2022 April – Ostertour ins Weserbergland

2022 April – kleine Ostertour

Karfreitag, 15. April – Tag 1
Start: 17.30 Uhr | Gesamt-km: 21876 km | Reise-km: 0 | (Tages-km: 212)

Zu Ostern wollen wir mal wieder ein bisschen im Weserland herumgurken. Also steuern wir als Erstes – richtig – an die Hase. Zumindest führt uns nach knapp zwei Stunden Fahrt unser erster Stellplatzversuch zum Parkplatz des Hasebads in Bramsche. Die Idee hatten aber schon so sechs, sieben Wohnmobile vor uns. Es wäre zwar noch Platz für uns, und eine Ver- und Entsorgungssäule gäbe es auch. Aber die brauchen wir ja jetzt noch gar nicht, und zum Eingrooven nach der Winterpause möchten wir doch erst mal ein bisschen mehr Einsamkeit um uns herum. Gut daher, dass wir noch eine Alternative auf unserer Liste stehen haben. Und keine 40 Minuten später stehen wir schon in Borgholzhausen auf einem Platz im Grünen, ganz nach unserem Geschmack – mit einem Hauch von Teutoburger Wald. Noch eben schnell zurechtrangiert und eingemuggelt. So lässt es sich ins lange Oster-Wochenende gleiten…

Karsamstag, 16. April – Tag 2
Start: 9.25 Uhr | Gesamt-km: 22088 km | Reise-km: 212 | (Tages-km: 187 km)

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Ein schöner Tag ist angebrochen. Das müssen wir gleich schon mal nutzen, bevor es wieder auf die Piste zu unserem ersten richtigen Ziel geht. Also spazieren wir gemütlich einmal rund um den Parkplatz am Fuße der örtlichen Freilichtbühne. Den Aufstieg zum Luisenturm verkneifen wir uns aber, weil  nicht so spät weiter wollen. Anderthalb Stunden rollen wir in Hofgeismar bauf den Aldi-Parkplatz und decken uns mit frischen Brötchen und leckerem Drumherum ein. Um 11.30 Uhr stehen wir schon am Tierpak Sababurg, wo wir im hinteren Teil des großen Parkplatzes eine passende King-Size-Lücke für den T-Rex gefunden haben. Nach dem Einlass besuchen wir als Allererstes die frei fliegenden Wellensittiche in ihrer begehbaren Voliere mit Wänden voller Einflugslöcher zu den Bruthöhlen. Ganz schöner Flugverkehr hier. Wer noch mehr Tuchfühlung will, reicht den quirligen Mini-Papageien Kolbenhirse an. Cooles Erlebnis.

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Aber nun geht es weiter. Es gibt ja noch so viel mehr zu entdecken. Mit seinen 130 Hektar Fläche zählt der Wildpark schließlich zu den größten (und noch dazu ältesten) Europas. Der Reihe nach begegnen uns auf unserem Marsch über die ausgedehten Spazierwege: in der Sonne meditierende Kattas, streichelgeduldige Esel, relaxende Wölfe, dösende Elche, tanzende Vielfraße (dideldudeldaddel-schrumm-schrumm-schrum, immer im Kreis herum) und kontaktfreudige Pinguine. Dazwischengestreut: ein paar nette Gebäude, Imbissstation und die über allem thronende Sababurg, die wirklich ein bisschen was von einem Dornröschen-Schloss hat.

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  Was wir vor lauter Begeisterung und Aufbruchstimmung bei unserer Ankunft glatt vergessen haben, holen wir schließlich nach dem Zoo-Besuch mit zweieinhalbstündiger Verspätung nach: unser Brötchen-Frühstück, das nun eher ein Spätstück ist, uns aber trotzdem schmeckt. Eine Stunde später ist dann noch mal ein Wandermarsch angesagt – 650 Meter hoch zur Burgruine. Leider ist der Schlosshof abgeschlossen. Schade. dann können wir eben nicht Dornröschen spielen. Man kann eben nicht immer alles haben.

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Dafür ergattern wir unten im Tiergarten-Shop noch eben die letzte Briefmarke. So kann bei der Surf- und Schreibstunde danach im Womo zumindest eine Ansichtskarte postfertig gemacht werden. Um 17 Uhr zieht es uns dann aber weiter, denn übernachten wollen wir woanders. Wir haben da was von einem Weser-Skywalk gelesen. Also machen wir uns auf den Weg, per „Gondelfahrt“ über Würgassen (was für ein lustiger Name!) nach Beverungen im Drei-Länder-Eck NRW-Niedersachsen-Hessen. Auf dem oberen Wanderparkplatz am Spazierweg zum Skywalk finden wir einen guten Randstehplatz für den T-Rex. Für uns kommt das Einmuggeln später. Weil es schon nach 19 Uhr ist, wird es langsam dämmerig und wir wollen doch noch einen schönen Blick auf die Weserschleife erhaschen. 200 Meter später stehen wir schon auf der Plattform hoch über dem Fluß mit Blick auf Bad Karlshagen und genießen das abendstille Panorama. Ein würdiger Abschluss für einen schönen Tag.

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Ostersonntag, 17. April – Tag 3
Start: 7 Uhr | Gesamt-km: 22275 km | Reise-km: 399 | (Tages-km: 116 km)

Ohne Frühstück starten wir morgens gleich durch Richtung Höxter, denn wir wollen die Ostermesse im Kloster Corvey miterleben. Um 7.30 Uhr stehen wir schon auf dem Parkplatz des Unesco-Weltkulturerbes. Genau eine Stunde zu früh.

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Zeit für eine kurze Betrachtung, an was für einem Ort wir uns hier überhaupt befinden: Das 1200-jährige ehemalige Benediktinerkloster Corvey ist seit 2014 Weltkulturerbe der UNESCO. Hier befinden sich das älteste und einzige fast vollständig erhaltene Karolingische Westwerk der Welt sowie einzigartige archäologische Relikte der Karolingerzeit. Daher ist Corvey von außergewöhnlichem universellem Wert. So! Und da gehen wir jetzt trotzdem schon mal gucken. In die Kirche kann man nämlich schon hinein.

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Und die Küsterin, die da herumpuzzelt, ist äußerst erzählfreudig und hat auch nichts dagegen, dass wir die Wartezeit nutzen und eine Etage höher eine kleine Runde durchs Westwerk drehen. Nach und nach füllt sich aber nun die Kirche, und auch wir suchen uns einen Platz. Nach dem Gottesdienst schlendern wir kurz zur „Hintertür“ hinaus und besuchen das Grab von Hoffmann von Fallersleben,  der 1841 auf Helgoland das Lied der Deutschen dichtete. Nach Corvey kam er 1860 und war hier bis zu seinem Tod 1874 Bibliothekar.

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Aber hinter der Kirche gibt es noch mehr zu sehen – nämlich allerlei Buddelei. Schließlich findet hier im nächsten Jahr vom 20. April bis 15. Oktober die Landesgartenschau statt, das will vorbereitet sein. Ein paar Souvenirs im Vorgriff darauf gibt es bereits im Museumsshop, den wir ausgiebig nach Mitbringseln durchkämmen. Ein Mini-Café ist dort ebenfalls zu finden, aber unser Osterfrühstück wollen wir ja gleich noch im Wohnmobil abhalten. Erst müssen aber noch ein paar Münzen zum Andenken gequetscht und die Toiletten getest werden (topp!). Zum Abschluss plaudern wir noch ein wenig mit dem Einlasswärter.

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Dann ruft der T-Rex – nicht nur zum Frühstück, sondern auch zur Osterbescherung. Mit Chillen und Pläneschmieden verbringen wir die Zeit bis zum Mittag, dann wissen wir, wie die Tour weitergehen soll. Über Eschershausen (Tankstopp), dem Geburtsort des Dichters Wilhelm Raabe, steuern wir den T-Rex nach Bückeburg. Um exakt 15.20 Uhr entern wir den gebührenfreien Parkplatz mit Womo-Abteil in der Straße Am Neumarktsplatz. Zehn Minuten später spazieren wir schon Richtung Fußgängerzone mit viel Fachwerk und Weserrenaissance.

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Außerdem „läuft“ uns die Eisdiele Adria (Lange Straße 59) über den Weg. Eine Eiswaffel muss mit, die wir nahe der Drachenskulptur verspeisen. Spaziergang Nummer 2 führt uns zum Schloss mit schöner Parkanlage, Nostalgie-Pavillon, Wassergraben und dem unverkennbaren Geruch der Hofreiterei. Uns lädt jetzt aber vor allem der Schloss-Laden zu einer näheren Inspektion ein. Ein paar Mitbringsel hüpfen in den Rucksack, dann geht es noch einmal durch die Fußgängerzone, diesmal aber mit Schlenk zur Stadtkirche und außen herum zurück zum Stellplatz. Dort wartet ein gemütlicher Abend auf uns – mit Tee, TV, Zwischendurch-Plausch mit Womo-Durchreisenden aus Rinteln, die die Entsorgungsstation des Platzes nutzen, und Abendbrot.

 

Ostermontag, 18. April – Tag 4
Start: 10.35 Uhr | Gesamt-km: 22391 km | Reise-km: 515 | (Tages-km: 205 km)

Zum Abschluss unserer Oster-Tour gönnen wir uns ein ausgiebiges Rührei mit Kakao. Dann heißt es aufklaren und WC-Kassetten-Wechsel. Nun kann es wieder losgehen. Kurs: Heimat.
Eine schöne Kurz-Tour war’s!

| Gesamt-Km: 22596 km | Reise-km: 720 |

2021 Juni – Kurz-Küstentour

20. Juni 2021 – Kurz-Küstentour

Die Sonne scheint, und unser T-Rex scharrt mit den Hufen. Da wollen wir mal nicht so sein. Also hinein ins Womo und auf zu einem Tagesausflug an die wangerländische Küste. Erste Station: Schillig. Schließlich wollten wir uns die futuristische Strandkirche dort (gebaut 2011-12) schon längst mal angucken.

Da schon Sonntagnachmittag (also kein Gottesdienst mehr zu erwarten) ist, stellen wir uns einfach quer auf den kleinen Kirchparkplatz und umrunden die geklinkerte Riesenwelle zu Fuß. Danach geht’s hinein. Innen drin ist es hell und schlicht-maritim. Die Kirchenfenster schweben übrigens über den Köpfen der Besucher. Und da St. Marien (wie der katholische Kirchenbau namentlich getauft ist) Teil des Wangerländischen Pilgerweges ist, schnappen wir uns einen der ausliegenden Pässe und stempeln das erste Siegel hinein.

Draußen bewundern wir noch ausgiebig die große ‚blaublütige‘ Blumenwiese auf der anderen Straßenseite. Dann reißen wir uns los und kurven durch weite Landschaft einerseits und puppenstuben-kleine Ortsdurchfahrten zum nächsten Pilgerort. Allerdings finden wir die Türen der evangelischen Kirche St. Severinus und Jacobus (errichtet Anfang des 13. Jahrhunderts) in Minsen schon verschlossen. Schade. Sie soll schöne Wandmalereien haben. Und an den Pilgerstempel kommen wir so auch nicht. Aber der Spaziergang drumherum ist auch schön.

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Und dazu glänzt der goldene Luther-Schwan in der Sonne wie frisch gewienert. Kurzer Ausflug in die Geschichte der Kirrchensymbolik: Der Schwan auf dem Dach ist typisch für Ostfriesland. Weil einige Maler Martin Luther mit einem Schwan zu Füßen porträtiert haben (in Anspielung auf ein Zitat des Prager Reformators Jan Hus auf dem Scheiterhaufen: „Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan auferstehen“/Hus heißt Gans auf Tschhechisch) und sich die lutherischen Gemeinden sichtbar von den ev.-reformierten und katholischen Gemeinden abheben wollten, wurde anstelle eines Hahns der Schwan gewählt.

Dieses Wissen verschafft uns aber trotzdem keinen Zutritt. Da müssen wir wohl ein andermal wiederkommen. Die übrigen 12 Pilgerkirchen schaffen wir an diesem Tag sowieso nicht mehr 😉 Über Hohenkirchen (die St. Sixtus und Sinicius Kirche hat auch schon zu) mit Kurzabstecher zum Wangermeer rollen wir schließlich wieder gen Heimat.

2021 Mai – Harz und Heide

2021 Mai – Harz und Heide    (Corona-Tour 17. bis 23. Mai 2021)

Tag 1 – Montag, 17. Mai

Am Nachmittag gegen 15.15 Uhr wagen wir die Abfahrt in Wilhelmshaven. Mal sehen, wo wir auf dieser Fahrt Richtung Heide und Harz zum Stehen kommen. Uns ist klar, dass wir damit rechnen müssen, die von uns ausgeguckten Stell- und Stehplätze teilweise noch abgesperrt vorzufinden. Aber langsam wird ja wieder gelockert, und wir sind erstmal vollgesogen mit Strom und Wasser. Auf geht’s also! Gegen 17 Uhr erreichen wir Verden, decken uns im Supermarkt noch mit einigen Lebensmitteln ein und steuern dann unseren ersten Übernachtungsplatz an. Der muss eigentlich zugänglich sein, denn es handelt sich um den „ungestylten“ Parkplatz nahe des Wolfscenters Dörverden. Den kennen wir schon aus dem vergangenen Jahr: Und bei der Ankunft sehen wir erleichtert: alles soweit unverändert. Da das Wetter gerade rasch und unstet zwischen Sonnenschein und dunklen Regenwolken hin- und herwechselt, machen wir es uns erstmal im Womo mit Saft und Butterbroten gemütlich.

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Eine mutige Bachstelze wackelt um den T-Rex herum. Ansonsten registrieren wir weniger Womo-Nachbarn als im letzten Jahr. Und die bleiben (Corona-Vorsicht ist die große Mutter der Porzellankiste) auch lieber ganz für sich, schön verteilt über die ganze Parkbucht. Ein akustisches Déja-vu gibt es auch: viiiiel Vogelgezwitscher aus den Wald nebenan, genau wie letztes Jahr. Groß aktiv werden wir an diesem Tag nicht mehr.

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Es folgen: Bubu-, Lese- und Teestunde (mit Hasen-Sichtung vor dem Fenster), Fernsehabend und – jaaaa – nächtlichem Wolfsgeheul-Konzert für Sopran bis Bariton. Selig schlummern wir ein.

 

Tag 2 – Dienstag, 18. Mai

Wohlig langsames Aufwachen mit Vogelgesang und erneutem Wolfsgeheul. Nach einem späten Frühstück lockt es uns wie letztes Jahr auf das benachbarte ehemalige Kasernengelände. Diesmal haben wir die Räder dabei und rollen los.

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Wir stellen fest: Für eine Nachnutzung wurde das Gelände noch nicht erschlossen, aber viel Buschwerk wurde gerodet. Nach einer großen Runde hier, radeln wir zurück Richtung Wolfscenter, dran vorbei und ein Stückchen hinein in das dort anschließende Waldstück.

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Ein Kleiber lässt sich blicken, huscht wieselflink die Baumstämme hoch und runter. Auf dem Rückweg sehen wir auch ein bisschen Wolf durch den Zaun blitzen. Gegen Mittag satteln wir den T-Rex. Und schwupps (naja, anderthalb Stunden später) entern wir in Schneverdingen den Parkplatz am Heidegarten. Gestärkt mit Tortelloni zum Mittag, schwingen wir uns wieder auf die Räder.

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Nacheinander erkunden wir: den (leider noch nicht blühenden) Heidegarten mit Aussichtsturm, Europas größte Sonnenuhr, die Panorama-Aussicht Richtung Hamburg, das Auf und Ab der Heidehügel, die Aussicht Richtung Wilseder Berg und zurück am Heidegarten das Toilettenhaus (top!) und die Sitzbänke (top!).

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Übernachten wollen wir hier aber nicht, stehen doch etwas breit und quer auf dem Parkplatz. Gegen 18 Uhr setzen wir den T-Rex daher noch einmal in Bewegung. Eine Stunde später stehen wir vor dem – wie befürchtet noch corona-gesperrten – Womo-Stellplatz in Unterlüß (Südheide). Obwohl hier eher Ende-der-Welt-Flair herrscht und wohl kaum Touri-Horden zu erwarten wären (weil ja auch die Heide noch nicht blüht). Aber sei’s drum – und weiter. Gegen 19.45 Uhr rollen wir schließlich in strömendem Regen auf dem nicht-gesperrten Stellplatz in Eschede ein. Wird auch Zeit. Wir haben Hunger aufs Abendbrot und das erste ESC-Halbfinale im TV.

 

Tag 3 – Mittwoch, 19. Mai

Wir lassen es wieder ruhig angehen und testen vor der Abfahrt auch noch die Entsorgungsstation am Platz (schwierig, weil vorne auf dem Parkplatz-Bereich, in dem die Pkw stehen – und einer davon natürlich schön ungünstig vor der Station). Gegen 11.15 Uhr starten wir dann durch Richtung Elm. Allerdings muss in Gifhorn unbedingt ein Stopp am Mühlenmuseum eingelegt werden.

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Das hat zwar geschlossen, aber hinter den lauschigen Naturparkplatz-Nischen kann man zu einem See spazieren, wo eine Gedenkstätte zur Deutschen Wiedervereinigung eingerichtet ist – mit Friedensglocke und viel russischem (sprich: goldglänzendem) Zwiebelturm-Ambiente.

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Gleich daneben: eine Drive-in-Teststation, die wir aber links liegen lassen. Wir wollen ja mit dem Womo noch weiter. Um die späte Mittagszeit rollen wir in Königslutter am Elm ein, stärken uns mit Saft und Butterbroten, satteln die Räder und besuchen den Kaiserdom, den wir von innen besichtigen und von außen umrunden, was uns auch auf einen Waldwanderweg führt, der uns aber irgendwann zu matschig wird.

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Wir drehen um und kehren zum Womo zurück. Von den (etwa fünf) Parkplatzbuchten extra für Womos (Niedernhof/Amtsgarten) sind es nur ein paar Schritte bis zum nächsten Edeka. Also noch schnell eingekauft und dann zur (fix ergoogelten) Drive-In-Station am Ort. Ein Corona-Test kann nicht schaden, wenn man vielleicht doch mal irgendwo essen gehen will. Auf dem Roto-Parkplatz Königslutter reihen wir uns in die kurze Warteschlange. Eine gute halbe Stunde später ziehen wir erleichtert mit negativem Ergebnis weiter. 17.11 Uhr: Ankunft in Schöningen auf dem Parkplatz am Schwimmbad. Das hat noch corona-geschlossen, also ist Platz. Die Womo-Stellflächen auf dem Grünstreifen gleich daneben (mit Blick runter in die dekorativ von Flieder eingerahmte Landschaft) sind leider mit Flatterband abgesperrt. Eine Anwohnerin, die ihr Auto am anderen Rand auf einem der überdachten Mietparkplätze stehen hat, beginnt einen fröhlichen Plausch mit uns und hat ein paar gute Besuchstipps für uns auf Lager. Erstmal aber haben wir Tee-Durst – und ja auch noch Kuchen vom Einkauf zu vertilgen. Aber danach machen wir uns mit den Rädern auf zur empfohlenen Kirche mit dem Bibelgarten (St. Lorenz), machen einen Rundgang durch die Themenwelten und zum offenen Tiergärtchen dahinter, der wie das ehemalige Klosterhofgelände zum benachbarten Golfclub gehört. Wir sichten ein Albino-Känguru und weitere „Bennetts“ mit halbstarkem Beutelbaby, dazu putzige Chinesische Baumstreifenhörnchen und noch anderes Kleingetier. Gegen 21 Uhr sind wir zurück am Womo und bereit für frisch gerührtes Rührei.

 

Tag 4 – Donnerstag, 20. Mai

Um kurz vor 10 Uhr verlassen wir den Schwimmbad-Parkplatz, fahren vorbei an leuchtenden Rapsfelder durch eine grandios-wellig-weite Landschaft, erblicken 20 Minuten später erstmals den Brocken und treffen um kurz nach 11 Uhr auch schon am Bocksberg in Hahnenklee ein. Jetzt sind wir also im Harz. Der Womo-Stellplatz nahe der Stabkirche im Norweger-Stil sollte laut Reiseführer gratis sein. Allerdings steht jetzt ein frisches Schild dort: Parken nur von 6 bis 20 Uhr. Hmm. Die Womos, die hier bereits parken, scheinen aber trotzdem über Nacht geblieben zu sein. Wir für unseren Teil unternehmen erst mal einen Erkundungsgang zum Sessellift (Sommerrodelbahn aber noch geschlossen), hinein in die Stabkirche, dann in die kleine Fußgängerzone zum Paul-Lincke-Platz (mit den Namensplaketten aller Träger des Paul-Lincke-Rings, mit dem herausragende deutsche Musikkünstler geehrt wurden und werden – darunter Udo Jürgens und die Fantastischen Vier).

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Wir stromern entlang der kleinen Geschäfte und Cafés und bekommen die Info, dass die Rodelbahn möglicherweise am Freitag öffnet. Nach einer kleinen Eis-Esspause geht es zurück zum Womo, Ansichtskarten schreiben, Tee trinken und faulenzen. Nachmittags spazieren wir ein Stück den Bocksberg hoch, bevor wir uns mit Pfannkuchen belohnen und noch ein bisschen chillen. Zum Abwerfen der Ansichtskarten folgt ein Abendspaziergang Richtung Kurhaus und Kranichsee. So kann der Tag ausklingen…

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Tag 5 – Freitag, 21. Mai

Heute ist mal Frühaufstehen angesagt (8 Uhr), denn für 10.45 Uhr haben wir online einen Test-Termin im Kurhaus gebucht. Mit dem positiv negativen Ergebnis huschen wir Richtung Seilbahn. An der Kasse kriegen wir leider keine erschöpfende Auskunft, ob man oben auf dem Berg rodeln kann oder nicht. Das führt uns zurück zum Kurhaus, wo auch die Touri-Info sitzt. Aber auch dort Verwirrung: Eigentlich sollte die Rodelbahn geöffnet sein. Nach einigem Hin und Her und dank der Mithilfe einer Mitarbeiterin der Erlebnis-Bocksberg-Gastronomie, die wie wir im Testzentrum war, erfahren wir schließlich: Wir können beruhigt das Seilbahn-Ticket für Rauf und Runter kaufen. Die Rodelbahn rodelt. Also nix wie hin.

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Kurz vor 12 Uhr sausen wir zum ersten Mal bergab. Super – aber reicht nicht. Also zweimal die Sechserkarte gekauft (40 Euro). Und huiiiiiiiiiiiiiiii! Nach ordentlich Gekurve vor grandiosem Panorama haben wir Hunger und testen die schon erwähnte Gastronomie mit Hütten-Feeling. Nach Zigeunerschnitzel und Veggieburger gondeln wir noch ein bisschen übers Gelände, besteigen den Aussichtsturm und platzieren uns danach wieder in der Seilbahn. Am Nachmittag sind wir zurück am Womo und satteln auf für die Weiterfahrt nach Duderstadt. Der im Bordatlas angegebene Stellplatz mit Ver- und Entsorgung entpuppt sich jedoch als Enttäuschung a) weil für die Übernachtung gesperrt und b) weil die extra für den trotzdem erreichbaren Entsorgungsautomaten besorgten Wertmünzen einfach geschluckt werden, ohne dass sich der Zugang zu Wasser und Entsorgung öffnet. Sehr unfreundlicher Stadtmitarbeiter an der Störungsnotdienst-Hotline, der irgendwie nicht kapiert, dass man vielleicht noch ein Out-of-Order-Schild an die Ver- und Entsorgung hätte machen sollen. (Immerhin bekommen wir den umsonst investieren Euro einige Tage später zurücküberwiesen – da haben wir jetzt einfach mal aus Prinzip drauf bestanden, weil der Typ so unsäglich war.) Danach testen wir noch einen abgelegenen Stehplatz an einem wohl coronabedingt geschlossenen Gasthof in der näheren Gegend. Schon toll in der Landschaft gelegen, aber wir wollen uns nicht dreist auf möglicherweise privatem Gelände aufbauen, daher steuern wir nun Richtung Sankt Andreasberg. Am Oderteich legen wir vorher aber noch einen längeren Fotostopp ein, bevor wir nach Wanderparkplätzen am Rand zum Übernachten Ausschau halten.

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Nahe der Sternwarte von Sankt Andreasberg auf dem Dreibode-Parkplatz werden wir fündig, unternehmen noch einen Abendspaziergang in die Natur und machen „Finito“.

 

Tag 6 – Samstag, 22. Mai

Frühstart gegen 8.30 Uhr in den Ort (immer noch Sankt Andreasberg) hinein und zur dortigen Sommerrodelbahn. Auf dem dazugehörigen Parkplatz könnte man zwar für drei Euro 24 Stunden stehen (oder zumindest tagsüber), doch allem Anschein nach lässt hier der Neustart nach dem Corona-Lockdown noch auf sich warten. Bikepark und Seilbahn sind zwar geöffnet, die Rodelbahn aber noch zu (sagt das Internet) – unfair! Aber Schmollen nutzt ja nichts. Also Planänderung: Zurück in die Sankt Andreasberger Ortsmitte mit Halt am Bäcker, um Brötchen fürs Unterwegs-Frühstück zu besorgen.

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Kurz hinterm Ort Richtung Braunlage finden wir den passenden Sidekick-Parkplatz mit großzügiger Stehbucht dazu. Satt und zufrieden geht es nun (einfach mal ganz kühn über die Niedersachsen-Grenze hinaus) nach Sangerhausen. Am späten Vormittag treffen wir auf dem Parkplatz „An der Probstmühle“ ein, auf dem unser T-Rex bequem stehen könnte. Doch zuvor wollen wir endlich entsorgen und Wasser zapfen (in Duderstadt ließ man uns ja nicht). Also mäandern wir zum Parkplatz Am Rosengarten (nahe des Haupteingangs von eben demselben). Dort wurde eine geräumige Ecke mit einer V/E-Station ausgestattet. Den Schlüssel zum Bedienen gibt es für fünf Euro und einem Pfand an der Gartenshop/Rosarium-Kasse. Gegen Mittag nehmen wir Aufstellung auf dem Ankunftsparkplatz und zuckeln zu Fuß zum Europa-Rosarium, das Pfand auslösen und das Testzentrum nebenan besuchen. Kurz darauf sind wir schon getestet (nix los, wohl weil die Rosenblüte noch nicht so recht begonnen hat) und dürfen hinein zur größten Rosensammlung der Welt. Nach dem Eintritt denkt man erst: Ach ja, schön übersichtlich. Doch dann eröffnet sich nach jeder Ecke ein noch größeres Rosenfeld oder ein schön gestalteter Bereich – mit Skulpturen aus allen möglichen Jahrzehnten, tollen Ausblicken in die Landschaft, Alpin-Höhe und Wellensittichen in der Pavillon-Voliere. Wie gesagt, leider nur vereinzelt geöffnete Rosenblüten. Aber dafür viel nagelneue Rosenbögen und sonstige Rank-Konstruktionen. Schließlich ist das Europa-Rosarium in diesem Jahr Außenstandort der Bundesgartenschau (in Erfurt).

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Am Café-Kiosk des Rosengartens gönnen wir uns Kartoffelsalat mit Würstchen (das Einfache ist manchmal das Leckerste). Gegen 16 Uhr erklimmen wir wieder den T-Rex. Es folgen: Tee und Kuchen, Ausruhen, Pläne schmieden frei nach The Clash (should we stay oder should we go?). Okay, wir fahren weiter. Zuerst steuern wir den Gratis-Platz in Nordhausen an. Nett gelegen, umrahmt von Grün, schon zwei-drei Womos da, aber genug Platz für mehr. Könnte man also nehmen. Aber etwas in „freier Wildbahn“ wäre uns lieber. Und weil wir auf der Karte im Internet den Speichersee in Schiedingen entdeckt haben, wollen wir da mal nach dem Rechten sehen. Tatsächlich gibt es dort den erhofften wassernahen Parkplatz – direkt am See mit ein bisschen rostigem Stahlcharme, aber auch massig Enten und einem Schwanenpaar – alle fleißig am „Schnorcheln“, während der Wind mächtig weht und das Wasser kabbelig macht. Der Blick in die weite Natur ist toll. Da macht auch der einsetzende Regen nichts. Hier kann man bleiben, Abendbrot essen und das ESC-Finale gucken.

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Tag 7 – Sonntag, 23. Mai

7.30 Uhr geht der Wecker, eine Stunde später sind wir abfahrbereit. Und der Regen setzt wieder ein. Rund zwei Stunden darauf sind wir in Bodenwerder an der Weser. Sieht hübsch aus beim Durchfahren. Doch weder den Ort noch die (geöffnete) Sommerrodelbahn bekommen wir zu sehen. Der Regen strömt und strömt und keine Besserung in Sicht. Also verlassen wir den eh etwas schmalen Parkstreifen nahe des Rodelbahn-Eingangs unverrichteter Dinge. Man kann eben nicht immer Glück haben. Und das Weserbergland ist ja nicht aus der Welt – wir kommen wieder… Über den Landkreis Diepholz und Bookholzberg geht es auf die Autobahn Richtung Heimat.

Schön war’s trotzdem.

 

2021 August – Auf zum Nordkapp

2021 August – Auf zum Nordkapp

Statistik:
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Womo T334
Tage: 20 (vom 14. August bis 02. September 2021)
Kilometer: 8033 km (lt Tacho, lt gps nur = 7651 km?) 
Tanken: 875 Liter Diesel  (= 1.500 Euro) 
Durchschnittsverbrauch: 10,89 l / je 100 km 
Durchschnittskosten:    18,70 € / je 100 km
Fahrzeit: 113 Stunden "on the Road" (fast 5 ganze Tage)
Gasverbrauch: ca. 80 L (=90 Euro [leider teurer als bei uns])
Parkgebühren: 0,00 Euro
Entsorgungskosten: 11 Euro

Vorwort:

-Galerie-

Es geht los:

Tag 1
Tag 1: 14.08.21 – 776km, 10h05

14. August 2021 – Tag 1
Abfahrt: 10 Uhr | Tagesstrecke: 878 km

Jetzt geht es endlich los. Und wir wollen es tatsächlich wagen – auf den schnellen Hinterbeinen unseres T-Rex wollen wir bis hoch zum Nordkap, dem Mekka vieler Wohnmobilisten. Auch wenn wir nur zweieinhalb Wochen Zeit dafür haben. Aber da wir auf unserer Lappland-Fahrt 2018 schon etliche Orte entlang der kürzesten Nordroute durch Schweden kennengelernt haben, können wir die diesmal getrost links liegen lassen. Unsere Strategie lautet also: in großen Etappen und möglichst wenig Tagen zu Europas nördlichstem Festlandspunkt und dann gemütlich zurück-zickzacken. Allerdings ist das mit dem schnellen Vorankommen erst mal so eine Sache. Gleich ab der A1 um Hamburg herum stockt der Verkehr und wächst sich zu einem massiven Stau aus, dem man auch nicht auf den Bundesstraßen mehr entrinnen kann. Alles verstopft. Um 14 Uhr nehmen wir schließlich den ersten Fahrerwechsel vor, obwohl wir da noch längst nicht (wie eigentlich geplant) im nördlichen Schleswig-Holstein sind, sondern erst auf einer Raststätte kurz hinter HH. Aber es nutzt ja nix… Nachdem aber irgendwann der Korken heraus ist, kommen wir gut voran. Gegen 15.50 Uhr passieren wir bei Handewitt die deutsch-dänische Grenze. Auch hier Stop-and-Go, weil wir ja Corona-Zeiten haben.

stau
stau

An der Grenze wird daher nur ein Auto nach dem anderen im Schleichtempo durch- oder eben zur näheren Kontrolle herausgewinkt. Wir sehen offenbar nicht wie Impfverweigerer aus und dürfen so durchrollen. In Dänemark läuft’s flüssiger. Gegen 17.40 Uhr testen wir den Brobizz (Große-Belt-Brücke) zum ersten Mal. Der Transponder piept brav beim Durchfahren der Schnell-Mautspur. In Stamholmen im Großraum Kopenhagen tanken wir, kurz darauf überqueren wir die Öresundbrücke (genau: „DIE Brücke“). Eine Stunde und 45 Minuten später rollen wir am anvisierten Badesee bei Vesljunga ein. Etliche Vans stehen schon verteilt zwischen den Bäumen des kleinen Wäldchens. Aber wir finden auch noch was zum Stehen.

stehplatz

see

Nach einem kleinen Spaziergang ans Ufer und auf den Badeschwimmsteg muggeln wir uns für die erste Nacht im Wohnmobil ein. Der Urlaub hat begonnen.

 

Tag 2: 15.08.21 – 539km 6h37

15. August – Tag 2
Abfahrt: 10.05 Uhr | Tagesstrecke: 539 km

Gemäß der Devise „Strecke machen“ machen wir Strecke. Erstmal bis Höhe Nationalpark Tiveden. Nahe Aspabruk ist Pause mit Fahrerwechsel angesagt (14/14.15 Uhr). Kurz vor 16 Uhr treffen wir auf dem Parkplatz an der Grabhügelstätte Anundshögen bei Västeras ein, erkunden das frei zugängliche Gelände mit imposanten Schiffssetzungen und Erklärtafeln.

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Nebenan wäre noch ein hübsches Café, aber wir erinnern uns: „Strecke machen“. Am späteren Nachmittag erreichen wir Gamla Uppsala, wo noch mehr und noch höhere Grabhügel in der Gegend herumstehen.

hügel

Auf dem zentralen Parkplatz warten extra Parkbuchten für Wohnmobile auf uns. Außerdem gibt es ein noch recht neues Service-Toilettenhaus in schicker Holz-Optik und mit separater Kabine für Latrintömning (also Spülausguss für die Klo-Rollkassette).

stehplatz

Wir wollen aber erstmal Historie einsaugen, spazieren zu den Königshügeln, bewundern die Taverne im Odin-Wikingerlook und besichtigen die Kirche von Alt-Uppsala.

taverne

kirche

Auf dem Weg zurück zum Womo können wir in der Ferne noch einen Blick auf das Schloss von Uppsala erhaschen. Dann wird es Zeit für einen gemütlichen Abend im T-Rex.

 

Tag 3: 16.08.21 – 705km 9h40

16. August – Tag 3
Abfahrt: 8.25 Uhr | Tagesstrecke: 705 km

Heute sind wir mal ganz früh dran, weil wir vor der Abfahrt gleich mal die Entsorgung deluxe ausprobieren wollen. Und dann geht es wieder stramm nach Norden.

autobahn

Zumindest bis kurz vor Sundsvall. Rechtzeitig vor der mautpflichtigen Brücke biegen wir nach links ab ins Landesinnere. Nicht nur, um ein paar Euro Mautkosten, pardon: Kronen, zu sparen, sondern weil wir uns den toten Wasserfall (Döda Fallet) am Riksvägen 87 hinter Västerede anschauen wollen. Allerdings wird offenbar auch hier die Corona-Zeit zu ausgiebigen Straßenreparaturen genutzt. Auf dem Weg zu „Sveriges största naturkatastrof“ stranden wir im strömenden jämtländischen Regen noch dazu vor einer roten Baustellenampel. Wir warten und warten und warten. Nach weiterem Warten-Warten-Warten kommt tatsächlich das Lotsenmobil (das uns das Schild an der Ampel versprochen hat) und fährt mit uns und den nach uns folgenden Autos Kolonne an einer ellenlangen Baustelle vorbei.

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„Follow me“ mal außerhalb eines Flugfelds – eine ganz neue Erfahrung. Am Ende darf der T-Rex wieder “ ohne Leine“ weiter. Der Regen hört auf. Und als wir auf den Parkplatz am Döda Fallet einbiegen, kommt endlich auch die Sonne raus. Besser geht’s nicht. Geht es dann aber doch. Denn als wir an der Holztreppe stehen, die hinunter zum trocken gefallenen Flussbett voll massiven Gerölls führt, können wir uns an dem Waldpanorama fast gar nicht satt sehen. Aber wir reißen uns natürlich trotzdem los.

geröllpanorama

Der Rundweg über unzählige Holzstege, Treppen und Brücken lockt. Kurzer Erklär-Einschub, womit wir es hier eigentlich zu tun haben: DÖDA FALLET (der tote Fall) – das ist die heutige Bezeichnung der Stelle, an der sich früher der Wasserfall Gedungsen (auch: Storforsen) befunden hat. Dieser floss vom Indalsälven aus dem ehemaligen See Ragundasjön und hatte eine Höhe von 35 Metern. Doch der Wasserfall wurde zum Problem, als die Forstindustrie den Indalsälven für das Flößen von Baumstämmen nutzen wollte. Da der Fall hoch, steil und steinig war, wurden die meisten Baumstämme an dieser Stelle zerstört. Der Kaufmann Magnus Huss, bekannt als Vildhussen, startete für 100 schwedische Reichstaler Ende des 18. Jahrhunderts einen Versuch, seitlich des Wasserfalls eine Rinne für die Flößerei zu schaffen. Dieser Versuch endete in der Nacht vom 6. auf den 7. Juni 1796 in einer Katastrophe. Bei der Öffnung der Rinne wurde der gesamte dahinter liegende See innerhalb weniger Stunden geleert. Der Indalsälven schuf sich mit einer 15 Meter hohen Flutwelle einen neuen Lauf durch die poröse Kiesmoräne und hinterließ den Gedungsen still und wasserlos.

stege

pano2

Und da klettern wir jetzt drin (oder besser: drum) herum. Gigantisch-schön. Am Ende des Rundwegs geht es die Holztreppe wieder hinauf, vorbei einer Jumbo-Drehtribüne für Freiluftaufführungen und hinauf zum malerisch gelegenen Döda-Fallet-Café mit noch malerischer Aussicht (und leckerem Angebot von Burger bis Wienerbröd).

drehbühne

falter

Auf dem Weg zurück zum T-Rex besucht uns noch ein Trauermantel (ja, traurig, aber wir müssen weiter), dann rollen wir nordostwärts Richtung Ostseeküste. Bei Örnsköldsvik treffen wir wieder auf die Nordkap-Schnellroute E4. Um den Abstecher nach Jämtland wieder etwas wettzumachen, fahren wir heute eine längere Tagesetappe, passieren Umeå (auf weitläufiger Ratter-Ruckel-Holperstrecke, weil die hier die komplette E4 aufgerissen haben und neu machen) und landen schließlich gegen 21.30 Uhr am Killingsands Havsbad, einer schönen Sandstrandbucht mit Nadelwaldgebiet dahinter. Wir probieren erst den normalen Schmal-Parkplatz für PKW aus, wo aber schon drei Womos und Vans stehen.

strandbank

Dann entscheiden wir uns nach einem ersten Erkundungsspaziergang zum Strand (vorbei an einer Service-Holzhütte mit Dusche und Trockenklo) aber doch für den größeren Camper- Parkplatz auf der anderen Seite der Bucht (ebenfalls mit naturnahen Service-Hüttchen Plus Feuerstellen). Mit Aussicht auf den See lassen wir den Tag im Womo schwinden.

 

Tag 4: 17.08.21 – 752km 9h37

17. August – Tag 4
Abfahrt: 9.35 Uhr | Tagesstrecke: 752 km

So! Wenn man schon Sandstrand und Ostsee nahezu direkt vor der Womo-Tür hat und eh noch unter die Dusche will, muss man das nutzen. Blauwal-Haut (=Neopren-Shorty) übergestreift und mutig in die frischen Fluten gestürzt. Wozu man allerdings erst mal eine Weile durchs Wasser marschieren muss.

fensterblick

bad

Ganz schön flach hier. Aber für ein paar Schwimmzüge zum Erfrischen reicht’s. Danach schnell noch ein bisschen Warmduschen, kurz was schnabuliert, noch ein bisschen das Umfeld erkundet und dann fix wieder auf die Bahn.

waldehrenrunde

Kurs: Nord. Via Skellefteå, Piteå, Luleå und Råneå rollen wir weiter, zweigen am oberen Ende der Ostsee schließlich nach rechts (also Osten) und halten auf Haparanda zu, wo Schweden nahtlos in Finnland übergeht und die gleiche Stadt auf einmal Tornio heißt.

grenzbrücke

Die sonst eher unsichtbare Grenze verläuft mitten auf der Brücke über den Torneälv – und da stockt es jetzt coronabedingt. Unsere erste richtige Kontrolle mit allem Drum und Dran (Ausweis UND Covid-Impfpass UND Personenanzahl-Check). Bei uns gibt es nichts zu beanstanden. Finnland, wir kommen. Schnell fühlt es sich so an, als würden wir unseren T-Rex auf der einzigen Asphalt-Schneise überhaupt durch den Wald traben lassen. Um 15.38 Uhr (nein, halt: finnische Zeit – also schon 16.38 Uhr) treffen wir auf dem großen Parkplatz von Santa’s Village in Rovaniemi ein. Hier müssen wir einfach Halt machen, allein schon, um mal eben über den Artic Circle zu jumpen – oder, wie der Finne sagt: über den Napapiiri. Das tun wir, nachdem wir den T-Rex angebunden haben, natürlich gleich als Erstes.

napapiiri

arctic circle

Und dann schlendern wir einmal durch die Weihnachts-, Andenken- und Designshops, die noch offen haben – oder schon: Hauptsaison ist hier ja eher im Winter. Aber der Muminshop hat geöffnet. Und das ist ja schon mal was. Auch die Holzgebäude sind interessant anzuschauen. Das Weihnachtsmusik-Dauergedudel allerdings ist gewöhnungsbedürftig. Trotzdem: Von hier müssen einfach die ersten Ansichtskarten verschickt werden.

postschild

wmann

Rund anderthalb Stunden später sind wir wieder auf der Bahn – und haben kurz darauf (so nah am Weihnachtsmann-Dorf musste es ja so kommen) unsere erste Rentier-Sichtung am Wegesrand und keine halbe Stunde später schon die zweite und dritte.

rentier

landschaft

Auch die Landschaft drum herum ist eindeutig Lappland. Unendliche Weiten… (wir schreiben das Jahr 2021, ein bisschen Star Trek muss sein). Aber ehrlich: Soooooo viel Landschaft auf einmal hat man selten. Und filmisch geht es auch weiter. Denn wir wollen „Einmal nach Inari“, zwar nicht zur Kursbuch-WM wie einst Joachim Król, aber der Schlenker zum Inarisee ließ sich auf dem Weg zum Nordkap ganz gut einbauen.

berg und tal

Gefühlt schnurgerade – aber getarnt als Berg-und-Tal-Bahn – führt die E75 durch die Kiefernwaldwildnis. Schon meditativ, aber aufmerksam muss man bleiben. Wir erinnern uns: Rentiere. Die kreuzen gern auch mal die Fahrbahn. Langsam wird es Abend. Zeit, sich was zum Übernachten zu suchen. Der von uns favorisierte Freisteh-Randparkplatz am Myössäjärvi ist leider schon von massig Campern und Womos zugestellt (wo kommen die auf einmal überall her?), also halten wir weiter auf der E-Straße auf Inari zu und finden kurz darauf einen süßen kleinen Rastplatz am Talvitupajärvi, der durch einen kleinen Waldstreifen auch noch von der Schnellstraße abgeschirmt ist. Wurde auch Zeit. Ist schon 22 Uhr. Wir spachteln ein schnelles Abendbrot und legen die mitgebrachte DVD ein (natürlich „Zugvögel – Einmal nach Inari“). Um Mitternacht machen wir noch einen kurzen Spaziergang ums Womo und zum Seeufer.

seestandort

Denn komplett dunkel ist es immer noch nicht und wird es hier wohl auch nicht mehr. Schlafen klappt nach dem Tag trotzdem prima.

 

Tag 5: 18.08.21 – 373km 06h05

18. August – Tag 5
Abfahrt: 9.26 Uhr | Tagesstrecke: 373 km

Erste Station: Inari. Wirkt zwar etwas modernisierter, hat aber immer noch (ganz wie im Film) entfernt was von einer fast menschenleeren Westernstadt. Wir parken am örtlichen Supermarkt (Inarintie 45), denn einkaufen müssen wir sowieso. Danach ein paar Ansichtskarten geschrieben und eingesteckt, dann noch ein paar Schritte im Nieselregen zum Inarisee, gegen 10.25 Uhr fahren wir weiter.

see mit flugzeug

inarischild

Das aufgeschobene Frühstück holen wir anderthalb Stunden später nach dem Tanken in Karasjok nach. Womit wir inzwischen in Norwegen wären. Kurz hinter dem Grenzfluss Anarjohka hatte es zuvor wieder das volle Corona-Kontrollprogramm gegeben. Kurz hinter Lakselv an der E6 legen wir einen Fotostopp vor der grandiosen Kulisse des Porsangerfjordes ein.

fjord1

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fjord3

Die will gar kein Ende nehmen, entsprechend schwer fällt das Wiederlosreißen. Aber muss ja. Das Nordkap ruft. Am Olderfjord passieren wir ein idyllisches seesamisches Gehöft, dann folgt eine abenteuerliche Felsentunnel-Durchfahrt und Klippen-Umkurvung nach der nächsten – gekrönt von 6,9 Kilometern unter Wasser durch den Nordkaptunnel auf die Insel Magerøya.

tunnelblick

klippenweg

schild

rentiere

Landschaft mit haus

seesami

In der Nähe von Honningsvåg legen wir noch einen 25-minütigen Boxenstopp bei Nordkapp Camping ein, wo wir für 100 norwegische Kronen komplett entsorgen, Wasser tanken, Scheibenwaschwasser auffüllen und dazu auch noch allen Schmutz wegkärchern dürfen.

nebelkappe

schild

zieleinfahrt

Frisch gestriegelt lassen wir den T-Rex gegen 16.30 Uhr dann endlich auf das Nordkap-Plateau traben. Wir haben Glück (Teil 1): Die Schranke ist offen, das Parken (und über Nacht stehen) in diesem Jahr kostenlos. Wir suchen uns ein Plätzchen zwischen den übrigen Womos (es ist ordentlich was los, aber Raumknappheit herrscht hier nicht), Mummeln uns warm ein und stromern zur „Kugel“ (also zum Nordkap-Globus, der seit 1978 dort steht).

am ziel

Wir haben Glück (Teil 2): Trotz all der Nebelschwaden vorhin auf dem letzten Stück zum Ziel haben wir auf dem Plateau blauen Himmel – mit mal mehr, mal weniger Sonne dazu. Wir machen – wie alle hier – ausgiebig Fotos von allen Seiten, staunen über die Weite des Eismeeres (noch ohne Eis), die wirklich nach dem Ende der Welt aussieht (obwohl Spitzbergen und Nordpol noch dahinter liegen). Langsam zieht es nun aber zu. Wir ziehen uns ins Womo zurück auf einem heißen Kakao und überlegen, ob wir uns die Nordkap-Halle (Eintritt 269 Kronen pro Person) und eine Mitgliedschaft im Royal North Cape Club (weitere 175 Kronen) gönnen. Der Entschluss muss noch reifen, also erst mal eine Runde Chillen mit dem Panorama vor der Nase. Später treibt uns der aufreißende Wolkenhimmel noch mal hinaus zum Globus. Tolles Abendrot nach dem Abendbrot. Glück Teil 3.

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Das teilen wir mit einem weiteren Pulk Abendspaziergänger, die gerade aus allen Löchern zu kommen scheinen. Ist aber auch ein tolles Farbspektakel.

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Anschließend halten wir noch ein Schwätzchen mit unserem Berliner Steh-Nachbarn, der uns vom Atlanterhavsveien vorschwärmt (merken wir uns mal für die Zukunft), dann treibt uns der stetig weiter zunehmende Wind zur Nachtruhe ins Wohnmobil. Ruhe ist allerdings das falsche Wort. Es wird eine ziemlich durchgerüttelte Nacht mit Windgeschwindigkeiten zwischen 44 und 49 km/h.

 

Tag 6: 19.08.21 – 211km 03h52

19. August – Tag 6
Abfahrt: 14.30 Uhr | Tagesstrecke: 211 km

Nach der nächtlichen Rüttelei schlafen wir mal ein bisschen aus. Um 10.40 Uhr ist ein erneuter Spaziergang zum Nordkap-Globus fällig. Diesmal in dichtem Nebel. Alles, was wir am Tag zuvor noch gesehen haben, wirkt auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Macht nix. Wir schleichen einmal um die „Kugel“, dann noch mal ums Gebäude und wollen jetzt doch mal erkunden, was die Nordkap-Halle zu bieten hat.

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Nach dem „Einlass-Check“ entern wir (frisch etikettiert mit den Eintrittsstickern) als Erstes den riesigen Souvenir-Shop, bevor die Reisebus-Horden kommen. Der erste Schwung mit baltischen Touristen ist nämlich schon da, aber zum Glück erst mal im Kinosaal abgetaucht. Wir suchen in Ruhe aus, bringen die Mitbringsel eben noch schnell ins Wohnmobil und besuchen dann die unteren Geschosse im massiven Fels des Nordkap-Plateaus.

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Dort schauen wir uns die Dioramen zur Geschichte an und die St. Johannes-Kapelle (die nördlichste der Welt), dazu läuft meditative „Officium“-Musik von Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble. Schön zum Tempo-Rausnehmen. Doch nun beginnt die nächste Nordkap-Filmvorführung.

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Schöne Panorama-Aufnahmen im Wandel der Jahreszeiten auf drei Leinwänden gleichzeitig. 15 Minuten dauert die Vorstellung. Danach wandeln wir weiter durch die unterirdische Grotte, werfen einen kurzen Blick ins Thai-Museum mit historischen Fotografien vom Besuch des Siam-Königs Chulalongkorn (Rama V. der Große) in Norwegen 1907. Der war ja auch schon mal 1897 in Stockholm wegen der Weltausstellung – und in dem Zusammenhang dann auch noch in Utanede in der Nähe des Döda Fallet (wir erinnern uns…), um sich über die schwedische Holzindustrie schlau zu machen. Also: Der verfolgt uns!

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Am Ende der Grotte „lauert“ dann noch eine Neuheit im Nordkap-Hallenland: eine sechsminütige Licht- und Sound-Show inklusive Nordlicht-Simulation. Wir gondeln noch ein bisschen in der Halle herum, testen die Toiletten und schauen uns den Nordkap-Film noch einmal an.

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Zurück am Womo, wollen die Ansichtskarten geschrieben werden. Zwar hat das Nordkap-Postamt geschlossen, zum Glück steht in der Halle vor dem Touri-Shop aber ein offizieller Postkasten mit Nordkap-Stempel-Garantie. Noch eine letzte Runde, denken wir – und entdecken tatsächlich noch eine kleine Ausstellungsecke, die wir vorhin übersehen hatten. Ein paar Foto- und Texttafeln informieren über die Schlacht vorm Nordkap.

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Dort wurde im Zweiten Weltkrieg die „Scharnhorst“ versenkt, die in Wilhelmshaven gebaut worden war. Eine nicht so schöne Verbindung zu unserer Heimat. Doch unrühmliche Weltkriegsgeschichten werden uns auf dieser Reise noch öfter begegnen. Nun aber wird es Zeit für den Aufbruch. Es ist 14.30 Uhr und der Nebel weiterhin dicht. Aber per Schleichfahrt geht’s. Kurve um Kurve, Tunnel um Tunnel (und Baustelle um Baustelle) mäandern wir zurück aufs echte Festland, biegen dann rechts ab und rollen gegen 17.50 Uhr auf unserem nächsten Übernachtungsplatz ein.

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Der befindet sich ein Stückchen vor Alta auf dem Parkplatz eines Freizeitgeländes mit Badeplatz (Latharistranda). Nett, hübsch, ruhig.

 

Tag 7: 20.08.21 – 272km 05h39

20. August – Tag 7
Abfahrt: 9.56 Uhr | Tagesstrecke: 272 km

Heute ist unser persönlicher Weltkulturerbe-Tag! Nach einem Morgenspaziergang über das Freizeitgelände begeben wir uns nach Alta, der zweitnördlichsten Stadt der Welt.

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Unser Ziel ist aber nicht das Stadtzentrum, sondern das riesige Gelände mit den Felsritzungen in Hjemmeluft am Altafjord.

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Im dortigen Museum bekommen wir neben den Eintrittskarten zum Unesco-Weltkulturerbe noch einen Link für einen Smartphone-Audioguide, der uns prima von Station zu Station lotst und uns die Felsritzungen wirklich anschaulich näherbringt. Wir gehen den kompletten Drei-Kilometer-Rundweg, erst zu den rot nachgemalten Ritzungen, dann zu den „rohen“. Toll in der Landschaft verteilt und mit Holzstegen verbunden, dazwischen noch ein Schauhäuschen mit alten Booten und – noch wichtiger – einer Toilette.

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Zurück im Museum, wird der Shop geentert (ein Magnet und ein Keksausstecher in Eisbären-Form müssen mit), danach die Museumsausstellung und zum Schluss das kleine Café samt Panoramablick auf den Fjord. Schwuppdiwupp sind vier Stunden herum. Wir schwenken wieder auf die E6 und fahren „immer an der Wand lang“ (=am Wasser). Kurz hinterm Tunnel in Talvik sichten wir eine komfortable Womo-Entsorgungsstation, die zur Benutzung herausfordert. Gegen 15 Uhr setzen wir unsere Fahrt zunächst auf der E6 fort, machen dann aber einen Schwenk Richtung Saltnes/Jøkelfjord. Wir folgen der Stichstraße (ab Saltnesveien) bis zum Ende, wo ein kleiner Wanderparkpkatz direkt am Fjord liegt.

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Dort steigen wir auf die Wanderschuhe um und folgen dem Schild „Best View 200m“ in die Natur (sprich: über Stock und Stein, durch Gestrüpp und Matsch).

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Aber das lohnt sich: Wir sehen unseren ersten Gletscher, in diesem Fall einen Teil des Øksfjordjøkelen bzw. zwei Teile (oben den Isfjordjøkelen, etwas darunter den Nerisen-Gletscher). Gegen 16.25 Uhr geht’s weiter, zurück zum Saltnesveien und von dort wieder zur E6. Über Alteidet, Burfjord, Sørstraumen und Straumfjordnes machen wir weiter Strecke. Klingt nach Durchrasen, ist es aber nicht. Stattdessen genießen wir das grandiose Panorama, das am Ende auch noch mit den Lyngenalpen aufwartet.

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Zur besten „Sendezeit“ (=20.15 Uhr) schlagen wir unser Nachtlager spontan auf einem Parkplatz am „Nordlysveien“ (Nordlichtweg) Höhe Lyngenfjord/Storfjord auf, zwischen Skibotn und Elsnes. Der Platz liegt etwas zurückgesetzt von der E6, der Straßenlärm ist verkraftbar und übertönt auch nicht das Schwappen des Fjordes.

 

Tag 8: 21.08.21 – 239km 05h03

21. August – Tag 8
Abfahrt: 10.36 Uhr | Tagesstrecke: 239 km

Heute ist mal wieder Ausschlafen angesagt, danach ein ausgiebiges Frühstück und eine kurze Fotorunde am Picknickplatz. Ach ja. Wie hieß es noch im „Per Anhalter durch die Galaxis“-Reiseführer von Douglas Adams? Norwegen ist eigentlich ein Werk des Planetenbaumeisters Slartibartfast, der für die Fjorde sogar einen Designpreis bekommen hat. Da müssen wir mehr von sehen.

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Unser erstes offizielles Zwischenziel heißt Salmenes Fyr (hübsches kleines Leuchtfeuer mit rotem Hut, sieht fast aus wie eine entfernte Miniaturausgabe des Muminturms), der sehr dekorativ auf einer Landzunge im Lyngen steht.

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Ganz klar! Ein Designer-Werk! Auf dem Weg dorthin „schiebt“ sich aber noch ein anderes Spazierziel dazwischen: die Stromschnellen bei Elsnes Bro.

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Danach gibt es wieder mehr Auslauf für unseren T-Rex – Kurs: Tromsö. Gegen 12.30 Uhr treffen wir am ersten Parkplatz auf unserer Liste ein, einem ehemaligen Sportplatz ganz in der Nähe der Eismeerkathedrale. Der ist aber leider „zugesperrt“. Der Einfachheit halber weichen wir auf die andere Straßenseite aus, wo sich ein großer Gäste-Parkplatz für die frisch errichtete Senioren-Wohnanlage ausbreitet. Wirkt alles noch nicht ganz fertig und ausgelastet, also wagen wir’s und binden den T-Rex an Ort und Stelle an.

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Ein bisschen Zeit müssen wir aber noch herum bringen. Erst ab 14 Uhr ist die Kirche für Besichtigungen geöffnet. Also genießen wir erst einmal die Aussicht auf die Brücke „Tromsøbroa“, die über den Tromsøysund zum Stadtzentrum auf der Insel Tromsøya führt. Zeitgleich treffen immer mehr aufgebrezelte Besucher ein – vom „Bonbonpapier“-Kostüm bis zur Sami-Tracht. Offensichtlich Gäste einer Hochzeit, die wohl gleich in der Eismeerkathedrale stattfindet. Könnte knapp werden mit der Touri-Tour ab 14 Uhr.

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Aber die Sonne scheint, und es gibt genug zu gucken – zum Beispiel das Einlaufen des Hurtigruten-Schiffs „Polarlys“. Währenddessen ist die Hochzeitsgesellschaft komplett und die Trauung drinnen im vollen Gange. Den Sekt-Umtrunk mit Abschlussfoto und Seifenblasen-Pistolen draußen vor der Kirche verfolgen wir auch noch mit, dann dürfen wir endlich hinein (Eintritt: 55 NOK pro Person).

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Die schlichte Eisschollen-Architektur hat was, dazu das größte Glasmosaikfenster Europas. Toll. Eine Führung auf Deutsch gibt es auch noch, die einem noch einmal ganz andere Perspektiven auf das Bauwerk eröffnet. Wie im Handumdrehen sind zwei Stunden vorbei. Wir schnappen uns den T-Rex, drehen noch eine kleine Tromsö-Runde über die Brücke, zum Hafen, noch mal über die Brücke mit Schleife um die Kathedrale und ein letztes Mal über die Brücke, um dann über Kvaløya auf der 862 weiterzufahren.

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Einmal rundherum um die Insel. Bei Skavberget bewundern wir weitere Felsritzungen am Wegesrand, entstanden 2000 bis 4500 Jahre vor Christus. Gegen 18.30 Uhr schauen wir mal, ob uns der Parkplatz am früheren Fähranleger Larseng als Übernachtungsplatz zusagt. Tut er.

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Unser Abendspaziergang führt uns auf die Beton-Überreste der Anlegestelle, wo – wie der Blick ins klare Wasser verrät – aber nur noch Seeigel anlegen. Das aber zuhauf.

Tag 9: 22.08.21 – 226km 04h31

 

22. August – Tag 9
Abfahrt: 10.20 Uhr | Tagesstrecke: 226 km

Auch heute brechen wir eher gemütlich auf, diesmal aber ohne Frühstück, weil wir uns dafür ein Extra-Plätzchen suchen wollen. Das finden wir gut eine Stunde später hinter Mortenshals am Malangsfjord. Also wird das Frühstück eher zum Brunch. Über Nordfjordbotn und Bardufoss erreichen wir anderthalb Stunden später Norwegens schönsten Wasserfall (laut Radiohörer-Abstimmung): Målselvfossen.

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Auf jeden Fall ist es ein ganz schön breiter Wasserfall, wie wir feststellen, nachdem wir uns zu Fuß vom Parkplatz am Turistsenter aus zum Fluss aufgemacht haben. Immer dem Rauschen nach… Der Pfad hinunter zum Fall schließt gleich an das kleine Hüttengebilde an. Wir gehen bis zur Fischtreppe für den Lachs, über die ein kleiner, aber stabiler Steg zu einer schönen flachfelsigen Stelle führt. Von dieser aus ist die weiß schäumende Urgewalt prima zu fotografieren. Was wir natürlich ausgiebig tun.

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Ehe wir uns versehen, ist eine Stunde herum. Zeit für die Weiterfahrt, schließlich wollen wir heute auf jeden Fall noch bis Narvik kommen. Zur besten Afternoon-Teezeit rollen wir auf den ersten möglichen Stehplatz auf unserer Liste, gleich vor dem Idretts Hus (Haus des Sports) und recht zentrumsnah. Aber wir wollen noch den zweiten kostenlosen Platz ausprobieren. Der liegt nach kurviger Fahrt direkt hinterm Stadion und bietet einen schönen Ausblick in die Landschaft vor der Stadt.

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Aber wir wollen zu Fuß in die Ortsmitte, also kurven wir zurück zu Platz 1. Dann spazieren wir los, machen noch einen kleinen Umweg zur großen Steinkirche von 1925, bevor wir das Zentrum aufs Korn nehmen. Am Kriegsmuseum (offen bis 18 Uhr, für einen Besuch ist es also zu knapp) vorbei, streben wir ans Wasser (zum Ofotfjord mit Erzverladehafen).

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Noch ein bisschen Schaufensterbummel, Skulpturengucken und ein Zwischenstopp beim Burgerbräter, dann zieht es uns wieder zum Wohnmobil. Denn jetzt wollen wir Narvik noch mal von oben sehen. Um 19.30 Uhr lassen wir den T-Rex auf den Hausberg (Fagernesfjell) los. Allerdings lassen wir die Gondelstation rechts liegen. Unser Ziel ist der Geysir. Kein echter. Gemeint ist die große Wasserspritze am Kraftwerk, die zweimal am Tag eine hohe Wasserfontäne loslassen soll.

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Für die 21-Uhr-Spritzung wären wir bereit, genießen bis dahin aber erst einmal die wunderschöne Aussicht über die Stadt am Fjord und den sich langsam verfärbenden Himmel darüber. Von hier aus könnte man auch einen der ausgeschilderten Wander- und Joggingwege nehmen, aber wir begnügen uns mit einem kleinen Rundgang zum Plateau mit den Erklärschildern zum Geysir und zur Kriegshistorie, die uns in dieser Gegend auf Schritt und Tritt begleitet. Kein Wunder, fand hier doch 1940 im Zweiten Weltkrieg die Schlacht um Narvik statt. Die begann mit der überfallartigen Invasion der Nationalsozialisten am 9. April und dauerte zwei Monate. In der Schlacht um Narvik erlitt die Wehrmacht ihre erste Niederlage des Krieges. Angelandete alliierte Truppen waren siegreich und schon dabei, die deutschen Truppen abzudrängen, als die Kriegslage im Westen eine Rückverlegung des alliierten Expeditionscorps nach Frankreich notwendig machte. Erst am 9. Juni konnten die deutschen Truppen Narvik wiedererobern. Norwegen kapitulierte am 10. Juni 1940, als der deutsche Sieg im Westfeldzug absehbar war. Ja, alles nicht schön. Aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Der Spritz-Zeitpunkt 21 Uhr allerdings jetzt auch und nix ist passiert.

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Wir setzen uns ins Womo, durchforsten das Netz und finden schließlich beim Social Media-Auftritt von Nordkraft einen Eintrag, dass die Geysir-Saison just beendet wurde, weil die Winterwartung ansteht. Schade.

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Aber der Ausflug in die Höhe hat sich trotzdem gelohnt. Wir schicken den T-Rex wieder ins Tal, checken noch den Parkplatz am Badeplatz Ornesvika auf seine Übernachtungstauglichkeit, aber die dort abgestellten Baumaschinen und der matschige Untergrund erscheinen uns nicht sehr einladend. Obwohl der Badeplatz selbst mit überdimensionalem Strandstuhl, großzügiger Grasfläche und Badesteg mit Sprungturm einen guten Eindruck macht, ziehen wir weiter. Ist zwar schon 21.45 Uhr, aber da müssen wir jetzt durch. Und so finden wir uns ganz spontan und unversehens am späten Ende dieses Tages auf der Inselgruppe der Vesterålen wieder, die über die Europastraße fährfrei mit der Region Narvik verbunden sind. Jetzt gucken wir mal, dass wir noch ein gutes Stück Richtung Andøya kommen, weil es dort am nächsten Tag die Chance auf eine Wal-Safari gibt.

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Wir schaffen es noch über die imposant und schick erleuchtete Tjeldsund-Brücke und finden gegen 23.30 Uhr einen etwas versteckt am Kong Olavs Vei (E10) liegenden Rastplatz umgeben von Gebüsch und Natur. Irgendwo bei Austre Kanstad.

 

Tag 10: 23.08.21 – 275km 05h38

23. August – Tag 10
Abfahrt: 7.17 Uhr | Tagesstrecke: 275 km

Heute geht es extrafrüh los, denn wir wollen ganz bis an die Nordspitze der Vesterålen-Insel Andøya.

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Um kurz nach 10 Uhr treffen wir in Andenes ein. Wir parken an der „Whale Safari“-Station am Leuchtturm (dem höchsten Norwegens) – gleich neben einem Womo aus Leer (die Welt ist klein).

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Husch-husch geht’s zur Wal-Rezeption. Und wir haben Glück. Auf der 11-Uhr-Tour sind noch ein paar Plätze frei. Die schon gestartete Inklusiv-Museumsführung können wir später hinten dranhängen, erklärt uns der deutsche Mitarbeiter Gordon. Also: gebucht! Im Womo werfen wir uns mehrere Lagen warme Klamotten über, schnappen Kamera, Rucksack und Masken und stehen pünktlich um 10.45 Uhr am Anleger hinter der Safari-Station. Dort warten schon andere, darunter auch ein Vater mit Sohn aus dem Landkreis Osterholz bei Bremen. Heute scheint der Tag der Norddeutschen zu sein. Dann geht es an Bord (mit Maske auf, wie gefordert). Wir suchen uns ein Plätzchen auf dem erhöhten Vorderdeck und erhalten (während die MS Reine um 11 Uhr gemächlich lostuckert, was man dank der besonders walfreundlichen Motoren fast gar nicht hört) Sicherheitsanweisungen vom dreisprachigen Bord-Team. Dazu gehört auch der für uns äußerst willkommene Hinweis auf eine kleine Selbstversorgungsstation mit Tee- und Kaffee-Zapftanks plus Keksschüssel.

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Dann heißt es gut festhalten, denn nun muss das Schiff einige besonders hochwellige Wellen „erklimmen“. Immer weiter hinaus geht es – an den Rand des Sockels vor Andenes, wo es 1000 Meter steil hinab in die Tiefsee geht. Nicht für uns, aber für die Wale, die hier unten viele Kalmare finden. Das erhöht natürlich die Trefferquote in Sachen Wal-Sichtungen. Mit dem Hydrophon forscht der Schiffskapitän nach Klicklauten, die von den hier jagenden Pottwalen abgesondert werden. Zwei Individuen werden kurz darauf geortet. Die gehen wir nun suchen.

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Und tatsächlich sichten wir am Horizont ein Wassergebläse, dann noch mal. Einen Wal haben wir also schon mal im Visier. Das Schiff drosselt die Motoren, damit wirklich nichts stört, und schwappt sachte näher auf die Fontänen zu. Kameras klicken, klicken und klicken. Fünf bis zehn Minuten bleibt der Wal – wie erwartet ein Pottwal – zum Luftholen an der Oberfläche. Als er sich anschickt, wieder abzutauchen, sieht man geradezu, wie er „Anlauf“ nimmt. An der Art, wie er den Rücken krümmt. Doch zur Vorsicht sagt einer der Safari-Mitarbeiter das auch noch mal für diejenigen an, die die dekorative Schwanzflosse sonst verpassen würden: „He’s diving!“

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Klick-klick-klick machen die Kameras. Jetzt könnte man annehmen, dass die Safari-Leute sagen: „So! Wal-Versprechen eingelöst! Ab nach Hause!“ Doch nee-nee-nee! Jetzt nehmen wir Wal Nummer zwei aufs Korn. An Potti2 kommen wir sogar noch näher heran – aber immer noch weit genug ab, um ihn nicht zu stressen.

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Auch bei den Menschen an Bord ist die Crew sehr aufmerksam. Regelmäßig geht wer herum, um die Leute ans Masketragen zu erinnern und sich zu erkundigen, ob jemand seekrank ist und es den Kindern gutgeht. Und für Fragen steht die Crew auch ständig parat.

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Oben im „Ausguck“ sitzt der Kapitän und lauscht weiter mit dem Unterwasser-Mikrofon (übrigens genau der, den wir zwei Tage zuvor noch im hr-Fernsehen gesehen haben, in der Sendung „Norwegens Traumstraßen“ oder so). Zwischendurch taucht (leider zu schnell, um ihn wirklich zu sehen) ein Zwergwal auf und gleich wieder ab. Dann besuchen wir noch mal Wal Nummer 1.

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Schon majestätisch, diese Geschöpfe – das Gefühl überträgt sich. Keiner an Bord johlt, ruft oder klatscht (wie bei der Landung im Flugzeug etwa). Und dass es gleich dreifach mit einer Walsichtung geklappt hat…toll, toll, toll! Die Walgarantie-Regelung (bei Nicht-Sichtung die nächste Tour gratis oder Geld zurück) muss also nicht greifen. Langsam machen wir uns auf die Rücktour. Nach so viel Durchgepustet-Werden und Dauer-Seegang tut die derweil angebotene Gemüsebrühe mit Brötchen gleich doppelt gut. Fast 3,5 Stunden nach Inseestechen sind wir wieder in Andenes. Wir schmeißen unsere warmen Klamotten wieder ins Womo und besuchen ein weiteres Mal die Rezeption, um uns unsere Museumsführung „abzuholen“. Mit Gordon geht es zuerst zum Skelett eines vor Jahren tot angespülten Pottwals, dann in die weiteren Erklärräume.

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Wir lernen einiges über Walanatomie und -gewohnheiten, über moderne Gefahren für die Meeressäuger und wissen nun, dass nur Bartenwale per Gesang kommunizieren. Zahnwale (wie der Pottwal) machen Klicklaute. Während die anderen aus der Besuchsgruppe nun ihre Sachen für die Bootstour holen, drehen wir noch eine einsame Runde durchs Museum, jagen im Shop erfolgreich Ansichtskarten und Kühlschrankmagneten und legen eine Schreibrunde im Wohnmobil ein. Aber nur kurz.

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Weil das Licht gerade so herrlich über die Landschaft huscht, ist eine Fotopirsch rund um den Leuchtturm praktisch Pflicht. Grandios, diese wuchtig-grazilen Felsturm-Berge rundherum. Dann allerdings erinnert uns der T-Rex daran, dass sein Diesel- und Gasvorrat zur Neige geht. Bei der einzigen Tankstelle am Ort gibt es aber kein Gas zu tanken. Man weist uns auf den Hauptort Sortland hin. Schweren Herzens verabschieden wir uns von dem Gedanken, in Andenes über Nacht zu stehen und steuern wieder südwärts, diesmal aber auf der westlichen Küstenstrecke, die Teil der nationalen Touristenrouten mit ihren tollen Ausblicken (Norwegian Scenic Routes) ist.

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Uns erwartet ein schön geschwungenen Küstenweg vorbei am Space Center Andøya und ein paar Kurven später vorbei am obligatorischen (und auf den Touristenrouten immer wieder anders designten) Sonderausguck.

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Nach gut einer Stunde sind wir in der aufstrebenden Insel-Metropole Sortland, die sich irgendwann als Werbegag mal den Namen „Blaue Stadt“ gegeben hat. Deshalb sind hier nun alle möglichen Häuser, Bänke und sonstiges Stadt-Möbel blau angemalt. Die zentrale Mehrzweck-Sporthalle (schon von ordentlichem Kaliber, weil der Ort das höchste Bevölkerungswachstum Nordnorwegens hat) heißt entsprechend „Blåbyhallen“ und ist natürlich auch blau. Wir machen einen Schwenk zum Gashändler, den wir zwischenzeitlich im Womo-Reiseführer und im Internet gefunden haben: Varmeservice, Markveien 23. Dort stellen wir fest, dass die im Buch angegebene Öffnungszeit bis 15.30 Uhr noch stimmt – also schon geschlossen ist. Daher beschließen wir, uns in Sortland einen Übernachtungsplatz zu suchen. Rasch finden wir die beiden kommunalen Gratis-Stellplätze, die aber eher nüchtern-urban denn idyllisch daherkommen. Gewerbegebiet eben. Der hintere ist dafür nigelnagelneu. Aber wir starten noch einen dritten Anlauf. Einmal um die Ecke gekurvt, und schon stehen wir am Ende einer Stichstraße schräg hinter der Feuerwehr und halb in der Natur mit Blick aufs Wasser. Wir platzieren uns auf dem Sackgassen-Platz so, dass wir niemandem im Weg stehen und beim Abendbrot bequem auf den Sortlandsund gucken können.

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Hier käme gegen 3 Uhr in der Nacht das Hurtigruten-Schiff vorbei. Aber so lange halten wir nicht durch. Außerdem rauscht der (zugegebenermaßen recht idyllisch anmutende) Kanalisationszufluss etwas laut an unserer rollenden Koje vorbei. Zur Schlafenszeit parken wir daher auf dem neueren der offiziellen Stellplätze um und verbringen dort eine erholsame Nacht.

 

Tag 11: 24.08.21 255km 04h05

24. August – Tag 11
Abfahrt: 9.04 Uhr | Tagesstrecke: 255 km

Mit Gas-Tanken starten wir den Tag. Gegen 9.30 Uhr verlassen wir Sortland.

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Bei Evenes an der E10 (Kong Olavs vei) legen wir zwei Stunden danach eine Rast für ein ausgiebiges „Spätstück“ ein. So gestärkt geht es weiter – Kurs: Schweden!

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Am frühen Nachmittag passieren wir via Bjørnfjell und kurz vor dem Skiort Riksgränsen die Grenze, erstaunlicherweise komplett corona-kontrollfrei. Gegen 14.45 Uhr legen wir eine Guckpause in Abisko ein. Wir finden einen gerade ausreichend langen Längsparkstreifen am Naturum – praktisch mit Blick auf das berühmte „U“ in der Landschaft: Lappporten.

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Im Naturum schauen wir uns die naturkundliche Ausstellung an und testen das WC (topp!). Theoretisch könnten wir noch von der anderen Seite der E10 aus (dort befindet sich ein Langzeitparkplatz mit größeren Stellflächen) per Seilbahn zur Aurora Sky Station hochfahren. Doch wir passen. Zu schmuddeliges Wetter für einen prima Ausguck. Stattdessen schicken wir den T-Rex wieder in die Spur und lassen ihn durch weitbergige Landschaft mit Erzbahn-Flankierung bis zum Rastplatz Pessisjåkka kurz vor Kaisepakte fahren. Die dortige Reisemüllstation quillt zwar schon über, aber auf der geräumigen Fläche ist genügend Platz zum Übernacht-Stehen (was hier offenbar noch einige andere Camper und Angel-Ausflügler vorhaben). Es gibt ein Toilettenhäuschen und Richtung Fluss (Torneträsk) sogar eine robuste Unterschlupf-Hütte und ein lichtes Wäldchen mit Picknick-Stellen.

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Allerdings ist es hier auch ziemlich mückig. Doch Autan sei Dank (und wegen der schon weitgehend beendeten Beißsaison) kommen wir ohne Stiche davon. Nach dem Erkundungsgang gönnen wir uns erst mal ein Milchreis-Gelage und hängen ein bisschen herum. Weil der Regen aber partout nicht aufhören will, sondern sogar noch zunimmt, werfen wir uns Regenhose und Windjacke über und tappen noch mal zum Torneträsk, aber diesmal die ganze Böschung hinunter bis zum Ufer. Dort haben Freiluftfans eine Menge Steinmännchen in die Landschaft gestapelt.

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Wir reihen uns in die Riege der Baumeister mit ein. Danach nutzen wir ausgiebig aus, dass wir Gummistiefel tragen und patschen durch die kieseligen Flachwasserzonen. Ganz verlassen ist das Ufer nicht. Auf einem breiteren Uferstreifen unterhalb der Böschung stehen improvisierte Fischerhüttchen und ein gestrandeter Schnee-Scooter.

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Wir sehen uns noch ein bisschen länger um, dann wird es Zeit zum Trockenlegen und für einen gemütlichen Abend im T-Rex.

 

Tag 12: 25.08.21 – 209km 3h35

25. August – Tag 12
Abfahrt: 9.55 Uhr | Tagesstrecke: 209 km

Heute hat auch unser T-Rex mal wieder eine Morgentoilette nötig. Dank der guten Rastplatz-Ausstattung ist das schnell erledigt und wir können unserem nächsten Ziel entgegentraben: Kiruna. Knapp eine Stunde später parken wir schon auf dem großen zentralen Parkplatz gegenüber der Kirche.

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Nach kurzem Spaziergang befinden wir uns auch schon im alten Zentrum, das allerdings bereits Auflösungserscheinungen aufweist. Denn spätestens 2040 soll die komplette Stadt drei Kilometer ostwärts verrückt sein. Damit Platz für den weiteren Eisenerz-Abbau ist.

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An teils verlassenen, teils altmodisch dekorierten Läden gondeln wir umher und landen schließlich im Folkets Hus mit Touri-Info, Kino, Souvenirverkauf, Outdoor-Klamotten-Lagerabverkauf plus lustigem Aufbau für ein „Space-Foto“. Immerhin befindet sich hier in der Nähe ein Weltraumzentrum. Seit Mitte der 60er Jahre starten von hier aus Forschungsraketen und Stratosphärenballons in den Orbit. Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt nutzt den Weltraumbahnhof und bringt von dort aus Raketen mit Experimenten unter Schwerelosigkeit ins All. Uns dagegen zieht es nun ins Mini-Einkaufszentrum mit Ausstellung über den Stadt-Umzug und „Keller“-Cafeteria, die uns einen dringend benötigten Smörgås-Imbiss beschert. Den Kaffee samt Keksen bekommen wir freundlicherweise gratis dazu. Wie nett! So gesättigt, können wir den Aussichts-Hausberg von Kiruna in Angriff nehmen, den Luossavaara. Mit dem Wohnmobil geht es auf holprigem Weg fast bis ganz oben zur Skilift-Station, die gerade neu eingerichtet wird.

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Ein Spezial-Mechaniker in Bergsteiger-Montur – dem Akzent nach Franzose – ist dort kletternd am arbeiten. Wir genießen derweil den superschönen Rundblick über die nördlichste Stadt Schwedens, das Erz-Abbaugebiet und die schier endlose Natur umzu mit Seen, Wald und dem Kebnekaise am Horizont. Schwupps, ist eine Stunde herum.

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Wir reißen uns schweren Herzens los, denn wir müssen noch einkaufen. Erst plündern wir den örtlichen ICA Stormarknad, dann bummeln wir gemütlich durch den Clas Ohlson nebenan. Am späten Nachmittag geht es wieder auf die Piste zur E10 Richtung Luleå. Nach kurzer Fahrt verlockt uns ein großer See (mit Holzhütten-Floß in der Mitte) am Wegesrand zum Abzweigen. Navi-Adresse: Alttajärvivägen (südlich von Jukkasjärvi). Wir finden einen prima Platz zum Picknicken. Dort stellen wir uns quer zum Ufer, kochen Tee und packen die beim ICA frisch gefangenen Wiener-Bröd-Stücke aus.

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Doch übernachten wollen wir woanders. Kurz nach dem Wiederanrollen sichten wir aber erst einmal den ersten Elch unserer Reise. Genauer gesagt, ist es ein wahres Monument von einer Elchkuh. Riesig und wie hingemeißelt steht sie auf einmal am Wegesrand. Für ein Foto geht alles viel zu schnell. Viel zu spät (weil wir mit einer derart nahen Nahbegegnung nie gerechnet hätten) fahren wir rechts ran und nesteln die Kamera hervor. Da trabt die „Elchin“ schon zurück ins blickdichte Gehölz, offenbar begleitet von einem Kalb, was aber wie der Blitz verschwindet. Kann man machen nix… In der Abenddämmerung treffen wir am angepeilten Lagerplatz ein: Sandviken bei Gällivare. Wir lassen uns von der (nicht ganz vertrauenswürdigen) Zufahrt nicht schrecken und landen – Überraschung! – an einem toll gestalteten und ausgerüsteten Badegelände am See. Es gibt ein „Utegym“ mit rustikalen Fitnessgeräten aus Holz. Schön verteilt auf dem Gelände stehen schützende Busch-Umrahmungen und bilden so kleine Liege-Parzellen. Gefühlt hat jede davon eine eigene Mülltonne.

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Auch Sitzbänke gibt es genügend, dazu eine Feuerstelle mit Holzscheit-Kiste, Tanzpodest mit DJ-Anlage für jedermann und eine superschöne Aussicht samt Wasserflugzeugen „rechts um die Ecke“. So lässt es sich aushalten.

 

Tag 13: 26.08.21 – 291km 4h39

26. August – Tag 13
Abfahrt: 12.35 Uhr | Tagesstrecke: 291 km

Ausschlafen – See-Spaziergang – Sitzbank-Testen. So heißen unsere Disziplinen für den heutigen Dreikampf am Morgen. Entspannung pur.

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Zu einer Schwimmrunde im eiskalten Wasser können wir uns aber nicht überwinden. Aber wir sind ja auch immer noch nördlich des Polarkreises. Aber nicht mehr lange. Ab jetzt geht es wieder stramm südwärts. Südlich von Jokkmokk überqueren wir den „Napapiiri“ – natürlich nicht ohne Fotostopp. Auch wenn wir vor drei Jahren schon mal hier waren.

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Dafür nehmen wir nun ein komplett neues Zwischenziel ins Visier: Storforsen, die größten Stromschnellen Schwedens (wenn nicht gar Skandinaviens). Auf dem Weg dorthin kreuzen immer wieder Rentiere unsere Route, einmal auch Auerhahn und -henne.

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Gegen 15.30 Uhr haben wir bereits „umgeschuht“ und spazieren zum ersten Bereich mit Kaffeestuga, Shop und Toiletten. Schon auf dem Weg dorthin hört man das Donnern und Tosen. Am Aussichtspunkt (erreichbar über barrierefreie Stege) offenbart sich die überwältigende Naturkraft dann in voller Pracht.

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Über weitere Stege und glatte Felsen lässt sich das Gebiet weiter erkunden. Viele Feuerstellen laden zum Lageraufschlagen ein. Holz gibt es im Schuppen am Startpunkt, gesponsert von Sveaskogen. Was für ein Service. Nicht mal selbst hacken muss man die Scheite. Zwei Stunden verbringen wir hier. Dann ruft uns unser nächstes Ziel: „unser“ bewährter Übernachtungsplatz von der letzten Lappland-Tour an der stillgelegten Brücke am Piteälv. Leider geraten wir wegen falsch von uns zugeordneter GPS-Daten auf eine Irrfahrt mit Riesenumweg, irgendwo um den Trollforsen herum auf unmöglichen Schlaglochpisten.

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Immerhin machen wir so die interessante Erfahrung, über eine gemeinsam mit der Inlandsbahn genutzte schmaaaaale Brücke zu rumpeln und haben noch ein paar fotogene Rentier-Begegnungen. Gegen 19.30 Uhr treffen wir aber doch noch am Wunschplatz ein, dem Rastplatz Ljusselforsen (nächstes Mal merken wir uns den Namen aber mal richtig!!!). Erste Maßnahme für diesmal ist ein ausgiebiger Spaziergang über die Brücke und um die Ecke zum Fricamping-Bereich.

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Mehrere „Nester“ mit Elch-Losung lassen auf ein weiteres Treffen mit dem König der Wälder hoffen. Aber der oder die Urheber lassen sich nicht blicken. Zurück am Womo, stellen wir fest, dass wir nicht mehr allein auf weiter Flur sind. Wir und unser T-Rex sind umrahmt von einem Ehepaar aus Sachsen und Vater mit Sohn vom Niederrhein. Letzterer (also der Vater) hat erzählt bekommen, dass man in der Nacht eventuell Nordlichter sichten könnte, weil es vier Tage zuvor einen Sonnensturm gegeben hat. Gegen 22.30 Uhr ziehen wir uns warm an und schauen mal nach einer dunklen Ecke zum Gucken. Eine halbe Stunde später sind alle komplett (außer dem kleinen Sohnemann) auf der Brücke angetreten und starren in den Himmel. Doch obwohl Ansgar das Licht der Laternen mal eben abdreht (sprich per Zange die Sicherung losschraubt), lässt sich das Naturphänomen nicht blicken.

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Der Mond scheint hell, und der aufsteigende Dunst vom schäumenden Fluss macht alles diesig. Eine Stunde lang wird tüchtig über Skandinavien-Reisen gefachsimpelt, dann treibt uns die Kälte wieder in die Womos. Man kann eben nicht immer alles haben. Stattdessen machen wir DVD-Kino. Es gibt „Dänische Delikatessen“ und dazu heißen Tee, bis die Heia lockt.

 

Tag 14: 27.08.21 – 294km 4h06

27. August – Tag 14
Abfahrt: 10.20 Uhr | Tagesstrecke: 194 km

Wir nutzen mal wieder die günstige Gelegenheit zum Wasserzapfen und Latrineleeren, dann füttern wir das Navi, winken den anderen Wohnmobilisten zu und rollen wieder auf Tour, südwärts durch Lappland. Nächster Zwischenhalt: Sorsele in der Provinz Västerbottens län. Nach dem Tanken erkunden wir das stylische Toilettenhäuschen (seeehr sauber) am Vier-Stunden-Parkplatz (mit großen Stellflächen) nahe des Inlandsbahn-Museums.

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Bei Letzterem (eingerichtet im alten Stationsgebäude) ist der Eintritt frei. Ein nettes übersichtliches und doch liebevoll ausgestattetes und lehrreiches Museum mit Mini-Café. Und die kleine Shop-Ecke bietet die pure Qual der Wahl an alltagstauglichen und dabei doch auch dekorativen Souvenirs. Wir langen jedenfalls ordentlich zu. Und das Shoppen geht noch weiter – beim nächsten Halt in Storuman. Dort entern wir diesmal den Coop, wo wir die lecker-locker-knusprigen Zimtkekse finden, die uns in Kiruna zum Kaffee angeboten wurden.

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Danach ist noch ein Foto vom wilden Wappenmann des Städtchens fällig, dann geht es weiter Richtung Vilhelmina. Dort in der Umgegend wollen wir nun nach einem lauschigen Badesee-Plätzchen suchen, weil der Sommer doch noch mal tüchtig aufgedreht hat. Ein Vorschlag aus dem Womo-Reiseführer (Malgoviken) ist jetzt offenbar ein Bezahlplatz, aber knapp 18 Kilometer weiter werden wir fündig. Am Sagostig bzw. schräg gegenüber auf der anderen Straßen- und Brückenseite liegt ein größerer Picknickplatz, der uns zusagt.

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Dort steht bis jetzt nur ein Camper mit einem netten älteren Paar aus den Niederlanden, Henk und Marjolijn, wie wir später erfahren. Er aus Arnheim, sie aus Giethoorn. Außerdem bietet der Platz noch zwei Feuerstellen mit Bänken, eine Unterstellhütte, ein Trocken-Klo und einen Badesteg. Hier bleiben wir. Es folgt ein kleiner Erkundungsspaziergang auf die Nachbarlandzunge des Malgomaj-Sees. Auch dort steht eine Angler-Hütte mit Feuerstellen. Aber dort kann man mit dem Wohnmobil weniger geräumig stehen. Also genießen wir es, die richtige Wahl getroffen zu haben. Vor uns breitet sich ein unheimlich toller und zugleich stiller Seeblick aus. Leichtes Schwappen, blauer Himmel, Wald um zu. Ob wir mal einen Sprung ins Wasser wagen? Neopren-Shorty an… Doch mehr als bis zu den Knöchel ist heute nicht mehr drin. Dafür nutzen wir den von Vorbesuchern aufgebauten Steinring neben dem Womo für ein Lagerfeuer. Das bei Gällivare mitgenommene Holz soll schließlich nicht wieder mit nach Hause.

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Mit Fleecedecken und Womo-Sitzpolster richten wir uns gemütlich ein. Henk und Marjolijn gesellen sich mit ihren Faltstühlen hinzu. Wir plauschen und tauschen Reiseerlebnisse aus, bis die Sonne ganz weg und das Feuer heruntergebrannt ist.

Tag 15: 28.08.21 – 0km 0h00

Es ist Samstag. Und wir wollen heute noch nicht weiterfahren. Was bedeutet das? Ausschlafen! Bis kurz nach 10 Uhr. Rekord auf dieser Reise. Aber irgendwann pulen wir uns aber doch aus den Federn. Nach einem leckeren Luxus-Rührei-Frühstück begeben wir uns auf den nahegelegenen Sagostig mit seinen Märchen-Darstellungen, gestaltet mit Gemälden, Holzskulpturen, Erklärtafeln, echten Fliegenpilzen und Ameisenhaufen.

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Was für ein hübsches verwunschenes kleines Wäldchen mit plätscherndem Flüssen, das glitzernd zwischen den Tannenzweigen hindurchlugt.

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Danach gönnen wir uns direkt am Womo ein Badesteg-Sonnenbad mit Hörbuch. Idylle pur. Irgendwann wird es schattigen und wir treten Rückzug ins Wohnmobil an. Nebenan hackt Henk Holz für seine geplante Flintsteak-Zubereitung. Entspanntes Nichtstun… Bachstelzen, Bergfinken und weitere Piepsies picken zutraulich vor dem T-Rex herum, bequem vom Fenster aus zu beobachten.

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Später am Nachmittag wagen wir – nachdem die Sonne so schön fleißig aufs Wasser geschienen hat – einen zweiten Schwimm-geh-Versuch. Ansgar flutscht vom glitschigen Stehfelsen gleich hinein, noch mit der Trainingsjacke an. So nicht geplant. Aber wo man schon mal drin ist… Von der flacheren Uferzone geht es definitiv besser ins Wasser, man muss nur ein bisschen länger hineinstaksen, bis man echte Schwimmzüge machen kann. Aber diesmal wollen wir es wissen. Tatsächlich schaffen wir ein paar kleine Runden, bis die Arme dann doch „gefroren“ sind. Also schnell wieder ins Trockene.

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Mit Hörbuch und Köttbullar-Abend endet ein entspannter Pausentag.

Tag 16: 29.08.21 – 509km 7h34

29. August – Tag 16
Abfahrt: 8.18 Uhr | Tagesstrecke: 509 km

Morgendlicher Nebel über dem See begrüßt uns zum Aufstehen um 7.30 Uhr. Wir brauchen Strom, also brechen wir die Zelte ab, klemmen noch eine Visitenkarte mit Abschiedsbrief unter die Scheibenwischer unserer niederländischen Stehnachbarn und fahren los. In Strömsund legen wir auf dem Rastplatz nahe der Brücke am Hembygdsgård einen Zwischenstopp ein.

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Wir steigen aus und sagen Hallo zum Dunderklumpen um die Ecke, einem freundlichen Betonriesen, den die Schweden aus dem gleichnamigen Familienfilm kennen und lieben. Per QR-Code gibt es für das unkundige internationale Publikum die entsprechende Erleuchtung. Wir stromern noch ein bisschen über das Gelände.

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Das Museumshauptgebäude hat noch geschlossen, hätte sonst aber freien Eintritt – mit Ausnahme der Ausstellung über Beppe Wolgers, dem Dunderklumpen-Erfinder, Drehbuch-Autor und Schauspieler (Pippi Langstrumpfs Vater). Das Café nebenan hat dagegen schon geöffnet, aber wir sind lebensmittel-technisch so gut versorgt, dass wir unser eigenes Picknick-Frühstück zaubern, bevor wir weiterfahren. Auf der Strecke Richtung Åre begegnen uns Fuchs und Auerhuhn am Wegesrand. In Järpen durchstöbern wir Lundhags Fabriksbutik & Outlet nach nützlicher Outdoor-Kleidung. Am Ende springen immerhin zwei schicke Schweden-Pullis dabei heraus. Weiter geht’s zum nächsten Fabrikladen – wobei: Manufaktur trifft es besser, denn wir entern Åres Chokladfabrik, die aus einem süßen kleinen Laden mit „gläserner“ Werkstatt mit kleinem Ute-Café davor besteht (superschöner Blick auf die darunter liegende Gegend).

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Drinnen lauert die Qual der Wahl. Deshalb fragen wir, ob es Probierstückchen gibt. Die nette Pralinenmeisterin schnibbelt extra für uns eine Auswahl zurecht und gibt uns noch eine Empfehlung, in welcher Reihenfolge wir uns geschmacklich am besten durchprobieren. Lecker-lecker. Ein ganzes Set süßer Mitbringsel inklusive Kakao für uns selbst wandert ins Körbchen. Nun besuchen wir noch den kleinen (im Skiort ist alles etwas enger gebaut) Åre-Coop für die übrige Versorgung. Und weil wir gerade in der Gegend sind, machen wir noch einen Abstecher zum 25 Kilometer entfernten Tännfors, Schwedens größtem Wasserfall.

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Vom Skywalk aus bekommen wir den Deluxe-Blick mit Regenbogen-Topping. Dann schicken wir den T-Rex mal wieder auf einen längeren Marsch – bis kurz vor Svenstavik. Die Suche nach einem geeigneten Stellplatz führt uns auf den Hoverberg, der sogar eine Wander-Ausguck-Infohütte mit ganz ordentlich Stehplatz am Rand bietet – dazu noch eine Feuerstelle mit Holzvorrat, Trockenklos weiter den Berg hoch und ganz oben (wie es sich gehört) eine Toppstuga mit Ausguckturm und Skywalk.

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Von dort breitet sich ein toller 360-Grad-Blick aus! Den genießen wir, so lange die Sonne noch Kraft hat. Dann lockt ein lauschiger Abend im Womo.

 

Tag 17: 30.08.21 – 497km 7h23

30. August – Tag 17
Abfahrt: 9.32 Uhr | Tagesstrecke: 497 km

Unser erster Weg an diesem Morgen führt uns ins Zentrum von Svenstavik auf den Parkplatz gegenüber vom ICA. Denn dort befindet sich ein recht komfortables Ver- und Entsorgungshäuschen. Es folgt ein Tankstopp in Åsarna neben dem einzigen (aber dafür auch extragroßen und dazu ziemlich elch-lastigen) Hotel des Ortes.

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Auf der anderen Seite der Tankstelle befindet sich das Skizentrum, in dem auch der vierfache Langlauf-Olympiasieger Thomas Wassberg die Finger (oder besser: die Skier) drin hat. Und das war’s hier eigentlich auch schon. Etwas später halten wir an einem Seitenweg der E45, um zu frühstücken. Danach sind wir bereit für weitere Besichtigungstaten.

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Erst vom Fenster im Vorbeirollen aus, dann auch stationär. Die nächste Gelegenheit bietet sich mit der Gamla Kyrka von Älvros.

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Hier (wir haben inzwischen Jämtland verlassen und befinden uns in Härjedalen) waren wir vor ein paar Jahren schon mal. Da war die Kirche allerdings abgeschlossen. Heute können wir endlich auch hinein.

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Ein wirklich hübsches Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert. Wir nehmen noch zwei Ansichtskarten gegen ein paar Münzen in die Kirchenkasse mit, stromern auf die andere Straßenseite und schauen uns auf dem dortigen Mini-Hembygdsgård um.

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Am frühen Nachmittag reißen wir uns wieder los. Wir wollen jetzt wieder Kilometer Richtung Süden machen. Wir passieren den einen oder anderen netten Picknickplatz, halten kurz auf dem Rastplatz Johannisholm. Das WC-Häuschen ist okay. Leider ist der Zugang zum See durch einen Campingplatz versperrt. Also weiter. Punkt 20 Uhr rollen wir am stattdessen ausgeguckten Übernachtungsplatz ein, dem Angelsee Sandbäcken mit Riesen-Stehwiese in Karlstad (Värmland).

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Hier lässt es sich aushalten, also bleiben wir.

Tag 18: 31.08.21 – 288km 4h16

31. August – Tag 18
Abfahrt: 10.10 Uhr | Tagesstrecke: 288 km

Da sich unsere Schweden-Tage langsam dem Ende zuneigen, gönnen wir uns an diesem Morgen ein echtes „Fil-Frühstück“ mit Start!-Knuspermüsli bzw. Cornflakes. Die richtige Filmjölk (eine Art flüssige Dickmilch) gibt es eben nur hier. Danach will unser Gastank aufgefüllt werden. Daher steuern wir die „Gasfyllarna“ an, die wir schon von einer früheren Nordland-Reise (da aber von einem anderen Ort) her kennen. Das Gas-Tanken (keine Selbstbedienung) ist auch hier wieder topp und unkompliziert. Was kurz vor Reiseende auch noch sein muss: ein Besuch bei Biltema (weil weit mehr als nur ein Autozubehör-Markt). Wir finden nützliche und dekorative Mitbringsel für Freizeit und Garten, nehmen noch einen Katalog mit und verspachteln in der kleinen Cafeteria ein paar „Kokta korvar med bröd“ für unschlagbare fünf Kronen das Stück. Als nächstes wartet ein letzter Supermarkt-Einkauf auf schwedischem Boden. Beim Coop im großen Einkaufszentrum Bergvik werden allerdings keine Womos mit über 2,90 m Höhe auf den Parkplatz gelassen. Doch beim Ikea nebenan geht’s. Gegen 15 Uhr sind wir versorgt und wieder on the road. Doch eine Stunde später meldet sich der Teedurst.

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An einem Feuchtgebiet am Wegesrand mit Vogelturm und weidender Kuhherde finden wir das geeignete Plätzchen dazu. Natürlich will vor dem Tee der Turm erklommen sein. Dazu müssen wir uns erst über die durch Klappgatter betretbare Kuhweide wagen. Vorsichtig schieben wir uns durch Herde, die sich vor uns aber teilt wie das Rote Meer – nur eben ein bisschen widerwillig muhend.

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Schon putzig. Nach Landschaftsbeschau und Teepause lassen wir unseren T-Rex wieder von der Leine. Bis zum Naturreservat Västerskog auf der Halbinsel Särö bei Kungsbacka lassen wir ihn traben. Dort rollen wir auf den etwas zugewachsenen Parkplatz am Gustaf V:s väg, wo gegen 20 Uhr genug Platz zum Längsstehen ist. Bevor die Dämmerung das Licht ausmacht, wollen wir nochmal ans Wasser. Also stromern wir gleich nach der Ankunft über den kleinen bewaldeten Berg, der uns vom Meer trennt. Auch hier steht (wie auch auf der anderen Straßenseite vom Parkplatz) die eine oder andere Holzvilla in der Botanik. Nicht gerade ein Armenviertel hier. Dann gelangen wir schließlich zum Badeplatz mit kleiner Strandpromenade und saugen das letzte Abendlicht über der Schärenbucht ein. Schööön!

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Durch den Wald geht es wieder zum Parkplatz, aber jetzt wollen wir noch die andere Seite dieses Sommerfrische-Ortes erkunden. Der Weg führt uns kreuz und quer an Großvillen vorbei, die dekorativ über die Hügelterrassen des Ortes verteilt sind. Das Schwedenbrot-Abendbrot hinterher im Womo haben wir uns danach redlich erwandert.

Tag 19: 01.09.21 – 585km 6h59

1. September – Tag 19
Abfahrt: 8.40 Uhr | Tagesstrecke: 585 km

Heute sind wir mal wieder etwas früher dran.

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Nach dem Frühstück brechen wir zeitig auf, legen gegen 10.20 Uhr einen Tankstopp bei Ängelholm ein und nehmen dann Kurs auf Malmö, Ziel: Ribersborg Strand. Da waren wir – trotz mehrfacher Malmö-Besuche – bisher noch nie. Ein eeeeeeendloser Strand mit mehreren Abschnitten und Badebrücken. Wir suchen uns einen der hinteren Abschnitte mit großem Parkpatz davor für ein längeres Päuschen aus. Und natürlich schauen wir uns die dazugehörige Badbrygga an – mit dem Turning Torso am Horizont.

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Bevor wir weiterfahren, nutzen wir noch die Recyclingstation auf dem Parkplatz für eine wohlgetrennte Abfallentsorgung, dann sagen wir tschüß zu Schweden. Über die Öresundbrücke sausen wir nach Dänemark, hoppsen ohne Zwischenstopp von Seeland über Fünen nach Jütland. Dort legen wir eine letzte Ehrenrunde bei Biltema in Fredericia ein. Der Fabrikshop von Spangenborgs Schaumkuss hat um 17 Uhr leider schon zu, aber bei Biltema finden wir noch eine Dänemark-Fassadenflagge und einen Windvogel für den Garten und bunkern noch ein paar andere Nützlichkeiten, bevor es wieder auf die Bahn geht. Kurz vor der deutschen Grenze finden wir einen lauschigen Rastplatz mit weiter abseits in der Natur liegender Extra-Abteilung.

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Die durch kleine Hecken abgetrennten Nischen mit Picknicktisch-Garnitur bieten locker Platz für Camper und Wohnmobil. Wir suchen uns unsere Nische aus, parken rückwärts ein, Unterlegkeile brauchen wir aber doch. Trotzdem tolle kleine Anlage – und umsonst. Muss man sich merken: Rasteplads Frøslev Vest (Padborg).

 

Tag 20: 02.09.21 – 355km 3h56

2. September – Tag 20
Abfahrt: 10.00 Uhr | Tagesstrecke: 355 km

Am letzten Tag unserer Reise haben wir es naturgemäß nicht eilig mit dem Aufbrechen. Aber sein muss es. Punkt zehn brechen wir auf, vier Stunden später (ohne Pause) sind wir wieder daheim. Ach ja! Eine schöne Reise war’s!

2020 September – Mecklenburgische Seenplatte

2020 September – Mecklenburgische Seenplatte

      Sprung-Ziele je Tag:       1234567891011121314

 

Tag 1:

06. September 2020 - Kilometerstand: 9998 km
Von Wilhelmshaven nach Ludwigslust

Unsere erste richtige Wohnmobil-Reise seit Corona (= mehr als vier Tage) beginnt am Sonntag um 10.45 Uhr. Wir nehmen die Quer-Direktroute durch den Wesertunnel, schlendern eine Weile autobahnfrei durchs nasse Dreieck, was wörtlich zu nehmen ist, denn es regnet ganz ordentlich. Bei Winsen/Luhe beschleunigen wir die Fahrt dann aber mal lieber doch und überreden das Navi, die Route mit Autobahn vorzugeben. Am späten Nachmittag rollen wir in Ludwigslust ein, leider ist der Stellplatz am Schloss schon komplett belegt. Aber ein Schild weist auf einen Ausweichplatz hin. Den gehen wir mal suchen. Nach einigem Herumgekurve finden wir den schlichten Platz an der Tankstelle. Weil der aber ein ganzes Stück weg vom Schloss ist, rollen wir zurück, stellen uns in den Vier-Stunden-Bereich (mit Parkscheibe) und gehen erstmal eine Runde Schlossplatz und Kaskaden gucken.

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Im Café Alte Wache stärken wir uns mit Pfirsichtorte und Pflaumenkuchen (lecker). Dann holen wir die Fahrräder vom Womo und erkunden den riesigen Schlosspark inklusive Skulpturen (die „Teetassen“ hier sind ganz schön gewaltig!), eigener Kirche und 24 Wassersprüngen (absolut sehenswert).

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Gegen 18.45 Uhr nehmen wir auf dem Ausweichplatz Aufstellung und muggeln uns ein. Der Urlaub hat begonnen! Jaaaa!

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Tag 2:

07. September 2020 - Kilometerstand: 10324 km
Von Ludwigslust über Kaarz nach Güstrow

Um 10.20 Uhr rollen wir weiter – Ziel: Güstrow. Vorher aber machen wir noch einen spontanen Abstecher zum Schloss Kaarz. Das ist echt ein kleiner, aber feiner Geheimtipp. Das Schloss ist zwar ein Hotel, der Park aber ist öffentlich zugänglich und lädt zum Entdecken der zahlreichen und dennoch dezent-präsent verteilten modernen Kunstwerke ein. Das geht auch bequem von den Bänken und Liegen aus – und lässt die holperige Kullerstein-Wegstrecke zum Schloss (und wieder zurück) vergessen.

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Doch jetzt geht es nach Güstrow. Der kostenlose Stellplatz am Gleviner Platz ist bereits mittags belegt (was bei nur drei Buchten auch zu erwarten war). Aber wir haben einen Plan B, und der heißt: Ab ins Grüne zum Heidberg. Wir testen kurz den Besucherparkplatz des Barlach-Ateliers (das montags geschlossen ist), finden aber, dass der Parkplatz am Badestrand (Wassersportzentrum Inselsee) 20 Meter davor besser zum Stehen geeignet ist. Wir spazieren zum Badesteg und „nehmen“ eine Wasserprobe. Hm, gar nicht so kalt. Eine Stamm-Schwimmerin, die sich ohne mit der Wimper zu zucken in die Fluten stürzt, bestätigt das.

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Wir bleiben aber erst mal auf dem Trockenen und gönnen uns eine Pommes an der Imbiss-Theke des nahen Fahrradhotels „Strandhaus am Inselsee“. Vom netten Wasserwächter des DRK nebenan erfahren wir (neben einigen regionalen Ausflugstipps), dass der Radwanderfernweg Berlin-Kopenhagen direkt hier vorbeiführt. Und, dass der Parkplatz trotz der (im Moment offenen) Schranke nicht nachts geschlossen wird. Aber selbst wenn: Vor 9/10 Uhr am nächsten Morgen wollen wir auch gar nicht weg. Entsprechend entspannt erwandern wir nach der Rast den Aussichtsturm „Utkiek“ und gucken auf Güstrow am anderen Seeufer herunter. Durch den Wald und über den Rodelberg mäandern wir zurück zu unserem T-Rex. Tee und Butterbrote locken.

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Spätnachmittags schwingen wir uns auf die Räder radeln am Seeufer ein kleines Stück Richtung Kopenhagen, biegen dann aber ab zum Hotel am Tierpark, um dem dortigen Bezahlplatz für Womos und Co. (mit Ver-/Entsorgung) einen näheren Blick zu gönnen. Wir finden unser Einfach-Plätzchen schöner und radeln weiter. Diesmal zum Tier- und Naturpark mit Rundwanderweg. Der Park hat schon zu, der Rundweg durch Wald und Moor aber hat keine Schließzeiten. Sechs Kilometer mit Waldentdecker-Stationen – das probieren wir aus.

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Ein bisschen Sucherei am Ende, um wieder auf Kurs zu kommen, dann haben wir unseren Berlin-Kopenhagen-Weg wieder. Abends zieht es uns noch einmal zum Badesteg, der tollen Himmelsfärbung wegen. Schööööön!

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Tag 3:

08. September 2020 - Kilometerstand: 10443 km
Von Güstrow über Teterow, Dahmen und Basedow nach Dargun

Abfahrt: 9.40 Uhr. Erster Zwischenhalt: Teterow. Nach mehreren Parkplatz-Suchrunden finden wir eine passende freie Bucht am Straßenrand in Bahnhofsnähe. Aber auch die Altstadt ist nicht weit. Durch eines der Stadttore entern wir das Zentrum und landen wenig später am Rathaus mit dem Marktplatz. Wie es der Zufall will, ist gerade Wochenmarkt. Bevor wir uns dort einkaufend betätigen, legen wir noch eine Guckrunde in der lutherischen Kirche nebenan ein. Dort ist gerade eine Foto-Dokumentations-Ausstellung zur deutschen Einheit (und der auch hier veranstalteten Friedensgebete auf dem Weg dahin) zu sehen. Auf dem Markt kommen hinterher Äpfel und Eier „ins Körbchen“.

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Zweiter Zwischenhalt: Dahmen am Malchiner See. Wir parken am Sportplatz, satteln die Räder und steuern auf dem dort beginnenden Feldweg (vorbei an gelassen weiterkauenden Kühen) den Vogelbeobachtungsturm an. Der ist zwar mehr eine Holzhütte auf Stelzen, bietet aber einen schönen freien Blick auf den Malchiner See. Schwalben flitzen vorbei, drei Haubentaucher baden, und (vermutlich, wenn man den Vogel-Infos im Turm folgt) eine Rohrweihe spielt Drohne.

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Dritter Zwischenhalt: Basedow. Den schmucken Ort, der sich samt Dornröschenschloss wie aus dem historischen Ei gepellt präsentiert, hatte uns der Güstrower Wasserwächter vom Inselsee empfohlen. Das Schloss ist zwar noch nicht fertig saniert, aber das tut dem Anblick gar keinen Abbruch (hm, unfreiwilliges Wortspiel). Davor liegen schöne Blumenrabatten, dahinter eine schmucke Ruine, daneben knabbern die Naturrasenmäher sehr dekorativ das Gras ab.

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Unseren T-Rex haben wir übrigens auf einem kleinen öffentlichen Parkplatz zwischen dem Sportplatz und einem Café gelassen. So kann er die Schafe nicht beißen ;-). Apropos: Ein Besuch im Alten Schafstall muss auch noch sein. In dem kombinierten Café und Hofladen sacken wir ein paar kulinarische Mitbringsel plus Apfel- und Quarkkuchen für später ein. Ein paar Ansichtskarten wollen auch noch geschrieben sein, dann drehen wir eine weitere Runde, diesmal für ein spätes Mittagessen im „Farmers Steakhouse“. Unterwegs sichten wir erst einen baumkletternden Kleiber, dann einen Briefkasten für die Karten, im Steakhaus auf der Menükarte schließlich Rinderhüftsteak und Co. (leckerst).

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Übernachten wollen wir aber woanders – und zwar in Dargun. Genau gesagt, auf dem Stellplatz am Klostersee (allerdings liegt noch ein Wäldchen zwischen uns und dem Wasser). Vier Womos stehen schon da, aber es noch genug Platz für uns. Unser erster Spaziergang führt uns zum See mit Strandbad (tolle Anlage, schlicht, aber noch neu und mit allem, was man braucht). Corona-bedingt wird in diesem Sommer kein Eintritt erhoben (allerdings am Abend abgeschlossen, wie wir später leider feststellen – ist also nichts mit einem Mondscheinbad).

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Der zweite Spaziergang führt in den Irrgarten gleich neben dem Stellplatz. Danach: Tee und Basedow-Kuchen zur besten englischen Teezeit. Der Apfelkuchen muss als Erstes dran glauben…

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Tag 4:

09. September 2020 - Kilometerstand: 10529 km
Von Dargun nach Ivenack

Wir starten um 9.50 Uhr – erst einmal weiter hinein nach Dargun zur Jolu Schau-Manufaktur für Naturkosmetik. Da hüpft die Seife (Rose und Maiglöckchen) fast von allein in den Einkaufsbeutel.

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Aber nun brauchen wir eine Ver- und Entsorgungsstation. Diese finden wir im zweiten Anlauf (beim ersten auf dem Campingplatz Meesiger-Gravelotte kommen wir nicht zum Zug, weil es kein Frischwasser außer Haus gibt) auf dem Campingplatz Sommersdorf (ebenfalls am Kummerower See). Für knapp fünf Euro dürfen wir Grauwasser ablassen, die Toilette auskippen und rund 50 Liter Trinkwasser zapfen.

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Danach hält uns nichts mehr: Ivenacker Eichen – wir kommen! Auf dem „neuen“ Großparkplatz, 200 Meter vom Eingang, ist ordentlich Platz für Womos. Die Tagesgebühr beträgt eigentlich zwei Euro (auch schon ein Schnapper!), aber der Parkautomat ist außer Funktion, das Parken also gratis. Wir entern den Tier-Natur-Park (Eintritt mit Baumwipfelpfad: neun Euro pro Person) und „stolpern“ gleich hinterm Eingang über zwei 500 Jahre alte Eichen. Die 1000-jährige Parade-Eiche des Parks steht nicht weit entfernt. Aber rund herum stehen noch weitere tolle stattliche Eichen und Buchen.

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Denen wollen wir jetzt auch auf Augenhöhe begegnen. Eintrittskarte und Scanner öffnen uns die Pforte zum Wipfelpfad. Erklärstationen flankieren den Weg baumaufwärts, begleitet von netter Wald-Kurzlyrik und Holzschnittkunst aus Kindermund/-hand und Ausblicken auf die Streuobstwiese samt mampfendem Damwild. Eine Hörstation mit indianischer Philosophie gibt es es auch. Dann lockt der Höhepunkt: der Aufstieg auf den Turm. Von dort breitet sich ein schöner Rundblick aus – unter anderem auf den Ivenacker See mit dem obligatorischen Schloss.

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Doch irgendwann muss man doch wieder herunter. Unten gibt es aber ja auch noch was zu sehen: den Barockpavillon zum Beispiel. Wir checken das Café- und Wildimbiss-Angebot gleich nebenan, betrachten fasziniert den abgesperrten Hornissenbaum und entscheiden uns dann, doch lieber das mitgebrachte Picknick auf einer der Parkallee-Bänke zu verzehren. So werden wir Zeuge, wie ein „Einhorn“ im Eiltempo der Wildimbissbude zustrebt. Der einschaufelige Damhirsch hat ein klares Ziel: die beiden Damen vom Grill, die Brot und Wasser abzugeben haben.

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Wir dagegen kehren – nach einer Ehrenrunde über den Plankenweg durchs Schweine-Revier – zum T-Rex zurück. Mit dem kommen wir allerdings nicht näher an den See heran. Also zurück zum Eichen-Parkplatz, Räder abgeschnallt und Richtung Schloss (wird ebenfalls gerade saniert), Park, See und Kirche. Dann im Womo zurechtgemuggelt. Feierabend.

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Tag 5:

10. September 2020 - Kilometerstand: 10598 km
Von Ivenack über Neubrandenburg, Burg Stargard und 
Klein-Nemerow nach Kratzeburg

Abfahrt: 10.30 Uhr. Erstes Ziel: Neubrandenburg, Stadtteil Broda. Wir lassen das Womo auf dem Wanderparkplatz Brodaer Holz stehen und spazieren bergauf zum Belvedere, einem Tempel-Nachbau, mit Blick auf die Stadt und den Tollensesee. Auf der anderen Seite des Hügels führen Treppenstufen hinab zum Strandbad-Bereich, Badestegen und Beachbar-Area mit Sand, den auch eine penetrante Graugans ganz toll findet. Doch ein Strandwärter steht mit dem Vertreibe-Paddel bereit. Wir dagegen dürfen passieren und flanieren auf dem schönen langen Holzsteg bis weit in den See hinein.

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Zweites Ziel: immer noch Neubrandenburg, aber diesmal platzieren wir uns auf dem innenstadt-näheren Parkplatz zwischen Jahnsportzentrum und Stadt-/Messehalle. Mit den Rädern steuern wir Richtung Stadtmauer, die wirklich einmal rund herum geht. So bekommen wir auch alle vier Stadttore und die knuffigen Wiekhäuser zu sehen, die in und auf der Stadtmauer „kleben“. Wir fahren mal außen im Grünen, mal drinnen auf buckeligem Pflaster, dann wieder zurück zum P-Platz und weiter in die dahinter liegende Parkanlage am See inklusive Anleger für die beiden örtlichen „Kreuzfahrtschiffe“. Zurück am Womo, entdecken wir einen nahebei parkenden Pkw mit WHV-Kennzeichen. Ein Kurz-Plausch mit den beiden dazugehörigen Herren, die gerade ihre Räder auf den Träger schnallen, muss sein. Ein paar lohnende Ausflugsziele ausgetauscht, und weiter geht’s.

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Drittes Ziel: Burg Stargard. Der im Reiseführer angegebene Parkplatz der Sommerrodelbahn ist (wie leider aus technischen Gründen auch die Rodelbahn selbst) geschlossen. Schade, wir hätten gerne eine Rutschpartie gemacht. Wir parken am Rande des nahen Sportplatzes und überlegen beim Zwischenmampf, was wir machen. Zu Fuß in den Ort? Hmmm… nö. Wir fahren direkt zur einzigen Höhenburg Norddeutschlands. Zwischen 20 und 9 Uhr könnte man auf der recht großzügigen Parkfläche gebührenfrei sein Nachtlager aufschlagen (Tagespauschale in der übrigen Zeit: sechs Euro; erste Stunde für Womos: drei Euro, je folgende Stunde: ein Euro Gebühr). Wir bleiben aber nur kurz für eine kleine Spazierrunde im Schlosshof samt erfolgreichem Test des Quetschmünzen-Kurbelautomaten. Man könnte auch (mit Eintrittskarten aus dem Automaten) das Museum besuchen und den Turm besteigen. Oder ins Café gehen. Aber wir wollen wieder zur Seenplatte – einen Übernachtungsplatz suchen.

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Viertes Ziel: Klein-Nemerow am Tollensesee. Auf dem Gratis-Stellplatz wäre zwar noch Platz für uns, aber unser Erkundungsspaziergang durch die kleine Siedlung überzeugt uns noch nicht so recht. Nicht nah genug am See, keine ordentliche Bademöglichkeit – jedenfalls für unseren Geschmack. Außerdem stellen wir fest, dass wir fürs Abendbrot noch einkaufen müssen. Das tun wir im Bethanien-Center am Rande von Neubrandenburg.

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Fünftes Ziel: Wanderrastplatz Kratzeburg am Nordufer des Käbelicksees. Der ist nun wirklich nahe am See und liegt neben einem kleinen Natursportplatz. In wenigen Minuten ist man auf der Badewiese mit Picknicktischen und -bänken. Einen Schwimmsteg im See gibt es auch. Wir nehmen aber erst mal die Räder und erkunden, wohin der Weg in die andere Richtung führt (entlang von Uralt-DDR-Datschen zum Campingplatz). Zurück am Womo, werfen wir uns die Badesachen über. Jetzt müssen wir einfach mal ins Wasser – bei dem schönen Wetter. Und dann gibt es kein Zurück mehr (allein schon, um sich vor den abendlichen Seebesuchern keine Blöße zu geben). Also mutig hinein. Hu, zuerst doch recht kühl, aber der Einstieg ist schön sandig-flach, das Wasser recht klar – und nach ein paar Schwimmrunden doch angenehm. Danach haben wir uns Tee und Abendbrot verdient…

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Tag 6:

11. September 2020 - 
Von Kratzeburg über Ankershagen (Havelquelle)
nach Neustrelitz

Trotzdem sind heute früher zugange. Als hätten wir es geahnt, macht um kurz nach 8 Uhr jemand auf dem Platz Gehupe – kein verärgerter Anwohner, sondern ein Brötchen-Wagen. Das muss genutzt werden: Brötchen und ein Kuchen gehen in unseren Besitz über. Und wir erfahren, dass der Fahrer immer mittwochs und freitags hier die Runde fährt. Also gibt es heute Brötchen zum Rührei. Nachdem auch die Frikadellen für die weitere Fahrt fertiggebraten sind, legen wir diesmal unser Bade-Neopren an und radeln nochmal zum Badeplatz. Doch bevor der erste Zeh eintunken kann, sichten wir bläuliche Schlieren am Rand. Blaualgen? Ein Paddler, der gerade an Land gegangen ist, bestätigt das auch für den weiteren Seebereich. Okay. Keine Schwimmrunde. Also wieder umziehen.

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Vor der Weiterfahrt halten wir noch einen Plausch am Gartenzaun mit einer Sommer-Anwohnerin aus Oranienburg und erfahren einiges über die Geschichte und Eigenheiten der kleinen Freizeit-Seesiedlung. Und wir bekommen einen Besuch der Havelquelle ans Herz gelegt. Mit dem Rad quer durchs Gelände wären es so etwa sieben Kilometer. Da wir aber sowieso weiterreisen wollen, nehmen wir das Wohnmobil und steuern den Havelquellen-Wanderrastplatz bei Ankershagen an. Zum Glück ist nicht ganz so viel los, so dass wir uns locker längs am Rand hinstellen können. Räder abgeschnallt und los. Nicht mal 200 Meter entfernt „fällt“ uns die (dazu erklärte, weil in der freien Natur nicht eindeutig lokalisierbare) Harzquelle in etwas schnöder Bodenbecken-Optik vor die Füße. Drum herum aber ist eine hübsche Picknick-Landschaft mit Erklär- und Schautafeln und der kompletten „Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“-Ballade platziert. Und vom Fußbadbecken rinnsalt tatsächlich etwas Wasser hinein in einen schüchternen Bach. Beeindruckender und naturbelassener geht es wenige Meter in der anderen Richtung zu, beim superschönen Mühlensee.

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Ein ausladender Holzsteg lädt zum Baden ein. Zwei junge Frauen haben etwas anderes vor. Sie pumpen ihre Boards auf und nutzen den Steg als Einstieg zum Stand-Up-Paddling. Ein Haubentaucher taucht, am anderen Ufer schwant ein Schwan höchst majestätisch durch die Binsen (naja, wohl eher Schilf).

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Wir lassen alle vorüberziehen und radeln zurück zum T-Rex. Noch einen kurzen Schlenk zur nahen Ruine einer historischen Mühlenscheune, dann zieht es uns weiter. Kurs Neustrelitz. Spontan-Einkauf im Supermarkt am Wegesrand, dann mogeln wir uns in die hinterste Ecke des kleinen, aber zentralen Parkplatzes zwischen Schlosspark und Zierker See. Einmal über die Useriner Straße geschlappt, und schon ist man mitten drin im Barockgarten mit Tempelchen, Orangerie und Statuen, aber ohne Schloss (1945 ausgebrannt, Ruine 1949 gesprengt).

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Stehenbleiben können wir dem Womo dort aber nicht. Also einmal quer durchs Zentrum, vorbei am Marktplatz mit seinen acht strahlenförmig abgehenden Straßen. Wir biegen in eine davon ab und landen kurz darauf auf einem ruhigen Parkplatz in der Luisenstraße, gleich gegenüber der Strelitzhalle (die sich laut Aufschrift auch Volleyballtempel nennt – weil der PSV Neustrelitz in der zweiten Bundesliga spielt). An diesem späten Nachmittag aber formiert sich erst einmal der vereinseigene Fanfarenzug zur Hallen-Probe, wie wir schmissig noch zu hören bekommen. Wir kurven aber jetzt mal mit dem Rad einmal rund herum um den Glambecker See, der gleich unterhalb des Parkplatzes liegt. Bei unserer Rückkehr spielt schon die Musi‘ in der Halle, wir spazieren noch ein bisschen herum, bevor uns die fertig gerollten Frikadellen zurück ins Womo locken.

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Tag 7:

12. September 2020 - Kilometerstand: 10758 km
Von Neustrelitz nach Rheinsberg

Nach dem Frühstück heißt es Ver- und Entsorgen am Hafen, wo sich auch der offizielle Wohnmobilstellplatz von Neustrelitz befindet. Beim Hafenmeisterbüro gibt es für 50 Cent das Stück Wertmünzen zur Bedienung der Grauwasser-/WC-Klappe nahe des Anlegers wie auch für die Frischwassersäule an der Busspur nahe der Womo-Abteilung des Platzes.

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Doch das ist nur die halbe Miete. Weil wir auch Gas tanken müssen, das es aber nicht an jeder Tankstelle am Wegesrand gibt, steuern wir die Minoil-Tanke in Wesenberg an und machen dort auch gleich den Dieseltank voll. So gestärkt, können wir beruhigt einen kleinen Abstecher nach Brandenburg machen. Kurz vor 12 Uhr landen wir in Rheinsberg mit dem gleichnamigen „Tucholsky-Schloss“. Wir fahren aber erstmal zum Alten Brauhaus, nicht um Bier zu trinken, sondern um den T-Rex „anzuleinen“. Wohnmobile sind auf dem Parkplatz des Gasthauses nämlich ausdrücklich willkommen. Wir fassen es ins Auge, später dort essen zu gehen, radeln aber erst einmal Richtung Schlosspark. Auf halben Wege bleiben wir an der ehemaligen Steingutfabrik hängen und stöbern in den Läden mit Rheinsberg-Keramik.

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Statt Tassen und Tellern kommt allerdings eine extrem lecker riechende Kräuterseife ins Gepäck. Nun aber ruft das Grün ums Schloss herum. Die Räder müssen wir am Tor stehen lassen, lässig stromern wir zum Schloss, einmal herum, hinein in den Museumsshop und durch allerlei grüne Gänge wieder zurück zu den Rädern.

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Flugs aufgesessen – und dann noch mal außen herum ans andere Seeufer zum Ehren-Obelisken für die „preußischen Helden“ im Siebenjährigen Krieg. Panoramablick über den See zum Schloss inklusive.

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Die Rücktour führt uns an die Seepromenade Richtung Seebad, vor dem sich ein idyllisches Sommerfrische-Viertel ausbreitet – mit Hofladen-Gärtnerei nahebei und einem Naturparkplatz, auf dem man sicher auch gut über Nacht stehen könnte. Wir radeln zurück ins Zentrum, kaufen Ansichtskarten in der Touri-Info, quetschen am Anleger für das Ausflugsschiff eine Souvenirmünze und gönnen uns im Biergarten Brandenburger Rostbratwurst vom Open-Air-Holzkohlegrill (yam-yam). Zurück im Womo: Teestunde mit Kartenschreiben und Beinehochlegen.

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Radtour Nummer zwo führt uns erst zum Briefkasten, dann am Eisenbahnmuseum vorbei (mit Nichtraucher-Waggon à la Fliegendes Klassenzimmer), über den Fluss Rhin, durch eine weitere hübsche Siedlung, hinein in den Wald bis zu einer Naturpark-Wiese mit genüsslich kauendem Hochlandvieh aus schottischen Landen. Denen könnte man zwar stundenlang beim Mampfen zugucken, so hübsch wie die sind, doch langsam wird es Zeit fürs Abendessen. Trotzdem legen wir noch einen Schlenker zum historischen Bahnhof ein, entdecken auf der dort aufgehängten Land- und Infokarte den Großen Stechlinsee, erklären diesen kurzerhand zum nächsten Tagesziel und radeln dann endlich zum Schnitzel im Brauhaus-Gasthof (wohl verdient nach einem Gesamt-Radelpensum von 20 Kilometern und lecker bis hin zum letzten Beilagen-Salatblatt).

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Tag 8:

13. September 2020 - Kilometerstand: 10802 km
Von Rheinsberg über Neuglobsow (Großer Stechlinsee)
über Zechlinerhütte nach Mirow

Wie cool ist das denn: Bei der Ankunft auf dem letzten Parkplatz vor dem Großen Stechlinsee überlassen uns die gerade neben uns aufbrechenden Wohnmobilisten ihr angebrochenes Tagesticket. Das gilt noch bis 19 Uhr (ergo: vier Euro gespart). Man muss auch mal Glück haben. Das verlangt nach einem Pfannkuchen-Frühstück. So gestärkt und mit den Badesachen im Gepäck, radeln wir los, quer durch Neuglobsow zum See und ein ganzes Stück durch den Wald am Ufer entlang. Dann finden wir ein lauschiges Plätzchen und hüpfen ins unfassbar klare Wasser des tiefsten Sees von Norddeutschland. Über uns kreist ein Seeadler. Neben uns jagt ein Kormoran. Und später beim Trocknen leisten uns Libellen und eine Eidechse Gesellschaft. So lässt es sich aushalten.

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Am Nachmittag geht es zurück. Noch eine Runde durch den Sommerfrische-Ort, der auf eine Glashütten-Siedlung zurückgeht und (natürlich) schon von Fontane bereist wurde, dann Teestunde im Womo.

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Wir könnten hier übernachten, müssten dann aber morgens um 8 Uhr weiter oder ein neues Ticket ziehen. Also rollen wir weiter, gucken, was der Parkplatz gegenüber vom (wegen Corona leider geschlossenen) Alfred-Wegener-Museum in Zechlinerhütte so als Nachtlager hergibt. Nicht genug, um uns hierzubehalten. Den nächsten Versuch starten wir in Mirow. Fast schon im Dunkeln ergattern wir den vorletzten freien Platz auf dem Wohnmobilstellplatz am Schlosspark. Etwas eng, und die Stromsäule schluckt mehr Geld, als sie am Ende an Strom ausspuckt. Aber ansonsten erwartet uns eine ruhige und erholsame Nacht.

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Tag 9:

14. September 2020 - 
Von Mirow über Reblin und Marienfelde nach Malchow

Ein früher Morgenspaziergang führt uns durch das – wegen Sanierung gerade „eingepackte“ – Torhaus zum Schloss und der dahinter liegenden Liebesinsel, die höchst idyllisch in den Mirower See hineinragt. Dann drehen wir noch eine Runde durch den Ort und kehren mit Brötchen fürs Frühstück zum T-Rex zurück. Dafür haben wir aber ein anderes Plätzchen im Sinn. Wir fahren weiter nach Rechlin und stellen uns auf den Parkplatz am Luftfahrttechnischen Museum.

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Als wir aufgemampft haben, öffnet auch das Museum, das von zwei Vereinen auf die „Flügel“ gestellt wurde und sich auf dem Gelände der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe (im Dritten Reich) befindet, das wiederum nach 1945 von den sowjetischen Streitkräften genutzt wurde. Zudem wurde 1948 auf Teilen der ehemaligen Erprobungsstelle die Schiffswerft Rechlin errichtet. Entsprechend viele Schauobjekte zu Luft und zu Wasser sind zu entdecken. Einige werden noch restauriert, was wir an diesem Tag ebenfalls miterleben können. In den Hallen wird auch die Geschichte der Luftfahrt aufdröselt. Und ein bisschen Fluch der Karibik gibt es (ungewollt) auch. Die lebensgroße Demo-Puppe im – unter der Hallendecke baumelnden – Otto-Lilienthal-Fluggerät erinnert doch glatt an Jack Sparrow.

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Hier kann man schon ein paar Stunden zubringen. Danach ist uns nach Natur. Wir erkunden die Rechliner Badestelle, die etwas abseits vom Parkplatz liegt, im Großen und Ganzen eine große Wiese ohne Schattenplätze und dazu schon gut besucht ist. Ein bisschen zu trubelig für unseren Geschmack, aber weiterfahren wollen wir auch noch nicht. Wir stromern zurück zum Womo, parken etwas weiter weg im Schatten, holen die Stühle heraus, setzen uns ins Grüne und genießen die paradiesische Ruhe inklusive zirpender und zwitschernder Naturgeräusche.

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Fürs Baden suchen wir uns aber einen anderen Ort. Über Röbel gelangen wir nach Marienfelde und finden dort zuerst zwei kostenfreie Parkflächen neben bzw. schräg gegenüber des Campingplatzes und dann die 1a-Badestelle hinter dem Campingplatz. Das verlangt ein paar ausgiebige Schwimmrunden in der Müritz.

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Am späten Nachmittag schauen wir, ob der Parkplatz der Sommerrodelbahn bei Malchow einen guten Übernachtungsplatz abgeben würde. Nach Geschäftsschluss soll da aber keiner mehr parken, also stellen wir uns auf den Malchower Parkplatz auf dem südlichen Festland der Inselstadt (fünf Gehminuten vom Damm zur Altstadt entfernt). Nach dem Abendbrot ist noch ein Spaziergang zum nahen Kloster drin – und abends mit Beleuchtung.

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Tag 10:

15. September 2020 - Kilometerstand: 10958 km
Von Malchow nach Damerow

Heute Morgen geht es mit dem Fahrrad über den Damm hinein in die Malchower Altstadt. Unsere Suche nach einem Bäcker, bei dem man auch frühstücken kann, führt uns zur Drehbrücke. Wir haben (aus entspannter Urlauber-Sicht gesehen) Glück, denn die Schranke geht herunter, die Brücke dreht auf, und die schon wartende Armada der Freizeitkapitäne darf durchschlüpfen – einer nach dem anderen, erst aus der einen, dann aus der anderen Richtung. Einige Bootjefahrer werfen dem Brückenwärter gekonnt einen Obolus zu, seine markigen Sprüche gibt es gratis dazu. Dann dreht die Brücke wieder zu, und wir können auf die andere Seite. Auch hier könnte man brückennah einkehren, das Café-Angebot ist uns fürs Frühstück aber zu exklusiv.

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Wir setzen unsere Bäcker-Suche fort, erhalten in der Touri-Info die passende Touri-Info, radeln die Güstrower Straße entlang, biegen in die Stauffenbergstraße ein, schieben rechts eine Rampe hoch und landen erst bei einem Spiel-Sport-Freizeit-Laden (wo es Ansichtskarten und in der kleinen integrierten Poststelle auch Briefmarken gibt) und dann bei der Bäckerei Junge gleich gegenüber, wo es ordentlich Frühstücksauswahl gibt. Danach radeln wir eine Extrakurve zur Malchower Stadtwindmühle. Wir haben Glück, die Mühle hat noch eine halbe Stunde geöffnet. Wir erklimmen die drei Schauböden des Galerie-Holländers, kommen ins Gespräch mit dem städtischen Mitarbeiter, der dort nach dem Rechten schaut und dürfen mit seiner Begleitung auf den sonst gesperrten (weil sanierungsbedürftigen) „Rundherum-Balkon“. Wieder unten, schließt der Mann hinter uns zu und wir gucken kurz in das kleine Klinkergebäude nebenan hinein, wo der Malchower Keramikzirkel dekorative Objekte für Haus und Garten verkauft. Dann machen wir uns auf den Rückweg.

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Nun müssten wir dringend die Toilette leeren. Drei Womo-/Camping-Platz-Stationen erweisen sich leider als Nieten (Haus Waldesruh in Petersdorf bietet gerade keine Entsorgung mehr für Womos an, der Platz am Lenzer Hafen hat nur feste Entsorgungszeiten (wir haben Mittag, die Klappe wird aber erst wieder um 16 Uhr geöffnet) und der Campingplatz am Plauer See ist unverschämt teuer (acht Euro für Nicht-Gäste). Wir biegen daher erst mal zur Sommerrodelbahn ab. Wir gönnen uns jeder sechs Fahrten. Huiiiii….

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Danach versuchen wir es bei der Bootshalle Malchow. Der Hafenmeister erweist sich als coole Socke, lässt uns auf den komplett belegten Platz, zeigt uns die Entsorgungsstation und lässt uns mit den Worten „wenn ihr wieder fahrt, legt mir im Kontor einen Euro für ein Bier auf den Tisch“ allein, weil er jetzt weg muss, um ein Boot „umzuparken“. Wir lassen zwei Euro da. Unser nächstes Zwischenziel erreichen wir über Umwege, weil uns kurz vorher natürlich eine Straßen-Komplettsperrung die Direkt-Tour Weg vermasselt. Aber am Ende gelangen wir doch zum Naturparkplatz am Jabelschen See.

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Sehr idyllisch und (weil straßentechnisch gerade so extrem abgeschnitten) sehr wenig belegt. Nur zwei weitere Bullis/Pkws stehen schon da. Wir machen die Reihe am Schilfufer komplett, werfen Badekluft über und plantschen ins Wasser. Super-Badestelle mit fußknabbernden Mini-Fischen. Und eigentlich ein schöner Platz zum Übernachten – auch wenn nicht ganz klar ist, ob unser „Naturteil“ noch zum Parkplatz gehört (nebenan ist nämlich gerade eine neue gepflasterte Fläche – mit null Platz für Wohnmobile – angelegt worden, aber noch mit Flatterband abgesperrt). Also kurven wir weiter nach Damerow zum Wisentgehege. Davor liegt ein kleinerer gepflasterte Parkplatz mit großer Grünfläche dahinter, auf der man zwar parken darf (aber ein Schild weist darauf hin, dass angeblich jeden (!!!) Tag frühmorgens gemäht wird). OKay, da sollen also keine Womos über Nacht stehen. Dann stellen wir uns eben auf den Platz davor und aktivieren erneut die Fahrräder, um den Eingangsbereich des Geheges samt Spielplatz im Wald zu inspizieren.

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Danach drehen wir noch eine kleine Runde durch das Mini-Kleingartengelände neben dem Parkplatz, werden aber von einem Anwohner, der hinter seinem Haus am Puzzeln ist, sehr rüde verjagt. Also radeln wir stattdessen noch ein bisschen ins Dorf hoch und treffen einen anderen Anwohner, der sehr viel freundlicher ist und mit uns plaudert. Wir bekommen unseren Eindruck bestätigt: Selbst in idyllisch gelegenen Mini-Dörfchen sind sich nicht immer alle untereinander grün.

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Das klappt mit Campern oft besser. So auch dieses Mal. Zurück am Womo, schlendern wir nämlich mal kurz zu dem Campermobil mit einem jüngeren Paar aus Hamburg hinüber, das in der Zwischenzeit ebenfalls auf dem Parkplatz Aufstellung genommen hat. Dort wird gerade fürs Abendbrot gegrillt. Wir wollen gar nicht lange stören, aber es entspinnt sich ein solch nettes Gespräch über die bisherigen Reisestationen, dass wir doch so lange bleiben, bis die Würstchen fertig sind. Wir einigen uns, die Unterhaltung später nach dem jeweiligen Abendbrot fortzusetzen und huschen zu unserem eigenen Mampf in den T-Rex. Danach schnappen wir unsere Klappstühle und gesellen uns zum Campingtisch der Hamburger, die übrigens André und Marion heißen. Die beiden haben mit einem Windlicht illuminiert, aber uns herum wird es nach und nach so dunkel, dass man sogar die Milchstraße am Himmel sehen kann. Und dann erklingt auf einmal irgendwo vom See ein Alphorn herüber und mischt sich unter die vom Gehege herüberwehenden Naturgeräusche. Völlig unwirklich, aber total schön. Das Konzert, das mit Jodler-Klänge begonnen hat, endet nach einer Weile mit einem sehr stimmungsvollen Amazing Grace. Schöner kann ein Tag nicht enden.

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Tag 11:

16. September 2020 - Kilometerstand: 11060 km
Von Damerow über Waren, Klink und Krakow am See
nach Burg Schlitz

Wir müssen einkaufen!

Am Stadtrand von Waren an der Müritz finden wir einen Supermarkt, der sogar Kluntje für unseren Ostfriesentee im Sortiment hat. Jaaaa! Danach versuchen wir, den Parkplatz Auf dem Nesselberg zu finden, der laut Womo-Reiseführer groß und gratis sein soll. Doch entweder sind wir von der falschen Seite hineingefahren, oder das Gebiet wurde inzwischen zugebaut. Den Platz finden wir jedenfalls nicht, dafür gerade so ein Plätzchen am Straßenrand, müssen aber die Spiegel einklappen und auf das Wohlwollen der örtlichen Ordnungshüter hoffen. Wir fragen kurzerhand bei den gerade passierenden Streifenpolizisten nach. Für die ist das okay, wie wir stehen. Also bleiben wir, schnappen die Räder und radeln erst ein bisschen in die Landschaft hinein zum Badestrand und zur dahinter liegenden Mufflon-Wiese, dann wieder zurück und weiter zum Hafen von Waren.

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Dort herrscht geschäftiges Touri-Treiben zwischen Segel-, Motor- und Aussichtsbooten. Zwischendurch erklingt – pünktlich um 12 Uhr – vom „Kappenturm“ der St. Marien-Kirche das Glockenspiel. Wir radeln weiter zum Neuen Markt und gönnen uns HotDog (mit allem Drum und Dran) und Bratwurst im Brötchen vom mobilen Wurststand mit lustigem Betreiberpaar. Dann geht es wieder am Hafen vorbei Richtung Womo.

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Bevor wir aber den T-Rex satteln, legen wir noch eine Extrarunde ein – und entdecken die grüne Olympiaanlage, die anlässlich der Spiele von 1936 angelegt wurde. Schmucke Villen auf waldiger Anhöhe (praktisch für den Blick auf die Müritz), interessante Parkgestaltung. Aber nun wirklich zurück zum Womo…

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Über Klink (mit Schnell-Foto aus dem Fenster vom gleichnamigen Schloss (jetzt Hotel), steuern wir Schlitz an – mit gleichnamigem Schloss (jetzt Hotel). Dazwischen „lagern“ aber noch ein paar Zwischenstationen. Zuerst landen wir in Krakow am See und finden ein Plätzchen auf dem Wanderparkplatz der örtlichen Halbinsel mit der historischen Badeanstalt (der ersten von Meck-Pomm – mit Reetdach). Letztere hat wegen Corona geschlossen, doch der Aussichtsturm Jörnberg empfängt Besucher. Nach 126 Stufen erwartet die Bezwinger dieses gemauerten Rapunzelturms ein sagenhafter Rundblick über den Krakower See. Danach nehmen wir unterwegs noch den Aussichtsturm am Naturpark Nossentiner Heide (mit der denkwürdigen Adresse „Platz des Friedens“) mit. Am frühen Abend rollen wir schließlich auf dem großen Wanderparkplatz ein, schräg gegenüber der laaangen Zufahrt zum Schloss – die kaum sichtbar aber doch fies ansteigt, wie wir beim Draufzuradeln feststellen.

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Vor dem Haupteingang des Hotel-Restaurants haben mehrere schmucke Oldtimer Aufstellung genommen. Uns gefällt der BMW von 1938 optisch einfach am allerbesten. Und das ist auch zufällig der Wagen jenes Ehepaars, mit dem wir dort wie von selbst ins Gespräch kommen. Die beiden (ursprünglich aus Perleberg, jetzt aus Solingen) sind begeisterte Erzähler, und wir dürfen von den schick-nostalgischen Auto-Innereien ausgiebig Fotos machen. Mit dem Fahrrad „kratzen“ wir zumindest noch ein bisschen am Park, der vermutlich noch viel weitläufiger ist, als auf Anhieb zu erkennen – der aber an dem Abend nicht in allen Teilen zugänglich zu sein scheint. Zum imposanten Nymphen-Brunnen dringen wir allerdings noch vor. Aber jetzt ruft uns der T-Rex sowieso zum Essen… also, zu UNSEREM Essen!

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Tag 12:

17. September 2020 - Kilometerstand: 11166 km
Von Burg Schlitz über Bad Doberan nach Heiligendamm

Nach dem diesmal nicht ganz so frühen Aufstehen wird erst einmal ein Plan geschlachtet, in welche Richtung wir nun eigentlich weiter wollen. Wir lassen die bisherigen Eindrücke kurz nachklingen und entscheiden: Wir haben genug Seen „geseen“ und wagen nun doch einen Schwenk zur Ostsee (was wir uns wegen Corona, der Spät-Ferienzeit und entsprechend zu erwartendem Besucher-Aufkommen zuerst verkniffen hatten). Also los… Erstes Ziel: Bad Doberan. Auch, weil wir ein bisschen Sommerrodelbahn-Blut geleckt haben. Auf der dazugehörigen Parkfläche ist Platz für uns. Wir gönnen uns gleich eine 20-Fahrten-Karte für 38 Euro, also zehn Fahrten für jeden. Die Bahn ist etwas länger, aber auch steiler als die in Malchow. Und deshalb, huiii…, erreichen wir Spitzengeschwindigkeiten zwischen 39,63 und 43,42 km/h, was man am Fotobildschirm der Anlage prima nachlesen kann.

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Am frühen Nachmittag brechen wir wieder auf, um den vorher ausgeguckten Parkplatz am Jagdhaus – mit vier ausgewiesenen Womo-Stellflächen – in Bad Doberan anzusteuern. Und um dort auf jeden Fall einen Übernachtungsplatz zu ergattern. Unsere Sorge, am zweiten Ziel (Seedeichstraße 18) nicht mehr zum Zuge zu kommen, ist allerdings komplett unbegründet. Der Platz ist – bis auf zwei Pkw und ein Wohnmobil aus unserer nordwestdeutschen „Nachbarschaft“ (= Westerstede) – völlig leer. Wir platzieren den T-Rex, schwingen uns auf die Räder und folgen dem Strand-Schild, das uns durch ein Wäldchen an die Ostsee-Promenade führt. Dort merken wir: Boah! Wir sind ja schon in Heiligendamm, dem allerersten Seebad Deutschlands und legendären G8-Gipfel-Ort 2007.

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Wir rollen auf die Promenade und „schieben einen durch“, weil hier nur spaziert werden darf. Die Räder binden wir dann nach ein paar Schritten aber eh an – eine einladende Milchbar (und dem süßen Namen „Coco“) lockt uns mit Eis. Angesichts solcher Sorten wie Sanddorn, Milchreis und Butterkeks müssen drei Kugeln für jeden in der Waffel einfach sein… Schleckend begucken wir Strandkörbe, Sand und rauschende See auf der einen Seite der Promenade und schon sanierte, sanierungsbedürftige und noch im Saniertwerden begriffene Bädervillen auf der anderen. Am Ende thront das schmucke G8-Gipfel-Hotel links. Rechts ragt die eher schlichte Seebrücke stramm in die Ostsee hinein. Sitzbänke zum Genießen des strahlenden Sommerwetters im September und zum Zuschauen bei den Anglern finden sich dort aber trotzdem.

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Auf dem Rückweg (ab Milchbar wieder mit Fahrrad) drehen wir noch eine Kurve zum Bahnhof mit der nostalgischen Bäderbahn „Molli“.In Betrieb gegangen 1886, ist sie die älteste Schmalspurbahn an der Ostseeküste. Wir erleben die dampfende Abfahrt mit, aber es ist die letzte Fahrt des Tages, also tun wir das vom Bahnsteig aus. Aber mit dem „Molli“ fahren wollen wir! Am nächsten Tag. Mit dem Fahrplan in der Tasche radeln wir zurück zum Womo. Abendbrot. Feierabend.

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Tag 13:

18. September 2020 - Kilometerstand: 11252 km
Unterwegs mit der Molli-Bäderbahn
Danach von Heiligendamm nach Eutin

Schon um 8 Uhr (ab da wird unser Jagdhaus-Parkplatz gebührenpflichtig) wechseln wir unseren Standplatz und stellen uns an den Randparkplatz (mit Extra-Bereich für Wohnmobile) in der Straße „Kinderstrand“, was näher beim Molli-Bahnhof liegt. Zu löhnen sind 50 Cent pro Stunde, maximal 5 Euro pro Tag am Automaten. Wir treffen mit unserem Münzeinwurf praktisch die Mitte, denn nach unserer Molli-Reise wollen wir ja wieder weiter. Doch zuerst geht es mit dem Rad zum Bahnhof. Dort holen wir uns zwei Tickets für die Gesamtstrecke (jeweils 16 Euro), die da lautet: Bad Doberan – Heiligendamm – Kühlungsborn. Wir dampfen und schnaufen erst in die eine Richtung (Bad Doberan), dann in die andere (wieder über H’damm), steigen unterwegs an der Haltestelle Steilküste aus, schlendern ans Wasser (wo die Steilküste aber eher weniger steil, sondern eher ein Kullersteinstrand ist), legen dort ein Mini-Picknick ein (direkt aus dem Rucksack) und fahren dann weiter nach Kühlungsborn.

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Dort gibt es drei Aussteigestellen. Wir wählen Kühlungsborn-West. Dort befindet sich gleich neben dem Bahnhofsgebäude nämlich das Molli-Museum. Das ist klein, aber fein, und hätten wir es eher gepeilt, hätten wir trotzdem noch den nächsten Zug zurück zur vorherigen Kühlungsborn-Station erwischt. Kein Ding, denken wir uns leichtsinnig, gehen wir halt zu Fuß zurück. Aber der Weg Richtung Touri-Ladenmeile und Seebrücke ist dann doch weiter als (und nicht so sehenswürdig wie) erwartet. Am Ende (mit der „tickenden“ Parkuhr in Heiligendamm im Hinterkopf) müssen wir uns entscheiden: zum Bäcker, den knurrenden Magen beruhigen – oder stracks zur Seebrücke. Der Magen siegt, und dann müssen wir ja noch den Bahnhof Kühlungsborn-Ost finden. Also nix mit Seebrücke. Naja, man kann nicht immer gewinnen…

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Immer sind wir rechtzeitig wieder im Molli und zurück am Wohnmobil. Punkt 13.30 Uhr lassen wir den T-Rex von der Leine. Unser heutiges Tages- und Übernachtungsziel heißt Eutin, denn langsam wollen wir nun Richtung Heimat. Erst einmal aber müssen wir entsorgen. Deshalb drehen wir noch eine kleine Ehrenrunde über Elmenhorst, wo wir bei der Firma Stuhr eine günstige Gelegenheit zum Ablassen finden. Und dann steuern wir direktemang in die Holsteinische Schweiz. In Eutin decken wir uns erst noch ein bisschen im Supermarkt ein, dann rollen wir auf den P+R-Platz Elisabethstraße direkt hinter dem Bahnhof, wo es ein paar Extra-Plätze für Wohnmobile gibt. Ist zwar ziemlich mittendrin, aber gar nicht mal so trubelig-laut wie befürchtet. Aber noch ist eh nicht Schlafenszeit. Wir schnallen die Räder ab und fahren durch die Unterführung in die schnuckelige Innenstadt mit schöner See-Szenerie und (ja auch hier) einem Schloss dabei. Wir gondeln zur Uferpromenade, horchen ein bisschen an den Hörstationen zur Lokalgeschichte, drehen eine Runde zum Schloss-Innenhof und dann zum Marktplatz. Entspannte Feierabend-Atmosphäre allerorten. Wir kurven entspannt mit und landen schließlich (abendbrot-hungrig) wieder beim T-Rex.

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Tag 14:

19. September 2020 - Kilometerstand: 11450 km
Von Eutin über Trappenkamp und Hamburg nach Wilhelmshaven

Um kurz nach 10 Uhr heißt es: Heimfahrt. Mittagsrast legen wir in Trappenkamp auf dem kostenlosen Stellplatz am Sportzentrum ein. Eine gute Entscheidung, sich noch einmal in aller Ruhe zu stärken – wie sich später noch herausstellt. Denn irgendwie kriegen wir auf der A1 doch nicht rechtzeitig die Kurve, um das gesperrte Teilstück so zu umfahren, dass wir NICHT im vollgestopften Hamburg landen. Wir kämpfen uns tapfer durch eine Straßenverstopfung nach der anderen, kriegen es sogar noch hin, unterwegs irgendwie in der Hansestadt zu tanken und sind dann irgendwann doch auf der richtigen Route Richtung Heimat. Ankunft: 18 Uhr. Puh!

Die weiteren Daten zur Ankunft:
Kilometerstand: 11808 km
gefahrene Gesamt-Kilometer der Tour: 1810 km