2023 September – Bis zu den Lofoten

2023 September – Bis zu den Lofoten – Schweden/Norwegen

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Tag 1 – Sonntag, 3. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 41719 km, Reichweite: 1062 km

Nach zwei Süd-Touren ist es mal wieder Zeit für den hohen Norden. Auch, wenn es schon nach kurzer A29-Strecke eine Komplettsperrung wegen einer Brückenbaustelle samt verstopfter Umleitung gleich eine ganze Stunde Zeit kosten und auch im Elbtunnelbereich Baustellen-Chaos herrscht (noch mal eine Stunde Verlust), schaffen wir es immerhin zum späten Nachmittag hin (also kurz nach 17 Uhr) bis kurz hinter die Storebæltbrücke bei Korsør. Dort erkunden wir zuerst den Picknickplatz beim alten Fähranleger samt Schiffsmonument und dänischer East-Side-Gallery. Später wechseln wir auf einen geräumigen Randstreifen vor dem Parkplatz des Isbådsmuseum auf Halsskov Odde. Dort hat man einen schönen Blick auf Bucht und Brücke. Auf der Landzunge warten Tisch und Bank auf Picknicker, und einen Strand (mit Extra-Parkplatz) gibt es auch in der Nähe. Zum Übernachten eigentlich perfekt. Weil sich gerade auch der Himmel lila zu verfärben beginnt, entscheiden wie spontan: Für heute reicht’s mit der Fahrerei. Wir bleiben hier.

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Tag 2 – Montag, 4. September
Abfahrt: 9.06 Uhr, Tachostand: 42279 km, Reichweite: 319 km

Jetzt wollen wir aber endlich nach Schweden. Über Öresundbrücke und E6 geht es heute geschmeidiger voran als an Tag 1. Nach einem Zwischen-Tankstopp beim Väla-Einkaufszentrum nahe Helsingborg rollen wir um 13 Uhr auf unseren Lieblings-Autostrand vom letztem Jahr: Mellbystrand. Die Landschaft ist noch so, wie sie uns 2022 schon so gut gefallen hat, aber an der Infrastruktur wird gerade neu geschraubt. Während wir uns einen Zwischenimbiss mit Seeblick machen, knabbert rechts hinter uns an der Zufahrt zwischen den Dünen ein Bagger die alte Toiletten-Holzhütte weg. Neue schicke Abfalltrenn-Container gibt es schon und einen neu abgezäunten Bereich, wo man letztes Jahr noch mit dem Auto stehen konnte, der aber wahrscheinlich jetzt als Abstellkarrée für Räder gedacht ist. Auch die Picknick-Tische auf dem Strand scheinen neu arrangiert zu sein. Der Optik und Entspannung tut’s keinen Abbruch. Wir beobachten das Picken der Watvögel und das Möwen- und Nebelkrähen-Gekabbel um die Krebsreste, die vorherige Strandbesucher vom Picknick übriggelassen haben. Natürlich muss auch noch ein Strandspaziergang sein und die hoch über allem thronende Dünen-Bank einer Sitzung unterzogen werden. Schwuppdiwupp sind drei Stunden herum. Um 16.20 Uhr lassen wir den T-Rex wieder von der Leine. Eine Dreiviertelstunde später – bei Halmstad – gucken wir, was der Strandabschnitt Lilla Köpenhamn so hergibt. Nett und sicher toll zum Baden (auch hier links und rechts kilometerlang sauberer Sandstrand), aber nix zum Übernachten, finden wir. Außerdem ist es dafür noch viel zu früh. Ein paar Kilometer Richtung Norden schaffen wir noch. Wir lassen Falkenberg, Varberg, Kungsbacka und damit die Region Halland hinter uns, passieren Göteborg, wechseln bei Kungälv auf die E45 und landen gegen 19.15 Uhr in Lilla Edet. Unseren Stellplatz für die Nacht finden wir auf dem kleinen Schotter-Parkplatz vor Ströms Schlosspark. Bevor wir es uns jedoch im T-Rex gemütlich machen, ist noch ein Spaziergang zum Wasser fällig. Schließlich liegt der Göta älv samt Schleuse gleich um die Ecke. Wo wir schon mal da sind, erklimmen wir auch noch die dazugehörige Brücke, lassen den schmucken kleinen Yachthafen links und das Wasserkraftwerk (erbaut 1918, in Betrieb genommen 1926) rechts liegen und gelangen so ins kleine Zentrum von Lilla Edet mit Läden, Pizzeria und einem ICA-Supermarkt. Letzteren steuern wir etwas später an, nachdem wir einen Ambulanz-Hubschrauber vorbeigelassen haben (der gerade auf der Wiese vor der örtlichen Turnhalle landet und kurz darauf mit seiner per Rettungswagen herbeigefahrenen Passagierin wieder abhebt. Bepackt mit Proviant für die nächsten Tage geht es wieder zurück zum T-Rex, wo es nun wirklich Zeit fürs Abendbrot wird. Da kommt das gerade frisch eingekaufte Polarbröd gerade recht – genau wie das blätterteig-plundrige Wiener Bröd zum Nachtisch. Lecker!

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Tag 3 – Dienstag, 5. September
Abfahrt: 10.04 Uhr, Tachostand: 42779 km, Reichweite: 768 km

Wir starten in den Tag mit einem Rundgang durch den Schlosspark. Dort gibt es Spiel- und Sportgerät für jedes Alter, eine Menge Picknickbänke und überraschend hübsche Mülleimer. Für uns müssen je eine Runde auf dem Auf- und Ab-Karussell und auf der Mini-Tretbahn genügend, wir wollen ja weiter nach Dalsland, genauer: nach Bengtsfors. Um kurz vor 12 parken wir den T-Rex auf dem unteren Parkplatz nahe der Jugendherberge in der Dalsgatan und spazieren zwischen den ersten Ausläufern des Freilichtmuseums Gammelgården (das größte Westschwedens, Eintritt: 100 SEK für Erwachsene, 50 SEK für Kinder) den Majberg hinauf zum einzigen Strohmuseum Schwedens, Halmens Hus. Der Eintritt hier ist frei, die Aussicht von der Kaffeeterrasse im Obergeschoss auf die Wald- und Seenlandschaft samt Dalslandkanal-Schleuse einmalig, die Ausstellung zur Geschichte der Strohflechterei unten im Museum kompakt und anschaulich und der Strohshop voller kleiner (und größerer) Kunstwerke – vom geflochtenen roten Flusskrebs über stattliche Julböcke bis hin zu Klein-Ida, die vom Michel aus Lönneberga gerade an der berühmten Fahnenstange hochgezogen wird. Schwer, sich loszureißen. Aber wir wollen heute ja noch einen Troll einsammeln. Das passende Objekt dafür steht knapp eine Stunde entfernt in Årjäng. Wir vertäuen den T-Rex in einer der fünf Womo-Parkbuchten am ZOB, der hier Resecentrum heißt, und spazieren Richtung Hotell Årjäng, dessen Vorplatz vom acht Meter hohen Årjängstroll bewacht wird – Schuhgröße laut Erklärschild: 3,5 Meter. Klar! Aber Schwedens größter Troll ist er vermutlich schon und für seine 51 Jahre durchaus jung geblieben. Muss man auch, wenn man zum Teil Rutsche für die Kleinsten ist. Wir für unseren Teil reiten noch eine imaginäre Runde auf den steinernen Pferdchen schräg gegenüber (jaja, der Spieltrieb), schnappen uns dann wieder den T-Rex und rollen weiter – schnurstracks über die Grenze nach Norwegen, über den Haldenkanal rüber, bis wir am Nachmittag im 7000-Seelen-Ort Mysen landen. Die kleine Stadt muss ein besonderes Herz für Wohnmobilisten haben. Nicht nur, dass uns eine freundliche Fußgängerin gleich die alternative Route zum kostenlosen Womo-Stellplatz (mit Gratis-Stromanschluss!) zeigt, als wir ratlos vor der aufgerissenen Straße zum Stehen kommen, die sonst direkt dorthin geführt hätte. Es gibt auch noch eine eigene, idyllisch zwischen Friedhof und Fluss gelegene separate, nigelnagelneue Ver- und Entsorgungsstation in der Nähe. Ebenfalls gratis. Cool! Hier bleiben wir. Später am Abend stromern wir durch die interessant illuminierte Innenstadt, die überraschend viele ansehnliche Ecken, Gebäude, Skulpturen, Plätze, ein original Kino von 1958, eine original Cola-Fassadenwerbung aus der gleichen Zeit und eine nicht ganz so originale Holzstabkirche von 1903 aufbietet. Diese Kleinstadt ist echt eine Entdeckung! Und wahrscheinlich haben wir noch nicht einmal alles gesehen. Aber so langsam ruft uns die T-Rex-Heia. Daher für heute: gute Nacht, John-Boy!

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Tag 4 – Mittwoch, 6. September
Abfahrt: 9.23 Uhr, Tachostand: 43004 km, Reichweite: 559 km

Wer wie wir irgendwann innerhalb von drei Wochen Urlaub noch die Lofoten erreichen will, muss zwischendurch auch mal Strecke machen. Das gehen wir heute an. Aber Guckstopps zwischendurch müssen sein. Den ersten legen wir gute anderthalb Stunden später auf dem Rastplatz Andelva Süd ein. Der wurde nicht nur – wie so viele norwegische Rastplätze – mit kühn-moderner Architektur zurechtdesignt, sondern hat auch einen eigenen Badestrand mit Steg, Picknickplätzen, kleinem Rundwanderweg und Kletternetz-Spielplatz. Hier lässt es sich eine Weile aushalten. In Hamar (etwa eine Stunde Fahrt entfernt) wollen wir uns dann das angucken, was wir letztes Jahr ausgelassen haben: die eingeglaste Domruine, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde, nach der Reformation an Bedeutung verlor und im Dreikronenkrieg im 16. Jahrhundert von den Schweden zusammen mit dem ehemaligen Bischofshof (der nun königlich dänisch-norwegischer Stützpunkt war) in Brand geschossen wurde. Danach verfiel das Ganze weiter, bis die Norweger Mitte des 19. Jahrhunderts ihre nationalromantische Ader entdeckten und sich erste Initiativen darum bemühten, die verbliebenen Reste zu erhalten. Die Idee, einen Schutzbau darum zu errichten, entstand aber erst Ende der 1980er. Bis zur Einweihung brauchte es dann noch mal zehn Jahre. Aber der lange Atem hat sich gelohnt. Entstanden ist ein imposantes Gesamtkunstwerk, eingebettet in den riesigen Museumspark Domkirkeodden direkt am Mjøsasee mit Freilichtmuseum und Archäologischem Museum (Hedmarkmuseum). Letzteres kostet Eintritt, aber der gesamte Außenbereich ist frei zugänglich. Auf dem großen Parkplatz davor kann man für 40 Kronen einen ganzen Tag stehen, und es gibt sogar Extra-Buchten für Wohnmobile. Wir haben nur für eine Stunde am Automaten gelöhnt, denn unsere etwas verspätete lange Mittagspause wollen wir auf „unserem“ bewährten Badestellen-Parkplatz am See in der Nähe des Eisenbahnmuseums (nicht mal fünf Autominuten entfernt) verbringen. Da sind wir letztes Jahr ja auf Reisende aus der Heimat (Sande/Friesland) getroffen. Und was für ein Kennzeichen sehen wir diesmal zwischen all den anderen Womos aus Norwegen? WHV. Nicht im Ernst! Hier muss ein Nest sein! Nachdem wir gemütlich eine Runde Pfannkuchen vertilgt und danach einen Spaziergang ans Wasser unternommen haben, geht es auf die Bank am See zum Reisebericht-Austausch mit dem Ehepaar aus F’groden. Die zwei sind schon einige Wochen unterwegs zwecks Ostsee-Umrundung. Die Lofoten, zu denen wir ja erst noch hinwollen, haben sie dabei noch in der Ferienzeit erwischt. War wohl ziemlich überlaufen dort, Campingplätze voll und kaum eine Freisteh-Bucht ohne Camper. Na, hoffentlich ist das wieder ausgedünnt, wenn wir dort landen. Ein paar Tage sind es aber ja auch noch bis dahin. Zumindest ein Stückchen Weg wollen wir allerdings heute noch schaffen. Deshalb reißen wir uns später am Nachmittag los und kurven mit T-Rex erst mal weiter Richtung Lillehammer. Gut eine Stunde später entern wir unseren Übernachtungsparkplatz vom letzten Jahr, direkt vor den Hallen des einstigen Olympiazentrums. Inzwischen stehen aber neue Schilder dort, die das Parken einschränken. Ein bisschen Herumgondeln und das sportliche Outdoor-Treiben beobachten, ist aber noch drin, bevor wir den T-Rex noch ein Stück weiter nach Norden jagen. Spät am Abend finden wir ein letztes Plätzchen im Womo-Abteil des Rastplatzes mit dem lustigen Namen Krekke. Da es schon dunkel ist, muggeln wir uns fix ein und verschieben die Erkundung des Plätzchens am See auf morgen.

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Tag 5 – Donnerstag, 7. September
Abfahrt: 12 Uhr, Tachostand: 43333 km, Reichweite: 984 km

Dieser Morgen beginnt grau und diesig, was dem Landschaftserlebnis allerdings keinen Abbruch tut. Der Nebel wabert dekorativ um die Berge, die den spiegelglatten Losna-See säumen. Aber wir befinden uns hier ja auch schon im Gudbrandsdal, dem längsten Tal Norwegens und Schauplatz des berühmten Ibsen-Dramas Peer Gynt. Da darf das grandios aussehen! Der Rastplatz mit seinem (nachts interessant beleuchten) Weg ans Wasser samt Spielplatz und Sitzwürfeln in Türkis bietet dazu einen modernen Kontrast. Wir lassen die friedliche Stille noch ein wenig wirken, bis sich der Vormittag dem Ende zuneigt. Zeit zum Aufbruch. Nächste Station, nur eine Viertelstunde weiter nördlich: die Stabkirche von Ringebu. Die ist nicht nur eine größten unter den 28 noch erhaltenen Stabkirchen in Norwegen, sondern hat auch noch ein besonderes Markenzeichen: den leuchtend roten Dachreiter. Den erhielt die Kirche aber erst 1630 beim Umbau. Der älteste Teil des Gebäudes wurde dagegen schon um 1220 herum errichtet, darunter auch das im Drachenschiff-Stil geschnitzte Westportal. Hinein kommen wir aber nicht, denn die Besichtigungs-Saison außerhalb der Gottesdienst ist seit Ende August vorbei. Außerdem laufen gerade Sanierungsarbeiten. Der Rundgang um den stattlichen Holzbau lohnt trotzdem. Allein wegen der herrlichen Lage mit Blick ins Tal, der historischen Grabstein-Galerie auf dem umliegenden Friedhof und kurzem Weg zur Bilderausstellung im benachbarten Pfarrhaus (die wir aber auslassen). Dafür testen wir noch eben den nachgebauten Schandpfahl vor der Toiletten-Scheune. Ein bisschen Mittelalter-Horror muss sein! Auch nicht uninteressant: Die Stabkirche Ringebu gehört zu den sogenannten Wahlkirchen, in denen 1814 überall im Land Vertreter für die Reichsversammlung in Eidsvoll gekürt wurden. Dort wiederum wurde dann am 17. Mai die erste norwegische Verfassung verabschiedet. Die gilt übrigens heute noch als die modernste Verfassung Europas. So! Genug Historie! Weiter geht’s! Eine halbe Stunde später stehen wir auf dem Rastplatz Mellomsdokka bei Vinstra und bewundern die Stromschnellen des Gudbrandsdalslågens. Danach gönnen wir dem T-Rex einen längeren Auslauf – schnurstracks Richtung Dovrefjell. Moschusochsen, die ja hier irgendwo herumtoben sollen, sichten wir unterwegs zwar nicht, dafür nach anderthalb Stunden Fahrt durch bergschöne Landschaft einen nigenagelneuen Rastplatz im Naturreservat Fokstumyra mit interessantem Ausguck in Bilderbuch-Lage: Storrhusranden. Das müssen wir uns näher anschauen! Wir gesellen uns zu ein, zwei Reisemobilen am Rand und erklimmen das schick-asymmetrische Holzkonstrukt mit dem schönen Namen Rullesteinen (der Kieselstein). Wie schön ist das denn hier?! Das kann man gar nicht beschreiben. Das muss man gesehen haben! Allein der Blick in die Weite hinweg über schon fast herbstbunte Bäume hin zu den schneebemützten Höhenzügen des Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalpark inklusive der Snøhetta, dem höchsten Berg Norwegens außerhalb des Jotunheim-Gebirges. Himmlisch! Genauso wie der Blick in die andere Richtung zu einem idyllischen kleinen See. Der Rastplatz selbst wartet mit dem neuesten Komfort samt Entsorgungsstation für Wohnmobile auf. Das Klohäuschen lässt sich zwar nur mit Bankkarte öffnen, kostet aber nichts. Es wird nur gezählt, versichert uns der nette Techniker, der gerade noch mal alles überprüft. Nachdem auch der T-Rex frisch abgeputzt ist, geht’s wieder weiter. Nächste Station: Biltema Oppdal. In dem Auto- und Baumarkt ist ein Hot-Dog-Gelage Pflicht. Außerdem geht unsere Handseife zur Neige, und ein bisschen Bordtechnik muss ergänzt werden. Unseren Platz für die Nacht finden wir im selben Ort, auf dem versteckt und ruhig liegenden Naturparkplatz der Gondelbahn „Hovden-Expressen“. Da gerade weder Sommer- noch Skisaison ist, haben wir den Platz ganz für uns. Und die Kühe auf der nahen Alm bimmeln uns ein Abendlied dazu.

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Tag 6 – Freitag, 8. September
Abfahrt: 10.45 Uhr, Tachostand: 43536 km, Reichweite: 926 km

Für unser erstes Tagesziel heute müssen wir erst mal Strecke machen und uns möglichst elegant an Trondheim vorbeimogeln. Wir müssen ja nicht extra durch die Stadt und Maut dafür löhnen, wenn wir uns da gar nicht weiter aufhalten. Gelingt uns einigermaßen, trotz des gegenwärtigen Baustellen-Labyrinths. Und einen schönen Blick auf den Trondheimsfjord bekommen wir obendrein. So mäandern wir uns Etappe für Etappe Richtung Hegra und dann noch mal einen abenteuerlich kurvig-engen Weg hinauf (natürlich muss uns dabei ein Reisebus entgegenkommen, aber mit Spiegel-Einklappen und Millimeter-Schleichfahrt gelingt die Passage) bis zur Hegra-Festung. Errichtet wurde diese 1908-1910 gegen eventuelle schwedische Angriffe nach Auflösung der früheren Personalunion von Norwegen und Schweden. Gebraucht wurde die Anlage dann aber erst 1940 während der deutschen Besetzung. Zwei Monate lang verteidigten sich hier 284 norwegische Soldaten und die Widerstandskämpferin Anne Margrethe Strømsheim (Lotta fra Hegra) 25 Tage und Nächte lang gegen die Besatzer. Als die norwegische Einheit am 5. Mai 1940 kapitulierte, war sie die letzte Bastion des Widerstandes im südlichen Norwegen. Ein bisschen erinnert uns das Fort ja an die Maginot-Linie in Frankreich – nur eben auf einem Berg. Aber die Atmosphäre ist genauso gruselig- bedrückend, wenn man sich das Ganze unter Beschuss vorstellt. Trotzdem ist es ein Erlebnis, auf eigene Faust die dunklen Betongänge zu durchstreifen und in die Geschütztürme zu klettern. Dazu draußen als Kontrast die friedliche Natur. Wir hören und sichten sogar einen Schwarzspecht. Anderthalb Stunden verbringen wir am Ende hier, dann wagen wir wieder die Mäanderfahrt abwärts – diesmal ohne Gegenverkehr (huff!). Die folgende nächste Etappe führt uns eine gute halbe Stunde später nach Steinvikholmen am Åsenfjord, einem nordöstlichen Ausläufer des Trondheimsfjord. Oder besser gesagt: im Fjord. Denn bei Steinvikholmen handelt es sich um eine Inselburg, errichtet ab 1525 im Auftrag des letzten Erzbischofs Norwegens. Praktischerweise führt eine Holzbrücke vom Festland hinüber, direkt von einem Parkplatz aus, auf dem gegen Gebühr auch Wohnmobile stehen dürfen. Die Übernachtung würde 150 Kronen kosten (kulinarische Versorgung gäbe es im nahegelegenen Dorf-Hofladen) Fürs reine Parken sind lediglich 30 Kronen per Umschlag in den Schlitz am aktuell unbemannten Kiosk zu stecken. Danach rufen Brücke und Mini-Insel zum Erkundungsspaziergang. Historische Erklärtafeln erzählen uns davon, wie die zwischenzeitlich dem Verfall und Steinraub preisgegebene Festung am Ende doch gerettet und wiederaufgebaut wurde. Danach ist Ausruhen und Lesen im T-Rex angesagt. So aufgetankt, wollen wir uns dann aber noch ein bisschen näher an unser Fernziel jenseits des Polarkreises heranpirschen. Bei Levanger legen wir eine Stunde später auf dem Serviceplatz Gråmyra schnell noch einen Ver- und Entsorgungsstopp ein (direkt auf einem Lkw-Parkplatz an der E6, alles gratis). Dann schicken wir den T-Rex für eine weitere halbe Stunde auf die Piste, denn als Nachtquartier haben wir uns den schön gelegenen Parkplatz zwischen Friedhof und Kirche von Stiklestad ausgeguckt. Gefällt uns, hier bleiben wir.

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Tag 7 – Samstag, 9. September
Abfahrt: 11.17 Uhr, Tachostand: 43785 km, Reichweite: 682 km

Wenn man schon vis-à-vis der Kirche parkt, und die auch noch an einem Ort von nationaler Bedeutung steht (weil hier durch die Schlacht von Stiklestad die vollständige Christianisierung und damit auch die Reichswerdung Norwegens besiegelt wurde), sollte man auch mal hineingucken. Leider ist abgeschlossen. Doch wir haben Glück. Gerade als wir die Kirche umrundet haben und schon weiter zum nächsten interessanten Bauwerk gehen wollen, kommt uns ein Mann in historischer Kluft mit einem Tross Studenten oder Schüler im Schlepptau entgegen. Das sieht ja mal nach einer amtlichen Führung aus. Wir fragen nach, ob die Gruppe in die Kirche will und bekommen das Signal, dass wir mit hinein dürfen, er die Führung aber nur auf Norwegisch hält. Kein Problem für uns. Hauptsache, hinein! Die alte Steinkirche (errichtet ab Mitte des 12. Jahrhunderts) kann sich auch von innen sehen lassen – mal ganz abgesehen davon, dass sie auf dem Gelände gebaut wurde, wo der später heiliggesprochene König Olav 1030 in besagter Schlacht fürs Christentum fiel. Die angeblich genaue Stelle markiert ein Findling hinter dem Altar. Nach eingehender Begutachtung ziehen wir weiter, umkreisen die benachbarte Kapelle des Heiligen Olavs – einem zur russisch-orthodoxen Kirche umgebauten Hofgebäude aus dem 18. Jahrhundert – und klappern danach das weitere Gelände ab. Der Mittelalterhof Stiklastadir steht höchst dekorativ in der Gegend herum. Über dem nahen Amphitheater, das für das alljährliche Schauspiel vom Heiligen Olav reserviert ist, wacht ein entsprechend heroisches Reiterstandbild. Vom Hügel mit der Olavsstøtta (Olav-Stütze) aus, Norwegens ältestem Denkmal von 1807, blickt man rechts zur kleinen katholischen St. Olavs Kapelle und links zum Nationalen Kulturzentrum, das nicht nur ein Museum sondern auch ein großes Hotel, Restaurant und Café beherbergt. Also alles da, was das Besucherherz begehrt. Und im Winter gibt es hier auch noch einen Weihnachtsmarkt. Bestimmt sehr stimmungsvoll. Aber sooo lange können wir nun wirklich nicht bleiben. Und der T-Rex scharrt schon mit den Hufen. Nordnorwegen ruft. Unterwegs müssen wir ihn aber doch vorher noch mal rechts ranfahren lassen. Mystisch heranwabernder Nebel über dem Angelfluss bei Namsskogan verlangt unsere fotografische Aufmerksamkeit. Knapp 20 Minuten später durchfahren wir das Tor nach Nordnorwegen (Porten til Nord-Norge), unter stilisierten Polarlichtern hindurch. Das lässt ja schon mal hoffen. Erst aber landen wir nach knapp einstündiger Weiterfahrt durch einsame Landschaft auf dem Parkplatz mit Restaurant und Kunsthandwerk-Laden direkt am Wasserfall von Laksforsen. Den müssen wir uns natürlich mal näher anschauen. Ein schmaler und steiler Schleichweg führt hinunter zu den Felsen mit dem tosend herabschäumenden Fluss. Da dampft ordentlich Sprühnebel durch die Luft. Das macht Lust auf was Deftiges. Also ab in den T-Rex zu Kartoffelsuppe mit Geflügelknackwurst und dann Einmuggeln mit Hörbuch.

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Tag 8 – Sonntag, 10. September
Abfahrt: 9.25 Uhr, Tachostand: 44058 km, Reichweite: 439 km

Wir sagen Tschüß zum Wasserfall der Lachse und überreden den T-Rex zu einem Katzensprung nach Mosjøen. Dort nutzen wir als Erstes die Ver- und Entsorgungsstation hinter der Shell-Tanke an der E6. Unser Womo muss nämlich dringend mal wohin. Das ist in einer Viertelstunde erledigt. Eben noch abputzen, und dann ab ins Zentrum. Wir parken kostenlos am Kulturhus in der Strandgata, von wo es nicht mehr weit ist bis zur Sjøgata. Dort wollen wir uns die längste alte Holzhaus-Galerie Europas ansehen. Das erste Fotomotiv lauert allerdings schon gleich um die Ecke: die alte Shell-Tankstelle von 1933, die heute ein kleiner Außenposten des örtlichen Vefsn Museums ist. Danach spazieren wir zu den rund 100 bunten Holzhäusern in Doppelreihe, die unter anderem auch die Touri-Info, das Wohnzimmer-Café Gilles, einen Laden für Musikinstrumente, das Landhandel-Lokal Vikgården, die und andere Galerie und ein ironisch-witziges Zentrum für unnütze Erfindungen beherbergen. Auch das schon erwähnte Vefsn Museum ist hier zu finden, verteilt über mehrere schmucke Stelzenhäuser, die mit den Füßen malerisch im Vefsnfjord stehen. Leider hat das meiste außerhalb der Saison sonntags geschlossen, aber auch von außen gibt es viel zu entdecken. Wir drehen noch eine Schleife durch den moderneren Teil der Innenstadt – nämlich durch die parallel verlaufende Fußgängerzone – und entern dann wieder das Wohnmobil, um das nächste Etappenziel anzusteuern: Mo i Rana. Gleich neben dem Bahnhof dürfen wir für begrenzte Zeit gratis parken. Das reicht für eine Spazierpause am Wasser. Durch einen Fußgängertunnel mit lustigen Wandmalereien gelangen wir zur Uferpromenade, wo sich die Skulptur „Havmannen“ die Wellen des Ranfjord um die Beine spülen lässt. Der stramm stehende Meermann aus Granit ist ein Werk des englischen Künstlers Antony Gormley. Von ihm kennt man zum Beispiel auch den berühmten „Angel of the North“ in Gateshead bei Newcastle. Nachdem wir noch die witzigen Betonliegen ausprobiert haben (okay, nur bequem, wenn man sich im richtigen Winkel platziert), machen wir den Gang ums Karrée komplett und werfen um 13 Uhr erneut den Motor an. Ab jetzt wird es arktisch, denn wir wollen zum Polarsirkelsenter (Polarkreiszentrum). Je näher wir kommen, desto karger wird die Landschaft. Weil sich aber zwischendurch auch mal die Sonne durch den regengrauen Tag schiebt, können wir kurz vor dem Ziel tatsächlich durch ein veritables Regenbogen-Tor fahren. Perfekt! Um 14.10 Uhr rollen wir auf den Parkplatz vor dem 1990 eröffneten Polarkreiszentrum. Wohnmobile mit wanderfreudiger Crew (immerhin kann man hier ausgiebig durch den Nationalpark Saltfjell-Svartisen stromern) dürfen drei Tage kostenlos stehenbleiben. Wir wandern erst mal um das samisch angehauchte Gebäude herum, das Verkaufsraum, Café und Infocenter zugleich ist. Drum herum sind gleich diverse Globen (ähnlich wie der am Nordkap) und ein riesiges Steinmännchen-Feld zu finden. Und einen grandiosen Rundblick übers Saltfjell bekommen wir auch noch dazu. Aber nun – husch-husch – hinein ins Zentrum, wo es alles gibt, was das Touri-Herz begehrt. Vom Kühlschrank-Magneten bis zum Norweger-Pulli. Vom Polarkreis-Diplom bis zum Sonder-Poststempel. Dazu eine ausgestopfte Tierlandschaft als Selfie-Hintergrund und einen XXL-Briefkasten für die sondergestempelten Ansichtskarten. Für Nordlicht-Fans gibt es noch einen Kinosaal mit entsprechenden bewegten Bildern. Über den grauen Streifen im Fußboden, der den magischen Breitengrad 66°33’55“ markiert, balancieren wir zurück zur Eingangshalle, um ins Café abzubiegen. Denn wir haben Hunger auf norwegische Waffeln mit Erdbeerkompott und Sahne. Danach wollen Karten geschrieben und auf den Weg geschickt werden. Apropos: Auch der T-Rex will da wieder hin. Ist ja auch erst 17.15 Uhr, da schaffen wir noch ein Stückchen. Anderthalb Stunden später entern wir den recht idyllischen E6-Rastplatz von Rognan und schlagen unser Nachtlager zwischen Servicehäuschen und Picknick-Area auf.

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Tag 9 – Montag, 11. September
Abfahrt: 7.15 Uhr, Tachostand: 44318 km, Reichweite: 1514 km

Gegen 6.50 Uhr weckt uns Maschinenlärm. Kurzer Blick durchs Fenster. Okay, es sind Baustellen-Aktivitäten zu erwarten. Also suchen wir uns für Morgenwäsche und Frühstück ein anderes Plätzchen. Nach kurzer Fahrt – ein Stück zurück – auf der E6, geht es in enger Kurve rechts ab auf den Folkeveien 812 ins „Gebirge“. Ab jetzt wandeln wir in moderaten Schleifen bei sechs bis acht Prozent Steigung auf dem „Kulturvei“ Richtung Misvær – mit einem Wanderparkplatz nach dem anderen. Wir entscheiden uns für den Nybrua Rasteplass am Fluss Brekkelva, denn dort gibt es sogar ein Extra-Picknick-Plätzchen am Skywalk-Steg zum und über den Fluss sowie witzige Holzkunst rund um die Plumpsklo-Hütte samt Tür zum Nirgendwo. Der Angel- und Pausenbalkon mitten über dem Fluss verfügt nicht nur über Grillstellen, in der Nähe liegt auch das Holz dafür bereit – kostenlos. Allerdings mögen wir unser Frühstück lieber ungegrillt. Dann lockt die Küste. Wir wollen zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Nach knapp einer Stunde Fahrt finden wir ein Plätzchen unterhalb der Saltstraumenbrücke, wo der T-Rex bequem und kostenlos parken kann. Natürlich haben wir uns vorher den Gezeitenkalender angeguckt, damit wir es auch ordentlich strömen sehen, wenn die Flut sich dreht. Dazu müssen wir aber noch ein paar hundert Meter durch die Botanik, vorbei an einem kleinen idyllischen See hinunter zu den Klippen. Dort hat sich neben einem angelnden Vater-Tochter-Gespann schon eine Schar Schaulustiger rund um das kleine Spitzhut-Seezeichen eingefunden. Es rauscht und strudelt, und auch die Enten und Möwen sind nicht doof und kreiseln kraftsparend zu ihrer schwimmenden Nahrung. Und irgendwie sieht es so aus, als hätten sie einen Heidenspaß am Karussellfahren. Fast eine Stunde lang lassen wir das Naturphänomen auf uns wirken, spazieren dann noch ein bisschen Richtung Saltstraumen Hotel, das aber aktuell für normale Gäste geschlossen und stattdessen Quartier für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist. Dann binden wir den T-Rex wieder los, denn nun steht ein Clas-Ohlson-Besuch an, mit dem wir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre Bodø-Moskenes überbrücken wollen. Am Einkaufscenter Bodø City Nord können wir auf dem Parkplatz beim Obs!-Baumarkt drei Stunden kostenlos längsseits am Rand parken. Dann geht’s zum Shoppen. Gute Entscheidung, denn draußen regnet es sich langsam ein. Fast auf den Punkt drei Stunden später rollen wir weiter zum Fähranleger. Obwohl es bis zur Abfahrt noch etwas mehr als zwei Stunden hin sind, sind die ersten Wartespuren (inklusive der mit den reservierten Tickets) schon gut gefüllt. Hm, ob wir da wohl noch mit aufs Schiff passen? Wir werden es sehen. Erst mal machen wir es uns mit Tee, Croissants und ein bisschen TV gemütlich. Dann endlich kommt Bewegung im Vorbestell-Bereich, kurz darauf auch bei den Spontanfahrern, zumindest in der ersten Spur. Als sich der Uhrzeiger immer mehr auf die 16.45 zu bewegt, werden wir doch ein bisschen kribbelig. Denn noch immer nicht ist die Fährmitarbeiterin an unserem Fenster aufgetaucht, um die Daten für die Schiffstour aufzunehmen. Zwar hat sich inzwischen bis zu unserer Spur vorgearbeitet, doch genau vor uns bekommt die Check-In-Tante offenbar neue Anweisungen auf ihr Headset-Knöpfchen im Ohr und dreht ab. Neiiiiin! Nicht, dass die Fähre jetzt schon komplett belegt ist. Dann müssten wir bis zur nächsten Abfahrt um 1 Uhr nachts warten. Dann Hoffnung. Die Frau kommt zurück. Und stellt ein rotes Hütchen vor die T-Rex-Schnauze. Oje! Alle anderen in den Reihen rechts von uns und in der Spur vor uns rollt nach und nach los. Doch dann kehrt die Tante doch noch einmal zurück, fotografiert und registriert unser Kennzeichen, hält uns einen Minirekorder vors Gesicht, damit wir unsere Namen auf „Band“ sprechen und gibt grünes Licht fürs Entern. Juhu! An Bord heißt es dann, husch-husch, Proviant-Rucksack und Kamera geschnappt und hinauf zur Fahrgast-Lounge getrabt. In der zweiten Reihe vor dem großen Panoramafenster ist noch was frei. Dann legt die Fähre auch schon ab. Also schnell noch mal zum Heck aufs Außendeck, Fotos machen. Alles Grau in Grau und nieselig-dunstig, aber das stört uns nicht. Nach dem Sattsehen geht es zurück in die Sesselreihe. Sattwerden bleibt aber Thema. Die Grillwurst mit Pommes in der Bordkantine sieht lecker aus, also gönnen wir uns das entsprechende Gedeck. Zum Nachtisch kommt das Wiener Brød aus dem Rucksack auf das Klapptischen. Danach ist ausgiebig zum Chillen – mit nichts um uns herum als dem Atlantik und dem dazugehörigen Seegang. Nach etwa drei Stunden tauchen langsam die zackigen Berge der Lofoten aus dem Dunst auf. Um 20 Uhr legen wir an. Wir strömen mit dem Strom vom Autodeck, setzen „Segel“ Kurs Süd und versuchen als Erstes, auf dem zwei Minuten entfernten Wanderparkplatz in Sørvågen was zu werden. Aber dort will man offenbar keine Wohnmobile und Camper mehr, seitdem der Platz Eingang in die Reiseführer-Literatur gefunden hat. Kann man angesichts der nahen und engen Wohnbebauung dort auch verstehen. Also fahren wir weiter südwärts – nach Å, dem südlichsten Ort der Lofoten. Wir passieren das für die Saison leider schon geschlossene Tørfiskmuseum (wo die Geschichte des legendären Trockenfischs erzählt wird) und landen gleich hinter dem folgenden Tunnel auf einem großen Parkplatz, wo es nun definitiv nicht mehr für Autos weitergeht. Aber weiter als bis hierhin wollen wir auch nicht. Denn es ist Zeit fürs Nachtlager-Aufschlagen. Zum Glück ist noch ordentlich Tee in der Thermoskanne. Da müssen wir nicht noch mal den Herd anschmeißen. Gegen 21.30 Uhr locken uns dann aber merkwürdige Maschinengeräusche doch noch mal aus dem Womo. So werden wir Zeuge, wie der schon erwähnte Tunnel „shampooniert“ wird. Naja, eingeseift wird er nicht, aber mit Wasser und Hochdruck von oben bis unten sauber gespritzt, nachdem ein Bürstenfahrzeug vollmechanisch die Wände abgeschrubbelt hat. Wir fragen nach und erfahren: Alle Tunnel der Inselgruppen werden auf diese Weise geputzt – alle zwei Monate komplett, alle zwei Monate nur „unten herum“. Witzig!

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Tag 10 – Dienstag, 12. September
Abfahrt: 11.26 Uhr, Tachostand: 44435 km, Reichweite: 935 km

Wenn man schon mal im Ort mit dem kürzesten Namen der Welt und am südlichsten Zipfel der Lofoten weilt, sollte man sich dort auch näher umgucken. Gesägt – Tun getan! Gut gummiert gegen den Bindfaden-Regen stiefeln wir über einen gewundenen Wanderweg erst mal dorthin, wo die Felskanten schroff in den Atlantik abfallen. Dann kehren wir zurück zum Parkplatz und folgen dem kleinen Fußweg hinunter ins Dorf und zum Fischerei-Museum, wobei die Übergänge fließend sind, denn der ganze Ort ist praktisch Museum. In der dazugehörigen Bäckerei gönnen wir uns zwei der berühmten Zimtschnecken zum Mitnehmen. Die gibt es in einer Spezialpapiertüte mit dem Rezept darauf. Zum Nachbacken, wie cool! Wir spazieren weiter zum Aussichtspunkt, von dem man in die eine Richtung zum Torrfiskmuseum vor grandioser Spitzberg-Kulisse und in die andere Richtung auf die typischen Robuer blickt, die traditionellen rot-weißen Fischerhütten. Nach etlichen Rundum-Fotosessions geht es zurück zum T-Rex. Den wollen wir jetzt nämlich zum „Austreten“ nach Reine schicken, passender Name. Die Großreinemache-Station (höhö) befindet sich direkt am Hafen, was auf den Lofoten heißt: Schöner geht’s kaum! Und die legendären XXL-Stockfischgestelle stehen ebenfalls dekorativ in der Nähe herum. Auch danach auf der E10 weiter Richtung Norden jagt ein Fotopunkt den nächsten – was sich schon von Weitem anhand der tüchtig vollen Parkbuchten inklusive exzessiv filmender und knipsender Menschen erkennen lässt. Krass! Wie muss es hier erst im Sommer sein?! Jetzt aber finden auch wir ein paar schöne Stellen. Am Knotenpunkt Fredvang zweigen wir versuchshalber nach links ab, rollen über zwei recht steile und schmale Bogenbrücken (huh – Abenteuer) und wieder zurück. Denn auf dem nahen Parkplatz wollen wir Tee „mit Brücken-Aussicht“ trinken. Später am Nachmittag schauen wir uns an, was der Aussichtspunkt Rambergstranda zu bieten hat. Das sind: eine kreisrunde Aufstellfläche, auf der man zur Not auch über Nacht stehen könnte – ein Holzbohlenweg zum Strand – und eine tolle Sand-Wasser-Berge-Bucht. Mit einer Handvoll schöner Muscheln kehren wir zum T-Rex zurück.
Wir wollen nämlich noch einen Rastplatz auf seine Nächtigungsqualitäten hin überprüfen, den Rasteplass Flakstad. Die Kurzinspektion ergibt: super Extra-Stellplätze für Wohnmobile mit Blick auf Strand und Wasser! Plus schickes Toilettenhäuschen. Nur ist uns nicht ganz klar, ob die Schilder mit der Maximalparkdauer an der Einfahrt zur „Kleinparkerspur“ auch für den Womo-Nebenzweig gilt. Also kurven wir wieder ein Stückchen zurück, denn dort gab es das ein oder andere Randplateau. Am angenehmsten finden wir einen Kiesplatz, der auf GoogleMaps als „Public Parking Midnight Sun Viewpoint“ firmiert. Einige (etwas unscheinbare) Kriegsrelikte des Atlantikwalls gibt es auch. Doch uns langt die schöne Aussicht und der genügende Abstand zur E10.

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Tag 11 – Mittwoch, 13. September
Abfahrt: 10.35 Uhr, Tachostand: 44487 km, Reichweite: 792 km

Der nächste Morgen begrüßt uns tatsächlich mit blauem Himmel und ein bisschen Sonne. Das verlangt nach einem Früh-Spaziergang durch die Küstenbotanik. Gute Entscheidung, denn später schüttet es wieder – inklusive Regenbogen-Intermezzo. Eine der Regenpausen nutzen wir, für einen Halt auf der Rastplatz Skrede, der nicht nur mit einer tollen Aussicht, sondern auch poppig-bunte Sitzgruppen angeben kann. Beim näheren Erkunden entdecken wir auch noch ein stilisiertes Wikingerschiff an der Felswand. Da hat sich der Designer aber Mühe gegeben! Als nächstes schauen wir am Haukalandstrand vorbei. Andere hatten diese Idee auch schon. Der Parkplatz ist entsprechend überfüllt. Für ein paar schöne Fotos vom Strand inklusive türkisfarbenem Special Effect wagen wir mal das Abenteuer „Parken in zweiter Reihe“. Nicht optimal, aber wir sind auch schnell wieder weg. Über Stock und Stein und Berg und Tal mäandern wir zurück zur E10 und entern um die Mittagszeit das Lofotr Vikingmuseum in Borg. Wir bekommen gratis Kopfhörer für unsere Smartphones ausgeliehen, die wir per QR-Code zum Audioguide umfunktionieren. Das ist echt mal smart! Und das Museum ist auch top. Das moderne Eingangsgebäude erinnert an ein umgedrehtes Wikingerschiff. Darin findet sich neben Café und Museumsshop die Ausstellung mit den Funden der archäologischen Ausgrabungen in Borg und Umgebung von 1983 bis 1989. Gleich daneben liegt das längste rekonstruierte Langhaus der Welt inklusive Duft der „Marke“ Holz und Teer. Dort finden die museumspädagogischen Angebote statt, bei denen man quasi selber ins Wikingerwams schlüpfen kann. Schön gemacht und nicht überfrachtet. Fast drei Stunden verbringen wir hier. Dann zieht es uns weiter. Nach Svolvær, dem Hauptort der Lofoten. Wir brauchen neue WC-Tankflüssigkeit. Also auf zum einzigen Biltema der Inselgruppe. Weil es dort etwas beengter als auf dem Festland ist, darf man vor dem Autoteile-Baumarkt nur zwei Stunden gratis parken und muss dafür außerdem ein 0-Kronen-Ticket aus dem Automaten ziehen. Das kriegen wir hin! Auch ein Schnell-Einkauf im nahen Rema-Supermarkt und Bewundern der dort erhältlichen lokalen Spezialitäten wie Stockfisch in Tüten und Komplettfisch aus der Tiefkühltruhe ist noch drin. Dann geht es erneut auf Schlafplatzsuche. Wir versuchen unser Glück in Kabelvåg, passieren ein weiteres Mal die schicke Lofotenkathedrale, die größte Kirche Nordnorwegens, die dazu noch aus Holz gebaut ist, und landen schließlich auf dem ruhig und gar nicht so hässlich gelegenen Schotterparkplatz nahe des Lofotmuseet, das wiederum neben dem Lofotenaquarium und gegenüber der Galleri Espolin liegt. Also voll das kulturelle Zentrum! Für heute aber sind wir durch mit dem Forscherdrang,

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Tag 12 – Donnerstag, 14. September
Abfahrt: 10.05 Uhr, Tachostand: 44593 km, Reichweite: 745 km

Unser Morgenspaziergang führt uns an den (noch geschlossenen) Museen vorbei zum Seehütten-Hotel „Nyvågar Rorbuhotel“, das wirklich sehenswert in der Landschaft steht. Dann schieben wir den T-Rex „on the road again“. Am Austnesfjord finden wir einen Rastplatz mit „Latrintömning“ fürs Womo und Steg mit Aussicht für uns. Mitten im Fjord guckt uns eine kleine Insel mit der Kapelle von Sildpollneset darauf an, darum herum: alpine Küstenlandschaft. Von dort weichen wir einfach mal von der Hauptroute ab und drehen eine große Außenkurve über den Weg der Mitternachtssonne (Midnattsolveien). Der führt unter anderem über eine abenteuerlich schmale Strecke mitten durchs Wasser des Grunnfjørfjord und über die Mini-Insel Storholmen. Zum Glück gibt es die eine oder andere Ausweichbucht – falls Gegenverkehr kommt. Tut es natürlich. Aber alles geht gut. So gondeln wir Kurve für Kurve Richtung Fiskebøl, wo wir gegen Mittag am Fähranleger ankommen. Dank unserer Mautbox samt Extra-Fährvertrag kommen wir (wie schon auf der Route Bodø-Moskenes) unbürokratisch, bargeldfrei und außerdem zum halben Preis an Bord. Abfahrt Richtung Melbu ist pünktlich um 13.15 Uhr. Nachdem wir uns zuerst ein bisschen an Deck herumgedrückt haben, um den Lofoten fotografisch „Tschüß“ zu sagen, entern wir die Cafeteria. Die Menükarte lässt uns keine andere Wahl: Grillwurst-Alarm! Knapp eine Dreiviertelstunde später sind wir nicht nur auf den Vesterålen, sondern stehen auch schon auf dem Parkplatz im Hafen von Stokmarknes, gleich zwischen Hurtigrutenmuseum und Hurtigruten-Terminal. Am Kai liegt auch gerade eines der brandneuen LNG-Kreuzfahrtschiffe des neuen Postschiffrouten-Anbieters Havila Kystruten, die Havila Castor. Unsere Reise geht aber in die Vergangenheit, sprich: zu den Anfängen der legendären Schiffsroute zwischen Bergen, Nordkap und Kirkenes. An der Museumskasse treffen wir auf Florian, einen nach Norwegen ausgewanderten Bayern, der uns auch gleich eine begeisterte Kurz-Einführung in den Aufbau des Museums gibt. Einen Papierplan gibt es auch noch an die Hand. So präpariert, umrunden wir das 1993 ausgemusterte Kreuzfahrtschiff Finnmarken, lernen anhand der flankierenden Ausstellungen unter anderem, wie die Küstenbevölkerung in den 80ern auf die Barrikaden ging, als überlegt wurde, die Hurtigrute einzustellen. Wir lesen von örtlichen Kaffeeclubs, die nur zum Kaffeetrinken an Bord gehen und davon, wie die Schiffsflotte in der Zeit der deutschen Besetzung eingesetzt und durch die Bomben der Alliierten dezimiert wurde – und davon, wie es nach dem Krieg weiterging. Alles in anschaulichen und vor allem gut verdaulichen Häppchen serviert. Auch ein kleines Kino-Päuschen ist möglich – dank der Langzeit-Dokumentation des norwegischen Fernsehens über die Fahrt der MS Nordnorge vom 16. bis 22. Juni 2011 von Bergen nach Kirkenes („Hurtigruten minutt for minutt“). Das Ganze läuft in Dauerschleife, ist aber natürlich nicht in der regulären Öffnungszeit zu schaffen. Dafür steht der Film im Guinness-Buch der Rekorde – als die längste ununterbrochene Live-TV-Dokumentation der Welt. Und das Ganze macht Lust, jetzt endlich die MS Finnmarken zu entern. Dazu muss man aber erst noch ein weiteres Ausstellungsabteil durchlaufen. Und das beamt einen erst einmal zurück in die Dampfschiffzeit, als die Postschiffroute „erfunden“ wurde. Das war 1893. In dem Jahr rief Kapitän Richard Wirth die Hurtigrute ins Leben, die schnelle Route für Transporte aller Art entlang der Küste. Im Museum erzählt Herr Wirth das (virtuell) sogar selbst. Auch ein zweistöckiges Originalsegment des Dampfschiffs Finnmarken von 1912, dem allerersten Schiff der klassischen Postschiffroute, kann durchstöbert werden – bestehend aus Herren-Salon, Damen-Salon und Erster Klasse. Später erfahren wir von Florian, dass dieses Segment nur durch einen aufmerksamen Museumsbesucher wieder „nach Hause“ gekommen ist. Eigentlich war das Dampfschiff nach der Ausmusterung nämlich zur Verschrottung in die Niederlande verkauft worden. Dieses Teil landete aber offenbar nicht in der Schrottpresse, sondern wurde für einen Ponyhof „abgezweigt“ und dort als Aufenthaltsraum genutzt. Dort entdeckte es dann der Besucher im Urlaub. Was für ein Zufall! Nun wollen wir aber auf die große Finnmarken von 1956. Alle Etagen und fast alle Winkel des Schiffs stehen einem zum Selbsterkunden offen. Den Maschinenraum bekommen wir per Führung zu sehen. Da ist Florian wieder im Einsatz, von dem wir außerdem noch einen Outlet-Shopping-Tipp und einen Gute-Chance-auf-Polarlichter-Hinweis für die kommende Nacht mitnehmen. Nach gut drei kurzweiligen Stunden im Museum verabschieden wir uns und lassen den T-Rex nordwärts Richtung Sortland traben, dem Hauptort der Vesterålen-Insel Langøya. Einen Platz für die Nacht finden wir noch ein Stückchen weiter, jenseits der Sortlandbrücke auf dem erhöht liegenden Rastplatz Sigerfjord auf der Nachbarinsel Hinnøya mit Blick übers Wasser und auf die Ausläufer der „blauen Stadt“. Dort machen wir es uns erst mal gemütlich. Was in diesem Fall heißt: Wir rühren mal einen schönen Pott grüner Götterspeise für später an. Und weil es draußen abends schon ganz schön frostig wird (und unser Kühlschrank vom letzten Einkauf noch so voll ist), stellen wir den werdenden Wackelpudding zum Abkühlen durch die Oberluke aufs Dach. Guuuut, dass wir das gemacht haben! Denn sonst hätten wir ein paar Stunden später vielleicht das Beste an diesem Tag verpasst: das Nordlicht! Tatsächlich! Beim „Wiedereinholen“ des Puddings sehen wir geisterhaft wehende Vorhänge am Himmel. In Grün, wie von der Götterspeise heraufbeschworen! Wahnsinn! Eine Premiere für uns, an der wir uns gar nicht sattsehen können. Auch wenn die Sphärenklänge fehlen, die die im Fernsehen immer darunterlegen, wenn Polarlichter gezeigt werden. Aber das fällt uns erst später auf. Erst mal sind wir auch so völlig geflasht von dem Spektakel am Himmel. Was für ein schöner Abschluss heute!

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Tag 13 – Freitag, 15. September
Abfahrt: 11 Uhr, Tachostand: 44714 km, Reichweite: 705 km

Heute lassen wir es mal wieder etwas langsamer angehen. Wir fahren spät los, machen dafür aber früher Rast. Der kleine Picknickplatz an der Saksvoll bru zwischen Stakksvoll und Kongsvika liegt so idyllisch am Wegesrand und die Sonne scheint so schön. Da müssen wir uns einfach ans Wasser setzen und ein bisschen Insel-Landschaft tanken (wir befinden uns auf Hinnøya, der größten Insel Norwegens, wenn man Spitzbergen außer Acht lässt). Nachdem wir das ausgiebig getan haben, wollen wir einen der Florian-Tipps in die Tat umsetzen: den Outlet-Shop von Bjerkvik ansteuern und nach Norwegerstrick durchforsten. Eine gute Stunde später sind wir am Ziel und finden tatsächlich die erhofften Norwegersocken zum Mitbringen. Der ältere Herr an der Kasse kann uns außerdem den nächsten Postkasten für unsere Ansichtskarten empfehlen (beim Rema-1000-Supermarkt zwei Straßen weiter um die Ecke). Danach widmen wir uns dem Florian-Tipp Nummer 2 und entern die lokale Hamburger-Bräterei “ Den lille Kjøkken“, die in der Region offenbar ein Begriff ist – so voll, wie es dort ist. Mit Warteschlange bis zur Tür. Aber wenn alle (einschließlich der finnischen Urlauberfamilie vor uns) so geduldig warten, muss sich das wohl lohnen. Und genauso ist es, stellen wir fest, als wir mit unseren Hawaii- und Superburger samt Spezialsoße gemütlich im Wohnmobil vermümmeln. Übernachten wollen wir hier aber nicht, deshalb brechen wir gegen 17 Uhr noch einmal auf, Kurs Schweden – also schnurstracks (ok, mit großer Kurve) ostwärts. Die Landschaft wird wieder karger, aber das hat offenbar nicht nur für uns seinen Reiz. Die tupfenartig im Fjäll zwischen Seen und Felsen verteilten Wochenend-, Angel- und Skihütten-Siedlungen links und rechts der E10 sprechen Bände. Wir finden trotzdem einen ruhigen Rastplatz mit genügend Abstand zu den Hüttendörfern, nicht weit von einem Gedächtnisort (Krigsminne) der Kommune Narvik. Eine Steinstele erinnert an jene jugoslawischen Lager-Häftlinge, die im Krieg die Straße von Narvik Richtung Kiruna in Schweden bauen mussten – unter entsprechenden Bedingungen. Nicht alle, die dabei umkamen wurden gefunden, daher gilt das Gebiet heute als Kriegsgräberfeld. Das muss man erst mal verdauen, auch wenn wir natürlich wissen, dass die dunklen Schatten der deutschen Vergangenheit bis in die verlassensten Ecken Europas reichten. In der Nacht gibt es dafür noch einmal einen Stimmungsaufheller: grün wabernde Nordlichter. Jaaaa!

Tag 14
Samstag, 16. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 44935 km
Reichweite: 719 km

Heute morgen bei Abfahrt noch in Norwegen, nicht ganz 40 Minuten später schon am Wasserfall Silverfallet beim Wintersport-Ort Björkliden in Schwedisch-Lappland. Vom Rand-Parkstreifen aus spazieren und klettern wir auf unserer Straßenseite der E10 den Hang entlang des Wasserfalls einmal halb hinauf, genießen die Aussicht, talpen den Fußweg dann wieder hinunter und landen per Unterführung auf der anderen Straßenseite, wo es am Wasserfall weiter hinunter bis zum Torneträsk geht, dem sechstgrößten See Schwedens. Wir haben Glück mit dem Wetter: blauer Himmel. Die Sonne scheint und bringt alles zum Glitzern. Das Naturdenkmal Lapporten (die Lappenpforte, ein sogenanntes Trogtal) ist klar zu erkennen. So lässt es sich aushalten. Eine Stunde später geht’s weiter. Unser nächstes Zwischenziel liegt aber gleich um die Ecke: Abisko. Da haben wir uns bei einer früheren Reise schon mal das Naturum angeschaut. Doch heute ist ein strahlender Herbsttag, der nach einer Fahrt mit der Seilbahn verlangt. Fast zehn Minuten dauert die Fahrt in der letzten original erhalten Sesselbahn vom Schweizer Fabrikat Brändle, hoch hinauf auf den 1169 Meter hohen Nuolja (oder Njullá, wie die Nordsami sagen). Die Fahrt endet allerdings „schon“ auf etwa 900 Metern an der Aurora Sky Station, ist aber ein atemberaubendes Erlebnis mit einer ebensolchen Rundumsicht auf die herbstlich gefärbte Fjälllandschaft und dem tiefblauen Tjörneträsk zu Füßen des Berges. Wer mag, kann noch weiter hinauf wandern. Uns reicht der Nahbereich zum „Kreiseln“ und Gucken inklusive Sprung ins Café mit seiner grandiosen Aussichtsterrasse. Aber irgendwann muss es doch wieder abwärts gehen. Am frühen Nachmittag lassen wir den T-Rex wieder von der Leine, der aber langsam mal „austreten“ muss. Deshalb rollen wir eine Stunde später auf den Rastplatz Pessisjåkka, wo wir früher schon gut und ruhig übernachtet haben. Wir nutzen diesmal aber nur die Latrintömning-Kabine für die Entsorgung. Das Tanken erledigen wir anderthalb Stunden später in Skaulo, nachdem wir zuvor in Kiruna abgeblitzt sind. Ist halt nicht so einfach, in einer Stadt die richtige Kurve zu kriegen, die wegen der Erzvorkommen im Boden gerade Stück für Stück um fünf Kilometer versetzt wird (bis 2040 komplett). Da kommt auch das Navi nicht mehr mit und lotst uns zu Tankstellen, die nicht mehr in Betrieb sind. Nach Skaulo steuern wir zunächst Porjus an. Nach all den bisherigen unendlichen Weiten Lapplands hat der Ort was Puppenstubenartiges. Aber am innerörtlichen Rastplatz ist es uns für den T-Rex doch zu eng. Und eigentlich müssten wir Frischwasser auffüllen, was es dort nicht gibt. Also fahren wir noch ein Stück weiter bis zum Rastplatz Laponia (kurz vor Haraudden/Jokkmokk), direkt am See Vajkijaure mit Picknick- und Grillstellen, wenn auch keinerlei Ver- und Entsorgung. Aber hier muss man einfach übernachten!

Tag 15
Sonntag, 17. September
Abfahrt: 10.20 Uhr
Tacho: 45291 km
Reichweite: ca. 1000 km

Wenn wir schon mal bei Jokkmokk unterwegs sind, muss natürlich auch ein Kurzstopp am Polarkreis-Zentrum sein. Wir erwischen zwar irgendwie immer die Zeit, in der das Café und der Shop geschlossen sind, aber wir bekommen am Rasthäuschen immerhin etwas Wasser abgezapft (was man inzwischen nur noch mit Gießkanne machen darf) und hinterlassen unseren T-Rex-Aufkleber in der umfangreichen Sticker-Sammlung aus aller Welt am Polcirkeln-Schild. Dann ruft Luleå oder besser gesagt: das benachbarte Kirchdorf Gammelstaden. Auf dem (uns schon bekannten) Besucherparkplatz zwischen Freilichtmuseum und Lappland-Spezialitäten-Shop picknicken wir, dann geht es auf eine kurze Runde durch die kleine Holzhaus-Stadt, die heute Weltkulturerbe ist. Dazu gibt es auch eine schicke interaktive Ausstellung über der Touristen-Information – Schaustube inklusive. Anschließend nehmen wir Kurs auf Piteå, wo wir tatsächlich eine der in Nordschweden doch rar gesäten LPG-Gas-Tankstellen finden. Die OKQ8-Säule wirkt zwar ziemlich in die Jahre gekommen, funktioniert aber. Es folgt noch ein netter Schwatz mit der Tankstellen-Wartin, dann will der T-Rex wieder Auslauf. An diesem Tag schaffen wir es noch bis zum Ostsee-Badeplatz Harrbäckssand, wo auch Wohnmobile gegen Spende im Briefumschlag übernachten dürfen. Gepflegt und instand gehalten wird die Stelle nämlich vom örtlichen Wochenendhäuschen-Verein. Uns beschert das eine idyllisch-ruhige Nacht mit Direktblick aufs Wasser. Herrlich!

Tag 16
Montag, 18. September
Abfahrt: 11.10 Uhr
Tachostand: 45635 km
Reichweite: 619 km

Heute geht es stramm südwärts bis Örnsköldsvik (Einkaufsstopp beim Coop), dann zum Nationalpark Skuleskogen (Teepause im Wald), dann über die Högakusten-Hängebrücke (Fotostopp). Auf dem großen Rastplatz am Südende könnte man auf den Extra-Stellflächen für Caravans und Reisemobile auch übernachten und am nächsten Morgen die Frühstücksgelegenheit im Café des nahen Hotels Höga Kusten nutzen. Wir sind stark in Versuchung, entscheiden uns dann aber doch nach einem letzten Blick auf das Weltnaturerbe Hohe Küste (die sich immer noch jedes Jahr um acht Millimeter hebt), ein paar weitere Kilometer gutzumachen. Tanken wollen wir lieber auch noch mal. Um 19.30 Uhr schließlich entern wir den – etwas verschlungen zu erreichenden – Parkplatz Magasinsgatan in Härnösand. Dort gesellen wir uns zu ein paar Wohnmobilen, die sich im „Camper-Abteil“ (am Rande eines kleinen Parks mit Freiluftaktivitäten) schon eingerichtet haben. Wir gönnen uns noch einen Abendspaziergang zum benachbarten, schön illuminierten Bootshafen, bewundern die kreativen Minigolfbahn-Aufbauten, dann ruft das Feierabend-Programm im T-Rex.

Tag 17
Dienstag, 19. September
Abfahrt: 10.30 Uhr
Tachostand: 45982 km
Reichweite: 1084 km

Schade! Pladdernder Dauerregen verhindert weitere Erkundungen vor Ort. Wären gern noch zum Automuseum mit seinen dekorativen Oldtimern davor geschlendert und auch noch ein Stück in die schmucke Innenstadt hinein. Ein Freilichtmuseum mit Gratis-Eintritt hätte es auch hier gegeben. So aber steuern wir stattdessen Richtung Sundsvall und pilgern zum dortigen Biltema plus Hotdog-Station, bevor es auf der E4 weiter südwärts geht. Vor Söderhamn allerdings schlagen wir uns nach rechts „in die Büsche“. Durch Wald-Wald-Wald (und zwischendurch See) sowie über Bollnäs und Furudal, wo uns ein Riesen-Holzkerl vor dem Camping-Hüttendorf Ore Fritidsby Rätsel aufgibt (wer ist der Klavier spielende Typ?), gelangen wir schließlich nach Dalarna und zum Siljan-See. Ein Blick auf die Uhr: kurz nach 16 Uhr. Das reicht noch für einen entspannten Besuch bei Leksands Knäckebröd und dem dazugehörigen Fabrikladen, der sich seit unserem letzten Besuch ganz schön gemausert hat und neben den berühmten „Wagenrädern“ von Knäckebrot nun noch mehr regionale Spezialitäten für Küche, Haus und Garten anbietet (bis zum Speiseeis für die heimische Kühltruhe). Eine Knäcketeria (hihi, witzig) mit Draußen-Café gibt es inzwischen auch, flankiert natürlich vielen roten Dala-Holzpferdchen. Kurz vor Ladenschluss (18 Uhr) rollen wir „vom Hof“ und fünf Minuten später schon auf unseren bewährten Übernachtungsplatz auf dem Rastplatz Leksand an der „Bundesstraße“ 70 – mit schönen Nischen fürs Womo, Ver- und Entsorgung, museal präsentiertem Kirchboot, Erklärtafeln und Picknickhütte. Nur das Klohäuschen scheint gesperrt zu sein. Aber da haben wir ja selbst was dabei. So! Abendbrot!

Tag 18
Mittwoch, 20. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 46353 km
Reichweite: 618 km

Was wir beim letzten Aufenthalt hier noch versäumt haben, wird jetzt nachgeholt: einen Spaziergang zum nahen Wäldchen mit langer steiler Holztreppe hinab bis zum Fluss Österdalälven, der am südlichen Ende des Siljans aus dem See abfließt. Idylle pur mit Holzsteg zum Angeln, Rasten und im Sommer vermutlich auch zum Schwimmen. Dafür ist es jetzt aber zu herbstlich. Und wir wollen ja noch eine Runde Shoppen, wenn die größte Clas-Ohlson-Butik samt Gründer-Museum und Outlet-Center Hjultorget schon mal in der Nähe sind. Auch eine Hot-Dog-Mahlzeit im Clas-Ohlson-Café muss sein. Danach durchstöbern wir den Iittala-Fiskars-Laden nach brauchbaren Souvenirs. Wer hier nichts findet, ist selber schuld! Eine Mumin-Sammeltasse (Super-Spezial-Sonderangebot!) muss ebenfalls mit. Danach noch schnell in den benachbarten Hemköp, denn es gibt ja auch verzehrbare Mitbringsel. Dann geht es weiter stramm nach Süden, bis wir am Vättersee angekommen sind. Unser heutiges Übernachtungsquartier finden wir auf dem Rastplatz Brahehus, im Extra-Abteil für Wohnmobile.

Tag 19
Donnerstag, 21. September
Abfahrt: 9.50 Uhr
Tachostand: 46723 km
Reichweite: 207 km

Zeit für eine Morgenrunde! Durch eine Unterführung geht es auf die andere Seite der E4. Dort erwartet uns – 180 Meter oberhalb des Sees – schon die Ruine von Schloss Brahehus. Errichtet wurde das Schloss auf dem Grännaberg ab 1637 von Per Brahe für seine Frau Kristina. Diese erlebte die Vollendung des Baus, der erst 20 Jahre später fertig war, allerdings nicht mehr. Und so wurde das Schloss danach vor allem für Gäste der Familie Brahe genutzt. Es hatte zwei quadratische Ecktürme. Der Prunksaal lag mit Blick in Richtung Gränna. 1708 jedoch brannte das Schloss nieder. Immerhin blieb aber noch so viel davon übrig, dass die Ruine heute einen spektakulären Aussichtspunkt bietet. Wir stromern kreuz und quer durch die historischen Mauerreste, bewundern den tollen Blick über den See. Dann reißen wir uns los, denn im Gebäude der Raststätte wollen wir mal nachsehen, was die Polkagriskokeri an Lutschstangen-Vielfalt bereithält. Nach dem Einkauf geht es wieder auf die E4. In Huskvarna schieben wir noch einen Tankstopp ein. In Landskrona steht ein letzter Biltema-Besuch an: Der T-Rex braucht ein neues Lämpchen fürs Rücklicht. Den Nachmittag verbringen wir an diesen superschönen und supersonnigen Tag auf einem Randplätzchen direkt am Öresund (Södra Västkustvägen bei Habo Ljung), wie geschaffen für eine Chill- und Lesepause, während auf dem Wasser die Surfer vor der Horizont-Kulisse von Kopenhagen ihre Bahnen ziehen. Zum Übernachten zieht es uns aber weiter. Gegen 18 Uhr erkunden wir, ob der Parkplatz am Aussichtspunkt Luftkastellet in Linhamn sich eignet. Scheint wegen des Panoramablicks auf die Öresundbrücke ein beliebter Ausflugs- und Picknickort zu sein. Auch der eine oder andere Reisebus legt hier einen Fotostopp ein. Dürfte keine ganz ruhige Nacht werden, zumal sich im Luftkastell-Gebäude an diesem Abend irgendein Firmenevent mit Catering anzubahnen scheint. Aber wir haben diesmal keine Lust, uns noch was anderes zu suchen. Stattdessen steht ein Abendspaziergang auf die Landzunge Richtung Brücke an, die man allerdings kletternd erobern muss, weil große Steinquader davor gestapelt sind – Betreten auf eigene Gefahr. Wer lieber die Draufsicht von oben hat, findet vom Parkplatz aus aber auch einen Spazier-, Rad- und Joggingpfad einmal um den „Berg“ (mit Leuchtfeuer) herum. So schleicht der Abend heran und mit ihm ein Sonnenuntergang erster Güte. Zwar kommt es später Richtung Nacht zum schon befürchteten Parkplatz-Cruisen einiger in jeder Hinsicht tiefergelegter Hirnis, aber ansonsten haben wir es mit unserem Rückzugsquartier in der hinteren Reihe und dicht am „Berg“ eigentlich ganz gut getroffen.

Tag 20
Freitag, 22. September
Abfahrt: 10.16 Uhr
Tachostand: 47081 km
Reichweite: 566 km

Heute heißt es Brücken-Dreisprung über die Öresund-, Storebælt- und Lillebæltbro und – nach einer Mittagspause auf dem Rastplatz am Sønderjyske Motorvej bei Kolding: „Tschüß, Skandinavien!“ In Fahrdorf legen wir noch einen Tankstopp ein, bevor wir am Nachmittag den quadratisch-praktischen (sprich: nüchtern-zweckmäßigen), aber dafür auch kostenlosen Wohnmobilstellplatz am Hintereingang des Cittiparks Kiel (Mühlendamm) ansteuern. So übel ist der gar nicht. Wir haben auf jeden Fall Lust auf die Shopping Mall. Lang nicht mehr in einer Buchhandlung gewesen, auf der Eisdielen-Empore laufen wir einem lustigen Servier-Roboter im Katzenlook vor den Bug und neben dem Haupteingang lädt der KitchenAid-Truck zur Dessert-Verkostung ein.

Tag 21
Samstag, 23. September
Abfahrt: 11 Uhr
Tachostand: 47506 km
Reichweite: 1121 km

Sutje starten wir in den letzten Tag unserer September-Tour und genießen noch einmal das T-Rex-Rollgefühl. Ein bisschen Schweden-Feeling muss aber auch noch mal sein. Deshalb nehmen wir am Mittag noch einen Köttbullar-Stopp bei Ikea in Stuhr-Brinkum mit. Dann geht es heimwärts Richtung Küste. Schön war’s!

Abschluss-Tachostand: 47809 km