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2024 September – Frankreich, Bretagne


07.09.2024 bis 27.09.2024 2024 September – Frankreich, Bretagne

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Tag 1 – Samstag, 7. September 2024
Abfahrt: 17.42 Uhr, Tachostand: 53.486 km

Über die A29 und die A28 inklusive Emstunnel schicken wir den T-Rex Richtung Niederlande. Nahe Emmen grüßt eine XXL-Giraffe vom Wegesrand und wirbt für den örtlichen Zoo.

bild: fr-br

Bei Ermelo passieren wir einen Strand namens Horst (hihi). Bei Wind- und Kitesurfern scheint der ziemlich hip zu sein. Parken im beschrankten „Leisureland“ kostet laut Internet aber für Womos zwischen sechs und zwölf Euro, je nach Saison und Gebiet. Ob man dort dafür auch über Nacht stehen dürfte?

bild: fr-br

Kommt für uns aber sowieso nicht infrage. Wir wollen es heute noch bis nach Belgien schaffen. Um exakt 21.58 Uhr sind wir am ausgeguckten Zielort, den kostenlosen Wohnmobilstellplatz in Brasschaat kurz vor Antwerpen. Scheint kein Geheimtipp mehr zu sein, aber es ist noch Platz für uns. Yeah! Schnell noch einen Abendsnack – und eingemummelt.

 

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Tag 2 – Sonntag, 8. September 2024
Abfahrt: 12.20 Uhr, Tachostand: 53.900 km,

Nach dem Dauerregen in der Nacht wachen wir am nächsten Morgen auf mit der Sonne im Gesicht. Eichenzweige winken uns durchs Dachfenster zu. „Hopphopp, raus aus den Federn!“, scheint uns die Natur zuzurufen. Immerhin gibt es einen Schlosspark zu entdecken. Wir spazieren also los Richtung „Kasteel“, das irgendwann hinter einer Kurve durchs Geäst lugt.

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Einen hübschen Blick auf das 1892 erbaute Klinkerschlösschen im Neo-Renaissancestil hat man von der ebenso hübschen Steinbrücke, die sich nun vor uns auftut. Im Schlossgraben driftet eine moderne Skulptur vor sich hin.

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Wir umrunden das Schlösschen, stellen fest, dass der Park auch bei den Einheimischen ein beliebtes Ziel für den Sonntagsspaziergang ist, fühlen das künstlerische Auge einer Edelkastanie auf uns gerichtet (und gucken zurück) und steuern über eine weitere historische Brücke zurück Richtung Sportoase und Camperplaats.

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Nun aber los. Frankreich wartet. Knapp zweieinhalb Stunden später (und nach etwas chaotischer Stellplatzsuche, weil gefühlt die halbe Stadt gerade Baustelle ist) stellen wir den T-Rex in Lens auf einem Supermarkt-Parkplatz (Grand Frais Liévin) ab, ein Stückchen entfernt vom hinteren Ende des Parc du Louvre-Lens. Der eigentliche Museumsparkplatz um die Ecke erscheint uns wegen Schranke und Höhensperre irgendwie nicht womo-tauglich. Aber zum Glück ist ja Sonntag und daher am Frischemarkt nix los. Und der viertelstündige Spaziergang zum Lenser Louvre ist ja keine Höhe, sondern führt im Gegenteil hübsch durchs Grüne und auch schon an ersten Kunstwerken vorbei.

bild: fr-br

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In der Louvre-Filiale auf einem ehemaligen Bergbaugelände (Eintritt frei) erwarten uns 250 Leihgaben vom Pariser „Mutterschiff“ – und ein angenehm kompakter Ritt durch 5000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte von den alten Ägyptern bis Napoleon und  hin zu den zeitgenössischen Skulpturen im Landschaftspark vor der Tür.

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Und ein bisschen Niedersachsen in Gestalt eines Braunschweiger Löwen aus dem Mittelalter begegnet uns auch – roooaaarh!!!

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Zum Abschluss drehen wir noch eine Runde durch den Museumsshop, den wir glatt leerkaufen könnten. Aber wir sind ja erst am Beginn der Reise. Gegen 17 Uhr sind wir bereit für die Weiterfahrt. Die endet für uns heute dreieinhalb Stunden später auf dem Gratis-Stellplatz im Abtei-Ort Jumièges westlich von Rouen. Hallo, Normandie!

 

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Tag 3 – Montag, 9. September 2024
Abfahrt: 11.30 Uhr, Tachostand: 54.354 km,

Das hat man auch nicht jeden Tag: Praktisch zum Frühstück traben ein paar Esel mit ihrem Besitzer vorbei. Die puscheligen Viecher lassen den Tag heiter beginnen, obwohl das Wetter eher Nieselregen bietet.

bild: fr-br

Auch wir traben jetzt los. In nicht mal fünf Minuten vorbei an schmucker ländlicher Normandie-Architektur stehen wir vor Frankreichs wohl schönster Klosterruine (mit Ursprüngen aus dem 11. Jahrhundert). Davor versammeln sich das ebenso historische Postgebäude mit Touri-Info, Bäcker, Salon du Thé, Friseur und Crêperie gleich daneben und drumherum. Geballte Dorfpower eben!

bild: fr-br

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Uns treibt das feuchte Wetter in den Museumsshop der Abtei. Und was lacht uns da entgegen? Ein Haufen Normandie-Souvenirs, die sich über den ständigen Regen in der Region lustig machen. Jo!

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Draußen noch ein paar Fotos vom schönen Gemäuer geschossen (den Eintritt zum Gelände sparen wir uns), dann gondeln wir zurück zum T-Rex. Vor Ort nutzen wir eben noch die Chance zur Schwarzwasser- Entsorgung, und schon sind wir wieder auf die Piste. Nach knapp zweieinhalb Stunden Fahrt ruft uns bei Dozulé  (südlich von Cabourg) ein Super-U zum Einkauf. Denn in Frankreich sollte man immer ein Baguette zur Hand haben. Zumindest hat sich das bei uns auf Reisen so eingebürgert. Natürlich finden noch weitere Lebensmittel den Weg in unser Womo, damit auch bei einer spätabendlichen Ankunft etwas zu kauen da ist. An diesem Tag ist das allerdings nicht der Fall. Bereits gegen 16.30 Uhr rangieren wir den T-Rex in eine der wenigen Lücken auf dem Stellplatz von Dinan unterhalb eines mächtigen Viadukts. Glück gehabt.

bild: fr-br

Zwar schließt eine große Wiesenfläche ans Gelände an, auf der man theoretisch auch stehen könnte. Die ist uns momentan aber viel zu aufgeweicht. Mit Keilen bekommen wir die Schräglage in der hintersten Kurve des Platzes ganz gut in den Griff. Stellt sich nur noch die Frage, ob das Übernachten hier etwas kostet. Wir hatten so etwas im Internet vorher gelesen, vorne am Parkplatz gibt es auch einen Automaten, aber bei der Einfahrt zum hinteren „Abteil“ steht ein Gratuit-Schild. Rund um uns zu hat auch keiner ein Ticket im Fenster. Na, dann… auf zum Erkunden unserer ersten Station in der Bretagne. Die Fahrräder bleiben jedoch in der Garage. Denn Dinan und seine Straßen und Gassen kleben nach Schwalbennest-Manier am und auf dem Hang, der steil vor uns aufragt. Diesen erklimmen wir über etliche Treppenstufen und landen so in der Altstadt innerhalb der beeindruckenden Stadtmauern.

bild: fr-br

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Wir genießen die Aussicht hinunter auf Hafen und Fluss (die Rance) und stromern dann zur Basilique Saint-Sauveur, vorbei am Uhrenturm (Tour de l’Horloge), bewundern die mittelalterlichen Häuser, schnüstern durch die Läden, gönnen uns ein (göttlich-leckeres) Eis von „Le Pôle Nord“, besuchen die Biscuiterie du Graal, begeben uns  auf die steilen, von Galerien und Kunsthandwerker-Lädchen gesäumten Pfade bergab zum Jerzual-Tour und gelangen über die Rue du Petit Fort zum Hafen und zurück zum Stellplatz am Viadukt.

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Später am Abend wird das Bauwerk grün und blau beleuchtet. Cool! Das gibt ein paar spukige Fotoexperimente!

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Tag 4 – Dienstag, 10. September 2024
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 54.650 km

Heute wissen wir genau, wo wir landen wollen. Am Strand! Und zwar an einem, den wir vor fünf Jahren bei unserem ersten Bretagne-Besuch entdeckt haben – dem südwestlichsten Abschnitt des Plage des Blancs Sablons bei Le Conquet. Wer das auf der Landkarte sucht:  links von Brest, direkt am Atlantik, genauer gesagt: am Mer d’Iroise im Finisterre. In knapp drei Stunden sind wir da. „Unser“ Parkplatz von damals hat sich zum Glück kein Bisschen verändert. Heißt: Auf Platz P6 ganz rechts im vorderen Bereich kann man immer noch locker mit dem Wohnmobil stehen und übernachten. Jetzt wollen wir es auch genau wissen. Schnell  die Treppenstufen hinunter und nachgeguckt. Japp! Das Meer ist da, wo es sein soll, und macht das, was wir von ihm erwarten: Wellen!

bild: fr-br

Doch das Wetter ist gerade etwas ungemütlich, deshalb gibt es erst mal im Womo eine Runde Tee. Dann klart der Himmel auf, und die Sonne kommt heraus. Das ist der Startschuss: Ab in den Neopren-Shorty und ins Wasser zum Wellenhüpfen. Yeah!

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Tag 5 – Mittwoch, 11. September 2024
Abfahrt: —- (Stehtag), Tachostand: 54.650 km,

Heute heißt der Mix des Tages: Baden, Wellenreiten mit dem Bodyboard und Radfahren.

bild: fr-br

Zum Erkunden der näheren Umgebung drehen wir zuerst eine Runde um das Feldschanzen-Relikt Redoute des Blancs Sablons aus Kriegszeiten, schwingen uns dann auf die Drahtesel und radeln auf der Route de la Presqu’ile Kermorvan vorbei an vielen Schiffchen und am Menhir de Kermorvan bis ganz ans Ende der Landspitze.

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Wir „parken“ am Fort de Kermorvan und spazieren zum Leuchtturm mit dem überraschenden Namen Phare de Kermorvan.

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Dort laufen wir einer enthusiastischen Mitarbeiterin des Tourismusbüros in die Arme, die unsere große Kamera sieht und uns auf ein kleines Naturspektakel hinter dem Leuchtturm hinweist: im Meer spielende Kegelrobben. Jaaaa! Und dazu noch eine tolle Aussicht und Traumwetter mit allem Zipp und Zapp. Perfekt! Hier lässt es sich eine Weile aushalten.

bild: fr-br

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Aber wir wollen ja noch einen anderen Zipfel erkunden. Dazu erst mal zurückgeradelt, dann aber rechts abgebogen zur langen schmalen Fußgängerbrücke über den Mündungsarm des Atlantiks nach Le Conquet. Gerade ist Ebbe. Einheimische sammeln Muscheln und Krebstiere fürs Mittag- oder Abendessen. Hunde von Spaziergängern flitzen über die weite Fläche, und eine Reiterin versucht, ihr Pferd an diesen komisch weichen Untergrund zu gewöhnen.

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Wir überlegen, ob wir steil bergauf weiter in den Badeort hineinfahren, entscheiden uns aber dagegen. T-Rex, Tee und der Atlantik rufen.

 

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Tag 6 – Donnerstag, 12. September 2024
Abfahrt: 9.45 Uhr, Tachostand: 54.880 km,

Nach dem freien Stehen ist naturgemäß Entsorgung fällig. Das besorgen wir in sieben Minuten Entfernung auf dem offiziellen Wohnmobilstellplatz in Ploumoguer. Ein toller Platz für eine ordentliche Anzahl Womos, wenn man etwas urbaner und trotzdem ruhig und im Grünen stehen möchte. Übernachten und Entsorgen sind gratis. Wasser haben wir noch. Unser 11.30-Uhr-Spätfrühstück wollen wir trotzdem woanders nachholen. Dazu schicken wir den T-Rex zur Baie de Daoulas, Teil des Natura-2000-Schutzgebietes. Dort finden wir einen hübschen Picknickplatz an einem kleinen (gerade aber nur am Wochenende geöffneten) Ausflugskiosk namens La Paillote du Yelen mit rustikalen Sitzplätzen, Stehtischen und einer Tauschbibliothek.

bild: fr-br

Während wir im T-Rex mampfen kommt der eine oder ander Spaziergänger mit Hund vorbei, ein älterer Herr geht schnorcheln. Nettes Plätzchen zum Entschleunigen. Nach einem Stündchen Pause steuern wir ein weiteres Küstenziel an: den Plage de Tibidy, der romantischer klingt als er sich uns an diesem Tag präsentiert. Zum einen schüttet es gerade aus Eimern, zum anderen ist der Zugang zur gleichnamigen Mini-Insel offenbar für Besucher geschlossen. Das hatten wir im (nicht ganz taufrischen) Womo-Reiseführer anders gelesen. Aber die Insel scheint in Privatbesitz zu sein, und die Eigentümer wollen wohl keine Spaziergänger mehr. Schade.

bild: fr-br

Aber uns ist es hier gerade sowieso zu grau und nass, also fahren wir weiter nach Landévennec. Dort empfängt uns nicht nur etwas besseres Wetter, sondern auch ein skurriler Aussichtspunkt – direkt hinunter auf einen historischen Schiffsfriedhof, wo gerade ein paar ausgemusterte (aber eher zeitgenössische) Marineschiffe auf dem Wasser vor sich hin rotten. Aber die Lage ist super, hat ein ganz kleines Bisschen was von der Saarschleife.

bild: fr-br

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Nachden wir uns sattfotografiert haben, rollen wir weiter in den Ort hinein und stellen uns auf den auch für Wohnmobile vorgesehenen Parkplatz in der Nähe der Abtei Saint-Guénolé. Die ist fünf Minuten zu Fuß entfernt, wird aber gerade renoviert. Dafür hat der reichhaltig bestückte Klosterladen. geöffnet. Und Apfelsaft von der eigenen Obstwiese gibt es auch. Eine Flasche davon ist jetzt unsere – gegen fünf Euro in die Klingelbox.

bild: fr-br

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Eben noch im Kühlschrank verstaut, dann geht der Spaziergang in die andere Richtung weiter, hinein in die Ortsmitte. Vorbei an mindestens zwei Crêperien, dem Museum der alten Benedektinerabtei, dem Bretonen-Museum „Breizh Odyssée Espace“, der Notre-Dame-Kirche sowie einem Hortensienbusch nach dem anderen gelangen wir durch ein, zwei enge Straßen zum schmucken kleinen Hafen. Was für ein hübscher Ort!

bild: fr-br

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Und die Sonne strahlt jetzt auch wieder. Zum ordentlichen Aufladen müssen wir allerdings noch ein paar Kilometer fahren. Außerdem müssen wir tanken. Und ein paar Frischwaren fürs Abendessen fehlen uns auch noch. Also erst mal weiter zum E.Leclerc in Crozon (Hauptort der gleichnamigen Halbinsel), wo es sogar Extra-Parkflächen plus V+E-Station für Womos gibt. Noch einmal eine halbe Stunde Fahrt weiter halten wir am Straßenrand, um uns bei Camaret-sur-Mer die Alignements de Lagatjar anzugucken – Menhir-Steinreihen à la Obelix. Über der Szenerie thront das Manoir Saint-Pol Roux, eine imposante Ruine mit vielen Rundtürmchen.

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Danach nehmen wir auch noch den idyllischen Plage de Pen Hat mit. Wir parken seitlich an der langen Zufahrt und wandern zum Wasser. Bretagne wie aus dem Bilderbuch. Abends klettern wir bei goldenem Licht auf die nahe Anhöhe mit dem Sémaphore du Toulinguet, der zu einem noch aktiven Militärstützpunkt gehört und genießen den Blick hinunter.

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Langsam schwindet das Licht, also geht es zurück zum T-Rex. Übernachten scheint auf unserem Parkstreifen nicht erlaubt zu sein. Wir wollen es nicht darauf ankommen lassen, sondern starten noch einmal den Motor. In der Haltebucht bei den Steinreihen steht ebenfalls ein Verbotsschild, aber am seitlich-hinteren Ende des Steinfeldes müsste es gehen, wenn wir alles schön verdunkeln und am nächsten Morgen mit den Hühnern aufstehen.

 

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Tag 7 – Freitag, 13. September 2024
Abfahrt: 7.09 Uhr, Tachostand: 55.039 km,

Weil’s so schön war, kurven wir einmal noch zum Plage de Pen Hat zum Tschüß-Sagen. Gut eine halbe Stunde später rollen wir auf den großen Parkplatz am Cap de la Chèvre. Obwohl dort schon eine ganze Menge Womos stehen, die dort offensichtlich übernachtet haben, können wir uns ein schönes Plätzchen sichern. Dann legen wir uns noch mal eine Weile aufs Ohr. Nach den vielen Stationen gestern haben wir uns das Ausschlafen verdient. Als das erledigt und das Frühstück vertilgt ist, geht es auf Erkundungstour über das „Kap der Ziege“ mit der höchsten Steilküste der Crozon-Halbinsel und mal wieder einem Militärstützpunkt mitten darauf. Wir wandern umher durch weite Heideflächen, machen Halt am Denkmal für die umgekommenen Marineflieger und an einem alten Observationsbunker, lassen den Blick über das blaue Meer schweifen, wandern noch mal auf die andere Seite der Landzunge, wo man auf die Bucht von Douarnenez blicken kann.

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Am frühen Nachmittag trägt uns der T-Rex noch einmal nach Crozon, wo wir am Tag zuvor eine größere Filiale der Bisquiterie-Kette La Trinitaine gesichtet haben. Wir quetschen uns auf den hinteren Nebenparkplatz und wühlen durch Unmengen von Butterkeks-Variationen, Keksdosen und anderen kulinarischen Bretagne-Mitbringseln. Eine Fahne für unseren Garten finden wir auch. Jippieh!

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Jetzt ist uns nach Baden. Über Telgruc-sur-Mer steuern wir das Womo zum Plage de Trez-Bellec, wo man ganz komfortabel rechts am Straßenrand parken kann und für den Strandbesuch dann praktisch nur noch einmal umfallen muss. Also nichts wie los: eine Runde schwimmen!

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Nach dem Trocknen legen wir am nächsten Strandabschnitt Plage Le Lieue de Grêve bei Pentrez einen Kurzstopp zum Checken der Lage ein. Für unseren Geschmack: als Übernachtungsplatz zu dicht an der Straße. Aber ein Stück weiter am Plage de Lestrevet könnte es gar nicht besser sein. Wir stehen geschützt auf einem etwas zurückliegenden Parkplatz mit Mäuerchen und freiem Blick über den weiten Strand inklusive herumflitzender Strandsegler und gesäumt von wildbretonischer Küstenlandschaft. Gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich eine Crêperie. Und dazu bekommen wir später noch einen 1A-Sonnenuntergang.

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Tag 8 – Samstag, 14. September 2024
Abfahrt: 12.52 Uhr, Tachostand: 55.076 km,

In der Nacht haben Millionen Sterne und die Milchstraße auf uns herabgeblickt. Als wir am Morgen aus dem Fenster gucken, versammeln sich gerade eine Menge sportlicher Menschen zu allerlei Lautsprecher-Durchsagen vor einem aufgepusteten Startbogen am Strand  – sogar drei junge Männer im Borussia-Dortmund-Dress. Wenn die mal nicht alle gleich ein Rennen veranstalten. Schnell werfen wir uns Klamotten über. Denn den Startschuss wollen wir nicht verpassen. Natürlich nur als Schlachtenbummler. Schnell noch mal ins Internet geguckt – aha, es geht um einen 14-Kilometer langen Strand- und Küstenlauf bis Telgruc-sur-Mer. Guck mal an! Um Punkt 10 Uhr geht es los. Wir feuern die startende Meute an und gönnen uns danach ein ausgiebiges Rührei-Frühstück. Yamyam!

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Danach gondeln wir noch ein bisschen am Strand herum. Gegen Mittag brechen wir wieder auf. Ziel: Menez-Hom, heiliger Berg der Kelten. Der T-Rex rollt tapfer bis ganz nach obenm 330 Meter über Normalnull. Dort umrunden wir zu Fuß die karge Kuppe des höchsten Berges der Bretagne außerhalb des Gebirgsmassivs der Monts d’Arrée. Ein steinerner Sockel markiert den höchsten Punkt. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Windungen des Flusses Aulne.

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Als Nächstes steuern wir die Chapelle Sainte-Marie-du-Menez-Hom an, blitzen aber ab. Denn der Parkplatz davor wird gerade von einem großen Motorrad-Treffen okkupiert und ist daher mit Flatterband abgesperrt. Schade! Also fahren wir weiter nach Plonévez-Porzay, wo es im Grünen einen großen Gratis-Stellplatz mit ebensolcher Entsorgung gibt. Wasser und Strom gibt es gegen Knete am Automaten. Den Platz in der Rue des Eglantines kann man sich mal merken.

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Aber wir schicken den T-Rex dort heute nur mal zum Wasserlassen. Denn wir wollen bis zum Nachmittag noch die Pointe du Van erreichen. Wir passieren Douarnenez und später die Moulins de Trouguer, die ein bisschen an die Don-Quijote-Windmühlen erinnern.

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Um kurz vor 15 Uhr sind wir am Ziel, quetschen uns auf den schon reichlich mit Womos gefüllten Parkplatz und marschieren zur zerklüfteten Steilküste mit hohem Schwindelfaktor. Uns begleitet Heidelandschaft auf den netzartig übers Kap verteilten Wanderwegen und sonniges Bilderbuch-Wetter, das die unten vor uns liegende Baie des Tréspassés zum Glitzern bringt.

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So gondelt es sich prima von einem Aussichtspunkt zum nächsten. An der Kapelle Saint-They vorbei führt uns der Weg schließlich wieder zurück zum Parkplatz, der außerdem mit Imbiss-Kiosk und Toiletten aufwartet. Noch kurz verpustet, dann lassen wir den T-Rex wieder von der Leine. Der darf jetzt mal großzügig rollen, bis wir um Punkt 19 Uhr auf dem Wanderparkplatz Trévignon an der D1 südöstlich von Trégunc anlanden. Auf dem mittleren Stück ist Platz für Womos. Vor dem für heute Abend geplanten Pfannkuchen-Gelage gönnen wir uns noch einen ausgiebigen Spaziergang am genau gegenüber liegenden Plage de Don.

bild: fr-br

Die Idee haben angesichts des zauberhaft goldenen Lichts auch noch ein paar anderen von unserem Parkplatz. Und so kommen wir in den Genuss eines niedlichen Herrchen-Hund-Spektakels mit Ball- und Stöckchen-Werfen. Wobei man nicht weiß, ob der freundliche ältere Brite seinen Border Collie bespaßt oder umgekehrt.

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Tag 9 – Sonntag, 15. September 2024
Abfahrt: —- (Stehtag), Tachostand: 55.249 km,

Nach einem entspannten Frühstück und ebenso entspanntem Rutschenlassen ist erst mal eine Schwimmrunde angesagt – mit den Glénan-Inseln am Horizont, die wir aus den Kommissar-Dupin-Krimis kennen.

bild: fr-br

Später satteln wir die Räder und fahren Richtung Port de Trévignon. Dabei passieren wir den Plage de Trescao, sehen das Chateau Artaud pittoresk über der Landspitze thronen, lassen die mit Sonntagsausflüglern pickepackevolle Brasserie Le Pass Port links liegen, parken die Räder auf dem kleinen Aussichtsplateau oberhalb des Bootshafens und beobachten das Treiben auf dem Wasser zwischen Seenotretter-Station und Leuchtturm (beide ebenfalls wie „geschnitzt“ als Postkartenmotiv.

bild: fr-br

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Beim Bootstouren-Anbieter Glénan Découverte lassen wir uns auf die Interessierten-Liste für eine Schnellboot-Tour am Montag entlang der Küste (Abfahrt: 17 Uhr, Dauer: 1:15 Stunden, Preis: 40 Euro pro Person) setzen. Allerdings sind wir da bisher die einzigen, und unter sechs Personen findet die Fahrt nicht statt. Also lassen wir noch unsere Handynummer da, damit wir Bescheid bekommen, wenn die Fahrt doch stattfindet. Aber große Hoffnungen haben wir nicht. Sind ja keine Ferien, und wenn, wollen die Leute lieber die Halbtagstour auf die größte der Glénan-Inseln machen. Wir genießen noch wenig das Hafenflair. Dann radeln wir ein bisschen kreuz und quer durch den Ort und bugsieren uns irgendwie dann doch zurück zur D1. Noch ein bisschen Sitzen an „unserem“ Strand, bis es zu schattig wird und der T-Rex ruft.

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Tag 10 – Montag, 16. September 2024
Abfahrt: 9.06 Uhr, Tachostand: 55.249 km

Unser erstes Ziel ist Névez. Dort nutzen wir die kostenlose Entsorgung am Stadion (rechts ab von der Rue de Port Manech). Beim Intermarché-Supermarkt an der Rue de l’Atlantique kommen noch ein paar Einkäufe ins Körbchen, dann setzen wir Kurs auf Carnac. Denn die Batterie muss aufgeladen werden. Das heißt: Concarneau und Pont-Aven sind leider zu nah dran. Aber die etwa anderthalb Stunden ins Mekka der Menhire sollten genug Saft ergeben. Auf dem Parkplatz Menhir Nord in der Allee des Alouettes ist massig Platz für Wohnmobile, gratis übernachten darf man auch dort. Doch jetzt wollen wir erst mal eine Menge Steine sehen. Dafür müssen wir nicht weit laufen. Ein Menhir-Feld reiht sich ans nächste, als hätte Obelix hier einen Steinmetz-Extremkoller bekommen.

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Im Infozentrum Maison des Megalithes (Eintritt frei) könnte man eine Führung buchen, um Zugang zum XXL-Feld Alignements du Ménec zu bekommen. Doch uns reichen die Draufschau von der Dachterrasse auf die 7000 Jahre alten Oldies, die Ausstellungen im Haus, der Erklärfilm (per Kopfhörer auch auf Deutsch) und der schöne Museumsshop.

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Wir spazieren noch ein bisschen an den weiteren Menhir-Reihen entlang. Bei den Alignements de Toulchignan machen wir die Biege und beschließen die Runde an unserem Parkplatz.

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Immerhin könnte ja noch der Anruf des Bootstouren-Manns kommen. Dann müssten wir uns flugs wieder auf den Weg nach Trévignon machen. Doch das Handy bleibt stumm. Macht nix. Holen wir halt die Campingstühle raus.

 

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Tag 11 – Dienstag, 17. September 2024
Abfahrt: 9.34 Uhr, Tachostand: 55.348 km,

Heute wird es salzig! Denn wir fahren nach Guérande, der Hauptstadt des Fleur de Sel. Weil uns der eigentliche (und kostenpflichtige) Womo-Stellplatz zu weit weg vom eher autobefreiten Mittelalter-Kern ist, versuchen wir unser Parkglück beim Kino Presqu’île (Avenue Anne de Bretagne). An der Seite mit den längeren Buchten ist schon alles mit Campern zugeparkt. Aber so leicht geben wir nicht geschlagen. Ein bisschen müssen wir uns zwar hineinquetschen, aber wir finden tatsächlich noch eine passende Lücke mit zwei freien Parkbuchten hintereinander. Juhu! Jetzt sind es nur noch wenige Gehminuten bis zur historischen Stadtmauer.

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Unser Gang durch die engen Gassen beginnt am östlichen Zugang, dem Tor Saint-Michel, burgenhaftes Wahrzeichen der Stadt. Vorbei an Souvenir-Shops unterschiedlichster Güte (okay, ohne Ansichtskarten und Sammelmünzen geht’s bei uns ja nicht) gelangen wir zu den süß-salzigen Lädchen mit Unmengen von Karamell-Bonbons und – natürlich Fleur de Sel plus anderes Salz. Wir landen im Maison du Sel und gönnen uns ein buntes Karamell-Mischvergnügen.

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Dann gondeln wir von Schaufenster zu Schaufenster, zweigen ab zur Stiftskirche Saint-Aubin und kommen dort in den Genuss von Orgelmusik, live und direkt von der Empore.

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Wieder draußen, wandeln wir zwischen moderner Kunst in Männchen-Form (als hätte Michel von Lönneberga mal was ganz anderes als Holzschnitzen versucht). Doch jetzt haben wir Hunger. Wie gut, dass das Restaurant Burger et Sarrasin gleich gegenüber hausmachte Pommes Frites zum Mitnehmen anbietet. Hmmmmm, lecker! So, ein paar Kurven durchs „Mittelalter“ schaffen wir noch, dann geht es zurück T-Rex. Schließlich wollen wir jetzt mal gucken, wo das ganze Salz denn eigentlich herkommt.

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Das tun wir in Pradel vor und in der Ausstellungs-Boutique Terre de Sel, Schaufenster der lokalen Salzgewinnung. Schön kompakt und anschaulich in drei Sprachen dargestellt. Mit Aussichtsterrasse und Fernrohr zum Betrachten der Salzfelder. Und mit einem supertollen (und natürlich salzhaltigen) Regio-Mitbringsel-Shop. Ein prima Ort zum Verweilen.

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Da aber unser Gasvorrat langsam zur Neige geht, steuern wir die nächstmögliche LPG-Tanke an. Die liegt eine Viertelstunde entfernt in Saint-Nazaire (Total, 5 Boulevard Georges Chaprak). Wenn wir schon mal da sind, wo die Loire in den Atlantik mündet, wollen wir uns jetzt auch diesen berühmten Riesen-U-Boot-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg anschauen. Dazu lenken wir den T-Rex zum kostenlosen Parkplatz Parking des Frères Pereire. Allerdings müssen wir dort ein bisschen um die Ecke kurven, denn vornean sind die für Womos tauglichen Lücken rar und belegt. Außerdem wird dort gebaut. Doch nachdem wir uns linksherum ums neu entstehende Gebäude geschlängelt haben, finden wir noch einen Parkplatz-Bereich, wo auch größere Fahrzeuge draufpassen. Nun aber losspaziert. Zwischen Kunstschule und Theater schlendern wir vorbei an einer lustigen Segelschiff-Skulptur Richtung Carrefour-Supermarkt, wenden uns nach links – und stehen wie die Ameisen vor dem Betonkoloss, den die deutsche Kriegsmarine hier hinterlassen hat.

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Den Aufgang zum interaktiven Kreuzfahrtschiff-Museum Escal’Atlantic lassen wir mal links liegen (das Bord-Feeling von früheren Besuchen 2019 in der Cité de la Mer in Cherbourg und 2023 im Hurtigruten-Museum auf den Vesterålen haben wir noch lebhaft vor Augen). Uns interessieren die einstigen U-Boot-Einfahrten, die heute teilweise anders maritim genutzt werden, und die gigantischen Durchgänge, in denen von Zeit zu Zeit moderne Kunst installiert wird. Als wir uns dort tummeln, sind einige Bereiche interessant illuminiert.

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Auf der Rückseite des Bunkers, im Bassin de Saint-Nazaire, ragen neben den örtlichen Seenotrettungskreuzern die Masten eines offenbar abgesoffenen Traditionssegelschiffs trotzig aus dem Wasser. Der Blick auf Google Maps verrät uns, dass es sich um den Schoner „Étoile de France“ handelt (mit dem lapidaren Eintrag „vorübergehend geschlossen“). Im französischen Wikipedia erfahren wir mehr. Das 1938 in Dänemark erbaute Schiff war einst unter dem Namen „Jutlandia“ als Drei-Mast-Frachter auf der Ostsee unterwegs, transportierte aber auch Salz und Kabeljau zwischen Island und Portugal. Ab 1955 wechselte das Schiff mehrfach Besitzer, Zweck und Namen, wurde schließlich endgültig zum Zweimaster umgebaut und war zuletzt als Charter-Yacht unterwegs, bis es wegen eines Antriebsschadens nach Saint-Nazaire kam. Hier lag es in Erwartung einer Restaurierung so vor sich hin. Dann schlug im Oktober 2023 der Sturm Céline zu. Wäre dieses Rätsel also gelöst!

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Nun wollen wir dem Bunker aber endlich mal aufs Dach steigen. Schon der Aufstieg übers hintere Treppenhaus versprüht ordentlich „Lost Place“-Charakter. Oben angekommen, wissen wir gar nicht, wohin wir zuerst gucken sollen. Übers Bassin des Saint-Nazaire und hinüber zur historischen U-Boot-Schleuse? Richtung Port mit der Bauwerft samt noch eingepackten Kreuzfahrtschiffen? Zur großen Brücke über die Loire am Horizont? Richtung Quai de la Vieille ville? Zum Radôme (der alten Radarkuppel)? Zu den etwas ramponierten Wind-Kunstwerken auf der weiten Beton-Terrasse? Zu den Dachgärten? Oder einfach über die Dächer der Stadt? Wenn man sich darauf einlässt, kann man hier schon einige Zeit verbringen.

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Das tun wir danach auch noch im Touri-Shop des Erlebnismuseums, wo auch Tim-und-Struppi-Devotionalien zu haben sind – und Bücher zu den Filmen von Jacques Tati, der hier in der Nähe 1953 „Die Ferien des Monsieur Hulot“ gedreht hat. Boah, was für ein prall gefüllter Tag heute. Und der ist auch noch nicht zu Ende, denn wir benötigen noch einen Schlafplatz. Durch den Schichtwechsel-Verkehr vom Hafen schleichen wir uns Richtung Pont de Saint-Nazaire, überqueren die Loire und sausen in der nächsten halben Stunde durch bis Les Moutiers-en-Retz. Dort ergattern wir auf einem Parkplatz am Strand (Route de Lyarne) inklusive Fischerhütten auf Stelzen eines der letzten Womo-Plätzchen. Ideal für ein Abendessen-Gelage mit Sonnenuntergangs-Spaziergang zum Nachtisch.

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Tag 12 – Mittwoch, 18. September 2024
Abfahrt: 11.56 Uhr, Tachostand: 55.521 km,

Am Tourismus-Büro an der Route de Bouin in Villeneuve-en-Retz nutzen wir die Entsorgung.

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Unser nächstes Ziel heißt Bourcefranc-le-Chapus, gut zweieinhalb Stunden weiter südlich. Doch der Gratis-Womo-Stellplatz, den wir uns dort an der Prise du Portail Rouge ausgeguckt haben, ist aus unerfindlichen Gründen gesperrt. Schade! Hätte voll die gute Lage am Meer gehabt. Wir stellen uns in der Nähe an den Rand, spazieren hinüber zum Strand und gucken mal zum Überlegen kurz aufs Wasser. Hmm, wenn wir die Île d’Oléron schon so dicht vor der Nase haben, können wir unser Stellplatz-Glück genausogut gleich dort versuchen.

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Über die Brückenverbindung rollen wir vorbei am Fort Louvois aus dem 17. Jahrhundert auf Frankreichs zweitgrößte Insel und erreichen knapp eine Viertelstunde später den Gratisplatz im Badeort Saint-Trojan-les-Bains am Boulevard de la Plage. Das Glück lacht uns an, denn wir erwischen mal wieder die allerletzte reguläre Parkbucht. Dabei ist es erst Nachmittag. Scheint also ein gefragter Platz zu sein. Erst recht, da man hier auch bis zu 72 Stunden bleiben darf. Das Meer kann man von hier aus schon förmlich riechen. Doch wir wollen zunächst den Ort erkunden. Drei Minuten Fußweg durch enge Gassen, und schon sind wir im Zentrum mit Kirche, Zeitungsladen, Coop, Bäcker und Eissalon. Alles da, was man braucht. Wir drehen eine Runde durch die kleine katholische Kirche, in der sich neben anderem maritim angehauchten Interieur auch ein Votivschiff befindet, das die „Victory“ von Admiral Nelson darstellen soll.

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Einen Schwenk zum Hafen gönnen wir uns auch noch. Dort treffen wir auf karibisch-bunte Ex-Fischerhütten, in die jetzt Künstler, Kunsthandwerker, ein Jetski-Verleiher, Cafés und Restaurants eingezogen sind. Eine spannende Mischung, viiiiiel zu gucken.

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Tag 13 – Donnerstag, 19. September 2024
Abfahrt: — (Stehtag), Tachostand: 55.521 km,

Heute ist zweigeteiltes Pensum angesagt. Der eine lernt für den Amateurfunk-Lehrgang. Die andere geht auf einen Spaziermarsch zum Deich Digue de la Taillée, dann auf dem Boulevard de la Plage zum Petit Plage, vorbei  an putzigen Ferienhäuschen à la Monsieur Hulot und am Club Nautique zum Plage du Soleil und auf der Innenkurve zurück, vorbei an der Post und noch mal ins alte Zentrum.

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Auf dieser gut einstündigen Vier-Kilometer-Wanderung lassen sich zwei hundertjährige Zypressen, schicke historische Villen und sonnige Strandpanoramen ohne große Gegenwehr ablichten.

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Und am Ende hüpfen in der Boulangerie Le Fournil de Papy Roger noch ein paar Croissants ins Körbchen. Es folgt eine gemeinsame Vermampfung mit Tee im Wohnmobil. Am Nachmittag satteln wir die Räder für eine Tour durch den Wald zum Grande Plage (viiiel Sand – viiiel Volk), drehen danach noch eine Kurve zum bewährten Boulevard de Plage, finden die Kugel Eis am mobilen Stand  Gaston La Glace für vier Euro aber dann doch zu teuer und steuern stattdessen noch einmal den Bäcker von vorhin an, um uns mit frischem Baguette und Croissants einzudecken.

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Kurz schnabuliert, dann geht der Funkkurs los. Gelegenheit für die Nicht-Teilnehmerin, einen weiteren Gang zu den Kunstbuden im Hafen zu unternehmen. Da war doch diese spannende Seifensiederei… Also ab zur „Savonnière d’Oléron“, ein paar wohlriechende Mitbringsel aussuchen. Hach! Alles so schön minzig hier!

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Danach noch eine Ehrenrunde zum kleinen, aber gut sortierten Spar-Markt und wieder zurück zum Womo. Ausruhen und Abendessen.

 

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Tag 14 – Freitag, 20. September 2024
Abfahrt: 8.18 Uhr, Tachostand: 55.750 km

Heute beginnt der Tag mit einem Morgenspaziergang zum Postkasten, Karten einwerfen. Sollen ja schließlich vor uns ankommen. Danach lockt der Norden der Insel. Wir schicken den T-Rex bis ganz an die Spitze zum Leuchtturm von Chassiron. Dort wartet ein riesiger und trotzdem recht idyllisch gelegener Parkplatz auf uns, auf dem man sicher auch gut hätte übernachten können. Für uns wird er erst mal zum Frühstücksplatz. Danach ist der schwarz-weiß geringelte Phare de Chassiron an der Reihe, einer der ältesten noch aktiven Leuchttürme Frankreichs, erbaut in seiner heutigen Gestalt 1836.

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Jetzt im September hat er von 10 bis 19 Uhr für Besucher geöffnet (letzter Aufstieg: 18.30 Uhr). Der normale Eintritt (ab 13 Jahre) kostet 4,60 Euro. Dann noch 224 Stufen hinauf, und dann steht man auf dem Ausguck in 46 Metern Höhe mit einem einmaligen Rund-um-Panorama vor der Nase. Auf der einen Seite die atlantische Meerenge Pertuis d’Antioche – auf der anderen die Allée zum Leuchtturm-Garten, der kreisförmig um den Turm herum angelegt ist und ein bisschen an eine Windrose erinnert.

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Trotz Sonne und blauem Himmel ist es heute zwar ein bisschen dunstig, doch am Horizont kann man die Silhouette der weißen Stadt am Meer erkennen: La Rochelle. Man kann sich kaum sattsehen.

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Aber irgendwann müssen wir wieder hinunter. Doch noch nicht wieder hinaus. In der Rotunde befindet sich nämlich nicht nur ein süßer kleiner Souvenirshop (durch den wir später natürlich auch noch eine Runde drehen), sondern auch ein gut gemachtes Leuchtturm-Museum. Auch in den hübsch gestalteten Abteilungen des Gartens gibt es einiges zu entdecken: Kunstwerke, Zierpflanzen, Bienenweiden, mehrsprachige Audio-Terminals, Teiche und sogar ein Weingärtchen.

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Zurück im Womo schreiben wir noch ein paar Ansichtskarten, die wir hier auch gleich noch einstecken können. Denn vor der Allée hat sich ein kleiner touristischer Dorfplatz angesiedelt – mit Lokälchen, Verkaufsständen und einem großen Briefkasten. Und inzwischen hat sich dieses Ende der Welt ganz schön gefüllt. Zeit, weiterzuziehen. Ist ja auch schon 13.30 Uhr. Eine halbe Stunde später steuern wir auf einen Parkplatz, von dem aus wir durch einen kleinen Nadelwald zum Strand Plage de Boyardville gelangen. Baden wollen wir nicht, aber zum berühmten Fort Boyard hinübergucken. Erbaut wurde die markant ovale Festung im Meer einst, um die Flussmündung der Charente vor den Engländern zu beschützen. 1857 wurde der Bau fertiggestellt. Während des Deutsch-Französischen Krieges wurden hier Kriegsgefangene untergebracht. Seit 1990 ist Fort Boyard Schauplatz der gleichnamigen TV-Spielshow, ein früher Vorläufer späterer Escape-Room-Abenteuer.

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Nach entspannter Guck-Pause muss als Nächstes der T-Rex zu seinem Recht kommen. Beim E.Leclerc in Saint-Pierre-d’Oléron gibt es für ihn einen großen Schluck Treibstoff und für uns eine Runde durch den Supermarkt. Witzig, auch hier begegnen wir Fort Boyard – in Gestalt unzähliger Keks-Souvenirdosen und einer großen begehbaren Pappversion, in der noch mehr Regale mit kulinarischen Mitbringseln lauern.

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Inzwischen ist der Nachmittag weit vorangeschritten. Wenn wir noch ordentlich Kilometer machen wollen – unser Ziel für die Nacht ist das Médoc -, sollten wir jetzt mal von der Insel herunter. Wir kämpfen uns durch den stärker werdenden Feierabend- und Wochenend-Verkehr vorbei an Bordeaux und rollen dreieinhalb Stunden später auf den offiziellen Womo-Platz von Saint-Laurent-Médoc. Der ist leider schon bis zur Oberkante voll. Okay, nutzen wir wenigstens die Chance zum Entsorgen und Wasserbunkern und sehen uns nach etwas Anderem um. Zum Glück haben wir mehrere Optionen in der Nähe. Die erste beim Port Beychevelle an der Gironde erscheint uns aber wegen einiger Partypeople und ihrer lauten Musik ungeeignet. Also, dritter Versuch. Ein bisschen weiter nördlich, auf Höhe von Saint-Julien-Beychevelle (Rue du Port) werden wir fündig. Ebenfalls direkt an der Gironde, aber ruhiger. Perfekt!

 

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Tag 15 – Samstag, 21. September 2024
Abfahrt: 14.30 Uhr, Tachostand: 56.052 km,

Nach der späten Ankunft gestern, lassen wir es heute gaaaaanz gemächlich angehen. Da es regnet, verpassen wir im Moment auch nichts. Wir vertreiben uns die Zeit mit Schiffegucken auf der Gironde (und ein bisschen Oktoberfest im Fernsehen), planen nebenbei die nächsten Etappen.

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Und weil wir noch ein letztes Mal in den Atlantik springen wollen, gucken wir uns Cap Ferret als letzte Station vor dem (natürlich in mehrere Häppchen zerlegten) Heimweg aus. Gegen 14.30 Uhr eisen wir uns los und treffen nach eineinviertel Stunden bei schönstem Sonnenschein am von Pinien umstandenen Naturparkplatz des Plage Le Grand Crohot ein.

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Nun aber nix wie hinüber über die Düne und hinein ins Wasser. So nehmen wir ausgiebig Abschied von der Küste, bevor es um kurz nach 18 Uhr wieder auf die Piste geht. Ziel: Castets-en-Dorthe am Garonne-Kanal. Die verschlungen-verwinkelte Zufahrt zum Gratisplatz rund zwei Stunden später ist im Dunkeln zwar etwas tricky, doch dann reihen wir uns glücklich neben einigen französischen und niederländischen Womo-Kollegen ein. Der Platz hier scheint noch ein kleiner Geheimtipp zu sein. Doch das werden wir erst morgen näher ergründen. Der Magen knurrt. Noch ein einfaches Abendbrot und dann gute Nacht!

 

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Tag 16 – Sonntag, 22. September 2024
Abfahrt: 12.22 Uhr, Tachostand: 56.242 km,

In der Nacht hat Dauerregen eingesetzt. Den Morgen verbringen wir also mal lieber hübsch im T-Rex. Aber dann…

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Bevor wir uns aber wetterfest auf Expedition begeben, schnell noch ein paar Infos zum Ort nachgelesen. Aha, wir befinden uns immer noch im Département Gironde in der Region Nouvelle-Aquitaine. Der Ort hat nur rund 1250 Einwohner. Aber ein Teil davon scheint eher auf den Hausbooten zu leben, die wir später beim Spaziergang am Kanal entdecken.

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Von der Schleuse des Seitenkanals aus begeben wir uns am Restaurant Écluse 52 vorbei auf die süße kleine Uferpromenade. Dort haben kreative Geister unzählige Häkelfiguren am Rand, auf den Pollern und kleinen Beeten platziert. Auch Bücher-Tauschregal gibt es. Uns was finden wir darin? Drei Taschenbücher von den „Drei ???“, natürlich auf Französisch. Aber die können wir dort einfach nicht stehen lassen.

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Wir spazieren einmal an allen Booten entlang, werden freundlich von einer niedlichen Hausboot-Jungkatze anmiaut. Und ein genauso freundlicher Hausboot-Besitzerzausel erklärt uns, dass die Kleine es liebt, sich mit den vorbeikommenden Menschen zu unterhalten. Witziger Typ. Aber nun lieber mal zurück zum Womo. Wir haben noch ein Frühstück nachzuholen. Dann gönnen wir uns noch ein bisschen Hörbuch-Zeit, bevor wir den T-Rex gegen Mittag wieder auf den Weg schicken. Noch ein letztes Foto im Ort vom Château du Hamel und unterwegs (weil’s so schick ist) vom hoch über der Landschaft thronenden Château des Ducs de Duras. Das könnte man auch besichtigen (Eintritt: elf Euro), aber wir wollen ja noch ein bisschen weiter – nach Bergerac. Dort kommen wir anderthalb Stunden später auf dem Parkplatz du Foirail an, der von der Geräumigkeit her für Womos ein Träumchen ist. Und nah dran am historischen Zentrum liegt er auch noch. Supi! Wir mengulieren uns frei Schnauze zur Altstadt durch und landen am Place de la Mirpe, der mit seinen Fachwerkhäusern  in jeden Mantel- und Degen-Film gepasst hätte. Und eine Cyrano-de-Bergerac-Statue steht dort auch sehr dekorativ in der Gegend herum.

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Durch den Kreuzgang Cloître des Recollets gelangen wir ins Touristenbüro (wo wir im Shop-Bereich sogar ein paar zukünftige Weihnachtsgeschenke finden). Man könnte hier auch die immersive Cyrano-Experience-Schau (acht Euro pro Person) besuchen oder mit der kleinen Bimmelbahn durch die Stadt fahren.

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Uns dagegen zieht es zum nahen Flussufer der Dordogne mit dem großen Stadtschriftzug und der Brücke Vieux Pont als Fotomotiv. Auf dem Rückweg zum Parkplatz drehen wir noch eine kleine Runde durchs urige Musée du Tabac. Wir sind zwar keine Raucher, aber heute ist der Eintritt durch irgendeinen Umstand frei. Also schnuppern wir noch ein bisschen Geschichte.

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Nun aber zurück zum T-Rex, der noch einmal rund zwei Stunden Auslauf bekommen soll. In Châlus passierenwir den Donjon der Burg, in der 1199 Richard Löwenherz gestorben ist. Um kurz vor 18 Uhr erreichen wir unseren nächsten Stellplatz in Saint-Amand-Magnazeix nördlich von Limoges. Ein schön geräumiges Rondell mit Picknicktischen  und Ver-/Entsorgung unterhalb eines Wäldchens.

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Strom gegen Knete gäbe es auch. Ansonsten ist alles gratis. So, und jetzt legen wir mal schön die Beine hoch.

 

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Tag 17 – Montag, 23. September 2024
Abfahrt: 10.50 Uhr, Tachostand: 56.504 km,

Der Zwei-Stunden-Rhythmus gefällt uns. Und heute passt er besonders gut, denn wir wollen ein weiteres Loiretal-Schloss von unserer Langzeitliste streichen. Wir entscheiden uns für Chenonceau, wo es ein prima für  Wohnmobile geeignetes Park-Abteil gibt. Das Besondere an diesem Schloss: Seine Galerie überbrückt zwar nicht die Loire (die liegt zwölf Kilometer nördlicher),  dafür aber auf ziemlich imposante Weise einen anderen Fluss – die Cher.

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Außerdem ist seine Geschichte vor allem weiblich geprägt. Aber dazu später mehr. Erst einmal geht’s zum Ticketschalter (Eintritt: 17 Euro pro Person, 22 Euro mit Audioguide). Wir erwischen eine günstige Lücke im Anstrom und müssen trotz der vielen Busladungen Touristen, die gerade ausgespuckt werden, nicht lange anstehen. Aber doch erstaunlich, wie viel hier an einem ganz normalen Montagvormittag los ist. Das hätten wir so nicht erwartet. Später lesen wir aber, dass von allen Schlössern Frankreichs nur noch Versailles mehr Besucher pro Jahr hat. Na, dann erklärt sich’s. Auch wir sind total begeistert – allein schon von der Position im Flussbett, aber auch von den Räumen, den Park- und Gartenanlagen, der Apotheke der Katharina de Medici (eine von mehreren Frauen, die das Schloss eine nach der anderen baulich weiterentwickelt haben), der Pferdewagen-Ausstellung, dem Militärspital und und und.

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Hier kann man echt Stunden zubringen, wenn man auch noch die diversen Versorgungsstellen gegen Durst und Hunger ansteuert. Am späten Nachmittag satteln wir aber wieder auf, denn übernachten wollen wir weiter nördlich. Gut zwei Stunden später (wir bleiben dem Rhythmus treu) ergattern wir eine der letzten Lücken auf dem von Bäumen gesäumten Aire de Camping-Car von Chartres an der Rue de Launay (D339). Die Bäume machen es echt lauschig, verhindern allerdings Sat-TV-Empfang. Aber wir haben ja Hörbücher dabei. Der Abend kann kommen.

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Tag 18 – Dienstag, 24. September 2024
Abfahrt: 13.42 Uhr, Tachostand: 56.841 km

Heute ist Radfahren angesagt. Entlang des Flusses Eure geht es durch ein größeres Naherholungsgebiet Richtung Altstadt.

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Knapp eine Viertelstunde später stehen wir vor der berühmten Kathedrale Notre-Dame de Chartres. Dieser Urtypus einer gotischen Kathedrale wird zwar gerade restauriert, aber ja nicht überall gleichzeitig. Geöffnet ist daher trotzdem (Eintritt frei), und man findet noch genügend Bereiche ohne Gerüst. Ist ja auch ganz schön riesig. Und nicht umsonst Unesco-Weltkulturerbe.

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Es gibt echt sooo viel zu bewundern hier: draußen das dreitorige Königsportal, drinnen die ältesten Buntglasfenster Frankreichs aus dem 12. Jahrhundert, der fast schon monströs mit biblischen Szenen verzierte Chor inklusive Astronomischer Uhr und natürlich das große Labyrinth im Marmorfußboden (zum komprimierten Pilgern), das wir allerdings erst beim dritten Mal Hinsehen entdecken, weil es teilweise mit Stuhlreihen zugestellt ist.

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Gegenüber vom Souvenirshop in der Kirche befindet sich zudem die 1000-jährige Saint-Lubin-Krypta, die älteste der Kathedrale.

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Im Anschluss tummeln wir uns noch ein bisschen in der Altstadt, gucken in Schaufenster, dann geht es den „Berg“ wieder hinab zum Fluss. Dort drehen wir noch eine kleine Extrarunde durch den Parc des Bords de L’Eure und besuchen die lustigen Puschen-Hühner, die dort in einigen Volièren leben.

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Zurück am Womo, machen wir uns bereit für die Weiterfahrt. Zweieinhalb Stunden später tasten wir uns im Mini-Ort Mesnières-en-Bray zu einem sehr ländlichen Gratis-Stellplatz  (schmale Zufahrt) durch, der aber trotzdem mit einer Ver- und Entsorgung aufwartet. Und ganz allein sind wir dort am Rand eines landwirtschaftlich genutzten Feldes auch nicht. Aber das ist in Ordnung. Mit diesem Übernachtungsstopp sind wir übrigens zurück in der Normandie. Und schwupps, regnet es wieder. Passt. Für den Rest des Tages wollten wir uns sowieso einigeln.

 

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Tag 19 – Mittwoch, 25. September 2024
Abfahrt: 12.00 Uhr, Tachostand: 57.028 km

Der nächste Morgen ist auch nicht trockener. Also lassen wir es langsam angehen. Doch die grauen Wolken bleiben, und es geht bereits auf Mittag zu. Also streichen wir den Rundgang durch den Ort und satteln den T-Rex für die Weiterfahrt. Ab jetzt werden die Etappen wieder länger. Unser nächster Halt ist diesmal fast drei Stunden entfernt: Grand-Fort-Philippe westlich von Dünkirchen an der Küste des Ärmelkanals. Da wird ein bisschen näher an der Nordsee campieren möchten, steuern wir den Gratisplatz an der Rue Maréchal Foch (gegenüber vom echten Campingplatz) an. Alternativ hätten wir uns auch mehr landeinwärts in Richtung der Festungsstadt Gravelines orientieren können, aber man muss sich ja auch noch was für kommende Reisen übrig lassen. Bevor wir diesmal wirklich zum Erkundungsspaziergang ansetzen, ist erst mal ein Tee fällig – und ein Pfannkuchen-Gelage. Dann machen wir uns auf zum Hafen, blicken über den Salzwiesen-Strand – dort, wo der Fluss L’Aa ins Meer mündet, erklimmen den Calvaire des Marins (Gedenkstätte für die nicht mehr heimgekehrten Seeleute) und stromern weiter am Fluss entlang zur Fischmarkthalle (gegenüber liegt das Schifffahrtsmuseum), gucken hinüber nach Petit-Fort-Philippe mit noch mehr Strand plus Leuchtturm und stromern wieder retour zum Plage de Grand-Fort-Philippe.

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Dort zweigen wir rechts ab auf den Naturlehrpfad, der uns im großen Bogen und vorbei an deutschen Bunker-Ruinen aus dem Zweiten Weltkrieg wieder zurück zum Womo-Platz führt. Gegen 18.30 Uhr sind wir wieder am T-Rex. Feierabend!

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Tag 20 – Donnerstag, 26. September 2024
Abfahrt: 11.33 Uhr, Tachostand: 57.220 km

Heute werden wir Frankreich au revoir sagen. Mit einem gemütlichen Frühstück zögern wir die Abfahrt noch ein bisschen heraus. Außerdem will noch einer der seltenen Gratis-Wohnmobil-Stellplätze in den Niederlanden im Netz gefunden werden. Aber dann lässt es sich nicht weiter aufschieben. Tschüß, Grand-Fort-Philippe! Wir durcheilen das nahe Belgien und die Provinz Nordbrabant und nehmen Kurs auf Gelderland, genau gesagt: auf den Camperplaats Slot Loevestein am Fluss Waal. Etwa dreieinhalb Stunden später sind wir da und ergattern  – mal wieder – den letzten Platz in der offiziellen Womo-Reihe am Ende eines großen Naturparkplatzes.

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Vier Womos dürfen dort stehen. Aber bannig viel los ist auf dem übrigen Platz nicht. Deshalb drücken sich die zwei, drei Womos, die einige Zeit nach uns hinzukommen, auch noch eine Stehplatz über Eck. Nun wird es aber Zeit, die restlichen Sonnenstunden auszunutzen. Ein Spaziergang zum Schloss ist fällig. Der Fußweg führt an einer Auenlandschaft vorbei, die man durch Gattertore betreten darf. Allerdings auf eigene Gefahr, denn da rennen diverse Viecher frei herum. Als Erstes lassen sich ein paar Konikponys blicken.

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Später kommen noch Schafe und hübsche braune „Rode Geus“ hinzu. Doch jetzt nähern wir uns erst mal dem Tor zum Burghof. Wer hindurchschreitet, löst eine besondere Beschallung aus. Was man da hört, soll hier aber nicht verraten werden. Wir sind ja keine Spaßverderber.

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Kaum im Hof, leuchtet uns vom anderen Ende etwas großes Rotes entgegen. Wie, sind wir gerade im falschen Film? Da steht doch glatt der Sinterklaas mit Tiara, Stab und langem Mantel vor der Kamera eines Fernsehteams, umtobt von einer Schar Kinder, die offenbar sein Gefolge spielen. Näher ran kommen wir ohne Eintrittskarte nicht. Und da uns die Außenansicht vom Wasserschloss reicht, bleibt es beim Fernrätseln.

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Nach einer Kurzrunde durch den Museumsshop geht es durch den Torbogen wieder zurück auf den Wanderweg. Der führt noch ein ganzes Stück weiter Richtung Ende der Landspitze. Dort könnte man mit der Fähre zur Festungsstadt Woudrichem (mit Cafés und Pfannkuchen-Bäcker) übersetzen. Aber jetzt buhlen die „Wildpferde“ und Rindviecher um fotografische Aufmerksamkeit.

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Außerdem zieht der Himmel langsam zu. Zeit für die Rückkehr zum T-Rex. Die örtlichen Möglichkeiten kann man sich aber mal für die Zukunft merken.

 

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Tag 21 – Freitag, 27. September 2024
Abfahrt: 11.40 Uhr, Tachostand: 57.507 km,

Ab jetzt geht es schnurstracks nach Hause. Ohne Tankstopp im emsländischen Twist-Schöninghsdorf geht es allerdings nicht. Aber dann… Kurz vor dem Ziel noch eben Entsorgen. Um 17 Uhr heißt es: Reise beendet. Hallo, Garten am Deich! Endstand: 57.876 km/Reichweite: 982 km.

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2024 Mai – Schweden und Norwegen bis zum Vestkapp

2024 Mai – Schweden und Norwegen bis zum Vestkapp

04.05.2024 bis 22.05.2024

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Die Bilder folgen noch ! Versprochen 🙂

Tag 1 – Samstag, 4. Mai 2024
Abfahrt: 11.25 Uhr
Tachostand: 47.860 km
Reichweite: 1109 km
Gas: voll
Tank: voll
Strom: 96 Prozent

Es geht wieder los. Nachdem der Frühling viel zu lange eher ein schmuddeliger Herbst gewesen war und kaum zu Kurzausflügen am Wochenende eingeladen hatte, ist es in diesem Jahr tatsächlich das erste Mal, dass wir den T-Rex von der Leine lassen. Umso mehr kribbelt es uns schon in den Fingern (nee, eigentlich überall), endlich wieder losfahren zu können. Die beiden Weißstörche, die am Autobahnkreuz Oldenburg-Nord zufällig genau über uns kreisen, deuten wir als Winke-Winke-Abschiedskommitee. Mit solchen Begegnungen kann es gerne weitergehen… Bis zum Fahrertausch schaffen wir es in einem Rutsch und ohne größere Staus bis nach Flensburg. Auf dem (für Womos etwas kleinteilig aufgebauten) Parkplatz des Förde-Parks legen wir den dazugehörigen Zwischenstopp ein. Ein Einkauf mit ergänzenden Lebensmitteln ist auch noch drin, dann geht es wieder auf die Bahn – Kurs Dänemark und Brücken-Hopping nach Schweden. Die Strategie des strammen Fahrens zum Start geht auf: Gegen 21.15 Uhr rollen wir auf unseren ersten Übernachtungsplatz nahe Helsingborg, direkt am Öresund mit Blick auf das Hamlet-Schloss im dänischen Helsingør (wenn es denn heute nicht so diesig wäre). Hier waren wir vor zwei Jahren schon mal. Und wir sind offenbar nicht die einzigen, die diese kleine Randparkplatz-Perle von Laröd für sich entdeckt haben. Aber am Södra Kustvägen ist genug Ausweichplatz, um sich nicht gegenseitig auf die Pelle zu rücken. Auch ein paar junge einheimische Feierbiester (es ist schließlich Samstagabend) bevölkern die Umgebung, vor allem den langen Badesteg, aber das geht ziemlich gesittet zu. Gegen 23 Uhr sind auch die letzten Pkw und Sonder-Schleichfahrzeuge (erkennbar am roten Heck-Dreieck) verschwunden, und wir haben unsere Bratkartoffeln verdrückt. Noch einen Eintrag ins Fahrtenbuch, dann Abba-Musik an und Beine hoch. Angekommen im Urlaub!

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Tag 2 – Sonntag, 5. Mai 2024
Abfahrt: 11.20 Uhr
Tachostand: 48.644 km
Reichweite: 728 km

Heut‘ ist Sonntag – heißt: Ausschlafen, Rührei-Frühstück, Spaziergang am Wasser. Und jetzt ist auch das Hamlet-Schloss zu sehen. Entspannte Wochenend-Ruhe mit Anglern, Picknickern, Nordic Walkern und Kurz-ins-Wasser-Springern (wohl noch etwas kalt, das nasse Verbindungsstück zur Ostsee). Irgendwann reißen wir uns los. Wir wollen ja noch weiter nordwärts bis nach Värmland. Knapp vier Stunden später steuern wir auf den Parkplatz bei der Dalaborg am Vänersee, um uns die Beine zu vertreten. Ein nettes Plätzchen haben wir da erwischt. Rabengekrächze begleitet uns auf dem Pfad zur einzigen Mittelalter-Burg von Dalsland (oder dem, was davon noch übrig ist), quer über eine ziemlich nette Picknick-Zone mit allem Drum und Dran (Tische, Bänke, Grillstellen und sogar noch einem Stapel Rest-Feuerholz). Gut eine Stunde vebringen wir hier mit traumhaftem Seeblick. Auf der Weiterfahrt kommen wir an einer supertollen Äggbod (Eierbude an einem Bauernhof) vorbei – Bråna Gårdsägg, geöffnet: täglich 6 bis 22 Uhr. Leider haben wir nicht genügend Schweden-Bares dabei, um eine ganze Eier-Palette (Mindestabnahme) mitreisen zu lassen und mit der Swish-App können wir mangels eines schwedischen Bankkontos auch nicht zahlen. Also bleibt es bei der reinen Besichtigung. Keine Dreiviertelstunde später sind wir zwar immer noch nicht in Värmland, stehen dafür aber am immer wieder schön anzusehenden Håverud Aquädukt. Die Kanalboot-Saison hat zwar noch nicht begonnen und das Infozentrum schon zu, dafür können wir in vollkommener Ruhe und Idylle auf dem Gelände herumspazieren. Zur Hochsaison dagegen stapeln sich hier die Bustour-Ladungen. Auf dem zentralen Sammelparkplatz von Håverud darf man allerdings nicht über Nacht stehen bleiben, deshalb parken wir noch mal um. Der Rastplatz „oben“ an der Brücke über dem Aquädukt sieht vielversprechend aus. Dort bekommen wir noch zwei-, dreimal Gesellschaft von kurz pausierenden Autofahrern (darunter ein lustiger Mann mit Rocker-Bart und Mini-Hund in einem Straßenschlitten im Style der California Highway Patrol), danach haben wir den Platz für uns. Perfekt! Später rauscht zwar strömender Regen heran, ansonsten aber ist es in der Nacht erstaunlich still am Aquäduktvägen.

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Tag 3 – Montag, 6. Mai 2024
Abfahrt: 9.45 Uhr
Tachostand: 49.022 km
Reichweite: 280 km

Frühstück mit Aussicht hinunter aufs Aquädukt. Kann der Tag besser beginnen? Aber irgendwann ist auch mal aufgemampft. Und das nächste Ziel wartet schon: die Felsritzungen von Högsbyn am Råvarp-See, nur knapp 20 Minuten Autofahrt entfernt. Wir mäandern auf schmalen Wegen zum recht großzügigen Wanderparkplatz mit komfortablem Toilettenhaus und begeben uns auf den Erkundungspfad Richtung See. Die Felsritzungen am Wegesrand sind ohne großes Gekletter erreichbar und von Holzstegen flankiert, haben aber schon bessere Zeiten gesehen. Da müsste mal wieder jemand mit dem roten Farbtopf ‚ran, zum Auffrischen der kultischen Bronzezeit-Graffiti. Trotzdem ist das Ganze einen Ausflug wert. Infotafeln helfen Geschichtsinteressierten auf die Sprünge. Und die Lage am See ist einmalig. Noch schöner wäre es bei Sonnenschein, aber man kann nicht alles haben. Eine knappe Stunde später ist der T-Rex on the Road again. Kurs Nordwest – nach Baldersnäs Herrgård in Dals Långed. Das Herrenhaus im Norden von Dalsland ist zwar heute ein Hotel, doch im Park und Wäldchen drumherum dürfen sich auch Nicht-Hotelgäste tummeln. Hübsch hier und – da auch hier noch keine Saison ist – extrem ruhig. Heißt allerdings auch, dass die Kunsthandwerker-Lädchen und das Café noch verrammelt sind. Wir drehen dafür eine Runde übers Gelände, bewundern die alten Bäume und steigen zur Sjögrotta am See herab. Alles ein bisschen verwunschen. Auf dem großen Wanderparkplatz unten am See könnte man auch über Nacht stehen bleiben. Wir jedoch brechen nach anderthalb Stunden Spazier-Rast wieder auf. Doch ohne einen Abstecher nach Åmål wollen wir Dalsland nicht hinter uns lassen. Am Hafen gibt es einen offiziellen Bezahl-Stellplatz in Deluxe-Lage auf einer kleinen Landzunge, etwas versetzt daneben aber auch einen größeren Gemischt-Parkplatz für den Gratis-Zwischenstopp. Als besonderes I-Tüpfelchen findet sich genau dazwischen auch noch eine Ver- und Entsorgungsstation, die auch für Durchreisende kostenlos nutzbar ist – dem schwedischen Wohnmobilclub sei Dank. Wir schicken den T-Rex zum Wasserlassen und zur Kassetten-Entleerung,stellen ihn anschließend auf dem Langzeitparkplatz ab und spazieren in die süße kleine Altstadt. Zum Abschluss springen wir noch kurz in den zentralen ICA-Supermarkt und erjagen etwas Wiener Bröd für den Nachmittagstee. Der muss aber noch ein wenig warten. Zuerst wollen wir Karlstad und damit Värmland erreichen. Eine knappe Stunde später ist es so weit. Wir entern den großen, direkt am Vänersee gelegenen Parkplatz neben dem Stadtpark Mariebergsskogen. Da die sechs Stellflächen, die extra für Womos vorgesehen sind, bereits besetzt sind, stellen wir uns ans andere Ende, wo schon ein norwegisches Wohnmobil in einer Normalbucht (aber mit Platz für Überhang hinten) steht. Das können wir auch! Danach: erst mal eine Kumme Tee und das mitgebrachte Wiener Bröd auf den Tisch. Die eine Hälfte der Plunderteichen traditionell mit Vanilleklecks in der Mitte, die andere mal ganz experimentell mit Zitronenfluffcreme gefüllt. Boah! Lecker!!! Während wir so die Beine hochlegen, trudeln auf dem Parkplatz immer mehr Menschen mit Yogamatte ein. Da steht wohl ein Fitnesskurs im Park an. Richtig kombiniert! Yoga ist allerdings nicht angesagt. Stattdessen steht rustikales Treppenlaufen, Crunchen und Liegestützemachen an. Wir dagegen begnügen uns später mit einer abendlichen Spazierrunde durch den vorderen Teil des Parks. Es gibt einen Kiosk, der noch geöffnet hat, eine Badestelle sowie Cafés, Restaurant,Kinderzoo,Minigolfbahn und Naturum, die jetzt um 19 Uhr aber schon geschlossen sind. Also erkunden wir stattdessen die Stationen des kleinen Experimentiergartens und bewundern Springbrunnen und Skulpturen. Den Rest heben wir uns für den nächsten Morgen auf.

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Tag 4 – Dienstag, 7. Mai 2024
Abfahrt: 12.29 Uhr
Tachostand: 49.165 km
Reichweite: 180 km

Gesagt – getan! Unser Morgenspaziergang in Mariebergsskogen führt uns als Erstes zu den Tieren von Lillskogen: Värmland-Schafe, Gotland-Kaninchen und andere regionale Viecher von der Kuh bis zum Pferd mampfen noch etwas verschlafen in ihren Gehegen. Dafür sind Eichelhäher, Eichhörnchen, Elster, Feldsperling, Meise und Kleiber, die in den Bäumen herumturnen, schon putzmunter. Ein paar historische Gebäude aus der Gegend bilden ein kleines Freilichtmuseum – darunter eine Sägemühle, die mal nicht mit Wasser-, sondern Windkraft funktioniert. Das Ganze ist eine Erfindung von der Halbinsel Värmlandsnäset, wo Wasserkraft rar war. So, jetzt aber erst mal zurück zum T-Rex, wo wir uns eine Kakaorunde zum Aufwärmen gönnen. War doch recht frisch gerade. Und außerdem müssen wir noch etwas Zeit überbrücken, denn das Naturum (so heißen in Schweden die Besucherzentren der Nationalparks) öffnet erst um 11 Uhr. Drinnen empfängt uns eine kleine interaktive Ausstellung über die värmländische Flora und Fauna auf zwei Etagen mit Panoramafenster-Blick hinaus auf die Seenlandschaft. Im dazugehörigen Café süppeln zwei ältere Damen die Tagessuppe zum reduzierten Seniorenpreis. Wir dagegen suchen den Kinosaal im ersten Stock auf, wo uns ein 14-minütiger Film (auf Wunsch auch auf Englisch) auf eine Kurzreise durch die Natur der Region mitnimmt. Anschließend lockt noch ein Rundgang auf Stegen durch das umliegende Feuchtgebiet. Herrlich. Doch nun lockt die Kunst. Dazu satteln wir den T-Rex und lassen ihn Richtung Karlstad-Zentrum rollen. Hinter der Kunsthalle Sandgrund des Aquarellmalers Lars Lerin (Jahrgang 1954) dürfen auch Wohnmobile kostenlos parken, wenn man ein Ticket für die Ausstellung kauft: 100 kr pro Person/geöffnet Di bis So 11 bis 16 Uhr. Diese ist hauptsächlich den Werken Lerins gewidmet, der nicht nur einer der bekanntesten Aquarellisten Skandinaviens ist (wir wussten gar nicht, dass man sooo großformatig mit dieser Technik arbeiten kann), sondern auch höchst kreative Collagen geschaffen hat. Mit am besten gefallen uns seine Lofoten-Aquarelle und die selbstgemalte Bibliothek. Ein kleines Museumscafé mit lustiger Kaffeeservice-Sammlung gibt esv weiterzuziehen. Kurs: Arvika. Eine Stunde später sind wir an unserem nächsten Übernachtungsplatz angelangt: einer großen Wohnmobil-Parkfläche direkt am See (oder besser Bucht, denn der Kyrkviken ist mit dem Glafsfjord verbunden) – zwar ohne jegliche Ver- und Entsorgungsstation, dafür aber komplett gratis. Unter Norwegern aber offenbar längst kein Geheimtipp mehr, den Nummernschildern zufolge. Kaum haben wir Handbremse angezogen, kommt die Sonne heraus. Auf einmal sind es 15 Grad. Also: Stühle raus! Wir chillen und lesen, ein Haubentaucher taucht, die Spatzen werden vorwitziger, bis uns die aufziehenden Wolken zurück ins Womo treiben. Nach dem vorgezogenen Pfannkuchen-Abendbrot ist ein Verdauungsspaziergang fällig. Die Innenstadt ist nicht weit entfernt. Wir stellen fest: Arvika ist ein nettes Städtchen mit überraschenden Läden, Skulpturen, Wandgemälden und etwas aus der Zeit gefallenen Konditoreien. Doch nun, huschhusch, zurück zum Womo. Das Abendprogramm wartet: Beim ersten ESC-Halbfinale in Malmö wollen wir wenigstens virtuell dabei sein.

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Tag 5 – Mittwoch, 8. Mai 2024
Abfahrt: 10.55 Uhr
Tachostand: 49.243 km
Reichweite: 140 km

Blauer Himmel begrüßt uns zum Aufwachen. „Unser“ Museum öffnet aber erst um 11 Uhr. Wir können es also langsam angehen. Auch ein Morgenspaziergang am Kyrkviken und zur Street-Art am Wegesrand ist vorher noch drin. Dann wird es Zeit für die Drinnen-Kunst. Wir nehmen Kurs auf das Rackstad-Museum, das der gleichnamigen Künstlerkolonie gewidmet ist. Diese entstand zu ähnlicher Zeit (Anfang des 20. Jahrhunderts) und in ähnlicher Ausprägung wie die Künstlerkolonie in Worpswede im heimischen Norddeutschland. Das lässt auf spannende Vergleiche hoffen. Vorher müssen wir allerdings erst mal ordentlich mit dem T-Rex herumkreiseln, bis wir auf dem nur sehr punktuell womo-tauglichen Museumsparkplatz eine passende Lücke (mit hinten Überhang) finden. Denn ausgerechnet heute knöpft sich gerade das kommunale Grünpflege-Geschwader den Wald hinterm Museum vor und hat dort entsprechend schweres Gerät geparkt. Und ein paar Anwohner scheinen da auch über Nacht geparkt zu haben. Zum Glück,denn davon verschwinden jetzt einige mit dem Auto zur Arbeit oder sonst wohin. Im Museum (Kungsvägen 11, geöffnet: dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr, normaler Eintritt: 140 kr) führt uns ein netter Herr kurz und kompakt in die Entstehung und Geschichte der Rackstad-Kolonie ein. Wir erfahren: Das Ganze fing mal mit der Möbeltischlerei der Brüder Eriksson und speziell deren Stühlen an. Auch der jüngste Bruder Christian erlernte zunächst den Beruf des Möbeltischers, arbeitete einige Zeit in Hamburg, ging dann aber nach Paris und wurde erfolgreicher Bildhauer. Seine Rückkehr ins ländliche Schweden war weniger erfolgreich. Seine junge Frau, eine Pariserin, vermisste die Großstadt, und Arbeit gab es hier auch eher wenig. Also Umzug nach Stockholm, wo er als Professor lehren konnte. Als eine seiner Schülerinnen und ihr Mann, Maria und Gustaf Fjæstad, ganz im Geiste der aufkommenden Nationalromantik etwas Bezahlbares zum Leben und Arbeiten auf dem Land suchten, stellte Eriksson ihnen seine Künstlerbutze in Taserud bei Arvika zur Verfügung. Kostenlos! Die Geburtsstunde der Kolonie. Denn im Dunstkreis der Fjæstads siedelten sich weitere Künstler am nahen Racken-See an. Daher der Name Rackstad übrigens. Das Museum selbst ist schön luftig aufgebaut und gibt einen guten Überblick über die Vielfalt dieser schwedischen Arts-und-Crafts-Bewegung. Die besagte Künstlerbutze Oppstuhage wiederum ist eigentlich nur an besonderen Tagen im Sommer geöffnet. Doch wir haben Glück. Weil die ehrenamtliche Oppstuhage-Spezialistin gerade sowieso dort zu tun hat, dürfen wir mit hinein – und bekommen noch eine supertolle Führung dazu. Hatten wir gar nicht erwartet. So aber lassen uns die Infos über das Atelier- und Wohnhaus Christian Erikssons gedanklich bis ins nordschwedische Kiruna reisen. Wo wir ja auch schon zweimal mit dem Womo Stippvisite gemacht haben. Jetzt werden die Fäden zusammengeführt, denn die Außenskulpturen der großen Holzkirche von Kiruna stammen aus Erikssons Bildhauerwerkstatt. Nun muss aber ja gerade die komplette Stadt wegen des Erzabbaus drei Kilometer nach Osten „verschoben“ werden, also auch die 1903-1912 erbaute Kirche. Die soll tatsächlich im Ganzen wandern – im Sommer 2025 soll es losgehen. Dafür müssen die Figuren besonders präpariert und gesichert werden. Und das ist unerwartet extraknifflig geworden, weil man festgestellt hat, dass es am neuen Standort im Schnitt einige Grad kälter ist. Verrückt aber wahr. Danach dürfen wir uns auch noch in Ruhe in den anderen Räumen umschauen. Echt toll, diese Museumscrew. Und Feuer und Flamme für ihre Aufgabe. Trotzdem müssen wir uns jetzt langsam mal losreißen. Der T-Rex braucht Bewegung, vor allem aber erstmal neuen Treibstoff. So präpariert, sausen wir in Richtung Fryken-See, um bei Selma Lagerlöf vorbeizuschauen. In Östra Ämtervik steuern wir den kleinen Friedhof mit dem schmucklos-wuchtigen Familiengrab der Literaturnobelpreisträgerin an, spazieren zwischen uralten Grabkreuzen umher, die schon Flechten angesetzt haben, und machen dann noch eine Kurve an der Selma-Lagerlöf-Büste vorbei zur Kirche. Drinnen kann man Knöpfchen drücken und sich unter anderem auch auf Deutsch etwas zur Geschichte und Ausstattung von Östra Ämterviks Kyrka erzählen lassen. Eine Besonderheit ist der Koffer von Paul Gustaf Andreios Lidback (1778-1857), dem Vorbild für den Onkel Eberhard in Selma Lagerlöfs „Gösta Berlings Saga“. In dem Koffer liegen Ridbacks Bibelübersetzung und weitere Manuskripte, die laut seinem Testament erst im Jahr 1900 geöffnet werden sollten, wenn die Welt bereit ist für seine Gedanken. Hat man dann auch, aber gleich wieder zugemacht. Herr Ridback war wohl doch zu fortschrittlich. Jetzt haben wir Hunger. Also ein Stückchen zurück nach Sunne. Der Imbiss Nya Sunnegrillen zwischen Sundsbron und Strandvägen hat nicht nur einen geräumigen Parkplatz vor der Tür, sondern auch einen leckeren Köttbullar- und einen ebensolchen Hamburger-Teller für uns im Angebot. Dann fordert der T-Rex unsere Aufmerksamkeit. Weil der Gratis-Womo-Stellplatz von Sunne keine Ver- und Entsorgung hat, steuern wir nordwärts zum Rastplatz Tossebergsklätten, der mit einem Klohäuschen im Blockhütten-Style inklusive Latrintömning aufwartet samt Außengalerie und Blick auf den Fryken. Interessant gestaltet. Unser nächster Halt heißt Torsby, gewissermaßen letzter Außenposten Värmlands. Schnell noch eine Runde durch den Coop am Stadtrand, dann nehmen wir den örtlichen Womo-Stellplatz im Zentrum an den Bahngleisen (zweckmäßig mit Grauwasser-Entleerung) in Beschlag. Zur besten Teezeit. Bedeutet: Kluntje in die Tasse, das frisch erworbene Plundergebäck auf den Tisch und – geniiießen. Und weil das Wetter draußen gerade ungemütlich wird, schenken wir uns diesmal die Abendspazierrunde.

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Tag 6 – Donnerstag, 9. Mai 2024
Abfahrt: 11.55 Uhr
Tachostand:c49.374 km
Reichweite: 851 km

Heute ist Christi Himmelfahrt. Also starten wir in den Tag mit einem ordentlichen Feiertagsfrühstück mit Rührei und schwedischem Rundbrot. Im Anschluss lassen wir einen Morgenspaziergang durchs diesige Torsby folgen. Durch die von Läden gesäumte Hauptstraße geht es – vorbei am saisonal noch unbesetzten Turistbyrå (als Ersatz dient ein anderes Byrå, nämlich eine Kommode mit Prospekten drin) zum zentralen Platz mit Shabby-Geistervillen aus Holz und zum Park mit Automuseum und Musikbrücke (wer darüber läuft, löst einen Mechanismus aus und bekommt (in unserem Fall zumindest) schwedischsprachige Countrymusik auf die Ohren. Witzig, und immer gibt es ein anderes Lied. Am späteren Vormittag sind wir zurück am Stellplatz und satteln den T-Rex für die Weiterfahrt. Die führt nun grob westwärts. Dabei passieren wir das Finnskogscentrum in Lekvattnet das aber leider erst im Juni öffnet. Doch auch von außen ist das Besucherzentrum und Museum zur Kultur und Geschichte der Waldfinnen, die im 17. Jahrhundert als Auswanderer die Gegend besiedelten. Seither heißt das Gebiet im schwedisch-norwegischen Grenzgebiet Finnskogen (Finnenwald). Hier soll es auch Wölfe und Bären geben. Doch die halten sich bei unserer Passage vornehm zürück. Gegen 13.30 Uhr treffen nach einigen Irrwegen wegen Baustellen und Sperrungen an der Festung von Kongsvinger ein. Wir parken auf dem Parkplatz am Museum und spazieren durchs Festungstor mitten hinein in die sternförmige Anlage von 1681, von deren Wall aus man einen schönen Blick auf den Fluss Glomma hat. Eine Stunde später schicken wir den T-Rex wieder auf die Bahn, legen aber in Skarnes noch einen Wassertankstopp an der K-Circle-Tanke ein (den Schlüssel für den Gratis-Schluck gibt’s an der Kasse). Auf der Weiterfahrt gelingt immerhin ein halbguter Schnappschuss vom architektonisch kühn in die Landschaft hineingestellten Kunstmuseum Kistefos. Nach all der Kunst in den letzten Tagen auf schwedischer Seite lassen wir diesmal einen Besuch aus und steuern stattdessen direkt nach Hønefoss, wo der gleichnamige Wasserfall mitten durch die Stadt rauscht und poltert. Der heutige Feiertag beschert uns eine nahezu abgabefreie Übernachtung auf dem zentralen Womo-Parkplatz Tippen (Arnemannsveien 5, Hønefoss Bru 1b – zehn Abteile). Weil wir aber den Platz nicht schon um 7 Uhr am nächsten Morgen wieder räumen wollen, werfen wir 20 Kronen per Kreditkarte ein. Das verschafft uns Luft bis 8.10 Uhr. Doch nun wollen wir uns den Wasserfall aus der Nähe ansehen. Wir spazieren treppauf und treppab einmal fast ganz herum um das Wasserkraftpaket, das in seiner heutigen Form 1978 kraftwerkstechnisch gebändigt wurde. Am Storelva bewundern wir das lustige moderne Gebäude „Gledeshuset“ und die ebenfalls interessant-moderne Kirche im „Rücken“ des Womo-Parkplatzes. Es folgt eine Kurz-Inspektion des Service-Häuschens (Ver- und Entsorgung mit Grauwasser-Abfluss). Nach einem frühen Abendbrot mit Tim-und-Struppi-Marathon im Fernsehen ist noch eine Abendspazierrunde zum nahen Tufteparken (mit Draußen-Gym, Springbrunnen und Musikmuschel) drin und über den Friedhof an der Kirche, die wie ein frisch gelandetes Ufo aussieht. Auf einmal: aufgeregtes Möwen-Kraweel. Huch! Da brütet doch tatsächlich nur eine Armlänge entfernt eine knopfäugige Sturmmöwe auf einem mit Efeu bewachsenen Grabstein! So, jetzt aber – huschhusch – ins Womo. Das zweite ESC-Halbfinale startet… muss einfach sein.

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Tag 7 – Freitag, 10. Mai 2024
Abfahrt: 8.15 Uhr
Tachostand: 49.593 km
Reichweite: 731 km

Vor der Abfahrt gönnen wir dem T-Rex noch eine Ehrenrunde zum Service-Häuschen, dann huschen wir auf dem Riksvei 7 Richtung Gol. Fürs Frühstück krallen wir uns den Rastplatz Krøderfjorden (Ankunft: 8.58 Uhr). Dann geht es weiter nach Gol, wo wir erst unserem geliebten Biltema (mit Panorama-Blick zur Stabkirche im benachbarten Wikingerpark) und dann der Tanke einen Besuch abstatten. Auf dem Rv. 7 gondeln wir aus dem Hallingdal nun immer weiter aufwärts, erreichen über die Siedlung Haugastøl die schneebedeckte Hardangervidda (Europas größtes Hochgebirgsplateau), schrauben uns bis auf 1150 Meter Höhe über dem Meeresspiegel und hinterlassen einen kleinen T-Rex-Fußabdruck in Form unseres Aufklebers an der zentralen Infotafel inmitten der weißen Weiten. Gegen 15.30 Uhr nehmen wir den Abzweig von der 7 zum Fossli Hotel und parken den T-Rex auf dem nächsten größeren Karrée, um uns zu Fuß zu einem beeindruckenden Naturschauspiel aufzumachen, dem Vøringsfossen – Norwegens wohl bekanntestem Wasserfall (abgesehen von den Sieben Schwestern am Geirangerfjord). Die Fallhöhe ist mächtig: 183 Meter. Auf 145 Metern stürzt das Wasser im freien Fall herab. Von verschiedenen Aussichtsplattformen und einer freischwebenden Brücke kann man dem Spektakel nahekommen. Einfach toll! Zwei Stunden gehen herum wie nichts! Aber irgendwann wollen weiter, auch wenn man auf dem Platz über Nacht stehen bleiben könnte. Doch uns lockt das Hardangervidda Natursenter in Øvre Eidfjord. Da kommen wir zwar nicht mehr zur Öffnungszeit an, können uns aber schon mal gemütlich auf den Parkplatz stellen und das kulturhistorische Erlebniszentrum am nächsten Morgen entern. Ein erster Fotorundgang um das mal wieder höchst interessant gestaltete Gebäude ist aber noch drin.

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Tag 8 – Samstag, 11. Mai 2024
Abfahrt: 12.05 Uhr
Tachostand: 49.841 km
Reichweite: 1564 km

Um 10 Uhr öffnet das Naturzentrum. Vorab drehen wir aber erst mal eine Runde durch den Touri-Shop gegenüber. Ansichtskarten und Briefmarken kaufen, auch wenn das Porto nach Europa sauteuer ist. Dafür dürfen wir noch von der frisch aufgeschnippelten Elch-Salami kosten. Statt der Wurst, die sehr lecker war, nehmen wir aber lieber einen Magneten für den Kühlschrank mit. Nun aber wirklich – hinein ins Hardangervidda-Infomuseum. Und das ist richtig schön kompakt über drei Ebenen aufgebaut. Ganz unten beginnt der Rundgang zum Thema Geologie, darüber folgen Flora, Fauna und Kultur und ganz oben kommt das Klima zum Zuge. Alles prima zum Selbstentdecken mit Texten auch auf Deutsch. Aber dank der prima Einführung von Museums-Saisonkraft Fatma aus Finnland an der Kasse fühlen wir uns noch einmal extragut präpariert. Fatma, die übrigens auch mal in Berlin studiert und einen Freund aus Oldenburg hatte (ha, die Welt ist klein!), startet dann auch noch für uns im Panorama-Kinosaal den superduper Drohnenfilm zum „Mitfliegen“ über die Hardangervidda. 25 Minuten purer Genuss. Einen zusätzlichen Kurzfilm zum Thema norwegische Kunst und Landschaft gibt es ein Stockwerk höher. Rund um informiert, traben wir zwei Stunden später zurück zum T-Rex, schreiben die erste Ansichtskarte und steuern dann den nächsten Ort auf der Route an: Eidfjord. Dass dieser Mini-Ort ein regelmäßiger Haltepunkt für Kreuzfahrtschiffe ist, merkt man an jeder Ecke – auch wenn gerade kein schwimmender Riese da ist. Tolle Fjord-Lage, alles super aufgeräumt und super ausgestattet, alle nötigen Läden und Cafés kompakt in der Nähe. Dazu das weltgrößte Turbinenrad (natürlich von Statkraft) zum Bestaunen. Und einen Briefkasten für unsere Ansichtskarte finden wir auch noch, direkt am Joker-Supermarkt, der gleichzeitig Poststelle ist. Weiter geht es nun nach Dale bzw. Dalekvam, wo uns das Strickpulli-Outletcenter und Museum von Dale of Norway (Sandlivegen 2) lockt. Eine Stunde lang stöbern wir durchs Sortiment, bewundern die ausgestellten Pullimodelle für die Olympischen Spiele und Skiweltmeisterschaften der letzten Jahrzehnte und versetzen uns in der ehemaligen Kantine in frühere Fabrikzeiten zurück. Den Weg, den wir danach einschlagen, müssen wir allerdings nachträglich auf die schwarze Liste setzen: die 569 über Mo i Modalen zur E39. Wir hatten überlegt,den „kleinen Preikestolen“(die Felsformation Slottet) zu erwandern. Nach rund einer Stunde Herzschlag-Fahrt auf überwiegend einspurigen Gebirgs- Serpentinen plus spontan auftauchendem Gegenverkehr (auch im Tunnel!) lassen wir das dann aber mal gepflegt sein. Auch wenn die Aussicht streckenweise grandios und Mo ein niedlicher Ort ist. Nur blöd, wenn man das eben nicht so recht genießen kann. Innerlich machen wir drei Kreuze, als die Straße wieder breiter wird. Gegen 16.30 Uhr lassen wir den T-Rex in Haugsvær auf den hübschen kleinen Picknick-Rastplatz neben dem Joker-Lebensmittelladen (wieder mit Briefkasten) austrullern. Der Laden hat zwar leider schon um 16 Uhr die Schotten dicht gemacht, aber der Briefkasten darf später unsere restlichen Ansichtskarten schlucken, die wir zum Tee am Picknicktisch schreiben – mit Aussicht hinunter auf den kleinen Ort am Fjord, einem Arm des Masfjords. Am Platz gibt es etwas weiter am Rand auch eine Tankstelle, einen lustigen Imbiss-Pavillon aus Holz, der aber gerade leer und zum Verkauf steht. Gleich mit drangeflanscht am Joker-Laden: Duschraum und Toiletten. Um die Ecke finden wir zudem einen Wasseranschluss und ein Holzhüttchen, vor dem man Grau- und Schwarzwasser loswerden kann. Und die Sat-Schüssel hat auch Empfang (heute ist das ESC-Finale). Perfekt!

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Tag 9 – Sonntag, 12. Mai 2024
Abfahrt: 11.25 Uhr
Tachostand: 50.014 km
Reichweite: 674 km

Wenn der Platz schon all diese T-Rex-Annehmlichkeiten bietet, dann nutzen wir sie auch. So fit gemacht, trägt er uns fast in Nullkommanix zum Fähranleger am Sognefjord in Oppedal. Von dort wollen wir nach Lavik übersetzen. Auch hier spurt brav die Mautbox, die wir mit einem Extra-Vertrag für die westnorwegischen Fähren samt „aufgeladenem“ Mindestbetrag verknüpft haben. Heißt: Wir fahren aufs Schiff und später wieder hinunter, ohne uns um etwas Anderes kümmern zu müssen als um die Einwink-Signale der Decksleute. Gut 20 Minuten dauert die Mini-Kreuzfahrt. Von Lavik aus steuern wir über Førde nach Vassenden. Dort, am Westende des Jølstravatnet, schnappen wir uns etwa eine Stunde später den Rastplatz kurz hinter dem Abzweig zum Astruptunet – dem Künstlerhaus des Malers Nikolai Astrup (1880-1928), populär in Norwegen, kaum bekannt in Deutschland (trotz Ausstellung 2017 in der Emder Kunsthalle). Wir parken hinter einem ESC-Sieger-Camper (= aus der Schweiz) und entern das superschöne Picknick-Areal mit modernem Sprungbrett in den See und einem Astrup-Rahmen als Fotopoint mit Durchblick aufs Wasser und die schneebedeckten Gipfel am Horizont. Die Sonne scheint. Auf den Stufen der Holzterrasse am Ufer lässt es sich ein Stündchen aushalten. Dann wollen wir nachsehen, wie der Blick durch den Astrup-Rahmen am anderen Ende des Sees aussieht. Dazu legen wir in Skei einen weiteren Fotostopp ein. In der nahe gelegenen Circle-K-Tankstelle sacken wir noch Wiener Bröd zum Tee ein und machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Übernachtungsplatz: den Wanderparkplatz am Stardalselva. Dort empfängt uns Flussdelta-Feeling abseits der Europastraße 39, mit Bergen und Wasserfällchen drum herum und einer kleinen Flusskies-Insel vor unserer Nase. Während wir unsere wohlverdiente Teezeit abhalten, bekommen wir zum Schluss auch noch Besuch von neugierigen, durstigen Kühen. Von unserem Tee müssen aber nichts abgeben. Ist ja genug Wasser da.

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Tag 10 – Montag, 13. Mai 2023
Abfahrt: 10.30 Uhr
Tachostand: 50.145 km
Reichweite: 801 km

So wie der Tag gestern geendet hat, beginnt er heute auch: mit Kuhglocken-Geläut. Nach einem zünftigen Frühstück geht es wieder auf Tour. Nach 20 Minuten Fahrt lockt uns aber schon ein erster Fotostopp. In Gloppen werfen wir einen gepflegten Blick auf das Utvikfjell. Fünf Minuten später wartet schon die nächste umwerfende Aussicht am Skjørbakkane Utsiktspunkt direkt vor einer dieser typisch norwegischen Haarnadelkurven. Dort gibt es sogar eine Schautafel, auf der wir unseren Aufkleber hinterlassen können. Nun aber wollen wir weiter nach Stryn, denn der T-Rex benötigt eine neuen Gastank-Füllung und dort gibt es eine LPG-Tankstelle (Automat mit Karte). So präpariert, geht es weiter Richtung Vestkapp. Doch gegen 13 Uhr knurrt unser Magen. Passenderweise lacht uns an der E39 ein Rastplatz mit Ausguck an. Dort schieben wir uns ein Kurzpicknick mit 3 auf Wasser und Berge zwischen die Kiemen. Der nächste Fotostopp lauert im nächsten größeren Ort: Nordfjordeid. Wir parken auf einem der zentralen Shopping-Parkplätzchen, schlendern an der Uferpromenade entlang, kaufen im Rema-Supermarkt noch was zum späteren Verspachteln und schauen eine Runde an der denkmalgeschützen Kirche und im nahen Biltema vorbei. Das Sagastad-Museum, in dem eine Rekonstruktion des größten Wikingerschiffs Norwegens gezeigt wird, hat geschlossen. Heute ist eben kein „Cruise Day“ mit Touri-Schwemme. Auch gut. Mehr Platz für uns, um an den lustigen Deko-Buchstaben am Fjord ein Erinnerungsfoto zu machen. Nun aber ruft endgültig das Vestkapp. Und das bedeutet erneut: Serpentinen-Fahren. Vor allem die letzten fünf Kilometer erfordern Konzentration. Zum Glück ist die Schmalspur aber gut und weithin einsehbar. Das erleichtert das Ausweichen bei Gegenverkehr in die entsprechend angelegten Buchten, Trotzdem ist Aufpassen angesagt, weil die Kante am Rand doch recht abschüssig ist. Man will ja nicht im Graben landen. Gegen 16.50 Uhr aber haben wir es geschafft. Wir stehen am Vestkapp. Auf dem größeren Parkplateau unterhalb der Kap-Kappe richten wir uns später für die Nacht ein. Doch die letzten kurvigen 200 Meter bis ganz nach oben zum (noch geschlossenen) Restaurant-Café schaffen wir auch noch. Wir gönnen dem T-Rex ein Päuschen am Rande des kleinen Parkplatzes und stromern einmal kreuz und quer übers Plateau. Wir bewundern die beiden brandneuen, kühn an den Hang gebauten Übernachtungshütten mit Panoramafenstern (die eine heißt passenderweise Sonnenaufgang, die andere Sonnenuntergang, dazwischen liegt das wohl westlichste Klohäuschen Norwegens), erklimmen das darüberliegende Gräserfeld,schlendern zwischen Steintürmchen und Radarstation hin und her und können uns gar nicht sattsehen am 360-Grad-Panorama. Die Lerchen tirillieren dazu, was das Zeug hält. Zurück am Café-Restaurant, das auch einen kleinen Souvenirshop beherbergt (wie wir durch die Glasfenster erkennen können), sind noch ein Erinnerungsfoto vom wettergegerbten Vestkapp-Holzlogo (dazugehörige GPS-Daten: N62°11’18“ 5°7’33“) und eine Sitzprobe auf der traumhaft gelegenen Außenterrasse Pflicht. Dann platzieren wir den T-Rex wieder ein Deck tiefer, wo mehr Platz für Womos ist, und richten uns für den Abend ein. Hier kann man prima zur Ruhe kommen, später noch gekrönt von einem wahren Sonnenuntergangs-Theater. Schööööön!!!

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Tag 11 – Dienstag, 14. Mai 2024
Abfahrt: 11.10 Uhr
Tachostand: 50.351 km
Reichweite: 195 km

So ist das manchmal mit geografischen Extrempunkten. Bevor es zu neuen Zielen gehen kann, muss man erst mal wieder genau den Weg zurück, auf dem man gekommen ist. In Leikanger finden wir am Wegesrand eine kostenlose Entsorgung für die Bordtoilette (Station Nedre Sjåstad). Und, schwupps, sind wir wieder in Nordfjordeid. Dort sehen wir, dass gerade die „Aida nova“ im Fjord liegt. Wir fahren zum zentralen Parkplatz gegenüber von Jysk und stehen praktisch Nase an Kussmund. Die Kreuzfahrt-Touristen strömen vorbei, die meisten davon Deutsche, die ganz schön große Augen machen, als sie in dieser dich recht entlegenen Ecke ein deutsches Kennzeichen sehen. Dann gehen wir selbst auf der Promenade flanieren und finden prompt eine verlorene Aida-Passenger-Kids-Clubkarte eines zweijährigen Mädchens. Die Gelegenheit, Karmapunkte zu sammeln. Wir schlendern Richtung Terminal, finden im Touristen-Gewusel vor den Ausflugsbussen tatsächlich drei Cruise-Mitarbeiter, bei denen wir die Karte abgeben können. Danach gönnen wir uns ein paar Ansichtskarten und einen Magneten im Touri-Shop und füllen im parkplatz-nahen Rema-Supermarkt unsere Vorräte auf. Im T-Rex schnell noch zwei Karten geschrieben. Den Briefkasten dazu gibt es in der erstaunlich weitläufigen Einkaufspassage neben den Rema. Doch wir wollen ja heute noch weiter. Eine Stunde später rollen wir auf den Parkplatz des Nationalparkzentrums Jostedalsbreen in Oppstryn. Das hat normalerweise bis 16 Uhr geöffnet. Doch heute ist ja Cruise Day, daher schließt das Zentrum erst um 17 Uhr. Wir schauen uns aber nur im Shop um, denn 120 Kronen pro Nase sind uns für die Restzeit trotzdem noch zu teuer. Aber das Wetter ist schön, die Lage im Tal am See auch. Also vergnügen wir uns nach einer Runde Tee mit Wiener Bröd und weiterem Kartenschreiben im T-Rex eine Weile draußen. Zum Schluss wagen wir uns auch in den See, kommen aber nur bis zu den Knöcheln. Soooo kalt! Kein Wunder, ist ja alles Gletscherwasser aus den Bergen ringsum. Schon nach wenigen Sekunden spürt man die Füße nicht mehr. Schnell wieder ans Ufer. Hui, jetzt kribbelt’s aber. Wir machen noch ein paar weitere Kneippgänge. Jedesmal halten wir es ein klein wenig länger aus. Langsam nähert sich der Abend. Wir überlegen, ob wir über Nacht hier stehen bleiben und am nächsten Morgen doch noch ins Center gehen. Allerdings stehen da wieder Camping-verboten-Schilder. Auch wenn wir ja nicht wirklich campen, sondern nur parken, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt. Nicht ganz so weit weg, soll es übernachtungsgeeignete Rastplätze am Riksvei 15 geben. Also los. Und dann das! Eben noch 23 Grad und Frühsommer-Feeling, einen halbe Stunde und einen langen Tunnel später stehen wir auf einmal wieder in einer Schneelandschaft. Temperatur: nur noch 12 Grad. Und laut Straßenschild muss man auch wieder mit Rentieren rechnen. Auf den ersten von uns ausgeguckten Rastplatz kommen wir wegen der zugeschneiten Auffahrt gar erst drauf. Aber Platz zwei am Søndre Lagervatnet bei Skjåk auf dem Weg nach Grotli ist halbwegs befahrbar. Weil es schon 20 Uhr ist, haben wir keine Lust mehr zum Weitersuchen. Dann schmeißen wir heute Nacht eben die Heizung an.

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Tag 12 – Mittwoch, 15. Mai 2024
Abfahrt: 11.11 Uhr
Tachostand: 50.540 km
Reichweite: 180 km

Nach Ausschlafen und Frühstück im Schnee verlassen wir das Hochplateau wieder. Nur eine knappe Viertelstunde später hat uns am Viewpoint Billingen endgültig der Frühsommer wieder. Wir schleichen uns mit dem T-Rex von hinten an den rauschenden Bach heran, parken am Wegesrand und spazieren zur Brücke mit idyllischem Wirtshaus und Kulturwanderweg. Der wäre 3,1 Kilometer lang und schlängelt sich zu diversen Kunstwerken hoch. Wir belassen uns beim Erkunden der „Brücken-Etage“ am Eingang zum Nationalpark Reinheimen. Noch mal eine Viertelstunde später stehen wir auf der nächsten Brücke über dem nächsten Wildwasserfluss, dem Dønfoss. Den T-Rex haben wir am nahen Coop geparkt, wo wir später auch noch die Altpapierstation auf dem Parkplatz nutzen. Über den Fluss führt für die Fußgänger eine Art Skywalk, jedenfalls sieht man durch das Gitter das Wasser unter den Füßen durchbrodeln. Zurück am Coop plaudern wir kurz mit einem Extrem-Radler-Paar, die am überdachten Picknicktisch Rast machen. Die beiden kommen aus München, sind aber nicht dort losgeradelt, sondern in Bergen. Ihr Ziel ist Trondheim, dann geht es mit dem Flugzeug wieder nach Hause. Wir erzählen von unseren Trondheim-Erfahrungen, wünschen uns gegenseitig eine gute Fahrt und ziehen weiter. Wieder wird es eine Kurzetappe. Nach 25 Minuten parken wir mit dem T-Rex vor der Stabkirche von Lom und drehen eine Besichtigungsrunde über den Friedhof. Echt schön gelegen. Der Ort selbst ist nicht groß, aber offebar ein beliebter Sommerfrische-Ort. Ganz schön viele Cafés, Läden und Aktivitäten hier. An der zentralen Esso-Tanke gibt es eine kostenlose Entsorgungsstation für uns (nur Wasserzapfen würde kosten: 20 Kronen für fünf Minuten). Einkaufen wollen wir aber im nächsten größeren Ort, in Otta. Der liegt schon im Gudbrandsdal. Der T-Rex kommt auf dem zentralen Parkplatz mit Womo-Abteil (plus Service-Station) an der Johan Nygårds gate zum Stehen. Nach dem Lebensmittel-Auffüllen geht es noch ans Wasserauffüllen, dann setzen wir Kurs auf Lillehammer. Dort treffen wir am späteren Nachmittag ein. Das heißt: Wir können erst mal frei vor der Haakons Halle parken. Stehen darf man aber nur bis 2 Uhr nachts. Zum Übernachten müssen wir uns also etwas anderes suchen. Aber zuerst wollen wir ein paar Stündchen Olympia-Nostalgie tanken. Wobei wir uns erst mal verwundert die Augen reiben, weil wir die Fackelmännchen von 1994 nicht entdecken können. Etwa abgebaut? Nicht ganz. Als wir nachsehen gehen, was es mit dem Bagger und der Baustelle am bisherigen Standort auf sich hat, sehen wir die metallenen Aufsteller am Boden liegen. Verschrottet wurden sie also zumindest (noch) nicht. Wir setzen unseren Spaziergang Richtung Olympiapark fort – bei herrlichstem Sonnenschein und 25 Grad. Rekord auf dieser Reise bislang. Auf dem Sportplatz findet gerade ein Fußballspiel statt. Fein! Da gucken wir mal zu. Irgendwann aber setzt der Teedurst ein. Und wir haben ja noch frisches Wiener Bröd auf Lager. Also zurück zum Womo, eine Runde Mümmeln und Rückweg-Pläne für Schweden schmieden. Gegen 20 Uhr gewinnt noch mal der Ehrgeiz die Oberhand. Die Abendwanderung führt diesmal zu den Olympia-Sprungschanzen inklusive jener Arena, in der 1994 die Winterspiele eröffnet wurden. Und weil wir in diesem Norwegen-Urlaub noch gar keinen Berg bestiegen haben, müssen jetzt die Endlostreppen links und rechts der beiden Schanzen herhalten. Toller Blick ins Tal, auf Lillehammer und den Mjösasee im Licht der nun gaaanz langsam sinkenden Sonne. Aber auf Skiern würden wir da nicht hinunter wollen. Also geht es zu Fuß wieder treppab und zurück zum T-Rex. Schließlich brauchen wir ja auch noch einen Platz zum Übernachten. Zum Glück wissen wir schon, wo. Nämlich dort, wo wir in den Vorjahren bisher immer nur zur Frühstücks- oder zur Mittagspause hin sind: Hamar. Der Badeplatz am See ist zwar kein Geheimtipp mehr, schon gar nicht bei den campingverrückten Norwegern, aber es gibt trotzdem eine geräumige Lücke für uns. Juhu!

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Tag 13 – Donnerstag, 16. Mai 2024
Abfahrt: 13.15 Uhr
Tachostand: 50.838 km
Reichweite: 862 km

Ausschlafen muss heute natürlich sein. Und dann ein ausgiebiger Spaziergang am See, der im Vergleich zum letzten Mal randvoll mit Wasser ist. Wir hängen noch ordentlich Chillzeit dran, bevor wir dann am späteren Mittag wieder aufbrechen. Gut, dass wir die Batterien so noch mal aufgeladen haben, denn bei Oslo herum stehen wir wie befürchtet im Stau – und der hält sich leider auch noch, als wir Richtung Moss und Larkollen am Oslofjord abzweigen. Wir kämpfen uns gefühlt stundenlang durch den nervigen Stop-and-Go-Feierabendverkehr. Doch das Durchhalten lohnt sich. Larkollen ist einfach ein süßer kleiner Holzvillen-Ort in idyllischer Fjordlage, einst (um 1700 herum) ein wichtiger Segelschiff-Hafen – heute eine beliebte Sommerfrische mit nur einem einzigen Hotel, aber ordentlich Strand und Schärenfelsen vor Ort. Da tummeln sich auch die Seehunde gern im Wasser, wie wir gerade anhand eines besonders verspielten Exemplars in der Bucht am Støtvig-Hotel feststellen können. Später testen wir noch den Dänemarkstrand hinter dem Wald am Campingplatz, der auch als Surfspot vermerkt ist. Doch mit Wind ist an diesem Tag nicht viel, eher Sonne und Relaxen. Interessant: Auf dem Waldparkplatz entdecken wir am Zugang zum Strandweg ein paar Extratonnen mit Müllbeuteln zum Mitnehmen, damit am Strand später nichts liegenbleibt. Gute Idee. Die Nacht wollen wir jedoch woanders verbringen. Und wir müssen auch noch einrechnen, dass am nächsten Tag Nationalfeiertag ist und somit so ziemlich alle Läden geschlossen sind. Und wir möchten auch am Freitag nicht Wiener-Bröd-los sein. Das haben sich wohl auch andere schon gedacht. Erst im dritten Supermarkt am Wegesrand sind wir vollversorgt. Nun aber nichts wie hin zum Mærrapanna Friluftsområde, westlich von Fredrikstad am äußeren Oslofjord. In dem Naturreservat mit Badeplatz sollen Norwegens schönste Schären liegen. Das müssen wir natürlich überprüfen. Aber nicht mehr komplett heute noch. Nach unserer Ankunft gegen 19 Uhr auf dem großen Parkplatz am vorgelagerten Wäldchen ist zwar noch ein Kurzspaziergang drin. Doch der führt uns erst mal „nur“ zum niedlichen Bootshafen. Dann gewinnt der Hunger und treibt uns zum Abendprogramm zurück zum Womo.

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Tag 14 – Freitag, 17. Mai 2024
Abfahrt: 13 Uhr
Tachostand: 51.086 km
Reichweite: 644 km

Wir lassen den Feiertag gemütlich angehen. Dann packen wir ein bisschen Frühstücks-Proviant ein und wandern diesmal Richtung Badeplatz und Schärenküste. Die empfängt uns mit einem Jumbo-Liegestuhl aus Holz in Orange. Von hier aus könnte man ausgiebig Klippenklettern gehen und über eine Leiter ins kalte Nass steigen. Wir stromern jedoch linksherum über die große Spiel- und Liegewiese, lassen die Grillplatz-Nischen rechts liegen und setzen von dieser Seite zum Erklimmen der Felsen an. Ein Schwalbenschwanz begleitet uns flatternd ein kleines Stück. Von irgendwoher wehen auf einmal Trommelwirbel und Spielmannszug-Klänge heran. Wir suchen uns ein nettes Sitzplätzchen, lauschen dem entfernten Festumzug, mümmeln unser Mini-Frühstück und genießen die maritime Aussicht. Doch irgendwann müssen wir weiter. Schweden ruft. Knapp zwei Stunden später mäandern wir die Westküste hinab bis zum Waldparkplatz am „Roten Superkrieger“ von Tanum. Denn wir haben noch mal Lust auf Felsritzungen. Sind immerhin Unesco-Weltkulturerbe. Ein schöner Holzsteg führt zu einer schnuckeligen Theatertribüne, auf der man sich den besten Blick auf die riesige, rot ausgemalte Ritzung im Stein suchen kann. Weiter hinein im Wald findet man zur Abwechslung auch mal weiß markierte Hüssi-Pferde. Erklärtafeln (auch in Deutsch) machen das Bild komplett. Übernachten wäre zwar schön hier, ist aber nicht erlaubt. Also steuern wir Fjällbacka an, das nur eine Viertelstunde entfernt ist. Am Rande des berühmten Westküsten-Ortes, in dem schon Hollywood-Legende Ingrid Bergman gern auf-(oder unter-?)tauchte, liegt der Gratis-Stellplatz unserer Wahl. Der besticht im Moment zwar eher durch staubigen Baustellen-Charme, aber die Sonne lacht vom Himmel, und der Fußweg ins Zentrum ist nicht wirklich weit. Aber erst mal machen wir es wie unsere schwedischen, deutschen und französischen Stehnachbarn und holen die Klappstühle heraus. Dazu gibt es ein Schälchen Norweger-Eis aus dem Kühlfach. Yummieh! Noch ein bisschen rutschen lassen, dann lockt der Ort. Der Spaziergang zur Kirche und den terrassenartig an der wuchtigen Schärenfelsenküste klebenden Holzhäuschen dahinter dauert zehn bis 15 Minuten. Fjällbacka ist nicht nur herrlich verwinkelt, sondern zu dieser Jahreszeit auch die Stadt des Flieders. Überall duftet es danach – bis auf den Bereich ganz unten am Hafen, wo all die Cafés, Restaurants und Bars versammelt sind. Da riecht es nach Pizza und Fisch. Ein kurzer Gang zum Ingrid-Bergman-Platz (mit dazugehöriger Büste) muss natürlich auch sein. Nicht weit davon entfernt beginnt über eine Fels- und Holztreppe der Aufstieg hinauf zur Felsenschlucht Kungsklyftan mit vier eingeklemmten Felsbrocken (hier lief Ronja Räubertochter im Film durch die Wolfsklamm in den Mattiswald). Ein bisschen Kletterei ist dabei schon nötig, mit normalen Sportschuhen machbar, Wanderboots wären allerdings besser gewesen. Egal, muss man eben ein bisschen mehr auf seine Zehen aufpassen. Nerviger sind jedoch die Mücken, die jetzt mehr und mehr auf ihre Abendrunde gehen. Also fix wieder hinaus aus der Schlucht, noch ein bisschen Schaufensterbummel und dann zurück zum T-Rex.

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Tag 15 – Samstag, 18. Mai 2024
Abfahrt: 10.11 Uhr
Tachostand: 51.216 km
Reichweite: 1057 km

Ohne Hast und Eile brechen wir die Zelte ab und setzen unseren Weg nach Süden fort. In Höhe von Ljungskile steuern wir den örtlichen Rastplatz an, wo wir eine „Latrintömning“ vornehmen können. Das ist schnell erledigt. Nun aber heißt es erst mal fahren-fahren-fahren. In der Region Halland haben wir uns ein besonderes Pausenplätzchen ausgesucht: den Abenteuerpark Kungsbygget in Våxtorp. Dort gibt es nämlich eine der wenigen schwedischen Sommerrodelbahnen, dazu noch eine Zipline, Kletterturm und einen Hochseilgarten. Aber wir wollen vor allem rodeln. Wir lösen erst mal nur ein Ticket zum Probefahren (79 kr), schnappen uns einen Helm vom Sammelanhänger (Rodelbahn-Helmpflicht kennen wir aus Deutschland zwar nicht, aber gut…) und reihen uns in die Warteschlange ein. Am Zugseil geht es dann schnurstracks den Hang hinauf, es folgt eine kleine Kurve, in der der Haken abfliegt und man selbst den Steuer- bzw. Bremsknüppel übernimmt, und dann – huiiiiiii – geht es Kurve um Kurve 935 Meter hinunter. Das hat Spaß gemacht. Wir wollen mehr. Deshalb gönnen wir uns jetzt den Zehnerpack (fünf Fahrten für jeden, Preis pro Fahrt: 59 kr). Wir fliegen durch die Blechbahn, und wie im Fluge vergeht die Zeit. Zack, ist es 16.55 Uhr. Und wir müssen ja noch einen Schlafplatz ansteuern. Zum Glück wissen wir was Feines in der Nähe: unseren bewährten Platz am Meer, Mellbystrand. Gegen 17.20 Uhr sind wir da und fahren mitten drauf. Weil Wochenende und das Wetter klar und sonnig ist, sind wir nicht die einzigen hier. Die meisten sind aber mit dem Pkw da. Wir suchen uns einen Standort, wo wir keinem die Sicht nehmen und holen die Stühle heraus. Was gibt es Besseres als einen Abend am Wasser? Neben uns wirbelt ein verliebtes Pärchen zu schwedischer Countrymusik aus der Musikbox tanzend über den Sand. Andere gehen auf Muschelsuche oder stürzen sich in die frisch temperierten Fluten. Aber immerhin haben wir 28 Grad Außentemperatur. Mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang klingt der Tag aus.

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Tag 16 – Sonntag, 19. Mai 2024
Abfahrt: 14.33 Uhr
Tachostand: 51.550 km
Reichweite: 617 km

Heute steigt das Thermometer zwar nur bis auf 21 Grad. Dafür haben wir uns in den Kopf gesetzt, heute mal ins Wasser zu gehen. Dank unsere Neopren-Shortys ist die Überwindung nicht allzu groß. Allerdings müssen wir erst mal ein ganzes Stück hineinwatenm bis man ordentlich schwimmen kann. Ist eben ein Familienstrand mit wenig Tiefgang auf den ersten Metern. Aber wir meistern diese Herausforderung. Danach genießen wir noch eine ganze Weile das Strandleben, bis wir am frühen Nachmittag genug haben. Eine Ehrenrunde über den nächsten Strandabschnitt wollen wir aber noch drehen. Keine gute Idee! Wir geraten zu dicht an die Wasserkante und fahren uns an der einzigen angematschten Stelle im Sand fest. Zum Glück ist eine dreiköpfige schwedische Familien zur Stelle. Mit vereinten Kräften graben wir den versackten Vorderreifen frei und schieben den T- Rex rückwärts aus der Kuhle. Unser Dank wird den Dreien auf ewig nachschleichen. Erleichtert kratzen wir endgültig die Strand-Kurve, legen aber noch einen Zwischenstopp am ICA Stormarknad in Mellby ein und eine Tank-Stippvisite am Rastplatz Hallandsåsen, wo wir außerdem noch den Wassertank am Serviceschrank auffüllen können. Perfekt! Eine Viertelstunde später steht noch ein Biltema-Besuch in Ängelholm auf unserer Liste. Der prima Insektenlöser für die Windschutzscheibe muss mit, Torftöpfchen für den Garten und zwei Kanister „Spolarvättske“ als Scheibenwischerwasser. Im Restaurant mampfen wir zum Schluss noch eine große Portion Köttbullar mit Preiselbeeren und Pressgurka-Salat. Ein Beutel Wiener Bröd wandert in unser Proviantfach, dann lassen wir den T-Rex wieder von der Leine. Eine gute Stunde später schlappen wir am Schloss Trolleholm vorbeim das jedoch in Privatbesitz und daher (wie der Park) nicht öffentlich zugänglich ist. Der etwas liegende Parkplatz behagt uns nicht als Übernachtungsquartier, also fahren wir zum nächsten Schloss: Torup. Gut eine halbe Stunde entfernt. Weil die womo-tauglichen Randplätze auf dem Parkplatz Dansbanavägen schon durch grillende arabische Großfamilien belegt sind, die gefühlt alle einzeln mit dem SUV gekommen sind, schnappen wir uns eben einen weniger schattigen Platz auf der etwas beengteren Parkfäche davor an der Zufahrt. Aber mit Überhang hinten heraus passt es. Und wir haben einen ganz netten Blick auf den Jagdpavillon und einen Ententümpel. Fünf Minuten zu Fuß in die andere Richtung liegt unser eigentliches Ziel: der Schlosspark. Dieser ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Zeit für einen kurzen Foto-Rundgang ist also noch. Sooo viel duftender Flieder!!! Auch das Schlossgebäude ist imposant. Es gehört zu den am besten erhaltenen Renaissance-Schlössern Skandinaviens. Die ursprüngliche Geschichte des Schlosses reicht allerdings bis in die Zeit um 980 zurück. Zwar wurde danach eine Menge daran herumgebaut, Teile der mittelalterlichen „Basics“ sind aber noch erkennbar. Darum herum breiten sich ein Buchenwald und ein hübscher Park aus. Den wollen wir mit weniger Zeitdruck im Nacken aber erst am nächsten Tag erkunden. Dafür noch ein paar Infos zum Schloss: Dieses wurde in seiner heutigen Erscheinung ab dem 16. Jahrhundert hergerichtet. Da hatten hier in Skåne noch die Dänen das Sagen. Entsprechend gehörte eine Zeitlang auch das dänische Königshaus zu den Besitzern. Zwischendurch verfiel es jedoch, wurde dann aber im 19. Jahrhundert unter der neuen Besitzerfamilie Coyet saniert. 1970 kaufte die Stadt Malmö das Schloss mit weiteren dazugehörigen Gebäuden, dem Park, dem Wald und landwirtschaftlichen Flächen. Die Familie durfte das Schloss aber erst noch weiternutzen. Die letzten Mitglieder zogen 2012 aus, so dass seither größere Teile des Schlossparks für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Nun aber, bevor die Tore abgeschlossen werden: zurück zum T-Rex. Abendbrot. Heia. Gute Nacht.

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Tag 17 – Montag, 20. Mai 2024
Abfahrt: 11.45 Uhr
Tachostand: 51.713 km
Reichweite: 367 km

So, jetzt noch mal in Ruhe den Schlosspark erkunden. Wir drehen die große Runde vorbei an Brunnen, Wassergraben, Flieder, exotischen Bäumen, riesigen Buchen, moderner Kunst, Seeterrasse, Kräutergarten, Hopfengarten und Streuobstwiese. Das Schlosscafè gegenüber sparen wir uns mal, Wir wollen noch ein bisschen ans Meer. Aber wenn schon, dann richtig, nämlich an die südlichste Spitze Schwedens. Die ist nur eine Dreiviertelstunde entfernt. In Smygehuk angekommen, könnten wir das Womo mit etwas Mühe an den hinteren Rand des offiziellen Parkplatzes am Zugang zum Hafen quetschen. Wir sind aber mal etwas bequem und wählen die große Wiesenfreifläche links daneben, die zum Köpmansmagasin gehört, dem alten Speicherhaus, das heute eine Galerie für lokales Kunsthandwerk ist. Da soll man laut behördlicher Anordnung eigentlich schon seit ein paar Jahren keine Fahrzeuge mehr drauf abstellen, aber die Besitzer haben Einspruch eingelegt und dulden sogar, dass Wohnmobile dort über Nacht stehen, wie wir anhand etlicher entspannter Camping-Schweden erkennen können. Wir dagegen wollen ja nur mal gucken (und kaufen) gehen. Denn es gibt noch zwei weitere Lädchen dort: Blumen, Deko, Mitbringsel, Socken und Krimskrams. Und alles mit superschöner Aussicht. Da wäre es Sünde, nicht noch eine Spazierrunde am Wasser bis zum Hafen zu machen, vorbei an historischen Kalköfen, moderner Kunst, Bötchen und Cafés mit einer Ehrenrunde zu Uma Thurmans Omi, die 1930 vom Künstler Axel Ebbe in die Statue „Famntaget“ (Die Umarmung) verwandelt wurde. Danach noch schnell Nils Holgerssons Leitgans Akka (ebenfalls in Bronze) guten Tag gesagt, die einen weiteren Kunsthandwerk-Shop bewacht, und dann – husch-husch – zum T-Rex. Gerade noch rechtzeitig vor dem großen Regenguss. Den warten wir noch gemütlich ab, bevor wir uns auf die Suche nach unserem nächsten strandnahen Übernachtungsplatz machen. Wir versuchen unser Glück in Gislövs Läge, doch da ist Camping verboten, dem durchgestrichenen Wohnmobil auf dem Schild zufolge. Na gut,dann wieder ein Stückchen zurück nach Böste zum Badeplatz mit geräumiger Parkfläche davor. Ein kurzer Weg führt durch die Dünen ans Wasser, das uns in fast karibischen Farben entgegenleuchtet. Davor weißer Sandstrand. Ja, super! Besser geht’s doch nicht! Und bis auf ein Pause machendes Handwerkerfahrzeug sind wir gerade die einzigen auf dem Platz. Hier bleiben wir. Gesagt, getan und Essen gemacht. Nach dem Rutschenlassen nehmen wir dann noch eine ausgiebige Tunkung in der Ostsee vor. Herrlich! Inzwischen haben sich ein weiteres deutsches und ein französisches Wohnmobil auf dem Platz hinzugesellt. Aber, hey, ist ja auch Platz genug. Zumindest, bis später am Abend die Deutschland-Fähre in Trelleborg anlegt. Auf einmal strandet hier ein Womo nach dem anderen. Ist offenbar doch kein Geheimtipp mehr. Bis spät in die Nacht quetschen sich noch Womos hinzu, die anderswo nicht mehr untergekommen sind. Was für ein Glück, dass wir so früh hier gelandet sind.

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Tag 18 – Dienstag,21. Mai 2024
Abfahrt: 9.55 Uhr
Tachostand: 51.776 km
Reichweite: 380 km

Wir wollen heute dahin, wo die anderen gestern hergekommen sind: nach Trelleborg. Aber nicht zur Fähre, sondern zur (zu einem Viertel) rekonstruierten Wikingerburg Trelleborg. Das kleine Museum (Västra Vallgatan 6, mit Shop und Café) hat im Mai zwar dienstags und mittwochs geschlossen, aber die Außenanlage ist rund um die Uhr geöffnet. Wir lassen uns auf dem Holzpfad zur Burg ein bisschen was von den Fröschen am Tümpelrand vorquaken und klettern ein bisschen auf dem Burgwall herum. Was man als Wikinger-Touri eben so tut. Doch so langsam müssen wir uns jetzt doch von Schweden verabschieden – jedoch nicht ohne einen letzten Einkauf. Es stehen schließlich noch ein paar nahrhafte Mitbringsel auf unserer Liste. Die besorgen wir im ICA Kvantum in Vellinge südlich von Malmö – und witzigerweise Geburtsort des Bildhauers Axel Ebbe (1868-1941), mit dem wir ja gestern indirekt schon eine Begegnung hatten. Nachdem wir ordentlich zugelangt haben, heißt es „hej då, Sverige“. Ohne weitere Umwege nehmen wir Kurs auf die Öresundbrücke und Dänemark. An der Mautstation wartet allerdings noch eine unvorhergesehene Herausforderung auf uns. Denn wir landen in einer Spur, in der genau vor uns ein schwedisches Auto mit einem uralten Ehepaar darin nicht mehr in Gang kommt. Unsere Mautbox ist schon „eingeloggt“, also können wir jetzt vermutlich nicht ohne doppelte Abrechnung die Spur wechseln. Und die beiden scheinen fremde Hilfe zu brauchen. Klare Sache, dass sich Ansgar die Sache mal anschaut, als die alte Dame aussteigt und fragt, ob er vielleicht das Fahrzeug zum Starten bewegen kann. Schien erst so, als würde sie lieber nach einem schwedischen Helfer Ausschau halten wollen, aber die Kommunikation sollte ja nicht das Problem sein. Tatsächlich ist die Lösung schnell gefunden. Die Fahrerin hatte sich für das Hantieren am Terminal aus dem Fenster heraus ab- und nicht wieder angeschnallt. Und dann ist im Auto die Wegfahrsperre aktiv geworden. Nach dem Angurten klappt’s auch wieder mit dem Anlassen. Ansgar fährt das Auto noch eben durch die offene Schranke und für die Übergabe aus der „Flugbahn“. Den Herrschaften fällt sichtlich ein großer Stein vom Herzen und wissen jetzt, woran es lag. Das passiert denen bestimmt so schnell nicht wieder. Und wir haben Karmapunkte gesammelt. Eine Dreiviertelstunde später legen wir eine letzte Shopping-Rast ein, beim Spangsberg-Fabrikshop in Tåstrup (Tåstrupgårdsvej 22), 18 Kilometer westlich von Kopenhagen. Dort wollen wir uns probehalber mal mit Flødeboller eindecken. Wörtlich übersetzt: Sahnebälle, sind aber Schaumküsse, quasi die dänischen Dickmanns, aber in noch viel mehr Geschmacksrichtungen. Aber die haben auch noch eine Menge anderen gemeinen Süßkram, darunter Marzipan, Lakritz, Konfekt und Nougat-Marienkäfer (Mariehøner). Zwei Mix-Schachteln müssen mit und noch ein bisschen was anderes. Passt alles so gerade noch in den Kühlschrank. Auf dem Autobahn-Rastplatz Kongsted Nord ist zum Schluss noch mal Gelegenheit, unserem T-Rex eine Komplett-Entsorgung zukommen zu lassen. In Nyborg finden wir eine günstige Uno-X zum Tanken und kurz vor der kleinen Beltbrücke einen schön begrünten Rastplatz für einen Zwischenmampf. Danach noch ein bisschen Ausspannen, bevor es um 16 Uhr weitergeht. Theoretisch könnten wir jetzt die viereinhalb Stunden bis nach Hause durchfahren. Doch kurz vor Neumünster haben wir keine Lust mehr. Unsere Schnellsuche in der Womo-App wirft uns den Einfelder See als möglichen Übernachtungsplatz aus. Gebongt! Gegen 18.30 Uhr finden wir den angegebenen Parkplatz (Strandallee 29) zwischen Segel- und Kanuclub, wo tatsächlich Wohnmobile erlaubt sind. Und einige stehen da auch schon. Wir reihen uns locker ein, schräg gegenüber der Nautilus (ok, ist nicht das U-Boot von Kapitän Nemo, sondern Segelboot auf Trailer, aber immerhin…). Noch ein kurzer Abendspaziergang, bevor die Mücken kommen, dann: Austrullern im T-Rex.

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Tag 19 – Mittwoch, 22. Mai 2024
Abfahrt: 9.40 Uhr
Tachostand: 52.278 km
Reichweite: 640 km

Heute wird nicht mehr lang gefackelt. Jetzt geht es in einem Rutsch nach Hause. Wir kommen staufrei durch. Drei Stunden später schnuppert der T-Rex wieder Salzluft am Deich. Nach Hause kommen ist auch schön!

2023 September – Bis zu den Lofoten

2023 September – Bis zu den Lofoten – Schweden/Norwegen

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Tag 1 – Sonntag, 3. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 41719 km, Reichweite: 1062 km

Nach zwei Süd-Touren ist es mal wieder Zeit für den hohen Norden. Auch, wenn es schon nach kurzer A29-Strecke eine Komplettsperrung wegen einer Brückenbaustelle samt verstopfter Umleitung gleich eine ganze Stunde Zeit kosten und auch im Elbtunnelbereich Baustellen-Chaos herrscht (noch mal eine Stunde Verlust), schaffen wir es immerhin zum späten Nachmittag hin (also kurz nach 17 Uhr) bis kurz hinter die Storebæltbrücke bei Korsør. Dort erkunden wir zuerst den Picknickplatz beim alten Fähranleger samt Schiffsmonument und dänischer East-Side-Gallery. Später wechseln wir auf einen geräumigen Randstreifen vor dem Parkplatz des Isbådsmuseum auf Halsskov Odde. Dort hat man einen schönen Blick auf Bucht und Brücke. Auf der Landzunge warten Tisch und Bank auf Picknicker, und einen Strand (mit Extra-Parkplatz) gibt es auch in der Nähe. Zum Übernachten eigentlich perfekt. Weil sich gerade auch der Himmel lila zu verfärben beginnt, entscheiden wie spontan: Für heute reicht’s mit der Fahrerei. Wir bleiben hier.

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Tag 2 – Montag, 4. September
Abfahrt: 9.06 Uhr, Tachostand: 42279 km, Reichweite: 319 km

Jetzt wollen wir aber endlich nach Schweden. Über Öresundbrücke und E6 geht es heute geschmeidiger voran als an Tag 1. Nach einem Zwischen-Tankstopp beim Väla-Einkaufszentrum nahe Helsingborg rollen wir um 13 Uhr auf unseren Lieblings-Autostrand vom letztem Jahr: Mellbystrand. Die Landschaft ist noch so, wie sie uns 2022 schon so gut gefallen hat, aber an der Infrastruktur wird gerade neu geschraubt. Während wir uns einen Zwischenimbiss mit Seeblick machen, knabbert rechts hinter uns an der Zufahrt zwischen den Dünen ein Bagger die alte Toiletten-Holzhütte weg. Neue schicke Abfalltrenn-Container gibt es schon und einen neu abgezäunten Bereich, wo man letztes Jahr noch mit dem Auto stehen konnte, der aber wahrscheinlich jetzt als Abstellkarrée für Räder gedacht ist. Auch die Picknick-Tische auf dem Strand scheinen neu arrangiert zu sein. Der Optik und Entspannung tut’s keinen Abbruch. Wir beobachten das Picken der Watvögel und das Möwen- und Nebelkrähen-Gekabbel um die Krebsreste, die vorherige Strandbesucher vom Picknick übriggelassen haben. Natürlich muss auch noch ein Strandspaziergang sein und die hoch über allem thronende Dünen-Bank einer Sitzung unterzogen werden. Schwuppdiwupp sind drei Stunden herum. Um 16.20 Uhr lassen wir den T-Rex wieder von der Leine. Eine Dreiviertelstunde später – bei Halmstad – gucken wir, was der Strandabschnitt Lilla Köpenhamn so hergibt. Nett und sicher toll zum Baden (auch hier links und rechts kilometerlang sauberer Sandstrand), aber nix zum Übernachten, finden wir. Außerdem ist es dafür noch viel zu früh. Ein paar Kilometer Richtung Norden schaffen wir noch. Wir lassen Falkenberg, Varberg, Kungsbacka und damit die Region Halland hinter uns, passieren Göteborg, wechseln bei Kungälv auf die E45 und landen gegen 19.15 Uhr in Lilla Edet. Unseren Stellplatz für die Nacht finden wir auf dem kleinen Schotter-Parkplatz vor Ströms Schlosspark. Bevor wir es uns jedoch im T-Rex gemütlich machen, ist noch ein Spaziergang zum Wasser fällig. Schließlich liegt der Göta älv samt Schleuse gleich um die Ecke. Wo wir schon mal da sind, erklimmen wir auch noch die dazugehörige Brücke, lassen den schmucken kleinen Yachthafen links und das Wasserkraftwerk (erbaut 1918, in Betrieb genommen 1926) rechts liegen und gelangen so ins kleine Zentrum von Lilla Edet mit Läden, Pizzeria und einem ICA-Supermarkt. Letzteren steuern wir etwas später an, nachdem wir einen Ambulanz-Hubschrauber vorbeigelassen haben (der gerade auf der Wiese vor der örtlichen Turnhalle landet und kurz darauf mit seiner per Rettungswagen herbeigefahrenen Passagierin wieder abhebt. Bepackt mit Proviant für die nächsten Tage geht es wieder zurück zum T-Rex, wo es nun wirklich Zeit fürs Abendbrot wird. Da kommt das gerade frisch eingekaufte Polarbröd gerade recht – genau wie das blätterteig-plundrige Wiener Bröd zum Nachtisch. Lecker!

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Tag 3 – Dienstag, 5. September
Abfahrt: 10.04 Uhr, Tachostand: 42779 km, Reichweite: 768 km

Wir starten in den Tag mit einem Rundgang durch den Schlosspark. Dort gibt es Spiel- und Sportgerät für jedes Alter, eine Menge Picknickbänke und überraschend hübsche Mülleimer. Für uns müssen je eine Runde auf dem Auf- und Ab-Karussell und auf der Mini-Tretbahn genügend, wir wollen ja weiter nach Dalsland, genauer: nach Bengtsfors. Um kurz vor 12 parken wir den T-Rex auf dem unteren Parkplatz nahe der Jugendherberge in der Dalsgatan und spazieren zwischen den ersten Ausläufern des Freilichtmuseums Gammelgården (das größte Westschwedens, Eintritt: 100 SEK für Erwachsene, 50 SEK für Kinder) den Majberg hinauf zum einzigen Strohmuseum Schwedens, Halmens Hus. Der Eintritt hier ist frei, die Aussicht von der Kaffeeterrasse im Obergeschoss auf die Wald- und Seenlandschaft samt Dalslandkanal-Schleuse einmalig, die Ausstellung zur Geschichte der Strohflechterei unten im Museum kompakt und anschaulich und der Strohshop voller kleiner (und größerer) Kunstwerke – vom geflochtenen roten Flusskrebs über stattliche Julböcke bis hin zu Klein-Ida, die vom Michel aus Lönneberga gerade an der berühmten Fahnenstange hochgezogen wird. Schwer, sich loszureißen. Aber wir wollen heute ja noch einen Troll einsammeln. Das passende Objekt dafür steht knapp eine Stunde entfernt in Årjäng. Wir vertäuen den T-Rex in einer der fünf Womo-Parkbuchten am ZOB, der hier Resecentrum heißt, und spazieren Richtung Hotell Årjäng, dessen Vorplatz vom acht Meter hohen Årjängstroll bewacht wird – Schuhgröße laut Erklärschild: 3,5 Meter. Klar! Aber Schwedens größter Troll ist er vermutlich schon und für seine 51 Jahre durchaus jung geblieben. Muss man auch, wenn man zum Teil Rutsche für die Kleinsten ist. Wir für unseren Teil reiten noch eine imaginäre Runde auf den steinernen Pferdchen schräg gegenüber (jaja, der Spieltrieb), schnappen uns dann wieder den T-Rex und rollen weiter – schnurstracks über die Grenze nach Norwegen, über den Haldenkanal rüber, bis wir am Nachmittag im 7000-Seelen-Ort Mysen landen. Die kleine Stadt muss ein besonderes Herz für Wohnmobilisten haben. Nicht nur, dass uns eine freundliche Fußgängerin gleich die alternative Route zum kostenlosen Womo-Stellplatz (mit Gratis-Stromanschluss!) zeigt, als wir ratlos vor der aufgerissenen Straße zum Stehen kommen, die sonst direkt dorthin geführt hätte. Es gibt auch noch eine eigene, idyllisch zwischen Friedhof und Fluss gelegene separate, nigelnagelneue Ver- und Entsorgungsstation in der Nähe. Ebenfalls gratis. Cool! Hier bleiben wir. Später am Abend stromern wir durch die interessant illuminierte Innenstadt, die überraschend viele ansehnliche Ecken, Gebäude, Skulpturen, Plätze, ein original Kino von 1958, eine original Cola-Fassadenwerbung aus der gleichen Zeit und eine nicht ganz so originale Holzstabkirche von 1903 aufbietet. Diese Kleinstadt ist echt eine Entdeckung! Und wahrscheinlich haben wir noch nicht einmal alles gesehen. Aber so langsam ruft uns die T-Rex-Heia. Daher für heute: gute Nacht, John-Boy!

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Tag 4 – Mittwoch, 6. September
Abfahrt: 9.23 Uhr, Tachostand: 43004 km, Reichweite: 559 km

Wer wie wir irgendwann innerhalb von drei Wochen Urlaub noch die Lofoten erreichen will, muss zwischendurch auch mal Strecke machen. Das gehen wir heute an. Aber Guckstopps zwischendurch müssen sein. Den ersten legen wir gute anderthalb Stunden später auf dem Rastplatz Andelva Süd ein. Der wurde nicht nur – wie so viele norwegische Rastplätze – mit kühn-moderner Architektur zurechtdesignt, sondern hat auch einen eigenen Badestrand mit Steg, Picknickplätzen, kleinem Rundwanderweg und Kletternetz-Spielplatz. Hier lässt es sich eine Weile aushalten. In Hamar (etwa eine Stunde Fahrt entfernt) wollen wir uns dann das angucken, was wir letztes Jahr ausgelassen haben: die eingeglaste Domruine, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde, nach der Reformation an Bedeutung verlor und im Dreikronenkrieg im 16. Jahrhundert von den Schweden zusammen mit dem ehemaligen Bischofshof (der nun königlich dänisch-norwegischer Stützpunkt war) in Brand geschossen wurde. Danach verfiel das Ganze weiter, bis die Norweger Mitte des 19. Jahrhunderts ihre nationalromantische Ader entdeckten und sich erste Initiativen darum bemühten, die verbliebenen Reste zu erhalten. Die Idee, einen Schutzbau darum zu errichten, entstand aber erst Ende der 1980er. Bis zur Einweihung brauchte es dann noch mal zehn Jahre. Aber der lange Atem hat sich gelohnt. Entstanden ist ein imposantes Gesamtkunstwerk, eingebettet in den riesigen Museumspark Domkirkeodden direkt am Mjøsasee mit Freilichtmuseum und Archäologischem Museum (Hedmarkmuseum). Letzteres kostet Eintritt, aber der gesamte Außenbereich ist frei zugänglich. Auf dem großen Parkplatz davor kann man für 40 Kronen einen ganzen Tag stehen, und es gibt sogar Extra-Buchten für Wohnmobile. Wir haben nur für eine Stunde am Automaten gelöhnt, denn unsere etwas verspätete lange Mittagspause wollen wir auf „unserem“ bewährten Badestellen-Parkplatz am See in der Nähe des Eisenbahnmuseums (nicht mal fünf Autominuten entfernt) verbringen. Da sind wir letztes Jahr ja auf Reisende aus der Heimat (Sande/Friesland) getroffen. Und was für ein Kennzeichen sehen wir diesmal zwischen all den anderen Womos aus Norwegen? WHV. Nicht im Ernst! Hier muss ein Nest sein! Nachdem wir gemütlich eine Runde Pfannkuchen vertilgt und danach einen Spaziergang ans Wasser unternommen haben, geht es auf die Bank am See zum Reisebericht-Austausch mit dem Ehepaar aus F’groden. Die zwei sind schon einige Wochen unterwegs zwecks Ostsee-Umrundung. Die Lofoten, zu denen wir ja erst noch hinwollen, haben sie dabei noch in der Ferienzeit erwischt. War wohl ziemlich überlaufen dort, Campingplätze voll und kaum eine Freisteh-Bucht ohne Camper. Na, hoffentlich ist das wieder ausgedünnt, wenn wir dort landen. Ein paar Tage sind es aber ja auch noch bis dahin. Zumindest ein Stückchen Weg wollen wir allerdings heute noch schaffen. Deshalb reißen wir uns später am Nachmittag los und kurven mit T-Rex erst mal weiter Richtung Lillehammer. Gut eine Stunde später entern wir unseren Übernachtungsparkplatz vom letzten Jahr, direkt vor den Hallen des einstigen Olympiazentrums. Inzwischen stehen aber neue Schilder dort, die das Parken einschränken. Ein bisschen Herumgondeln und das sportliche Outdoor-Treiben beobachten, ist aber noch drin, bevor wir den T-Rex noch ein Stück weiter nach Norden jagen. Spät am Abend finden wir ein letztes Plätzchen im Womo-Abteil des Rastplatzes mit dem lustigen Namen Krekke. Da es schon dunkel ist, muggeln wir uns fix ein und verschieben die Erkundung des Plätzchens am See auf morgen.

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Tag 5 – Donnerstag, 7. September
Abfahrt: 12 Uhr, Tachostand: 43333 km, Reichweite: 984 km

Dieser Morgen beginnt grau und diesig, was dem Landschaftserlebnis allerdings keinen Abbruch tut. Der Nebel wabert dekorativ um die Berge, die den spiegelglatten Losna-See säumen. Aber wir befinden uns hier ja auch schon im Gudbrandsdal, dem längsten Tal Norwegens und Schauplatz des berühmten Ibsen-Dramas Peer Gynt. Da darf das grandios aussehen! Der Rastplatz mit seinem (nachts interessant beleuchten) Weg ans Wasser samt Spielplatz und Sitzwürfeln in Türkis bietet dazu einen modernen Kontrast. Wir lassen die friedliche Stille noch ein wenig wirken, bis sich der Vormittag dem Ende zuneigt. Zeit zum Aufbruch. Nächste Station, nur eine Viertelstunde weiter nördlich: die Stabkirche von Ringebu. Die ist nicht nur eine größten unter den 28 noch erhaltenen Stabkirchen in Norwegen, sondern hat auch noch ein besonderes Markenzeichen: den leuchtend roten Dachreiter. Den erhielt die Kirche aber erst 1630 beim Umbau. Der älteste Teil des Gebäudes wurde dagegen schon um 1220 herum errichtet, darunter auch das im Drachenschiff-Stil geschnitzte Westportal. Hinein kommen wir aber nicht, denn die Besichtigungs-Saison außerhalb der Gottesdienst ist seit Ende August vorbei. Außerdem laufen gerade Sanierungsarbeiten. Der Rundgang um den stattlichen Holzbau lohnt trotzdem. Allein wegen der herrlichen Lage mit Blick ins Tal, der historischen Grabstein-Galerie auf dem umliegenden Friedhof und kurzem Weg zur Bilderausstellung im benachbarten Pfarrhaus (die wir aber auslassen). Dafür testen wir noch eben den nachgebauten Schandpfahl vor der Toiletten-Scheune. Ein bisschen Mittelalter-Horror muss sein! Auch nicht uninteressant: Die Stabkirche Ringebu gehört zu den sogenannten Wahlkirchen, in denen 1814 überall im Land Vertreter für die Reichsversammlung in Eidsvoll gekürt wurden. Dort wiederum wurde dann am 17. Mai die erste norwegische Verfassung verabschiedet. Die gilt übrigens heute noch als die modernste Verfassung Europas. So! Genug Historie! Weiter geht’s! Eine halbe Stunde später stehen wir auf dem Rastplatz Mellomsdokka bei Vinstra und bewundern die Stromschnellen des Gudbrandsdalslågens. Danach gönnen wir dem T-Rex einen längeren Auslauf – schnurstracks Richtung Dovrefjell. Moschusochsen, die ja hier irgendwo herumtoben sollen, sichten wir unterwegs zwar nicht, dafür nach anderthalb Stunden Fahrt durch bergschöne Landschaft einen nigenagelneuen Rastplatz im Naturreservat Fokstumyra mit interessantem Ausguck in Bilderbuch-Lage: Storrhusranden. Das müssen wir uns näher anschauen! Wir gesellen uns zu ein, zwei Reisemobilen am Rand und erklimmen das schick-asymmetrische Holzkonstrukt mit dem schönen Namen Rullesteinen (der Kieselstein). Wie schön ist das denn hier?! Das kann man gar nicht beschreiben. Das muss man gesehen haben! Allein der Blick in die Weite hinweg über schon fast herbstbunte Bäume hin zu den schneebemützten Höhenzügen des Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalpark inklusive der Snøhetta, dem höchsten Berg Norwegens außerhalb des Jotunheim-Gebirges. Himmlisch! Genauso wie der Blick in die andere Richtung zu einem idyllischen kleinen See. Der Rastplatz selbst wartet mit dem neuesten Komfort samt Entsorgungsstation für Wohnmobile auf. Das Klohäuschen lässt sich zwar nur mit Bankkarte öffnen, kostet aber nichts. Es wird nur gezählt, versichert uns der nette Techniker, der gerade noch mal alles überprüft. Nachdem auch der T-Rex frisch abgeputzt ist, geht’s wieder weiter. Nächste Station: Biltema Oppdal. In dem Auto- und Baumarkt ist ein Hot-Dog-Gelage Pflicht. Außerdem geht unsere Handseife zur Neige, und ein bisschen Bordtechnik muss ergänzt werden. Unseren Platz für die Nacht finden wir im selben Ort, auf dem versteckt und ruhig liegenden Naturparkplatz der Gondelbahn „Hovden-Expressen“. Da gerade weder Sommer- noch Skisaison ist, haben wir den Platz ganz für uns. Und die Kühe auf der nahen Alm bimmeln uns ein Abendlied dazu.

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Tag 6 – Freitag, 8. September
Abfahrt: 10.45 Uhr, Tachostand: 43536 km, Reichweite: 926 km

Für unser erstes Tagesziel heute müssen wir erst mal Strecke machen und uns möglichst elegant an Trondheim vorbeimogeln. Wir müssen ja nicht extra durch die Stadt und Maut dafür löhnen, wenn wir uns da gar nicht weiter aufhalten. Gelingt uns einigermaßen, trotz des gegenwärtigen Baustellen-Labyrinths. Und einen schönen Blick auf den Trondheimsfjord bekommen wir obendrein. So mäandern wir uns Etappe für Etappe Richtung Hegra und dann noch mal einen abenteuerlich kurvig-engen Weg hinauf (natürlich muss uns dabei ein Reisebus entgegenkommen, aber mit Spiegel-Einklappen und Millimeter-Schleichfahrt gelingt die Passage) bis zur Hegra-Festung. Errichtet wurde diese 1908-1910 gegen eventuelle schwedische Angriffe nach Auflösung der früheren Personalunion von Norwegen und Schweden. Gebraucht wurde die Anlage dann aber erst 1940 während der deutschen Besetzung. Zwei Monate lang verteidigten sich hier 284 norwegische Soldaten und die Widerstandskämpferin Anne Margrethe Strømsheim (Lotta fra Hegra) 25 Tage und Nächte lang gegen die Besatzer. Als die norwegische Einheit am 5. Mai 1940 kapitulierte, war sie die letzte Bastion des Widerstandes im südlichen Norwegen. Ein bisschen erinnert uns das Fort ja an die Maginot-Linie in Frankreich – nur eben auf einem Berg. Aber die Atmosphäre ist genauso gruselig- bedrückend, wenn man sich das Ganze unter Beschuss vorstellt. Trotzdem ist es ein Erlebnis, auf eigene Faust die dunklen Betongänge zu durchstreifen und in die Geschütztürme zu klettern. Dazu draußen als Kontrast die friedliche Natur. Wir hören und sichten sogar einen Schwarzspecht. Anderthalb Stunden verbringen wir am Ende hier, dann wagen wir wieder die Mäanderfahrt abwärts – diesmal ohne Gegenverkehr (huff!). Die folgende nächste Etappe führt uns eine gute halbe Stunde später nach Steinvikholmen am Åsenfjord, einem nordöstlichen Ausläufer des Trondheimsfjord. Oder besser gesagt: im Fjord. Denn bei Steinvikholmen handelt es sich um eine Inselburg, errichtet ab 1525 im Auftrag des letzten Erzbischofs Norwegens. Praktischerweise führt eine Holzbrücke vom Festland hinüber, direkt von einem Parkplatz aus, auf dem gegen Gebühr auch Wohnmobile stehen dürfen. Die Übernachtung würde 150 Kronen kosten (kulinarische Versorgung gäbe es im nahegelegenen Dorf-Hofladen) Fürs reine Parken sind lediglich 30 Kronen per Umschlag in den Schlitz am aktuell unbemannten Kiosk zu stecken. Danach rufen Brücke und Mini-Insel zum Erkundungsspaziergang. Historische Erklärtafeln erzählen uns davon, wie die zwischenzeitlich dem Verfall und Steinraub preisgegebene Festung am Ende doch gerettet und wiederaufgebaut wurde. Danach ist Ausruhen und Lesen im T-Rex angesagt. So aufgetankt, wollen wir uns dann aber noch ein bisschen näher an unser Fernziel jenseits des Polarkreises heranpirschen. Bei Levanger legen wir eine Stunde später auf dem Serviceplatz Gråmyra schnell noch einen Ver- und Entsorgungsstopp ein (direkt auf einem Lkw-Parkplatz an der E6, alles gratis). Dann schicken wir den T-Rex für eine weitere halbe Stunde auf die Piste, denn als Nachtquartier haben wir uns den schön gelegenen Parkplatz zwischen Friedhof und Kirche von Stiklestad ausgeguckt. Gefällt uns, hier bleiben wir.

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Tag 7 – Samstag, 9. September
Abfahrt: 11.17 Uhr, Tachostand: 43785 km, Reichweite: 682 km

Wenn man schon vis-à-vis der Kirche parkt, und die auch noch an einem Ort von nationaler Bedeutung steht (weil hier durch die Schlacht von Stiklestad die vollständige Christianisierung und damit auch die Reichswerdung Norwegens besiegelt wurde), sollte man auch mal hineingucken. Leider ist abgeschlossen. Doch wir haben Glück. Gerade als wir die Kirche umrundet haben und schon weiter zum nächsten interessanten Bauwerk gehen wollen, kommt uns ein Mann in historischer Kluft mit einem Tross Studenten oder Schüler im Schlepptau entgegen. Das sieht ja mal nach einer amtlichen Führung aus. Wir fragen nach, ob die Gruppe in die Kirche will und bekommen das Signal, dass wir mit hinein dürfen, er die Führung aber nur auf Norwegisch hält. Kein Problem für uns. Hauptsache, hinein! Die alte Steinkirche (errichtet ab Mitte des 12. Jahrhunderts) kann sich auch von innen sehen lassen – mal ganz abgesehen davon, dass sie auf dem Gelände gebaut wurde, wo der später heiliggesprochene König Olav 1030 in besagter Schlacht fürs Christentum fiel. Die angeblich genaue Stelle markiert ein Findling hinter dem Altar. Nach eingehender Begutachtung ziehen wir weiter, umkreisen die benachbarte Kapelle des Heiligen Olavs – einem zur russisch-orthodoxen Kirche umgebauten Hofgebäude aus dem 18. Jahrhundert – und klappern danach das weitere Gelände ab. Der Mittelalterhof Stiklastadir steht höchst dekorativ in der Gegend herum. Über dem nahen Amphitheater, das für das alljährliche Schauspiel vom Heiligen Olav reserviert ist, wacht ein entsprechend heroisches Reiterstandbild. Vom Hügel mit der Olavsstøtta (Olav-Stütze) aus, Norwegens ältestem Denkmal von 1807, blickt man rechts zur kleinen katholischen St. Olavs Kapelle und links zum Nationalen Kulturzentrum, das nicht nur ein Museum sondern auch ein großes Hotel, Restaurant und Café beherbergt. Also alles da, was das Besucherherz begehrt. Und im Winter gibt es hier auch noch einen Weihnachtsmarkt. Bestimmt sehr stimmungsvoll. Aber sooo lange können wir nun wirklich nicht bleiben. Und der T-Rex scharrt schon mit den Hufen. Nordnorwegen ruft. Unterwegs müssen wir ihn aber doch vorher noch mal rechts ranfahren lassen. Mystisch heranwabernder Nebel über dem Angelfluss bei Namsskogan verlangt unsere fotografische Aufmerksamkeit. Knapp 20 Minuten später durchfahren wir das Tor nach Nordnorwegen (Porten til Nord-Norge), unter stilisierten Polarlichtern hindurch. Das lässt ja schon mal hoffen. Erst aber landen wir nach knapp einstündiger Weiterfahrt durch einsame Landschaft auf dem Parkplatz mit Restaurant und Kunsthandwerk-Laden direkt am Wasserfall von Laksforsen. Den müssen wir uns natürlich mal näher anschauen. Ein schmaler und steiler Schleichweg führt hinunter zu den Felsen mit dem tosend herabschäumenden Fluss. Da dampft ordentlich Sprühnebel durch die Luft. Das macht Lust auf was Deftiges. Also ab in den T-Rex zu Kartoffelsuppe mit Geflügelknackwurst und dann Einmuggeln mit Hörbuch.

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Tag 8 – Sonntag, 10. September
Abfahrt: 9.25 Uhr, Tachostand: 44058 km, Reichweite: 439 km

Wir sagen Tschüß zum Wasserfall der Lachse und überreden den T-Rex zu einem Katzensprung nach Mosjøen. Dort nutzen wir als Erstes die Ver- und Entsorgungsstation hinter der Shell-Tanke an der E6. Unser Womo muss nämlich dringend mal wohin. Das ist in einer Viertelstunde erledigt. Eben noch abputzen, und dann ab ins Zentrum. Wir parken kostenlos am Kulturhus in der Strandgata, von wo es nicht mehr weit ist bis zur Sjøgata. Dort wollen wir uns die längste alte Holzhaus-Galerie Europas ansehen. Das erste Fotomotiv lauert allerdings schon gleich um die Ecke: die alte Shell-Tankstelle von 1933, die heute ein kleiner Außenposten des örtlichen Vefsn Museums ist. Danach spazieren wir zu den rund 100 bunten Holzhäusern in Doppelreihe, die unter anderem auch die Touri-Info, das Wohnzimmer-Café Gilles, einen Laden für Musikinstrumente, das Landhandel-Lokal Vikgården, die und andere Galerie und ein ironisch-witziges Zentrum für unnütze Erfindungen beherbergen. Auch das schon erwähnte Vefsn Museum ist hier zu finden, verteilt über mehrere schmucke Stelzenhäuser, die mit den Füßen malerisch im Vefsnfjord stehen. Leider hat das meiste außerhalb der Saison sonntags geschlossen, aber auch von außen gibt es viel zu entdecken. Wir drehen noch eine Schleife durch den moderneren Teil der Innenstadt – nämlich durch die parallel verlaufende Fußgängerzone – und entern dann wieder das Wohnmobil, um das nächste Etappenziel anzusteuern: Mo i Rana. Gleich neben dem Bahnhof dürfen wir für begrenzte Zeit gratis parken. Das reicht für eine Spazierpause am Wasser. Durch einen Fußgängertunnel mit lustigen Wandmalereien gelangen wir zur Uferpromenade, wo sich die Skulptur „Havmannen“ die Wellen des Ranfjord um die Beine spülen lässt. Der stramm stehende Meermann aus Granit ist ein Werk des englischen Künstlers Antony Gormley. Von ihm kennt man zum Beispiel auch den berühmten „Angel of the North“ in Gateshead bei Newcastle. Nachdem wir noch die witzigen Betonliegen ausprobiert haben (okay, nur bequem, wenn man sich im richtigen Winkel platziert), machen wir den Gang ums Karrée komplett und werfen um 13 Uhr erneut den Motor an. Ab jetzt wird es arktisch, denn wir wollen zum Polarsirkelsenter (Polarkreiszentrum). Je näher wir kommen, desto karger wird die Landschaft. Weil sich aber zwischendurch auch mal die Sonne durch den regengrauen Tag schiebt, können wir kurz vor dem Ziel tatsächlich durch ein veritables Regenbogen-Tor fahren. Perfekt! Um 14.10 Uhr rollen wir auf den Parkplatz vor dem 1990 eröffneten Polarkreiszentrum. Wohnmobile mit wanderfreudiger Crew (immerhin kann man hier ausgiebig durch den Nationalpark Saltfjell-Svartisen stromern) dürfen drei Tage kostenlos stehenbleiben. Wir wandern erst mal um das samisch angehauchte Gebäude herum, das Verkaufsraum, Café und Infocenter zugleich ist. Drum herum sind gleich diverse Globen (ähnlich wie der am Nordkap) und ein riesiges Steinmännchen-Feld zu finden. Und einen grandiosen Rundblick übers Saltfjell bekommen wir auch noch dazu. Aber nun – husch-husch – hinein ins Zentrum, wo es alles gibt, was das Touri-Herz begehrt. Vom Kühlschrank-Magneten bis zum Norweger-Pulli. Vom Polarkreis-Diplom bis zum Sonder-Poststempel. Dazu eine ausgestopfte Tierlandschaft als Selfie-Hintergrund und einen XXL-Briefkasten für die sondergestempelten Ansichtskarten. Für Nordlicht-Fans gibt es noch einen Kinosaal mit entsprechenden bewegten Bildern. Über den grauen Streifen im Fußboden, der den magischen Breitengrad 66°33’55“ markiert, balancieren wir zurück zur Eingangshalle, um ins Café abzubiegen. Denn wir haben Hunger auf norwegische Waffeln mit Erdbeerkompott und Sahne. Danach wollen Karten geschrieben und auf den Weg geschickt werden. Apropos: Auch der T-Rex will da wieder hin. Ist ja auch erst 17.15 Uhr, da schaffen wir noch ein Stückchen. Anderthalb Stunden später entern wir den recht idyllischen E6-Rastplatz von Rognan und schlagen unser Nachtlager zwischen Servicehäuschen und Picknick-Area auf.

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Tag 9 – Montag, 11. September
Abfahrt: 7.15 Uhr, Tachostand: 44318 km, Reichweite: 1514 km

Gegen 6.50 Uhr weckt uns Maschinenlärm. Kurzer Blick durchs Fenster. Okay, es sind Baustellen-Aktivitäten zu erwarten. Also suchen wir uns für Morgenwäsche und Frühstück ein anderes Plätzchen. Nach kurzer Fahrt – ein Stück zurück – auf der E6, geht es in enger Kurve rechts ab auf den Folkeveien 812 ins „Gebirge“. Ab jetzt wandeln wir in moderaten Schleifen bei sechs bis acht Prozent Steigung auf dem „Kulturvei“ Richtung Misvær – mit einem Wanderparkplatz nach dem anderen. Wir entscheiden uns für den Nybrua Rasteplass am Fluss Brekkelva, denn dort gibt es sogar ein Extra-Picknick-Plätzchen am Skywalk-Steg zum und über den Fluss sowie witzige Holzkunst rund um die Plumpsklo-Hütte samt Tür zum Nirgendwo. Der Angel- und Pausenbalkon mitten über dem Fluss verfügt nicht nur über Grillstellen, in der Nähe liegt auch das Holz dafür bereit – kostenlos. Allerdings mögen wir unser Frühstück lieber ungegrillt. Dann lockt die Küste. Wir wollen zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Nach knapp einer Stunde Fahrt finden wir ein Plätzchen unterhalb der Saltstraumenbrücke, wo der T-Rex bequem und kostenlos parken kann. Natürlich haben wir uns vorher den Gezeitenkalender angeguckt, damit wir es auch ordentlich strömen sehen, wenn die Flut sich dreht. Dazu müssen wir aber noch ein paar hundert Meter durch die Botanik, vorbei an einem kleinen idyllischen See hinunter zu den Klippen. Dort hat sich neben einem angelnden Vater-Tochter-Gespann schon eine Schar Schaulustiger rund um das kleine Spitzhut-Seezeichen eingefunden. Es rauscht und strudelt, und auch die Enten und Möwen sind nicht doof und kreiseln kraftsparend zu ihrer schwimmenden Nahrung. Und irgendwie sieht es so aus, als hätten sie einen Heidenspaß am Karussellfahren. Fast eine Stunde lang lassen wir das Naturphänomen auf uns wirken, spazieren dann noch ein bisschen Richtung Saltstraumen Hotel, das aber aktuell für normale Gäste geschlossen und stattdessen Quartier für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist. Dann binden wir den T-Rex wieder los, denn nun steht ein Clas-Ohlson-Besuch an, mit dem wir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre Bodø-Moskenes überbrücken wollen. Am Einkaufscenter Bodø City Nord können wir auf dem Parkplatz beim Obs!-Baumarkt drei Stunden kostenlos längsseits am Rand parken. Dann geht’s zum Shoppen. Gute Entscheidung, denn draußen regnet es sich langsam ein. Fast auf den Punkt drei Stunden später rollen wir weiter zum Fähranleger. Obwohl es bis zur Abfahrt noch etwas mehr als zwei Stunden hin sind, sind die ersten Wartespuren (inklusive der mit den reservierten Tickets) schon gut gefüllt. Hm, ob wir da wohl noch mit aufs Schiff passen? Wir werden es sehen. Erst mal machen wir es uns mit Tee, Croissants und ein bisschen TV gemütlich. Dann endlich kommt Bewegung im Vorbestell-Bereich, kurz darauf auch bei den Spontanfahrern, zumindest in der ersten Spur. Als sich der Uhrzeiger immer mehr auf die 16.45 zu bewegt, werden wir doch ein bisschen kribbelig. Denn noch immer nicht ist die Fährmitarbeiterin an unserem Fenster aufgetaucht, um die Daten für die Schiffstour aufzunehmen. Zwar hat sich inzwischen bis zu unserer Spur vorgearbeitet, doch genau vor uns bekommt die Check-In-Tante offenbar neue Anweisungen auf ihr Headset-Knöpfchen im Ohr und dreht ab. Neiiiiin! Nicht, dass die Fähre jetzt schon komplett belegt ist. Dann müssten wir bis zur nächsten Abfahrt um 1 Uhr nachts warten. Dann Hoffnung. Die Frau kommt zurück. Und stellt ein rotes Hütchen vor die T-Rex-Schnauze. Oje! Alle anderen in den Reihen rechts von uns und in der Spur vor uns rollt nach und nach los. Doch dann kehrt die Tante doch noch einmal zurück, fotografiert und registriert unser Kennzeichen, hält uns einen Minirekorder vors Gesicht, damit wir unsere Namen auf „Band“ sprechen und gibt grünes Licht fürs Entern. Juhu! An Bord heißt es dann, husch-husch, Proviant-Rucksack und Kamera geschnappt und hinauf zur Fahrgast-Lounge getrabt. In der zweiten Reihe vor dem großen Panoramafenster ist noch was frei. Dann legt die Fähre auch schon ab. Also schnell noch mal zum Heck aufs Außendeck, Fotos machen. Alles Grau in Grau und nieselig-dunstig, aber das stört uns nicht. Nach dem Sattsehen geht es zurück in die Sesselreihe. Sattwerden bleibt aber Thema. Die Grillwurst mit Pommes in der Bordkantine sieht lecker aus, also gönnen wir uns das entsprechende Gedeck. Zum Nachtisch kommt das Wiener Brød aus dem Rucksack auf das Klapptischen. Danach ist ausgiebig zum Chillen – mit nichts um uns herum als dem Atlantik und dem dazugehörigen Seegang. Nach etwa drei Stunden tauchen langsam die zackigen Berge der Lofoten aus dem Dunst auf. Um 20 Uhr legen wir an. Wir strömen mit dem Strom vom Autodeck, setzen „Segel“ Kurs Süd und versuchen als Erstes, auf dem zwei Minuten entfernten Wanderparkplatz in Sørvågen was zu werden. Aber dort will man offenbar keine Wohnmobile und Camper mehr, seitdem der Platz Eingang in die Reiseführer-Literatur gefunden hat. Kann man angesichts der nahen und engen Wohnbebauung dort auch verstehen. Also fahren wir weiter südwärts – nach Å, dem südlichsten Ort der Lofoten. Wir passieren das für die Saison leider schon geschlossene Tørfiskmuseum (wo die Geschichte des legendären Trockenfischs erzählt wird) und landen gleich hinter dem folgenden Tunnel auf einem großen Parkplatz, wo es nun definitiv nicht mehr für Autos weitergeht. Aber weiter als bis hierhin wollen wir auch nicht. Denn es ist Zeit fürs Nachtlager-Aufschlagen. Zum Glück ist noch ordentlich Tee in der Thermoskanne. Da müssen wir nicht noch mal den Herd anschmeißen. Gegen 21.30 Uhr locken uns dann aber merkwürdige Maschinengeräusche doch noch mal aus dem Womo. So werden wir Zeuge, wie der schon erwähnte Tunnel „shampooniert“ wird. Naja, eingeseift wird er nicht, aber mit Wasser und Hochdruck von oben bis unten sauber gespritzt, nachdem ein Bürstenfahrzeug vollmechanisch die Wände abgeschrubbelt hat. Wir fragen nach und erfahren: Alle Tunnel der Inselgruppen werden auf diese Weise geputzt – alle zwei Monate komplett, alle zwei Monate nur „unten herum“. Witzig!

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Tag 10 – Dienstag, 12. September
Abfahrt: 11.26 Uhr, Tachostand: 44435 km, Reichweite: 935 km

Wenn man schon mal im Ort mit dem kürzesten Namen der Welt und am südlichsten Zipfel der Lofoten weilt, sollte man sich dort auch näher umgucken. Gesägt – Tun getan! Gut gummiert gegen den Bindfaden-Regen stiefeln wir über einen gewundenen Wanderweg erst mal dorthin, wo die Felskanten schroff in den Atlantik abfallen. Dann kehren wir zurück zum Parkplatz und folgen dem kleinen Fußweg hinunter ins Dorf und zum Fischerei-Museum, wobei die Übergänge fließend sind, denn der ganze Ort ist praktisch Museum. In der dazugehörigen Bäckerei gönnen wir uns zwei der berühmten Zimtschnecken zum Mitnehmen. Die gibt es in einer Spezialpapiertüte mit dem Rezept darauf. Zum Nachbacken, wie cool! Wir spazieren weiter zum Aussichtspunkt, von dem man in die eine Richtung zum Torrfiskmuseum vor grandioser Spitzberg-Kulisse und in die andere Richtung auf die typischen Robuer blickt, die traditionellen rot-weißen Fischerhütten. Nach etlichen Rundum-Fotosessions geht es zurück zum T-Rex. Den wollen wir jetzt nämlich zum „Austreten“ nach Reine schicken, passender Name. Die Großreinemache-Station (höhö) befindet sich direkt am Hafen, was auf den Lofoten heißt: Schöner geht’s kaum! Und die legendären XXL-Stockfischgestelle stehen ebenfalls dekorativ in der Nähe herum. Auch danach auf der E10 weiter Richtung Norden jagt ein Fotopunkt den nächsten – was sich schon von Weitem anhand der tüchtig vollen Parkbuchten inklusive exzessiv filmender und knipsender Menschen erkennen lässt. Krass! Wie muss es hier erst im Sommer sein?! Jetzt aber finden auch wir ein paar schöne Stellen. Am Knotenpunkt Fredvang zweigen wir versuchshalber nach links ab, rollen über zwei recht steile und schmale Bogenbrücken (huh – Abenteuer) und wieder zurück. Denn auf dem nahen Parkplatz wollen wir Tee „mit Brücken-Aussicht“ trinken. Später am Nachmittag schauen wir uns an, was der Aussichtspunkt Rambergstranda zu bieten hat. Das sind: eine kreisrunde Aufstellfläche, auf der man zur Not auch über Nacht stehen könnte – ein Holzbohlenweg zum Strand – und eine tolle Sand-Wasser-Berge-Bucht. Mit einer Handvoll schöner Muscheln kehren wir zum T-Rex zurück.
Wir wollen nämlich noch einen Rastplatz auf seine Nächtigungsqualitäten hin überprüfen, den Rasteplass Flakstad. Die Kurzinspektion ergibt: super Extra-Stellplätze für Wohnmobile mit Blick auf Strand und Wasser! Plus schickes Toilettenhäuschen. Nur ist uns nicht ganz klar, ob die Schilder mit der Maximalparkdauer an der Einfahrt zur „Kleinparkerspur“ auch für den Womo-Nebenzweig gilt. Also kurven wir wieder ein Stückchen zurück, denn dort gab es das ein oder andere Randplateau. Am angenehmsten finden wir einen Kiesplatz, der auf GoogleMaps als „Public Parking Midnight Sun Viewpoint“ firmiert. Einige (etwas unscheinbare) Kriegsrelikte des Atlantikwalls gibt es auch. Doch uns langt die schöne Aussicht und der genügende Abstand zur E10.

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Tag 11 – Mittwoch, 13. September
Abfahrt: 10.35 Uhr, Tachostand: 44487 km, Reichweite: 792 km

Der nächste Morgen begrüßt uns tatsächlich mit blauem Himmel und ein bisschen Sonne. Das verlangt nach einem Früh-Spaziergang durch die Küstenbotanik. Gute Entscheidung, denn später schüttet es wieder – inklusive Regenbogen-Intermezzo. Eine der Regenpausen nutzen wir, für einen Halt auf der Rastplatz Skrede, der nicht nur mit einer tollen Aussicht, sondern auch poppig-bunte Sitzgruppen angeben kann. Beim näheren Erkunden entdecken wir auch noch ein stilisiertes Wikingerschiff an der Felswand. Da hat sich der Designer aber Mühe gegeben! Als nächstes schauen wir am Haukalandstrand vorbei. Andere hatten diese Idee auch schon. Der Parkplatz ist entsprechend überfüllt. Für ein paar schöne Fotos vom Strand inklusive türkisfarbenem Special Effect wagen wir mal das Abenteuer „Parken in zweiter Reihe“. Nicht optimal, aber wir sind auch schnell wieder weg. Über Stock und Stein und Berg und Tal mäandern wir zurück zur E10 und entern um die Mittagszeit das Lofotr Vikingmuseum in Borg. Wir bekommen gratis Kopfhörer für unsere Smartphones ausgeliehen, die wir per QR-Code zum Audioguide umfunktionieren. Das ist echt mal smart! Und das Museum ist auch top. Das moderne Eingangsgebäude erinnert an ein umgedrehtes Wikingerschiff. Darin findet sich neben Café und Museumsshop die Ausstellung mit den Funden der archäologischen Ausgrabungen in Borg und Umgebung von 1983 bis 1989. Gleich daneben liegt das längste rekonstruierte Langhaus der Welt inklusive Duft der „Marke“ Holz und Teer. Dort finden die museumspädagogischen Angebote statt, bei denen man quasi selber ins Wikingerwams schlüpfen kann. Schön gemacht und nicht überfrachtet. Fast drei Stunden verbringen wir hier. Dann zieht es uns weiter. Nach Svolvær, dem Hauptort der Lofoten. Wir brauchen neue WC-Tankflüssigkeit. Also auf zum einzigen Biltema der Inselgruppe. Weil es dort etwas beengter als auf dem Festland ist, darf man vor dem Autoteile-Baumarkt nur zwei Stunden gratis parken und muss dafür außerdem ein 0-Kronen-Ticket aus dem Automaten ziehen. Das kriegen wir hin! Auch ein Schnell-Einkauf im nahen Rema-Supermarkt und Bewundern der dort erhältlichen lokalen Spezialitäten wie Stockfisch in Tüten und Komplettfisch aus der Tiefkühltruhe ist noch drin. Dann geht es erneut auf Schlafplatzsuche. Wir versuchen unser Glück in Kabelvåg, passieren ein weiteres Mal die schicke Lofotenkathedrale, die größte Kirche Nordnorwegens, die dazu noch aus Holz gebaut ist, und landen schließlich auf dem ruhig und gar nicht so hässlich gelegenen Schotterparkplatz nahe des Lofotmuseet, das wiederum neben dem Lofotenaquarium und gegenüber der Galleri Espolin liegt. Also voll das kulturelle Zentrum! Für heute aber sind wir durch mit dem Forscherdrang,

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Tag 12 – Donnerstag, 14. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 44593 km, Reichweite: 745 km

Unser Morgenspaziergang führt uns an den (noch geschlossenen) Museen vorbei zum Seehütten-Hotel „Nyvågar Rorbuhotel“, das wirklich sehenswert in der Landschaft steht. Dann schieben wir den T-Rex „on the road again“. Am Austnesfjord finden wir einen Rastplatz mit „Latrintömning“ fürs Womo und Steg mit Aussicht für uns. Mitten im Fjord guckt uns eine kleine Insel mit der Kapelle von Sildpollneset darauf an, darum herum: alpine Küstenlandschaft. Von dort weichen wir einfach mal von der Hauptroute ab und drehen eine große Außenkurve über den Weg der Mitternachtssonne (Midnattsolveien). Der führt unter anderem über eine abenteuerlich schmale Strecke mitten durchs Wasser des Grunnfjørfjord und über die Mini-Insel Storholmen. Zum Glück gibt es die eine oder andere Ausweichbucht – falls Gegenverkehr kommt. Tut es natürlich. Aber alles geht gut. So gondeln wir Kurve für Kurve Richtung Fiskebøl, wo wir gegen Mittag am Fähranleger ankommen. Dank unserer Mautbox samt Extra-Fährvertrag kommen wir (wie schon auf der Route Bodø-Moskenes) unbürokratisch, bargeldfrei und außerdem zum halben Preis an Bord. Abfahrt Richtung Melbu ist pünktlich um 13.15 Uhr. Nachdem wir uns zuerst ein bisschen an Deck herumgedrückt haben, um den Lofoten fotografisch „Tschüß“ zu sagen, entern wir die Cafeteria. Die Menükarte lässt uns keine andere Wahl: Grillwurst-Alarm! Knapp eine Dreiviertelstunde später sind wir nicht nur auf den Vesterålen, sondern stehen auch schon auf dem Parkplatz im Hafen von Stokmarknes, gleich zwischen Hurtigrutenmuseum und Hurtigruten-Terminal. Am Kai liegt auch gerade eines der brandneuen LNG-Kreuzfahrtschiffe des neuen Postschiffrouten-Anbieters Havila Kystruten, die Havila Castor. Unsere Reise geht aber in die Vergangenheit, sprich: zu den Anfängen der legendären Schiffsroute zwischen Bergen, Nordkap und Kirkenes. An der Museumskasse treffen wir auf Florian, einen nach Norwegen ausgewanderten Bayern, der uns auch gleich eine begeisterte Kurz-Einführung in den Aufbau des Museums gibt. Einen Papierplan gibt es auch noch an die Hand. So präpariert, umrunden wir das 1993 ausgemusterte Kreuzfahrtschiff Finnmarken, lernen anhand der flankierenden Ausstellungen unter anderem, wie die Küstenbevölkerung in den 80ern auf die Barrikaden ging, als überlegt wurde, die Hurtigrute einzustellen. Wir lesen von örtlichen Kaffeeclubs, die nur zum Kaffeetrinken an Bord gehen und davon, wie die Schiffsflotte in der Zeit der deutschen Besetzung eingesetzt und durch die Bomben der Alliierten dezimiert wurde – und davon, wie es nach dem Krieg weiterging. Alles in anschaulichen und vor allem gut verdaulichen Häppchen serviert. Auch ein kleines Kino-Päuschen ist möglich – dank der Langzeit-Dokumentation des norwegischen Fernsehens über die Fahrt der MS Nordnorge vom 16. bis 22. Juni 2011 von Bergen nach Kirkenes („Hurtigruten minutt for minutt“). Das Ganze läuft in Dauerschleife, ist aber natürlich nicht in der regulären Öffnungszeit zu schaffen. Dafür steht der Film im Guinness-Buch der Rekorde – als die längste ununterbrochene Live-TV-Dokumentation der Welt. Und das Ganze macht Lust, jetzt endlich die MS Finnmarken zu entern. Dazu muss man aber erst noch ein weiteres Ausstellungsabteil durchlaufen. Und das beamt einen erst einmal zurück in die Dampfschiffzeit, als die Postschiffroute „erfunden“ wurde. Das war 1893. In dem Jahr rief Kapitän Richard Wirth die Hurtigrute ins Leben, die schnelle Route für Transporte aller Art entlang der Küste. Im Museum erzählt Herr Wirth das (virtuell) sogar selbst. Auch ein zweistöckiges Originalsegment des Dampfschiffs Finnmarken von 1912, dem allerersten Schiff der klassischen Postschiffroute, kann durchstöbert werden – bestehend aus Herren-Salon, Damen-Salon und Erster Klasse. Später erfahren wir von Florian, dass dieses Segment nur durch einen aufmerksamen Museumsbesucher wieder „nach Hause“ gekommen ist. Eigentlich war das Dampfschiff nach der Ausmusterung nämlich zur Verschrottung in die Niederlande verkauft worden. Dieses Teil landete aber offenbar nicht in der Schrottpresse, sondern wurde für einen Ponyhof „abgezweigt“ und dort als Aufenthaltsraum genutzt. Dort entdeckte es dann der Besucher im Urlaub. Was für ein Zufall! Nun wollen wir aber auf die große Finnmarken von 1956. Alle Etagen und fast alle Winkel des Schiffs stehen einem zum Selbsterkunden offen. Den Maschinenraum bekommen wir per Führung zu sehen. Da ist Florian wieder im Einsatz, von dem wir außerdem noch einen Outlet-Shopping-Tipp und einen Gute-Chance-auf-Polarlichter-Hinweis für die kommende Nacht mitnehmen. Nach gut drei kurzweiligen Stunden im Museum verabschieden wir uns und lassen den T-Rex nordwärts Richtung Sortland traben, dem Hauptort der Vesterålen-Insel Langøya. Einen Platz für die Nacht finden wir noch ein Stückchen weiter, jenseits der Sortlandbrücke auf dem erhöht liegenden Rastplatz Sigerfjord auf der Nachbarinsel Hinnøya mit Blick übers Wasser und auf die Ausläufer der „blauen Stadt“. Dort machen wir es uns erst mal gemütlich. Was in diesem Fall heißt: Wir rühren mal einen schönen Pott grüner Götterspeise für später an. Und weil es draußen abends schon ganz schön frostig wird (und unser Kühlschrank vom letzten Einkauf noch so voll ist), stellen wir den werdenden Wackelpudding zum Abkühlen durch die Oberluke aufs Dach. Guuuut, dass wir das gemacht haben! Denn sonst hätten wir ein paar Stunden später vielleicht das Beste an diesem Tag verpasst: das Nordlicht! Tatsächlich! Beim „Wiedereinholen“ des Puddings sehen wir geisterhaft wehende Vorhänge am Himmel. In Grün, wie von der Götterspeise heraufbeschworen! Wahnsinn! Eine Premiere für uns, an der wir uns gar nicht sattsehen können. Auch wenn die Sphärenklänge fehlen, die die im Fernsehen immer darunterlegen, wenn Polarlichter gezeigt werden. Aber das fällt uns erst später auf. Erst mal sind wir auch so völlig geflasht von dem Spektakel am Himmel. Was für ein schöner Abschluss heute!

      Sprung-Ziele je Tag:       123456789101112131415161718

 

Tag 13 – Freitag, 15. September
Abfahrt: 11 Uhr, Tachostand: 44714 km, Reichweite: 705 km

Heute lassen wir es mal wieder etwas langsamer angehen. Wir fahren spät los, machen dafür aber früher Rast. Der kleine Picknickplatz an der Saksvoll bru zwischen Stakksvoll und Kongsvika liegt so idyllisch am Wegesrand und die Sonne scheint so schön. Da müssen wir uns einfach ans Wasser setzen und ein bisschen Insel-Landschaft tanken (wir befinden uns auf Hinnøya, der größten Insel Norwegens, wenn man Spitzbergen außer Acht lässt). Nachdem wir das ausgiebig getan haben, wollen wir einen der Florian-Tipps in die Tat umsetzen: den Outlet-Shop von Bjerkvik ansteuern und nach Norwegerstrick durchforsten. Eine gute Stunde später sind wir am Ziel und finden tatsächlich die erhofften Norwegersocken zum Mitbringen. Der ältere Herr an der Kasse kann uns außerdem den nächsten Postkasten für unsere Ansichtskarten empfehlen (beim Rema-1000-Supermarkt zwei Straßen weiter um die Ecke). Danach widmen wir uns dem Florian-Tipp Nummer 2 und entern die lokale Hamburger-Bräterei “ Den lille Kjøkken“, die in der Region offenbar ein Begriff ist – so voll, wie es dort ist. Mit Warteschlange bis zur Tür. Aber wenn alle (einschließlich der finnischen Urlauberfamilie vor uns) so geduldig warten, muss sich das wohl lohnen. Und genauso ist es, stellen wir fest, als wir mit unseren Hawaii- und Superburger samt Spezialsoße gemütlich im Wohnmobil vermümmeln. Übernachten wollen wir hier aber nicht, deshalb brechen wir gegen 17 Uhr noch einmal auf, Kurs Schweden – also schnurstracks (ok, mit großer Kurve) ostwärts. Die Landschaft wird wieder karger, aber das hat offenbar nicht nur für uns seinen Reiz. Die tupfenartig im Fjäll zwischen Seen und Felsen verteilten Wochenend-, Angel- und Skihütten-Siedlungen links und rechts der E10 sprechen Bände. Wir finden trotzdem einen ruhigen Rastplatz mit genügend Abstand zu den Hüttendörfern, nicht weit von einem Gedächtnisort (Krigsminne) der Kommune Narvik. Eine Steinstele erinnert an jene jugoslawischen Lager-Häftlinge, die im Krieg die Straße von Narvik Richtung Kiruna in Schweden bauen mussten – unter entsprechenden Bedingungen. Nicht alle, die dabei umkamen wurden gefunden, daher gilt das Gebiet heute als Kriegsgräberfeld. Das muss man erst mal verdauen, auch wenn wir natürlich wissen, dass die dunklen Schatten der deutschen Vergangenheit bis in die verlassensten Ecken Europas reichten. In der Nacht gibt es dafür noch einmal einen Stimmungsaufheller: grün wabernde Nordlichter. Jaaaa!

Tag 14
Samstag, 16. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 44935 km
Reichweite: 719 km

Heute morgen bei Abfahrt noch in Norwegen, nicht ganz 40 Minuten später schon am Wasserfall Silverfallet beim Wintersport-Ort Björkliden in Schwedisch-Lappland. Vom Rand-Parkstreifen aus spazieren und klettern wir auf unserer Straßenseite der E10 den Hang entlang des Wasserfalls einmal halb hinauf, genießen die Aussicht, talpen den Fußweg dann wieder hinunter und landen per Unterführung auf der anderen Straßenseite, wo es am Wasserfall weiter hinunter bis zum Torneträsk geht, dem sechstgrößten See Schwedens. Wir haben Glück mit dem Wetter: blauer Himmel. Die Sonne scheint und bringt alles zum Glitzern. Das Naturdenkmal Lapporten (die Lappenpforte, ein sogenanntes Trogtal) ist klar zu erkennen. So lässt es sich aushalten. Eine Stunde später geht’s weiter. Unser nächstes Zwischenziel liegt aber gleich um die Ecke: Abisko. Da haben wir uns bei einer früheren Reise schon mal das Naturum angeschaut. Doch heute ist ein strahlender Herbsttag, der nach einer Fahrt mit der Seilbahn verlangt. Fast zehn Minuten dauert die Fahrt in der letzten original erhalten Sesselbahn vom Schweizer Fabrikat Brändle, hoch hinauf auf den 1169 Meter hohen Nuolja (oder Njullá, wie die Nordsami sagen). Die Fahrt endet allerdings „schon“ auf etwa 900 Metern an der Aurora Sky Station, ist aber ein atemberaubendes Erlebnis mit einer ebensolchen Rundumsicht auf die herbstlich gefärbte Fjälllandschaft und dem tiefblauen Tjörneträsk zu Füßen des Berges. Wer mag, kann noch weiter hinauf wandern. Uns reicht der Nahbereich zum „Kreiseln“ und Gucken inklusive Sprung ins Café mit seiner grandiosen Aussichtsterrasse. Aber irgendwann muss es doch wieder abwärts gehen. Am frühen Nachmittag lassen wir den T-Rex wieder von der Leine, der aber langsam mal „austreten“ muss. Deshalb rollen wir eine Stunde später auf den Rastplatz Pessisjåkka, wo wir früher schon gut und ruhig übernachtet haben. Wir nutzen diesmal aber nur die Latrintömning-Kabine für die Entsorgung. Das Tanken erledigen wir anderthalb Stunden später in Skaulo, nachdem wir zuvor in Kiruna abgeblitzt sind. Ist halt nicht so einfach, in einer Stadt die richtige Kurve zu kriegen, die wegen der Erzvorkommen im Boden gerade Stück für Stück um fünf Kilometer versetzt wird (bis 2040 komplett). Da kommt auch das Navi nicht mehr mit und lotst uns zu Tankstellen, die nicht mehr in Betrieb sind. Nach Skaulo steuern wir zunächst Porjus an. Nach all den bisherigen unendlichen Weiten Lapplands hat der Ort was Puppenstubenartiges. Aber am innerörtlichen Rastplatz ist es uns für den T-Rex doch zu eng. Und eigentlich müssten wir Frischwasser auffüllen, was es dort nicht gibt. Also fahren wir noch ein Stück weiter bis zum Rastplatz Laponia (kurz vor Haraudden/Jokkmokk), direkt am See Vajkijaure mit Picknick- und Grillstellen, wenn auch keinerlei Ver- und Entsorgung. Aber hier muss man einfach übernachten!

Tag 15
Sonntag, 17. September
Abfahrt: 10.20 Uhr
Tacho: 45291 km
Reichweite: ca. 1000 km

Wenn wir schon mal bei Jokkmokk unterwegs sind, muss natürlich auch ein Kurzstopp am Polarkreis-Zentrum sein. Wir erwischen zwar irgendwie immer die Zeit, in der das Café und der Shop geschlossen sind, aber wir bekommen am Rasthäuschen immerhin etwas Wasser abgezapft (was man inzwischen nur noch mit Gießkanne machen darf) und hinterlassen unseren T-Rex-Aufkleber in der umfangreichen Sticker-Sammlung aus aller Welt am Polcirkeln-Schild. Dann ruft Luleå oder besser gesagt: das benachbarte Kirchdorf Gammelstaden. Auf dem (uns schon bekannten) Besucherparkplatz zwischen Freilichtmuseum und Lappland-Spezialitäten-Shop picknicken wir, dann geht es auf eine kurze Runde durch die kleine Holzhaus-Stadt, die heute Weltkulturerbe ist. Dazu gibt es auch eine schicke interaktive Ausstellung über der Touristen-Information – Schaustube inklusive. Anschließend nehmen wir Kurs auf Piteå, wo wir tatsächlich eine der in Nordschweden doch rar gesäten LPG-Gas-Tankstellen finden. Die OKQ8-Säule wirkt zwar ziemlich in die Jahre gekommen, funktioniert aber. Es folgt noch ein netter Schwatz mit der Tankstellen-Wartin, dann will der T-Rex wieder Auslauf. An diesem Tag schaffen wir es noch bis zum Ostsee-Badeplatz Harrbäckssand, wo auch Wohnmobile gegen Spende im Briefumschlag übernachten dürfen. Gepflegt und instand gehalten wird die Stelle nämlich vom örtlichen Wochenendhäuschen-Verein. Uns beschert das eine idyllisch-ruhige Nacht mit Direktblick aufs Wasser. Herrlich!

Tag 16
Montag, 18. September
Abfahrt: 11.10 Uhr
Tachostand: 45635 km
Reichweite: 619 km

Heute geht es stramm südwärts bis Örnsköldsvik (Einkaufsstopp beim Coop), dann zum Nationalpark Skuleskogen (Teepause im Wald), dann über die Högakusten-Hängebrücke (Fotostopp). Auf dem großen Rastplatz am Südende könnte man auf den Extra-Stellflächen für Caravans und Reisemobile auch übernachten und am nächsten Morgen die Frühstücksgelegenheit im Café des nahen Hotels Höga Kusten nutzen. Wir sind stark in Versuchung, entscheiden uns dann aber doch nach einem letzten Blick auf das Weltnaturerbe Hohe Küste (die sich immer noch jedes Jahr um acht Millimeter hebt), ein paar weitere Kilometer gutzumachen. Tanken wollen wir lieber auch noch mal. Um 19.30 Uhr schließlich entern wir den – etwas verschlungen zu erreichenden – Parkplatz Magasinsgatan in Härnösand. Dort gesellen wir uns zu ein paar Wohnmobilen, die sich im „Camper-Abteil“ (am Rande eines kleinen Parks mit Freiluftaktivitäten) schon eingerichtet haben. Wir gönnen uns noch einen Abendspaziergang zum benachbarten, schön illuminierten Bootshafen, bewundern die kreativen Minigolfbahn-Aufbauten, dann ruft das Feierabend-Programm im T-Rex.

Tag 17
Dienstag, 19. September
Abfahrt: 10.30 Uhr
Tachostand: 45982 km
Reichweite: 1084 km

Schade! Pladdernder Dauerregen verhindert weitere Erkundungen vor Ort. Wären gern noch zum Automuseum mit seinen dekorativen Oldtimern davor geschlendert und auch noch ein Stück in die schmucke Innenstadt hinein. Ein Freilichtmuseum mit Gratis-Eintritt hätte es auch hier gegeben. So aber steuern wir stattdessen Richtung Sundsvall und pilgern zum dortigen Biltema plus Hotdog-Station, bevor es auf der E4 weiter südwärts geht. Vor Söderhamn allerdings schlagen wir uns nach rechts „in die Büsche“. Durch Wald-Wald-Wald (und zwischendurch See) sowie über Bollnäs und Furudal, wo uns ein Riesen-Holzkerl vor dem Camping-Hüttendorf Ore Fritidsby Rätsel aufgibt (wer ist der Klavier spielende Typ?), gelangen wir schließlich nach Dalarna und zum Siljan-See. Ein Blick auf die Uhr: kurz nach 16 Uhr. Das reicht noch für einen entspannten Besuch bei Leksands Knäckebröd und dem dazugehörigen Fabrikladen, der sich seit unserem letzten Besuch ganz schön gemausert hat und neben den berühmten „Wagenrädern“ von Knäckebrot nun noch mehr regionale Spezialitäten für Küche, Haus und Garten anbietet (bis zum Speiseeis für die heimische Kühltruhe). Eine Knäcketeria (hihi, witzig) mit Draußen-Café gibt es inzwischen auch, flankiert natürlich vielen roten Dala-Holzpferdchen. Kurz vor Ladenschluss (18 Uhr) rollen wir „vom Hof“ und fünf Minuten später schon auf unseren bewährten Übernachtungsplatz auf dem Rastplatz Leksand an der „Bundesstraße“ 70 – mit schönen Nischen fürs Womo, Ver- und Entsorgung, museal präsentiertem Kirchboot, Erklärtafeln und Picknickhütte. Nur das Klohäuschen scheint gesperrt zu sein. Aber da haben wir ja selbst was dabei. So! Abendbrot!

Tag 18
Mittwoch, 20. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 46353 km
Reichweite: 618 km

Was wir beim letzten Aufenthalt hier noch versäumt haben, wird jetzt nachgeholt: einen Spaziergang zum nahen Wäldchen mit langer steiler Holztreppe hinab bis zum Fluss Österdalälven, der am südlichen Ende des Siljans aus dem See abfließt. Idylle pur mit Holzsteg zum Angeln, Rasten und im Sommer vermutlich auch zum Schwimmen. Dafür ist es jetzt aber zu herbstlich. Und wir wollen ja noch eine Runde Shoppen, wenn die größte Clas-Ohlson-Butik samt Gründer-Museum und Outlet-Center Hjultorget schon mal in der Nähe sind. Auch eine Hot-Dog-Mahlzeit im Clas-Ohlson-Café muss sein. Danach durchstöbern wir den Iittala-Fiskars-Laden nach brauchbaren Souvenirs. Wer hier nichts findet, ist selber schuld! Eine Mumin-Sammeltasse (Super-Spezial-Sonderangebot!) muss ebenfalls mit. Danach noch schnell in den benachbarten Hemköp, denn es gibt ja auch verzehrbare Mitbringsel. Dann geht es weiter stramm nach Süden, bis wir am Vättersee angekommen sind. Unser heutiges Übernachtungsquartier finden wir auf dem Rastplatz Brahehus, im Extra-Abteil für Wohnmobile.

Tag 19
Donnerstag, 21. September
Abfahrt: 9.50 Uhr
Tachostand: 46723 km
Reichweite: 207 km

Zeit für eine Morgenrunde! Durch eine Unterführung geht es auf die andere Seite der E4. Dort erwartet uns – 180 Meter oberhalb des Sees – schon die Ruine von Schloss Brahehus. Errichtet wurde das Schloss auf dem Grännaberg ab 1637 von Per Brahe für seine Frau Kristina. Diese erlebte die Vollendung des Baus, der erst 20 Jahre später fertig war, allerdings nicht mehr. Und so wurde das Schloss danach vor allem für Gäste der Familie Brahe genutzt. Es hatte zwei quadratische Ecktürme. Der Prunksaal lag mit Blick in Richtung Gränna. 1708 jedoch brannte das Schloss nieder. Immerhin blieb aber noch so viel davon übrig, dass die Ruine heute einen spektakulären Aussichtspunkt bietet. Wir stromern kreuz und quer durch die historischen Mauerreste, bewundern den tollen Blick über den See. Dann reißen wir uns los, denn im Gebäude der Raststätte wollen wir mal nachsehen, was die Polkagriskokeri an Lutschstangen-Vielfalt bereithält. Nach dem Einkauf geht es wieder auf die E4. In Huskvarna schieben wir noch einen Tankstopp ein. In Landskrona steht ein letzter Biltema-Besuch an: Der T-Rex braucht ein neues Lämpchen fürs Rücklicht. Den Nachmittag verbringen wir an diesen superschönen und supersonnigen Tag auf einem Randplätzchen direkt am Öresund (Södra Västkustvägen bei Habo Ljung), wie geschaffen für eine Chill- und Lesepause, während auf dem Wasser die Surfer vor der Horizont-Kulisse von Kopenhagen ihre Bahnen ziehen. Zum Übernachten zieht es uns aber weiter. Gegen 18 Uhr erkunden wir, ob der Parkplatz am Aussichtspunkt Luftkastellet in Linhamn sich eignet. Scheint wegen des Panoramablicks auf die Öresundbrücke ein beliebter Ausflugs- und Picknickort zu sein. Auch der eine oder andere Reisebus legt hier einen Fotostopp ein. Dürfte keine ganz ruhige Nacht werden, zumal sich im Luftkastell-Gebäude an diesem Abend irgendein Firmenevent mit Catering anzubahnen scheint. Aber wir haben diesmal keine Lust, uns noch was anderes zu suchen. Stattdessen steht ein Abendspaziergang auf die Landzunge Richtung Brücke an, die man allerdings kletternd erobern muss, weil große Steinquader davor gestapelt sind – Betreten auf eigene Gefahr. Wer lieber die Draufsicht von oben hat, findet vom Parkplatz aus aber auch einen Spazier-, Rad- und Joggingpfad einmal um den „Berg“ (mit Leuchtfeuer) herum. So schleicht der Abend heran und mit ihm ein Sonnenuntergang erster Güte. Zwar kommt es später Richtung Nacht zum schon befürchteten Parkplatz-Cruisen einiger in jeder Hinsicht tiefergelegter Hirnis, aber ansonsten haben wir es mit unserem Rückzugsquartier in der hinteren Reihe und dicht am „Berg“ eigentlich ganz gut getroffen.

Tag 20
Freitag, 22. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 47081 km
Reichweite: 566 km

Heute heißt es Brücken-Dreisprung über die Öresund-, Storebælt- und Lillebæltbro und – nach einer Mittagspause auf dem Rastplatz am Sønderjyske Motorvej bei Kolding: „Tschüß, Skandinavien!“ In Fahrdorf legen wir noch einen Tankstopp ein, bevor wir am Nachmittag den quadratisch-praktischen (sprich: nüchtern-zweckmäßigen), aber dafür auch kostenlosen Wohnmobilstellplatz am Hintereingang des Cittiparks Kiel (Mühlendamm) ansteuern. So übel ist der gar nicht. Wir haben auf jeden Fall Lust auf die Shopping Mall. Lang nicht mehr in einer Buchhandlung gewesen, auf der Eisdielen-Empore laufen wir einem lustigen Servier-Roboter im Katzenlook vor den Bug und neben dem Haupteingang lädt der KitchenAid-Truck zur Dessert-Verkostung ein.

Tag 21
Samstag, 23. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 47506 km
Reichweite: 1121 km

Sutje starten wir in den letzten Tag unserer September-Tour und genießen noch einmal das T-Rex-Rollgefühl. Ein bisschen Schweden-Feeling muss aber auch noch mal sein. Deshalb nehmen wir am Mittag noch einen Köttbullar-Stopp bei Ikea in Stuhr-Brinkum mit. Dann geht es heimwärts Richtung Küste. Schön war’s!

Abschluss-Tachostand: 47809 km

2023 April – Osterbesuch in Baden-Württemberg

2023 April – Osterbesuch in Baden-Württemberg

Tag 1 – Gründonnerstag, 6. April 2023
Abfahrt: 22.10 Uhr
Tachostand: 34.030 km
Reichweite: 1117 km

Über Ostern steht ein Besuch bei der Verwandtschaft in Baden-Württemberg an. Hatten zwar ursprünglich einen Kurztrip nach Dänemark im Sinn, aber dann kam die Einladung aus dem Süden. Und Womo macht ja flexibel. Also fix noch mal umgeplant. Da wir an Gründonnerstag noch arbeiten müssen, aber am Karfreitag trotzdem nicht zu spät in Steinheim an der Murr eintrudeln wollen, entscheiden wir uns für eine Abendabfahrt nach vollbrachtem Tagewerk. Gesägt, tun getan! Bis kurz nach 1 Uhr halten wir durch, dann suchen wir uns ein Plätzchen für die Nacht in Hövelhof (Paderborn/NRW). Dort gibt es ein nettes Parkplatz-Abteil für Wohnmobile, gleich in der Nähe des Bahnhofs. Dass das aber kein Geheimtipp mehr in der Szene ist, lässt sich nicht übersehen. Die sechs extrabreiten Spezialbuchten mit Stromanschluss (50 Cent pro kWh) sind alle belegt. Zum Glück finden wir dahinter noch ein paar freie Normalbuchten, wo man sich rückwärts mit Überhang auch ganz gut hinstellen kann. Die Nacht ist trotz Gleisnähe erstaunlich ruhig.

Tag 2 – Karfreitag, 7. April 2023
Abfahrt: 10.55 Uhr
Tachostand: 34267 km
Reichweite: 690 km

Nach gemächlichem Start in den neuen Tag mit Mini-Morgenspaziergang und Frühstück rollen wir weiter Richtung Süden – an Frankfurt und Heilbronn vorbei bis zur Familienresidenz im Landkreis Ludwigsburg mit freiem Blick auf Acker, Weinberge, Kleinbottwar und Burg Schaubeck. Zur besten Teezeit kommen wir dort an und dürfen unser Quartier mit freundlicher Genehmigung des Nachbarn auf der einzigen noch freien Wiese der Wohnsiedlung aufschlagen. Den Rest des Tages verbringen wir mit gemütlichem Beisammensein.

Tag 3 – Karsamstag, 8. April 2023

Der T-Rex darf sich ausruhen. Wir steigen nach opulentem Familienfrühstück auf die „Kleinkutsche“ um, besuchen erst die Weingärtnergenossenschaft Aspach (der Family-Zweig vom Niederrhein braucht Nachschub für die Vorratskammer) und dann die Kreisstadt Ludwigsburg mit dem Residenzschloss. An letzterem schlendern wir nur am Rande vorbei, linsen durch den Zaun in den Schlossgarten, wenden uns für unseren Spaziergang aber lieber dem barocken Jagd- und Lustschlösschen Favorite zu – praktisch vis-à-vis. Im dazugehörigen Park lässt es sich trefflich lustwandeln. Das Schloss selbst wurde von 1717 bis 1723 von Herzog Eberhard Ludwig erbaut (der dafür natürlich seine „Lakaien“ hatte). Die Entwürfe lieferte der italienische Hofbaumeister Donato Giuseppe Frisoni. Man gönnt sich ja sonst nichts. Ist aber hübsch geworden – und bunt. Ab 1806 wurde der Schlosspark in einen Tiergarten mit Wild, Gämsen und Hirschen verwandelt. Später geriet das Schmuckkästchen in Vergessenheit und verfiel, bis es in den 1980er-Jahren wiederbelebt, restauriert und neu ausgestattet wurde. Seit 1983 ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und war zeitweise sogar Drehort für die TV-Talkshow Nachtcafé. Uns zieht es danach noch einmal kurz in den frei begehbaren Innenhof des Ludwigsburger Schlosses, dann ruft die heimische Essenstafel und später die Osternacht.

Tag 4 – Ostersonntag, 9. April 2023

Ostern ist irgendwie voll das Frühstücksfest. Aber man kann ja nicht immer nur futtern! Mit der Familien-Kleinkarawane (das Womo pausiert erneut) steuern wir diesmal nach Stuttgart. In der Landeshauptstadt ist Tag der offenen Baustelle. Und nicht nur wir wollen wissen, wie es um den werdenden Tiefbahnhof Stuttgart 21 bestellt ist. Mit den Massen strömen wir durch den extra angelegten Besucher-Parcours und bis hinauf auf den Aussichtsturm mit Ausstellung. Schon imposant – trotz der ökologisch umstrittenen Vorgeschichte. Ein Stadtbummel durch den Oberen Schlossgarten vorbei an Schauspiel, Staatsoper, Kunstverein, Neuen und Alten Schloss zum Hans-im-Glück-Brunnen komplettiert unseren Besuch. Draußen am gegenüberliegenden Café Deli (Geißstraße 7) lassen wir uns für eine Kaffeepause nieder. Danach mäandern wir zur Königsstraße, der unbestrittenen Haupteinkaufsstraße Stuttgarts und immerhin 1,2 Kilometer lang, und suchen uns den Weg zurück zu unserem Parkhaus. Eine Dreiviertelstunde später sind wir wieder in Steinheim zum nächsten Ostergelage…

Tag 5 – Ostermontag, 10. April 2023
Abfahrt: 9.40 Uhr
Tachostand: 34721 km
Reichweite: 971 km (nach Tankstopp in Murr)

Ein letztes Mal Frühstücken, dann satteln wir den T-Rex für die Heimfahrt. Dass wir auf der Autobahn allein wären, können wir nicht gerade behaupten. Wen wundert’s: Osterrückreise-Verkehr. Entsprechend gemächlich geht es voran, und Pause muss man ja auch mal machen. Aber mit dem Womo ist ja sowieso der Weg das Ziel. Gegen 18 Uhr sind wir wieder zu Hause. Die erste Tour des Jahres ist beendet – mit 35395 km auf dem Tacho.