken Tee gekocht, während der Wind zumindest ein bisschen den Blick aufs Meer freigibt. Ansonsten herrscht dicke Suppe mit dunklen Regenwolken. Da kann man es sich einfach nur drinnen gemütlich machen. Das Erkunden der Gegend kommt morgen. Die Nacht wird dann allerdings doch noch ziemlich nordkap-like. T-Rex wird ganz schön durchgerüttelt und mit Regen beworfen. Die Sturmböen müssen Ausläufer des Hurrikans „Martin“ sein, von dem wir in den Wetternachrichten der Tagesschau erfahren haben. Hu! Aber auch die anderen Vans und Womos harren aus. Am Morgen gegen 6 Uhr ist es immer noch nicht viel besser. Kann man nix machen – außer noch mal eine Mütze Schlaf zu nehmen.

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4. November – Tag 12
Start: 10 Uhr

Als wir erwachen, brodelt immer noch die graue Suppe draußen. Kurz vor 9 Uhr lässt der Regen etwas nach und wir wagen einen schnellen Ausflug – erst zum Ausguck mit Panorama-Erklärtafel hinter der Ruine, wo wir auf Hondaribbia heruntergucken, dann auf die kleine Anhöhe mit dem Wehrturm Santa Barborra.

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Dessen Tür ist zwar verschlossen, aber auch vom Fuße dieser Ruine kann man den grandiosen Blick erahnen, der sich einem hier bei klarer Sicht und Sonnenschein bietet. Selbst jetzt kann man bis nach Frankreich blicken. Kein Wunder, dass der Küsten-Jakobsweg hier entlangführt. Und über die Grenze wollen wir jetzt auch. Biarritz ist erneut unser Ziel. Aber diesmal wollen wir versuchen, einen Gratis-Randplatz hinter dem „Bellaggio“ zu ergattern. Wir erinnern uns: So haben wir in „Ocean’s 11“-Manier den Hotelklotz von Anglet – das „Belambra“ – umgetauft. Zuvor ereilt uns erstmals in diesem Urlaub eine Grenzkontrolle. In der Grenzstadt Irun, will der französische Grenzer mal kurz ins Womo gucken. Eine Sekundensache, dann dürfen wir weiter. In Biarritz ist massig Platz, was uns erst etwas verwundert, sich dann aber fix erklärt. Denn wegen des stürmischen Wetters sind sämtliche Strände gesperrt. Wir stromern trotzdem noch ein bisschen an der Promenade entlang und genießen die Aussicht.

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Da wir aber nun mal nicht ins Wasser dürfen, können wir auch genauso gut weiter die Küste hoch fahren. Das tun wir. In Mimizan an der Promenade Fleuries finden wir eine Lücke auf dem Parkplatz und vertreten uns auf der angrenzenden Blumeninsel (erreichbar über eine Holzbrücke) die Beine. Tatsächlich blüht die eine oder andere Pflanze in den frei zugänglichen botanischen Garten noch. Auch einige lustige Bananenbäume posieren für ein Foto.

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Unseren Stellplatz für die Nacht suchen wir uns jedoch woanders – in La Teste-de-Buch auf dem offiziellen Womo-Stellplatz direkt an der Straße nach Arcachon. Nicht ganz so lauschig, aber doch annehmbar. Ist sowieso schon dunkel, und wir können hier Wasser zapfen und entsorgen . Also bleiben wir.

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5. November – Tag 13
Start: 14.35 Uhr

Erste Maßnahme des heutigen Tages: Entsorgung. Zweite Maßnahme: Versorgung – aber nicht für den T-Rex, sondern für uns. Um die Ecke gibt es nämlich nicht nur einen Lidl-Markt, wo wir uns schon mal Zutaten für eine abendliche Hähnen-Schnetzelpfanne sichern, sondern auch eine süße kleine Bäckerbutze (S. Laffite), wo es frischen Nachschub für das noch ausstehende Frühstück gibt.

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Danach geht es aufs Rad und auf dem recht komfortablen Radweg an vielen schmucken Villen vorbei schnurstracks nach Arcachon hinein und dort auf die Jagd nach Postkarten, Briefmarken und Mitbringseln.

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Richtige Ansichtskarten sind allerdings Mangelware. Zwei annehmbare finden sich immerhin im Touri-Büro, die Marken dazu sind im Postamt um die Ecke zu bekommen. Danach wartet ein Schnüster-Durchgang durch die hübschen Geschäfte.

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Auf der Pier am Becken von Arcachon laden schmucke Bänke zum Rasten und Kartenschreiben ein – und Walfluke, Riesenrad und Co. zum Fotografieren.

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Am frühen Nachmittag kommt dann noch einmal der T-Rex zu seinem Recht (Brauchwasser raus, Frischwasser rein), dann darf er wieder auf die Piste. Kurs: Nord. Bei Lacanau lockt noch mal ein Supermarkt-Stopp, dann steuern wir Le-Pin-Sec bei Naujac-sur-Mer an – einen Strand, den wir damals bei unserer Medoc-Reise 2013 noch kurz vor Schluss als kleinen wilden Geheimtipp entdeckt hatten. Das aber, so merken wir, ist nicht mehr der Fall. Die ehemalige „Strand-Westernstadt“ hat ordentlich Infrastruktur dazubekommen, unter anderem einen Wohnmobil-Campingplatz mit Schranke und vollautomatischer Bezahlung. Wir stellen uns aber nur kurz am Rande des normalen Pkw-Parkplatzes (mit Höhenschranken) ab, weil wir ja nur mal über die Düne talpen und gucken wollen. Tatsächlich erkennen wir einiges wieder (darunter die bunt bemalten Bunkerruinen im Sand), und dieser Abschnitt ist immer noch so schön wie früher. Wir stromern ein bisschen umher und saugen Atmosphäre ein, bis es Zeit wird, weiterzuziehen.

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Unser Reiseführer hat uns Appetit auf einen Gratis-Übernachtungsplatz in Soulac-sur-Mer gemacht, doch dort ist übernachten nicht mehr erlaubt, wenn wir die Schilder richtig deuten. Und in Casino-Nähe wäre man auch zu sehr auf dem Präsentierteller. Der neue Bezahlplatz in der Nähe der Sportarena sagt uns auch nicht recht zu. Aber wir finden einen ruhigen Parkpatz, der mit „Public Parking“ beschildert ist, aber offenbar irgendwie zum Baine Café Soulac am Plage des Najades gehört. Das wiederum ist laut Google gerade vorübergehend geschlossen, wobei nicht ganz ersichtlich ist, ob damit die Saison schon komplett beendet ist. Wahrscheinlich schon, aber wir gehen trotzdem mal gucken – nach einer schnellen Runde zum Strand, um das Abendrot am Himmel noch einzufangen.

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Die Menükarte des Cafés sieht ansprechend aus. Man könnte vormittags brunchen, wenn denn offen wäre. Aber jetzt gibt es erst mal Abendbrot im T-Rex und einen Kurzplausch mit Steh-Tipps für die zu erwartende windige Nacht von einem Mitcamper, der diesen Platz wohl auch für sich zum Bleiben entdeckt hat. Immerhin gibt es hier auf halbem Wege zum Café sogar ein nutzbares Dusch- und Toilettenhäuschen. Wir haben es hier also gar nicht schlecht getroffen. Wie schön!

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6. November – Tag 14
Start: 10.15 Uhr

Nach erholsamer Nacht wollen wir zum Frühstücken etwas näher ans Meer. Deshalb fahren wir eine Einfahrt weiter – wieder auf die Straße zum Casino, aber diesmal eben nicht bis ganz zum Ende, sondern nur bis zu einem Eckparkplatz gleich vorne an, der sonst wohl vor allem bei Surfern und Joggern beliebt ist. An diesem Sonntagmorgen aber steht da nur unser nächtlicher Platznachbar, der morgens schon eher losgerollt war. Witzig. Aber es ist ja auch eine super Stelle mit Direktblick auf Strand und Wasser. Vor dem Spachteln muss aber erst mal eine Fotorunde gedreht werden. Auch hier gibt es einen bemalten Weltkriegsbunker am Strand.

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Dann siegt der Hunger. Es gibt Kakao, Rührei und Baguette, gefolgt von entspanntem Herumlümmeln und Gucken. Tatsächlich dösen wir ein wenig weg. Da klopft es gegen 12.30 Uhr auf einmal an die Fensterscheibe. Ein Familienvater ist mit seinem Auto und seinen beiden kleinen Töchtern darin im Sand nebenan steckengeblieben. Ob wir helfen könnten… Natürlich können wir. Gemeinsam (mit Gaby am Steuer – die Männer schieben) bugsieren wir das Fahrzeug im Rückwärtsgang im dritten Anlauf tatsächlich aus der Sandwehe (oder wie man das nennen soll). Eine gute Tat am Sonntag. Das zählt doch bestimmt doppelt??! Um 14.30 Uhr sind auch wir abfahrbereit. Über Bordeaux (drum herum und dran vorbei) ist mal wieder ein Kilometer-Fresstag angesagt. Wir schaffen es bis Bessines-sur-Gartempe in der Region Nouvelle-Aquitaine, wo es einen zentralen Parkplatz mit Womo-Abteilung samt Ver- und Entsorgung gibt. Gegen 19.30 Uhr haben wir uns zurechtgemuggelt. Wo wir hier genau gelandet sind, erkunden wir morgen.

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7. November – Tag 15
Start: 10 Uhr

Unser Morgenspaziergang durch den Ortskern und zur Saint-Léger-Kirche ist schnell erledigt. So groß ist der Ort schließlich nicht. Beim Bäcker Maison Faurie aber tobt der Bär. Trotz der Warteschlange hinter uns hat der Jungbäcker Geduld mit uns. Die Vielfalt ist aber auch groß hier. Nebenbei lernen wir, dass wir „avec pavot“ bestellen müssen, wenn wir Mohn auf dem Baguette haben wollen. Wollen wir.

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Nach dem Frühstück im T-Rex geht es wieder auf die Bahn – über Saint-Maur/Chateauroux (Tankstopp) Richtung Valençay im Val de Loire. Dort gönnen wir uns eine Schloss-Besichtigung mit Audioguide. Der einstige Wohnsitz des berühmten Talleyrand aus dem Geschichtsunterricht (Ex-Außenminister Napoleons) ist eine beeindruckende Anlage – auch wenn man deutlich merkt, dass da so einiges für den Erhalt getan werden muss (was auch getan wird, dem eingerüsteten Eckturm des Nebentraktes zufolge). Trotzdem finden wir tolle Gebäude und Gartenanlagen vor plus historischem Weinkeller wie aus dem Bilderbuch.


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Einschließlich Nutzung der Tiptop-Toiletten und des Museumsshops verbringen wir fast drei Stunden beim Schloss. Ginge sicher noch länger, wenn man den Park noch ausgiebiger durchstreift und den dortigen „Aire de pique-nique“ nutzt. Wir wollen aber noch anderthalb Stunden Richtung Auxerre fahren und treffen gegen 17.45 Uhr in Saint-Fargeau im Burgund ein. Der dortige Wohnmobilplatz ist ein gemütliches Extra-Abteil des Zentralparkplatzes, schön im Grünen gelegen und nicht weit weg von den Sehenswürdigkeiten des 1500-Seelen-Ortes. Aber zunächst erkunden wir das nähere Umfeld. Gleich neben dem Womo-Bereich steht ein putziges offenes Fachwerkhaus mit Picknick-Tischen und WC (sauber!).

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Weiter rechts herum sollte auf der Ecke außerdem ein Kebap-Laden sein. Ist er auch, hat aber leider zu – wie so ziemlich jedes Lokal und Restaurant, das wir in der Dorfmitte und umzu ansteuern. Es ist eben Montag. Offen haben nur die „Getränkeschuppen“ und eine kleine Thai-Klitsche, die zwar etwas schlicht aussieht, uns aber mit ihrer Menü-Karte draußen anlockt – vor allem, weil man das Ganze auch zum Mitnehmen bekommt. Wir zwängen uns höflich an drei betagten Franzosen vorbei, die gleich hinterm Eingang an der Bar stehen und erkundigen uns bei der freundlichen imbiss-Chefin, was denn essenstechnisch so geht. Während sie das Bestellte (zweimal Nudeln mit Hühnchen und als Vorspeise sechs Teigtäschchen mit Dip) zubereitet, erleben wir ein bisschen Dorf-Treffpunkt mit. Jedenfalls scheint das halbe Viertel kurz mal hereinzuschneien und bei Wirtin Christine hallo zu sagen. Als wir wenig später mit unserem Tragetäschchen weiterstromern, sehen wir, dass nebenan vor einer geschlossenen Pizzeria tatsächlich ein 24-Stunden-Pizzaautomat gestanden hätte. Interessant, aber wir sind happy mit unserer Entscheidung. Jetzt müssen wir nur noch ab durch die Mitte (buchstäblich) und durch das Stadttor mit dem Glockenturm, dann sind wir auch fast schon wieder beim T-Rex im grünen Parkplatz-Abteil, das superruhig gelegen ist und auch noch eine Ver- und Entsorgungsstation bietet. Top! Wie das Essen, das unser Chill-Out-Programm einleitet.

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8. November – Tag 16
Start: 10.25 Uhr

Die morgendliche Spazierrunde führt zum Briefkasten – Postkarte einstecken – und zum Schloss, das uns am Vorabend in der Dunkelheit glatt durchgerutscht ist, obwohl es mitten im Ort steht.

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Wir gucken aber nur von außen, denn heute steht statt Geschichte Shopping auf der Liste. Aber nicht hier, sondern im Outlet-Center McArthurGlen in Troyes, wo wir gegen 12.30 Uhr ankommen. Wir parken auf einem Parkplatz quer dahinter, der unserem T-Rex am Rand auch eine Schotterfläche ohne gemauerte Parkbuchten bietet. Auf der anderen Seite vom Center gibt es zwar einen großen umzäunten Wohnmobil-Stellplatz. Für den müsste man sich aber erst einen Pin-Zugangscode an der Info (nahe Haribo) holen. Sicher gut, wenn man über Nacht bleiben will. Wollen wir aber nicht. Was wir dagegen wollen: Einmal durch (fast) alle Läden schnüstern. Von Adidas über Aigle und Le Coq Sportif bis Samsonite ist alles dabei. Okay: Armor Lux und Saint James findet man im anderen Outlet-Center Marques Avenue südlich von Troyes (wir befinden uns nördlich), dafür punktet das „McArthur“ mit dem Happymacher schlechthin, den vielen glückseligen Mienen nach zu urteilen: dem Lindt-Shop (mit Kakao-Ausschank). Wie im Fluge sind vier Stunden herum. Unsere letzte Tat des Tages – nach einem weiteren Schwung Kilometern Richtung Grenze – wird die Stellplatz-Suche sein. Fündig werden wir in Mutigny, auf einem ruhigen Plätzchen mit Blick über Massen von Weinreben bis hinunter ins Tal – nicht weit weg von einem offenbar blitzblankneuen Nobelhobel von Hotel („Loisium en Champagne“). Ansonsten hat der Ort nur 193 Einwohner. Heißt: Eine erholsame Nacht ohne Lärm, Hektik und Puhei ist garantiert. Ommmmm!

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9. November – Tag 17
Start: 10.02 Uhr

Irgendwo in der Nähe muss es Esel geben. Jedenfalls schallt am nächsten Morgen ab und zu ein I-ah herüber. Den Urheber bekommen wir aber bei unserer kurzen Runde ums Womo nicht zu Gesicht, denn auf zwei Seiten wird der Platz durch ein dichtes Wäldchen begrenzt. Schade (was den Esel anbelangt). Aber sonst echt nett hier.

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Fast schade, dass wir keinen Champagner trinken, denn dafür dürfte es hier in der Gegend um Reims ein paar dufte Verkostungsstellen geben. Uns jedoch zieht es nach dem Frühstück weiter – erstmal nach Sedan, wo wir ein letztes Mal auf französischem Boden tanken und die letzte Groß-Supermarkt-Chance nutzen, um den leckeren Kakao mit dem Fohlen drauf (Poulain Grand Arome) zu besorgen, dazu ein letztes Baguette für uns zum Schnabulieren und allerhand Weihnachts-Schoki als Mitbringsel. Eine kurze Runde zu Fuß durchs Zentrum ist auch noch drin, wo aber gerade allerseits Mittagsruhe herrscht (nicht mal die Touri-Info hat geöffnet).

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Also starten wir jetzt endgültig durch nach Belgien, Hauptrichtung Lüttich, dann Aachen. Gegen 16 Uhr rollen wir auf den Parkplatz unserer persönlichen Apfelsaft-Pilgerstätte: den Obstverkauf Kallen bei Schloss Dyck. Mehrere Fünf-Liter-Kartons Premiumsaft müssen mit – und weitere kulinarische Mitbringsel. Danach steuern wir den Parkplatz vor dem Nikolauskloster an und lassen uns vom „niederrheinischen“ Teil der Familie zu einem gemeinsamen Pizza-Gelage aufpicken. Um 22 Uhr sind wir müde, satt und glücklich – und wieder im Womo.

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10. November – Tag 18
Start: 8.25 Uhr

Um 7 Uhr gönnen wir uns (erneut in Familienbegleitung) die Frühmesse im Nikolauskloster. Nach einem gemeinsamen Frühstück, mit den Nikolauskloster-Brüdern, trennen sich unsere Wege wieder.

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Wir lassen den T-Rex von der Leine und sind – nach Entsorgungsrunde und Chlorreste-Ausspülen aus dem Wassertank – gegen 13.30 Uhr wieder zurück am heimischen Stall.

Gefahrene Kilometer insgesamt laut GPS-Logbuch: 4893 km

2022 Mai – Schweden und Norwegen

2022 Mai – Schweden und Norwegen

Statistik: ========== Womo T334
Tage: 18 (vom 8. Mai bis 26. Mai 2022)
Kilometer: 4898 km
Tanken: 497 Liter Diesel (= 1142,50 Euro)
Durchschnittsverbrauch: 10,32 l / je 100 km
Durchschnittskosten: 23,31 € / je 100 km
Fahrzeit: xxx Stunden "on the Road" (fast x ganze Tage)
Gasverbrauch: ca. 60 L (=xx Euro )
Parkgebühren: 0,00 Euro
Entsorgungskosten: 0,00 Euro

Spritmonitor

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8. Mai – Tag 1
Start: 12.10 Uhr | Gesamt-Kilometerstand bei Abfahrt: 22631 km | Reise-Km: 0 | Tages-Km: 0

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Ja, es muss sein: Unser T-Rex braucht nach monatelangem Stehen und nur kurzen Trips zwischendurch dieses Jahr endlich mal richtig Auslauf. Deshalb geht es wieder in die unendlichen Weiten Skandinaviens. Ganz hoch bis zum Nordkap geht es diesmal zwar nicht, aber bis Dalarna in Schweden und Trondheim in Norwegen wollen wir auf jeden Fall rollen. Los geht es auf bewährter Schnellstrecke nach dem Motto „Fahr’n-fahr’n-fahr’n auf der Autobahn“ bis zum Grenzübergang Flensburg, weiter durch Dänemark bis Kolding, dann rechts ab zur Drei-Brücken-Tour (Kleine-Belt-Brücke, Große-Belt-Brücke, Öresundbrücke). Ohne Pause und Fahrerwechsel klappt das natürlich nicht. Also erledigen wir beides gleich nach der ersten Brücke bei Middelfart (Rastplatz bei Vissenbjerg, etwas abseits der Europastraße). In Schweden haben wir uns einen freien Stehplatz zum Übernachten bei Helsingborg ausgeguckt. Aber erst geht es gegen 19 Uhr geschmeidig über die Storebaeltbro (dank Brobizz-Bezahl-Transponder an der Windschutzscheibe) und gegen 20.15 Uhr gleichermaßen über die Öresundsbro. Dabei „überholen“ wir nebenbei ein Aida-Kreuzfahrtschiff (ätsch!). Etwa eine Stunde später stehen wir an einem wahren Traumplätzchen


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am Södra Kustvägen mit Blick auf Öresund und Hamlet-Schloss in Helsingør. Außer uns ist nur noch ein weiteres Womo da. Am Platz gibt es ein stylisches Toilettenhäuschen, ein paar 100 Meter weiter eine lange weiße Badebrücke. Und wir erhaschen gerade noch die letzten Momente des Sonnenuntergang mit Farbfestspielen am Horizont. Dazu herrscht reger Fährverkehr von links nach rechts, von rechts nach links – und abends mit Beleuchtung. Wir dagegen machen das Licht für heute aus. God natt, sagt der Schwede.

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9. Mai – Tag 2
Start: 9.40 Uhr | Gesamt-Km: 23409 km | Reise-Km: 778 | Tages-Km: 778

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Nach dem Aufwachen gucken wir erstmal eine Runde Womo-TV, heißt: Wir schauen aus dem Fenster und schauen den vorbeifahrenden Schiffen zu. Darunter: die „Crown Seaways“ von DFDS. Nach dem Frühstück trotten wir mit dem T-Rex vor der eigentlichen Abfahrt einmal an den küstennahen Villen inklusive historischen Verteidungsspot (Schwedens einzig erhaltene Radaranlage aus dem Kalten Krieg) vorbei.

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Am Parkplatz vor der Badebrücke legen wir dann noch mal einen Fotostopp ein. Der blaue Himmel mit Wölkchen über dem zwischen Tiefblau und Helltürkisgrün changierenden Öresund muss verewigt werden. Und wenn uns vor der Brücke auch noch der blaue Strandteppich ausgerollt wird, dann erst recht. Gegen 10 Uhr reißen wir uns aber los. Denn fast gleich um die Ecke wartet schon das nächste Besuchsziel: Schloss und Garten von Sofiero, erbaut 1864 im Stil der niederländischen Renaissance und 2010 ausgezeichnet als Europas schönster Park. Wir parken auf dem hinteren Teil des vorderen Schloss-Parkplatzes (um nicht den Besuchern in den ersten Reihen durch Querstehen den Platz zu nehmen).

## Schloss Sofiero, Sofierovägen 131, 25284 Helsingborg, Eintritt in der Hochsaison April bis 
September (10 bis 18 Uhr, Erwachsene: 120 Kronen, Kinder unter 18: freier Eintritt), 
freies Parken (außer zu bestimmten Zeiten/Veranstaltungen), Infos: www.sofiero.se

Am Ticketschalter erhalten wir einen Geländeplan und besondere Guck-Tipps für Garten-Liebhaber und schwenken hinter dem Eingang erst mal ganz nach rechts zur Blumenstraße von Prinzessin Margareta, drehen eine große Runde entlang des „Royal Football Field“ bis zum Abzweig nach links zurück Richtung Orangerie zum Startpunkt für den Rhododendron-Canyon (auch wenn so früh im Jahr nur gerade mal ein paar Knospen aufgesprungen sind).

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Aber auch so ist das Wandeln durch die Schlucht entlang eines kleinen künstlichen Flüsschens ein wunderbar entschleunigendes Erlebnis. Unter einer hohen Bogenbrücke hindurch geht es schließlich bis ganz zum Ende des Park und werden dort mit einem tollen Blick auf den Öresund (natürlich wieder mit Hamlet-Schloss) belohnt.

Bevor wir weiterstromern, verlangt noch der Killerwal-Totempfahl nach unserer Aufmerksamkeit. Dann kurven wir ein Stück zurück, um auf den Weg hinauf zum Kinderspielplatz mit dem (neuen) Baumwipfelpfad zu gelangen (in früheren Jahren gab es hier mal ein oder zwei große Picknicktisch-Schaukeln). Auf wankenden Planken – aber gut durch Netzwände abgesichert – geht es kreuz und quer und auch mal etwas steiler hoch und runter durch die Blätter-Landschaft.

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Unterschiedlich hohe Plattformen fungieren als Ausguck und „Verkehrskreisel“ zugleich. Wieder am Boden spazieren wir den Weg weiter hoch zu Sofias Brücke, die über den Canyon hinweg zum Schloss führt. Dort wartet auf der rückwärtigen Terrasse schon der nächste Panorama-Blick auf den Öresund. Wer nicht die Gebäck-Auswahl im Schlosscafé testen möchte, darf sich mit seinem mitgebrachten Picknick auf die Bänke links und rechts der Schlosstreppe setzen.

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Danach machen wir die Schlosspark-Runde komplett, steuern die südliche Rhododendron-Schlucht an, laufen durch das Stein-Labyrinth zur Fabel „Löwe und Ratte“, passieren weitere Skulpturen und Kunstwerk, begutachten die noch laufenden Grabe-, Bau- und Pflanzarbeiten für die Saison, gehen aber noch nicht über „Los“ (sprich: zum Ausgang), sondern stromern noch mal zu den Blumenbeeten, in deren hinterem Bereich ein Pflanzenlädchen in einem gemütlichen Cottage untergebracht ist. Ach, was könne man hier nicht alles mit nach Hause nehmen, exklusive Blumensamen, fertige Pflanzen, edle Seifen und allerhand Nützliches und Schmückendes für den eigenen Garten. Aber wir sind ja erst am Beginn unserer Reise und müssen auf „unser“ Gewicht achten oder vielmehr auf das von unserem T-Rex. Also nehmen wir noch ein paar Augen voll von der ganzen Pracht und ziehen schweren Herzens weiter. Aber die nächste Ablenkung wartet gleich ein paar Schritte weiter im Glashaus „The Vinery“.

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Dort sind die noch die letzten Überbleibsel einer kleinen Sonderausstellung zu bewundern. Klein im buchstäblichen Sinne. In den Pflanztöpfchen stecken Miniatur-Gartenszenen zum Entdecken. Ein schöner Abschluss unseres Sofiero-Besuchs, der tatsächlich zweieinhalb Stunden gedauert hat. Die sind herumgegangen wie nix. Wenn man sich auch noch die Ausstellung im Schloss angeguckt hätte, die Schlossbutik schon offen gewesen wäre und man sich noch einen gemütlichen Café-Besuch gegönnt hätte, wären locker drei bis dreieinhalb Stunden drin gewesen. Uns zieht es aber nun weiter, denn wir müssen einem liebgewonnenen Ritual frönen: dem Besuch einer der vielen Biltema-Filialen. Dort gibt es nicht nur allerhand Autozubehör (wir brauchen tatsächlich Insektenentferner für die Windschutzscheibe – was uns durchaus freut, könnte ja ein Zeichen sein, dass doch wieder etwas mehr Brummer unterwegs sind, weil wieder mehr Leute ihren Garten insektenfreundlicher gestalten), sondern Dies und Das für Haus, Küche, Freizeit und Garten. Zum Abschluss noch ein paar Hot Dogs für fünf Kronen das Stück verspachtelt, dann können wir wieder Kilometer machen. Drei Stunden später haben wir den Vänersee erreicht und rollen auf den hoch auf dem Kinnekulle gelegenen Parkplatz des Café Utsikten in Hällekis. Etliche Wohnmobile haben sich schon mit der Schnauze nach vorn zum See aufgestellt. Trotzdem wäre für uns noch Platz. Aber uns ist es doch etwas zu voll hier, auch wenn man an nächsten Vormittag das kleine rustikale Café-Angebot nutzen könnte.

## Utsiktens Kaffestuga, Utsiktsplatsen Kinnekulle, 53394 Hällekis, <span;>freiwillige 
Nutzungsgebühr: 100 Kronen pro Übernachtung (wird für den Erhalt der Natur und die Pflege des 
Platzes verwendet), Bezahlung allerdings nur per Swish (ein Smartphone-App-Bezahlsystem, das 
man wiederum nur nutzen kann, wenn man ein schwedisches Bankkonto hat)

Doch wir suchen für heute Abend die Einsamkeit und finden diese auch auf dem etwas tiefer gelegenen großen Wohnmobil-Parkplatz im Stora Stenbrottet (Der große Steinbruch/freiwillige Nutzungsgebühr), auch der kleine Grand Canyon genannt.

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Nach einem Abendspaziergang zum Angelsee gleich nebenan (schöner Rundweg mit Picknick-Pause-Bänken und Grillstellen) machen wir es uns im T-Rex gemütlich.

## Stora Stenbrottet, 53394 Hällekis, freiwillige Nutzungsgebühr: 100 Kronen pro 
Übernachtung (siehe oben)

      Sprung-Ziele je Tag:       12345678910111213141516171819

10. Mai – Tag 3
Start: 11 Uhr | Gesamt-Km: 23783 km | Reise-Km: 1152 | Tages-Km: 374

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Morgens ist erst mal ein größerer Spaziergang den Steinbruch hinauf angesagt. Von dort hat man einen schönen Blick auf Angelsee und Umgebung.

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Auch einen Aussichtsturm im roten Schwedenhütten-Stil oberhalb des Steinbruchs erblicken wir (von dem haben wir im Internet gelesen: 19 Meter hoch, erbaut 1892; zudem hängt unten am Platz mit dem Plumpsklo ein Zettel mit den Öffnungszeiten).

## Kinnekulle Utsiktstorn, im Mai leider nur samstags/sonntags/feiertags 10 bis 17 Uhr; 
ab 13. Juni bis 12. August zusätzlich montags bis freitags 11 bis 18 Uhr; Eintritt: 25 Kronen 
in bar oder per Swish, Kinder (6 bis 12 Jahre): 15 Kronen; 
Infos: www.vastsverige.com/en/lacko-kinnekulle/produkter/kinnekulle-utsiktstorn

Die ganze Szenerie verlangt nach dem Einsatz der Kamera. Währenddessen kommt ein schwedischer Urlauber mit Vierbeiner vorbei und fängt ein Gespräch mit uns an. Denn er hat natürlich gesehen, dass wir diejenigen vom deutschen Wohnmobil unten auf dem Platz sind. Auch er ist Wohnmobilist, steht aber am Café Utsikten. Seiner Frau wäre es hier ein bisschen zu sehr Einöde, verrät er, während sich Hündin Elin ausgiebig von uns kraulen lässt. Wir schnacken eine ganze Weile, er gibt noch ein paar Tipps für die Umgebung und schwärmt von den weißen Blütenteppichen, die der Bärlauch später im Sommer hier ganz in der Nähe bilden wird. Die blühende Pracht, die wir auf der Anfahrt gesehen haben, stamme dagegen von den Buschwindröschen, die eher dran sind. Wenn dagegen der Bärlauch seine Zeit hat, rieche es überall nach Knoblauch. Diese skurrile Erfahrung müssen wir dann wohl ein anderes Mal machen. Nachdem wir uns noch ein bisschen länger unterhalten haben, marschiert unser Plauschpartner weiter, wir kehren zum Wohnmobil zurück.

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Nach einem ordentlichen Fotostopp am Utsiktsplats von gestern Abend setzen wir unsere Fahrt Richtung Norden bzw. entlang des Ostufers vom Vänern fort. Am Rastplatz Sandbäcken nutzen wir die Extra-Kabine des Servicehäuschens für Latrin-Tömning (WC-Entsorgung) und zapfen Frischwasser (Hahn ist nur ein Rüssel mit Perlator). Entsprechend ausgeglichen rollt unser T-Rex weiter und erreicht zur besten Mittagszeit den Götakanal in Sjötorp (da, wo der Kanal seinen Anfang nimmt). Die legendäre Wasserstraße feiert in diesem Jahr (2022) ihr 200-jähriges Bestehen. Aber die großen Jubiläumsfeierlichkeiten finden natürlich erst im Sommer statt.

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Wir haben den Ort daher ganz für uns (naja, fast – auf dem offiziellen kostenpflichtigen Womo-Stellplatz am Hafen stehen schon zwei Wohnmobile, 225 Kronen pro Nacht). Geparkt haben wir auf der südlichen Seite des Kanals auf einem Vier-Stunden-Parkplatz am Straßenrand nahe der Brücke und des Restaurants Kajutan. Zu Fuß sind es nur ein paar Schritte zum Schleusengebiet mit allerhand Erklärtafeln zur Historie. Im Café Baltzar (benannt nach dem Kanal-Erbauer Baltzar von Platen) schauen wir uns im kleinen Laden mit geschmackvoller Sjötorp-„Fanartikel“-Ecke (vom Käppi bis zum Hoodie) um. Eine Treppe höher ginge es zum Kanalmuseum.

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Doch wir haben langsam Tee-Durst und nehmen uns aus dem Café vier Stücke Wiener Bröd (zweimal mit Vanille, zweimal mit Pecannüssen) fürs Womo mit.

## Café Baltzar, Slussvägen 110/112, 54066 Sjötorp, geöffnet 10 bis 16 Uhr

Da es zu tröpfeln beginnt, machen wir uns aber erst mal auf die Weiterfahrt. Vielleicht ist in Kristinehamn ja besseres Wetter. Etwa eine Stunde später haben wir den rückwärtigen kostenlosen Parkplatz am Ende des Skulpturvägen mit geräumiger Bus-Abteilung gefunden. Leider regnet es sich nun so richtig ein. Also machen wir es uns mit einem heißen Kakao gemütlich und veranstalten ein Wiener-Bröd-Gelage. Tatsächlich lässt der Regen nach einer Weile nach und wir wagen den kurzen Spaziergang zur 15 Meter hohen Picasso-Skulptur direkt am Vänerstrand.

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Das weltgrößte Kunstwerk von Pablo Picasso steht auf einer schön hergerichteten Landzunge mit Picknickbänken, in der Nähe lädt ein Mini-Wäldchen zum Spazieren ein. Vorne an beim kleinen Ausstellungshaus laufen noch Verschönerungsarbeiten. Große Holzliegen warten schon auf ihre Installation. Man merkt: In Schweden beginnt die Besuchersaison eigentlich erst so richtig ab Juni. Uns ist es aber nur recht, dass sich hier noch nicht die Touri-Massen und Busladungen drängeln, um den schönsten Platz für ein Erinnerungsfoto zu finden. Am späteren Nachmittag verlassen wir den Ort, der den schmucken Häusern und gepflegten (und entsprechend bestückten) Bootsanlegern zufolge wohl eine beliebte Sommerfrische-Zuflucht für die Wohlhabenden ist.

## Wie Kristinehamm zu seiner Picasso-Statue kam, kann man hier nachlesen: 
https://visitvarmland.com/en/kristinehamn/culture-and-history/the-picasso-sculpture

Theoretisch könnte man außerhalb der Hauptsaison auch ganz gut auf dem eben verlassenen Parkplatz nächtigen. Aber darauf lassen wir es diesmal nicht ankommen. Stattdessen finden wir auf dem Rastplatz Prästbacken (kurz hinter Storfors – der Regen strömt wieder) ein lauschiges Übernachtungsplätzchen mit schnellendem Flüsschen, Anglernischen und – heute Abend ganz wichtig – einer Gatukök, wo wir noch original schwedische Köttbullar und einen reellen Kycklingstallrik (Hähnchenteller) bekommen – einfach, aber mit lecker Salat dabei. So abgelegen dieser Imbiss erscheint: Nach uns kommen noch eine ganze Reihe weiterer Leute mit knurrendem Magen herein (teils Einheimische, die an diesem Abend nicht mehr selbst kochen wollen, teils Angler vom Fluss). Wir nehmen unsere Speise mit ins Wohnmobil und stellen uns zum Spachteln etwas weiter nach hinten an den Rand (erst am nächsten Morgen entdecken wir auf der Rückseite des Imbiss ein Schild, dass das Übernachten 50 Kronen kostet – aber zum einen hat der Imbiss, wo wir das Geld hätten lassen können, noch nicht geöffnet, zum anderen haben wir dort ja auch schon gespeist und die Imbiss-Wirtin, die den Laden gegen 19 Uhr zugemacht hat, hat nichts zu uns gesagt). Wir werten das mal so: Stehgebühr abgegessen.

## Rastplatz Prästbacken, am Weg 26 zwischen Storfors und Filipstad, 
zugänglich aus beiden Fahrtrichtungen

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11. Mai – Tag 4
Start: 7.52 Uhr | Gesamt-Km: 23956 km | Reise-Km: 1325 | Tages-Km: 173

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Fünf Minuten nach der Abfahrt flankieren zwei Kraninche unseren Weg: einer links, einer rechts. Eine gute Viertelstunde später läuft der T-Rex auf dem Wanderparkplatz an der Kapelle im Naturreservat Högsbergfältet bei Persberg ein. Dort wartet zunächst einmal eine supersaubere Toilette auf eine Testsitzung. Dann folgen wir den beschilderten Waldwanderwegen zu den historischen Ruinen und Überbleibseln der alten Eisenerzgrube. Höhepunkt ist die Erkundung von „Tilas stoll“ inklusive Höhlen-Feeling und Eiswasserfall.

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Nach einer Extra-Runde zum Glockenturm am anderen Ende des Reservates geht es zurück auf dem unbefestigten schmalen Weg, den wir vorhin gekommen sind. Ab der Siedlung Persberg heißt unser Ziel dann Filipstad. Weil wir sowieso einkaufen müssen, steuern wir den innenstadtnahen Coop-Parkplatz in der Viktoriagatan an. In der hintersten Ecke gibt es vier extrabreite Parkbuchten für Wohnmobile.

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Gleich in Sichtweite ist die OLW-Fabriksbutik, deren Öffnungszeiten aber gerade nicht zu unserem Aufenthalt in Filipstad passen.

##OLW Fabriksförsäljning, Viktoriagatan 5, 68230 Filipstad; 
Donnerstag/Freitag 11 bis 18 Uhr, Samstag/Sonntag 11 bis 16 Uhr; 
Snacksbutik mit Chips und mehr

Wir beschäftigen uns dagegen erst mal mit Tee, einem späten Frühstück, Quizzen und Chillen, denn es tröpfelt mal wieder, und unser Fabrikshop des Tages hat noch nicht geöffnet: der Wasa-Laden samt kleinem Produktionsmuseum. Ab 13 Uhr aber ist es soweit. Wir rollen zum Fabrikgelände, wo wir uns quer vor die erste Parkbucht stellen, weil sonst wenig Platz auf dem Kundenparkplatz ist. Und dann nichts wie hinein ins kleine aber feine Wasa-Wunderland.

## Barilla-Wasabröd, Konsul Lundströms väg 11, 68282 Filipstad; Fabriksförsäljning mit 
musealer Ausstellung zur Firmengeschichte/ Produktion und kleiner Kaffeeecke; 
montags bis freitags 13 bis 17 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr

Eine Dreiviertelstunde später sind wir bepackt mit Knäckebrot, Keksen und Nudelpesto (wir haben uns mit dem Einkaufen aber noch zurückgehalten) zurück beim T-Rex.

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Den lassen wir zur Abwechslung wieder mal etwas länger am Stück traben – bis wir zum Stromschnellen-Gucken einen Zwischenstopp am Angelrastplatz Vemforsen einlegen. Vor Ort gibt es es einen komfortabel überdachten Grillplatz für die frisch gefischte Beute, eine Schutzhütte und ordentlich vorbereitete Holzscheite. Und etwas Schnee zum Auf-Eis-Legen liegt auch noch in der Landschaft herum.

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Aber wir angeln ja gar nicht, deshalb geht es für uns weiter. Wir wollen mal einem Tipp aus unserem (allerdings nicht mehr ganz taufrischen) Südschweden-Womo-Reiseführer nachgehen und schauen, ob es den Gratis-Übernachtungsplatz am beheizten und ebenfalls kostenlosen Freibad Äråbadet noch gibt.
Bei unserer Ankunft stellen wir zweierlei fest:
– 1. Es wurde ein nigelnagelneuer offizieller Bezahl-Womo-Stellplatz dort eingerichtet.
– 2. Selbst, wenn wir uns nur auf den normalen Parkplatz vor dem Bad stellen würden, wird es nichts mit der erhofften Schwimmrunde. Kein Wasser im Becken, weil gerade renoviert wird.

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Wäre ansonsten eine prima Anlage mit allem Drum und Dran gewesen. Schade, aber nicht zu ändern.

## Lima fritidsg<span;>ård<span;> <span;>Äråbadet,<span;> 
V<span;>ästra Ärnäs 303, 780 64 Lima, Wohnmobil-Stellplatz: 225 Kronen pro Nacht, 
unbemannt, Einchecken und Bezahlen per Internet und Visa, mit Müllentsorgungsstation 
und Versorgungshütte

Wäre das Bad nutzbar gewesen, hätten wir vielleicht entgegen unserer Freisteh-Maxime eingecheckt. So aber müssen wir uns wohl etwas anderes für die Nacht suchen. Den finden wir gut eine Stunde später nordwärts auf dem Parkplatz beim Start für den legendären Wasa-Lauf.

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Bevor wir uns dort zurechtmuggeln (mit Blick auf das riesige Aufstellfeld für die Skilangläufer), decken wir uns im nächsten größeren Ort (Sälen) beim Coop noch mit ein paar dringend benötigten Lebensmitteln ein. Dort finden wir auch endlich unsere heißgeliebten Kanelkakor. Unterwegs passieren wir eine Schoko-Manufaktur, die sicher einen Besuch wert gewesen wäre, aber erst ab Juni wieder geöffnet hat.

## Sälen Choklad, Östra Langstrand 304, Sälen, 
Öffnungszeiten 2022: 20. Juni bis 21. August täglich 10 bis 17 Uhr; 
22. August bis 18. Dezember donnerstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr

Unser Tag dagegen endet mit Bratkartoffeln und Wiener Bröd zum Nachtisch.

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12. Mai – Tag 5
Start: 10.35 Uhr | Gesamt-Km: 24200 km | Reise-Km: 1569 | Tages-Km: 244

bild: tag5

Heute wollen wir aufs Hochfjäll. Dazu steuern wir den Ski-Ort Sälens Högfjäll an, der im Prinzip nur aus einem großen Hotel (im runderneuerten roten Holzhaus- Look und inklusive Tennisplätzchen vor der Tür), einer überschaubaren Ferienanlage, dem unvermeidlichen, aber erst am 23. Juni öffnenden Supermarkt (ICA ist überall) und einem großen zentralen Parkplatz besteht.

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Zum Parken muss man sich allerdings per Smartphone-App beim Aimo Parkering registrieren (offenbar auch außerhalb der Skisaison, obwohl hier gerade nichts los ist). Wäre der ICA offen, müsste man – wenn man in der Mini- Kundenparkplatz-Reihe steht – sich laut Schild  übrigens selbst für den Kurz-Einkauf mit Gratis-Parken extra in der Park-App einwählen. Vorsichtshalber erkundigen wir uns bei einem gerade vom Fjäll zurückkehrenden schwedischen Ehepaar, wie das hier so mit der Parkgebühr funktioniert. So erfahren wir, dass das mit dem Einloggen seine Richtigkeit hat, aber das Parken um diese Zeit wohl nichts kostet, auch wenn das Stehen auf maximal sechs Stunden begrenzt ist. Gleichzeitig erzählen die beiden, dass auf dem Wanderweg gegenüber noch Schnee liegt und man deshalb irgendwann nicht mehr weiterkommt. Aber wir wollen ja auch gar nicht so weit auf dem südlichen Kungsleden wandern, sondern nur bis zum Bergbotanischen Garten, der etwa 700 Meter vom Eingangsportal entfernt liegt. Also wagen wir das App-Abenteuer, auch wenn das System beim Registrieren über unser nicht schweden-kompatibles Nummernschild-Format meckert. Wir ignorieren den Hinweis und klicken uns weiter durch die Anmeldung, bis wir „drin“ sind, unsere angepeilte Parkdauer eingeben haben und tatsächlich als Gebühr 0,00 sek angezeigt bekommen. Wir können also ruhigen Gewissens losspazieren. Grandioses Panorama um uns herum!

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Aber leider kommen wir tatsächlich nicht ganz bis ans Ziel. Der Abzweig zum Botanischen Garten (Eintritt wäre ganzjährig frei) ist zwar noch passierbar, doch exakt ab den „Eingang“ verhindert tiefer Schnee das weitere Vorankommen. Unser Versuch, trotzdem aufs Gelände zu kommen, scheitert sofort durch buchstäbliches Steckenbleiben.

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Dann eben nicht. Nachdem wir unsere Gräten mühsam wieder freibekommen haben, kehren wir um und erkunden stattdessen das Hotelumfeld.
Extra für uns (natürlich nicht!!!) gibt es kurz darauf ein kurzes Blaulicht-Schauspiel. Zwei Feuerwehrlöschfahrzeuge, eine Ambulanz und ein Einsatzleiterwagen rauschen heran, checken Hotel und Appartement-Anlage. Zum Glück nur ein Fehlalarm. Auch für uns wird es Zeit, wieder abzuziehen. Richtung Norden. Nicht ganz anderthalb Stunden später entern wir auf dem Skiberg Mickeltemplet bei Särna einen Aussichtsturm (auch der wieder im roten Schwedenstuga-Look), der zwar schon mal wesentlich bessere Zeiten gehabt haben muss, aber immer noch eine grandiose Aussicht über diesen Teil Dalarnas bietet – wenn man sich denn nicht vom Warnschild „Auf eigene Gefahr“ an der Tür von einer Besteigung abhalten lässt.

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Uns stoppt es jedenfalls nicht. Und was für ein Glück, dass der Himmel gerade seine grauen Regenwolken-Gardinen beiseite schiebt. So können wir schon mal von oben drauf gucken, wo wir später noch hinwollen – unter anderem zum Nationalpark Fulufjället. Kurz darauf sind wir schon mittendrin, drehen eine kurze Guckrunde auf dem Natur-Campingplatz (Bezahlung per Geld-in-Umschlag-und-rein-in-die-Box-System) am Fluss Mörkret). Von Stromschnellen können wir einfach nicht genug bekommen.

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Aber jetzt wollen wir zum Naturum. Nicht nur, weil man kostenlos parken, sondern von dort auch zum Njupeskär wandern kann, Schwedens höchstem Wasserfall. Dazu müssen wir aber erst mal 1,9 Kilometer Wegstrecke hinter uns bringen.

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Über Holzstege, Brücken und naturschönen Pfaden und begleitet von allerlei Bergfink-Begegnungen (bei uns zu Hause auf dem platten Land gibt’s die nicht) erreichen wir die erste Panorama-Haltestelle – und sind geplättet vom grandiosen Blick auf 125 Meter Wassergewalt, 90 Meter davon im freien Fall und ein Teil davon sogar noch in Gestalt eines Mega-Eiszapfens.

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Da wollen wir näher ran! 200 Meter weiter beginnt der Abstieg über verschachtelte Holztreppen. Über eine Brücke geht es weiter bis zu einer schönen neuen Plattform mit Sitzbank-Galerie und Nah-Blick auf den Wasserfall. Normalerweise käme man auch noch ein bisschen dichter heran, doch der letzte Steg ist gerade wegen Erneuerungsarbeiten gesperrt. Macht nix. Auch so atemberaubend.

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Nach ausgiebigem Bewundern und kurzem Picknick stellt sich uns nun jedoch die Gretchen-Frage: Gehen wir von hier aus die 1,9 km wieder zurück oder legen noch 100 Meter drauf und machen den Rundweg mit weiteren zwei Kilometern komplett? Ok. Einfach auf bekanntem Pfad zurückzugehen, ist auch mit dem Stolz von Flachlandtirolern nicht vereinbar. Aber gut, dass wir die Trekkingschuhe genommen haben, den schon nach ein paar hundert gemütlichen Plankenmetern bergan lauern in dieser Höhe auch schon wieder einige Schneefelder, natürlich genau dort, wo es wieder bergab geht. Zum Glück sind genug Hangelzweige in Griffweite. Danach ist der Rest ein Spaziergang.

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Als wir wieder am Womo sind, zeigt die Uhr 18.45. Zeit für die Schlafplatzsuche, denn auf dem Parkplatz des Naturum darf nicht übernachtet werden – auch wenn das Nationalparkzentrum in diesem Frühjahr erst wieder ab 26. Mai geöffnet hat. Aber wir wollen die Womo-Community ja nicht in Verruf bringen.

## Naturum Fulufjällets nationalpark (hier gibt es Wandertipps, Ausstellungen, Vorträge), 
weitere Öffnungszeiten 2022: 26. bis 31. Mai 10 bis 16 Uhr; ab 1. bis 26. Juni 10 bis 16 Uhr; 
ab 27. Juni bis 21. August täglich 9 bis 18 Uhr; ab 22. August bis 2. Oktober 10 bis 17 Uhr; 
ab 29. Oktober bis 6. November 10 bis 16 Uhr; 27. bis 30. Dezember 11 bis 15 Uhr. 
Kleines Café mit Souvenir-Verkauf geöffnet Juni 10 bis 17 Uhr, Juli und August 10 bis 19 Uhr, 
September 10 bis 17 Uhr.

Wir steuern erst mal zurück zum Natur-Campingplatz am Mörkret-Fluss, fahren aber in den Waldarbeiterweg gegenüber, der mehrere Stehnischen am Rand bereithält. Die letzte von uns angepeilte erreichen wir aber nicht. Eine hohe Schneebarriere versperrt uns den Weg. Wir probieren eine Alternativ-Nische aus. Hier könnte man bleiben, schön mit dem Flussrauschen im Hintergrund. Aber, wir geben es zu, wir wollen das zweite ESC-Halbfinale nicht verpassen. Und hier haben wir keinen Empfang. Also Motor wieder angeworfen und zurück zum Riksvägen 70. Am „Lägerplats“ Österdalälvsbron/Herdarfjorden Syd/Kringelfjorden finden wir einen see-nahen Übernachtungsplatz nach unserem Geschmack. Da haben wir echt ein kleines Paradies entdeckt, auch wenn dort schon ein Wohnmobil in einer der nummerierten Nischen (jede mit Anschluss zu einer Picknick-Grillstelle) Aufstellung genommen hat. Aber auf dem Gelände lässt es sich gut verteilt zwischen Heidelbeergestrüpp und Kiefern stehen. Vogelgezwitscher umhüllt uns. Vor uns breitet sich ein herrlicher Rundumblick aus, denn wir stehen hier praktisch wie auf einer kleinen Insel.

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Und dann reißt auch noch der Himmel auf. Die Abendsonne kommt durch und gießt magisch-goldenen Schimmer über den Kringelfjord (der zu Recht so heißt). Wie gut, dass der ESC erst um 21 Uhr beginnt…

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13. Mai – Tag 6
Start: 11.42 Uhr | Gesamt-Km: 24372 km | Reise-Km: 1741 | Tages-Km: 172

bild: tag6

Sooo entspannt kann man aufwachen! Rund um einen herum nur Vogelgezwitscher sonst nichts. Dem darf ruhig noch eine Weile zugehört werden, bis man zuendegedöst hat. Danach steht natürlich ein Draußen-Frühstück am Wasser an, gefolgt von einem Morgenspaziergang durchs Beerengehölz.

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Dabei entdecken wir ein Schild mit Holz-Regal, an dem wir am Abend zuvor so vorbeigerollt sind und das da besagt, dass eine Übernachtung auf dem Lägerplats 60 Kronen kostet (für Menschen wie uns ohne Zugang zur Swish-Bezahl-App liegen Umschläge für den Einwurf von Barem bereit). Das kostet nun wirklich nicht die Welt! Am Ende unsere Runde tauschen wir uns noch ein bisschen mit unseren Steh-Nachbarn aus dem Landkreis Oder-Spree samt Tierheim-Neuhund aus Portugal über unsere bisherigen Nordland-Erlebnisse aus. So ist am Abend zuvor, kurz vor unserer Ankunft, wohl eine ganze Rentier-Herde auf der Straße vorbeigezogen. Schade, hätten wir gern gesehen – denn die meisten Rentiere tauchen ja sonst eher nördlicher auf. Nördlicher ist unser Stichwort. Wir wollen heute ja noch zum Nipfjället und schauen, ob der Trollväg befahrbar ist. Über den Zauberweg, der einem vorgaukelt, man würde ohne Gasgeben bergan rollen, haben wir das eine oder andere schon im Reiseführer gelesen. Aber natürlich glaubt man so was erst, wenn man das selbst mal mitgemacht hat. Kurz vor dem Mittag bauen wir unser T-Rex-Lager wieder ab und machen uns auf den Weg. Etwa eine Dreiviertelstunde später sind wir am Ziel. Besser gesagt: kurz davor. Denn der restliche Weg vom Winterparkplatz zum Sommerparkplatz (dort, wo der Trollväg dann startet) ist durch Schnee versperrt. Wieder einmal. Da wir es wenigstens versucht haben wollen, überreden wir den T-Rex, mal anzutesten, ob man den nicht doch befahren kann. Der Test scheitert kläglich. Ohne Schneeketten ist hier nix zu wollen und rollen! Man kann eben nicht immer gewinnen.

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Ein paar Aufnahmen vom vulkan-ähnlichen Berggipfel Städjan (Höhe: 1131 Meter über dem Meeresspiegel) sind aber noch drin. Der Berg inspirierte auch schon Richard Dybeck zum Text der schwedischen Nationalhymne.

## Naturschutzgebiet Städjan-Nipfjället mit der südlichsten 
Rentierzuchtvereinigung der Welt (Idre sameby)

Wir befinden uns hier übrigens zwar immer noch in Dalarna, aber im sogenannten Gränsland. Das heißt: Nach Norwegen ist es nur einen Katzenspung. Und da wollen wir jetzt auch hin! Am Nachmittag sind wir schon mitten im Unesco-Weltkulturerbe, genau gesagt: in der Bergbaustadt Røros, wo seit Mitte des 17. Hahrhunderts und bis in die 1970er-Jahre Kupfererz abgebaut wurde. Unter Tage begeben wir uns diesmal aber nicht (die Öffnungszeiten von Olavsgrube und Co. sind so früh im Mai sowieso noch stark reduziert), sondern lenken den T-Rex zum kostenlosen Parken an einem Freizeitcenter (das irgendwie saisonmäßig auch noch nicht ganz wieder auf der Höhe zu sein scheint).

## Parking Verket Røros, Fv. 531, GPS 62°34'36''N, 11°22'19''

Nach 600 Metern Fußmarsch sind wir schon von den hübschen bunten Holzhäusern der Innenstadt umzingelt. Wir schlängeln uns hinauf bis zum Wahrzeichen der Stadt, der Røros  kirke (fertiggestellt 1784). Deren alter, angedeutscht klingender Name „Bergstadens Ziir“ erinnert noch ein bisschen daran, dass man nach Entdeckung des Erzvorkommens (mangels eigener Berbau-Erfahrungen) unter anderem Bergleute aus dem Harz und den ersten Grubendirektor aus dem Schwarzwald herholte.

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So weit die Historie. Nachdem wir noch den skurrilen Schlackeberg-Kontrast zu den Hutzelhöfen fotografiert und dabei zugeguckt haben, wie eine Mutterstute samt neugierig-verdattertem Fohlen zu Fuß vom Stall auf Hof A zu einem Stall auf Hof B „überführt“ wird, schnüstern wir jetzt ein bisschen in die Schaufenstern und Geschäften.

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Für einen Gang durch die kunterbunten Keramikwelten des Per Lysgaard (Kjerkgata 5) sind wir zwar schon zu spät dran, aber ein paar Norwegerfilz-Hauspuschen (Schnäppchen!) folgen uns zum T-Rex.

## Røros kirke, Kjerkgata 39, Eintritt: 50 Kronen, geöffnet Mitte Juni 
bis Mitte August: montags bis samstags 10 bis 16 Uhr, sonntags 12.30 bis 14.30 Uhr; 
ab 16. August bis 10. September: montags bis samstags 11 bis 13 Uhr; 
ab 11. September bis 31. Mai: samstags 11 bis 13 Uhr
## Per Lysgaard Galleri, Kjerkgata 5
## Kaffestuggu (eröffnet 1915), Bergmanngata 18, täglich von 10 bis 23 Uhr geöffnet 
(Küche 11 bis 21.45 Uhr)
## Weitere Infos zu den Sehenswürdigkeiten vor Ort: www.roros.no/de

Als wir nach 17 Uhr die Stadt wieder verlassen, kommt es tatsächlich auch für uns zur Rentier-Begegnung. Zwei „Halbstarke“ grasen auf einem Feld am Wegesrand. Es werden auf dieser Reise die einzigen beiden bleiben. Aber auf unserer Nordkap-Tour 2021 sind wir dafür ja umso mehr verwöhnt worden. Nun wollen wir aber mal zusehen, dass wir bis heute Abend in Trondheim sind. Unterwegs entdecken wir nahe der Schmelzhütte Dragås noch einen pittoresken Rastplatz mit WC-Entsorgungskabine an einem Wasserfällchen, der immerhin so stark ist, dass die Wassermassen die Steinplatten auf dem Rastplatz vibrieren lassen.

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Einen zweiten spontanen Zwischenstopp legen wir an einer Fußgänger-Hängebrücke ein, balancieren einmal über den Fluss ins Naturreservat gegenüber und wieder zurück.

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Ein dritter Halt ist kurz vor Trondheim auf dem Rastplatz Sandmoen (zwecks Grauwasser-Entsorgung und Frischwasser-Zapfung) nötig. Gegen 20.50 Uhr rollen wir auf dem möglichen Übernachtungsplatz Nummer 1 ein: Parkplatz am Botanischen Garten.

## Botanischer Garten, Lade Alle 58, im Ortsteil Lade nordöstlich der Innenstadt, 
Eintritt frei. Oberhalb des Arboretums befindet sich in einem Gutshof das Ringve Museum 
(Musikmuseum der besonderen Art; Eintritt 160 Kronen/für Studenten und Senioren: 140 Kronen; 
geöffnet Juni bis August: täglich 10 bis 16 Uhr; 
September bis Mai: dienstags bis sonntags 11 bis 16 Uhr).

Wir passen gerade so in die Bucht, direkt vor unserer Nase: die Bushaltestelle (nützlich, wenn man denn von hier aus weiter ins Zentrum möchte). Nach einem Suppen-Abendbrot entscheiden wir uns aber gegen eine Übernachtung an dieser Stelle. Auf der anderen Seite der Stadt (ebenfalls außerhalb des Zentrums) finden wir auf halber Höhe des „Joggingbergwaldes“ (Elsterparken) am Schotterrand eine Bucht, die lang genug fürs Womo ist. Wurde aber auch Zeit!

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## kurviger Parkstreifen am Roald Amundsends vei, Eingang zum Elsterparken mit Spazier- und 
Joggingwegen und (wenn die Bäume die Sicht freigeben, Blick auf den Fjord und die Innenstadt).

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14. Mai – Tag 7
Start: 13.09 Uhr | Gesamt-Km: 24748 km | Reise-Km: 2117 | Tages-Km: 367

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Für Trondheim haben wir ja echt das blöde Wetter erwischt. Es regnet Bindfäden und das zum 9-Uhr-Frühstück, zur 11-Uhr-Abfahrt Richtung Festungsberg und später auch wieder. Nur beim Spaziergang um die Festung Kristiansten haben das Glück einer Regenpause.

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Auf dem Fußmarsch zur alten Brücke mit der Holzhaus-Paradeansicht Trondheims ereilt uns wieder das kühle Nass von oben. Und wir dachten: Bergen sei Europas Regenhauptstadt.

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Naja, dann geht es eben – nach einem Tankstopp – schon am Mittag westwärts. Und das heißt für uns, weil wir Fähren weitgehend vermeiden wollen: südwärts. Ab Oppdal zischen wir dann wirklich nach Westen, schnurstracks zwischen dem Trollheimen-Gebirge im Norden und dem Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark im Süden hindurch.

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Ein grandioses Bergpanorama folgt auf das nächste. Gegen 19 Uhr haben wir genug vom Kilometer-Reißen. An der norwegischen „B70“ kurz vor Vulvik (Møre og Romsdal) finden wir eine etwas abseits liegende Stehspur mit Blick aufs Wasser und noch mehr Schneekappen. Kein Verbotsschild weit und breit, also wird das für heute unser Nachtquartier.

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15. Mai – Tag 8
Start: 10.07 Uhr | Gesamt-Km: 25033 km | Reise-Km: 2402 | Tages-Km: 285

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Beim Morgenspaziergang an unserem Stehplatz entdecken wir, dass wir nahe einer alten Gattersäge übernachtet haben. So was ähnliches gibt es auch bei uns in der Gegend – am Forsthaus Upjever in Schortens. Witzig. Da waren wir vor gar nicht allzu langer Zeit ebenfalls mit dem Womo.

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Noch ein paar Fotos, dann geht’s wieder „on the road“. Kurs: Kristiansund. Doch schon nach knapp einer halben Stunde Fahrt verlangt die weltweit erste Schwimmbrücke bei Larsneset, Bergsøybrua, nach unserer fotografischen Aufmerksamkeit. Der geräumige Rastplatz mit voller Ausstattung gleich daneben wäre auch für eine Übernachtung geeignet gewesen, wie uns zwei schon da stehende Womos anzeigen. Aber bei „unserer“ Säge waren wir dafür ganz für uns.

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Wieder eine halbe Stunde später schieben wir uns in Kristiansund sachte auf den Parkplatz am Hafen bei der alten Kaffeebrauerei. Vorbei an Booten und Yachten neueren Datums stromern wir zu Fuß zu den Oldies der Mellemverft, wo Ehrenamtliche auf dem frei zugänglichen Gelände historische Schiffe restaurieren.

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Eine kleine, aber feine lebendige Museumswerft.

## Larsneset Rasteplass, Larsneset 3, Øydegard
## Kaffebrenneriet Patrick Volckmar, Freiveien 8, Kristiansund, 
geöffnet 1. Januar bis 24. Juni Di, Mi und Sa 11 bis 15 Uhr, So 12 bis 15 Uhr; 
danach: ausgeweitete Zeiten; Eintritt gratis; Café und Laden für Kunst und Handwerk
## Mellemverftet Schiffswerftmuseum (Abteilung des Nordmøre Museums im 
Stadtteil Vågen), Kranaveien 22, Kristiansund

Aber nun freuen wir uns auf ein Erlebnis, das uns im letzten Jahr am Nordkap ein Berliner Wohnmobilist ans Herz gelegt hat: eine Fahrt auf dem Atlanterhavsvei. Der beginnt für uns mit einem rund sechs Kilometer langen Tunnel, der überraschenderweise „Atlantiktunnel“ heißt. 250 Meter tief geht es dazu unter das Meer. Huuuuh! Als wir das Licht am Ende des Tunnels sehen, sind wir schon auf der Insel Averøy. Ab jetzt heißt es noch mehr denn je: Tempo raus und überall anhalten, wo es schön ist. Das probieren wir auf dem Parkplatz gleich hinter dem Tunnel schon mal aus.

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Schon hier können wir uns an der Aussicht auf Meer und Berge kaum sattsehen. Den zweiten Halt machen wir etwa 20 Minuten später auf Geitøya an einer Bucht (unser Foto beweist: Schöner als hier kann man Müllcontainer nicht aufstellen!!!).

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Hier kann man der Aussicht wegen einen hohen Hügel erklimmen oder erkundet die Wartehütte für den Bootstransfer zur Insel Håholmen, wo sich die gleichnamigen Havstuer befinden, rote Fischerhütten, die heute zu einem Hotel gehören.

## Parkering Håholmen Havstuer og Korsholmen, Fv. 64; 
auf der gegenüberliegenden Straßenseite: Eldhusøya Parkering

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Nur kurz dahinter folgt schon das Kino-Highlight des Atlantikweges, die Storseisund-Brücke (auch wenn sie seit dem Daniel-Craigˋschen 007-Finale „Keine Zeit zu sterben“ wahrscheinlich jetzt überall nur noch James-Bond-Brücke heißen wird). Echt ein Stück coole Architektur mitten in der rauen Landschaft, kühner Hüftschwung inklusive.

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Mit 260 Metern Länge und 23 Metern Höhe ist sie die größte der acht Brücken des Atlanterhavsveis. Und – aus unserer Fahrtrichtung – direkt davor befindet sich zusätzlich noch ein schwebender Rundgang mit Informationscenter, Shop und Café. Wir wollen auch schweben. Also führen wir den T-Rex zu einer der längeren Parkbuchten und folgen dem Rundgang entlang des Ozeans und bedauern fast ein wenig, dass das Meer gerade nur ganz ruhige Wellen schlägt. Aber ein Erlebnis ist es trotzdem!

## Lyngholmen Parking mit Eldhuset - Atlanterhavsveien Kafé, 
im Sommer täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Startpunkt des Rundwegs 
(Eldhusøya Turistvegprosjekt).

Mühsam reißen wir uns irgendwann wieder los und tuckern wieder ein paar Minuten weiter. Wir suchen einen ruhigeren, nicht ganz so vollen Parkplatz, um eine Essenspause einzulegen. Fündig werden wir auf Skarvøya. Auch von hier hat man einen schönen Blick auf die (pardon) Bond-Brücke.

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Nach ausgiebigem Spachteln und Verdauen lassen wir den T-Rex gegen Nachmittag wieder von der Leine. Wieder kommen wir nicht weit. Bei Hågå weckt ein Wanderparkplatz unser Interesse. Von hier führt ein ein Kilometer langer Rundwanderweg über eine Landzunge mit „Rullarsteinhagen“, abwechslungsreicher Natur, maritimen Aussichten und scheinbar zufällig verstreut auf den Klippen, zwischen Tümpeln und Heidekraut „Resten“ eines antiken Tempels.

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Die Säulen sind Teil einer Marmorskulptur, die vom Künstler Jan Freuchen geschaffen wurde. Aber wir sind noch nicht am Ende der Atlantikstraße. Auf dem restlichen Stück zum kleinen Ort Bud, wo wir uns einen Übernachtungsplatz suchen wollen, lacht uns ein Abzweig nach Askevågen entgegen. Auch wenn der Weg nicht ganz so T-Rex-Ausmaße hat, zwängen wir uns hindurch und werden mit einem weiteren kleinen, aber feinen Aussichtspunkt belohnt: einem Glasbalkon über dem Meer. Gleich darunter sind Vater und Sohn beim Angeln, der Senior wenig erfolgreich, dafür holt der Junior gerade eine veritable Scholle aus dem Wasser. Wir schauen eine Weile zu und genießen das Gefühl, hier irgendwie am Ende der Welt zu sein.

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Dann aber geht es nach Bud. Wir parken zunächst auf dem unteren Parkplatz des „Kystmuseum“. Das wiederum liegt auf einer Erhöhung und bietet einen 360-Grad-Blick über das Fischerdorf und die Schären. Das Ganze ist allerdings auch Teil des wenig ruhmreichen deutschen Atlantikwalls und dient als Kriegsdenkmal.

## Bud Kystmuseum, Vikavegen, Öffnungszeiten 2022: 27. Juni bis 14. August 
täglich 12 bis 16 Uhr; Eintritt: 150 Kronen (Erwachsene), 120 Kronen (Rentner/Studenten).

Auf dem Gelände des ehemaligen Forts läuft uns ein Brandenburger Wohnmobilisten-Paar über den Weg, dem wir auch schon am Atlanterhavsvei ständig begegnet sind. Die beiden sind erstmals mit Mietmobil auf Tour und kommen aus Nordnorwegen, wo sie bisher aber nur Schnee oder Regen hatten. Die Ärmsten. Dafür ist dieser Tag ein Sonntag, wie er im Buche steht. Mal sehen, ob man am nächsten Tag in Molde noch mal aufeinander trifft. Dahin wollen die zwei jetzt weiter.

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Wir dagegen wollen – wie gesagt – in Bud bleiben. Aber nicht hier am Museum. Von oben haben wir da eine Stelle im Hafen entdeckt, wo bisher nur ein anderes Wohnmobil steht. Mit ein bisschen Suchen finden wir den Kai in ruhiger Abseits-Lage. Mit großzügigem Abstand platzieren wir unseren T-Rex neben dem älteren Norweger-Womo-Paar, das uns praktisch den Weg gewiesen hat und pflanzen uns erstmal auf die Picknickbank vor unserem Bug.

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Man kann echt schlechter stehen. Vor uns ziehen ein paar Eiderenten mit Nachwuchs ihre Bahnen. Links von uns baut sich am anderen Ufer eine hübsche Ferienappartement-Galerie im Fischerhütten-Style vor uns auf.

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Eine hübsche Katze, die sich hier offenbar zu Hause fühlt, stromert am Wasser entlang, und etwas später kreuzt am Horizont das Hurtigruten-Schiff „Kong Harald“ auf. Langsam geht der Vollmond auf. Schööön!!!

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16. Mai – Tag 9
Start: 9.45 Uhr | Gesamt-Km: 25158 km | Reise-Km: 2527 | Tages-Km: 125

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Okay, das kann auch passieren, wenn man sich irgendwo frei hinstellt. Unser Weg zurück zur Hauptstraße des Fischerdorfs ist durch Container-Ladearbeiten versperrt. Da kann man nur warten. Und wir haben es mit der Weiterfahrt nicht eilig. Doch dann macht der Lkw-Mann den Weg wieder frei und wir können durch. Kurs: Molde. Bei Kvittorp muss noch eben das Bergpanorama abgelichtet werden, dann sind wir schon am Ziel.

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Am Julesundsvei mit Blick auf Meer und Uferpromenade gönnen wir dem T-Rex eine komfortable Ver- und Entsorgung.

## Ver- und Entsorgung Molde, Julsundvegen, in Sichtweite 
von Molde Skandse und Scandic Hotel

Dann lockt uns das kleine Einkaufscenter Amfi mit Biltema und Eurospar. Leider wollen an der Kasse unsere Karten nicht funktionieren. Das ist ja mal was Neues! Das Gerät hatte heute schon mehrfach Probleme gemacht, erklärt man uns und ob wir Bargeld zum Bezahlen hätten. Tja, leider nur ein paar Münzen für den Automaten-Notfall. Was nun? Ein Bankomat muss her. Der Kollege unserer Kassiererin weiß, wo der nächste ist, und wir teilen uns auf. Einer bleibt mit dem noch nicht bezahlten Einkauf bei der Kasse, einer sprintet zum Geldziehen. Muss man auch mal mitgemacht haben! Nach vollbrachter Tat haben wir uns was Schönes verdient. Wir serpentinen zum Aussichtspunkt „Varden“ hinauf. Und was dort auf uns wartet, ist tatsächlich die Superduper-und-überhaupt-beste-aller-Aussichtspanoramen-jemals.

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Kaum zu beschreiben. Am besten selbst gucken.

## Varden, Molde-Panorama, Vardevegenf

Aber so viel sei verraten: Um uns herum breiten sich 222 Bergspitzen aus. Das muss wohl mal jemand für den Reiseführer durchgezählt haben, klingt jedenfalls nicht nach einer groben Schätzung. Eine kleine Berghütte mit Verpuste-Bänken gibt es da oben auch noch.

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Und etwas weiter unten ein Restaurant, das um diese Zeit (13.30 Uhr) aber noch geschlossen hat. Von dort oben sehen wir auch die Fähren kreuzen. Und diesmal wollen wir eine davon nehmen (nämlich die nach Vestnes), weil es eben nur so auf dem kürzesten Weg nach Ålesund geht. Gegen 15 Uhr rollen wir an Bord und merken schnell, da wollen noch eine ganze Menge Leute mehr mit, viele im blau-weißen Trikot und eine große Gruppe sogar per Bus. O-kay! Mal näher hingeguckt.

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Aha, hier sind Fußballfans von Molde FK unterwegs. Wollen die etwa auch nach Ålesund? Als wir uns später in einer langen Blechlawine  Richtung Westen bewegen, mit Fanschal schwingenden Insassen vor und hinter uns, wissen wir: Ja, wollen die.

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Ab und zu erhaschen wir im Kreisverkehr außerdem einen Blick auf sehr merkwürdige Vans und Minibusse, die durch eine sehr exzentrische Lackgestaltung auffallen, irgend einen lustigen Namen tragen und meist auch noch sehr abenteuerlich beschallt und verdrahtet sind. Später erfahren wir aus dem Internet: Norwegens Abiturienten (die ihre Prüfung allerdings erst noch vor sich haben und hier „Russ“ genannt werden) sind bereits außer Rand und Band und in ihren Einheits-Overalls am Feiern, was das Zeug hält – und das offenbar auch gern mal im Stadion. Naja, wenn es schon in Norwegens 1. Bundesliga (Elitserien) das Lokalderby Ålesund gegen Molde gibt, muss man wohl einfach dabei sein… Sind wir notgedrungen auch, denn als einen möglichen Übernachtungsplatz in Ålesund hatten wir uns den Parkplatz an der Color Line Arena ausgeguckt. Und nun ratet mal, wo das Spiel stattfindet… Wir lassen es daher mal darauf ankommen und antworten brav mit „Ja“, als uns einer von den Ordnern zweifelnd fragt, ob auch wir zum Spiel wollen. Er bespricht sich kurz per Funkgerät mit seinen Kollegen und „reicht“ uns weiter. Wir rollen da hin, wo man uns hinlotst. So geschmeidig sind wir mit dem Wohnmobil noch nie auf einem Parkplatz eingewiesen worden. Reinster Luxus! Um exakt 17.42 Uhr schalten wir den Motor aus. Rechtzeitig vor Spielbeginn gewissermaßen. Anpfiff ist nämlich um 18 Uhr. Natürlich wollen wir NICHT ins Stadion. Gucken aber schon.

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Wir schlendern mit zur Arena,  geht rechts einmal halb herum und stehen unversehens vor einer „gläsernen“ Einfahrt für Feuerwehr, Ambulanz und den schnellen Polizei-Zugriff. Nee, echt jetzt? Keine weitere Absperrung?

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Durch die Tore kann man tatsächlich einen Teil vom Spielgeschehen und dem Getobe auf den Molde-Rängen mitverfolgen. Das machen wir aber nur in der ersten Halbzeit, die Molde schnell zu dominierend scheint. Das 0:1 (aus Ålesund-Sicht) fällt jedenfalls nur wenige Minuten nach Anpfiff. In der Halbzeit kehren wir dem Leder den Rücken und spazieren ans Wasser, wo wir eine schöne Stelle zum Picknicken finden.

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Rechtzeitig vor Spielende und dem erneuten Strömen sitzen wir wieder im T-Rex und können alles gemütlich beobachten.

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Molde hat übrigens gewonnen. Wir überlegen derweil unsere Strategie für den nächsten Tag, denn am nächsten Tag feiert Norwegen (und damit auch Ålesund) den Nationalfeiertag. Wenn wir den in der Innenstadt miterleben wollen, sollten wir einen Übernachtungsplatz finden, der näher dran liegt als dieser hier (auch wenn wir sonst durchaus hier stehenbleiben würden).

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Als Erstes checken wir die Parkplätze zweier Supermärkte, die aber a) nicht so richtig groß sind und b) das Übernachten dort nicht erlauben. Der offizielle Womo-Platz Skjerva einige 100 Meter weiter, zu dem man uns schickt, ist zwar ziemlich neu, sauber und mit allen Schikanen samt Wasserblick ausgestattet, aber eben auch vergleichsweise teuer. Doch wir finden die goldene Mitte (räumlich gesehen), denn zwischen dem Rema1000-Parkplatz und dem Womo-Platz ist noch ein größerer öffentlicher Parkplatz ohne Automat. Und ganz am Rand an der Fiskergata wartet passenderweise noch eine lange Lücke auf unseren T-Rex. Als hätten wir das so reserviert. Man muss auch mal Glück haben.

## Für den kurzen LPG-Gas-Tankstopp: Shell, Lerstadsvägen 308
## Parkplatz Color Line Arena, Sjømannsvegen 14, Ålesund
## Bobilparkering Skjerva, Kjøpmannsgata 30, Ålesund
## Parkplatz Fiskergata, Ålesund

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17. Mai – Tag 10
Start: 18.25 Uhr | Gesamt-Km: 25288 km | Reise-Km: 2657 | Tages-Km: 130

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Um 7 Uhr hört man schon die ersten Salut-Kanonenschüsse. Auf den Balkons gegenüber werden die Flaggen ausgerollt. Wir stromern gegen 9.30 Uhr los, im Sog der immer zahlreicher werdenden Menschen in Tracht, Anzug, Kleid, mit Fähnchen und anderen Norwegen-Utensilien.

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Es geht in Richtung Kirche, wo die zentrale Aufstellung für den Festumzug stattfindet. Erste Musikgruppen ziehen uns entgegen, während wir weiter bis zum Apotekertorget und zur Hellebrua stiefeln, um im schönsten Jugendstil-Umfeld einen guten Stehplatz zu ergattern.

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Den finden wir erhöht auf einem Mäuerchen (mit praktischem Laternenmast zum Abstützen, falls nötig – schließlich scheint uns die Mai-Sonne zur Feier des Tages gehörig auf die Birne). Weitere Kanonenschüsse bollern uns um die Ohren. Kurz nach 10 Uhr biegt das Polizeiauto an der Spitze des Umzugs um die Ecke.

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Unter Fähnchenschwenken und Schlachtrufen, Blasmusik, Gesang, Majorettenstab-Gewerfe und Winken zieht Gruppe um Gruppe an uns vorbei, viele mit Standarten oder selbstgemalten Schildern – von der Kindergartengruppe bis zum Männerchor. Die Abschluss-Schüler (ja, wieder die „Russ“) haben wieder ordentlich Gewummere dabei und lassen ihre Scherz-Visitenkarten fliegen wie die Kamelle beim Rosenmontagszug. Auch zwei geschmückte Müllwagen und die gerade hier gastierende Zirkustruppe reihen sich in die Galerie der Phantasie-Wägelchen ein.

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Die Polizei sichert das Korso-Ende, und der Zuschauer-Tross setzt sich nun ebenfalls in Bewegung – vorbei an etwas überfordert auf der Karte nach dem richtigen Weg suchenden Kreuzfahrt-Passagieren der hinter uns „parkenden“ MSC Grandiosa. So schlendern wir ein bisschen weiter mit hinein in die Jugendstil-Stadt, die ihr heutiges Aussehen auch zu einem Großteil dem Norwegen-Fan Kaiser Wilhelm II. zu verdanken hat.

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Nach dem verheerenden Stadtbrand 1904, bei dem fast die komplette Innenstadt zerstört wurde, ordnete Uns-Willy die sofortige Hilfslieferung von Lebensmitteln, Medikamenten und Baumaterialien an. Aber das nur am Rande… Unterhalb des Haus- und Aussichtsberges Aksla landen wir derweil am zentralen Zieleinlauf.

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Zumindest die Fußgruppen versammeln sich dort noch mal, dann spielt das Larsgården Skolekorps „King Size“, anschließend singt der örtliche Kammerchor ein Lied für die Ukraine. Die folgenden Reden und die Nationalhymne sparen wir uns aber und mäandern durch die Innenstadt zurück zum Womo. Dort strecken wir erst mal die Beine aus. Gegen 16 Uhr wollen wir die Sonne noch mal an einer anderen Stelle in Ålesund nutzen und steuern den Parkplatz am Aquarium Atlanterhavsparken an.

## Atlanterhavsparken, Tueneset, Ålesund: eines der größten 
Salzwasser-Aquarien Nordeuropas und Meereswissenschaftszentrum, zeigt die norwegische 
Unterwasserwelt inkl. Pinguine, Otter und Seehunde, täglich geöffnet (bis auf einige 
wenige Tage im Jahr), im Sommer 9 bis 17 Uhr; 
Eintritt: 225 Kronen (Erwachsene), 100 Kronen (Kinder 3-15 Jahre).

Von da spazieren wir zum Meer, stromern entlang der Bucht (mit Bänken und Wanderwegen) und halten zum Abschluss noch mal schön ostfriesisch Teetied ab.

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Am frühen Abend allerdings packt uns wieder das Nomaden-Gen. Zwei Stunden später lassen wir uns auf dem Parkplatz vor der Kirche (von 1896, mit Friedhof) von Måndalen am Romsdalsfjord nieder. Scheint keinen zu stören, also bleiben wir und genießen die Abendstille mit Schneebergen auf der einen Seite und Fjord mit weiteren Bergen auf der anderen Seite.

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Bis im Tal des Mondes (Måndalen eben) der Mond aufgeht…

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18. Mai – Tag 11
Start: 9.25 Uhr | Gesamt-Km: 25381 km | Reise-Km: 2750 | Tages-Km: 93

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Auf der E136 geht es weiter ostwärts. Aber nicht weit. 20 Minuten nach Abfahrt sind wir schon am nächsten Ziel: Åndalsnes. In der Alpenstadt am Fjord wollen wir mal gucken, was unsere Wanderqualitäten so hergeben. Den offenbar gerade erst neu eingerichteten Bezahl-Wanderparkplatz am Startpunkt zur „Rampestreken“ lassen wir aber mal links liegen. Wir biegen einmal links um die Ecke und finden gleich am Rauma Kulturhus den nächsten geräumigen Parkplatz (schon mit einem norwegischen Womo drauf). Normalerweise auch ein Bezahlplatz, aber der entsprechende Hinweis auf dem Schild ist durchgestrichen. Was für ein Glück.

## Rampestreken Starting Point (100 Kronen pro Tag), Gamle Romsdalsvegen 9, Åndalsnes
## Parkplatz am Kulturhaus, Kongensgate

Nach einem leichten Frühstück schnüren wir die Wanderschuhe. Um 10.51 Uhr setzen wir den ersten Fuß auf die Eisenrost-Planken, die den ersten Teil der Wegstrecke zum anvisierten Skywalk bilden. Nach 400 Metern kommt schon ein erster Aussichtspunkt für Anfänger.

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Den haben wir einigermaßen locker geschafft – auch wenn uns frustierender Weise ein joggender Querfeldein-Jogger in der Zeit gleich mehrfach überrundet hat. Trotz Steigung. Aber wir bleiben unserem Bummelzug-Tempo treu. Unterwegs begegnen uns alle paar Meter lustige Troll-Silhouetten, die offenbar eine Kinderschatzsuche begleiten. Denn bei jedem Troll finden wir so eine kleine abgeschlossene Truhe. Als die jedoch irgendwann ausblieben, wissen wir: Jetzt wird es mit dem Kletterwandern wirklich ernst.

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Tatsächlich werden die steilen Passagen länger und unwegsamer (naja, für unsere Flachland-Verwöhnverhältnisse jedenfalls). Über Wurzelwerk, Steine und Felsstiegen winden wir uns mühsam immer höher. Manchmal helfen Ketten als Griffseil über besonders steile Stellen hinweg. Wir legen vorsichtshalber aber immer wieder kleinere Pausen ein. So kommen wir auch in den Genuss eines Plausches mit einem ebenfalls hochwandernden Paar aus Hannover (die Welt ist klein) samt jungem Schäferhund, der für die Berge geboren scheint. Die beiden sind schon drei Wochen auf Tour, sind jeden Tag gewandert und daher voll „im Training“. Wir lassen sie ziehen und kraxeln gemächlich nach.

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Zwischendurch genießen wir immer wieder den grandiosen Ausblick, wenn auch mit leicht mulmigem Gefühl. Jetzt bloß nicht hier stranden, weil man sich weder weiter- noch zurückwagt. Aber wir beißen uns durch und schaffen es auf den rund 500 Meter hohen „Aussichtsbalkon“ Rampestreken. Einmal frei schweben, bitte!

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In das vorne an der Rampe ausgelegte „Gästebuch“ tragen wir uns umso zufriedener ein. Aber wollen wir jetzt wirklich den ganzen steilen Weg wieder zurück? „Nur“ noch 200 Meter höher kraxeln, dann wären wir ganz oben auf dem Berg, dem Nesaksla – und könnten mit der Gondelbahn bequem wieder herunter. Ok, wir wagen es, trotz all der exponierten Sherpa-Treppen, die nun noch auf uns warten. Auf dem Weg kommen uns die schnellen Hannoveraner mit Hund schon wieder entgegen. Wir legen noch mal einen netten Zwischenplausch (=willkommene Pause) ein.

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Aber dann heißt es auch für uns: endlich hinauf auf die Bergspitze! Auf den letzten Metern in Begleitung eines fränkischen Ehepaars ohne Hund. Falls sich wer über das deutsche Nest hier oben wundern sollte: Es sind auch Norweger unterwegs.

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Um 14.05 Uhr haben wir die „Toppstuga“ erreicht und können es fast kaum glauben. 708 Höhenmeter haben wir überwunden. Fühlt sich für uns, die wir zu Hause fast sogar unter Normalnull leben, schon ein bisschen nach Mount Everest an. Das wollen wir auch noch etwas auskosten. Unser Retour-Ticket haben wir am Automaten zwar schon gezogen, aber es ist egal, welche Gondel wir damit nehmen.

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Also erkunden wir die weiteren Aussichtsrampen auf dem Berg, tragen uns auch in der dortigen Wanderhütte ins Berggipfelbuch ein und schauen uns im Aussichtsrestaurant „Eggen“ um (mit Top-Preisen, Kakao kostet 6,90 Euro, aber auch kostenlosen Toiletten vom Feinsten). Alles noch brandneu, denn das Restaurant ist zusammen mit der Gondelbahn erst im Juli 2021 eröffnet (und vorher natürlich aufwendig gebaut) worden.

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In der Gondelstation gibt es zum Bau und Materialtransport per Hubschrauber eine kleine Ausstellung. Die Außenbar des Restaurants ist noch nicht ganz fertig. Dort wird gerade noch genagelt und gehämmert.

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In der Gondelstation unterhalten wir uns noch ein bisschen mit dem „Gondoliere“, der uns danach prompt eine „Zwischengondelfahrt“ organisiert. Normal werden Personen zur halben und zur vollen Stunde befördert. Wir dürfen eine der frisch geleerten Materialnachschub-Gondeln nach unten nehmen und haben so die erste Reihe im gläsernen Kasten ganz für uns.

## Romsdal Gondel, Talstation: Jernbanegata 1, Åndalsnes - 
Fahrtzeit: 5 Minuten, mit 1679 Metern Länge die längste Seilbahn Norwegens, 
einfaches Ticket: 330 Kronen, Hin-und-zurück-Ticket: 495 Kronen. 
Öffnungszeiten 2022: 20. Juni bis 14. August täglich 10 bis 23 Uhr; 
15. August bis 4. September montags bis donnerstags plus sonntags 12 bis 22 Uhr, 
freitags und samstags 12 bis 23 Uhr; 5. bis 30. September montags bis donnerstags 12 bis 20.30 Uhr, 
freitags und samstags 12 bis 20 Uhr, sonntags 12 bis 20 Uhr. Weitere Infos: www.romsdalen.no.

Gegen 15.20 Uhr sind wir schon unten an der Talstation, die direkt neben dem Norsk Tindesenter liegt (das Norwegische Bergsteigerzentrum mit Norwegens höchster Kletterwand; www.tindesenteret.no). Nahebei ist auch das übrige Zentrum des Ortes inklusive Sport-, Outdoor- und Souvenirshops. Gegen 15.50 Uhr latschen wir zurück zum Womo-Parkplatz.

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Doch von oben aus der Gondel haben wir ein viel besseres Stehplätzchen entdeckt. Direkt neben dem Gleis der legendären Raumabahn. Zwei, drei Wohnmobile parken da schon. Das können wir auch. Wir kurven ein bisschen herum, bis wir die richtige Schneise gefunden haben und entdecken auch gleich eine Frischwasserstation. Denn hier ist ein offizieller Womo-Parkplatz neben einem normalen für Autos und Busse. Und auch hier müsste man normalerweise wohl etwas bezahlen. Aber: Hinweis durchgestrichen, Bezahlautomat verriegelt. Vielleicht, weil noch keine Hauptsaison ist?

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Wir nehmen das Geschenk jedenfalls dankend an. Jetzt aber haben wir uns die wohlverdiente Stärkung nach der Klettertour verdient (mit Kakao). Dann kommt auch noch die Sonne hervor. Wir stellen unsere Klappstühle nach draußen und – geniiiiiiießen!

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19. Mai – Tag 12
Start: 13.24 Uhr | Gesamt-Km: 25405 km | Reise-Km: 2774 | Tages-Km: 24

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6.45 Uhr : Ein Kreuzfahrtschiff legt direkt vor unserer Nase an –  naja, mit ein paar Gleisen, „Togkapellet“ (die vermutlich einzige Zugkappelle der Welt) und der Gondelstation dazwischen. Es ist die „Mein Schiff 4“. Es ist das erste Kreuzfahrtschiff in diesem Jahr in Åndalsnes, wie wir später im Ort erfahren. Aber da sollen noch größere in den nächsten Wochen kommen. Dabei hat der Ort selbst nur 2400plus Einwohner. Das Tui-Schiff dreht noch kurz und liegt dann zum Fotografieren parat (was wir natürlich tun).

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Wir beobachten das Kreuzfahrer-Geschehen noch eine Weile. Später am Morgen werden die ersten Gondeln mit den Tagesausflüglern gefüllt und über unseren Köpfen den Berg hinaufbugsiert. Wir spazieren dagegen noch mal zu den Läden im „Zentrum“.

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Im Intersport kommen wir mit dem Verkäufer ins Gespräch, der ursprünglich aus Polen kommt, einige Jahre in Deutschland gelebt hat und uns tatsächlich aus Ålesund vom Stadion wiedererkannt hat, weil wir draußen Fotos gemacht haben, anstatt zum Spiel zu gehen. Aha. Sind wir also mal wieder dumm aufgefallen. Hihi. Zurück am Womo machen wir uns abfahrbereit. Noch mal Wasser gezapft, an der nächsten Esso-Tankstelle Toilette und Grauwasser entsorgt, dann geht es zur Steilwand Trollveggen.

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Das Infocenter, das man extra nebenan auf den Parkplatz gebaut hat, öffnet zwar erst wieder ab 1. Juni, aber auch so ist die „Trollwand“ ganz schön imposant. Sie ist Teil des Gebirgsmassivs Trolltindene im Romsdalen und die höchste senkrechte Felswand in Europa. 1100 Meter sind es von der Basis bis zum höchsten Punkt. Vom Talboden des Romsdals bis zur Spitze sind es sogar 1800 Meter. An der steilsten Stelle beträgt der Felsüberhang fast 50 Meter. Eine fast schon magnetisch anziehende Herausforderung für Bergsteiger, von denen es aber leider nicht alle heil bis nach oben schaffen. Das zeigt auch die große Gedenktafel für die Abgestürzten unten am Parkplatz an. Jeder tödlich verunglückte Bergsteiger und Basejumper ist mit seinem Namen, Herkunftsland und Absturzjahr verewigt. Das lässt einen innehalten und schlucken.

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Wer da erst wieder auf andere Gedanken kommen muss, findet Ablenkung in der Bücher-Telefonzelle neben dem WC-Häuschen. Zwei Schweden-Krimis auf Norwegisch wandern in unseren Rucksack.

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Weiter geht die Fahrt bis zu einem Rastplatz in der Lesja Kommune. Der ist einfach zu schön gelegen, um ihn links liegen zu lassen. Unten am Fluss ist ein Teil der Picknickplätze noch in Schnee eingebettet.

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Unsere Einkäufe erledigen wir eine Stunde später in Dombås, Knotenpunkt zwischen Dovrefjell und Gudbrandsdalen. Ein großer Troll begrüßt uns freundlich auf dem zentralen Platz. Aber wir wollen heute noch ganz olympisch bis Lillehammer kommen. Also lassen wir den T-Rex noch zwei Stündchen weitertraben. – bis zum Parkplatz vor der Håkons Halle, flankiert von olympischen Fackelträgern, die tatsächlich noch aus dem Jahr 1994 übrig geblieben sind.

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Klar, dass erst mal ein Spaziergang über das ehemalige Olympiapark-Gelände fällig ist.

## Håkons Hall und Olympiapark, Nordsetervegen 45, Lillehammer
## Lysgårdsbakken, Skisprungschanzen, Birkebeinervegen 122, Lillehammer 
(per Sessellift erreichbar, 60 Kronen Erwachsene, 30 Kronen Kinder, 
150 Kronen Familienticket (2+2), geöffnet im Sommer 11 bis 18 Uhr).

Wahnsinn, was hier an den Tribünen für vergessenes Sportzeug herumliegt. Natürlich NICHT von Olympia, aber wohl von den diversen Aktivitäten des nahegelegenen Sportgymnasiums. Und aus den ehemaligen Sportlerbehausungen sind Studentenbuden geworden. Hat sich schon eine Menge verändert hier seit dem letzten Besuch im Sommer 1993.

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Gegen 21 Uhr unternehmen wir zum Abschluss einen langen Spaziergang bergab ins Zentrum (und später einen noch längeren wieder bergauf), passieren den Hof der Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Sigrid Undset („Kristin Lavransdatter“) und landen schließlich in der Haupteinkaufsstraße Storgata, die im weiteren Verlauf zur Fußgängerzone wird.

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Da tummeln wir uns ein bisschen auf der Suche nach Nahrung. Unsere Futterkrippe finden wir bei „Mesna“ (Storgata 84c), wo uns der Inhaber kurz vor Schluss noch einen sehr leckeren Hamburger und Falafel serviert.

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Ein flammender Himmel (der so schön leuchtet, dass einige Einheimische extra vor die Tür kommen, um Fotos mit dem Smartphone zu machen) begleitet uns auf dem Heimweg zum T-Rex.

## Bjerkebæk, Haus von Sigrid Undset (1882-1949), 
Sigrid Undsetsveg 16E, Lillehammer; hier schrieb die Mutter von drei Kindern 
nach der Trennung von ihrem Mann jene Romane, für die sie 1928 den Literaturnobelpreis 
bekam. Mit Garten, Museumsshop und Café. Geöffnet 2022 vom 18. Juni bis 14. August 
täglich von 10 bis 17 Uhr; vom 15. bis 31. August täglich von 11 bis 16 Uhr; 
vom 1. bis 30. September samstags/sonntags 11 bis 16 Uhr. 
Eintritt: 140 Kronen (Erwachsene), 
65 Kronen (Studenten + Kinder und Jugendliche von 6 bis 25 Jahren).

      Sprung-Ziele je Tag:       12345678910111213141516171819

20. Mai – Tag 13
Start: 7.30 Uhr | Gesamt-Km: 25661 km | Reise-Km: 3030 | Tages-Km: 256

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Zum Übernachten war der Parkplatz okay. Doch frühstücken wollen wir woanders. Ausgeguckt haben wir uns dafür einen Badeplatz in Hamar (noch so ein Olympia-Ort), Adresse: Strandvegen 166. Ausstattung: Picknick-Tische, WC-Häuschen mit lustigem Badebild, Kiosk  (offen ab 11 Uhr, außer montags) mit Asia Food, Waffeln, Tee und Kaffee (Letzteres für 20 Kronen).

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Einige Wohnmobile haben hier offenbar schon übernachtet. Unter den Norweger-Mobilen fällt uns ein deutscher Aus-der-Reihe-Tänzer auf. Kennzeichen FRI. Ach nee, was für ein Zufall. Unsere Ankunft ist auch von den Friesländern drinnen nicht unbemerkt geblieben: „Sehen wir richtig? Ihr kommt aus Wilhelmshaven?“ Das muss näher bekakelt werden. Während der Gemeindebrandmeister von Sande und seine Frau gerade erst auf dem Weg nach Norden Richtung Trondheim und Lofoten unterwegs sind, streben wir ja schon wieder südwärts Richtung Schweden. Genug Reiseerfahrungen zum Austauschen gibt es trotzdem. Und noch den Tipp der Nachbarn, mal beim Norwegischen Eisenbahnmuseum ganz in der Nähe vorbeizuschauen. Erst mal aber gibt es jetzt frisch angesetzte Pfannkuchen zum Frühstück.

## Norsk Jernbanemuseum, Strandvegen 161, Hamar. 
Öffnungszeiten: 
2. Januar bis 31. Mai dienstags bis sonntags 11 bis 15 Uhr; 
1. bis 30. Juni täglich 11 bis 15 Uhr; 
1. Juli bis 14. August täglich 10 bis 16 Uhr; 
15. bis 31. August täglich 11 bis 15 Uhr; 
1. September bis 22. Dezember dienstags bis sonntags 11 bis 15 Uhr. 

Eintritt: 100/120 Kronen (Erwachsene), 
65/85 Kronen (Kinder 4 bis 15 Jahre), 
85/100 Kronen (Studenten, Wehrpflichtige, Rentner).

Wir trinken noch einen Tee, blicken auf den See. Doch Schweden ruft.

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Punkt 13 Uhr brechen wir auf, fahren auf der 24 über Sand und Kongsvinger zur Grenze und können in Charlottenberg einem weiteren Biltema mit Hot-Dog-Imbiss nicht widerstehen.

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Durchs waldreiche Värmland steuern wir am Ende des Tages auf den lauschigen Naturparkplatz von Klässbols Linnéväveri südlich von Arvika und schlagen unser Nachtlager auf.

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21. Mai – Tag 14
Start: 12.20 Uhr | Gesamt-Km: 25922 km | Reise-Km: 3291 | Tages-Km: 261

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Wenn man schon vor den Toren des offiziellen Nobelpreis-Bankett-Tischtuch-Ausstatters genächtigt hat, sollte man auch mal einen Blick hinein werfen. Das tun wir gleich nach dem Frühstück.

## Klässbols Linnéväveri, Damastvägen 5, Klässbol, 
geöffnet montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags/sonntags 10 bis 16 Uhr.

Neben dem Laden kann man hier die Geschichte des Familienunternehmens und die Anfänge der Leinenweberei erkunden. Und einen Outlet-Fundus für die 2.-Klasse-Sortierung gibt es auch.

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Krass auch, so zwischen den Original-Maschinen hindurchzulaufen, auf denen die aktuellen Webstücke entstehen. Da heute ein Samstag ist, wird dort gerade nicht gearbeitet. Aber in der Qualitätskontrolle überprüft eine Mitarbeiterin gerade die neuen Stoffe. Am Mittag setzen wir unseren Weg bei leichtem Regen fort, testen den einen oder anderen Rastplatz am Wegesrand (einer hat neben einem Badesee sogar einen Schwimmsteg mit Sprungturm).

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Als wir um 18 Uhr auf den Rastplatz Säten bei Henån auf der Insel Orust rollen, empfängt uns aber schönster Sonnenschein samt Panoramablick auf die Schärenlandschaft der Westküste.

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Auch hier treffen wir wieder auf Camper aus Niedersachsen (diesmal aus Winsen an der Luhe), für die die Nordland-Reise gerade erst losgeht. Ein bisschen neidisch sind wir schon. Aber wir haben ja noch ein paar schöne Urlaubstage vor uns.

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22. Mai – Tag 15
Start: 10.52 Uhr | Gesamt-Km: [26120 km | Reise-Km: 3489 | Tages-Km: 198 ?]

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Heute wollen wir uns die Insel Orust einmal näher anschauen. Am Badeplatz Småholmarna fangen wir an. Vom Parkplatz aus ist es noch ein kleinerer Spaziergang zur Steganlage, die wirklich keine Wünsche offen lässt. Es gibt ein WC-Häuschen mit Umkleiden, Müllstation, barrierefreiem Steg ins Wasser, wer nicht auf den glatten Felsen wandeln mag, hat weitere Holzstege zur Verfügung. Und einen Sprungturm gibt es auch. Im Sommer ist es sicher toll hier.

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Wir spazieren zurück, vorbei an einem hübschen Gärten wie aus dem Petterson- und-Findus-Bilderbuch. In den Apfelbäumen hängen dunkle durchlöcherte Plastiktüten. Was es damit wohl auf sich hat?

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Wie gut, dass der Besitzer (der tatsächlich ein wenig wie Petterson aussieht) gerade im Garten auftaucht. Da können wir gleich mal fragen. Wir erfahren:  Die Tüten sind mit Grasschnitt gefüllt, damit sich Marienkäfer bzw. ihre Larven dort einnisten und dann die gefräßigen Apfelwickler dezimieren. Ein Tipp eines Apfelzüchters aus der Gegend, den er zum ersten Mal ausprobiert. Interessant. Wir bewundern noch ein bisschen den schönen Garten, in dem unser „Petterson“ neuerdings auch Bienen hält und Honig macht. Wir wünschen ihm gutes Gelingen, er uns noch einen schönen Urlaub. Dann trennen sich unsere Wege. Wir wollen Ausguckplatz 2 (Hälleviksstrand) erkunden. Der liegt oberhalb der Felsen und bietet einen schönen Blick auf die maritime Landschaft.

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Unsere Spaghetti-Session legen wir aber anderswo ein, auf einem nicht weiter ausgeschilderten, aber schön geschützt abseits der Straße liegenden Anglerparkplatz zwischen Hälleviksstrand und Boxvik. Hier lässt es sich aushalten.

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Am Nachmittag erkunden wir die Felsenbadestelle von Nösund (mit Warmbadehaus für Mitglieder und Natur-Schärenerlebnis für Nicht-Mitglieder). Doch selbst Letzteres wartet wieder mit Umziehhäuschen und Sprungturm auf. Was für ein Luxus.

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Auf der weiteren Inselrunde nehmen wir noch das prähistorische Ganggrab von Leby mit, das vor rund 5000 Jahren von Mitgliedern der Trichterbecherkultur errichtet wurde.

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In Skåpesund kurz vor der Insel Tjörn genießen wir auf dem dortigen Rastplatz eine weitere schöne Westküsten-Ansicht (max. Aufenthalt auf den Aussichtsplätzen vier Stunden, auf den Randplätzen zwölf Stunden). Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz  passieren wir einen weiteren Badeplatz hinter Skärhamn (Tjörn), der aber nix für Womos ist.

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Also nehmen wir Kurs auf Kungälv. Dort in der Gegend wollen wir zwei Naturplätze testen. Platz Nummer 1 (Ålevatten) ist uns mit seiner schmalen Zufahrt und abschüssigen Lage nicht so geheuer. Aber Platz 2 (Dyröd/Romesjö) ist unser. Der Bade-Parkplatz dort ist sogar ausdrücklich für zwei Wohnmobile erlaubt (max. eine Übernachtung).

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Bei unserem Spaziergang zum See treffen wir mal wieder auf zwei andere Reisende aus Deutschland. Diesmal handelt es sich um ein wanderndes Paar aus Trier, das auf dem Bohusleden unterwegs ist, sich die Umziehhütte am See als Nachtlager erobert hat und für das Abendbrot nun eine der auch hier zahlreich vorhandenen Grillstellen nutzt.

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23. Mai – Tag 16
Start: 11.25 Uhr | Gesamt-Km: 26340 km | Reise-Km: 3709 | Tages-Km: 220

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Wir können nicht anders. Wenn wir in der Gegend von Kungälv sind, müssen wir auch zur „Bruchbude“. „Bräckboden“ ist der Fabrikshop von Göteborgs Kex, und ein paar Tüten Waffeln, Kekse, Chips und Co. passen immer noch in den Bauch vom T-Rex (und später auch in unseren).

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## Bräckboden, Strandgatan, Kungälv, geöffnet montags bis freitags 10 bis 18 Uhr.

Über Göteborg und Varberg geht es erst mal auf der Autobahn weiter, danach kurven wir auf dem Västkustväg über Falkenberg und Halmstad bis Laholm und dann quer ab ans Wasser nach Mellbystrand. Dort überprüfen wir mal, was wir schon vor Jahren im Reiseführer gelesen haben – und was offenbar immer noch geht: Mit dem Wohnmobil kann man tatsächlich bis auf den Strand fahren.

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Wir suchen uns ein schönes Plätzchen, wo wir schön aufs Meer gucken können, ohne den anderen motorisierten Besuchern die Sicht zu versperren, gönnen uns dann erst mal einen Spaziergang an der Wasserkante und dann einen Tee mit einem Teil der Keks-Beute (Pfefferkuchenkugeln in Schokolade – boah, lecker, auch wenn nicht Weihnachten ist!). Danach lockt wieder das Meer bzw. das, was es so an den Strand gespült hat.

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Macht doch immer wieder Spaß, so eine Strand-Sachensucher-Runde mit Muscheln, Treibholz und Co. Später am Tag lacht uns die Sonne immer noch herausfordernd ins Gesicht, auch wenn sie schon tiefer  steht.

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Zeit für einen Wassertest. Ab in den Neopren-Shorty und laaange durchs Wasser gestapft, bis die ersten schwimmbaren Tiefen erreicht sind. Okay. Es ist schon noch etwas frisch um diese Jahreszeit, aber eine echte Überwindung ist nicht nötig, um unterzutunken.

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100 Schwimmzüge sind trotzdem eine kleine Herausforderung, doch erstmal warmgeschwommen, geht es ganz gut. Bei der Kneippkur-Wanderung zurück an den Strand wirkt das Wasser auf einmal warm. Später am Abend belohnen uns grandiose Himmelsverfärbungen, während der HSV im Fernsehen leider grandios gegen Hertha verliert und die Rückkehr in die 1. Liga ein weiteres Mal abschreiben muss.

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24. Mai – Tag 17
Start: 10.15 Uhr | Gesamt-Km: 26562 km | Reise-Km: 3931 | Tages-Km: 222

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Der Tag beginnt regnerisch mit grauem Himmel. Die Kommune lässt gerade die Buhnen im Wasser austauschen, wir haben Logenblick und beobachten das Spektakel, während wir frühstücken und langsam in Gang kommen.

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Als Erstes steuern wir mal den ICA Maxi an, weil wir mal ordentlich Müll loswerden müssen und auf dem Parkplatz eine Recyclingstation mit diversen Sammelbehältern zum Trennen bereitsteht.

## ICA Maxi Stormarknad, Söderleden 1, Mellbystrand, geöffnet täglich 8 bis 22 Uhr.

Und nun wollen wir mal schauen, was Laholm so zu bieten hat. Wir steuern den Parkplatz „Gröningen“  direkt am Fluss Lagan an, der offenbar so etwas wie ein kombinierter Anglerplatz (mit Schutzhütte, Extra-Stellen zum Ausnehmen der Fische und Grillfeuerstellen) und Besucherparkplatz für das nahegelegene Statkraft-Wasserkraftwerk ist. Dort, wo sonst in der Hauptsaison wahrscheinlich die Touri-Busse stehen, finden wir ein paar extra-lange Parkbuchten. Ein norwegisches Wohnmobil, dessen Insasse später mit Angel und Fahrrad zum Fluss loszieht, steht schon dort. Also stellen wir uns in gebührendem Abstand daneben.

## Parkplatz "Gröningen", Lagavägen, kurz vor dem Abknick 
Richtung Statkraft und Lagaholm-Schlossruine

Derweil hat es sich eingeregnet. Also präparieren wir erst mal eine Thermoskanne mit Tee für später und chillen eine Runde. Als der Regen nachlässt, spazieren wir als Erstes zum Zeichenmuseum. Doch dort ist an diesem Tag wegen einer internen Veranstaltung erst ab 13 Uhr geöffnet. Also drehen wir stattdessen ein Kurve durch die kleine schmucke Innenstadt.

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Viele kleine Skulpturen formieren sich dort zu einer Kunstrunde, die man sich per QR-Code erklären lassen kann. So vergeht die Zeit bis zur Museumsöffnung wie im Flug. Eine hübsche kleine Einrichtung ist das, untergebracht in einer historischen Brandwache, aber architektonisch elegant aufgebrezelt – mit großen Panorama-Fenstern Richtung Fluss. Die aktuelle Mai-Ausstellung (Natur- und Landschaftszeichnungen zweier moderner schwedischer Künstler) fügt sich da prima ein.

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Mit im Haus befindet sich auch eine kleine Touri-Info mit Shop, und eine kleine Kaffeeecke mit Snacks gibt es auch. Was wäre der Schwede ohne sein Fika-Kaffeepause???

## Teckningsmuseet, Hästtorget, Laholm; das einzige Museum für Zeichnungen 
in den nordischen Ländern, gegründet 1992; 
Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 16.30 Uhr; 
samstags/sonntags 12 bis 16 Uhr; Eintritt frei; 
weitere Infos: www.teckningsmuseet.se.

Uns selbst gelüstet es jetzt eher nach Tee. Also legen wir ein entsprechendes Päuschen im T-Rex ein. Punkt 15 Uhr stehen aber wir aber schon wieder auf dem Marktplatz, beziehungsweise der Südseite des Rathauses. Dort öffnet sich kurz darauf unter Glockenklang ein Bronze-Vorhang und gibt den Blick auf das historische Ritterspiel zwischen einem dänischen und einem schwedischen Blechmann zu Pferde frei.

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Diese kreuzen die Schwerter im friedlichen Turnierspiel in Erinnerung an den Frieden von Laholm, den Magnus Ladulås und der dänische König Erik Glipping 1278 geschlossen haben. Die mechanischen Ritter sollen dabei den Schweden Erengisle Plata und den Dänen Magnus Dysevold darstellen, erklärt man uns auf der Internetseite www.visitlaholm.se. Die müssen es ja wissen.

## Ritterspiel am Südgiebel des Rathauses in Laholm, 
vom 1. Mai bis 30. September, viermal täglich (9, 12, 15 und 18 Uhr).

Zurück am Womo, ist nun noch eine Ehrenrunde vorbei am recht ansehnlichen Wasserkraftwerk zur Schlossruine Lagaholm fällig. Viel ist vom Schloss (errichtet im 13. Jahrhundert, geschleift im 17. Jahrhundert auf Befehl von Karl XI.) nicht mehr zu sehen. Aber dahinter geht es zum Besucherzentrum von Statkraft mit einer großen Lachszuchtanlage. Alles sehr hübsch gestaltet, was man so von außen sehen kann – denn auch hier hat die Besuchersaison noch nicht begonnen.

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## Statkrafts besökscenter, Lagavägen 2, Laholm; Eintritt frei,
Öffnungszeiten: 1. Juni bis 31. August montags bis freitags 9 bis 15.30 Uhr;

Wir haben heute aber noch einen Termin. Um 17 Uhr beginnt in Vallberga auf einem Reiterhof-Gelände ein Hallen-Loppis des örtlichen Fußballclubs. Da wollen wir mal schnüstern gehen. Ist ein bisschen wie ein Gang durch die Jahrzehnte. Aber auch wenn es interessante Glas- und Weihnachtssachen gibt, halten wir uns zurück.

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In Skummelövsstrand holen wir beim ICA Nära noch mal das leckere Polarbröd und schlagen uns dann mit dem Womo eine der schmalen Stichwege zu Strand durch. Denn auch hier darf man auf dem Sandstreifen fahren. Der ist zwar fest, aber im Vergleich zu unserem letzten Stehplatz aber recht schlammig. Wo wir schon mal da sind, spazieren wir auf der langen Holzbrücke übers Meer.

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Auch hier wurde an die Rollstuhlfahrer gedacht. Ein extra Abzweig vom Steg führt barrierefrei ins Wasser. Wir dagegen satteln erneut unseren T-Rex, fahren immer an der Wasserkante lang und dann wieder rechts ab in die Sommer- und Luxushaus-Kolonie samt mümmelnder Kaninchen-Horden in den Gärten.

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In Mellbystrand steht man einfach am besten. Allerdings springt am Abend unser Klo überraschend auf Rot. Da müssen wir wohl noch mal eine Entsorgungsrunde einschieben. Am Rastplatz Snapparp (Latrintömning) an der E6 verschaffen wir dem T-Rex Erleichterung. Nun aber steht unserem zweiten Strand-Abend nichts mehr im Wege.

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25. Mai – Tag 18
Start: 10.50 Uhr | Gesamt-Km: 26614 km | Reise-Km: 3983 | Tages-Km: 52

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Einmal noch Strand-Chillen mit Regen, Wolken, Sonne und blauem Himmel im raschen Wechsel. Dazu Meeresrauschen deluxe.

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Da wir aber gestern Abend auf den Geschmack gekommen sind, peilen wir heute Vormittag einen weiteren Hallen-Flohmarkt an. Am Ortseingang von Skummelövsstrand parken wir an der Hofeinfahrt und warten darauf, dass uns jemand gegen 11 Uhr die Pforten öffnet. Ein paar Minuten später ist es so weit. Die Loppis-Betreuerin fährt mit dem Auto vor und wir entern das Plunderreich.

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Ein Roman von Fredrik Backman (Björnstaden Teil 2) kommt am Ende ins Körbchen – für zehn lächerliche Kronen, von denen wiederum fünf Kronen in den Spendentopf für das Afrika-Projekt eines örtlichen Arztes und einer Krankenschwester landen, die dort ehrenamtlich Gaumenspalten-Operationen vornehmen. Wir erfahren, dass die Loppis-Verkäuferin damit ein Hobby ihrer heute 84 Jahre  alten Mutter fortführt, die im Haus neben den Loppis-Scheune (zu der noch eine weitere gehört) wohnt. Und dass über diese Mini-Spenden immerhin jedes Jahr um die 3000 Kronen zusammenkommen. Nicht schlecht! Wir plaudern noch ein wenig über unsere Wohnmobil-Reisen. Die Loppis-Frau und ihr Mann sind frühere selbst viel mit dem Womo in Europa umhergereist und empfiehlt uns Ungarn (okay, aber nur wenn der Orban weg ist) und Ceský Krumlov in Tschechien als Orte, die man unbedingt mal gesehen haben muss. Wo wir jetzt aber unbedingt noch hin müssen (auch um einige Schweden-Lebensmittel als Mitbringsel für die nordland-hungrige Familie zu „erjagen“), ist das große Shoppingcenter in Väla bei Helsingborg. Am Nachmittag verabschieden wir uns von Schweden und fahren die große Brücken-Tour zurück nach Dänemark. In der Nähe von Kolding (auf dem wohltuend wenig überlaufenen Rastplatz Harte an der E20 Richtung Esbjerg) finden wir unser Nachtlager inklusive Extra-Spur für die gratis Ver- und Entsorgung.

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26. Mai – Tag 19
Start: 10.05 Uhr | Gesamt-Km: 27481 km | Reise-Km: 4850 | Tages-Km: 867

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Heute ist Himmelfahrt, und es ist viel los auf der Autobahn. Baustellen und Unfälle sorgen für Stau. Das kennen wir aus Dänemark so gar nicht. Aber wir kämpfen uns erst mal bis Padborg, um noch einmal etwas billiger zu tanken. Später auf deutschem Boden machen wir uns in Wasbek auf die Suche nach dem Badesee, den wir auf der Hinfahrt vor 19 Tagen im Vorbeifahren gesehen haben. Auf abenteuerlichen Wegen pirschen wir uns heran, stellen aber fest, dass das wohl eher ein Angelsee mit Bezahlcamping war. Nichts für uns jedenfalls. Naja, man kann nicht immer gewinnen. In Rade (Landkreis Harburg) verzehren wir unser Pausenbrot an einer stillgelegten Tanke/Autowerkstatt am Wegesrand in schön grüner Umgebung und hungrig beäugt von Bachstelzen und Rotkehlchen (Käsebrot ist aber nix für euch, ihr Piepsies!). Am Nachmittag ist unsere Reise beendet. Ein letztes Mal Entsorgen in Sande (Reisemobile von der Kammer) und den T-Rex wieder in die Halle zum Schlafen geschickt.
Ach ja! Schön war’s!

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